Книга - Der Eid Der Brüder

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Der Eid Der Brüder
Morgan Rice


Ring der Zauberei #14
"DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten. " –Books and Movie Reviews, Roberto Mattos In DER EID DER BRÜDER, kommen Thorgrin seine Brüder aus dem Land der Toten, und sind noch fester entschlossen Guwayne zu finden. Sie setzten die Segel, um ein feindliches Meer zu überqueren, zu Orten, die selbst ihre kühnsten Träume übertreffen. Während sie Guwayne immer näher kommen, begegnen sie nie zuvor erlebten Hindernissen, die ihre Grenzen testen, all ihr Können erfordern und sie dazu zwingen, gemeinsam als Brüder füreinander einzustehen. Darius lehnt sich gegen das Empire auf, und sammelt kühn eine Armee um sich, indem er ein Sklavendorf nach dem anderen befreit. In der direkten Konfrontation mit befestigten Städten, gegen eine Armee die tausend Mal so groß ist wie seine eigene, ruft er all seine Instinkte und seinen Mut zur Hilfe, fest entschlossen zu überleben, zu gewinnen, um jeden Preis nach Freiheit zu streben – selbst wenn der Preis sein eigenes Leben sein sollte. Gwendolyn bleibt keine andere Wahl, als ihr Volk in die Große Wüste zu führen, tiefer ins Empire hinein, als je jemand von außerhalb des Reiches vorgedrungen ist, auf der Suche nach dem legendären Zweiten Ring – der letzten Hoffnung für das Überleben ihres Volkes, und der letzten Hoffnung für Darius. Doch auf dem Weg werden ihr schreckliche Monster, einsame Landschaften und ein Aufstand ihres eigenen Volkes begegnen, dem womöglich nicht einmal sie Einhalt gebieten kann.





Morgan Rice

DER   EID   DER   BRÜDER BUCH #14 im Ring der Zauberei




Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

–-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

–-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)



“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo… Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

–-The Romance Reviews (zu Verwandelt)



“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

–-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)



“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

–-vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

–-The Dallas Examiner (zu Geliebt)



“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

–-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)



“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

–-The Romance Reviews (zu Geliebt)



Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!




Bücher von Morgan Rice




DER RING DER ZAUBEREI


QUESTE DER HELDEN (Band #1)


MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)


LOS DER DRACHEN (Band #3)


RUF NACH EHRE (Band #4)


SCHWUR DES RUHMS (Band #5)


ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)


A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)


A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)


A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)


A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)


A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)


A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)


A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)


demnächst auf Deutsch erhältlich


AN OATH OF BROTHERS – DER EID DER BRÜDER (BAND #14)


A DREAM OF MORTALS – DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)


A JOUST OF KNIGHTS – DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)




DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS


ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)


ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)




DER WEG DER VAMPIRE


GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)


VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)


VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)


BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)


BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)


BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)


VOWED – GELOBT (Band #7)


FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)


demnächst auf Deutsch erhältlich


RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)


CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)


FATED  – BERUFEN (Band #11)












Hören (https://itunes.apple.com/de/artist/morgan-rice/id417552527?mt=11&uo=4) im Audiobuch-Format an!


Copyright © 2014 by Morgan Rice



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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig



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KAPITEL EINS


Darius blickte den blutigen Dolch in seiner Hand an als der Empire-Kommandant tot zu seinen Füssen lag, und fragte sich, was er gerade getan hatte. Seine Welt verlangsamte sich, als er aufblickte, und die geschockten Gesichter der Empire-Armee vor sich sah, hunderte von Männern, echten Männern; Kriegern mit echten Rüstungen und echten Waffen, ganze Scharen von ihnen auf Zertas. Männer, die nie eine Niederlage erlebt hatten.

Hinter sich, waren nur ein paar Hundert erbärmliche Dorfbewohner, Männer und Frauen ohne Stahl, ohne Rüstungen, die alleine einer professionellen Armee gegenüberstanden. Sie hatten ihn angefleht, zu kapitulieren, die drohende Verstümmlung zu akzeptieren, sie hatten keinen Krieg gewollt, den sie nicht gewinnen konnten. Sie wollten nicht sterben. Und Darius hatte ihrer Bitte nachkommen wollen.

Doch tief in seiner Seele konnte er es nicht. Seine Hände hatten von alleine gehandelt, sein Geist hatte sich ganz allein erhoben, und er hätte ihn nicht kontrollieren können, selbst wenn er es versucht hätte. Es war der tiefste Teil seiner selbst, der Teil, der sein ganzes Leben lang unterdrückt gewesen war, der Teil der nach Freiheit gelechzt hatte, wie ein sterbender Mann in der Wüste nach Wasser.

Darius blickte dem Meer der Gesichter entgegen. Er hatte sich noch nie so allein, jedoch auch noch nie so frei gefühlt. Seine Welt drehte sich. Er hatte das Gefühl, außerhalb seines Körpers zu sein, und auf sich selbst herabzublicken. Alles fühlte sich so unwirklich an. Er wusste, dass dies einer der entscheidenden Momente seines Lebens war. Er wusste, dass dies ein Moment war, der alles ändern würde.

Doch Darius bedauerte nichts. Er blickte auf den toten Kommandanten herab, diesen Mann, der Loti getötet hätte, der sie alle verstümmelt und anschließend womöglich getötet hätte, und spürte so etwas wie Gerechtigkeit. Er fühlte sich auch ermutigt. Schließlich lag vor ihm ein Offizier des Empire – tot. Und das bedeutete, dass jeder Krieger des Empire sterben konnte. Sie mochten vielleicht die besten Rüstungen haben, die besten Waffen, doch sie bluteten wie jeder andere auch. Sie waren nicht unbesiegbar.

Darius spürte eine Welle der Kraft in sich aufsteigen und brach in Aktion, bevor auch nur einer der anderen reagieren konnte. Ein paar Meter von ihm entfernt war die kleine Entourage des Empire Offiziers, die ihren Kommandanten begleitet hatten. Sie standen vor Schreck wie angewurzelt, offensichtlich hatten sie nichts anderes als eine Kapitulation erwartet. Niemals hatten sie damit gerechnet, dass ihr Kommandant angegriffen werden könnte.

Darius zog seinen Vorteil aus ihrer Überraschung. Er nahm den Dolch, hechtete vor, und schlitzte einem den Hals auf, dann fuhr er herum und schlitzte in derselben Bewegung noch einen anderen auf.

Die beiden Männer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als könnten sie nicht glauben, dass ihnen so etwas geschehen konnte. Das Blut lief aus ihren Hälsen, als sie auf die Knie sanken und dann zusammenbrachen. Sie waren tot.

Darius wappnete sich; seine tapfere Aktion hatte ihn angreifbar gemacht, und einer der Offiziere sprang mit seinem Schwert aus Stahl vor, und hieb nach seinem Kopf. In diesem Augenblick wünschte sich Darius, eine Rüstung zu haben, einen Schild, ein Schwer, um ihn abzuwehren – irgendetwas. Doch das hatte er nicht. Er hatte sich selbst dem Angriff ausgesetzt, und jetzt würde er den Preis dafür zahlen. Zumindest würde er als freier Manns sterben.

Ein plötzliches Klirren schnitt durch die Luft, und als Darius aufblickte, sah er Raj neben sich stehen, der den Schlag mit einem Schwert abwerte. Darius sah, dass Raj das Schwert eines der toten Krieger genommen hatte, und im letzten Moment an seine Seite geeilt war, um den Schlag abzuwehren. Ein weiteres Klirren war zu hören, und als Darius zur anderen Seite hinüber sah, sah er Desmond, der seinerseits einen Schlag, der für ihn gedacht war, abwehrte. Raj und Desmond stürzten sich hauend und stechend auf die Angreifer, die keine Gegenwehr erwartet hatten. Sie schwangen die Schwerter wie besessen. Ihre Schwerter schlugen Funken, als sie auf ihre Angreifer trafen und sie zurücktrieben. Beiden gelang es jeweils einen tödlichen Treffer zu landen, bevor die Empire-Krieger überhaupt zur Verteidigung bereit waren.

Die beiden Krieger fielen tot zu Boden.

Darius spürte eine Welle der Dankbarkeit gegenüber seinen Waffenbrüdern und war glücklich, sie an seiner Seite zu haben. Er stand nicht mehr allein dieser Armee gegenüber.

Darius bückte sich und nahm dem toten Kommandanten das Schwert und den Schild aus den Händen, dann schloss er sich Desmond und Raj an, die die sechs verbliebenen Offiziere seiner Entourage angriffen. Darius schwang das Schwert in die Höhe und genoss das Gewicht. Es fühlte sich so gut an, ein richtiges Schwert und einen echten Schild in Händen zu halten. Er fühlte sich unbesiegbar.

Darius hechtete nach vorn und wehrte mit seinem Schild einen heftigen Schwerthieb ab, rammte gleichzeitig sein Schwert zwischen die Gelenke der Rüstung eines Empire-Kriegers, und stach ihm in die Schulter; der Krieger grunzte und fiel auf die Knie.

