Книга - Gelobt

a
A

Gelobt
Morgan Rice


Weg der Vampire #7
In GELOBT (Band 7 der Weg der Vampire) finden sich Caitlin und Caleb im mittelalterlichen Schottland wieder, im Jahr 1350, einer Zeit von Rittern in glänzender Rüstung, von Burgen und Kriegern, und der Suche nach dem heiligen Gral, der den Schlüssel zur wahren Unsterblichkeit für Vampire enthalten soll. An den Ufern der uralten Isle of Skye landend, einer fernen Insel vor der Westküste Schottlands, wo nur die erlesensten Krieger leben und trainieren, werden sie zu ihrer höchsten Freude mit Sam und Polly, Scarlet und Ruth wiedervereint, einem menschlichen König und seinen Kriegern, und mit Aidens gesamtem Clan. Bevor sie ihre Mission nach dem vierten und letzten Schlüssel fortsetzen können, ist für Caleb und Caitlin die Zeit gekommen, zu heiraten. Vor der atemberaubensten Kulisse, die Caitlin sich je erhoffen könnte, wird eine aufwendige Vampirhochzeit geplant, einschließlich all der uralten Rituale und Bräuche, die dazugehören. Es ist die Hochzeit des Jahrhunderts, penibel geplant von Polly und den anderen, und Caitlin und Caleb sind glücklicher als je zuvor. Zugleich verlieben sich, zu ihrer eigenen Überraschung, Sam und Polly zutiefst ineinander. Während ihre Beziehung sich verstärkt, überrascht Sam Polly mit seinem eigenen Schwur. Und Polly überrascht ihn mit ihren eigenen schockierenden Neuigkeiten. Doch unter der Oberfläche ist nicht alles gut. Blake ist wieder aufgetaucht, und seine tiefe Liebe zu Caitlin könnte ihre Vereinigung gerade noch gefährden, just am Tag vor ihrer Hochzeit. Sera ist ebenfalls wieder aufgetaucht und schwört, dass sie zerbrechen will, was sie nicht haben kann. Auch Scarlet findet sich in Gefahr wieder, als die Quelle ihrer tiefen Kräfte enthüllt wird – zusammen mit der Erkenntnis über ihre wahren Eltern.





Morgan Rice

Gelobt (Band #7 Der Weg Der Vampire)





Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Daniela Jakwerth




Ausgewählte Kommentare zu den DER WEG DER VAMPIRE



„Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die über das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....schön geschrieben und extrem schnell zu lesen.“

    --Black Lagoon Reviews (über Turned—Gewandelt)



„Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten…erfrischend und ungewöhnlich. Die Serie dreht sich um ein Mädchen…ein außergewöhnliches Mädchen!…Einfach zu lesen, doch extrem rasant… Bedingt jugendfrei.“

    --The Romance Reviews (über Turned—Gewandelt)



„Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht locker… diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“

    --Paranormal Romance Guild {über Turned- Gewandelt}



„Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“

    --vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)



„Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakulär war, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“

    --The Dallas Examiner {über Loved—Vergöttert}



„Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu führen wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“

    --vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)



„Morgan Rice erweist sich erneut als äußerst talentiert im Geschichtenerzählen…Dies wird eine große Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“

    --The Romance Reviews (über Loved—Vergöttert)



Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!



Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

demnächst auf Deutsch erhältlich

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)

A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)

VOWED – GELOBT (Band #7)

demnächst auf Deutsch erhältlich

FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)

RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)

CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)

FATED  – BERUFEN (Band #11)













Hören (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an!


iTunes (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4)


Amazon (http://www.amazon.de/Morgan-Rice/e/B004KYW5SW/ref=ntt_athr_dp_pel_1)


Audible (http://www.audible.com/pd/ref=sr_1_1?asin=B006LAKL34&qid=1323958119&sr=sr_1_1)


Copyright © 2013 Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, verteilen oder übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

Dieses Ebook ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zufällig.

Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser Künstler aufnehmen möchten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice.



FAKT:

Die abgeschiedene Insel Skye (nordisch für „die nebelige Insel“) vor der Westküste Schottlands ist ein uralter Ort, wo Könige lebten und kämpften, wo heute noch Burgen stehen und wo Jahrhunderte lang Elite-Krieger ausgebildet wurden.


FAKT:

Auf der Insel Skye gibt es eine Stelle in der Landschaft namens Faerie Glen, das Feental, von dem gesagt wird: Wenn man sich dort etwas wünscht, muss es in Erfüllung gehen.


FAKT:

Die Kapelle von Rosslyn, einer kleinen Stadt in Schottland, ist weit verbreiteten Gerüchten zufolge der letzte Aufenthaltsort des Heiligen Grals, der gerüchteweise hinter einer Geheimwand in einer unterirdischen Krypta verborgen ist.


JULIA: Welch Tröstung kannst du diese Nacht begehren?

ROMEO: Gib deinen treuen Liebesschwur für meinen!

JULIA: Ich gab ihn dir, eh du darum gefleht;
Und doch, ich wollt, er stünde noch zu geben....
So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe
So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe,
Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich.

    --William Shakespeare, Romeo und Julia
    (Deutsch von A. W. von Schlegel)






KAPITEL EINS


In den Highlands, Schottland

(1350)



Caitlin erwachte im Licht einer blutroten Sonne. Sie bedeckte den ganzen Himmel, ein unmöglich großer Ball am Horizont. Im Gegenlicht war eine einsame Silhouette zu sehen, eine Gestalt, von der sie spürte, es konnte nur ihr Vater sein. Er streckte ihr beide Arme entgegen, als wollte er, dass sie zu ihm lief.

Sie wollte es mit aller Kraft. Doch als sie versuchte, sich aufzusetzen, stellte sie fest, dass sie an einen Felsen gekettet war, ihre Handgelenke und Füße mit Eisenschnallen befestigt. In einer Hand hielt sie drei Schlüssel – die Schlüssel, die sie brauchte, um ihren Vater zu erreichen – und in der anderen ihre Halskette, dessen kleines Silberkreuz auf ihrer Handfläche baumelte. Sie strengte sich an, so sehr sie konnte, doch sie konnte sich nicht rühren.

Caitlin blinzelte, und plötzlich stand ihr Vater über ihr und lächelte zu ihr hinunter. Sie konnte die Liebe spüren, die von ihm ausging. Er kniete nieder und entriegelte sanft ihre Fesseln.

Caitlin lehnte sich vor und umarmte ihn, und sie konnte seine Wärme spüren, seine beruhigende Gegenwart. Es fühlte sich so gut an, in seinen Armen zu sein; sie konnte spüren, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.

„Es tut mir leid, Vater. Ich habe dich enttäuscht.“

Er lehnte sich zurück und blickte sie lächelnd an, während er ihr direkt in die Augen starrte.

„Du hast alles getan, was ich mir nur erhoffen konnte, und noch mehr“, antwortete er. „Nur ein letzter Schlüssel, dann werden wir zusammen sein. Für immer.“

Caitlin blinzelte, und als sie ihre Augen wieder öffnete, war er verschwunden.

An seiner Stelle waren da zwei Gestalten, die reglos auf einer felsigen Ebene lagen. Caleb und Scarlet.

Plötzlich erinnerte sich Caitlin. Ihre Krankheit.

Sie versuchte, sich vom Felsen zu erheben, doch sie war immer noch angekettet, und so sehr sie sich bemühte, sie konnte sie nicht erreichen. Sie blinzelte, und Scarlet stand plötzlich über ihr und blickte auf sie hinunter.

„Mami?“, frage sie.

Scarlet lächelte auf sie hinunter und Caitlin spürte, wie sie von Liebe umhüllt wurde. Sie wollte sie umarmen und kämpfte so stark sie konnte gegen die Fesseln an, doch sie konnte sich nicht befreien.

„Mami?“, fragte Scarlet erneut und streckte ihr eine einzelne kleine Hand entgegen.

Caitlin schoss kerzengerade in die Höhe.

Keuchend fuhr sie mit den Händen ihre Seiten entlang, um festzustellen, ob sie immer noch angekettet war, oder frei war. Sie konnte ihre Hände und Füße frei bewegen, und als sie sich umblickte, sah sie keine Spur von Ketten. Sie blickte hoch und sah eine riesige blutrote Sonne am Horizont stehen, dann blickte sie um sich und stellte fest, dass sie auf einer felsigen Ebene lag. Genau wie in ihrem Traum.

Das Morgenrot brach gerade über dem Horizont herein. So weit ihr Auge reichte standen von Nebel umhüllte Berggipfel unendlich schön gegen den weiten Himmel. Sie schaute in das dämmrige Morgenlicht, versuchte, ihre Umgebung auszumachen, und dabei machte ihr Herz einen Sprung. In der Ferne lagen zwei reglose Gestalten. Sie konnte bereits ahnen, wer es war: Caleb und Scarlet.

Caitlin sprang auf die Füße und rannte zu ihnen hinüber, kniete sich zwischen sie, legte jedem von ihnen eine Hand auf die Brust und schüttelte sie sanft. Ihr Herz pochte vor Furcht, während sie sich bemühte, sich die Ereignisse ihrer vorhergehenden Inkarnation in Erinnerung zu rufen. Ein grässliches Bild nach dem anderen schoss ihr durch den Kopf, als sie sich erinnerte, wie krank sie gewesen waren; Scarlet von Pestbeulen übersät und Caleb an Vampirgift sterbend. Als sie sie zuletzt gesehen hatte, schien es sicher, dass sie beide sterben würden.

Caitlin griff sich an ihren eigenen Hals und spürte die beiden kleinen Narben. Sie erinnerte sich an jenen letzten, schicksalhaften Augenblick, da Caleb von ihr getrunken hatte. Hatte es funktioniert? Hatte es ihn zurückgebracht?

Caitlin schüttelte beide aufgebracht.

„Caleb!“, schrie sie. „Scarlet!“

Caitlin spürte, wie ihr die Tränen kamen, während sie versuchte, nicht daran zu denken, wie das Leben ohne die beiden sein würde. Es war zu viel, um es überhaupt zu erwägen. Wenn sie nicht bei ihr sein konnten, würde sie lieber nicht weitermachen.

Plötzlich rührte sich Scarlet. Caitlins Herz flog vor Hoffnung hoch, während sie zusah, wie sie sich regte und dann langsam, schrittweise, die Hand hob, um sich die Augen zu reiben. Sie blickte zu Caitlin hoch, und Caitlin konnte sehen, dass ihre Haut vollständig verheilt war, ihre kleinen blauen Augen klar und strahlend.

Scarlet brach in ein breites Lächeln aus, und Caitlins Herz hob sich.

„Mami!“, sagte Scarlet. „Wo warst du?“

Caitlin kamen Freudentränen, während sie Scarlet zu sich zog und sie festhielt. Über ihre Schulter sagte sie: „Ich bin genau hier, Süße.“

„Ich habe geträumt, dass ich dich nicht finden kann“, sagte sie. „Und dass ich krank war.“

Caitlin atmete erleichtert auf, spürend, dass Scarlet vollständig geheilt war.

„Es war nur ein böser Traum“, sagte Caitlin. „Dir geht es jetzt wieder gut. Alles wird wieder gut.“

Ein plötzliches Bellen ertönte, und Caitlin sah Ruth um die Ecke stürmen, direkt auf sie zu. Sie war überglücklich, dass auch sie es hierher geschafft hatte, und staunte, wie groß Ruth geworden war, nun ein ausgewachsener Wolf. Und doch benahm Ruth sich noch wie ein Welpe, aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd, während sie Scarlet in die Arme lief.

„Ruth!“, schrie Scarlet, löste sich von Caitlin und umarmte sie.

Ruth konnte ihre Aufregung kaum zügeln und stürmte mit solcher Kraft auf Scarlet zu, dass es sie umwarf.

Scarlet hüpfte wieder hoch und schrie vor Lachen und Entzücken.

„Was soll dieser Wirbel?“, kam eine Stimme.

Caleb.

Caitlin fuhr herum, ganz kribbelig beim Klang von Calebs Stimme. Da stand er nun über ihr und lächelte. Sie konnte es nicht glauben. Er sah so jung und gesund aus, besser, als sie ihn je gesehen hatte.

Sie sprang auf und umarmte ihn, so dankbar, dass er am Leben war. Sie spürte seine starken Muskeln, als er ihre Umarmung erwiderte, und es fühlte sich so gut an, wieder in seinen Armen zu sein. Endlich war alles wieder in Ordnung mit der Welt. Es war wie ein langer böser Traum gewesen.

„Ich hatte solche Angst, dass du tot wärst“, sagte Caitlin an seiner Schulter.

Sie lehnte sich zurück und sah ihn an.

„Erinnerst du dich?“, fragte sie. „Erinnerst du dich daran, dass du krank warst?“

Er runzelte die Stirn.

„Vage“, antwortete er. „Es fühlt sich alles wie ein Traum an. Ich erinnere mich… Jade gesehen zu haben. Und… dass ich von dir trank.“ Plötzlich sah sie Caleb mit weiten Augen an. „Du hast mich gerettet“, sagte er überwältigt.

Er nahm sie fest in die Arme.

„Ich liebe dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr, während er sie festhielt.

„Ich liebe dich auch“, antwortete er.

„Papi!“

Caleb hob Scarlet hoch und umarmte sie fest. Dann beugte er sich hinunter und streichelte Ruth, und Caitlin ebenso.

Ruth hätte nicht glücklicher sein können mit all dieser Aufmerksamkeit; sie sprang hoch und winselte und versuchte, sie ebenfalls zu umarmen.

