Книга - Land Des Feuers

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Land Des Feuers
Morgan Rice


Ring der Zauberei #12
In LAND DES FEUERS (Buch #12 im Ring der Zauberei) finden sich Gwendolyn und ihre Leute auf den Oberen Inseln umzingelt, belagert von Romulus Drachen uns seiner gigantischen Armee. Alles scheint verloren - bis Rettung von unerwarteter Quelle naht. Gwendolyn ist fest entschlossen ihr Baby, das auf See verschollen ist, zu finden und ihr Volk ins Exil in eine neue Heimat zu führen. Sie reist über fremde und exotische Meere, begegnet unvorstellbaren Gefahren, Rebellion und Hunger als sie die Traum eines sicheren Hafens entgegensegeln. Thorgrin trifft im Land der Druiden endlich auf seine Mutter, und ihr Treffen wird sein Leben für immer verändern und ihn stärker denn je machen. Mit einer neuen Aufgabe betraut bricht er auf, entschlossen Gwendolyn zu retten, sein Baby zu finden, und sein Schicksal zu erfüllen. Thor wird auf jede erdenkliche Art und Weise auf die Probe gestellt werden; während er Monster bekämpft und sein Leben für seine Brüder riskiert, wird er alles geben und sich zu dem großen Krieger entwickelt, der er sein soll.







I M L A N D D E S F E U E R S



(Band #12 IM RING DER ZAUBEREI)



Morgan Rice


Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern



“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

--Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)



“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo... Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

--The Romance Reviews (zu Verwandelt)



“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

--Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)



“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

--vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

--The Dallas Examiner (zu Geliebt)



“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

--Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

--The Romance Reviews (zu Geliebt)


Über Morgan Rice



Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!



Bücher von Morgan Rice



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

A GRANT OF ARMS - GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)

A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

demnächst auf Deutsch erhältlich

A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO -- ARENA ZWEI (Band #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED -- VERMÄHLT (Band #6)

VOWED -- GELOBT (Band #7)

demnächst auf Deutsch erhältlich

FOUND -- GEFUNDEN (Band #8)

RESURRECTED – ERWECKT (Band #9)

CRAVED – ERSEHNT (Band #10)

FATED – BERUFEN (Band #11)











(https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4)

Hören (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an!


Copyright © 2014 by Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, zu verteilen oder zu übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig.

©iStock.com/© frentusha


INHALT



KAPITEL EINS (#uc1a2478e-7983-5a51-aeef-b441d044af18)

KAPITEL ZWEI (#u0b142db1-af78-54fc-979d-b7fca1bbf8db)

KAPITEL DREI (#ue1370a73-4bb6-56a5-aa64-ad95596e264c)

KAPITEL VIER (#u9e0239c3-4a44-5568-9033-bcc2b044ecbb)

KAPITEL FÜNF (#u9c3f2ab2-c7f3-56d3-a5b0-e6ec834bc45d)

KAPITEL SECHS (#ue707e4d7-0e51-5518-a1ac-6bb1229ec7ab)

KAPITEL SIEBEN (#u4856be56-6c53-5ffd-a6ef-b6bcbcf31cda)

KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL TWENTY-SIX (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)


“Wend ich so meinen Rücken;

Noch anderswo gibts eine Welt...”



--William Shakespeare

Coriolanus




KAPITEL EINS


Gwendolyn stand am Ufer der Oberen Inseln und blickte hinauf auf den Ozean. Mit Schrecken betrachtete sie, wie Nebel aufzog, und ihr Baby verschlang. Es brach ihr das Herz, als sie Sah, wie das kleine Boot mit Guwayne von den Wellen immer weiter in Richtung Horizont davongetragen wurde und schließlich im Nebel verschwand. Die Gezeiten würden ihn Gott weiß wohin tragen und mit jedem Augenblick entfernte er sich weiter von ihr.

Tränen rollten über Gwendolyns Gesicht als sie zusah, doch sie konnte den Blick nicht abwenden, war wie gelähmt. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und spürte ihren Körper nicht mehr. Ein Teil von ihr starb als sie zusah, wie der Mensch, den sie auf der Welt am meisten liebte, aufs Meer hinausgetragen wurde. Ein Teil von ihr wurde mit ihm von den Wellen ins Ungewisse getrieben.

Gwendolyn hasste sich für das, was sie gerade getan hatte, doch gleichzeitig wusste sie, dass es das einzige war, was ihr Kind vielleicht retten konnte. Sie hörte Donnergrollen am Horizont hinter sich, und wusste, dass bald die ganze Insel vom Feuer der Drachen verzehrt werden würde – und nichts auf der Welt konnte sie retten. Nicht Argon, der sich immer noch in einem hilflosen Zustand befand; nicht Thorgrin, der sich irgendwo am anderen Ende der Welt befand, im Land der Druiden; nicht Alistair oder Erec, die auch weit entfernt auf den Südlichen Inseln waren; und nicht Kendrick oder die Silver oder irgendeiner der anderen tapferen Männer, die hier waren – keiner von ihnen hatte, was nötig war, um einen Drachen zu bekämpfen. Sie brauchten Magie – und das war das Eine, das ihnen nicht zur Verfügung stand.

Sie hatten Glück gehabt, dem Massaker im Ring überhaupt entkommen zu sein, und nun, das wusste sie, hatte das Schicksal sie eingeholt. Es gab keinen Ausweg mehr, keinen Ort, an dem sie sich verstecken konnten. Es war an der Zeit, sich dem Tod zu stellen, der sie so lange verfolgt hatte.

Gwendolyn drehte sich um und blickte gen Himmel. Selbst von hier aus konnte sie sehen, wie die riesige Schar der Drachen den Himmel verdunkelte. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit; sie wollte nicht alleine hier am Ufer sterben. Sie wollte bei ihrem Volk sein, und es so gut sie konnte verteidigen.

Sie blickte aufs Meer hinaus, in der Hoffnung, noch einen letzten Blick auf Guwayne erhaschen zu können.

Doch da war nichts. Guwayne war schon weit fort, irgendwo hinter dem Horizont, auf dem Weg in eine Welt, die sie niemals sehen würde.

Bitte Gott, betete Gwendolyn, wache über ihn. Nimm mein Leben an seiner statt. Ich bin bereit, alles dafür zu tun. Bring ihn in Sicherheit. Und erlaube mir, ihn bald wieder in den Armen halten zu können. Ich flehe dich an. Bitte.

Gwendolyn öffnete ihre Augen. Sie hoffte ein Zeichen zu sehen, vielleicht einen Regenbogen am Himmel – irgendetwas.

Doch der Himmel blieb leer. Dicke, schwarze Wolken hingen bedrohlich über ihr, gerade so, als ob das Universum wütend auf sie war für das, was sie getan hatte.

Schluchzend wandte sie sich vom Meer ab und rannte in Richtung ihres Volkes. Es war alles, was ihr geblieben war, und sie wollte in der letzten Schlacht an ihrer Seite stehen.

*

Gwendolyn stand auf den Zinnen von Tirus‘ Festung, umgeben von ihren Leuten – unter ihnen ihre Brüder Kendrick, Reece, und Godfrey; Matus und Stara, die überlebenden Kinder ihres Onkels Tirus; Steffen, Aberthol, Srog, Brandt, Atme, und die verbliebenen Angehörigen der Legion. Alle betrachteten sie ernst den Himmel. Sie wussten, was auf sie zukam.

Als sie den Fernen Schreien lauschten, die die Erde erzittern ließen, standen sie hilflos da und beobachteten, wie Ralibar für sie sein Leben in die Waagschale warf. Ein einzelner Drache, der eine riesige Herde feindlicher Drachen abhielt. Gwendolyns Herz schwoll vor Stolz, als sie ihm zusah, so tapfer, so mutig, ein Dache allein gegen Dutzende, und doch war er furchtlos. Ralibar spie Feuer auf die anderen Drachen, griff sie mit seinen scharfen Krallen an und kratzte sie, hielt sie fest, und biss ihnen in die Hälse. Er war nicht nur grösser und stärker als die anderen, er war auch schneller. Ein unglaublicher Anblick.

Gwendolyn fasste ein wenig Hoffnung; tief im Inneren hoffte, sie, dass Ralibar sie besiegen konnte. Sie sah zu, wie Ralibar einem feurigen Angriff auswich, indem er im Sturzflug in die Tiefe tauchte, wobei er einem Angreifer seine Krallen in die Brust rammte und ihn mit sich aufs Meer zu riss.

Einige andere Drachen spien Feuer auf Ralibar, als er hinabtauchte, und Gwendolyn sah erschrocken zu, wie Ralibar und der andere Drache von einem Feuerball eingehüllt aufs Wasser zustürzten. Der Drache wehrte sich, doch Ralibar nutzte seine körperliche Überlegenheit, ihn mit sich zu reißen – und bald stürzten sie unter lautem Zischen in die Wellen. Dampfwolke stiegen auf, als das Wasser die Flammen löschte.

Gebannt sah Gwendolyn zu. Sie betete zu Gott, dass Ralibar den Sturz überlebt hatte – und Augenblicke später tauchte Ralibar auf. Auch der andere Drache tauchte auf, doch sein lebloser Körper tanzte auf den Wellen; er war tot.

Ohne zu zögern schoss Ralibar in die Höhe, auf die anderen Drachen zu, die sich auf ihn stürzten. Sie kamen mit weit aufgerissenen Mäulern auf ihn zu – doch Ralibar griff sie furchtlos an: Er hieb mit seinen Krallen auf sie ein, breitete seine riesigen Flügel aus, umfasste zwei von ihnen und riss sie in die Tiefe.

Ralibar konnte sie festhalten, doch währenddessen stürzten sich dutzende anderer Drachen auf seinen ungeschützten Rücken. Gemeinsam stürzten sie auf die Wellen zu. Ralibar, so tapfer er auch kämpfen mochte, war der zahlenmäßigen Übermacht unterlegen. Er tauchte um sich schlagend ins Wasser ein, festgehalten von unzähligen anderen Drachen, die wütend kreischten.

Gwendolyn schluckte. Es brach ihr das Herz zu sehen, wie Ralibar alleine da draußen für sie alle kämpfte. Sie wünschte sich, ihm helfen zu können. Sie starrte gebannt aufs Meer hinauf, hoffend, und wartete darauf, dass Ralibar wieder auftauchte.

Doch zu ihrem großen Schrecken tauchte er nicht wieder auf.

Einer nach dem anderen kamen die anderen Drachen wieder an die Oberfläche und erhoben sich, um sich hoch oben am Himmel wieder zu sammeln und sich wieder auf die Oberen Inseln zu konzentrieren. Sie schienen Gwendolyn direkt anzusehen, als sie mit lautem Brüllen ihre Flügel spreizten.

Gwendolyns Herz brach. Ihr geliebter Freund Ralibar, ihre letzte Hoffnung, ihre letzte Verteidigungslinie, war tot.

Sie sah ihre Männer an, die schockiert aufs Meer hinausstarrten. Sie wussten, was nun auf sie zukam: eine unaufhaltsame Welle der Zerstörung.

Gwendolyn war verzweifelt; sie öffnete den Mund, doch ihr fehlten die Worte.

„Läutet die Glocken“, sagte sie schließlich mit gebrochener Stimme. „Befehlt den Leuten, Schutz zu suchen. Alle müssen sofort unter die Erde. In die Höhlen, in Keller – egal wohin, nur weg von der Oberfläche. Gebt den Befehl!“

„Läutet die Glocken!“, schrie Steffen in den Hof hinunter, während er über den Wehrgang rannte. Sofort schallten die Glocken über den Platz. Hunderte ihrer Bürger, Überlebende des Rings, rannten um ihr Leben, suchten Zuflucht in den Höhlen am Rande der Stadt oder in den Kellern unter den Gebäuden, und bereiteten sich auf die unaufhaltsame Welle des Feuers zu, die bald über sie hinwegrollen würde.

„Meine Königin“, sagte Srog. „Vielleicht können wir hier im Fort Zuflucht finden. Schließlich ist es aus Stein gebaut.“

Gwendolyn schüttelte wissend den Kopf.

„Du verstehst die Drachen nicht“, sagte sie. „Nichts an der Oberfläche ist sicher. Absolut nichts.“

„Aber Mylady. Vielleicht sind wir im Fort doch sicher. Es hat schließlich Jahrhunderte überdauert. Die Mauern sind mehr als einen halben Meter dick. Wäret Ihr nicht lieber hier als unter der Erde?“

Wieder schüttelte sie den Kopf. Sie hörte das Brüllen der Drachen und sah, dass sie immer näher kamen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie die Drachen Feuer auf ihre Flotte hinabregnen ließen, die im fernen südlichen Hafen lag. Sie sah zu, wie ihre kostbare Flotte, ihre Lebensader, wunderschöne Schiffe, deren Bau Jahrzehnte gedauert hatte, zu Asche verbrannte.