Darius drehte sich um und schwang seinen Schild, wehrte einen Schlag von der Seite ab, dann fuhr er herum und verwendete den Schild als Waffe, indem er ihn einem weiteren Angreifer ins Gesicht schlug und ihn zu Boden schickte. Dann wirbelte er mit dem Schwert herum, und schlitzte einem Angreifer den Bauch auf und tötete diesen gerade noch rechtzeitig, bevor er einen Treffer an Darius Hals landen konnte.

Raj und Desmond an seiner Seite griffen ebenfalls an. Schlag um Schlag kämpften sie gegen die anderen Krieger, das Klirren ihrer Waffen hallte scharf in seinen Ohren. Darius dachte an ihr gemeinsames Training mit den hölzernen Schwertern, doch erst jetzt, im echten Kampf, konnte er sehen, was für großartige Kämpfer sie wirklich waren. Als er selbst ausholte, erkannte er, wie viel er in ihrem gemeinsamen Training von ihnen gelernt hatte. Er fragte sich, ob er ohne sie eine Chance gehabt hätte. Er war fest entschlossen, mit seinen eigenen Händen zu siegen, und niemals, niemals seine magischen Kräfte zu verwenden, die irgendwo tief in ihm lauerten. Er verstand sie nicht – oder wollte sie nicht verstehen.

Als Darius, Desmond und Raj, die verbliebenen Männer aus der Entourage des Kommandanten getötet hatten und allein mitten auf dem Schlachtfeld standen, sammelten sich die übrigen hunderte von Empire Kriegern schließlich. Sie fassten sich, und stürzten sich mit lautem Schlachtgeschrei auf die Jungen.

Darius blickte ihnen schwer atmend entgegen, das blutige Schwert in seiner Hand, und erkannte, dass es keine Möglichkeit zur Flucht gab. Als die perfekten Schwadronen der Krieger losstürmten, realisierte er, dass der Tod auf ihn wartete. Er blieb stehen, genauso wie Desmond und Raj, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und stellte sich ihnen. Er würde nicht aufgeben. Vor nichts und niemandem.

Plötzlich hörte er wieder lautes Schlachtgeschrei, doch diesmal von hinter sich. Als er sich umsah, war er freudig überrascht, dass er die Bewohner seines Dorfes sah, die sich um ihn sammelten. Er sah etliche seiner Waffenbrüder, die voranstürmten, um sich die Schwerter und Schilde der gefallenen Empire-Krieger zu nehmen, und ihnen zur Seite zu stehen. Darius war stolz zu sehen, dass die Dorfbewohner sich wie eine Welle auf das Schlachtfeld ergossen, und mehrere Dutzend von ihnen trugen echte Waffen. Die die keine Waffen aus Stahl besaßen, trugen behelfsmäßige Waffen aus Holz, dutzende der jüngeren, Darius Freunde, hatten kurze Speere aus Holz, die sie angespitzt hatten, und kleine Bögen und Köcher mit Pfeilen. Sie hatten offensichtlich auf einen Kampf gehofft.

Gemeinsam stürmten sie los, jeder einzelne von ihnen kämpfte ums Überleben als sie sich Darius anschlossen, um sich der Armee des Empire zu stellen.

In der Ferne wehte ein riesiges Banner, eine Trompete erschallte, und die Armee marschierte los. Das Klirren von Rüstungen füllte die Luft, als hunderte von Empire-Kriegern losmarschierte, wohldiszipliniert, eine Mauer aus Männern, Schulter an Schulter in perfekter Formation auf die Menge der Dorfbewohner zugingen.

Darius führte seine Männer im Angriff. Alle standen sie furchtlos an seiner Seite, und als sie sich den feindlichen Reihen näherten, schrie er:

„SPEERE!“

Seine Leute ließen ihre kurzen Speere auf ihre Ziele in der Masse der Empire-Krieger fliegen. Viele der hölzernen Speere waren nicht scharf genug, trafen auf die Rüstungen und prallten harmlos ab. Doch mehr als nur ein paar fanden ihren Weg an den Rüstungen vorbei und trafen ihr Ziel. Eine Handvoll Empire-Krieger schrien in der Ferne auf und fielen zu Boden.

„PFEILE!“, schrie Darius, während er mit hoch erhobenem Schwert rannte und den Abstand weiter verringerte.

Etliche der Dorfbewohner blieben stehen, zielten, und ließen einen ganzen Schwarm von angespitzten hölzernen Pfeilen los, sehr zur Überraschung der Empire-Krieger, die offensichtlich nicht mit einem Kampf gerechnet hatten – und schon gar nicht damit, dass die Dorfbewohner irgendwelche Waffen hatten. Viele der Pfeile prallten wirkungslos von den Rüstungen ab, doch genug von ihnen fanden in Hälsen und Gelenken der feindlichen Krieger ein Ziel und brachten mehrere zur Strecke.

„STEINE!“, schrie Darius.

Mehrere Dutzend Dorfbewohner traten mit ihren Steinschleudern vor und holten aus. Ein Sperrfeuer von Steinen hagelte auf die Krieger herab, und der Klang der Steine, die die Rüstungen trafen, füllte die Luft. Ein paar Krieger, die von den Steinen ins Gesicht getroffen worden waren, gingen zu Boden, während viele andere ihre Schilde oder ihre Hände hoben, um sich dagegen zu schützen.

Es bremste die Empire-Krieger ab und ließ eine gewisse Unsicherheit in ihren Rängen entstehen – doch es hielt sie nicht auf. Sie marschierten immer weiter, gaben nie die Formation auf, auch wenn Pfeile, Speere und Steine auf sie herabregneten. Sie hoben einfach ihre Schilde, zu arrogant, sich auch nur zu ducken, und marschierten mit hoch aufgepflanzten Hellebarden und Schwertern, die an ihren Gürteln schaukelten und im Morgenlicht glänzten weiter.

Darius sah zu, wie sie weiter vorankamen, und er wusste, welch eine gut trainierte, professionelle Armee auf ihn zukam. Er wusste, dass es eine Welle des Todes war.

Plötzlich spürte er ein Rumpeln und als er aufblickte, sah er drei riesige Zertas, die aus den Linien der Empire-Krieger hervorbrachen und auf sie zustürmten. Auf ihnen saß jeweils ein Offizier mit einer langen Hellebarde. Die Zertas stürmten mit wütenden Blicken auf ihn zu und wirbelten dabei dicke Staubwolken auf.

Darius wappnete sich, als er den bösen Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers sah, der plötzlich seine Hellebarde nach ihm schleuderte. Darius war auf seine Geschwindigkeit nicht vorbereitet. Im letzten Moment konnte er sich ducken und gerade noch rechtzeitig aus dem Weg springen.

Doch der Dorfbewohner hinter ihm, ein Junge, den er aus seiner Kindheit kannte, hatte nicht so viel Glück. Er schrie vor Schmerzen auf, als die Hellebarde seine Brust durchbohrte. Blut sprudelte aus seinem Mund, als er auf den Rücken fiel und gen Himmel starrte.

Darius wandte sich wütend dem Zerta zu. Er wartete ab, denn er wusste, dass es ihn zu Tode trampeln würde, wenn sein Timing nicht perfekt war.

In buchstäblich letzter Sekunde rollte Darius aus dem Weg und schwang sein Schwert, um den Zerta die Beine abzuhacken.

Das Zerta kreischte, und fiel mit dem Kopf voran zu Boden. Sein Reiter wurde in hohem Bogen abgeworfen und landete in einer Gruppe von Dorfbewohnern.

Eine Dorfbewohnerin löste sich aus der Menge und rannte mit einem großen Steinbrocken vor. Darius drehte sich um und sah überrascht, dass es Loti war. Sie stemmte den Stein in die Höhe und ließ ihn auf den Helm des Kriegers herunterkrachen. Er war sofort tot.

Darius hörte lautes Hufgetrappel. Er fuhr herum und sah, dass ein weiteres Zerta auf ihn zustürmte und der Krieger der es ritt, hob seinen Speer und zielte auf ihn. Ihm blieb keine Zeit zu reagieren.

Plötzlich zerriss ein Knurren die Luft, und Darius war erstaunt Dray plötzlich zu sehen, der hochsprang und dem Krieger ins Bein biss, als dieser den Speer warf. Der Mann schnellte nach vorn und sein Speer bohrte sich vor ihm in den Boden. Er kam ins Rutschen und stürzte seitlich vom Zerta, und als er auf dem Boden Aufschlug wurde er von mehreren Dorfbewohnern gemeuchelt.

Darius sah Dray, der mit wedelndem Schwanz zu ihm herüber kam, dankbar an.

Darius hörte weiteres Schlachtgeschrei und drehte sich um, um einen weiteren Offizier zu sehen, der sich mit erhobenem Schwert auf ihn stürzte. Darius fuhr herum und parierte. Er wirbelte herum und trat dem Krieger die Beine weg. Er fiel zu Boden, und bevor er sich wieder aufrappeln konnte, trat ihm Darius in den Kiefer.

Darius beobachtete Loti, die an ihm vorbeirannte und sich kopfüber in die Schlacht stürzte. Auf dem Weg nahm sie einem toten Krieger das Schwert aus der Hand. Dray folgte ihr um sie zu beschützen. Darius machte sich Sorgen, sie mitten im Kampf zu sehen und wollte sie in Sicherheit bringen.