Nach einiger Zeit nahm Caleb Caitlins Hand, und gemeinsam drehten sie sich herum und blickten über den Horizont. Ein sanftes Morgenlicht erfüllte den endlosen Himmel vor ihnen, wo Berggipfel den Horizont durchstachen und das rosige Licht den Nebel in Wirbeln durchzog. Die Gipfel erstreckten sich in die Ewigkeit, und als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie auf einer Höhe von über tausend Metern standen. Sie fragte sich, wo auf Erden sie sein konnten.

„Das habe ich mich auch gerade gefragt“, sagte Caleb, der ihre Gedanken las.

Sie betrachteten den Horizont, drehten sich in alle Richtungen.

„Erkennst du irgendetwas wieder?“, fragte Caitlin.

Er schüttelte langsam den Kopf.

„Nun, es sieht aus, als hätten wir nur zwei Möglichkeiten“, setzte sie fort. „Hoch oder runter. Wir sind schon so weit oben, dass ich sagen würde, wir sollten ganz hinauf. Sehen wir nach, was man vom Gipfel aus sehen kann.“

Caleb nickte zustimmend, Caitlin streckte die Hand nach Scarlets aus und die drei begannen, den Abhang hochzuwandern.

Es war kalt hier oben, und Caitlin war kaum dem Wetter entsprechend gekleidet. Sie trug immer noch ihre schwarzen Lederstiefel, ihre eng anliegenden schwarzen Hosen und ein enges schwarzes Top mit langen Ärmeln aus der Zeit, in der sie in England trainiert hatte. Doch es reichte nicht aus, um sie vor diesen kalten Bergwinden zu schützen.

Sie zogen weiter den Hang hinauf, hielten sich an Felsbrocken fest und zogen sich hoch.

Während die Sonne im Himmel höher stieg, als sie sich gerade zu fragen anfing, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatten, erreichten sie endlich den höchsten Gipfel.

Atemlos hielten sie an und betrachteten ihre Umgebung; endlich konnten sie über den Berggrat sehen.

Der Anblick raubte Caitlin den Atem. Vor ihnen ausgebreitet lag die andere Seite der Bergkette, die sich erstreckte, so weit das Auge reichte. Dahinter ein Ozean. Weit draußen im Meer konnte sie eine bergige, felsige Insel sehen, die von Grün bedeckt war. Eine Insel wie aus Urzeiten, die sich aus dem Ozean erhob. Sie wirkte idyllischer als alles, was sie je gesehen hatte. Sie sah aus wie ein Märchenort, besonders im frühen Morgenlicht, in unheimlichen Nebel gehüllt und mit einem orange-lila Schein.

Was noch dramatischer war: die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem Festland schien eine unendlich lange  Hängebrücke zu sein, die heftig im Wind herumschwankte und hunderte Jahre alt zu sein schien. Darunter ging es über hundert Meter weit steil ins Meer hinunter.

„Ja“, sagte Caleb. „Das ist es. Ich kenne diese Insel.“ Er blickte ehrfürchtig hinüber.

„Wo sind wir?“, fragte Caitlin.

Er schwelgte voll Anbetung in dem Anblick, dann drehte er sich zu ihr herum und blickte sie mit aufgeregter Miene an.

„Skye“, sagte er zu ihr. „Die legendäre Insel Skye. Seit tausenden Jahren die Heimat von Kriegern, und von unserer Art. Wir sind also in Schottland“, sagte er, „nahe der Überfahrt nach Skye. Es ist uns eindeutig bestimmt, dorthin zu reisen. Es ist ein geheiligter Ort.“

„Fliegen wir“, sagte Caitlin, die spürte, dass ihre Flügel bereits aktiv waren.

Caleb schüttelte den Kopf.

„Skye ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo das nicht möglich ist. Bestimmt wird sie von Vampirkriegern bewacht, und vor allem gibt es ein Energieschild, das sie davor abschirmt, direkt überflogen zu werden. Das Wasser schafft eine psychische Sperre um diesen Ort. Kein Vampir kann hinein, ohne eingeladen zu werden.“ Er drehte sich zu ihr herum. „Wir werden auf dem anstrengenden Weg hinüber müssen: über diese Hängebrücke.“

Caitlin starrte die Brücke an, die im Wind baumelte.

„Aber diese Brücke ist nicht vertrauenswürdig“, sagte sie.

Caleb seufzte.

„Skye ist ein Ort wie kein anderer. Nur die Würdigen dürfen ihn betreten. Die meisten Leute, die sich ihr nähern, finden den Tod, auf die eine oder andere Weise.“

Caleb sah sie an.

„Wir können umkehren“, bot er an.

Caitlin dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf.

„Nein“, antwortete sie entschlossen. „Wir sind aus einem Grund hierher geschickt worden. Also los.“




KAPITEL ZWEI


Sam schreckte aus dem Schlaf hoch. Seine Welt drehte sich, dann schaukelte sie heftig, und er konnte nicht verstehen, wo er war oder was passierte. Er lag am Rücken, so viel wusste er, auf etwas, das sich wie Holz anfühlte, unbequem kauernd. Er blickte gerade zum Himmel hoch, und er sah, wie die Wolken sich unregelmäßig bewegten.

Sam griff nach einem Stück Holz und zog sich daran hoch. Er saß blinzelnd da, seine Welt drehte sich weiter und er verschaffte sich einen Überblick über seine Umgebung. Er konnte es nicht glauben. Er war auf einem Boot, einem kleinen Ruderboot aus Holz, lag auf seinem Boden, mitten im Meer.

Es schaukelte heftig in der rauen See, im Auf und Ab der Wellen. Es ächzte und krachte, bewegte sich hoch und nieder, schaukelte von Seite zu Seite. Sam sah die Gischt auf den Wellen, die um ihn herum rauschten, spürte den kalten, salzigen Wind, der ihm sein Haar und sein Gesicht besprühte. Es war früh am Morgen, genauer gesagt ein wunderschöner Sonnenaufgang, und der Himmel brach sich in einer Überzahl von Farben. Er fragte sich, wie um alles in der Welt er hier gelandet war.

Sam wirbelte herum und sah sich im Boot um, und dabei entdeckte er eine weitere Gestalt im düsteren Morgenlicht am anderen Ende liegen, am Boden eingerollt und mit einem Schultertuch bedeckt. Er fragte sich, wer es sein konnte, der mit ihm auf diesem kleinen Boot mitten im Nirgendwo feststeckte. Und dann spürte er es. Es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schock. Er musste ihr Gesicht gar nicht erst sehen.

Polly.

Jeder Knochen in Sams Körper verriet ihm das. Es überraschte ihn, mit welcher Bestimmtheit er es wusste, wie verbunden er mit ihr war, wie tief seine Gefühle für sie waren – fast so, als wären sie eins. Er verstand nicht, wie das so schnell passiert war.

Während er dasaß und sie reglos anblickte, bekam er plötzlich ein besorgtes Gefühl. Er konnte nicht sagen, ob sie am Leben war oder nicht, und in dem Moment wurde ihm klar, dass er am Boden zerstört sein würde, wenn sie es nicht war. Und da erkannte er endlich, unmissverständlich, dass er sie liebte.

Sam richtete sich auf und stolperte über das kleine Boot, während eine Welle kam und es hochhob, und er schaffte die paar Schritte zu ihr hinüber und kniete neben ihr. Er streckte die Hand vor und zog sanft das Schultertuch zurück, und rüttelte ihre Schultern. Sie reagierte nicht, und er wartete mit klopfendem Herzen.

„Polly?“, fragte er.

Keine Antwort.

„Polly“, sagte er bestimmter. „Wach auf. Ich bin es, Sam.“

Doch sie rührte sich nicht, und als Sam die bloße Haut auf ihrer Schulter streifte, fühlte sie sich zu kalt an. Sein Herz blieb stehen. Konnte es sein?

Sam beugte sich vor und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sie war so schön, wie er es in Erinnerung hatte, ihre Haut ein sehr blasses, durchscheinendes Weiß, ihr Haar ein helles Braun, ihre perfekt geschnittenen Gesichtszüge exquisit im Glanz des frühen Morgenlichts. Er sah ihre perfekten, vollen Lippen, ihre kleine Nase, ihre großen Augen, ihr langes, braunes Haar. Er erinnerte sich an diese Augen, wenn sie geöffnet waren, ein unglaubliches Kristallblau, wie der Ozean. Er sehnte sich danach, sie auch nun wieder geöffnet zu sehen; er würde alles dafür tun. Er sehnte sich danach, sie lächeln zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihr Lachen. In der Vergangenheit hatte es ihn manchmal gestört, dass sie zu viel redete. Doch nun würde er alles dafür geben, sie ewig reden zu hören.

Doch ihre Haut war zu kalt in seinen Händen. Eiskalt. Und er fürchtete langsam, verzweifelt, dass ihre Augen sich nie wieder öffnen würden.

„Polly!“, schrie er und konnte dabei seine eigene Verzweiflung in seiner Stimme hören, als sich diese zum Himmel erhob und sich mit dem Kreischen eines Vogels über ihm vermengte.

Sam war ratlos. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er schüttelte sie stärker und stärker, doch sie reagierte einfach nicht. Er erinnerte sich an den letzten Ort und die letzte Zeit, wo er sie gesehen hatte. Sergeis Palast. Er erinnerte sich daran, wie er sie befreit hatte. Sie waren zu Aidens Burg zurückgekehrt und hatten Caitlin und Caleb und Scarlet alle leblos auf ihrem Bett liegen gesehen. Aiden hatte ihnen gesagt, dass sie ohne sie in die Vergangenheit gereist waren. Er hatte Aiden beschworen, sie ebenfalls zurückzuschicken. Aiden hatte den Kopf geschüttelt und gesagt, dass es nicht sein soll, dass es bedeuten würde, das Schicksal zu beeinflussen. Doch Sam hatte darauf bestanden.

Schließlich und endlich hatte Aiden das Ritual durchgeführt.

War sie auf der Reise zurück umgekommen?

Sam blickte hinunter und schüttelte Polly noch einmal. Immer noch nichts.

Schließlich zog Sam Polly eng an sich. Er wischte ihr das lange, schöne Haar aus dem Gesicht, legte ihr eine Hand in den Nacken und zog ihr Gesicht an seines heran. Er beugte sich hinunter und küsste sie.

Es war ein langer, voller Kuss, direkt auf ihre Lippen gedrückt, und Sam erkannte, dass dies erst das zweite Mal war, dass sie einander je wirklich geküsst hatten. Ihre Lippen fühlten sich auf seinen so sanft, so perfekt an. Doch ebenso zu kalt, zu leblos. Während er sie küsste, versuchte er, sich darauf zu konzentrieren, seine Liebe durch sie zu senden, sie dazu zu bewegen, wieder zum Leben zu erwachen. Er versuchte, ihr eine klare geistige Botschaft zu senden. Ich würde alles tun. Ich würde jeden Preis bezahlen. Ich würde alles tun, um dich zurückzubekommen. Komm nur zu mir zurück.

„ICH BEZAHLE JEDEN PREIS!“, schrie Sam in die Wellen hinaus.

Der Schrei schien sich in die Lüfte zu erheben und wurde dabei von einer Schar Vögel zurückgeworfen, die über ihm flogen. Sam spürte, wie ein kalter Schauer durch seinen Körper fuhr, als er spürte, in dem Augenblick, dass das Universum ihn gehört hatte und ihm eine Antwort gab. Er wusste in dem Moment mit jeder Faser seines Körpers, dass Polly tatsächlich wieder zum Leben erwachen würde. Selbst wenn es ihr nicht bestimmt war. Dass sein Wille dies bewirkt hatte, einen größeren Plan des Universums umgeworfen hatte. Und dass er in der Tat den Preis dafür bezahlen würde.

Plötzlich blickte Sam hinunter und sah zu, wie Pollys Augen sich langsam öffneten. Sie waren so blau und so schön, wie er sie in Erinnerung hatte, und sie starrten ihn direkt an. Einen Augenblick lang waren sie leer, doch dann füllten sie sich mit Erkenntnis. Und dann, der größte Zauber, den er je gesehen hatte, formte sich ein kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln.

„Versuchst du etwa, es auszunutzen, dass ein Mädchen schläft?“, fragte Polly in ihrer typischen heiteren Stimme.

Sam konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Polly war wieder da. Alles andere war egal. Er versuchte, das ominöse Gefühl aus seinen Gedanken zu verdrängen, dass er sich gegen das Schicksal aufgelehnt hatte; dass er den Preis bezahlen würde.

Polly setzte sich auf, wieder ganz ihr flinkes, fröhliches Selbst, sah peinlich berührt aus, dass sie so verletzlich in seinen Armen gelegen war, und bemühte sich, stark und unabhängig zu wirken. Sie sah sich ihre Umgebung an und hielt sich an der Kante des Bootes fest, als eine Welle sie hochhob und dann hinunterfallen ließ.

„Das nenne ich nicht gerade einen romantischen Bootsausflug“, sagte sie und blickte etwas blass drein, während sie versuchte, im schaukelnden Boot Halt zu finden. „Wo genau sind wir? Und was ist das am Horizont?“

Sam drehte sich herum und sah sich an, worauf sie zeigte. Er hatte es vorher noch nicht gesehen. Ein paar hundert Meter vor ihnen lag eine felsige Insel, die direkt aus dem Meer ragte, mit hohen, erbarmungslosen Klippen. Sie wirkte uralt, unbewohnt, mit felsigem und kargem Terrain.