Da sie den Angriff erwartet hatte, hatte sie einige Schiffe hinter die Klippen vor der Küste auf der anderen Seite der Insel geschickt. Wenn sie überleben sollten, dann blieben ihnen wenigsten diese. Wenn sie überleben sollten.

„Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Wir müssen sofort von hier weg. Folgt mir!“

Die Männer folgten Gwendolyn die spiralförmige Treppe hinunter. Instinktiv wollte Gwendolyn dabei Guwayne umklammern – und wieder durchfuhr sie unglaublicher Schmerz, als sie bemerkte, dass er fort war. Es war, als fehlte ein Teil von ihr, als sie die Treppen hinuntereilte um sich in Sicherheit zu bringen. Sie konnte hören, dass die Schreie der Drachen näher kamen, und spürte, dass der Boden unter ihnen zitterte. Wieder schickte sie ein Stoßgebet für Guwaynes Sicherheit gen Himmel.

Sie stürmte aus dem Fort und rannte mit den anderen über den Hof auf den Eingang des Kerkers zu, in dem nun keine Gefangenen mehr saßen. Davor warteten einige Krieger, die die massiven Eisentüren öffneten, um sie einzulassen. Bevor sie eintraten, wandte sich Gwendolyn ihren Leuten zu.

Sie sah, dass einige noch auf dem Hof umherirrten und wirr durcheinanderschrien.

„Kommt her“, rief sie. „Wir müssen unter die Erde! Kommt!“

Sie trat beiseite. Bevor sie hinunterging wollte sie sicher sein, dass alle Menschen sicher in der Finsternis des Kerkers verborgen waren.

Die letzten, die bei ihr stehen blieben, waren ihre Brüder, Kendrick, Reece und Godfrey, gemeinsam mit Steffen. Gemeinsam blickten sie zum Himmel auf, als sie wieder einen markerschütternden Schrei hörten.

Die Drachen waren nur noch wenige hundert Meter entfernt, und Gwen konnte ihre wütenden Gesichter sehen. Sie hatten ihre Mäuler weit aufgerissen, als könnten sie es nicht abwarten, alles zu zerstören.

So sieht also der Tod aus, dachte Gwendolyn.

Sie blickte sich noch ein letztes Mal um, und sah, dass etliche Menschen sich in ihren neuen Häusern verbarrikadiert hatten und sich weigerten, unter die Erde zu gehen.

„Ich habe ihnen befohlen, nach unten zu gehen!“, schrie Gwendolyn aufgebracht.

„Einige unserer Leute haben auf dich gehört“, sagte Kendrick, der sie traurig ansah, „doch viele weigern sich.“

Der Schmerz zerriss Gwendolyn innerlich. Sie wusste, was mit jenen geschehen würde, die in ihren Häusern blieben. Warum mussten ihre Leute nur so halsstarrig sein?

Und dann geschah es. Der erste Drache begann Feuer zu speien – noch weit genug entfernt, um sie nicht zu verbrennen, doch nah genug, dass Gwendolyn die Hitze der Flammen spüren konnte.

Mit Schrecken hörte sie die Schreie der Menschen, die sich dazu entschlossen hatten, über der Erde in ihren Häusern oder im Fort auszuharren. Das steinerne Fort, das vor wenigen Augenblicken noch so uneinnehmbar gewirkt hatte, stand nun in Flammen. Gwendolyn schluckte. Wenn sie im Fort geblieben wären, wären sie nun alle totgeweiht.

Wie die Menschen, die brennend und schreiend durch die Straßen rannten, bevor sie tot zusammenbrachen. Der schreckliche Geruch von brennendem Fleisch füllte die Luft.

„Mylady“, drängte Steffen. „Wir müssen in den Kerker. Sofort!“

Gwen konnte sich kaum losreißen, doch sie wusste, dass er Recht hatte. Sie ließ sich von den anderen mitziehen, durch die Türen, die Treppen hinunter, in die Finsternis, während die Wand auf Flammen unaufhaltsam auf sie zuraste. Die Stahltüren wurden nur Sekunden, bevor sie das Feuer erreichte, verschlossen. Das Krachen der zuschlagenden Türen fühlte sich an, als ob auch in ihrem Herzen eine Tür zugeschlagen wurde.




KAPITEL ZWEI


Schluchzend kniete Alistair neben Erec. Sie drückte ihn an sich, ihr Brautkleid war über und über mit seinem Blut beschmiert. Während sie ihn festhielt, drehte sich ihre ganze Welt und sie spürte, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich. Erec, schwer verletzt durch den feigen Angriff des Attentäters, stöhnte, und sie konnte am Rhythmus seines Pulses fühlen, dass er im Sterben lag.

„NEIN!“, stöhnte sie, während sie ihn zärtlich in den Armen hielt und sanft wiegte. Sie spürte, wie ihr Herz brach als sie ihn festhielt, fühlte sich, als würde sie mit ihm sterben. Der Mann, den sie zu heiraten im Begriff war, der sie vor wenigen Augenblicken so liebevoll angesehen hatte, lag nun fast leblos in ihren Armen; sie konnte es kaum fassen. Der Angriff war so unerwartet gekommen, in einem Augenblick der Liebe und des Glücks; wegen ihr war er unachtsam gewesen – wegen ihres dummen Spiels. Sie hatte ihn gebeten, die Augen zu schließen, als sie in ihrem Hochzeitskleid auf ihn zukam.

Sie fühlte sich überwältigt von Schuldgefühlen, als wäre es allein ihre Schuld.

„Alistair“, stöhnte er.

Sie blickte auf ihn herab, und sah, dass seine halb geöffneten Augen ins Leere starrten, dass das Leben aus ihnen zu entweichen begann.

„Es war nicht deine Schuld“, flüsterte er. „Vergiss nie, dass ich dich liebe.“

Alistair weinte und drückte ihn an ihre Brust als sie spürte, dass die Wärme seinen Körper verlies. In diesem Augenblick geschah etwas in ihr. Sie spürte die Ungerechtigkeit der Tat und weigerte sich, ihn sterben zu lassen.

Plötzlich fühlte sie das bekannte Prickeln, als würden tausende winziger Nadeln sie stechen, und ihr gesamter Körper wurde von einer überwältigenden Hitze durchströmt. Eine ihr unbekannte Macht übernahm die Kontrolle, urtümlich und unglaublich stark, eine Macht, die sie nicht verstand. Das Gefühl war stärker als jeder Ausbruch ihrer Kräfte, den sie bisher in ihrem Leben verspürt hatte, als würde ein anderes Wesen die Kontrolle über ihren Körper übernehmen. Ihre Arme und Hände brannten heiß, und instinktiv legte sie ihre Hände auf Erecs Brust und Stirn.

Während ihre Hände auf Erecs leblosem Körper ruhten, brannten ihre Hände immer heißer, und sie schloss ihre Augen. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah Erec als Jungen, wie er die Südlichen Inseln verließ, wie er stolz und edel an Bord eines Großseglers stand; sie sah, wie er in die Legion eintrat; in die Gemeinschaft der Silver aufgenommen wurde; sie sah ihn beim Lanzenstechen, wie er ein Meister der Waffen wurde, wie er Feinde besiegte und den Ring verteidigte. Sie sah ihn in seiner silberglänzenden Rüstung in aufrechter Pose auf seinem Pferd sitzen, ein Muster an Edelmut und Tapferkeit. Sie wusste, dass sie ihn nicht sterben lassen konnte; die Welt konnte es sich nicht leisten, ihn sterben zu lassen.

Die Hitze in ihren Händen schwoll weiter an. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie, wie er seine schloss. Dann sah sie, wie ein gleißendes Licht von ihren Händen ausging und sich über Erec ausbreitete. Es schien seinen Körper zu durchdringen und sie beide wie ein Kokon einzuschließen. Sie sah zu, wie das Blut aufhörte aus seinen Wunden zu sickern, und wie sie sich langsam zu schließen begannen.

Seine Augen flatterten und öffneten sich, und sie spürte, wie sich sein Körper, der eben noch kalt gewesen war, zu wärmen begann. Sie fühlte, wie das Leben in seinen Körper zurückkehrte.

Erec sah sie überrascht an. Dabei spürte sie, wie sie selbst schwächer wurde, als ihre Lebenskraft in seinen Körper strömte.

Er schloss seine Augen und fiel in einen tiefen Schlaf. Ihre Hände brannten nicht mehr, und sie fühlte seinen Puls, der wieder vollkommen normal war.

Sie seufzte erleichtert, denn sie wusste, dass sie ihn von der Schwelle des Todes zurückgeholt hatte. Ihre Hände zitterten, und sie fühlte sich schwach – doch sie war glücklich.

Ich danke Dir Gott, dachte sie, als sie Erec unter Freudentränen umarmte. Danke, dass Du mir meinen Gemahl nicht genommen hast.

Alistairs Tränen versiegten, und als sie sich umsah, sah sie Bowyers blutverschmiertes Schwert mitsamt der Scheide auf dem Boden liegen. Sie hasste Bowyer mit bisher ungekannter Leidenschaft und war fest entschlossen, Rache zu nehmen.

Sie hob das blutige Schwert auf. Ihre Hände waren blutverschmiert, als sie es untersuchte. Sie wollte es gerade in die Ecke werfen, als die Tür des Raumes aufgerissen wurde.

Mit dem blutigen Schwert in der Hand fuhr sie herum und sah, wie Erecs Familie in den Raum gestürmt kam, flankiert von einem Dutzend Kriegern. Als sie näher kamen, wandelte sich der besorgte Ausdruck in ihren Gesichtern in blanken Horror, als sie zwischen ihr und Erec, der bewusstlos auf dem Boden lag, hin und her blickten.

„Was hast du getan?“, kreischte Dauphine.

Alistair sah sie verständnislos an.

„Ich?“, fragte sie. „Ich habe nichts getan.“

Dauphine starrte sie böse an, während sie auf sie zustürmte.

„Hast du nicht?“, sagte sie. „Du hast nur unseren besten und größten Ritter ermordet!“

Alistair sah sie schockiert an.

Sie blickte auf das blutige Schwert in ihren Händen, sah das Blut an ihrem Kleid und ihren Armen und erkannte plötzlich, dass alle sie für den Mörder hielten.

„Aber ich war es nicht!“, protestierte sie.

„Nein?“, schnaubte Dauphine anklagend. „Dann ist das Schwert also magisch in deine Hände gelangt?“

Alistair sah sich im Raum um, als die anderen sich um sie herum sammelten.

„Es war ein Mann. Der Mann der ihn im Wettkampf herausgefordert hatte: Bowyer!“

Die anderen sahen einander skeptisch an.

„Ach so ist das“, gab sie zurück. „Und wo ist dieser Mann?“ fragte sie, während sie sich umsah.

Alistair wusste, dass er fortgerannt war, und erkannte, dass alle sie für eine Lügnerin hielten.

„Er ist geflohen, nachdem er auf ihn eingestochen hat.“

„Und wie ist dann das blutige Schwert in deine Hand gekommen?“, drängte Dauphine.

Alistair warf noch einmal einen Blick auf das Schwert und warf es dann aufgebracht in die Ecke.

„Warum sollte ich meinen eigenen Gemahl umbringen wollen?“, fragte sie.

„Du bist eine Hexe!“ sagte Dauphine und baute sich vor ihr auf. „Solchen wie dir kann man nicht vertrauen. Oh mein Bruder!“

Dauphine kniete zwischen Erec und Alistair nieder. Sie umarmte ihn und hielt ihn fest.

„Was hast du getan?“, jammerte Dauphine unter Tränen.

„Aber ich bin unschuldig!“, rief Alistair.

Dauphine sah sie mit hasserfülltem Blick an, dann wandte sie sich den Kriegern zu.

„Nehmt sie fest!“, befahl sie.

Alistair wurde von hinten gegriffen und unsanft hochgezerrt. Sie war zu schwach, sich zu wehren, als sie ihr die Hände fesselten und sie wegschleppen wollten – doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, von Erec getrennt zu sein, gerade jetzt, wo er sie am meisten brauchte. Die Kraft, die sie ihm gegeben hatte, war noch nicht genug, er brauchte noch mehr. Wenn sie ihm nicht mehr geben konnte, würde er sterben müssen.