Doch Loc, ihr Bruder, kam ihm zuvor. Er rannte nach vorn und griff Loti von hinten. Vor Schreck ließ sie das Schwert fallen.

„Wir müssen weg von hier!“, sagte er. „Das hier ist kein Ort für dich!“

„Das ist der einzige Ort für mich!“, beharrte sie.

Doch Loc war auch mit nur einer Hand erstaunlich stark, und es gelang ihm sie aus dem Schlacht Getümmel davonzuzerren, wenn auch protestierend und um sich tretend. Darius war im dankbarer dafür, als er jemals sagen konnte.

Darius hörte das Scheppern von Stahl neben sich und drehte sich um, um seinen Waffenbruder Kaz im Kampf mit einem Empire-Krieger zu sehen. Während Kaz Darius wegen seiner ungerechtfertigten Brutalität einmal ein Dorn im Auge gewesen war, musste er nun zugeben, dass er froh war, Kaz an seiner Seite zu haben. Er sah wie Kaz heftige Schläge mit dem Krieger austauschte, der ein erstklassiger Kämpfer war, bis schließlich der Krieger Kaz mit einer überraschenden Bewegung das Schwert aus der Hand schlug.

Kaz stand wehrlos da, und Darius sah zum ersten Mal Angst in seinem Gesicht. Der Empire-Krieger holte mit Blutlust in den Augen aus, um ihn zu töten.

Plötzlich schepperte es und der Krieger erstarrte und stürzte mit dem Gesicht voran zu Boden. Tot.

Beide sahen sich um, und Darius erschrak, als er den kleinen Luzi mit einer Schlinge in der Hand dastehen sah. Luzi grinste Kaz an.

„Bereust du es jetzt, mich gequält zu haben?“, sagte er zu Kaz.

Kaz starrte ihn sprachlos an.

Darius war beeindruckt von Luzi, dass er Kaz gerettet hatte, nachdem er ihn so lange und so oft gequält hatte. Es inspirierte Darius, noch härter zu kämpfen.

Darius, der ein verlassenes Zerta sah, das wild durch die Ränge seiner Freunde trampelte, wartete, bis es an ihm vorbei stürmte, bis er loslief und aufsprang.

Das Zerta buckelte wild, doch Darius klammerte sich entschlossen daran fest. Es gelang ihm, es umzulenken, und es zurück in Richtung der Empirekrieger zu reiten.

Sein Zerta galoppierte so schnell, dass er es kaum kontrollieren konnte, und trug ihn mitten unter die feindlichen Krieger. Darius Herz pochte, als er der Wand der Krieger immer näher kam. Von seiner Position aus sah sie undurchdringlich aus. Und doch konnte er nicht umkehren.

Darius zwang seinen Mut, ihn hindurchzutragen. Er stürmte mitten unter sie und schlug dabei wild mit dem Schwert um sich.

Von seiner erhöhten Position aus schlug er nach rechts und links, und tötete Scharen von überraschten Empire-Kriegern, die nicht damit gerechnet hatten, von einem Zerta angegriffen zu werden. Er schlug sich mit unglaublicher Geschwindigkeit seinen Weg durch die Ränge, getragen vom Schwung des Zerta, als er plötzlich einen schrecklichen Schmerz in seiner Seite spürte. Es war als barsten seine Rippen.

Darius verlor die Balance und flog in hohem Bogen durch die Luft. Er schlug hart auf dem Boden auf und spürte einen brennenden Schmerz in seiner Seite. Er erkannte, dass er von der Eisenkugel eines Kriegsflegels getroffen worden war. Er lag mitten in einem Meer von Empire-Kriegern auf dem Boden, weit weg von seinen eigenen Leuten.

Während er mit klingelnden Ohren und verschwommenem Blick dalag, blickte er in die Ferne und sah, dass seine Leute umzingelt wurden. Sie kämpften Tapfer, doch sie waren zu sehr in der Unterzahl. Seine Männer wurden abgeschlachtet, ihre Schreie erfüllten die Luft.

Darius Kopf, viel zu schwer, fiel zurück auf dem Boden, und er konnte nur zusehen, wie die Empire-Krieger immer näher kamen. Er lag atemlos auf dem Boden und wusste, dass sein Leben bald vorbei sein würde.

Doch zumindest, dachte er, würde er mit intakter Ehre sterben.

Und er würde als freier Mann sterben.




KAPITEL ZWEI


Gwendolyn stand auf dem Gipfel des Hügels und starrte im Licht des anbrechenden Tags zum Himmel über der Wüste hinauf. Ihr Herz pochte vor Erwartung während sie sich gedanklich auf den Angriff vorbereitete. Während sie selbst den Zusammenstoß des Empire mit den Dorfbewohnern aus der Ferne beobachtete, hatte sie ihre Männer losgeschickt, das Schlachtfeld weiträumig zu umgehen und sie hinter den Linien des Empire positionier. Die Empire-Krieger, konzentriert auf die Schlacht, hatten nie mit ihnen gerechnet. Und jetzt, wo die Dorfbewohner ihnen nicht mehr standhalten konnten, und die ersten von ihnen starben, war es an der Zeit, sie dafür bezahlen zu lassen.

Seitdem Gwen sich entschieden hatte, ihre Männer umkehren zulassen und den Dorfbewohnern zu helfen, hatte sie das überwältigende Gefühl, dass das ihr Schicksal war. Ob sie nun siegten oder verloren, sie wusste, dass es richtig war, es zu tun. Sie hatte von hoch oben im Gebirgszug beobachtet, wie sich die Konfrontation entfaltete, hatte gesehen, wie die Armee des Empire mit ihren Zertas und ausgebildeten Kriegern immer näher kam, und es hatte Erinnerungen an Andronicus Invasion und später Romulus Überfall geweckt. Sie hatte zugesehen, wie der junge Darius allein vorgetreten war, und ihr Herz hatte einen Sprung gemacht, als sie mitangesehen hatte, wie er diesen Kommandanten getötet hatte. Das war etwas, was Thor getan hätte – was sie selbst genauso getan hätte.

Nun stand Gwendolyn da, Krohn knurrte leise an ihrer Seite, Kendrick, Steffen, Brandt, Atme und dutzende von Silver und hunderte ihrer Männer hinter ihr, alle in den massiven Rüstungen aus Stahl, die sie kaum abgelegt hatten, seit sie den Ring verlassen hatten, alle mit ihren schweren Waffen aus Stahl, und alle erwarteten ihr Kommando. Ihre Armee war eine mindestens ebenso gut ausgebildete Armee wie die des Empire, und sie hatten nicht mehr gekämpft, seitdem sie aus ihrer Heimat vertrieben worden waren.

Die Zeit war gekommen.

„Jetzt!“, schrie Gwen.

Lautes Kampfgeschrei erhob sich, als alle ihre Männer, angeführt von Kendrick, den Hügel hinunter rannten, während das Echo ihrer Stimmen wie tausend Löwen im frühen Morgendlich erklang.

Gwendolyn sah zu, wie ihre Männer die Linien des Empire erreichten, und wie sich die Empire-Krieger, die damit beschäftigt waren, gegen die Dorfbewohner zu kämpfen, langsam umdrehten, offensichtlich verdutzt, und nicht wussten, wer sie angreift oder warum. Offensichtlich waren diese Krieger nie zuvor derart überrascht worden, und schon gar nicht von gut ausgebildeten Kriegern mit Waffen, die ihren ebenbürtig waren.

Kendrick gab ihnen keine Zeit sich zu sammeln oder zu verarbeiten, was Geschah. Er stürzte sich vor, erstach den ersten Mann, dem er begegnete, und Brandt, Atme und Steffen, und die dutzenden von Silver an ihrer Seite gesellten sich schreiend zu ihm, während sie ihre Waffen in die feindlichen Krieger stießen.

Alle ihre Männer trugen unbändige Wut in sich, alle hatten sich nach einem Kampf gesehen, nach Rache gegen das Empire, und waren viel zu lange tatenlos in einer engen Höhle herumgesessen. Gwendolyn wusste, dass sie sich gesehnt hatten, ihren Zorn am Empire auszulassen, seitdem sie den Ring aufgegeben hatten – und in diesem Kampf fanden sie das perfekte Ventil. In den Augen ihrer Leute brannte ein Feuer, ein Feuer, das von den Seelen all jener anfacht wurde, die sie im Ring und auf den Oberen Inseln verloren hatten. Es war das Bedürfnis nach Rache, das sie auf dem Meer am Leben erhalten hatte. Gwen erkannte, dass das Anliegen der Dorfbewohner, selbst auf der anderen Seite der Welt, in vielerlei Hinsicht ihr eigenes Anliegen war. Die Männer schrien im Kampf Mann gegen Mann, Kendrick und die anderen nutzten ihren Schwung, um sich ihren Weg mitten ins Getümmel zu bahnen, und schalteten ganze Reihen von Empire-Kriegern aus, bevor diese wussten, was geschah. Gwendolyn war so stolz, als sie zusah, wie Kendrick zwei Schläge mit seinem Schild abwehrte, dann herumwirbelte, und einem Krieger damit das Gesicht zertrümmerte und dem anderen mit dem Schwert die Brust aufschlitzte. Sie beobachtete, wie Brandt einem Krieger in die Knie wegtrat und ihn dann direkt durch die Rüstung auf seinem Rücken ins Herz stach. Sie sah Steffen, der sein kurzes Schwert schwang und einem Krieger ein Bein abschlug, dann vortrat und im in die Leiste trat und ihm einen Kopfstoß versetzte. Atme schwang seinen Kriegsflegel und schaltete zwei Krieger mit einem Schlag aus.