Er blickte sich um und betrachtete den Horizont in alle Richtungen. Es sah aus, als wäre dies die einzige Insel im Umkreis von tausenden Meilen.

„Sieht aus, als steuerten wir direkt auf sie zu“, sagte er.

„Das will ich wohl hoffen“, sagte Polly. „Auf diesem Boot ist mir eindeutig übel.“

Plötzlich beugte Polly sich über die Kante und übergab sich mehrmals.

Sam legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Schließlich stand Polly auf, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und wandte sich beschämt ab.

„Tut mir leid“, sagte sie. „Diese Wellen sind erbarmungslos.“ Sie blickte schuldbewusst zu ihm hoch. „Das muss sehr unattraktiv sein.“

Doch Sam dachte das überhaupt nicht. Im Gegenteil, es machte ihm klar, dass er noch stärkere Gefühle für Polly hatte, als ihm je bewusst war.

„Warum schaust du mich so an?“, fragte Polly. „War es so furchtbar?“

Rasch blickte Sam weg, als ihm klar wurde, dass er starrte.

„Das habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte er und wurde rot.

Doch die beiden wurden unterbrochen. Auf der Insel erschienen plötzlich mehrere Krieger, die hoch auf einer Klippe standen. Einer nach dem anderen tauchte auf, und schon bald war der Horizont von ihnen erfüllt.

Sam prüfte nach, welche Waffen er mit sich gebracht hatte. Doch er stellte enttäuscht fest, dass er gar keine an sich hatte.

Der Horizont verdunkelte sich mit mehr und mehr Vampir-Kriegern, und Sam konnte sehen, dass die Strömung sie direkt auf sie zu trieb. Sie trieben direkt in eine Falle und es gab nichts, was sie dagegen tun konnten.

„Schau nur“, sagte Polly. „Sie kommen, um uns zu begrüßen.“

Sam betrachtete sie aufmerksam und kam zu einem gänzlich anderen Schluss.

„Nein, tun sie nicht“, sagte er. „Sie kommen, um uns zu prüfen.“




KAPITEL DREI


Caitlin stand vor der Hängebrücke nach Skye, Caleb neben ihr und Scarlet und Ruth hinter ihnen. Sie begutachtete die abgenutzten Seile, wie sie heftig hin und her schwangen, hörte den Wind zwischen den Felsen pfeifen und die Wellen über hundert Meter unter ihr gegen die Klippen schlagen. Die Brücke war nass und schlüpfrig. Abzurutschen würde für Scarlet und für Ruth sofortigen Tod bedeuten, und Caitlin hatte auch ihre eigenen Flügel noch nicht getestet. Diese Brücke zu überqueren war nicht wirklich etwas, was sie riskieren wollte – doch dann wiederum schien es offensichtlich, dass sie auf die Insel Skye mussten.

Caleb blickte zu ihr hinüber.

„Wir haben keine große Wahl“, sagte er.

„Dann bringt es nichts, zu warten“, antwortete sie. „Ich nehme Scarlet, du nimmst Ruth?“

Caleb nickte entschlossen zurück, dann hob Caitlin Scarlet hoch und schlang sie sich auf den Rücken, während Caleb Ruth in seinen Armen hielt. Ruth wehrte sich zuerst, wollte hinunter, doch Caleb hielt sie fest, und etwas an seinem Griff beruhigte sie schließlich.

Es gab keine andere Wahl, als hintereinander über die schmale Brücke zu gehen. Caitlin ging voran.

Sie setzte ihren ersten, unsteten Schritt auf die Brücke und konnte sofort spüren, wie rutschig die mit Wasser benetzten Planken waren. Sie streckte die Arme aus und packte nach dem Hand-Seil, um das Gleichgewicht zu halten, doch das brachte die Brücke nur zum Schwanken, und das Hand-Seil zerfiel in ihrer Hand in Stücke.

Sie schloss die Augen, holte tief Luft und sammelte sich. Sie wusste, sie konnte sich nicht rein auf ihre Augen verlassen, oder ihr Gleichgewicht. Sie musste etwas Tieferes hervorrufen. Sie dachte an Aidens Unterricht zurück, rief sich seine Worte ins Bewusstsein. Sie versuchte, die Brücke nicht länger als Gegner zu betrachten: stattdessen versuchte sie, sich mit ihr im Einklang zu fühlen.

Caitlin verließ sich auf ihre inneren Instinkte und trat einige Schritte nach vorne. Langsam öffnete sie die Augen, und beim nächsten Schritt brach ein Brett unter ihr durch. Scarlet schrie auf, und sie verlor einen Moment lang das Gleichgewicht – dann machte sie rasch einen weiteren Schritt und fand wieder Halt. Der Wind brachte die Brücke erneut zum Schaukeln. Es fühlte sich an, als wäre sie schon eine Ewigkeit unterwegs, doch als Caitlin hochblickte, sah sie, dass sie erst etwa drei Meter weit gekommen war. Sie wusste instinktiv, dass sie es niemals schaffen würden.

Sie drehte sich zu Caleb herum. Sie konnte seinen Blick sehen und wusste, dass er das Gleiche dachte. Sie wollte mehr als alles andere ihre Flügel ausbreiten und abheben, doch als sie nach ihnen spürte, fühlte sie etwas in der Luft und wusste, dass Caleb recht hatte: da war eine Art unsichtbares Energieschild um diese Insel herum, und uneingeladen hier zu fliegen würde nicht funktionieren.

Der Wind blies wieder gegen die Brücke, und Caitlin spürte langsam Verzweiflung aufsteigen. Sie waren zu weit gekommen, um umzukehren.

Sie traf eine sekundenschnelle Entscheidung.

„Auf drei, spring hinunter, pack das Handseil auf deiner Seite und schwing dich daran hinüber!“, rief sie Caleb plötzlich zu. „Es ist die einzige Möglichkeit!“

„Was, wenn es reißt?“, schrie er zurück.

„Wir haben keine Wahl! Wenn wir so weitermachen, werden wir sterben!“

Caleb widersprach nicht.

„EINS!“, schrie sie und holte tief Luft, „ZWEI! DREI!“

Sie sprang in die Luft, nach rechts hinüber, und sah Caleb nach links springen. Sie konnte Scarlet kreischen und Ruth winseln hören, als sie über die Kante fielen. Sie streckte sich aus und packte fest nach dem Handseil, betete zu Gott, dass es diesmal halten würde. Sie sah, wie Caleb dasselbe tat.

Eine Sekunde später waren sie an das Seil geklammert und schwangen durch die Lüfte, mit Höchstgeschwindigkeit, das Salzwasser aus den Wellen hochsteigen und über ihnen zusammenschlagen. Einen Moment lang konnte Caitlin nicht sagen, ob sie noch schwangen oder geradewegs hinunterstürzten.

Doch nach einigen Sekunden konnte sie fühlen, wie das Seil sich in ihrer Hand anspannte, und spürte, dass sie nicht in die Tiefe stürzten sondern eher auf die Klippe gegenüber zuschwangen. Es hielt.

Caitlin spannte sich an. Das Seil hielt, und das war gut. Doch sie schwangen auch sehr schnell direkt auf die Klippen zu. In sie zu krachen, das wusste sie, würde schmerzhaft werden.

Sie drehte ihre Schulter herum und positionierte Scarlet so, dass sie selbst die gesamte Kraft des Aufpralls abfangen konnte. Sie sah zu Caleb hinüber, der dasselbe tat, Ruth mit einem Arm hinter sich hielt und seine Schulter vorstreckte. Sie beide bereiteten sich auf den Aufprall vor.

Eine Sekunde später krachten sie heftig in die Felswand, unter einer Flut von Schmerzen. Die Kraft des Aufpralls raubte Caitlin die Luft, und sie war einen Moment lang benommen. Doch sie hielt sich weiter am Seil fest und sah, dass auch Caleb das tat. Sie hing da, mehrere Sekunden lang wie betäubt, und versicherte sich, dass es Scarlet gut ging, und auch Caleb. Sie waren in Ordnung.

Caitlin hörte langsam auf, Sterne zu sehen, und schließlich griff sie hoch und fing an, sich am Seil entlang hochzuziehen, direkt an den Klippen entlang. Sie blickte hoch und stellte fest, dass etwa dreißig Meter vor ihr lagen, bevor sie oben ankommen würde. Dann machte sie den Fehler, nach unten zu blicken: es war gefährlich tief, und sie stellte fest: wenn das Seil nicht halten würde, würden sie über hundert Meter in die scharfkantigen Felsen unter sich stürzen.

Caleb hatte sich erholt und kletterte ebenfalls geradewegs an seinem Seil hoch. Die beiden kamen gut voran, selbst wenn sie auf den moosbewachsenen Klippen abrutschten.

Plötzlich hörte Caitlin ein Geräusch, bei dem ihr übel wurde. Es war das Geräusch eines reißenden Seils.

Caitlin machte sich einen Moment lang darauf gefasst, in den Tod zu stürzen, doch dann erkannte sie, dass sie ihr Seil nicht nachgeben spürte. Sie blickte sofort hinüber und sah, dass es Calebs war.

Sein Seil war am Reißen.

Caitlin sprang in Aktion. Sie stieß sich vom Felsen ab und schwang ihr Seil näher an seines, und streckte eine freie Hand aus. Sie schaffte es, Calebs Hand gerade zu packen, als er nach unten stürzte. Sie hielt ihn mit ihrer freien Hand eisern fest, während er frei in der Luft baumelte. Dann, mit übermäßiger Anstrengung, zog sie ihn mehrere Schritt weit hoch zu einem tiefen Spalt in der Klippe. Caleb, der immer noch Ruth festhielt, konnte sicher auf einem Vorsprung stehen und sich an einer natürlichen Halterung in der Felswand festhalten.

Nachdem er abgesichert war, konnte sie die Erleichterung auf seinem Gesicht lesen.

Doch es gab keine Zeit zum Nachdenken. Caitlin drehte sich sofort herum und eilte am Seil hoch. Auch ihr Seil konnte jeden Moment reißen, und sie hatte immer noch Scarlet am Rücken.

Endlich kam sie oben an. Rasch sprang sie auf die grasbewachsene Ebene und setzte Scarlet ab. Sie fühlte sich so dankbar, auf festem Boden zu stehen – doch sie verschwendete keine Zeit. Sie rollte sich herum, nahm das Seil und warf es kräftig ein paar Meter weiter, sodass es dort hinunterhing, wo Caleb unter ihr stand.

Sie blickte hinunter und sah, dass er achtsam danach Ausschau hielt, und als es auf ihn zukam, packte er es und hielt Ruth mit der anderen Hand. Auch er schaffte es, sich rasch hochzuziehen. Caitlin beobachtete sorgsam jeden Schritt von ihm, betend, dass es halten würde.

Endlich hatte er es nach oben geschafft und rollte sich direkt neben sie aufs Gras. Sie rappelten sich weit von der Kante weg, und dabei fielen Scarlet und Ruth einander in die Arme, und Caitlin und Caleb ebenso.

Caitlin konnte spüren, wie die Erleichterung ihren Körper durchflutete, so wie bei ihm auch.

„Du hast mir das Leben gerettete“, sagte er. „Schon wieder.“

Sie schoss ihm ein Lächeln zu.

„Du hast meines viele Male gerettet“, sagte sie. „Ich schulde dir zumindest ein paar.“

Er lächelte zurück.

Sie alle blickten sich in ihrer neuen Umgebung um. Die Insel Skye. Sie war wunderschön, atemberaubend, mystisch, karg und dramatisch zugleich. Die Insel wogte in einer Reihe von Bergen und Tälern und Hügeln und Hochebenen, manche von ihnen felsig und karg, andere von grünem Moos überwachsen. Alles war in einen himmlischen Nebel gehüllt, der in die Ritzen und Furchen kroch und in der Morgensonne orange und rot und gelb beleuchtet wurde. Diese Insel wirkte wie ein Ort in einem Traum. Und sie wirkte auch wie ein Ort, an dem Menschen unmöglich jemals leben konnten.

Während sie den Horizont betrachtete, kamen plötzlich, wie eine Erscheinung, ein Dutzend Vampire aus dem Nebel hervor, über den Hügel, langsam erscheinend, direkt auf sie zusteuernd. Caitlin konnte es nicht glauben. Sie bereitete sich zum Kampf, doch Caleb streckte ihr eine beruhigende Hand entgegen, während sie alle aufstanden.

„Keine Sorge“, sagte Caleb. „Ich kann es spüren. Sie sind freundlich gesinnt.“

Als sie näherkamen, konnte Caitlin ihre Gesichtszüge sehen und spürte, dass er recht hatte. Tatsächlich war sie schockiert von dem, was sie sah.

Da, vor ihr, standen einige ihrer alten Freunde.




KAPITEL VIER


Sam hielt sich fest, während ihr Boot unter heftigem Schaukeln unaufhaltsam dem felsigen Ufer entgegenschnellte. Er konnte Pollys Anspannung spüren, als dutzende Vampirkrieger die steilen Klippen hinunter auf sie zu geklettert kamen.

„Was jetzt?“, fragte Polly, ihr Boot nur wenige Schritte vom Ufer entfernt.

„Wir haben keine Wahl“, sagte Sam. „Wir stellen uns ihnen entgegen.“

Mit diesen Worten sprang er aus dem Boot, hielt Pollys Hand und zog sie mit sich. Die beiden sprangen ein paar Meter hoch in die Luft und landeten am Rande des Wassers. Sam fühlte den Schock des eiskalten Wassers auf seinen nackten Füßen; es jagte ihm einen Schauer über den Rücken und sorgte dafür, dass er völlig wach war. Er erkannte, dass er immer noch in seine Kampfkleidung aus London gekleidet war – enge schwarze Hosen und Hemd, dick gepolstert um die Schultern und Arme, und er blickte hinüber und sah, dass auch Polly so gekleidet war.