„NEIN!“, rief sie. „Lasst mich los!“

Doch ihre Rufe fielen auf taube Ohre, als sie sie davonzerrten, als wäre sie eine gewöhnliche Kriminelle.




KAPITEL DREI


Geblendet vom Licht hob Thor die Hände vor die Augen, als die glänzenden, goldenen Tore zum Schloss seiner Mutter weit aufschwangen. Eine Gestalt kam auf ihn zu, die Silhouette war die einer Frau, und mit jeder Faser seines Seins spürte er, dass dies seine Mutter war. Sein Herz pochte, als er sie vor sich stehen sah.

Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht. Er senkte seine Hände und sah sie an. Das war der Augenblick, auf den er sein Leben lang gewartet hatte, der Augenblick, der ihn bis in seine Träume verfolgt hatte. Er konnte es kaum glauben: Sie war es wirklich. Seine Mutter. Er war hier, in ihrem Schloss auf den Klippen. Thor betrachtete sie, wie sie nur ein paar Meter entfernt vor ihm stand und ihn ansah. Zum ersten Mal sah er ihr Gesicht.

Ihm stockte der Atem, denn vor ihm stand die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Sie wirkte alterslos – sowohl alt als auch jung, ihre Haut war makellos, ihr Gesicht strahlte. Sie lächelte ihn liebevoll an. Ihr langes, blondes Haar reichte ihr bis zur Taille, sie hatte große, graue Augen und ihre Wangenknochen und ihr Kiefer ähnelten seinem. Was Thor am meisten überraschte, war die Tatsache, dass er seine Züge in ihrem Gesicht wiedererkennen konnte – nicht nur die Augen, Wangen und der Kiefer, sondern auch ihre Lippen, der Schwung ihrer Brauen und ihre Stirn. In gewisser Weise war es so, als würde er sich selbst ins Gesicht sehen – oder Alistair. Sie ähnelte Alistair fast wie ein Ei dem anderen.

Thors Mutter trug eine weiße Seidenrobe und einen Umhang, dessen Kapuze zurückgeschlagen war. Sie trug keinen Schmuck, und hatte ihre Hände zur Seite ausgestreckt. Thor konnte eine intensive Energie spüren, die von ihr ausging, intensiver als er es je zuvor gespürt hatte. Es fühlte sich an, als würde die Sonne ihn umschließen. Als er vor ihr stand und in ihrer Energie badete, spürte er Wellen der Liebe, die von ihr ausgingen. Nie zuvor hatte er eine derart bedingungslose Liebe und Akzeptanz gespürt. Er war zu Hause.

Als er hier vor ihr stand, fühlte Thor sich ganz, gerade so, als ob auf der Welt alles in Ordnung war.

„Thorgrin, mein Sohn“, sagte sie.

Es war die schönste Stimme, die er je gehört hatte. Sanft hallte sie vom uralten Gemäuer des Schlosses wider und klang, als käme sie direkt vom Himmel. Thor stand wie angewurzelt da, wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. War das real? Einen Moment lang fragte er sich, ob nicht auch das hier eine Kreation des Lands der Druiden war, nur ein weiterer Traum, sein Geist, der ihm wieder einen Streich spielte. Er hatte sich so lange danach gesehnt, seine Mutter in den Arm zu nehmen. Er machte einen Schritt auf sie zu, entschlossen herauszufinden, ob es wieder nur ein Trugbild war.

Thor streckte die Arme nach ihr aus, auch wenn er befürchtete, ins Leere zu greifen. Doch dann spürte er sie – die warme Umarmung seiner Mutter, die ihn umfing. Es war das schönste Gefühl der Welt.

Sie hielt ihn fest, und Thor war überglücklich zu wissen, dass sie real war. Dass alles real war. Dass er eine Mutter hatte, dass sie wirklich existierte, dass sie in Fleisch und Blut vor ihm stand, in diesem Land der Illusion und Phantasie – und dass sie ihn wirklich liebte.

Nach einer langen Weile sah Thor sie mit feuchten Augen an, und entdeckte, dass auch ihr Tränen in den Augen standen.

„Ich bin so stolz auf dich, mein Sohn“, sagte sie.

Er starrte sie sprachlos an.

„Du bist am Ziel deiner Reise angekommen“, fügte sie hinzu. „Du hast dich als würdig erwiesen hier zu sein. Du bist zu dem Mann herangewachsen, den ich immer in dir gesehen habe.“

Thor sah sie an, nahm ihren Anblick in sich auf, immer noch erstaunt darüber, dass sie real war, und wusste nicht, was er sagen sollte. Sein ganzes Leben lang war er so voller Fragen gewesen. Doch nun, da er wirklich vor ihr stand, fehlten ihm die Worte. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte.

„Komm mit mir“, sagte sie, und drehte sich um. „Ich will dir diesen Ort zeigen. Den Ort, an dem du das Licht der Welt erblickt hast.“

Sie lächelte und streckte ihm eine Hand entgegen, die er dankbar ergriff.

Seite an Seite gingen sie ins Schloss hinein. Von seiner Mutter schien ein Leuchten auszugehen, das von den Mauern des Schlosses zurückgeworfen wurde. Thor betrachtete alles staunend: Dies war der prachtvollste Ort, den er je gesehen hatte. Die Wände waren aus glitzerndem Gold, alles glänzte, perfekt, surreal. Er fühlte sich, als hätte er ein magisches Schloss im Himmel betreten.

Sie gingen einen langen Flur mit einer hohen, gewölbten Decke entlang. Der Boden schimmerte im Licht, als bestünde er aus unzähligen Diamanten.

„Warum hast du mich verlassen?“, fragte Thor plötzlich.

Es waren die ersten Worte, die er zu ihr sagte, und sie überraschten selbst ihn. Von all den Dingen, die er sie fragen wollte, war aus irgendeinem Grund diese Frage zuerst aus seinem Mund gekommen, und er schämte sich dafür, dass er nichts Netteres gesagt hatte. Er hatte nicht so barsch sein wollen.

Doch das mitfühlende Lächeln seiner Mutter verließ ihr Gesicht nicht. Sie ging neben ihm her und sah ihn voller Liebe an, und er konnte spüren, dass sie ihn niemals verurteilen würde, egal, was er sagte.

„Du hast Recht, böse auf mich zu sein“, sagte sie. „Ich muss dich um Vergebung bitten. Du und deine Schwester bedeuten mir alles auf der Welt. Ich wollte euch so gerne hier großziehen – doch ich konnte es nicht. Weil ihr beide etwas Besonderes seid.“

Sie bogen in einen anderen Flur ab, wo seine Mutter stehen blieb und ihn ansah.

„Du bist mehr als nur ein Druide, Thorgrin – mehr als nur ein Krieger. Du bist der größte Krieger den es jemals gab und der jemals sein wird – und ebenso der stärkste Druide. Du hast ein ganz besonderes Schicksal; Dein Leben ist dazu bestimmt grösser, viel grösser zu sein, als dieser Ort. Es ist ein Leben und ein Schicksal, das dazu bestimmt ist, mit der Welt geteilt zu werden. Darum habe ich dich in die Welt der Menschen geschickt. Ich musste dich gehen lassen, damit du der Mann werden konntest, der du jetzt bist; damit du die Erfahrungen machen konntest, die du gemacht hast, um der Krieger zu werden, der dir zu sein bestimmt ist.“

Sie holte tief Luft.

„Thorgrin, du musst verstehen, dass Abgeschiedenheit und Privilegien keine Krieger hervorbringen – nur Mühe, Leid und Schmerz. Vor allem Leid. Es hat mir das Herz gebrochen, dich leiden zu sehen – und doch, so paradox es auch scheinen mag – das war genau das, was du brauchtest, um zu werden, wer du bist. Kannst du das verstehen, Thorgrin?“

Zum ersten Mal in seinem Leben verstand er es wirklich. Zum ersten Mal ergab alles einen Sinn. Er dachte an all das Leid, dass ihm in seinem Leben begegnet war: wie er ohne Mutter als Lakai seiner Brüder aufgewachsen war, bei einem Ziehvater, der ihn hasste, in einem kleinen, erdrückenden Dorf, wo er ein Niemand war. Seine Erziehung hatte aus einer Demütigung nach der anderen bestanden.

Doch nun begann er zu sehen, dass er all das gebraucht hatte; dass all das so vorherbestimmt gewesen war.

„All dein Leid, deine Unabhängigkeit, dein Kampf, deinen Weg zu finden“, fügte seine Mutter hinzu. „Das war mein Geschenk an dich. Mein Geschenk, um dich stärker zu machen.“

Ein Geschenk, dachte Thor bei sich. Er hatte nie zuvor so darüber gedacht. Damals war es ihm wie das Gegenteil vorgekommen – doch nun, rückblickend, wusste er, dass es genau das gewesen war. Als sie die Worte aussprach, wusste er, dass sie Recht hatte. All die Widrigkeiten, denen er in seinem Leben begegnet war – sie alle waren ein Geschenk gewesen, das dabei geholfen hatte, ihn zu dem zu machen, was er geworden war.

Sie gingen weiter durch das Schloss. In Thors Kopf schwirrten unendlich viele Fragen an sie herum.

„Bist du real?“, fragte er.

Wieder schämte er sich für seine direkte Frage, und ertappte sich bei Stellen einer Frage, mit der er selbst nicht gerechnet hatte. Doch er verspürte ein brennendes Verlangen, es zu erfahren.

„Ist dieser Ort hier real?“, fügte er hinzu. „Oder ist all das nur eine Illusion, eine Schöpfung meiner eigenen Vorstellungskraft, wie der Rest dieses Landes?“

Seine Mutter lächelte ihn an.

„Ich bin so real wie du“, antwortete sie.

Thor nickte zufrieden.

„Du hast Recht, wenn du sagst, das Land der Druiden ist ein Land der Illusion, ein magisches Land in dir selbst“, fügte sie hinzu. „Ich bin sehr real – doch zur gleichen Zeit bin ich, genau wie du, ein Druide. Wir sind nicht so sehr an physische Orte gebunden wie die Menschen. Was bedeutete, dass ein Teil von mir hier lebt, während ein anderer Teil von mir an einem anderen Ort lebt. Darum bin ich immer bei dir, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Druiden sind gleichzeitig überall und nirgendwo. Wir wandeln zwischen den Welten in einer Weise, wie es den Menschen nicht möglich ist.“

„Wie Argon“, sagte Thor, während er sich an Argons durchdringenden Blick erinnerte, und daran, wie er ebenso plötzlich wie er auftauchte, auch wieder verschwand. Auch er war zu jederzeit überall und nirgendwo.

Sie nickte.

„Ja“, antwortete sie. „Genau wie mein Bruder.“

Thor keuchte erschrocken.

„Dein Bruder?“, echote er.

Sie nickte.

„Argon ist dein Onkel“, sagte sie. „Er liebt dich sehr. Er hat dich immer geliebt, und Alistair genauso.“

Thor schwirrte der Kopf. Er war überwältigt.

Seine Stirn legte sich in Falten, als ihm etwas einfiel.

„Aber es ist anders für mich“, sagte er. „Ich fühle mich nicht so wie du. Ich fühle mich mehr an Orte gebunden. Ich kann nicht einfach wie Argon zwischen den Welten reisen.“

„Weil du zur Hälfte Mensch bist“, antwortete sie.

Thor dachte darüber nach.

„Jetzt bin ich hier, in diesem Schloss, Zuhause“, sagte er. „Das hier ist mein Zuhause, oder nicht?“

„Das ist es“, sagte sie. „Dein wahres Zuhause. So wie jedes andere Zuhause, das du in der Welt der Menschen hast. Doch Druiden sind nicht an das Konzept von ‚Heimat‘ gebunden.“

„Wenn ich also hier leben wollte, dann könnte ich das?“, wollte er wissen.

Seine Mutter schüttelte den Kopf.

„Nein“, sagte sie. „Denn deine Zeit hier im Land der Druiden ist endlich. Deine Ankunft war vorherbestimmt – doch du kannst dieses Land nur ein einziges Mal besuchen. Wenn du es verlässt, kannst du nie wieder zurückkehren. Dieser Ort, dieses Schloss, alles was du hier siehst, all das hier, was du so viele Jahre in deinen Träumen gesehen hast, all das wird verschwinden. Wie ein Fluss, der niemals derselbe sein wird.“

„Und du?“, fragte Thor, plötzlich ängstlich.

Seine Mutter schüttelte den Kopf.

„Du wirst mich ebenfalls nicht wieder sehen. Nicht so. Doch ich werde immer bei dir sein.“

Der Gedanke verstörte ihn.