„Darius!“, schrie eine Stimme.

Gwendolyn blickte zu Sandara, die neben ihr Stand und aufs Schlachtfeld deutete.

„Mein Bruder!“, schrie sie.

Gwendolyn sah Darius am Boden, auf dem Rücken liegend von Empire-Kriegern umringt, die schnell näher kamen. Ihr Herz zog sich vor Sorge zusammen, doch dann beobachtete sie zufrieden, wie Kendrick vorstürmte und mit seinem Schild einen Axthieb direkt über Darius Gesicht abwehrte.

Sandara schrie auf, und Gwendolyn konnte ihre Erleichterung sehen und wie sehr sie ihren Bruder liebte.

Gwendolyn nahm einer der Wachen neben ihr einen Bogen ab. Sie legte einen Pfeil an, spannte den Bogen und zielte.

„BOGENSCHÜTZEN!“, rief sie.

Um sie herum nahmen ein Dutzend ihrer Bogenschützen ein Ziel auf, spannten die Bögen, und erwarteten ihren Befehl.

„FEUER!“

Gwendolyn schoss ihren Pfeil hoch in den Himmel, über ihre Männer hinweg, und ihre Bogenschützen taten es ihr nach.

Die Salve landete mitten unter den übrigen Empire Kriegern, und Schreie erklangen, als ein Dutzend Krieger in die Knie gingen.

„FEUER!“, schrie sie wieder, gefolgt von einer weiteren Salve und der nächsten.

Kendrick und seine Männer stürmten vor und töteten die Männer, die, von den Pfeilen getroffen, in die Knie gegangen waren.

Die Empire-Krieger waren gezwungen, ihren Angriff auf die Dorfbewohner abzubrechen und stattdessen Kendricks Männer abzuwehren.

Das gab den Dorfbewohnern Luft zu atmen. Sie stießen einen lauten Schrei aus, während sie vorstürmten, und den Empirekriegern ihre Holz-Spieße in die Rücken rammten.

Die Empire-Krieger wurden nun von beiden Seiten abgeschlachtet. Die Zahl der Krieger, die zwischen zwei feindlichen Mächten eingeklemmt waren, nahm rasch ab, und sie erkannten schließlich dass sie keine Chance hatten. Ihre Zahl schwand schnell von Hunderten zu Dutzenden, und die, die übrig waren, suchten ihr Heil in der Flucht zu Fuß, denn ihre Zertas waren entweder getötet oder eingefangen worden.

Doch sie kamen nicht weit, bevor sie zur Strecke gebracht und getötet wurden.

Unter den Dorfbewohnern und Gwendolyns Männern erhob sich lauter Jubel. Sie kamen jubelnd zusammen, und umarmten sich als Brüder. Gwendolyn eilte gefolgt von Krohn den Hügel hinab mitten unter ihre Leute. Der Gestank von Schweiß und Angst lag schwer in der Luft, frisches Blut tränkte den Wüstenboden. Gwendolyn spürte trotz allem, was im Ring geschehen war, hier, an diesem Tag, einen Augenblick des Triumphs. Es war ein glorreicher Sie hier in der Wüste. Die Dorfbewohner und die Exilanten aus dem Ring, vereint im Widerstand gegen den gemeinsamen Feind.

Die Dorfbewohner hatten viele gute Männer verloren, und auch Gwendolyn hatte einige ihrer Leute eingebüßt. Doch Gwendolyn war erleichtert zu sehen, dass zumindest Darius am Leben war, und ihm jemand auf die wackligen Beine half.

Gwendolyn war sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass das Empire Millionen von Kriegern hatte. Sie wusste, dass der Tag der Abrechnung kommen würde. Doch dieser Tag war nicht heute. Heute hatte sie vielleicht nicht die weiseste Entscheidung getroffen – doch die tapferste. Die richtige. Sie spürte, dass es die Entscheidung war, die ihr Vater getroffen hätte. Sie hatte den schwersten Pfad gewählt. Der Pfad dessen, was richtig war. Der Pfad der Gerechtigkeit. Der Pfad des Heldenmuts. Und egal was kommen würde, heute hatte sie gelebt.

Sie hatte wirklich gelebt.




KAPITEL DREI


Volusia stand auf dem steinernen Balkon und blickte herunter in den gepflasterten Hof von Maltolis, der sich unter ihr ausbreitete, und unten, auf dem Platz sah sie den leblosen Körper des Prinzen, dessen Gliedmaßen grotesk verbogen waren. Er schien so weit weg von hier oben, so winzig, so machtlos, und Volusia staunte, dass er nur Augenblicke zuvor einer der mächtigsten Herrscher des Empire gewesen war. Es traf sie tief, wie zerbrechlich das Leben war, welch große Illusion Macht war – um am meisten, wie sie, eine wahre Göttin grenzenloser Macht, die Macht über jedermanns Tod und Leben in Händen hielt. Jetzt konnte sie niemand mehr aufhalten, nicht einmal ein großer Prinz.

Während sie dastand und nach unten blickte, erhoben sich die Schreie von tausenden von Menschen, der verwirrten Bürger von Maltolis, die Stöhnten und jammerten. Ihre Schreie füllten den Hof und stiegen auf wie eine Heuschreckenplage. Sie heulten und schrien und schlugen ihre Köpfe gegen die Steinmauern; sie sprangen auf dem Boden herum wie zornige Kinder und rissen sich die Haare aus. Wenn sie sie so sah, überlegte Volusia, musste man denken, dass Maltolis ein wohlwollender Anführer gewesen war.

„UNSER PRINZ!“, schrie einer von ihnen, ein Schrei, der von vielen aufgenommen wurde. Unzählige Bürger stürmte vor und stürzten sich auf den Körper des verrückten Prinzen, heulend, schluchzend und zuckend, während sie sich an ihm festklammerten.

„UNSER GELIEBTER VATER!“

Plötzlich schallten Glocken durch die ganze Stadt, eine lange Folge von Geläut, das sich zu antworten schien. Volusia hörte einen Tumult, und sie hob ihren Blick um zu sehen, dass hunderte von Maltolis Kriegern in Zweierreihen eilig durch die Stadttore marschierten und den Hof zu füllen begannen. Sie marschierten auf Maltolis Schloss zu.

Volusia wusste, dass sie ein Ereignis ausgelöst hatte, das diese Stadt für immer verändern würde.

Ein plötzliches beharrliches Pochen an der dicken Kammertür ließ sie aufschrecken. Es war ein unaufhörliches Donnern, der Klang von Dutzenden von Kriegern mit klirrenden Rüstungen, die einen Rammbock gegen die dicke Tür aus Eichenholz schlugen. Volusia hatte die Tür, die fast einen halben Meter dick war, und dazu gedacht war, einer Belagerung standzuhalten, natürlich verbarrikadiert. Trotzdem verbogen sich die Scharniere und die Schrei der Männer draußen wurden immer lauter. Mit jedem Schlag verbogen sie sich weiter.

Rums rums rums.

Die Kammer bebte, und der alte eiserne Kronleuchter, der hoch an einem hölzernen Balken hing, schaukelte wild bevor er krachend zu Boden fiel.

Volusia stand ruhig da und beobachtete alles. Sie hatte damit gerechnet. Sie wusste natürlich, dass sie kommen würden, um an ihr Rache zu üben – und sie würden sie nie entkommen lassen.

„Öffne die Tür!“, schrie einer seiner Generäle.

Sie erkannte die Stimme – er war der Anführer von Maltolis Armee, ein humorloser Mann, dem sie nur kurz begegnet war, mit einer tiefen, heiseren Stimme. Als Mann unfähig, doch ein gut ausgebildeter Krieger mit zweihunderttausend Mann, die seinen Befehlen folgten.

Und doch betrachtete Volusia ruhig und unbeeindruckt die Tür, und wartete darauf, dass sie sie einschlugen. Sie hätte sie natürlich für sie öffnen können, doch diese Befriedigung würde sie ihnen nicht geben.

Schließlich ertönte ein letztes ohrenbetäubendes Krachen, und die Angeln der dicken Holztür gaben nach. Dutzende von Kriegern stürmten mit klirrenden Rüstungen in den Raum. Maltolis Kommandant in seiner reich verzierten Rüstung und goldenem Zepter, das ihn dazu berechtigte, die Armee zu führen, ging allen voran.

Er starrte sie hasserfüllt an, während seine Männer hinter ihm diszipliniert auf seinen Befehl warteten.