Doch es blieb nicht viel Zeit, sonst viel anderes zu bemerken. Als Sam ans Ufer blickte, sah er dutzende Menschenkrieger auf sie zu stürmen. Von Kopf bis Fuß in Kettenrüstung gekleidet, Schwerter schwingend, Schilde tragend, waren sie der klassische Anblick von Rittern in strahlender Rüstung, die Sam seine gesamte Kindheit lang in Bilderbüchern gesehen hatte –Ritter, wie er einst selbst einer werden wollte. Als Kind hatte er sie vergöttert. Doch nun, da er ein Vampir war, wusste er, dass er so viel stärker war, als sie je sein würden. Er wusste, dass sie niemals die Stärke oder Geschwindigkeit erreichen konnten, die er besaß; niemals an seine Kampffertigkeiten herankommen würden. Also hatte Sam keine Angst.

Doch er fühlte sich sehr stark als Pollys Beschützer. Er war nicht ganz sicher, wie weit Pollys Kampffertigkeit entwickelt war, und diese Menschenwaffen gefielen ihm gar nicht. Sie waren anders als andere Schwerter und Schilde, die er gesehen hatte. Er konnte jetzt schon daran sehen, wie sie in der Morgensonne glänzten, dass sie scheinbar Silberspitzen hatten. Gefertigt, um Vampire zu töten.

Er wusste, dass er die Bedrohung ernst nehmen musste.

Ihren Gesichtern nach zu schließen war es diesen Menschen sehr ernst, und er konnte an ihrer soliden, koordinierten Formation sehen, dass sie gut ausgebildet waren. Für Menschen waren dies die wahrscheinlich besten Krieger dieser Zeit. Sie waren auch gut organisiert, griffen aus beiden Richtungen an.

Sam würde ihnen nicht den Vorteil des ersten Schlags überlassen.

Sam stürmte selbst auf sie zu, spurtete los und kam plötzlich schneller auf sie zu, als sie auf ihn.

Das hatten sie sichtlich nicht erwartet. Er konnte ihr Zögern sehen, unsicher, wie sie reagieren sollten.

Doch er ließ ihnen keine Zeit. Mit einem fliegenden Satz sprang er über ihre Köpfe hinweg, seine Flügel einsetzend, um ihn vorwärtszutreiben, bis er über die gesamte Truppe hinweg war und hinter ihnen landete. Dabei fasste er nach unten und schnappte sich eine Lanze von einem der hinteren Krieger. Im Landen schwang er sie in weitem Bogen und warf so mehrere von ihnen mit einem Schwung von ihren Pferden.

Die Pferde wieherten und traten aus, rannten in die restliche Truppe hinein und sorgten so für Chaos.

Dennoch, diese Ritter waren gut ausgebildet und ließen sich nicht aus der Fassung bringen. Jeder andere menschliche Kriegertrupp wäre sofort auseinandergestoben, doch dieser, zu Sams Überraschung, drehte sich herum und formierte sich neu, bildete eine einzelne Reihe und stürmte auf Sam los.

Sam war davon überrascht und fragte sich, wo genau er war. War er in einer Art Königreich der Elite-Krieger gelandet?

Sam hatte keine Zeit, es herauszufinden. Und er wollte diese Menschen nicht töten. Ein Teil von ihm ahnte, dass sie nicht darauf aus waren, zu töten; er hatte das Gefühl, sie waren hier, um sie zu konfrontieren und möglicherweise gefangen zu nehmen. Oder, wahrscheinlicher, sie zu prüfen. Immerhin waren sie auf ihrem Revier gelandet: er spürte, dass sie sehen wollten, aus welchem Zeug sie geschnitzt waren.

Zumindest war es Sam gelungen, sie von Polly abzulenken. Nun gingen sie auf ihn los.

Er holte mit der Lanze aus und zielte auf das Schild ihres Anführers, mit der Absicht, ihn zu betäuben, aber nicht zu töten. Er warf.

Ein Volltreffer. Er schlug ihm das Schild direkt aus der Hand und warf ihm vom Pferd. Der Ritter landete unter lautem Krachen von Metall.

Sam sprang vor und packte das Schwert und Schild aus der Hand des Ritters. Genau rechtzeitig, als mehrere Hiebe auf ihn niederprasselten. Er blockte sie alle und riss dabei einem anderen Ritter einen Morgenstern aus der Hand. Er packte den langen Holzgriff, holte aus und schwang die tödliche Metallkugel an der Kette in weitem Bogen. In allen Richtungen krachte Metall, als es Sam gelang, dutzenden Kriegern die Schwerter aus den Händen zu schlagen. Er schwang weiter, traf mehrere von ihnen an den Schildern und warf sie so zu Boden.

Doch wiederum wurde Sam überrascht. Alle anderen menschlichen Krieger hätten sich bestimmt in Chaos zerstreut, doch nicht diese Männer. Diejenigen, die vom Pferd geworfen worden waren, waren benommen, formierten sich neu, hoben ihre Waffen vom Sand hoch und kreisten Sam ein. Diesmal hielten sie größeren Abstand, genug, dass Sam sie mit seinem Morgenstern nicht erreichen konnte.

Was noch besorgniserregender war: sie alle zogen, in allen Richtungen, plötzlich Armbrüste vom Rücken und zielten direkt auf ihn. Sam konnte sehen, dass sie mit Bolzen mit Silberspitzen geladen waren. Alle dazu gedacht, zu töten. Vielleicht war er zu nachsichtig mit ihnen gewesen.

Sie feuerten nicht, doch sie hatten ihn alle auf ihr tödliches Korn genommen. Sam wurde klar, dass er in der Klemme steckte. Er konnte es nicht glauben. Jede unüberlegte Bewegung konnte seine letzte sein.

„Lasst die Waffen fallen“, ertönte eine kalte, stählerne Stimme.

Die Menschen drehten langsam ihre Köpfe herum, und auch Sam drehte sich herum.

Er konnte es nicht glauben. Da außerhalb des Kreises stand Polly. Sie hielt einen der Soldaten in einer tödlichen Umarmung, ihren Unterarm um seine Kehle gedrückt und ihm einen kleinen silbernen Dolch an den Hals gesetzt. Der Soldat stand erstarrt da, unbeweglich in Pollys Griff, die Augen vor Angst weit aufgerissen; der Blick eines Mannes, der kurz vor dem Tod steht.

„Wenn nicht“, fuhr Polly fort, „wird dieser Mann sterben.“

Sam war über ihren Tonfall völlig erstaunt. Er hatte Polly nie als Kriegerin betrachtet, sie noch nie so kalt und beinhart gesehen. Es war, als würde er eine völlig neue Person betrachten, und er war beeindruckt.

Die Menschen waren scheinbar ebenso beeindruckt. Langsam und widerwillig ließen sie ihre Armbrüste, eine nach dem anderen, in den Sand fallen.

„Von den Pferden“, befahl sie.

Langsam gehorchten sie alle und stiegen vom Pferd. Die dutzenden menschlichen Krieger standen da, ganz in Pollys Gewalt, die den Mann als Geisel hielt.

„So ist das also. Das Mädchen rettet den Jungen, wie?“, kam plötzlich eine laute, fröhliche Stimme. Es folgte ein tiefes, herzliches Lachen, und alle Köpfe drehten sich herum.

Aus dem Nichts heraus erschien ein menschlicher Krieger auf einem Pferd, in Felle gehüllt, eine Krone auf dem Kopf und von dutzenden weiteren Soldaten flankiert. Dem Aussehen nach war es eindeutig ihr König. Er hatte wildes, orangerotes Haar, einen dichten orangeroten Bart und funkelnde, schelmische grüne Augen. Er lehnte sich zurück und lachte herzhaft, während er die Szene vor ihm ansah.

„Beeindruckend“, fuhr er fort, sichtlich amüsiert von der ganzen Angelegenheit. „In der Tat äußerst beeindruckend.“

Er stieg ab und seine Männer bildeten umgehend eine Gasse, die ihn in den Kreis führte. Sam spürte, wie er rot wurde, als ihm klar wurde, dass es aussehen musste, als wäre er alleine nicht zurechtgekommen – als wäre er ohne Polly hilflos gewesen. Was, wie er erkannte, zumindest teilweise der Wahrheit entsprach. Doch er konnte sich nicht zu sehr aufregen, denn zur gleichen Zeit war er so dankbar dafür, dass sie ihn gerettet hatte.

Was zu seiner Beschämung beitrug, war, dass der König ihn ignorierte und direkt auf Polly zuschritt.

„Du kannst ihn jetzt freilassen“, sagte der König immer noch lächelnd zu ihr.

„Warum sollte ich?“, fragte sie und blickte immer noch alarmbereit zwischen ihm und Sam hin und her.

„Weil wir euch nie Leid zufügen wollten. Es war nur eine Prüfung. Um zu sehen, ob ihr würdig wärt, auf Skye zu sein. Immerhin“, lachte er, „seid ihr auf unserem Ufer gelandet!“

Der König brach wieder in herzhaftes Gelächter aus, und einige seiner Männer traten vor und reichten ihm zwei lange, juwelenbesetzte Schwerter, die in der Morgensonne funkelten, mit Rubinen und Saphiren und Smaragden besetzt. Der Anblick raubte Sam den Atem: es waren die schönsten Schwerter, die er je gesehen hatte.

„Ihr habt unsere Prüfung bestanden“, verkündete der König. „Und die hier sind für euch. Ein Geschenk“

Sam ging zu Polly hinüber, die langsam ihre Geisel freiließ. Sie griffen beide nach einem Schwert und nahmen es hoch, und begutachteten die juwelenbesetzten Griffe. Sam bewunderte die Handwerkskunst.

„Für zwei äußerst würdige Krieger“, sagte er. „Es ist uns eine Ehre, euch willkommen zu heißen.“

Er wandte ihnen den Rücken zu und fing an, davonzugehen, und es war klar, dass Sam und Polly ihm folgen sollten. Während er ging, dröhnte er hinaus:

„Willkommen auf unserer Insel Skye.“




KAPITEL FÜNF


Caitlin und Caleb, gefolgt von Scarlet und Ruth, wanderten schnellen Schrittes über die Insel Skye, flankiert von Taylor, Tyler und einigen anderen aus Aidens Clan. Caitlin war überglücklich, sie zu sehen. Nach dem anfänglichen Mühsal, in dieser Zeit zu landen, verspürte sie endlich ein Gefühl von Frieden und Leichtigkeit, und sie wusste, sie waren genau da, wo sie sein sollten. Taylor und Tyler, und alle von Aidens Leuten, waren ebenso erfreut gewesen, sie zu sehen. Es war so seltsam, sie hier an diesem anderen Ort zu sehen, in diesem kalten Klima, auf dieser kargen und schroffen Insel mitten im Nirgendwo. Caitlin begann, zu verstehen, dass die Zeiten und Orte sich änderten, doch die Leute waren zeitlos.

Taylor und Tyler hatten ihnen eine rasche Führung um die Insel angeboten, und sie spazierten schon seit Stunden. Caitlin hatte sofort gefragt, ob sie etwas von Sam oder Polly gehört hatten; als sie verneint hatten, war sie geknickt gewesen. Sie hoffte verzweifelt, dass auch sie es in die Vergangenheit geschafft hatten.

Unterwegs erklärte ihnen Taylor die Rituale, Bräuche, neuen Trainingsmethoden und alles andere, was Caitlin nur wissen wollte. Caitlin stellte fest, dass Skye umwerfend war, einer der schönsten Orte, an dem sie je gewesen war. Es fühlte sich steinalt an, ursprünglich, mit Felsen, die aus der Landschaft hochragten, von Moos überwachsenen Hügeln, Bergseen, die die Morgensonne widerspiegelten, und einem wunderschönen Nebel, der über allem zu hängen schien.

„Der Nebel verlässt uns nie“, sagte Tyler lächelnd, Caitlins Gedanken lesend.

Caitlin wurde rot, wie immer verlegen, wie einfach andere ihre Gedanken lesen konnte.

„Genau daher kommt auch eigentlich ihr Name: Skye heißt „die neblige Insel““, sagte Taylor. „Er verleiht allem hier eine ziemlich dramatische Kulisse, findest du nicht?“

Caitlin nickte und betrachtete die Landschaft.

„Und er kommt uns gelegen im Kampf gegen unsere Feinde“, stimmte Tyler mit ein. „Und doch wagt es niemand, sich unseren Küsten auch nur zu nähern.“

„Das kann ich ihnen nicht verübeln“, sagte Caleb. „Das war wohl kaum ein einladender Zugang.“

Taylor und Tyler grinsten.