„Aber ich verstehe es nicht“, sagte er. „Endlich habe ich dich gefunden, diesen Ort, meine Heimat. Und nun sagst du mir, dass ich nicht wieder hierher zurückkehren kann?“

Seine Mutter seufzte.

„Die Heimat eines Kriegers ist da draußen, in der Welt“, sagte sie. Es ist deine Pflicht, wieder hinauszugehen, anderen zu helfen, sie zu verteidigen, und ein immer besserer Krieger zu werden. Du kannst immer stärker werden. Kriegern ist es nicht bestimmt, an einem Ort zu bleiben, besonders nicht einem Krieger mit einem großen Schicksal wie du. Du wirst in deinem Leben großartigen Dingen begegnen: Großartigen Schlössern, einzigartigen Städten, außergewöhnlichen Völkern. Du darfst dich jedoch an nichts festklammern. Das Leben ist wie die Gezeiten, und du musst ihm erlauben, dich dorthin zu tragen, wo es dir bestimmt ist.“

Thor runzelte die Stirn, während er versuchte, ihre Worte zu verstehen. Es war alles zu viel auf einmal.

„Ich habe immer gedacht, dass meine große Suche vorüber ist, wenn ich dich erst einmal gefunden habe.“

Sie lächelte ihn an.

„So ist das Leben“, antwortete sie. „Uns werden große Aufgaben gegeben, oder wir entscheiden uns bewusst für sie – dann machen wir uns auf, sie zu erfüllen. Wir können uns niemals vorstellen, sie wirklich erfüllen zu können – und doch gelingt es uns irgendwie. Sobald es uns gelungen ist, erwarten wir, dass unser Leben zu Ende ist. Doch unser Leben steht gerade erst am Anfang. Einen Gipfel zu erklimmen, ist eine große Leistung – doch dieser Gipfel führt auch zu einem weiteren, noch größeren Gipfel. „

Thor sah sie überrascht an.

„So ist es“, sagte sie, als sie seine Gedanken las. „Dass du mich gefunden hast, führt dich zu deiner nächsten, noch größeren Aufgabe.“

„Welche andere Aufgabe kann es für mich geben, die grösser ist, als dich zu finden?“, wollte er wissen.

Sie lächelte ihn mit weisen Augen an.

„Du kannst dir nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Aufgaben noch vor dir liegen“, sagte sie.

„Manche Menschen werden für eine einzige Aufgabe geboren. Manche gar ohne. Doch du – Thorgrin – du bist mit einem Schicksal von zwölf Aufgaben geboren worden.“

„Zwölf?“, fragte er verblüfft.

„Das Schwert des Schicksals zu finden war eine davon. Du hast sie ausgezeichnet gelöst. Mich zu finden, war die Nächste. Damit hast du zwei der Aufgaben erfüllt, die dir zugedacht sind. Zehn weitere werden folgen. Zehn Aufgaben, die weit grösser sind, als die ersten zwei.“

„Zehn weitere?“, fragte er. „Noch grösser? Wie ist das möglich?“

„Lass es mich dir zeigen“, sagte sie, legte ihm den Arm auf die Schulter, und führte ihn sanft den Flur hinunter. Sie führte ihn durch eine blau schimmernde Tür aus Saphir in einem Raum, der ganz mit Saphiren ausgekleidet war schimmernd grün.

Thors Mutter führte ihn zu einem großen Kristallfenster. Thor stand neben ihr. Er hob seine Hand und legte sie auf die kristallene Scheibe. Er verspürte einen Drang, das zu tun, und als seine Fingerspitzen die Scheibe berührten, öffneten sich die Fensterflügel langsam.

Thor blickte aufs Meer hinaus, über dem einblendend weißer Nebel lag, der das Licht reflektierte, und ihm das Gefühl gab, über den Wolken zu schweben.

„Sieh hinaus und sag mir, was du siehst.“

Thor ließ den Blick schweifen, und zunächst sah er nichts außer dem Meer und den weißen Dunst. Doch bald wurde der Dunst heller, das Meer begann zu verschwinden, und Bilder begannen, vor ihm aufzublitzen.

Das erste, was Thor sah, war sein Sohn, Guwayne, der auf hoher See in einem kleinen Boot trieb. Thors Herz begann zu rasen.

„Guwayne!“, rief er aus. „Ist das wahr?“

„Ja, in diesem Augenblick ist er auf dem offenen Meer“, sagte sie. „Er braucht dich. Ihn zu finden, ist eine der großen Aufgaben deines Lebens.“

Als Thor zusah, wie Guwayne von den Wellen davongetragen wurde, spürte er einen unglaublichen Drang, diesen Ort zu verlassen, und zum Meer zu laufen.

„Ich muss sofort zu ihm!“

Doch seine Mutter legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.

„Schau weiter. Es gibt noch mehr zu sehen“, sagte sie.

Thor blickte wieder in den weißen Dunst, und sah Gwendolyn und ihr Volk; sie saßen zusammengekauert auf einer felsigen Insel und wappneten sich, als eine riesige Schar von Drachen den Himmel verdunkelte. Er sah eine Wand aus Feuer, brennende Körper, Menschen, die unter unglaublichen Qualen schrien.

Thors Herz pochte wild.

„Gwendolyn!“, rief er. „Ich muss zu ihr.“

Seine Mutter nickte.

„Sie braucht dich, Thorgrin. Sie alle brauchen dich – und sie brauchen eine neue Heimat.“

Als Thor weiter durch das Fenster blickte, sah er, wie sich die Landschaft veränderte. Er sah, dass der gesamte Ring zerstört war, eine schwarze, verkohlte Ebene, und er sah Romulus Armee, die wie Heuschrecken über alles, was übrig geblieben war, herfiel.

„Der Ring“, flüsterte er geschockt. „Er ist zerstört.“

Thor spürte ein brennendes Bedürfnis, sofort aufzubrechen und alle sofort zu retten.

Seine Mutter schloss das Fenster, und er drehte sich um und sah sie an.

„Das sind nur einige der Aufgaben, die vor dir liegen“, sagte sie. „Dein Kind braucht dich; Gwendolyn braucht dich; dein Volk braucht dich – und darüber hinaus musst du dich auf den Tag vorbereiten, an dem du König werden wirst.“

Thor riss seine Augen auf.

„Ich? König?“

Seine Mutter nickte.

„Das ist dein Schicksal, Thorgrin. Du bist die letzte Hoffnung. Du musst der König der Druiden werden.“

„Der König der Druiden?“, fragte er, und versuchte die Worte seiner Mutter zu verstehen. „Aber… Ich verstehe es nicht. Ich dachte, ich wäre im Land der Druiden?“

„Die Druiden leben hier nicht mehr“, erklärte sie. „Wir befinden uns im Exil. Sie leben nun in einem weit entfernten Königreich in den Weiten des Empire, und sie sind in großer Gefahr. Es ist dir bestimmt, ihr König zu werden. Sie brauchen dich, und du brauchst sie. Ihre und deine Kräfte müssen vereint werden für die Schlacht gegen die größte Macht, die sich uns je entgegengestellt hat. Eine Gefahr, die noch viel grösser ist als die Drachen.“

Thor starrte sie an.

„Mutter, ich bin verwirrt“, gab er zu.

„Das kommt daher, weil deine Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist. Du hast große Fortschritte gemacht, doch du bist noch nicht einmal annähernd auf der Stufe angekommen, die du erreichen musst, um ein großer Krieger zu werden. Du wirst mächtige neue Lehrer treffen, die dich auf Ebenen führen werden, die sich deiner Vorstellungskraft entziehen. Du hast noch nicht einmal begonnen, dein Potential als Krieger auszuloten. Du wirst all ihr Training brauchen“, fuhr sie fort. „Du wirst dich gigantischen Reichen gegenübersehen, Königreichen, die großartiger sind, als alles, was du bisher gesehen hast. Du wirst wilden Tyrannen begegnen, gegen die Andronicus gar nichts ist.“

Seine Mutter betrachtete ihn aus wissenden und mitfühlenden Augen.

„Das Leben ist immer noch ein wenig großartiger, als du es dir vorstellen kannst, Thorgrin“, erklärte sie. „Immer ein wenig grösser. In deinen Augen ist der Ring ein großes Königreich, das Zentrum der Welt. Doch es ist klein verglichen mit dem Rest der Welt, nicht mehr als ein Fleckchen auf der Landkarte des Empire. Thorgrin, es gibt Welten, die alles übertreffen, was du dir vorstellen kannst. Sie sind grösser als alles, was du je gesehen hast. Du hast noch nicht einmal zu leben begonnen.“

Sie hielt inne. „Du wirst das hier brauchen.“

Thor sah seine Hand an, als er etwas um sein Handgelenk spürte. Er sah, wie seine Mutter einen breiten Armreif umlegte, der seinen halben Unterarm bedeckte. Er bestand aus glänzendem Gold mit einem einzelnen, schwarzen Diamanten in der Mitte. Es war das schönste, mächtigste Ding, das er je gesehen hatte, und als sich um seinen Arm schloss, spürte er, wie die Macht des Armreifs pulsierte und in ihn eindrang.

„Solange du das hier trägst“, sagte sie, „kann kein Mann der aus dem Schoss einer Frau hervorgegangen ist, dir ein Leid zufügen.“

Thor sah sie an, und vor seinem geistigen Auge blitzten die Bilder wieder auf, die er vor dem kristallenen Fenster gesehen hatte. Er spürte wieder den Drang Guwayne, Gwendolyn und sein Volk zu retten.

Doch ein Teil von ihm wollte diesen Ort nicht verlassen, diesen Ort seiner Träume, zu dem er nie wieder zurückkehren konnte. Er wollte seine Mutter nicht hier zurücklassen.

Er sah den Armreif an, und spürte seine überwältigende Macht. Er hatte das Gefühl, als würde er einen Teil seiner Mutter bei sich tragen.

„Ist das der Grund, warum es uns bestimmt war, uns zu begegnen?“, fragte Thor. „Damit ich den Armreif bekomme?“

Sie nickte.

„Und aus einem noch viel wichtigeren Grund“, sagte sie. „Um meine Liebe zu empfangen. Als Krieger musst du lernen zu hassen. Doch genauso wichtig ist es, dass du lernst zu lieben. Die Liebe ist die stärkere der beiden Mächte. Hass kann einen Mann töten, doch Liebe kann ihn aufrichten. Es bedarf stärkerer Macht zu heilen, als zu töten. Du musst den Hass kennen, doch auch die Liebe darf dir nicht fremd sein – und du musst lernen, wann du das eine oder das andere wählen musst. Du musst nicht nur lernen zu lieben, vielmehr noch musst du lernen, dir zu erlauben, Liebe zu empfangen. Genauso wie wir Nahrung brauchen um zu leben, brauchen wir Liebe. Du musst wissen, wie sehr ich dich liebe, wie stolz ich auf dich bin, und dass ich immer bei dir sein werde. Und du musst wissen, dass wir uns wieder begegnen werden. In der Zwischenzeit, lass zu, dass meine Liebe dich trägt. Und noch viel wichtiger: akzeptiere und liebe dich selbst.“

Thors Mutter umarmte ihn. Es fühlte sich so gut an, sie in den Armen zu halten, zu wissen, dass er eine Mutter hatte, eine echte Mutter. Während er sie festhielt, spürte er, wie ihre Liebe ihn erfüllte, ihn nährte, und er fühlte sich wie neu geboren – bereit, sich zu allem stellen, was das Schicksal für ihn bereithielt.

Thor blickte ihr in die Augen. Sie sahen genau wie seine Augen aus: grau und leuchtend. Sie legte beide Hände um seinen Kopf und küsste seine Stirn. Thor schloss die Augen und wünschte sich, dass dieser Augenblick niemals enden würde.

Plötzlich spürte er eine kalte Brise, hörte das Rauschen der Wellen und spürte die feuchte Meeresluft. Er öffnete die Augen und sah sich überrascht um.

Zu seinem großen Schrecken, war seine Mutter verschwunden. Das Schloss war verschwunden, und ebenso die Klippen. Er sah sich um und stand an einem Stand – dem roten Strand, der vor dem Eingang zum Land der Druiden lag. Irgendwie hatte er das Land der Druiden verlassen. Er war allein.

Seine Mutter war verschwunden.

Thor blickte zu seinem Handgelenk hinunter, auf seinen neuen Armreif mit dem schwarzen Diamanten in der Mitte, und fühlte sich verändert. Er spürte, dass seine Mutter bei ihm war, fühlte ihre Liebe, und war bereit, die Welt zu erobern. Er fühlte sich stärker denn je. Er war bereit, es mit jedem Gegner aufzunehmen, um seine Gemahlin und sein Kind zu retten.