Volusia stand ruhig da und erwiderte seinen Blick mit einem leichten Lächeln. Sie erkannte, dass ihre Haltung ihn irritiert haben mussten, denn er schien verwirrt zu sein.

„Was hast du getan, Weib?“, spie er aus und umklammerte sein Schwer. „Du bist als Gast in unsere Stadt gekommen und hast unseren Herrscher getötet. Den Auserwählten. Den Einen, der nicht zu töten war.“

Volusia lächelte ihn an und antwortete ruhig.

„Da liegst du falsch, General“, sagte sie. „Ich bin die Eine, die nicht zu töten ist, was ich hier und heute bewiesen habe.“

Er schüttelte wütend den Kopf.

„Wie konntest du nur so dumm sein?“, sagte er. „Sicherlich muss du gewusst haben, dass wir dich und deine Männer umbringen würden. Du kannst nirgendwohin fliehen, es gibt keinen Weg, aus diesem Palast zu fliehen. Hier bist du von hunderttausenden unserer Bürger umringt. Sicherlich musst du gewusst haben, dass deine Tat heute deinen Tod bedeutet – und noch viel Schlimmeres: Gefangennahme und Folter. Wir behandeln unsere Feinde alles andere als freundlich, falls du das noch nicht bemerkt hast.“

„Das habe ich in der Tat bemerkt General, und ich bewundere es“, antwortete sie. „Und doch wirst du nicht Hand an mich legen. Keiner deiner Männer wird es tun.“

Er schüttelte verärgert den Kopf.

„Du bist dümmer als ich dachte“, sagte er. „Ich trage das goldene Zepter. Meine Männer werden tun was ich sage. Genau was ich sage.“

„Werden sie das?“, fragte sie langsam mit einem Lächeln im Gesicht.

Langsam drehte sich Volusia um und blickte durch das Fenster hinab auf den toten Körper des Prinzen, den die Wahnsinnigen nun auf ihre Schultern hoben und wie einen Märtyrer durch die Stadt trugen.

Sie hatte ihm den Rücken zugewandt als sie sich räusperte und fortfuhr.

„Ich zweifle nicht daran, dass deine Männer gut ausgebildet sind. Oder dass sie demjenigen folgen, der das Zepter in der Hand hält. Ihr Ruf eilt ihnen voraus. Ich weiß auch, dass eure Armee weitaus grösser ist als meine. Und dass es keinen Weg gibt, von diesem Ort zu fliehen. Doch du musst wissen, ich habe nicht vor zu fliehen. Ich muss nicht fliehen.“ E sah sie irritiert an und Volusia blickte weiter aus dem Fenster und ließ den Blick über den Hof wandern. In der Ferne sah sie Koolian, ihren Zauberer, der in der Menge stand und sie mit seinen leuchtend grünen Augen aus seinem warzigen Gesicht anstarrte. Er trug seinen schwarzen Mantel und war damit unverwechselbar in der Menge bunt gekleideter Irrer. Seine Arme ruhig vor der Brust gefaltet, erwartete er ihren Befehl. Er schien das einzige ruhige und gefasste Wesen in dieser chaotischen Stadt zu sein.

Volusia nickte ihm kaum wahrnehmbar zu, und er nickte sofort zurück.

Langsam drehte sich Volusia um und blickte, immer noch lächelnd, den General an.

„Du darfst mir das Zepter nun übergeben“, sagte sie. „oder ich töte euch alle und nehme es mir.“

Er sah sie sprachlos an, dann schüttelte er den Kopf und lächelte zum ersten Mal.

„Ich kenne viele wahnhafte Menschen“, sagte er. „Ich habe jahrelang einem gedient. Doch du… du bist eine Klasse für sich. Nun gut. Wenn du so sterben möchtest, dann soll es so sein.“

Er trat vor und zog sein Schwert.

Ich werde es genießen, dich zu töten“, fügte er hinzu. „Vom ersten Augenblick, als ich deine Visage gesehen habe wollte ich es tun. Deine Arroganz macht mich krank!“

Er trat auf sie zu, und als er es tat, drehte sich Volusia um und sah Koolian, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war.

Koolian wandte sich ihm zu und starrte den General an, der von seinem plötzlichen Auftauchen erschrocken war.

Koolian zog seine Kapuze zurück und sah ihn mit seinem grotesken Gesicht an – viel zu blass, mit Augen, die zurück in seinen Schädel rollten und schneeweiß waren. Langsam hob er seine Hände und plötzlich fielen der Kommandant und seine Männer auf die Knie. Sie schien und hoben die Hände an die Ohren.

„Mach, dass es aufhört!“, schrie der General.

Blut begann, aus ihren Ohren zu laufen, und einer nach dem anderen fiel bewegungslos zu Boden.

Tot.

Volusia trat langsam und ruhig vor, bückte sich und nahm dem toten General das goldene Zepter aus der Hand.

Sie hob es hoch und betrachtete es im Licht, bewunderte sein Gewicht und seinen Glanz. Sie spürte, dass es böse war.

Sie lächelte über das ganze Gesicht.

Es war noch schwerer, als sie es erwartet hatte.


*

Volusia stand auf der anderen Seite des Grabens, außerhalb der Stadtmauern von Maltolis. Ihr Zauberer Koolian, ihr Assassine Aksan und der Kommandant der volusianischen Armee, Soku, hinter ihr und betrachtete die riesige maltolisianische Armee, die vor ihr versammelt war. Soweit das Auge reichte war die Ebene der Wüste voll mit Maltolis Männern, eine größere Armee, als sie je gesehen hatte. Selbst für sie ein furchteinflößender Anblick.

Sie standen geduldig und führerlos da, und blickte sie, Volusia an, die auf einem Podium stand und sie ansah. Die Anspannung lag dick in der Luft, und Volusia konnte spüren, dass sie abwarteten und darüber nachgrübelten, ob sie sie töten oder ihr dienen sollten.

Volusia sah sie stolz an, spürte ihr Schicksal vor sich, und hob langsam das goldene Zepter über ihren Kopf. Ebenso langsam drehte sie sich in alle Richtungen, damit alle sie sehen konnten, sie und ihr Zepter, das in der Sonne glänzte.

„MEIN VOLK!“, rief sie. „Ich bin die Göttin Volusia. Euer Prinz ist tot. Ich bin jetzt diejenige, die das Zepter trägt; ich bin diejenige, der ihr folgen werdet. Folgt mir, und ihr werde Ruhm und Reichtum erwerben und alles, was euer Herz begehrt. Bleibt hier, und ihr werdet an diesem Ort im Schatten dieser Mauern verrotten, im Schatten des Leichnams eines Anführers, der euch nie geliebt hat. Ihr habt nur seinem Wahn gedient; mir sollt ihr in Ruhm und Eroberung dienen, und mit mir endlich den Anführer haben, den ihr verdient.“

Volusia hob das Zepter höher, ließ den Blick über sie schweifen, begegnete ihren disziplinierten Augen und fühlte ihr Schicksal. Sie fühlte sich unbesiegbar, als ob nichts ihr im Weg stehen konnte, nicht einmal diese riesige Armee. Sie wusste, dass sie, wie die ganze Welt, sich vor ihr verbeugen würden. Sie konnte es vor ihrem inneren Auge sehen – schließlich war sie eine Göttin. Sie lebte in einem Reich über den Männern. Welche Wahl würden sie haben?

So wie sie es sich vorgestellt hatte, hörte sie das Klirren der Rüstungen, und einer nach dem anderen gingen die Männer auf die Knie und Staub wirbelte über der ganzen Ebene auf.

„VOLUSIA!“, begannen sie zu singen, immer wieder.

„VOLUSIA!“

„VOLUSIA!“




KAPITEL VIER


Godfrey spürte den Schweiß, der seinen Hals herunterlief, als er sich unter der Gruppe der Sklaven versteckte und versuchte nicht gesehen zu werden, als sie durch die Straßen von Volusia gingen. Ein weiterer Peitschenhieb zischte durch die Luft und Godfrey schrie vor Schmerz auf, als die Spitze der Peitsche seinen Rücken traf. Die Sklavin neben ihm schrie noch lauter, denn der Schlag war für sie bestimmt und traf sie quer über den Rücken. Sie wimmerte und stolperte weiter.

Godfrey hielt sie fest und fing sie auf, bevor sie zusammenbrach, und wusste dass er damit sein Leben riskierte. Sie fing such und wandte sich ihm mit Panik und Angst im Blick zu. Als sie ihn sah, riss sie überrascht die Augen auf. Offensichtlich hatte sie nicht mit seinem Anblick gerechnet: Ein hellhäutiger Mensch, der ohne Fesseln frei neben ihr herging. Godfrey schüttelte schnell den Kopf, legte einen Finger auf seine Lippen und betete, dass sie schweigen würde. Zum Glück tat sie es.

Godfrey hörte die Peitsche wieder knallen, sah sich um und sah die Zuchtmeister, die sich die Karawane entlangarbeiteten und gedankenlos auf die Sklaven eindroschen. Sie wollten sich lediglich Respekt verschaffen. Als er sich umsah, bemerkte er direkt hinter sich die panischen Gesichter von Akorth und Fulton, deren Augen nervös hin und her wanderten, und neben ihnen die gefassten Mienen von Merek und Ario. Godfrey staunte, dass die beiden Jungen mehr Fassung und Mut zeigten als Akorth und Fulton, zwei ausgewachsenen, wenn auch betrunkene, Männer.