„Nur die Würdigen können sich nähern. Das ist unsere Prüfung. Es ist Jahre her, dass jemand versucht hat, herüberzukommen – und noch mehr Jahre, seit jemand die Prüfung bestanden und es lebend an unsere Ufer geschafft hat.“

„Nur die Würdigen können hier überleben und trainieren“, sagte Taylor. „Aber das Training ist das Beste der Welt.“

„Skye ist ein erbarmungsloser Ort“, fügte Taylor hinzu, „ein Ort der Extreme. Aidens Clan steht sich hier so nahe wie nie zuvor. Wir verlassen die Insel kaum. Wir trainieren fast den ganzen Tag lang zusammen, und in den extremsten Umständen – Kälte, Nebel, Regen, Klippen, in den Bergen, auf zugefrorenen Seen, auf felsigen Ufern – manchmal sogar im Meer. Es gibt nur sehr wenige Trainingsmethoden, die er uns nicht hat durchmachen lassen. Und wir sind kampfgestärkter als wir es je waren.“

„Und wir trainieren nicht alleine“, fügte Tyler hinzu. „Hier leben auch menschliche Krieger, angeführt von ihrem König McCleod. Sie haben eine Burg und ihre eigene Krieger-Legion, und wir alle leben und trainieren gemeinsam. Es ist äußerst ungewöhnlich, dass Vampire und Menschen gemeinsam trainieren. Doch wir stehen uns nahe hier. Wir sind alle Krieger, und wir alle respektieren den Kodex der Krieger.“

„Obwohl, natürlich“, sagte Tyler, „wir die Seiten streng getrennt halten. Viele von ihnen hätten gerne unsere Vampirfertigkeiten, doch Aiden hat strenge Regeln darüber aufgestellt, Menschen zu wandeln. Also haben sie sich alle damit abgefunden, dass sie nie einer von uns sein werden. Wir leben und trainieren in Harmonie miteinander. Wir schärfen ihre Künste über alles hinaus, was ein Mensch sich erträumen könnte. Und sie gewähren uns Unterschlupf und Schutz. Sie haben ein Arsenal von silberbewehrten Waffen, und falls ein feindlicher Clan je angreifen sollte, stehen sie bereit, uns zu verteidigen.“

„Eine Burg?“, fragte Scarlet plötzlich. „Eine echte Burg?“

Taylor blickte hinunter und fing breit zu grinsen an. Sie nahm Scarlets freie Hand in ihre, und sie spazierten weiter.

„Ja, meine Liebe. Wir bringen dich gerade dorthin. Tatsächlich“, sagte sie, als sie um einen Hügel bogen, und deutete, „ist es gleich dort drüben.“

Sie alle blieben stehen und starrten, und Caitlin bestaunte den Anblick. Vor ihnen bot sich ein weiter Blick auf sanfte Hügel, Berge, Seen, und in der Ferne, auf ihrer eigenen kleinen Klippe sitzend, lag eine uralte Burg, eingebettet an den Rand eines riesigen Sees.

„Dunvegan Castle“, verkündete Taylor. „Seit Jahrhunderten schon Heimat schottischer Könige.“

„OOH!“, schrie Scarlet. „Mami, wir wohnen in einer Burg!“

Caitlin musste lächeln, so wie die anderen, so ansteckend war Scarlets Enthusiasmus.

„Kann Ruth mitkommen!?“, fragte Scarlet. Caitlin blickte zu Taylor, die zurücknickte. „Natürlich kann sie das, meine Liebe.“

Scarlet quietschte vor Vergnügen, knuddelte Ruth, und die Gruppe eilte den Hang hinab auf die ferne Burg zu.

Als Caitlin die Burg betrachtete, spürte sie, dass in ihren Mauern tiefe Geheimnisse verborgen lagen, Geheimnisse, die ihr auf der Suche nach ihrem Vater weiterhelfen konnten. Einmal mehr spürte sie, dass sie genau am richtigen Ort war.

„Ist Aiden hier?“, fragte Caitlin Tyler.

„Das fragen wir uns nun schon seit einer Weile“, antwortete Tyler. „Ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Manchmal verschwindet er für eine Weile. Du weißt ja, wie er ist.“

Das wusste Caitlin nur zu gut. Sie erinnerte sich an all die Zeiten zurück, all die Orte, an denen sie bei ihnen gewesen war. Sie wollte nun unbedingt mit ihm reden, mehr darüber erfahren, warum sie an diesem Ort und in dieser Zeit gelandet waren, herausfinden, ob es Sam und Polly gut ging, mehr über den letzten Schlüssel erfahren – und vor allem anderen, ob ihr Vater jetzt hier war. Sie hatte so viele brennende Fragen, die sie ihm unbedingt stellen wollte. Zum Beispiel, was in London passiert war, bevor sie alle zurückgeschickt worden waren? Hatte Kyle überlebt?

Während sie sich der Burg näherte, blickte Caitlin hoch und bewunderte die Architektur – sie erhob sich fünfzehn Meter hoch über viele Stockwerke, in rechteckiger Form, mit mehreren quadratischen Türmen und Zinnen. Sie saß stolz und kühn auf den Klippen, überblickte den ausgedehnten See und weiten Himmel, und anders als andere Burgen war diese hell und luftig, mit dutzenden Fenstern. Der Zugang zu ihr war eindrucksvoll gestaltet, mit einer breiten Steinstraße, die zu einem Eingangstor und einem imposanten gewölbten Torbogen führte. Dies war eindeutig kein Ort, an den man sich leicht annähern konnte, und als Caitlin hochblickte, sah sie menschliche Wachen auf allen Türmen, die sie wie Habichte beobachteten.

Als sie sich dem Eingang näherten, ertönten plötzlich Trompeten, gefolgt vom Donnern von Pferdehufen.

Caitlin drehte sich herum. Über den Horizont galoppierten, direkt auf sie zustürmend, dutzende menschliche Krieger in Rüstung. Sie wurden angeführt von einem imposanten Mann, der in Felle gekleidet war, mit einem großen orangeroten Bart, flankiert von Dienern, und mit der Haltung eines Königs. Er hatte weiche Gesichtszüge und schien der Typ zu sein, der leicht lächelte. Er hatte ein großes Gefolge von Kriegern, und Caitlin hätte sich angespannt, wenn Taylor und Tyler nicht so entspannt gewesen wären. Sichtlich waren dies Freunde.

Als die Soldaten vor ihnen hielten und eine Gasse bildeten, blieb Caitlin wie angewurzelt stehen.

Da in der Mitte der Truppe, vom Pferd steigend, waren zwei der Menschen, die sie auf der Welt am meisten liebte. Sie konnte es nicht glauben. Sie blinzelte mehrmals. Sie waren es wirklich.

Vor ihr stehend und sie angrinsend waren Sam und Polly.


*

Caitlin und Sam traten beide vor die beiden großen Kriegertrupps und nahmen einander fest in die Arme. Caitlin fühlte sich so erleichtert, ihren Bruder im Arm zu halten, ihn zu drücken, zu sehen und spüren, dass er am Leben war, und wirklich hier. Dann ging sie zu Polly und umarmte sie, während Caleb selbst vortrat und sowohl Sam als auch Polly umarmte.

„Polly!“, schrie Scarlet auf und lief herüber, mit Ruth, die an ihrer Seite bellte. Polly kniete nieder und nahm sie fest in den Arm, und hob sie hoch.

„Ich habe schon geglaubt, ich sehe dich nie wieder!“, sagte Scarlet.

Polly strahlte. „So schnell wirst du mich nicht los!“

Ruth bellte, und Polly kniete nieder und drückte sie, während Sam Scarlet umarmte.

Caitlin badete in dem warmen Gefühl, ihre Familie und ihre Liebsten wiedervereint zu sehen. Sie dachte an London zurück, als alle krank und am Sterben waren, an die Zeit, in der sie sich nicht mehr vorstellen konnte, dass eine glückliche Szene wie diese je wieder möglich sein würde. Sie fühlte sich so dankbar, dass alles wiederhergestellt zu sein schien, und staunte darüber, wie viele Lebzeiten sie schon durchlebt hatte. Es machte sie so dankbar für ihre Unsterblichkeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie mit nur einem Leben machen würde.

„Was ist mit euch passiert?“, fragte Caitlin Sam. „Als ich euch zuletzt gesehen habe, habt ihr mir versprochen, Caleb und Scarlet nicht von der Seite zu weichen. Und als ich zurückkam, wart ihr weg.“

Caitlin war immer noch verärgert über ihren Verrat.

Sam und Polly blickten beschämt zu Boden.

„Es tut mir so leid“, sagte Sam. „Es war meine Schuld. Polly war entführt worden, und ich bin weg, um sie zu retten.“

„Nein, es ist meine Schuld“, sagte Polly. „Sergei hatte behauptet, dass es ein Heilmittel gab, und dass ich mit ihm gehen musste, um es zu bekommen. Ich war so dämlich – ich habe ihm geglaubt. Ich dachte, ich würde sie retten. Aber ich habe mein Versprechen an dich gebrochen. Kannst du mir je vergeben?“

„Und mir?“, fragte Sam.

Caitlin blickte ihnen beiden ins Gesicht und konnte ihre absolute Ernsthaftigkeit sehen. Ein Teil von ihnen war immer noch gekränkt, dass sie ihr Wort gebrochen hatten und Scarlet und Caleb einem Angriff so ausgeliefert zurückgelassen hatten. Doch ein anderer Teil von ihr, der Teil, der sich entwickelte, sagte ihr, sie solle ihnen vollständig vergeben und es gut sein lassen.

Sie holte tief Luft und konzentrierte sich darauf, es gut sein zu lassen. Sie atmete aus und nickte.

„Ja, ich vergebe euch beiden“, sagte sie.

Sie beide lächelten zurück.

„Du magst ihnen vielleicht vergeben“, sagte König McCleod plötzlich, während er vom Pferd stieg und vor sie schritt, „aber ich vergebe ihnen nicht dafür, dass sie meine Männer so bloßgestellt haben!“, sagte er und stieß ein herzhaftes Lachen aus. „Besonders Polly. Ihr beiden bringt Schande über meine feinsten Krieger. Wir haben sichtlich viel von euch zu lernen, so wie wir von den anderen gelernt haben. Vampire gegen Menschen. Ist nie fair“, sagte er, und schüttelte den Kopf mit einem weiteren herzhaften Lachen.

McCleod trat auf Caitlin und Caleb zu. Caitlin mochte ihn sofort. Er lächelte so bereitwillig, hatte ein tiefes, tröstliches Lachen, und schien jeden um sich dazu zu bringen, sich wohl zu fühlen.

„Willkommen auf unserer Insel“, sagte er, nahm Caitlins Hand und küsste sie mit einer Verbeugung. Dann schüttelte er herzhaft Calebs Hand. „Die Insel Skye. Es gibt auf Erden keinen anderen Ort wie diesen. Verzweifelte Heimat der größten Krieger. Diese Burg ist schon seit hunderten Jahren im Besitz meiner Familie. Ihr könnt hier wohnen. Aiden wird begeistert sein. So wie meine Männer. Ich heiße euch offiziell willkommen!“, rief er aus, und seine Männer jubelten.

Caitlin fühlte sich von seiner Gastfreundschaft überwältigt. Sie wusste kaum, wie sie reagieren sollte.

„Es ist uns eine große Freude“, sagte sie.

„Und wir danken Euch für Eure Großmütigkeit“, sagte Caleb.

„Bist du ein König?“, fragte Scarlet und trat vor. „Gibt es hier eine echte Prinzessin?“

Der König blickte hinunter und brach in schallendes Gelächter aus, lauter und tiefer als zuvor. „Also, ich bin in der Tat ein König – aber hier gibt es fürchte ich keine Prinzessin. Nur uns Männer. Aber vielleicht kannst du dem abhelfen, meine Schöne!“, sagte er mit einem Lachen, hob Scarlet hoch und wirbelte sie herum. „Und wie ist wohl dein Name?“

Scarlet wurde rot, plötzlich schüchtern.

„Scarlet“, sagte sie und blickte zu Boden. „Und das ist Ruth“, sagte sie und deutete hinunter.

Ruth bellte wie zur Antwort, und McCleod setzte sie lachend ab und streichelte Ruth übers Fell.

„Ich bin sicher, ihr seid alle am Verhungern“, sagte er. „Auf zum Schloss!“, rief er. „Es ist Zeit zu feiern!“

Alle seine Männer jubelten auf, drehten sich im Einklang herum und brachen zum Eingang zur Burg auf. Dabei standen reihenweise die Wachen stramm.

Sam legte einen Arm um Caitlins Schulter, und Caleb um Pollys, und gemeinsam gingen sie auf den Burgeingang zu. Caitlin wusste, dass sie das nicht tun sollte, doch trotz allem ließ sie die Hoffnung zu, dass, wieder einmal, sie diesmal ein dauerhaftes Zuhause gefunden hatten, einen Ort auf der Welt, an dem sie alle endlich für immer in Frieden leben konnten.




KAPITEL SECHS


Es war die herzlichste und aufwendigste Begrüßung, die Caitlin sich nur vorstellen hätte können. Ihre Ankunft war wie eine einzige lange Feier gewesen. Sie waren einem Clansmitglied nach dem anderen über den Weg gelaufen, und sie sah Gesichter, die sie schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte – Barbara, Cain und viele andere. Sie alle hatten sich zum Mittagessen an einer riesigen Bankett-Tafel eingefunden, in der warmen Burg aus Stein, mit Fellen unter ihren Füßen, Fackeln an den Wänden, einem prasselnden Kaminfeuer und umherlaufenden Hunden. Der Raum fühlte sich warm und gemütlich an, und Caitlin erkannte, dass es draußen schon kalt war – Ende Oktober, hatte man Caitlin gesagt. Im Jahr 1350. Caitlin konnte es nicht glauben. Sie war beinahe siebenhundert Jahre vom 21. Jahrhundert entfernt.