Er hörte ein schnurrendes Geräusch, und als er sich umsah, war er hoch erfreut Mycoples ganz in der Nähe sitzen zu sehen. Sie schnurrte und kam auf ihn zu. Er spürte, dass auch sie bereit war.

Als sie näher kam, erschrak er, als er etwas am Strand hinter ihr liegen sah. Es war weiß, groß und rund – es war ein Ei. Das Ei eines Drachens.

Mycoples sah Thor an und er erwiderte erschrocken ihren Blick. Mycoples sah sich traurig nach dem Ei um, als ob sie es nicht verlassen wollte, und doch wusste, dass sie es tun musste. Thor sah das Ei verwundert an, und fragte sich, welcher Drachen aus der Verbindung von Mycoples und Ralibar hervorgehen würde. Er spürte, dass das der größte Drache der Menschheitsgeschichte sein musste.

Thor stieg auf Mycoples Rücken und nach einem langen letzten Blick verließen sie das Land der Druiden, diesen mysteriösen Ort, der Thor willkommen geheißen und wieder hinausgeworfen hatte. Es war ein Ort, vor dem Thor großen Respekt hatte, ein Ort, den er niemals ganz verstehen würde.

Thor drehte sich um, und blickte auf das Meer hinaus.

„Es ist Zeit, in den Krieg zu ziehen, liebe Freundin“, sagte Thor selbstbewusst. Seine Stimme war die Stimme eines Mannes, eines Krieger, dem es bestimmt war, König zu werden. Mycoples schrie, schlug mit ihren großen Flügel und erhob sich in die Luft, über den Ozean, fort von diesem Ort, zurück zu Guwayne und Gwendolyn – zu Romulus, seinen Drachen, und der Schlacht des Lebens.



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KAPITEL VIER


Romulus stand am Bug seines Schiffes, das den tausenden Schiffen seiner Flotte voraussegelte und blickte zufrieden zum Horizont. Über ihm flogen seine Dachen. Ihre Schreie im Kampf gegen Ralibar füllten die Luft. Romulus hielt sich an der Reling fest während er sie dabei beobachtete, wie sie Ralibar angriffen, und immer wieder unter Wasser drückten.

Romulus schrie erfreut auf und zersplitterte die Reling, als er sah, wie seine Drachen siegreich aus dem Meer aufstiegen ohne eine Spur von Ralibar.

Er hob seine Arme hoch über seinen Kopf und spürte die Macht in seinen Händen brennen.

„Fliegt meine Drachen“, flüsterte er. „Fliegt!"

Als er die Worte ausgesprochen hatte, wandten die Drachen ihre Aufmerksamkeit wieder den Oberen Inseln zu, und flogen kreischend und flügelschlagend wieder in ihre Richtung. Romulus spürte, dass er sie kontrollierte und fühlte sich unbesiegbar, als hätte er die Macht über das ganze Universum. Die Periode der außergewöhnlichen Macht neigte sich dem Ende zu, doch sie war noch nicht vorüber. Zumindest zurzeit konnte ihn nichts aufhalten.

Romulus Augen leuchteten auf, als er sah, dass die Drachen die Oberen Inseln anvisierten, und erkannte, dass in der Ferne Männer, Frauen und Kinder schreiend vor ihnen davonliefen. Erfreu sah er zu, wie das Feuer vom Himmel zu regnen begann, und die ganze Insel mit einem zerstörerischen Teppich von Flammen überzogen wurde. Er genoss die Zerstörung, genauso wie er genossen hatte zuzusehen, wie der Ring zerstört worden war.

Gwendolyn war ihm einmal entkommen. Doch diesmal gab es keinen Ausweg mehr. Endlich hatte er die letzte der MacGils zerstört. Endlich gab es keinen Ort im Universum mehr, der ihm nicht unterworfen war.

Romulus drehte sich um, und betrachtete seine Flotte, die das Meer bis zum Horizont schwarz färbte. Er holte tief Luft, legte den Kopf in den Nacken hob die Hände und schrie.

Es war ein Siegesschrei. Die Welt gehörte ihm.




KAPITEL FÜNF


Gwendolyn stand im finsteren Kellergewölbe, umringt von dutzenden ihrer Leute, und lauschte der Zerstörung über ihr. Die Erde bebte, und sie zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Jedes Mal, wenn die Drachen an der Oberfläche wieder einen Trümmerhaufen in die Luft hoben und zu Boden krachen ließen, erzitterte das Gewölbe, und die Menschen im Kerker duckten sich verängstigt. Das schreckliche Krachen schallte durch das alte Gemäuer und hallte endlos in Gwendolyns Ohren wider, gerade so, als die ganze Welt um sie herum zerstört wurde.

Die Hitze wurde immer unerträglicher, als die Drachen immer wieder Feuer gegen die dicken Stahltore spien, gerade so, als ob sie wüssten, dass sie sich hier unten versteckt hielten. Glücklicherweise wurden die Flammen von den Toren abgehalten, doch dichter schwarzer Rauch drang durch die Ritzen und machte ihnen das Atmen schwer. Immer wieder mussten sie husten.

Plötzlich fuhr der schreckliche Klang einer Mauer, die gegen die Tore geworfen wurde, durch den Kerker. Gwendolyn sah, wie die Türen erzitterten und sich verbogen. Beinahe hätten sie unter der Wucht des Einschlags nachgegeben. Offensichtlich wussten die Drachen, dass sie hier unten waren, und versuchten alles, um hereinzukommen.

„Wie lange werden die Tore halten?“, fragte Gwendolyn Matus, der neben ihr stand.

„Ich weiß es nicht“, antwortete dieser. „Mein Vater hat dieses Gewölbe erbaut, um dem Angriff von Feinden standzuhalten – nicht zum Schutz vor Drachen. Ich glaube nicht, dass sie noch lange standhalten werden.“

Gwendolyn spürte, dass der Tod immer näher kam, als die Kammer immer heißer und heißer wurde, und sie das Gefühl hatte, auf verkohlter Erde zu stehen. Der Rauch wurde immer dichter und erschwerte das Sehen; der Boden erzitterte, als immer mehr Gebäude über ihnen zusammenstürzten, und Mörtel begann von der Decke zu rieseln.

Gwendolyn sah sich um. Sie blickte in die verängstigten Gesichter der Menschen im Raum, und fragte sich, ob ihr Zufluchtsort sich nicht vielleicht doch nach einem langsamen, qualvollen Tod in ihr Grab verwandeln würde. Sie beneidete die Menschen, die an der Oberfläche einen schnellen Tod gefunden hatte.

Plötzlich wurde es still, als ob die Drachen ihre Aufmerksamkeit etwas anderem zugewandt hatten. Gwendolyn war überrascht, und fragte sie, was geschehen sein mochte, bis sie Augenblicke später unglaublichen Krach hörte, und die Erde so sehr bebte, dass sich niemand im Raum mehr auf den Beinen halten konnte. Die Quelle des Krachs war weit entfernt gewesen, und wurde gefolgt von zwei kurzen heftigen Beben, die sich anfühlten wie ein Erdrutsch.

„Das Fort“ sagte Kendrick. „Sie müssen es zerstört haben.“

Gwendolyn blickte zur Decke auf und erkannte, dass er Recht hatte. Was sonst konnte einen solchen Erdrutsch verursacht haben? Die Drachen in ihrer Zerstörungswut würden nicht ruhen, bis sie auch das letzte Gebäude auf der Insel zerstört hatten. Sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie auch in diese Kammer eindrangen.

In einem plötzlichen ruhigen Moment, hörte Gwendolyn das schrille Weinen eines Babys. Für sie fühlte es sich an, als ob ihr jemand ein Messer in die Brust gerammt hatte. Sie musste an Guwayne denken, als das Weinen lauter wurde. Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, und erinnerte sich immer wieder, dass es nicht Guwayne sein konnte. Ihr Sohn war weit fort von hier, mitten auf dem Ozean. Und doch wünschte sich ihr Herz, dass er hier war.

„Mein Baby!“, schrie Gwendolyn. „Er ist dort oben. Ich muss ihn retten!“

Gwendolyn rannte auf die Stufen zu, als sie plötzlich von starken Händen zurückgehalten wurde.

Sie fuhr herum und sah Reece.

„Gwendolyn“, sagte er. „Guwayne ist weit fort von hier. Das ist ein anderes Baby“

Gwendolyn wünschte sich so sehr, dass es nicht so war.

„Selbst wenn er es nicht ist. Es ist ein Baby“, sagte sie. „Es ist ganz allein dort oben. Ich kann es nicht sterben lassen!“

„Wenn du hinaufgehst“,,sagte Kendrick und musste husten, „müssen wir die Tore hinter dir schließen und du bist allein. Du wirst alleine dort oben sterben.“

Gwendolyn konnte nicht klar denken. Sie war überzeugt davon, dass dort oben ein Baby am Leben war, ganz allein, und sie wusste, dass sie es retten musste – koste es, was es wolle.

Gwendolyn befreite sich von Reeces Griff und rannte auf die Treppen. Sie nahm drei Stufen auf einmal, und bevor sie jemand erreichen konnte, hatte sie den Metallpfosten, mit dem sie die Türen verbarrikadiert hatten, gelöst und drückte mit aller Kraft gegen die Türen.

Sie schrie vor Schmerz auf, denn das Metall war so heiß, dass sie ihre Hände verbrannte. Erschrocken zog sie die Hände zurück. Doch sie war fest entschlossen. Schnell wickelte sie ihren Mantel um die Hände und drückte die Türen auf. Als sie an die Oberfläche stolperte, blinzelte sie ins Licht, dann hob sie die Hand vor die Augen. Schockiert starrte sie hinaus und erblickte die Zerstörung. Was bei ihrer Flucht in den Untergrund noch gestanden hatte, war nun nicht mehr als Haufen von rauchenden, verkohlten Trümmern.

Wieder hörte sie das Weinen des Babys, diesmal lauter. Gwendolyn sah sich um, und als sich die dunklen Rauchwolken lichteten, sah sie auf der anderen Seite des Hofes ein Baby, in eine Decke gewickelt, auf dem Boden liegen. Daneben sah sie seine Eltern, tot, bei lebendigem Leib verbrannt. Irgendwie hatte das Baby überlebt. Mit Grauen erkannte sie, dass die Mutter beim Versuch, es vor den Flammen zu schützen, gestorben war.

Plötzlich erschienen Kendrick, Reece, Godfrey und Steffen neben ihr.

„Mylady, Ihr müsst mit uns kommen“, drängte Steffen. „Wenn Ihr hier oben bleibt, werdet ihr sterben.“

„Aber das Baby!“, sagte sie. „Ich muss es retten!“

„Du kannst es nicht retten“, beharrte Godfrey. „Du würdest es niemals lebend zurück schaffen!“

Doch das war Gwendolyn egal. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als das Kind. Sie blendete alles andere aus, und wusste, dass sie es retten musste.

Die anderen versuchten, sie zurückzuhalten, doch sie ließ sich nicht beirren. Sie riss sich los, und rannte auf das Baby zu.

Sie rannte so schnell sie konnte, als sie durch die den immer noch brennenden Schutt rannte, umgeben von dunklen Rauchschwaden. Der Rauch gab ihr Deckung, sodass die Drachen sie nicht sehen konnten. Sie rannte durch die Wolken über den Hof, und nahm dabei nichts anderes wahr als das Baby, hörte nichts, außer seinen Schreien.

Sie rannte und rannte, bis ihre Lungen fast barsten, und endlich erreichte sie es.

Sie hob es auf, und sah ihm ins Gesicht – ein Teil von ihr erwartete, Guwayne zu sehen.

Doch er war es nicht. Es war ein Mädchen. Sie hatte riesige, blaue Augen, die voller Tränen waren und schrie und zitterte. Gwendolyn hatte das Gefühl, durch die Rettung des Mädchens wieder gut zu machen, dass sie Guwayne fortgeschickt hatte. Und schon nach dem ersten Blick in ihre Augen wusste Gwendolyn, dass sie wunderschön war.

Die Rauchwolken lichteten sich, und plötzlich stand Gwendolyn ohne Deckung mit dem weinenden Baby in den Armen auf dem Hof. Sie blickte auf und sah, kaum hundert Meter entfernt, ein Dutzend wilde Drachen mit riesigen glühenden Augen, die sie plötzlich anstarrten. Sie sahen sie mordlüstern an, und sie wusste, dass sie sich gleich auf sie stürzen würden.

Die Drachen schwangen sich in die Luft, und stürzten auf sie zu. Gwendolyn duckte sich über das Baby – sie wusste, dass sie es niemals rechtzeitig zurück schaffen würde.