Sie marschierten immer weiter, und Godfrey ahnte, dass sie sich ihrem Ziel näherten, was immer es auch sein mochte. Natürlich konnte er nicht dorthin gehen: Er musste bald etwas tun. Er hatte sein Ziel erreicht – sie waren in Volusia, doch nun mussten sie sich von dieser Gruppe entfernen, bevor man sie entdeckte.

Godfrey sah sich um und bemerkte etwas, das er freudig wahrnahm: Die Zuchtmeister sammelten sich nun  weitestgehend vor der Karawane der Sklaven. Das war natürlich sinnvoll. Nachdem alle Sklaven aneinander gefesselt waren, konnten sie offensichtlich nirgendwo hin fliehen und die Zuchtmeister sahen keine Notwendigkeit, das Ende des Zuges zu bewachen. Abgesehen von einem einsamen Zuchtmeister, der peitschend neben der Karawane herlief, gab es niemanden, der sie davon abhalten würde, sich nach hinten davonzustehlen. Sie konnten fliehen und lautlos in den Straßen Volusias verschwinden.

Godfrey wusste, dass sie schnell handeln sollten, und doch pochte sein Herz jedes Mal, wenn er es in Erwägung zog. Sein Verstand sagte ihm, dass er gehen sollte, doch sein Körper zögerte immer wieder – er konnte nie den Mut zusammenkratzen, es zu tun.

Godfrey konnte immer noch nicht glauben, dass sie hier waren, dass sie es wirklich in die Stadt geschafft hatten. Es war wie ein Traum – doch ein Traum, der immer schlimmer wurde. Der Schwips vom Wein ließ nach, und je mehr er nachließ, desto mehr erkannte er, dass all das eine grundlegend schlechte Idee gewesen war.

„Wir müssen hier raus.“ Merek beugte sich vor und flüsterte drängend. „Wir müssen los.“

Godfrey schüttelte den Kopf und schluckte schwer. Schweiß brannte in seinen Augen. Ein Teil von ihm wusste, dass er Recht hatte, ein anderer Teil von ihm wollte auf den richtigen Moment warten.

„Nein“, antwortete er. „Noch nicht.“

Godfrey sah sich um und sah alle möglichen Sklaven die gefesselt durch die Straßen von Volusia gezerrt wurden, nicht nur jene mit dunkler Haut. Es sah aus, als ob es dem Empire gelungen war, die unterschiedlichsten Rassen aus allen Ecken und Winkeln des Empire zu versklaven – alles und jeden, der nicht der Rasse des Empire angehörte, jeden, der nicht ihre leuchtend gelbe Haut, ihre Größe, die breiten Schultern und die kleinen Hörner hinter den Ohren besaß.

„Worauf warten wir?“, fragte Ario.

„Wenn wir einfach so mitten auf die Straße laufen“, sagte Godfrey, „erwecken wir womöglich Aufmerksamkeit. Vielleicht fangen sie uns sogar. Wir müssen warten.“

„Warten worauf?“, drängte Merek frustriert.

Godfrey schüttelte ratlos den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Plan in Wohlgefallen auflöste.

„Ich weiß es nicht“, sagte er.

Sie bogen um eine weitere Kurve, hinter der sich die ganze Stadt Volusia vor ihnen ausbreitete. Godfrey nahm ehrfürchtig den Anblick in sich auf.

Es war die unglaublichste Stadt, die er je gesehen hatte. Godfrey, der Sohn eines Königs, war schon zuvor in großen und eindrucksvollen, reichen und gut befestigten Städten gewesen. Er hatte einige der schönsten Städte der Welt gesehen. Nur wenige Städte konnten es mit Savaria, Silesia oder gar mit King’s Court aufnehmen. Er ließ sich nicht so leicht beeindrucken.

Doch er hatte noch nie etwas wie das hier gesehen. Eine Kombination aus Schönheit, Ordnung, Macht und Reichtum. Der Reichtum dominierte offensichtlich. Das erste, was Godfrey auffiel, waren all die Götterbilder. Überall in der Stadt standen Statuen, Bildnisse von Göttern, die Godfrey fremd waren. Einer schien ein Meeresgott zu sein, der andere ein Gott des Himmels, einem dritten schienen die Hügel geweiht zu sein… Und vor allen standen Gruppen von Menschen, die sie anbeteten. In der Ferne, überragte eine riesige goldene Statue, die sich mehr als dreißig Meter erhob, die Stadt – es war die Statue von Volusia. Horden von Menschen verneigten sich vor ihr.

Was Godfrey als nächstes überraschte waren die Straßen, die mit Gold gepflastert waren, glänzend, makellos, alles außergewöhnlich ordentlich und sauber. Alle Gebäude waren aus perfekt behauenen Steinen erbaut, nicht einer war krumm. Die Straßen zogen sich unendlich lange hin, die Stadt selbst schien bis zum Horizont zu reichen. Was ihn noch sprachloser machte waren die Kanäle und Wasserstraßen, die sich mit den Straßen verwoben und das azurblaue Wasser des Meeres als Lebensadern benutzten, um alles in der Stadt fließen zu lassen. Diese Wasserstraßen waren voller reich verzierter goldener Boote, die geräuschlos auf ihnen auf und abfuhren und unter den Straßen hindurch glitten.

Die Stadt strahlte im Licht, das vom Hafen reflektiert wurde, dominiert vom allgegenwärtigen Rauschen der Wellen, da sich die hufeisenförmige Stadt um den Hafen an die Küste schmiegte, und die Wellen sich an ihrem goldenen Meereswall brachen. Das glitzernde Licht des Meeres, die Strahlen der beiden Sonnen und die reichen goldenen Verzierungen blendeten die Augen. Gerahmt wurde alles von den beiden gigantischen Säulen an der Hafeneinfahrt, die hoch in den Himmel ragten, eine Bastion der Stärke.

Godfrey erkannte, dass die Stadt mit dem Ziel einzuschüchtern und Reichtum auszustrahlen erbaut worden war, und sie erfüllte ihren Zweck gut. Es war eine Stadt die Fortschritt und Zivilisation ausstrahlte, und wenn Godfrey nicht über die Grausamkeit ihrer Bewohner Bescheid gewusst hätte, wäre es eine Stadt gewesen, in der er selbst gerne gelebt hätte. Sie war so anders als alles, was der Ring zu bieten hatte. Die Städte des Rings waren erbaut um zu beschützen und zu verteidigen. Sie waren bescheiden und unaufdringlich, wie ihre Bewohner. Die Städte des Empire andererseits waren offen, furchtlos, und erbaut, um Reichtum zur Schau zu stellen. Godfrey erkannte, dass das durchaus einen Sinn ergab: Schließlich mussten sich die Städte des Empire nicht vor Angriffen fürchten.

Godfrey hörte vor sich lauten Aufruhr, und als sie um eine weitere Ecke bogen öffnete sich plötzlich ein riesiger Platz vor ihnen, und dahinter lag der Hafen. Es war ein großer, mit Steinen gepflasterter Platz, eine der großen Kreuzungen der Stadt, vom dem ein Dutzend Straßen in alle Richtungen führten. All das konnte er nur bruchstückhaft durch einen großen steinernen Bogen der zwanzig Meter vor ihnen lag erkennen. Godfrey wusste, dass sie, sobald ihre Karawane hindurch war, auf einer offenen Fläche waren und nicht mehr entkommen konnten. Was noch beunruhigender war, war dass Godfrey sah, wie aus allen Richtungen Sklaven aus allen Winkeln des Empire von Zuchtmeistern hierher geführt wurden. Alle waren gefesselt und wurden auf eine hohe Plattform am Rande des Meers gezerrt. Die Sklaven standen oben, während reiche Bürger des Empire sie betrachteten und ihre Gebote abgaben. Es sah aus wie ein Versteigerungspodest.

Jubel brandete auf, und Godfrey beobachtete, wie ein Adliger des Empire den Kiefer eines Sklaven untersuchte, eines Sklaven mit weißer Haut und strähnigem braunem Haar. Der Adlige nickte zufrieden, und ein Zuchtmeister kam und legte dem Sklaven Fesseln an, als ob damit das Geschäft abgeschlossen war. Der Zuchtmeister ergriff den Sklaven beim Hemd und warf ihn mit dem Gesicht voran von der Plattform auf den Boden. Der Mann schlug hart auf dem Boden auf und die Menge jubelte zufrieden, als mehrere Krieger kamen und ihn davonzerrten.

Eine weitere Sklavenkarawane kam aus einer anderen Ecke der Stadt und Godfrey sah zu, wie der größte Sklave vorgeschoben wurde. Er war mehr als einen Kopf grösser als die anderen, stark und gesund. Ein Empire-Krieger hob seine Axt und der Sklave duckte sich.

Doch der Zuchtmeister schlug seine Fesseln durch und das Klirren der Axt hallte über den Platz.