Sie hatte sich immer vorgestellt, wie es sei würde, in dieser Zeitepoche zu leben, in der Zeit von Rittern, Rüstungen, Burgen…doch sie hatte es sich nie auch nur annähernd so vorgestellt. Trotz der völlig anderen Umgebung, dem Fehlen von großen Städten, waren die Leute dennoch sehr herzlich, sehr intelligent und sehr menschlich. Auf viele Arten nicht so anders wie die Leute aus ihrer eigenen Zeit.

Caitlin fühlte sich in dieser Zeit und an diesem Ort zu Hause. Sie hatte stundenlang mit Sam und Polly geplaudert, ihre Geschichten gehört, ihre Version dessen, was in England passiert war. Sie hatte voller Entsetzen vernommen, was zwischen Sergei und Polly vorgefallen war, und war so stolz auf Sam, dass er sie gerettet hatte.

Und die ganze Nacht hindurch konnte sie nicht umhin, zu bemerken, dass Sam kaum seine Augen von Polly nahm. Als große Schwester nahm sie wahr, dass in seinem Inneren eine große Weiterentwicklung stattgefunden hatte. Endlich schien er reifer, und erstmals wahrhaftig und völlig verliebt.

Und doch schien Polly diesmal ein wenig ausweichender. Caitlin fand es schwieriger, genau herauszulesen, wie sie gefühlsmäßig zu Sam stand. Vielleicht lag es daran, dass Polly zurückgezogener war. Oder vielleicht lag es dran, dass es Polly diesmal wirklich etwas bedeutete. Caitlin konnte spüren, tief drin, dass Sam ihr die Welt bedeutete, und dass sie besonders vorsichtig war, ihre Gefühle nicht offenzulegen, oder es nicht zu vermasseln. Caitlin fiel auf, dass hin und wieder, wenn Sam nicht hinschaute, Polly ihm verstohlen einen Blick zuwarf. Doch dann wandte sie rasch die Augen ab, damit Sam sie nicht dabei erwischen konnte, wie sie ihn ansah.

Caitlin spürte, über jeden Zweifel erhaben, dass ihr Bruder und ihre beste Freundin dabei waren, ein Paar zu werden. Der Gedanke daran begeisterte sie. Und es amüsierte sie, dass sie beide immer noch verdrängten, was zwischen ihnen vorging – und sogar versuchten, so zu tun, als wäre nichts.

Der Tisch war auch voll mit neuen menschlichen Freunden, und Caitlin lernte so viele Leute kennen, denen sie sich nahe fühlte. Sie alle waren Krieger. Der König saß am Kopf der Tafel, umringt von seinen dutzenden Rittern. Den ganzen Nachmittag hindurch sangen sie Trinklieder und lachten laut, während sie Geschichten von Schlachten und Jagdausflügen erzählten. Caitlin konnte sehen, dass diese Schotten herzliche, freundliche, gastfreundliche Leute waren, die gerne tranken und gut erzählen konnten. Und doch waren sie auch äußerst nobel und stolz, und große Krieger.

Das Mahl und die Geschichten zogen sich über Stunden hin, und das Mittagessen dehnte sich in den späten Nachmittag hinein. Fackeln brannten aus und wurden erneuert. Dutzende neue Holzscheite wurden in den massiven Steinkamin gelegt; riesige Weinfässer wurden nachgefüllt. Schließlich wurden die Hunde alle müde und schliefen auf den Teppichen ein. Scarlet schlief auf Caitlins Schoß ein, während Ruth sich neben Scarlet einrollte. Ruth war gut gefüttert worden, dank Scarlet, die ihr einen nicht enden wollenden Fleischvorrat zusteckte. Ein Dutzend Hunde saßen um den Tisch herum, bettelten um Reste, doch sie alle waren vernünftig genug, sich von Ruth fernzuhalten. Und Ruth, zufrieden, hatte auch kein Interesse daran, sich mit ihnen herumzuschlagen.

Selbst einige der Krieger, randvoll mit Speis und Trank, nickten schließlich auf ihren Fellen ein. Caitlin erwischte sich dabei, abzudriften, in Gedanken an andere Zeiten und Orte zu versinken, andere Angelegenheiten. Sie fing an, sich zu fragen, was ihr nächster Hinweis sein würde; ob ihr Vater in dieser Zeit sein würde; wohin ihre nächste Reise sie führen würde. Die Augen fielen ihr zu, als sie plötzlich ihren Namen hörte.

Es war der König, McCleod, der sie über den Lärm hinweg ansprach.

„Und was denkst du, Caitlin?“, fragte er wieder.

Dabei wurde der fröhliche Tisch langsam still, als Leute sich zu ihr herumdrehten.

Caitlin fühlte sich verlegen, da sie dem Gespräch nicht gefolgt war. Der König blickte sie an, als würde er auf eine Antwort warten. Schließlich räusperte er sich.

„Was denkst du über den Heiligen Gral?“, fragte er erneut.

Den heiligen Gral?, wunderte sich Caitlin. Darüber hatten sie sich unterhalten?

Sie hatte keine Ahnung. Sie hatte überhaupt noch nie über den Heiligen Gral nachgedacht und wusste kaum, was es war. Sie wünschte nun, dass sie ihrem Gespräch gelauscht hätte. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was es war, und dachte an Märchen aus der Kindheit zurück, Sagen und Legenden. Den Geschichten von König Arthur. Excalibur. Der Heilige Gral…

Langsam fiel es ihr wieder ein. Wenn sie sich recht erinnerte, war der Heilige Gral Gerüchten nach ein Kelch oder Becher, der angeblich eine spezielle Flüssigkeit enthielt… Ja, nun fiel es ihr wieder ein. Manche Leute sagten, dass der Heilige Gral das Blut Christi enthielt; dass es einen unsterblich machte, davon zu trinken. Falls sie sich recht erinnerte, hatten die Ritter Jahrhunderte damit verbracht, danach zu suchen, hatten ihr Leben dafür riskiert, ihn zu finden, bis ans Ende der Welt. Und niemandem war es je gelungen.

„Denkst du, er wird je gefunden werden?“, fragte McCleod erneut.

Caitlin räusperte sich, während der gesamte Tisch auf Antwort wartend auf sie blickte.

„Ähm…“, setzte sie an. „Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht“, antwortete sie. „Aber wenn er wirklich existiert…dann sehe ich keinen Grund, warum er nicht gefunden werden sollte.“

Ein zustimmendes Murmeln zog über den Tisch.

„Siehst du“, sagte McCleod zu einem seiner Ritter. „Sie ist ein Optimist. Auch ich denke, er wird gefunden werden.“

„Ein Ammenmärchen“, sagte ein Ritter.

„Und was tut man damit, wenn man ihn findet?“, fragte ein weiterer Ritter. „Das ist die wahre Frage.“

„Was wohl, ich mache mich unsterblich“, antwortete der König und brach in herzhaftes Gelächter aus.

„Dafür braucht Ihr keinen Heiligen Gral“, sagte ein weiterer Ritter. „Ihr müsst nur gewandelt werden.“

Eine angespannte Stille legte sich plötzlich über den Tisch. Die Worte des Ritters waren sichtlich unpassend gewesen, hatten eine Grenze überschritten und ein Tabuthema erwähnt. Er senkte beschämt den Kopf, seinen Fehler erkennend.

Caitlin sah McCleods plötzliche finstere Miene, und in dem Moment wurde ihr klar, dass er sich verzweifelt danach sehnte, gewandelt zu werden. Und dass er es Aidens Clan schmerzlich übel nahm, dass sie sich ihm widersetzten. Sichtlich hatte dieser Ritter einen wunden Punkt angesprochen, den einzigen Spannungspunkt zwischen den beiden Arten.

„Und wie ist sie?“, fragte der König laut, seine Frage aus irgendeinem Grund an Caitlin gerichtet. „Die Unsterblichkeit?“

Caitlin fragte sich, warum er sie gefragt hatte, von all den Vampiren im Raum. Hätte er sich nicht jemand anderen heraussuchen können?

Sie dachte darüber nach. Wie war sie? Was konnte sie nur darauf sagen? Einerseits liebte sie die Unsterblichkeit, liebte es, in all diesen Zeiten und Orten zu leben, ihre Familie und Freunde wieder und wieder zu sehen, in jeder neuen Zeit. Andererseits wünschte sich ein Teil von ihr immer noch, sie hätte ein normales, einfaches Leben; wünschte sich, dass die Dinge einen normalen Verlauf hätten. Vor allem fühlte sie sich überrascht darüber, wie kurz die Unsterblichkeit erschien: einerseits fühlte sie sich an wie eine Ewigkeit – doch andererseits fühlte es sich für sie trotzdem immer so an, als wäre nie genug Zeit.

„Es fühlt sich nicht so permanent an, wie man es sich vielleicht vorstellt.“

Der Rest der Tafel nickte zustimmend über ihre Antwort.

McCleod erhob sich plötzlich vom Tisch. Dabei erhoben sich auch alle anderen.

Gerade als Caitlin den seltsamen Wortwechsel in ihrem Kopf noch einmal durchspielte und sich fragte, ob sie ihn verärgert hatte, spürte sie plötzlich seine Gegenwart hinter sich. Sie drehte sich herum, und er stand über ihr.

„Du bist weiser als man dir ansieht“, sagte er. „Komm mit mir. Und bring deine Freunde mit. Ich möchte dir etwas zeigen. Etwas, das schon seit sehr langer Zeit auf dich wartet.“

Caitlin war überrascht. Sie hatte keine Ahnung, was es sein mochte.

McCleod drehte sich herum und schritt aus dem Saal, und Caitlin und Caleb erhoben sich, gefolgt von Sam und Polly, und folgten ihm. Sie warfen einander verwunderte Blicke zu.

Sie überquerten den großen steinernen Fußboden und folgten dem König durch die enorme Kammer und zu einer Seitentür hinaus, während die Ritter um die Tafel sich langsam wieder setzten und ihr Mahl fortsetzten.

McCleod ging schweigend weiter, einen engen, von Fackeln beleuchteten Gang entlang, mit Caitlin, Caleb, Sam und Polly hinter ihm. Die uralten Steingänge führten sie auf gewundenem Weg zu einer Treppe.

McCleod nahm eine Fackel von der Wand und führte sie die dunkle Treppe hinab in die scheinbare Finsternis. Im Gehen, fragte sich Caitlin langsam, wohin genau er sie führte. Was konnte er ihnen bloß zu zeigen haben? Eine Art uralte Waffe vielleicht?

Schließlich erreichten sie eine unterirdische Ebene, von Fackeln gut beleuchtet, und Caitlin war von dem Anblick verblüfft. Die niedrige Gewölbedecke glänzte golden. Caitlin konnte Bildnisse von Christus sehen, von Rittern, Szenen aus der Bibel, gemischt mit verschiedenen seltsamen Zeichen und Symbolen. Der Boden war aus uraltem, abgenutztem Stein, und Caitlin hatte das Gefühl, als hätten sie eine geheime Schatzkammer betreten.

Caitlins Herz schlug schneller, als sie ahnte, dass ihnen etwas Bedeutsames bevorstand. Sie schritt schneller, beeilte sich, mit dem König Schritt zu halten.

„Die Schatzkammer des Clan McCleod, schon seit tausend Jahren. Hier unten bewahren wir unsere heiligsten Schätze, Waffen und Besitztümer auf. Doch eines der Besitztümer ist wertvoller, geheiligter, als all die anderen.“

Er hielt an und wandte sich an sie.

„Es ist ein Schatz, den wir nur für dich aufbewahrt haben.“

Er nahm eine Fackel von der Wand, und dabei öffnete sich plötzlich eine Geheimtür im Stein. Caitlin war erstaunt: sie hätte nicht geahnt, dass sie da war.

McCloud führte sie einen weiteren gewundenen Korridor entlang. Schließlich kamen sie in einer kleinen Nische zu stehen. Vor ihnen stand ein Thron, auf dem ein einzelner Gegenstand lag: eine kleine, juwelenbesetzte Schatzkiste. Das Fackellicht flackerte über sie, erleuchtete sie, und McCleod fasste vorsichtig nach ihr und hob sie hoch.

Langsam öffnete er den Deckel. Caitlin konnte es nicht glauben.

Da in der Kiste lag ein einzelnes Stück uralten Pergaments, von verblichener, antiker Farbe, zerknittert und in der Hälfte durchgerissen. Es war bedeckt mit uralter Handschrift, zart geschrieben, in einer Sprache, die Caitlin nicht erkannte. Am Rand entlang standen mehrfarbige Buchstaben, Zeichnungen und Symbole, und in seiner Mitte war eine halbkreisförmige Zeichnung. Doch da es zerrissen war, konnte Caitlin nicht erkennen, was es sein sollte.

„Für dich“, sagte er, hob es sorgsam hoch und hielt es ihr hin.

Caitlin nahm das zerrissene Stück Pergament, fühlte es in ihren Fingern knittern und hielt es gegen das Fackellicht. Es war eine herausgerissene Seite, möglicherweise aus einem Buch. Mit all seiner zierlichen Symbolik sah es aus wie ein regelrechtes kleines Kunstwerk.

„Es ist die fehlende Seite aus dem Heiligen Buch“, erklärte McCleod. „Wenn du das Buch findest, wird die Seite vollständig sein. Und wenn sie das ist, wirst du die Reliquie finden, die wir alle suchen.“

Er wandte sich ihr zu.