Plötzlich hörte sie, wie Schwerter gezogen wurden, und als sie aufblickte, sah sie ihre Brüder, gemeinsam mit Steffen, Brandt, Atme und den Jungen der Legion mit gezogenen Schwertern und hoch erhobenen Schilden neben sich stehen. Sie bildeten einen Kreis um sie und hielten ihre Schilde in die Höhe, bereit, mit ihr zu sterben. Gwendolyn war von ihrem Mut zutiefst berührt.

Die Drachen stürzten auf sie zu, öffneten ihre Mäuler, und sie wappneten sich für die Flammen, die sie unausweichlich alle töten würden. Gwendolyn schloss ihre Augen und sah ihren Vater und alle Menschen, die ihr in ihrem Leben etwas bedeutet hatten, und war bereit, sie wiederzusehen.

Plötzlich hörte sie einen schrecklichen Schrei, und Gwendolyn zuckte zusammen, dann sie dachte, dass nun der Angriff folgen würde.

Doch dann erkannte sie, dass es nicht der Schrei der Angreifer gewesen war – es war der Schrei einer alten Freundin.

Gwendolyn blickte auf, und sah einen einsamen Drachen, der auf sie zustürzte, bereit sich in den Kampf gegen die anderen Drachen zu stürzen. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie auf dem Rücken des Drachen den Mann erblickte, den sie über alles liebte:

Thorgrin.

Er war zurückgekehrt.




KAPITEL SECHS


Er ritt auf Mycoples Rücken, die Wolken schlugen ihm ins Gesicht. Sie flogen so schnell, dass er kaum atmen konnte, auf die Herde der Drachen zu. Thors Armreif pulsierte an seinem Handgelenk, und er spürte, dass seine Mutter ihm eine neue Macht gegeben hatte, die er kaum verstehen konnte; es war, als würden Zeit und Raum nicht existieren. Thor hatte kaum daran gedacht, zurückzufliegen, sie hatten sich kaum vom Ufer des Lands der Druiden in die Lüfte geschwungen, als sie plötzlich schon hier waren, über den Oberen Inseln, und auf eine Schar von Drachen zuflogen. Thor hatte das Gefühl, magisch hierher gebracht worden zu sein, als ob sie durch eine Spalte in Raum und Zeit gereist waren – als ob seine Mutter sie hierher gebracht hatte, ihm irgendwie das Unmögliche ermöglicht hatte, schneller zu fliegen als je zuvor. Seine Mutter hatte ihn mit diesem Geschenk in die Welt der Menschen zurückgeschickt.

Als Thor durch die Wolken blinzelte, kamen die riesigen Drachen ins Blickfeld, die die Oberen Inseln umkreisten, und sein Herz sank, als er sah, dass die Oberen Inseln bereits von einem Flammenteppich überzogen waren. Er fragte sich, ob irgendjemand das überlebt haben konnte – er bezweifelte es. War er zu spät gekommen?

Doch als Mycoples tiefer flog und näher kam, sah er eine einzelne Person, die ihn wie ein Magnet im Chaos anzog – Gwendolyn.

Dort stand seine künftige Gemahlin, stolz und furchtlos hielt sie ein Baby umklammert, umringt von all jenen Menschen, die Thor liebte. Mit erhobenen Schilden umringten sie sie, als die Drachen sich zum Angriff auf sie stürzten. Thor sah schockiert zu, wie die Drachen ihre riesigen Mäuler aufrissen, und sich anschickten, Feuer zu speien, das in wenigen Augenblicken Gwendolyn und alle, die er liebte, vernichten würden.

„Runter!“, schrie Thor Mycoples zu.

Doch sie brauchte keine Ermutigung: Sie tauchte schneller durch die Wolken, als Thor sich es vorstellen konnte, so schnell, dass er kaum atmen konnte, und er sich im fast senkrechten Sturzflug festklammern musste, um nicht herunterzufallen. Binnen weniger Augenblicke hatte sie die drei Drachen erreicht, die im Begriff waren, Gwendolyn anzugreifen, riss ihr Maul auf, streckte ihre Krallen aus und griff die nichts ahnenden Biester an.

Mycoples rammte die Drachen, getragen von ihrem Schwung, landete auf ihren Rücken, krallte einen, biss einen anderen, und versetzte dem Dritten einen heftigen Schlag mit den Flügeln. Sie konnte sie gerade noch rechtzeitig aufhalten, bevor sie Feuer spien, und rammte sie mit dem Kopf voran in den Boden.

Unter lautem Poltern schlugen sie auf dem Boden auf, wobei sie riesige Staubwolken aufwirbelten. Dabei sah Thor Gwendolyn erschrockenen Blick, und er dankte Gott, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war, um sie zu retten.

Als er lautes Brüllen hörte, blickte Thor zum Himmel auf und sah den Rest der Drachenherde auf sich zukommen.

Mycoples hatte sich bereits erhoben und flog ihnen furchtlos entgegen. Thor war unbewaffnet, doch er fühlte sich anders als je zuvor in einer Schlacht. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass er keine Waffen brauchte. Er wusste, dass er sich auf die Kräfte, die in ihm schlummerten, verlassen konnte. Seine wahren Kräfte. Die Kräfte, die seine Mutter in ihm geweckt hatte.

Als sie näher kamen, hob Thor seinen Arm, und ein Lichtstrahl schoss aus dem schwarzen Diamanten in seinem Armreif. Das gelbe Licht schloss den Drachen, der ihnen am nächsten war ein, und schoss ihn zurück nach oben, wo er mit den anderen kollidierte.

Mycoples war aufgebracht und wild entschlossen, unter den Drachen zu wüten. Furchtlos tauchte sie in die Herde hinein, schlug und krallte, biss einen und rammte einen anderen, während sie sich ihren Weg durch die Drachen bahnte. Sie umklammerte einen, bis er schlaff unter ihr hing; dann ließ sie ihn wie einen riesigen Stein fallen. Leblos schlug er auf dem Boden auf. Der Einschlag ließ die Erde erzittern.

Thor warf einen Blick nach unten, wo er Gwen und die anderen in Deckung laufen sah, und er wusste, dass er die Drachen von der Insel weglotsen musste, fort von Gwendolyn, damit sie eine Chance hatte, zu entkommen. Er musste sie hinaus aufs Meer locken und den Kampf dort fortsetzen.

„Zum Meer!“, rief Thor.

Mycoples folgte seinem Befehl, und als sie die Richtung änderte, hörte Thor ein lautes Brüllen, und spürte die Hitze der Flammen, die einer der Drachen in seine Richtung spie. Sein Plan funktionierte – die Herde hatte sich von den Oberen Inseln abgewandt, und folgte ihnen aufs offene Meer hinaus.

In der Ferne konnte Thor Romulus Flotte sehen. Seine Schiffe färbten das Meer schwarz. Thor wurde bewusst, dass er, selbst wenn er den Kampf mit den Drachen überleben sollte, alleine dieser gigantischen Flotte gegenüberstehen würde. Was auch immer geschah, zumindest hatte er den anderen Zeit verschafft. Zumindest würde Gwendolyn fliehen können.

*

Gwendolyn stand auf dem schwelende Hof, umgeben von den Trümmern von Tirus‘ Fort. Sie hielt noch immer das Baby umklammert und starrte gen Himmel. Sie spürte Erstaunen, Erleichterung und Trauer zur gleichen Zeit. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Thor wiedersah, die Liebe ihres Lebens. Er war mit Mycoples zurückgekehrt. Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich stärker, als ob alles möglich war. Sie spürte etwas in sich wieder erwachen, das sie vor einer ganzen Weile verloren hatte: Ihren Willen zu leben.

Langsam senkten ihre Männer die Schilde und beobachteten, wie die Drachen in Richtung des Ozeans davonflogen. Gwendolyn sah sich um und betrachtete die Zerstörung, die sie hinterlassen hatte, riesige Trümmerberge, überall Feuer, und einige tote Drachen. Die Insel war vom Angriff der Drachen zerstört.

Gwendolyn sah die Leichen, die die Eltern des Babys gewesen sein mussten. Sie lagen direkt dort, wo Gwendolyn sie gefunden hatte. Sie blickte in die Augen des kleinen Mädchens und erkannte, dass sie alles war, was ihr auf der Welt geblieben war. Sie drückte sie fest an sich.

„Das ist unsere Gelegenheit!“, rief Kendrick. „Wir müssen hier weg!“

„Die Drachen sind abgelenkt“, fügte Godfrey hinzu. „Zumindest für den Moment. Keine Ahnung ob sie zurückkommen werden. Wir müssen uns beeilen.“

„Aber den Ring gibt es nicht mehr“, jammerte Aberthol. „Wo sollen wir hingehen?“

„Egal wohin, nur fort von hier“, antwortete Kendrick.

Gwendolyn hörte ihre Worte, doch in Gedanken war sie nicht bei ihnen. Voller Sehnsucht blickte sie gen Himmel, dort wo sie Thor zum letzten Mal gesehen hatte, bevor er aufs Meer hinaus geflogen war.

„Und was ist mit Thorgrin?“, fragte sie. „Sollen wir ihn etwa alleine zurücklassen?“

Kendrick und die anderen verzogen das Gesicht. Der Gedanke missfiel ihnen offensichtlich genauso.

„Wenn wir könnten würden wir bis zum Tod an Thorgrins Seite kämpfen“, sagte Reece. „Doch er ist da draußen, am Himmel über dem Meer, und wir sind hier. Wir haben keine Drachen oder die Kräfte eines Druiden. Wir können ihm nicht helfen. Wir müssen uns auf die konzentrieren, denen wir helfen können. Dafür gibt Thor alles. Dafür ist Thor bereit, sein Leben zu geben. Wir müssen die Chance ergreifen, die er uns gegeben hat.“

„Was von unserer Flotte übrig ist, liegt immer noch verborgen hinter den Klippen auf der anderen Seite der Insel“, fügte Srog hinzu. „Es war eine weise Entscheidung, die Schiffe zu verstecken. Wir brauchen sie jetzt. Wir und die anderen, die von unserem Volk übrig geblieben sind, müssen sofort hier weg – bevor die Drachen zurückkehren.“

Gwendolyns Gedanken rasten. Sie wollte Thor so gerne helfen, doch sie wusste, dass sie nicht warten konnte – das würde ihren Leuten nicht helfen. Die anderen hatten Recht: Thor hatte sein Leben für ihre Sicherheit riskiert. Es wäre umsonst gewesen, wenn sie nicht versuchte, diese Menschen zu retten, nun, da sie die Chance dazu hatte.

Ein andere Gedanke hing wie eine finstere Wolke über Gwendolyns Gedanken: Guwayne. Wenn sie sofort lossegelten, würde sie ihn vielleicht finden können. Und der Gedanken, ihren Sohn womöglich wiederzusehen, füllte sie mit neuem Leben.

Sie nickte und drückte das Baby fest an sich.

„Gut“, sagte sie. „Lasst uns aufbrechen und meinen Sohn finden.“

*

Das Gebrüll der Drachen hinter Thor wurde lauter. Sie kamen näher, verfolgten sie immer weiter aufs Meer hinaus. Thor spürte die Flammen hinter sich, und er wusste, dass sie, falls er nichts dagegen tun würde, bald sterben müssten.

Er schloss seine Augen. Er fürchtete sich nicht mehr davor, die Mächte in seinem Inneren anzurufen, hatte nicht mehr länger das Bedürfnis, sich auf physische Waffen zu verlassen. Als er die Augen schloss, erinnerte er sich an seine Zeit im Land der Druiden, erinnerte sich daran, wie mächtig er gewesen war, wie spielerisch leicht er seine Umgebung hatte beeinflussen können. Er rief die Macht in sich an, und wusste, dass das physische Universum um ihn herum nur eine Erweiterung seines Geistes war.

Thor zwang die Macht seines Geistes, sich eine Wand aus Eis vorzustellen, die ihn gegen das Feuer schützte. Er stellte sich vor, dass er und Mycoples von einem schützenden Schild umgeben, und sicher vor dem Feuer der Drachen waren.

Thor öffnete die Augen und stellte erstaun fest, wie kalt es geworden war, und sah eine dicke, blau glitzernde Wand aus Eis hinter sich. Er drehte sich um, und sah, wie die Feuerwalze der Drachen näher kam – und von der Wand aus Eis aufgehalten wurde. Zischend stiegen dicke Wolken aus Dampf auf. Die Drachen waren verwirrt.