Der Slave sah den Zuchtmeister verwirrt an.

„Bin ich frei?“, fragte er.

Doch mehrere Krieger kamen herbeigeeilt, ergriffen die Arme des Sklaven und zerrten ihn zum Sockel einer großen Statue im Hafen, eine weitere Statue von Volusia, deren Finger hinaus aufs Meer wies. Wellen brachen sich unter ihren Füssen.

Die Menge versammelte sich dicht um sie herum, als die Krieger den Mann festhielten und seinen Kopf mit dem Gesicht voran auf den Fuß der Statue drückten.

„NEIN!“, schrie der Mann.

Der Empirekrieger mit der Axt trat wieder vor, schwang sie erneut, und diesmal enthauptete er den Mann.

Die Menge jubelte verzückt, und ging auf die Knie, um der Statue zu huldigen während das Blut über ihre Füße floss.

„Ein Opfer für unsere große Göttin!“, rief der Krieger. „Wir widmen dir die besten unserer Früchte.“

Die Menge jubelte erneut.

„Ich weiß nicht, wie es mit dir steht“, flüsterte Merek drängend in Godfreys Ohr, „doch ich habe keine Lust mich irgendeinem Idol opfern zu lassen. Nicht heute.“

Ein weiterer Peitschenhieb, und Godfrey konnte sehen, dass der Eingang zum Platz näher kam. Sein Herz pochte, während er über Mereks Worte nachdachte – er hatte Recht. Er wusste, dass sie etwas tun mussten, und zwar schnell.

Eine plötzliche Bewegung ließ Godfrey herumfahren. Aus dem Augenwinkel sah er fünf Männer in leuchtendroten Umhängen mit Kapuzen, die schnell die Straße hinunter in die andere Richtung gingen. Er bemerkte, dass sie weiße Haut, Hände und Gesichter hatten, sah dass sie zierlicher waren, als die muskelbepackten Rohlinge der Rasse des Empire und wusste sofort, wer sie waren: Finianer. Die einzige Ausnahme. Ihnen war erlaubt, frei zu leben, Generation um Generation, denn sie waren zu reich, um sie zu töten, hatten zu gute Verbindungen, und waren zu fähig, sich unabdingbar zu machen und mit ihrer Macht zu verhandeln. Sie waren leicht zu erkennen, hatte man ihm gesagt – an ihrer schneeweißen Haut, an ihren scharlachroten Umhängen und dem kupferroten Haar.

Godfrey hatte eine Idee. Jetzt oder nie.

„BEWEGT EUCH!“, rief er seinen Freunden zu.

Godfrey drehte sich um und rannte hinten aus der Karawane heraus, vorbei an den überraschten Sklaven, dicht gefolgt von den anderen.

Godfrey rannte keuchend, beladen mit den schweren Goldsäcken an seinem Gürtel, die bei jedem Schritt klirrten. Vor sich sah er die fünf Finianer in eine schmale Gasse einbiegen; Er rannte direkt auf sie zu und betete, dass sie die Gasse erreichten, bevor sie jemand entdeckte.

Godfrey, dessen Ohren rauschten, bog um die Ecke, und als er die Finianer vor sich sah, sprang er ohne weiter nachzudenken hoch und warf sich von hinten auf die Gruppe.

Er warf drei der Männer zu Boden, und seine Rippen schmerzten, als er mit ihnen auf dem Steinboden aufschlug. Er blickte auf und sah Merek, der seinem Beispiel folgte, einen weiteren angreifen, während Akorth sich auf einen weiteren stürzte und Fulton den letzten, den kleinsten der Gruppe angriff. Godfrey sah entnervt, wie Fulton sein Ziel verfehlte und stattdessen stöhnend zu Boden stolperte.

Godfrey schlug einen nieder, und hielt einen weiteren fest, doch er verfiel in Panik, als der kleinste davonlief und im Begriff war, um die Ecke zu biegen. Er beobachtete aus dem Augenwinkel wie Ario ruhig vortrat, einen Stein aufhob, ihn in der Hand wog und dann warf.

Ein perfekter Wurf traf den Finianer an der Schläfe, als er gerade um die Ecke biegen wollte, und ließ ihn zu Boden gehen. Ario rannte zu ihm hinüber, zog ihm seinen Mantel aus und zog ihn an – offensichtlich hatte er Godfreys Plan verstanden.

Godfrey, der immer noch mit dem anderen Finianer kämpfte, konnte ihm schließlich seinen Ellbogen ins Gesicht rammen und ihn KO schlagen. Merek würgte seinen lange genug, sodass er das Bewusstsein verlor und Godfrey beobachtete, wie sich Merek auf den letzten Finianer rollte und ihm einen Dolch an die Kehle drückte.

Godfrey wollte Merek gerade zurufen, aufzuhören, als eine Stimme ihm zuvorkam.

„Nein!“, befahl eine barsche Stimme.

Godfrey blickte auf und sah, dass Ario über Merek stand und ihn missmutig ansah.

„Töte ihn nicht!“, befahl Ario.

Merek sah ihn finster an.

„Tote Männer reden nicht“, sagte Merek. „Wenn ich ihn gehen lasse, sterben wir alle.“

„Egal!“, sagte Ario. „Er hat dir nichts getan. Er wird nicht getötet.“

Trotzig stand Merke auf und sah Ario an.

„Du bist halb so groß wie ich, Junge“, zischte Merek. „Und ich habe einen Dolch. Fordere mich nicht heraus.“

„Vielleicht bin ich halb so groß wie du“, antwortete Ario ruhig. „Doch ich bin doppelt so schnell. Greif mich an und ich werde dir den Dolch abnehmen und dir den Hals aufschlitzen, bevor du fertig ausgeholt hast.“

Godfrey war erstaunt über den verbalen Schlagabtausch besonders, weil Ario so ruhig war. Es war surreal. Er blinzelte nicht, bewegte keinen Muskel und sprach, als hätte er die ruhigste Konversation auf Erden. Und das machte seine Worte noch überzeugender.

Merek musste derselben Meinung gewesen sein, denn er bewegte sich nicht. Godfrey wusste, dass er sie unterbrechen musste, und zwar schnell.

„Das ist nicht der Feind.“, sagte Godfrey, und ergriff Mereks Handgelenk mit dem Dolch. „Der Feind ist da draußen. Wenn wir gegeneinander kämpfen, haben wir keine Chance.“

Glücklicherweise senkte Merek seine Hand und steckte den Dolch weg.

„Beeilt euch jetzt. Entkleidet sie und legt ihre Kleider an. Wir sind jetzt Finianer.“

Sie zogen die Finianer aus und warfen sich ihre leuchtend roten Umhänge mit den Kapuzen um.

„Das ist lächerlich“, sagte Akorth.

Godfrey sah ihn an und sah, dass sein Bauch zu dick und er zu groß war; der Umhang war zu kurz für ihn und reichte ihm gerade mal bis zu den Waden.

Merek kicherte.

„Hättest vielleicht ein Bier weniger trinken sollen“, sagte er.

„Ich zieh das nicht an!“, sagte Akorth.

„Das ist keine Modenschau“, sagte Godfrey. „Willst du dich lieber erwischen lassen?“

Akorth fügte sich mürrisch.

Godfrey stand da und betrachtete seine Gruppe. Alle trugen sie die roten Mäntel, doch sie waren in einer fremden Stadt, umgeben von Feinden. Ihre Chancen waren bestenfalls gering.

„Was jetzt?“, fragte Akorth.

Godfrey drehte sich um und blickte in Richtung der Hauptstraße. Er wusste, dass die Zeit reif war.

„Lasst uns gehen und uns ein wenig in Volusia umsehen.“




KAPITEL FÜNF


Thor stand am Bug eines kleinen Segelschiffs. Reece, Selese, Elden, Indra, Matus und O’Connor saßen hinter ihm. Keiner von ihnen ruderte, denn ein mysteriöser Wind und die Strömung machten alle Bemühungen vergeblich. Er würde sie schon irgendwo hintreiben, und kein noch so angestrengtes Rudern oder Segeln änderte etwas daran. Thor blickte zurück über seine Schulter, und betrachtete die massiven schwarzen Klippen des Landes der Toten, von denen sie sich immer weiter entfernten, und fühlte sich erleichtert. Es war an der Zeit, nach vorn zu blicken, Guwayne zu finden, und ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen.

Thor blickte hinter sich und bemerkte, dass Selese neben Reece im Boot saß und seine Hand hielt. Der Anblick war befremdlich. Thor war hoch erfreut, sie zurück im Land der Lebenden zu haben und froh, seinen besten Freund so glücklich zu sehen. Doch er musste zugeben, dass es ein unheimliches Gefühl war, sie zu sehen. Da saß Selese, die tot gewesen war, und nun wieder am Leben war. Er fühlte sich, als hätten sie irgendwie die natürliche Ordnung verändert. Als er sie genauer ansah, bemerkte er, dass sie durchscheinend, ätherisch war, und auch wenn sie wirklich in Fleisch und Blut hier war, konnte er sich nicht dazu bringen, sie als etwas anderes als eine Tote zu betrachten. Er fragte sich, ob sie wirklich für immer zurückgekehrt war, oder wie lange sie bei Reece bleiben würde, bis sie zurückkehrte.