„Den Heiligen Gral.“




KAPITEL SIEBEN


Caitlin saß in ihrem geräumigen Zimmer in Dunvegan Castle an einem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster hinaus in den Sonnenuntergang. Sie betrachtete die zerrissene Seite, die McCleod ihr überreicht hatte, und hielt sie gegen das Licht. Langsam ließ sie ihre Fingerspitzen über die geprägten lateinischen Buchstaben gleiten. Sie sahen uralt aus, und fühlten sich auch so an. Die gesamte Seite war so wunderschön und detailreich gestaltet, und sie bewunderte die bunten Verzierungen entlang des Randes. Damals, erkannte sie, wurden Bücher als Kunstwerke für sich gefertigt.

Caleb lag auf ihrem Bett, während Scarlet und Ruth auf einem Haufen Fellen vor dem Kamin am anderen Ende des Raums ausgestreckt lagen. Dieser Raum war so weitläufig, dass sich Caitlin selbst mit ihnen allen darin mit ihren Gedanken alleine fühlte. In den Nachbarzimmern, wusste sie, waren Sam und Polly untergebracht. Es war ein langer Tag gewesen, und ein langes Festmahl mit Aidens Clan und den Männern des Königs, und sie ließen sich nun alle zur Nachtruhe nieder.

Caitlin musste unentwegt an die zerrissene Seite denken, den Hinweis, wohin er sie führen mochte, und ob er den vierte Schlüssel hervorbringen würde. Würde ihr Vater diesmal da sein? Konnte es sein, dass er ganz in der Nähe wartete? Ihr Herz schlug beim Gedanken daran schneller. Bedeutete das, dass sie endlich das Schild finden würde? Dass alles endlich vorbei sein würde? Und was würde sie dann tun? Wohin würde sie als nächstes gehen?

Es war alles zu überwältigend für sie, um darüber nachzudenken. Sie fühlte, sie musste sich auf den einen Hinweis vor ihr konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen gehen. Sie dachte daran, was McCleod über den Heiligen Gral gesagt hatte. Er hatte ihr gesagt, dass er und seine Männer ihr Leben der Suche nach dem Gral gewidmet hatten. Dass der Legende nach eine Frau ankommen und sie zu ihm führen würde. Er glaubte, dass sie, Caitlin, diese Frau war. Und deswegen hatte er ihr seinen wertvollen Hinweis, das uralte Stück Papier, überlassen.

Doch Caitlin war sich nicht so sicher. War der Gral nur ein Mythos? Oder war er echt? Und was hatte er mit ihrer Suche zu tun?

Caitlin wusste nicht, wohin all dies führen würde, doch als sie nachdachte, erkannte sie, dass sie wieder einmal endlich in dieser Burg, mit diesen Leuten, einen Ort gefunden hatte, wo sie einen Sinn von Frieden und innerer Ruhe empfand. Sie fühlte sich auf Skye zu Hause, in dieser Burg, mit diesem König, mit seinen Rittern, und natürlich wiedervereint mit Aidens Clan. Sie war begeistert, mit Caleb, Scarlet, Sam und Polly vereint zu sein. Wieder einmal fühlte sich endlich alles mit der Welt in Ordnung an. Es war kalt und windig hier draußen, und mit dem prasselnden Kaminfeuer war es hier drin gemütlich, und sie wollte nicht wirklich da hinaus und noch mehr Hinweisen nachjagen. Sie wollte genau hier bleiben. Sie konnte sich vorstellen, sich hier mit Caleb, Scarlet und Ruth ein Heim aufzubauen.

Wenn sie ihre Mission weiter verfolgten, wie würde sich das auf ihre Beziehung mit Caleb auswirken? Oder konnte es gar Scarlet oder Ruth in Gefahr bringen? Es schien, dass immer dann, wenn sie einem der Schlüssel näher kam, schlimme Dinge zu passieren begannen.

Caitlin setzte langsam das brüchige Stück Papier ab und starrte stattdessen auf ihr ungeöffnetes Tagebuch, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es war nun abgenutzt, von der Nutzung ganz dick, und sah selbst schon wie eine Reliquie aus. Sie blätterte langsam hindurch, alle Seiten, bis sie beinahe am Ende des Buchs angekommen war. Sie erkannte erschrocken, dass nicht mehr viele leere Seiten übrig waren. Sie konnte es nicht glauben. Als sie das Tagebuch begonnen hatte, schien es, als würde es ewig ausreichen.

Sie hob die Feder, tauchte sie in die Tinte und begann zu schreiben.



Ich kann nicht glauben, dass dieses Tagebuch beinahe zu Ende ist. Ich sehe mir einige meiner älteren Einträge an, wie die aus New York City, und es fühlt sich an, als wäre es ganze Lebzeiten her. Doch es fühlt sich auch an, als wäre es erst gestern passiert.

Ich erinnere mich zurück an alles, was ich durchgemacht habe, und ich weiß nicht einmal mehr, wo ich anfangen soll. Es fühlt sich an, als wäre zu viel vorgefallen, als dass ich dich mit allem auf den neuesten Stand bringen könnte. Also werde ich dir nur die wichtigsten Dinge erzählen.

Caleb lebt. Er hat seine Krankheit überlebt. Ich bin wieder mit ihm zusammen. Und wir werden heiraten. Nichts macht mich glücklicher.

Scarlet, das schönste achtjährige Mädchen der Welt, ist in unser Leben getreten. Sie ist nun unsere Tochter. Auch sie hat ihre Krankheit überlebt und ich bin überglücklich.

Nicht zu sprechen von Ruth, die größer und stärker geworden ist, als es Rose je war, und die womöglich das loyalste und beschützerischste Tier ist, das mir je begegnet ist. Sie ist genauso sehr Teil unserer Familie wie Scarlet und Caleb.

Und es freut mich sehr, wieder mit Sam und Polly vereint zu sein. Endlich fühlt es sich an, als wäre meine ganze Familie wieder zusammen, unter einem Dach.

Ich bin nervös vor unserer Hochzeit. Caleb und ich hatten noch keine Gelegenheit, darüber zu sprechen, doch ich fühle, dass es bald sein wird. Als ich jünger war, habe ich immer versucht, mir meinen Hochzeitstag vorzustellen. Doch ich habe mir nie auch nur annähernd so etwas vorgestellt, wie das hier sein wird. Eine Vampirhochzeit? Wie wird sie aussehen?

Ich hoffe, dass er mich immer noch so sehr liebt wie ich ihn. Ich spüre, dass er das tut. Ich frage mich, ob er auch nervös ist vor unserer Hochzeit?

Ich sehe auf meinen Ring hinunter, den Ring, den er mir gegeben hat, so schön, mit all diesen glitzernden Juwelen bestückt. Es fühlt sich nicht real an. Nichts davon. Doch zugleich fühle ich mich, als wäre ich schon immer mit ihm verbunden gewesen.

Ich will meinen Vater finden. Sehr sogar. Doch ich will nicht länger suchen, und ich will nicht, dass die Dinge sich ändern. Nichts von all dem hier. Ich will mit Caleb zusammensein. Und ich will, dass unsere Hochzeit stattfindet. Ist es falsch, unsere Hochzeit an erste Stelle zu setzen?



Caitlin schloss ihr Tagebuch und legte die Feder ab. Immer noch verloren in einer anderen Welt, blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen war, während sie vor sich hin gegrübelt hatte; sie blickte aus dem Fenster und sah, dass die Dämmerung hereingebrochen war, und als sie sich im Zimmer umblickte, sah sie, dass Scarlet und Ruth immer noch fest schliefen. Auf der anderen Seite des Zimmers, im Licht der Fackeln, schien auch Caleb zu schlafen.

Auch Caitlin fühlte sich müde. Sie fühlte, dass sie ihren Kopf klar bekommen musste, frische Luft schnappen. Sie stand leise vom Schreibtisch auf und durchquerte das Zimmer, entschlossen, hinauszuschlüpfen. Sie packte sich unterwegs einen Überwurf aus Fell und legte ihn sich um die Schultern. Gerade, als sie die Tür erreicht hatte, hörte sie jedoch ein leises Räuspern.

Sie blickte hinüber und sah, dass Caleb sie mit einem offenen Auge ansah und sie zu sich winkte.

Sie kehrte um und kam an seine Seite, und als er auf das Bett klopfte, setzte sie sich neben ihn.

Er lächelte sie an, während er langsam die Augen öffnete. Wie immer war sie von seiner Schönheit hingerissen. Seine Gesichtszüge waren so perfekt, so scharf und glatt, sein Kiefer und seine Wangenknochen ausgeprägt, seine Lippen voll und weich, seine Nase gewinkelt und perfekt. Er blinzelte seine langen Wimpern, dann strich er ihr mit einer Hand durchs Haar.

„Wir hatten kaum Gelegenheit, zu reden“, sagte er.

„Ich weiß“, lächelte sie zurück.

„Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich immer noch liebe“, sagte er.

Caitlin lächelte. „Ich liebe dich auch.“

„Und dass ich es nicht erwarten kann, mit dir verheiratet zu sein“, fügte er mit breiter werdendem Lächeln hinzu.

Er setzte sich auf und küsste sie, und sie küssten einander lange im Fackellicht.

Caitlin fühlte, wie ihr Herz sich erwärmte. Genau das hatte sie hören wollen. Es war unheimlich, wie sehr er schon immer ihre Gedanken lesen konnte.

„Nun, da wir hier sind, möchte ich dich heiraten. Bevor wir unsere Suche fortsetzen. Genau hier. An diesem Ort.“ Er betrachtete sie. „Was denkst du?“

Sie sah ihn an, ihr Herz vor widersprüchlichen Gefühlen rasend. Genau das wollte sie selbst. Doch sie hatte auch Angst. Sie war nicht sicher, wie sie reagieren sollte.

Schließlich stand sie auf.

„Wohin gehst du?“, fragte er.

„Ich bin bald zurück“, sagte sie. „Ich muss nur meinen Kopf freibekommen.“

Sie küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer und schloss sanft die Türe hinter sich. Sie wusste, wenn sie geblieben wäre, wäre sie in seinen Armen gelandet, im Bett. Und zuerst musste sie wirklich ihre Gedanken sammeln. Nicht, dass sie irgendwelche Zweifel hatte, was ihn betraf. Oder über ihre Heirat. Oder über ihre Hochzeit. Doch sie fühlte immer noch einen Konflikt, eine Zerrissenheit darüber, ob sie da draußen sein sollte und ihre Mission erfüllen. War es egoistisch, die Hochzeit an erste Stelle zu setzen?

Als Caitlin den leeren Steinkorridor entlang ging, ihre Schritte widerhallend, entdeckte sie eine Treppe, die nach oben führte, und sah Tageslicht herunterscheinen. Das Dach der Burg, erkannte sie. Das war genau der richtige Ort, um Privatsphäre und Frischluft zu bekommen.

Caitlin eilte die Treppe hinauf und in das Dämmerlicht hinaus. Es war hier oben kälter, als sie gedacht hatte, dank eines starken späten Oktoberwindes. Sie wickelte ihre Felle fest um ihre Schultern und war dankbar für die Wärme.

Während Caitlin langsam die Zinnen entlangspazierte, blickte sie in dem wenigen Licht, das übrig war, über die Landschaft hinaus. Sie war atemberaubend schön. Auf einer Seite saß das Schloss am Ufer eines ausladenden Sees, der in Nebel getaucht war. Auf der anderen Seite lag ein großes Gebiet mit Bäumen und Hügeln und Tälern. Dieser Ort fühlte sich magisch an.

Caitlin ging an den Rand der Zinnen, starrte hinaus, nahm die Landschaft in sich auf – als sie plötzlich die Gegenwart von jemand anderem spürte. Sie wusste nicht, wie das möglich sein konnte, da das gesamte Dach leer gewesen war. Langsam drehte sie sich herum, unsicher, was ihr bevorstand.

Sie konnte es nicht glauben.

Da am anderen Ende des Daches stand eine einsame Gestalt, mit dem Rücken zu ihr, und blickte über den See hinaus. Ein elektrisches Kribbeln durchlief sie. Sie brauchte seine langen, fließenden Roben nicht zu sehen, sein langes silbernes Haar, oder den Stab an seiner Seite, um zu wissen, wer es war.

Aiden.

Kann es wirklich sein?, fragte sie sich. Oder war es nur eine Illusion in der Dämmerung?

Sie überquerte das Dach, ging langsam zu ihm hinüber und blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Er stand so still, sein Haar wehte in der Brise, und er drehte sich nicht herum. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er echt war. Dann kam seine Stimme.

„Du bist weit gekommen“, sagte er, sein Rücken immer noch zu ihr.

Langsam drehte er sich zu ihr herum. Seine Augen waren ein großes, leuchtendes Blau, selbst in dem düsteren Licht, und sie schienen direkt durch sie hindurch zu sehen. Wie immer war sein Gesicht ausdruckslos. Eindringlich.

Caitlin war begeistert, ihn hier zu sehen. Es gab so viele Fragen, die sie ihm dringend stellen wollte, und wie üblich schien er genau in dem Moment zu erscheinen, wo sie am meisten seine Führung brauchen konnte.

„Ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen würde“, sagte sie.

„Du wirst mich immer sehen können“, antwortete er. „Manchmal in Person, und manchmal anders“, antwortete er kryptisch.

Ein Schweigen hing zwischen ihnen, während sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.

„Es ist nur noch ein Schlüssel übrig“, hörte sie sich selbst sagen. „Bedeutet das, dass ich bald meinen Vater sehen werde?“

Er betrachtete sie, dann blickte er langsam davon.

Schließlich sagte er: „Das hängt von deinen Handlungen ab, nicht wahr?“

Seine Gewohnheit, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, trieb sie jedes Mal in den Wahnsinn. Sie musste es erneut versuchen.