Thor lenkte Mycoples herum, als die Wand schmolz, fest entschlossen, sich den Drachen entgegenzustellen. Mycoples flog furchtlos mitten unter die Drachen, die diesen Angriff offenbar nicht erwartet hatten.

Mycoples schoss vor, streckte ihre Krallen aus, griff einen der Drachen am Kiefer, schwang ihn herum und warf ihn kopfüber in die Wellen unter sich. Bevor sie sich selbst abfangen konnte, wurde sie von einem anderen Drachen angegriffen, der sich in ihrer Seite festbiss. Mycoples schrie, und Thor reagierte sofort. Er sprang von Mycoples Rücken auf die Nase des Drachen, und kletterte auf den Rücken des Drachen. Während er sich immer noch an Mycoples festhielt, buckelte er wie wild, um Thor abzuwerfen – doch dieser hielt sich mit aller Kraft auf dem feindlichen Drachen fest.

Gleichzeitig biss Mycoples einen anderen Drachen, und riss ihm den Schweif ab. Er schrie und stürzte ins Meer – doch im selben Augenblick wurde Mycoples von weiteren Drachen angegriffen, die ihre Zähne in ihre Beine rammten.

Gleichzeitig hielt sich Thor mit alle Kraft an dem anderen Drachen fest, wild entschlossen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen.

Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und sich daran zu erinnern, dass alles eine Ausgeburt seines Geistes war. Er konnte die unglaubliche Kraft dieses uralten Biests spüren, die durch seine Adern schoss. Als er seine Augen schloss, gab er den Widerstand auf, und begann, sich eins mit ihm zu fühlen.

Er spürte seinen Herzschlag, seine Gedanken. Er verschmolz mit ihm.

Thor öffnete seine Augen, und als auch der Drache seine Augen öffnete, schimmerten sie in einer anderen Farbe. Thor sah die Welt durch seine Augen. Der Drache, das feindliche Biest, war zu einem Teil von Thor geworden. Thor befahl ihm, und es folgte.

Der Drache ließ von Mycoples ab, dann brüllte er, grub seine Zähne in die Drachen, die Mycoples angegriffen hatten, und riss sie in Stücke.

Die anderen Drachen waren unvorbereitet. Sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer der Ihren sie angreifen könnte. Bevor sie sich neu formieren konnten, hatte Thor bereits sechs von ihnen angegriffen, und einen Drachen nach dem anderen verstümmelt. Einer nach dem anderen stürzte ins Meer.

Doch plötzlich wurde Thor von der Seite aus angegriffen. Er hatte es nicht kommen sehen, und so gelang es dem Drachen, einen Zahn zwischen seine Rippen zu rammen.

Thor schrie auf, als er von seinem Drachen stürzte und durch die Luft taumelte. Er raste aufs Meer zu, und wusste, dass er sterben würde.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mycoples unter ihn tauchte – und spürte, wie sie ihn sanft auffing. Seine alte Freundin hatte ihn gerettet.

Unter Schmerzen hielt Thor seine Rippen, und betrachtete den Schaden, den sie angerichtet hatten. Ein Dutzend Drachen trieben Tod oder schwer verletzt auf dem Meer. Sie hatten gute Arbeit geleistet, besser, als er gedacht hatte. Doch dann hörte er laute Schreie über sich, und als er aufsah, erblickte er mehrere Dutzend Drachen, die über ihnen ihre Kreise zogen. Er keuchte. Thor erkannte, dass sie sich zwar tapfer geschlagen hatten, doch ihre Chance, zu siegen war gering. Trotzdem lenkte er Mycoples furchtlos in die Höhe, bereit sich den Drachen zu stellen, die sie herausforderten.

Mycoples kreischte und beantwortete einen feurigen Angriff damit, dass sie ihrerseits Feuer spie. Und Thor nutzte wieder seine Kräfte, um vor ihnen einen Wall aus Eis heraufzubeschwören, der sie vor den Flammen schützte. Er klammerte sich an Mycoples fest, als sie auf die Gruppe trafen. Sie schlug, biss und hieb um sich, kämpfte um ihr Leben. Sie wurde verletzt, doch ließ sich davon nicht bremsen. Thor zielte mit seinem Armreif auf einen Drachen nach dem Anderen, und jedes Mal, wenn ein neuer Strahl weißen Lichts herausschoss, schickte er einen weiteren Drachen ins Meer.

Thor und Mycoples kämpften mit Wunden übersät bis an die Grenzen der Erschöpfung.

Und doch waren immer noch dutzende von Drachen übrig.

Als Thor mit seinem Armreif zielte, spürte, er wie seine Kräfte schwanden. Er war mächtig, das wusste er, doch er war noch nicht mächtig genug, um so bis zum Ende weiterkämpfen zu können. Thor blickte auf und musste hilflos mitansehen, wie riesige Krallen Mycoples Hals ergriffen. Thor klammerte sich an ihr fest, als der feindliche Drache Mycoples in den Schwanz biss, und sie herumwarf.

Gemeinsam taumelten sie durch die Luft und auf die Wellen zu.

Sie schlugen aufs Wasser auf, und tauchten ein. Um sich schlagend kamen sie wieder an die Oberfläche. Als sie auftauchten, holte Thor keuchend Luft wobei er sich immer noch an Mycoples festklammerte. Sie trieben im Wasser, und als sich Thor umblickte, sah er etwas, das er nie vergessen würde. Nicht weit von ihnen trieb Ralibar mit weit aufgerissenen Augen im Wasser. Er war tot.

Mycoples hatte ihn im gleichen Augenblick entdeckt, und als sie ihn erblickte, geschah etwas, was er noch nie gesehen hatte: Sie stieß voller Trauer einen Schrei aus, hob ihre Flügel und spreizte sie, so weit sie konnte. Ihr ganzer Körper erzitterte als sie in markerschütterndes Heulen ausbrach. Thor sah, wie sich ihre Augen veränderten – sie schillerten in verschiedenen Farben, bis sie schließlich weiß und gelb glühten.

Mycoples richtete sich auf und blickte den Drachen, die auf sie zukamen, entgegen. Thor erkannte, dass irgendetwas in ihr zerbrochen war. Sie war nicht mehr dieselbe. Ihre Trauer war zu Wut geworden, und hatte ihr eine Kraft gegeben, die alles überstieg, was Thor bisher gesehen hatte. Sie war wie besessen.

Sie schoss mit blutenden Wunden in den Himmel hinauf, und auch Thor spürte eine neue Welle der Energie in sich, einen unbändigen Drang, Rache zu nehmen. Ralibar war ein treuer Freund gewesen, der sein Leben für sie alle gegeben hatte, und Thor war wild entschlossen, es seinen Feinden zurückzuzahlen.

Als sie auf sie zuschossen, sprang Thor von Mycoples Rücken, landete auf der Nase des nächsten Drachen, und drückte ihm das Maul zu. Thor rief all seine übrige Kraft zur Hilfe, schleuderte den Drachen herum, und warf ihn mit aller Gewalt. Der Drache rammte in zwei weitere und riss sie mit sich in die Tiefe. Mycoples fuhr herum und fing Thor auf, bevor sie sich auf die übrigen Drachen stürzte. Sie beantwortete ihre Schreie, biss fester, flog schneller und wütete wilder als sie. Je mehr sie sie verletzten, desto weniger schien sie es zu bemerken. Sie war ein Wirbelwind der Zerstörung, und als sie und Thor erschöpft durchatmeten, bemerkte er, dass keine Drachen mehr übrig waren. Alle trieben tot oder schwer verletzt auf dem Meer.

Thor und Mycoples flogen alleine durch die Luft und nahmen Bestand der gefallenen Drachen unter sich auf. Beide atmeten schwer, und waren blutüberströmt. Thor wusste, dass Mycoples am Ende ihrer Kräfte angelangt war – er konnte sehen, wie das Blut bei jedem Atemzug aus ihrem Maul tropfte. Sie keuchte vor Schmerzen.

„Nein, liebe Freundin“, sagte Thor, der seine Tränen kaum zurückhalten konnte. „Du darfst nicht sterben.“

Meine Zeit ist gekommen, hörte er sie. Zumindest kann ich mit Würde sterben.

„Nein!“, beharrte Thor. ”Du darfst nicht sterben!“

Mycoples spie Blut, und das Schlagen ihrer Flügel wurde schwacher, als sie Richtung Meer hinabtauchte.

Ich habe noch Kraft für einen letzten Kampf, dachte sie. Und ich will, dass mein letzter Augenblick ruhmvoll ist.

Thor folgte ihrem Blick, und sah Romulus Flotte, die sich bis zum Horizont erstreckte.

Thor nickte ernst. Er wusste was Mycoples wollte. Sie wollte dem Tod in der Schlacht begegnen. Thor war ebenfalls schwer verwundet und hatte das Gefühl, dass auch er es nicht schaffen würde. Er war bereit, gemeinsam mit ihr in den Tod zu gehen. Doch er fragte sich, ob die Prophezeiungen seiner Mutter wahr waren. Sie hatte ihm gesagt, dass er sein Schicksal ändern konnte. Hatte er es geändert? Würde er jetzt sterben?

„Lass uns gehen, liebe Freundin“, sagte Thorgrin.

Mycoples stieß einen Schrei aus und gemeinsam flogen sie auf Romulus Flotte zu. Thor spürte den Wind und die Wolken in seinem Gesicht, und stieß seinerseits einen Schlachtschrei aus. Gemeinsam tauchten sie tief hinab, und Mycoples ließ auf ein Schiff nach dem anderen Feuer regnen.

Bald breitete sich eine Wand aus Feuer über das Meer aus, und setzte ein Schiff nach dem anderen in Brand. Zehntausende von Schiffen lagen vor ihnen, doch Mycoples hielt nicht einen Augenblick inne. Sie öffnete ihr Maul und spie ununterbrochen Feuer. Die Flammen breiteten sich aus, wie eine Wand und Thor hörte die Schreie der Männer unter sich.

Mycoples Flammen wurden schwacher, und bald stieß sie nur noch Rauchwolken aus. Thor wusste, dass seine Freundin an der Schwelle des Todes stand. Sie sank immer tiefer, zu schwach, weiter Feuer zu speien. Doch sie konnte immer noch ihren Körper als Waffe benutzen. Sie stürzte auf die Schiffe zu, wie ein Meteor, der vom Himmel fiel.

Thor wappnete sich und hielt sich mit aller Kraft fest, als sie auf die Schiffe zuraste. Der Klan von splitterndem Holz erfüllte die Luft, als sie auf ein Schiff nach dem anderen einschlug und die Flotte zerstörte. Thor klammerte sich fest, während ihm aus allen Richtungen die Holzsplitter um die Ohren flogen.

Schließlich konnte Mycoples nicht mehr. Sie trieb mitten unter der Flotte auf dem Wasser – sie hatte eine Unzahl zerstört, doch sie waren immer noch von tausenden von Schiffen umgeben. Thor lag auf ihrem Rücken und atmete schwach.

Die verbliebenen Schiffe wandten sich gegen sie. Bald war der Himmel schwarz gefärbt und Thor hörte das Zischen von Pfeilen, die im hohen Bogen durch die Luft flogen. Ohne Deckung spürte er schreckliche Schmerzen, als er von Pfeilen durchbohrt wurde. Auch Mycoples wurde getroffen, und sie begannen unterzugehen, zwei große Helden, die die Schlacht ihres Lebens geschlagen hatten. Sie hatten die Drachen und einen großen Teil der Flotte des Empire vernichtet. Sie hatten mehr Schaden angerichtet, als eine ganze Armee. Doch nun war nichts mehr übrig. Sie konnten sterben. Als Thor von einem Pfeil nach dem anderen getroffen wurde und langsam versank, wusste er, dass nichts mehr zu tun blieb, außer sich auf den Tod vorzubereiten.




KAPITEL SIEBEN


Alistair blickte nach unten und sah sich selbst auf der Brücke stehen. Als sie weiter in die Tiefe blickte, sah sie die Wellen, die sich an den Felsen brachen und hörte das Rauschen des Meeres. Ein starker Windstoß brachte sie aus dem Gleichgewicht, und als sie aufblickte, wie sie ihr Leben lang in so vielen Träumen getan hatte, sah sie das Schloss, das auf den Klippen lag und sie mit seinem goldenen Tor einlud. Davor stand eine einsame Gestalt, die ihr die Arme entgegenstreckte, also ob sie sie umarmen wollte – doch Alistair konnte ihr Gesicht nicht erkennen.

„Meine Tochter“, sagte die Frau.

Sie versuchte auf sie zuzugehen, doch ihre Beine waren wie angewurzelt. Als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie an die Brücke gefesselt war. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte sich nicht bewegen.

Sie streckte ihre Hände nach ihrer Mutter aus und schrie verzweifelt: „Mutter, rette mich!“

Plötzlich hatte Alistair das Gefühl, als würde die Welt an ihr vorbeirauschen, fühlte, wie sie fiel und bemerkte, wie die Brücke unter ihr nachgab. Sie stürzte in die Tiefe, die Fesseln immer noch an den Füssen.

Als sie in das eiskalte Meer eintauchte, wurde ihr ganzer Körper taub. Sie spürte, wie sie immer tiefer versank und sah, wie das Licht, das durch das Wasser in die Tiefe drang, immer schwächer wurde.

Alistair öffnete die Augen und fand sich in einer kleinen steinernen Zelle wieder, an einem Ort, der ihr fremd erschien. Vor ihr saß eine einsame Gestalt, die sie vage erkannte: Es war Erecs Vater, der sie böse ansah.

„Du hast meinen Sohn getötet“, sagte er. „Warum hast du das getan?“

„Aber ich habe ihn nicht getötet!“, protestierte sie schwach.

Er blickte böse auf sie herab.

„Dafür wirst du zum Tode verurteilt werden!“, fügte er hinzu.

„Ich habe Erec nicht umgebracht!“, protestierte sie erneut, und versuchte zu ihm zu gelangen, doch wieder fand sie sich gefesselt, unfähig, sich zu bewegen.

Hinter Erecs Vater erschienen plötzlich zwölf Wachen in schwarzer Rüstung mit feinen Visieren, und der Klang ihrer klirrenden Sporen erfüllte den Raum. Sie kamen auf sie zu, ergriffen sie, und rissen sie von der Wand weg. Doch ihre Füße steckten immer noch in den Fesseln, und sie dehnten ihren Körper immer weiter.

„Nein!“, schrie Alistair.

Alistair erwachte schweißgebadet, und sah sich um. Verwirrt versuchte sie sich zu erinnern, wo sie war. Sie war desorientiert; sie kannte die kleine, finstere Zelle, in der sie saß nicht, das alte Gemäuer, die eisernen Gitter an den Fenstern. Sie fuhr herum und wollte einen Schritt machen, als sie das Rasseln der Fesseln an ihren Knöcheln hörte und sah, dass sie an die Wand gefesselt war.

Sie versuchte, die Fesseln zu lösen, doch es gelang ihr nicht. Das kalte Eisen schnitt ihr in die Haut.

Alistair versuchte, sich zu orientieren, und erkannte, dass sie in einer teilweise unterirdischen Zelle saß, deren einzige Lichtquelle ein winziges Fenster war, das von Eisengittern versperrt wurde. Aus der Ferne hörte sie Jubel, und ging so dicht ans Fenster, wie es ihre Fesseln erlaubten. Sie lehnte sich vor, um zu sehen wo sie war, und was draußen vor sich ging.

„Die Hexenkönigin hat versucht, ihren Gemahl zu töten!“, polterte Bowyer in der Menge. „Sie kam mit einem Plan auf mich zu, Erec zu töten, und mich an seiner statt zu heiraten. Doch ihr Plan wurde vereitelt!“

Empörte Schreie erhoben sich aus der Menge, und Bowyer wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Er hob seine Hände und sprach erneut.

„Ihr könnt beruhigt sein. Die Südlichen Inseln werden nicht unter Alistairs Herrschaft stehen, oder der Herrschaft irgendeines anderen. Ich werde euch regieren! Nun, wo Erec im Sterben liebt, werde ich, Bowyer euch schützen, ich, der nach Erec als Bester im Tournier abgeschnitten habe!“

Die Menge brüllte zustimmend und begann zu singen:

„König Bowyer, König Bowyer!“

Schockiert betrachtete Alistair die Szene. Alles war so schnell geschehen, dass sie es kaum verarbeiten konnte. Dieses Monster! Der bloße Anblick Bowyers erfüllte sie mit Wut. Der Mann, der versucht hatte, ihren Geliebten zu töten, stand hier, direkt vor ihren Augen und behauptete, unschuldig zu sein, und auch noch ihr die Schuld zu geben. Doch viel schlimmer war, dass er womöglich zum König ernannt wurde. Gab es denn gar keine Gerechtigkeit?

Doch was draußen vor sich ging, machte ihr viel weniger aus, als der Gedanke an Erec, der im Krankenbett lag und immer noch auf ihre heilenden Kräfte wartete. Sie wusste, dass er sterben musste, wenn sie ihm nicht bald zur Hilfe kam. Es war ihr egal, dass sie den Rest ihres Lebens in einem Kerker verbringen sollte, für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatte – alles was sie wollte, war Erec zu heilen.

Plötzlich wurde die Tür zu ihrer Zelle aufgeschlagen, und als Alistair herumfuhr, sah sie eine große Gruppe von Leuten eintreten. In ihrer Mitte war Dauphine, flankiert von Erecs Bruder Strom und seiner Mutter. Hinter ihnen waren mehrere königliche Wachen.

Alistair stand auf, um sie zu begrüßen, doch die Fesseln schnitten in ihre Haut und schickten einen stechenden Schmerz durch ihre Beine.

„Geht es Erec gut?“, fragte sie verzweifelt. „Bitte sagt es mir. Lebt er noch?“

„Wie kannst du dich wagen, zu fragen, ob er noch am Leben ist“, schnappte Dauphine.

Alistair wandte sich Erecs Mutter zu. Wenigstens von ihr erhoffte sie sich Erbarmen.

„Bitte, sagt mir nur, ob er noch am Leben ist“, bettelte sie, wobei ihr fast das Herz brach.

Seine Mutter nickte ernst, und sah sie enttäuscht an.

„Er lebt“, sagte sie leise. „Doch er ist schwer verletzt.“

„Bitte bringt mich zu ihm“, bat Alistair. „Bitte. Ich kann ihn heilen!“

”Dich zu ihm bringen?“, echote Dauphine. „Diese Frechheit! Ich werde dich auf keinen Fall in die Nähe meines Bruders lassen – du gehst nirgendwo hin. Wir sind gekommen, um dich ein letztes Mal vor der Hinrichtung zu sehen.“

Alistair erschrak.

„Hinrichtung?“, fragte sie. „Gibt es denn keine Richter und keine Jury auf dieser Insel? Keine Gerechtigkeit?“

„Gerechtigkeit?“, keifte Dauphine und trat mit rotem Gesicht auf Alistair zu. „Du wagst es, Gerechtigkeit zu fordern? Wir haben dich mit dem blutigen Schwert in der Hand gefunden während unser sterbender Bruder in deinen Armen lag, und du wagst es, von Gerechtigkeit zu sprechen? Der Gerechtigkeit wir Genüge getan!“

„Aber ich sage dir doch, dass ich ihn nicht getötet habe!“, bettelte Alistair.

„Das ist wahr“, sagte Dauphine, mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „ein geheimnisvoller, magischer Mann ist in den Raum eingedrungen und hat ihn getötet, und ist dann spurlos verschwunden, nachdem er dir die Waffe in die Hand gelegt hat!“

„Es war kein geheimnisvoller Mann!“, beharrte Alistair. „Es war Bowyer. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er hat Erec ermordet!“

Dauphine verzog das Gesicht.

„Bowyer hat uns die Schriftrolle gezeigt, die du ihm geschickt hast. Du hast ihn gebeten, Erec zu töten, und angeboten, stattdessen ihn zu heiraten. Du bist krank! War es nicht genug, dass du meinen Bruder und die Krone bekommen solltest?“

Dauphine drückte Alistair die Schriftrolle in die Hand, und Alistair zitterte, als sie las.



Wenn Erec erst einmal tot ist, können wir auf ewig zusammen sein.



„Aber das ist nicht meine Handschrift!“, protestierte Alistair. „Der Brief ist gefälscht!“

„Oh natürlich ist er das“, zischte Dauphine. „Ich bin mir sicher, dass du auch dafür eine passende Erklärung parat hast!“

„Ich habe diesen Brief nicht geschrieben!“, beharrte Alistair. „Kannst du dich nicht selbst hören? Es ergibt keinen Sinn? Warum sollte ich Erec töten wollen? Ich liebe ihn von ganzem Herzen! Wir wollten heiraten.“

„Und ich danke dem Himmel, dass das nicht geschehen ist!“, keifte Dauphine.

„Ihr müsst mir glauben!“, bettelte Dauphine Erecs Mutter an. „Bowyer hat versucht, Erec zu töten. Er will die Krone. Mir ist es egal, ob ich Königin werde oder nicht. Es hat mir nie etwas bedeutet.“

„Mach dir keine Sorgen“, sagte Dauphine. „Das wirst du auch nicht werden. Genauso wenig, wie du den neuen Mond erleben wirst. Wir hier auf den Südlichen Inseln sorgen schnell für Gerechtigkeit. Morgen wirst du hingerichtet werden.“

Alistair schüttelte den Kopf als sie erkannte, dass alle Argumente auf taube Ohren stießen. Sie seufzte schweren Herzens.

„Bist du deshalb hierhergekommen?“, fragte sie schwach. „Um mir das zu sagen?“

Dauphine sah sie böse an, und Alistair konnte den Hass in ihrem Blick spüren.

„Nein“, antwortete Dauphine schließlich nach einer langen, bleiernen Stille. „Ich bin gekommen, um dir dein Urteil zu verkünden, und dich ein letztes Mal anzusehen, bevor ich dich zur Hölle schicke. Du wirst leiden, so wie du unseren Bruder hast leiden lassen!“

Plötzlich wurde Dauphine rot, sprang vor und kralle Alistairs Haare. Es geschah so schnell, dass Alistair keine Zeit hatte, zu reagieren. Mit einem markerschütternden Schrei zerkratzte Dauphine ihr Gesicht. Alistair hob die Hände, um sich zu schützen, als die anderen Dauphine festhielten.

„Lasst mich los!“, kreischte sie. „Ich will sie töten! Sofort!“

„Morgen wird der Gerechtigkeit Genüge getan.“, sagte Strom.

„Bringt sie hier weg“, befahl Erecs Mutter.

Einige Wachen traten vor und zerrten Dauphine aus der Zelle, wobei sie protestierend um sich trat. Strom begleitete sie, und bald waren nur noch Alistair und Erecs Mutter im Raum. Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich langsam um. Alistair musterte ihr Gesicht auf der Suche nach einer Spur von Warmherzigkeit oder Barmherzigkeit.

„Bitte, Ihr müsst mir glauben“, sagte Alistair mit gebrochener Stimme. „Es ist mir egal was die anderen Denken. Doch Ihr seid mir wichtig. Ihr seid vom ersten Augenblick an so nett zu mir gewesen. Ihr wisst, wie sehr ich Euren Sohn leibe. Ihr wisst, dass ich ihm niemals etwas Derartiges antun könnte.“

Erecs Mutter studierte sie, und als ihr Tränen in die Augen stiegen, schien sie zu schwanken.

„Aus diesem Grund seid Ihr nicht mit den anderen gegangen, nicht wahr?“, drängte Alistair. „Darum seid Ihr hier geblieben. Weil Ihr mir glaubt. Weil ihr wisst, dass ich Recht habe.“

Nach einer langen Stille nickte Erecs Mutter schließlich.

Als ob sie eine Entscheidung getroffen hatte, kam sie einige Schritte auf sie zu. Alistair konnte sehen, dass Erecs Mutter ihr wirklich glaubte und war glücklich.





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In LAND DES FEUERS (Buch #12 im Ring der Zauberei) finden sich Gwendolyn und ihre Leute auf den Oberen Inseln umzingelt, belagert von Romulus Drachen uns seiner gigantischen Armee. Alles scheint verloren – bis Rettung von unerwarteter Quelle naht. Gwendolyn ist fest entschlossen ihr Baby, das auf See verschollen ist, zu finden und ihr Volk ins Exil in eine neue Heimat zu führen. Sie reist über fremde und exotische Meere, begegnet unvorstellbaren Gefahren, Rebellion und Hunger als sie die Traum eines sicheren Hafens entgegensegeln. Thorgrin trifft im Land der Druiden endlich auf seine Mutter, und ihr Treffen wird sein Leben für immer verändern und ihn stärker denn je machen. Mit einer neuen Aufgabe betraut bricht er auf, entschlossen Gwendolyn zu retten, sein Baby zu finden, und sein Schicksal zu erfüllen. Thor wird auf jede erdenkliche Art und Weise auf die Probe gestellt werden; während er Monster bekämpft und sein Leben für seine Brüder riskiert, wird er alles geben und sich zu dem großen Krieger entwickelt, der er sein soll.

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    21.08.2023
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