„Der neue Hinweis“, sagte sie. „Die Seite. Die zerrissene Seite. Ich weiß nicht, wohin sie führt. Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll. Oder wo.“

Aiden starrte in den Horizont.

„Manchmal suchen die Hinweise nach dir“, antwortete er. „Das weißt du jetzt. Manchmal musst du warten, bis sich die Dinge zu erkennen geben.“

Caitlin dachte darüber nach. Wollte er ihr sagen, sie sollte nichts tun?

„Dann…gibt es nichts für mich zu tun?“, fragte sie.

„Es gibt viel für dich zu tun“, antwortete Aiden.

Er wandte sich ihr zu, und langsam, zum ersten Mal, seit Caitlin sich erinnern konnte, begann er zu lächeln. „Du hast eine Hochzeit vorzubereiten.“

Caitlin lächelte zurück.

„Das wollte ich. Doch ich war besorgt, das würde sorglos sein“, sagte sie. „Dass ich es aufschieben sollte. Dass ich zuerst suchen sollte.“

Aiden schüttelte langsam den Kopf.

„Eine Vampir-Hochzeit ist keine sorglose Angelegenheit. Es ist ein geheiligtes Ereignis. Es ist die Verbindung zweier Vampir-Seelen. Es wird euch beiden mehr Kraft verleihen, und mehr Kraft dem gesamten Clan. Und es wird dein Wachstum, deine Fertigkeiten, nur vertiefen. Ich bin stolz auf dich. Du bist stark gewachsen. Doch wenn du auf die nächste Ebene aufsteigen möchtest, brauchst du das. Jede Verbindung bringt ihre eigene Kraft. Sowohl für das Paar als auch für die Einzelperson.“

Caitlin fühlte sich erleichtert, aufgeregt – jedoch auch nervös.

„Aber ich weiß nicht, wie man diese Art von Hochzeit vorbereitet. Ich wüsste kaum, wie man auch nur eine Menschenhochzeit plant.“

Aiden lächelte. „Du hast viele Freunde, die dir helfen werden. Und ich werde der Zeremonie vorstehen.“ Er lächelte. „Immerhin bin ich Priester.“

Caitlin lächelte breit; der Gedanke daran gefiel ihr.

„Also, was muss ich jetzt tun?“, fragte Caitlin, aufgeregt, nervös, nicht wissend, wo sie anfangen sollte.

Er lächelte.

„Gehe zu Caleb. Und sag Ja. Lass die Liebe den Rest erledigen.“




KAPITEL ACHT


Kyle marschierte durch die Sümpfe von Süd-Schottland, qualmend vor Hass. Mit jedem Schritt war er wütender beim Gedanken an Caitlin, die freikam, ihm entwischte, wieder und wieder, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Er grübelte über Wege, wie er sie fangen und töten konnte, Rache ausüben.

Er hatte bereits jede Methode, die er kannte, ausgeschöpft, und sie schien ihm jedes Mal wieder durch die Finger zu schlüpfen. Er hatte immerhin geschafft, einen kleinen, kleinlichen Racheschlag auszuüben, indem er ihre Familie vergiftet hatte. Er lächelte innerlich beim Gedanken daran.

Doch es reichte nicht. Dies ging jetzt bereits schon viel zu lange so, und bei ihrer letzten Begegnung, das musste er zugeben, hatte sie ihn überwältigt. Er war über ihre Kraft schockiert, ihre Kampfkünste. Sie hatte ihn tatsächlich niedergekämpft. Es ging über alles hinaus, was er erwartet haben konnte.

Ein Teil von ihm hatte dies befürchtet, weshalb er sich so bemüht hatte, sie zu vergiften, um eine persönliche Konfrontation zu vermeiden. Doch auch das war nach hinten losgegangen. Er hatte versehentlich Caleb vergiftet, und obwohl er sich sicher war, dass sein Gift Caleb getötet hatte, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, dies zu bestätigen, da er in der Nacht flüchten hatte müssen.

Dies war die letzte Zeit und der letzte Ort, gelobte sich Kyle, dass dies passieren würde, dass er ihr nachstellen würde. Entweder würde er sie diesmal endgültig töten, oder beim Versuch daran sterben. Es gab keinen Rückzug mehr, keine Niederlage. Keine weiteren Zeiten und Orte. Dies würde die letzte und endgültige Auseinandersetzung sein. Hier, in Schottland.

Und für diese endgültige Auseinandersetzung hatte er eine große Strategie, die größte von allen. Das Vampirgift hatte zu dem Zeitpunkt wie eine gute Idee gewirkt, doch rückblickend war es zu riskant gewesen, hatte zu viel Raum für Zufälle gelassen. Seine neue Idee konnte jedoch unmöglich fehlschlagen.

Beim Ausarbeiten dieses neuen Plans hatte sich Kyle an all die Zeiten und Orte zurückerinnert, in denen er Caitlin in die Ecke gedrängt hatte, und versuchte, sich an jene Zeit zu erinnern, da er am nächsten daran gewesen war, sie zu töten. Er kam zu dem Schluss, dass dies in New York gewesen war, als er ihren Bruder Sam in Gefangenschaft gehabt hatte, ihn unter Kontrolle hatte und ihn benutzte, um seine Gestalt zu wandeln und Caitlin auszutricksen. Das hatte beinahe funktioniert.

Gestaltwandeln, erkannte Kyle, war der Schlüssel. Mit dieser Art Betrug konnte er Caitlin täuschen, ihr Vertrauen gewinnen und sie dann endgültig töten.

Doch das Problem war, dass Kyle diese Fertigkeit nicht beherrschte. Jedoch kannte er eine Person in dieser Zeit und an diesem Ort, die dies tat.

Sein alter Schützling.

Rynd.

Jahrhunderte zuvor hatte Kyle einen Trupp der wüstesten, sadistischten Vampire ausgebildet, die je das Angesicht der Erde durchstreiften. Rynd war einer seiner strahlenden Sterne gewesen. Er war sogar für Kyle zu bösartig geworden, und Kyle musste ihn am Ende hinauswerfen.

Das Letzte, was Kyle von ihm gehört hatte, war, dass Rynd in dieser Zeit hier wohnte, versteckt in der fernen südlichen Ecke Schottlands. Kyle würde ihn nun aufsuchen. Immerhin hatte ihm Kyle alles gelehrt, was er wusste, und er fand, dass Rynd ihm etwas schuldig war. Es war das Mindeste, was er für seinen alten Mentor tun konnte. Alles, was Kyle von ihm brauchte, war, dass er nur einmal seinen alten Gestaltwandlungs-Trick anwandte.

Kyle, knöcheltief im Schlamm, lächelte beim Gedanken daran. Ja, Rynd war genau das, was er brauchte, um Caitlin zu täuschen und endgültig zu erledigen. Diesmal war es ein Plan, der nicht fehlschlagen konnte.

Kyle blickte hoch und betrachtete die Szene vor sich. Es war kalt und windig, und die Feuchtigkeit in der Luft kroch ihm in die Knochen. Es war Dämmerung, seine liebste Tageszeit, und ein dichter Nebel kroch über den uralten Wald. Es war ein Tag ganz nach seinem Geschmack. Wenn es etwas gab, das Kyle mehr liebte als die Dämmerung, dann war es Nebel. Kyle fühlte sich so richtig zu Hause.

Plötzlich waren seine Sinne in höchster Alarmbereitschaft. Ein gruseliges Gefühl stellte ihm die Haare auf, und etwas sagte ihm, dass Rynd nahe war.

Als Kyle in den Nebel hineinschritt, hörte er ein leises Knarren und blickte hoch, und er sah eine Bewegung. Als der Nebel sich lichtete, konnte Kyle einen kahlen Wald von toten Bäumen sehen, und als er näher hinsah, sah er, dass Objekte von den Ästen baumelten.

Als er vortrat und sie genauer betrachtete, erkannte er, dass es Körper waren – Menschen – tot, kopfüber an den Füßen aufgehängt, mit Seilen an die Äste gebunden. Sie schwankten langsam im Wind, und das Geräusch von Seilen, die über Holz knarrten, durchdrang die Luft. Dem Aussehen dieser Leichen nach zu urteilen, waren sie schon lange Zeit tot; ihre Haut war blau, sie hatten vielsagende Löcher an ihren Hälsen und Kyle erkannte, dass von ihnen getrunken worden war, das Blut aus ihnen herausgesaugt.

Rynds Werk.

Als der Nebel sich weiter lichtete, sah Kyle hunderte – nein, tausende – Leichen hängen. Es war offensichtlich, dass sie alle eine Zeit lang am Leben gehalten worden waren, langsam über Tage hinweg gefoltert. Es war sadistisches, bösartiges Zeug.

Kyle bewunderte es. Es war nichts, das er selbst in seiner Blütezeit je getan hätte.

Kyle wusste, dass Rynd sehr, sehr nahe sein musste.

Plötzlich kam eine einzelne Gestalt aus dem Nebel und näherte sich langsam. Kyle kniff die Augen zusammen und versuchte, im Nebel zu erkennen, wer es war.

Und als er es erkannte, blieb sein Herz stehen.

Es konnte nicht sein.





Конец ознакомительного фрагмента. Получить полную версию книги.


Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию (https://www.litres.ru/morgan-rice/gelobt/) на ЛитРес.

Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.



In GELOBT (Band 7 der Weg der Vampire) finden sich Caitlin und Caleb im mittelalterlichen Schottland wieder, im Jahr 1350, einer Zeit von Rittern in glänzender Rüstung, von Burgen und Kriegern, und der Suche nach dem heiligen Gral, der den Schlüssel zur wahren Unsterblichkeit für Vampire enthalten soll. An den Ufern der uralten Isle of Skye landend, einer fernen Insel vor der Westküste Schottlands, wo nur die erlesensten Krieger leben und trainieren, werden sie zu ihrer höchsten Freude mit Sam und Polly, Scarlet und Ruth wiedervereint, einem menschlichen König und seinen Kriegern, und mit Aidens gesamtem Clan. Bevor sie ihre Mission nach dem vierten und letzten Schlüssel fortsetzen können, ist für Caleb und Caitlin die Zeit gekommen, zu heiraten. Vor der atemberaubensten Kulisse, die Caitlin sich je erhoffen könnte, wird eine aufwendige Vampirhochzeit geplant, einschließlich all der uralten Rituale und Bräuche, die dazugehören. Es ist die Hochzeit des Jahrhunderts, penibel geplant von Polly und den anderen, und Caitlin und Caleb sind glücklicher als je zuvor. Zugleich verlieben sich, zu ihrer eigenen Überraschung, Sam und Polly zutiefst ineinander. Während ihre Beziehung sich verstärkt, überrascht Sam Polly mit seinem eigenen Schwur. Und Polly überrascht ihn mit ihren eigenen schockierenden Neuigkeiten. Doch unter der Oberfläche ist nicht alles gut. Blake ist wieder aufgetaucht, und seine tiefe Liebe zu Caitlin könnte ihre Vereinigung gerade noch gefährden, just am Tag vor ihrer Hochzeit. Sera ist ebenfalls wieder aufgetaucht und schwört, dass sie zerbrechen will, was sie nicht haben kann. Auch Scarlet findet sich in Gefahr wieder, als die Quelle ihrer tiefen Kräfte enthüllt wird – zusammen mit der Erkenntnis über ihre wahren Eltern.

Как скачать книгу - "Gelobt" в fb2, ePub, txt и других форматах?

  1. Нажмите на кнопку "полная версия" справа от обложки книги на версии сайта для ПК или под обложкой на мобюильной версии сайта
    Полная версия книги
  2. Купите книгу на литресе по кнопке со скриншота
    Пример кнопки для покупки книги
    Если книга "Gelobt" доступна в бесплатно то будет вот такая кнопка
    Пример кнопки, если книга бесплатная
  3. Выполните вход в личный кабинет на сайте ЛитРес с вашим логином и паролем.
  4. В правом верхнем углу сайта нажмите «Мои книги» и перейдите в подраздел «Мои».
  5. Нажмите на обложку книги -"Gelobt", чтобы скачать книгу для телефона или на ПК.
    Аудиокнига - «Gelobt»
  6. В разделе «Скачать в виде файла» нажмите на нужный вам формат файла:

    Для чтения на телефоне подойдут следующие форматы (при клике на формат вы можете сразу скачать бесплатно фрагмент книги "Gelobt" для ознакомления):

    • FB2 - Для телефонов, планшетов на Android, электронных книг (кроме Kindle) и других программ
    • EPUB - подходит для устройств на ios (iPhone, iPad, Mac) и большинства приложений для чтения

    Для чтения на компьютере подходят форматы:

    • TXT - можно открыть на любом компьютере в текстовом редакторе
    • RTF - также можно открыть на любом ПК
    • A4 PDF - открывается в программе Adobe Reader

    Другие форматы:

    • MOBI - подходит для электронных книг Kindle и Android-приложений
    • IOS.EPUB - идеально подойдет для iPhone и iPad
    • A6 PDF - оптимизирован и подойдет для смартфонов
    • FB3 - более развитый формат FB2

  7. Сохраните файл на свой компьютер или телефоне.

Книги серии

Книги автора

Аудиокниги серии

Аудиокниги автора

Рекомендуем

Последние отзывы
Оставьте отзыв к любой книге и его увидят десятки тысяч людей!
  • константин александрович обрезанов:
    3★
    21.08.2023
  • константин александрович обрезанов:
    3.1★
    11.08.2023
  • Добавить комментарий

    Ваш e-mail не будет опубликован. Обязательные поля помечены *