Doch Reece sah es offensichtlich anders. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt und seit langem nicht mehr so glücklich gewesen. Thor konnte ihn verstehen: Wer würde nicht zu gerne die Dinge, die schief gelaufen waren, richtigstellen, Fehler der Vergangenheit wieder gutmachen und jemanden wiedersehen, von dem man gedacht hatte, dass man ihn nie wiedersehen würde? Reece hielt ihre Hand fest, blickte in ihre Augen und sie streichelte sein Gesicht, während er sie küsste.

Thor bemerkte, dass die anderen verloren aussahen, als ob sie in den Tiefen der Hölle gewesen waren, an einem Ort, den sie nur schwer wieder vergessen konnten. Wie unsichtbare Spinnweben lastete es schwer auf ihnen, und auch Thor spürte es, und musste immer wieder die Erinnerungen abschütteln. Sie waren umgeben von einer Aura des Schwermuts und betrauerten alle den Verlust von Conven. Besonders Thor zermarterte sich das Gehirn, ob er nicht irgendetwas hätte tun können, um ihn von seiner Entscheidung abzubringen. Thor blickte hinaus aufs Meer ließ den Blick über das endlose Meer und den grauen Horizont schweifen und fragte sich, wie Conven nur diese Entscheidung hatte treffen können. Er verstand seine tiefe Trauer um seinen Bruder doch Thor hätte nie denselben Schritt getan. Thor trauerte um Conven, der immer bei ihm gewesen war, seit seinen ersten Tagen in der Legion. Thor erinnerte sich daran, wie er ihn im Gefängnis besucht hat, ihn mit einer zweiten Chance zurück ins Leben geholt hatte, all seine Versuche, ihn aufzumuntern und ihn ins hier und jetzt zurückzuholen.

Doch Thor erkannte, dass es ihm, egal was er getan hatte, nie ganz gelungen war, Conven zurückzubringen. Ein Teil von Conven war immer bei seinem Bruder. Thor erinnerte sich an den Blick auf Convens Gesicht als er zurückgeblieben war. Es war kein Ausdruck des Bedauerns, es war echte Freude. Thor spürte, dass er glücklich war. Und er wusste, dass er es nicht zu sehr bedauern sollte. Conven hatte seine Entscheidung getroffen, und das war mehr, als die meisten Menschen auf dieser Welt je bekamen. Und schließlich wusste Thor, dass sie sich wiedersehen würden. Vielleicht würde Conven derjenige sein, der ihn begrüßte, wenn er starb. Der Tod stand ihnen allen bevor. Vielleicht nicht heute oder morgen. Doch eines Tages.

Thor versuchte, die düsteren Gedanken abzuschütteln; er blickte aufs Meer hinaus und zwang sich, sich auf das Meer zu konzentrieren. Er blickte in alle Richtungen und suchte nach einem Zeichen von Guwayne. Er wusste, dass er hier, auf dem offenen Meer, wahrscheinlich vergeblich suchte, doch Thor fühlte sich angespornt, voll von neuem Optimismus. Er wusste jetzt zumindest, dass Guwayne am Leben war, und das war alles was er gebraucht hatte. Nichts würde ihn davon abhalten, ihn zu finden.

„Was denkst du, wo die Strömung uns hinträgt?“, fragte O’Connor, während er die Finger in die Wellen hielt.

Auch Thor bückte sich und hielt eine Hand ins warme Wasser; die Strömung war so schnell, als ob das Meer sie nicht schnell genug ans Ziel bringen konnte.

„So lange es weit weg von hier ist, ist mir alles recht“, sagte Elden und blickte dabei über seine Schulter zurück zu den Klippen.

Thor hörte ein Kreischen hoch oben, und war hoch erfreut, seine alte Freundin Estopheles zu sehen, die hoch oben über ihm kreiste. Sie tauchte in weiten Kreisen herab, dann erhob sie sich wieder in die Lüfte. Thor hatte das Gefühl, dass sie sie führte, und sie dazu ermuntern wollte, ihr zu folgen.

„Estopheles, liebe Freundin“, flüsterte Thor gen Himmel. „Sei unsere Augen. Führe uns zu Guwayne.“

Als ob sie ihm antwortete, schrie Estopheles wieder und spreizte ihre Flügel. Sie drehte ab und flog dem Horizont entgegen, in dieselbe Richtung in die die Strömung sie trug, und Thor war sich sicher, dass sie dem Ziel näher kamen.

Als Thor ein leises Klirren neben sich hörte, blickte er hinab und sah das Schwert des Todes an seinem Gürtel hängen. Es erschreckte ihn, es dort zu sehen. Es ließ ihre Reise ins Land der Toten realer denn je erscheinen. Thor legte die Hand auf den Elfenbein-Griff in den Schädel und Knochen eingeschnitzt waren, und als er seinen Griff fester darum schloss, spürte er seine Energie. In die Klinge waren kleine schwarze Diamanten eingelegt, und als er sie hochhielt um sie genauer zu betrachten, glitzerten sie im Licht.

Als er das Schwert hielt, fühlte es sich richtig an, als hätte es schon immer ihm gehört. Er hatte dieses Gefühl zuletzt gehabt, als er das Schwert des Schicksals in seinen Händen gehalten hatte. Diese Waffe bedeutete ihm mehr, als er auszudrücken vermochte; schließlich war es ihm gelungen dieser Welt zu entkommen und mit ihm diese Waffe, und er hatte das Gefühl, dass sie beide die Überlebenden eines furchtbaren Krieges waren. Sie hatten ihn gemeinsam durchgestanden. Das Land der Toten zu betreten und es wieder zu verlassen, hatte sich angefühlt, als wären sie durch ein gigantisches Spinnennetz gegangen, und hätten es dabei zerrissen. Sie waren frei, doch er hatte das Gefühl, dass das Netz noch an ihm klebte. Zumindest hatte er dort die Waffe bekommen.

Thor dachte darüber nach, wie sie das Land der Toten verlassen hatten, über den Preis, den sie bezahlt hatten indem sie unbeabsichtigt die Dämonen auf die Welt losgelassen hatten. Er hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, spürte, dass er eine finstere Macht auf die Welt losgelassen hatte, eine die man nicht so leicht wieder einfangen konnte. Er hatte das Gefühl, dass er etwas freigelassen hatte, das eines Tages wie ein Bumerang zum ihm zurückkommen würde. Vielleicht sogar früher als er dachte. Bereit hielt Thor den Griff fest in der Hand. Was auch immer es war, er würde sich ihm furchtlos im Kampf stellen und töten, was auch immer sich ihm in den Weg stellte.

Doch was er wirklich fürchtete, waren die Dinge, die er nicht sehen konnte, das unsichtbare Chaos, das die Dämonen womöglich anrichten würden. Was er am meisten fürchtete, waren die Geister, die im Stillen kämpften.

Thor hörte schritte, spürte, wie das kleine Boot schaukelte, drehte sich um und sah Matus, der zu ihm kam. Matus stand traurig neben ihm und blickte zum Horizont hinaus. Es war ein trüber, düsterer Tag, und als sie aufs Meer hinausblickten, war es schwer zu sagen, ob es Morgen oder Nachmittag war, der Himmel in einheitlich düsterem Grau als ob die ganze Welt trauerte.

Thor dachte daran, wie schnell Matus ihm ans Herz gewachsen und ein enger Freund geworden war. Besonders jetzt, wo Reece auf Selese fixiert war, spürte Thor dass er einen Freund zumindest den teilweisen verloren und einen neuen gewonnen hatte. Thor erinnerte sich daran, wie Matus ihn mehr als einmal dort unten gerettet hatte, und fühlte eine tiefe Verbundenheit mit ihm, als wäre er schon immer einer seiner Brüder gewesen.

„Dieses Boot“, sagte Matus leise, „war nicht für das offene Meer gemacht. Ein guter Sturm und wir sind alle tot. Es ist nicht mehr als ein Beiboot von Gwendolyns Schiff, nicht dafür gebaut, über das Meer zu segeln. Wir müssen ein größeres Boot finden.“

„Und Land“, mischte sich O’Connor ein, der ebenfalls neben Thor getreten war. „und Vorräte.“

„Und eine Karte“, fügte Elden hinzu.

„Was ist eigentlich unser Ziel?“, fragte Indra. „Wo gehen wir hin? Hast du irgendeine Idee, wo dein Sohn sein könnte?“

Thor betrachtete den Horizont wie schon zehntausend Mal zuvor, und dachte über die Anmerkungen nach. Er wusste, dass sie Recht hatten, und hatte dasselbe gedacht. Vor ihnen lag das weite Meer, und sie waren auf einem kleinen Boot ohne Vorräte. Sie waren am Leben, und er war dankbar dafür, doch ihre Situation war heikel.

Thor schüttelte langsam den Kopf. Während er gedankenversunken dastand, sah er etwas am Horizont. Als sie näher segelten, wurde es deutlicher, und er war sich sicher, dass seine Augen ihm keinen Streich spielten. Sein Herz raste vor Aufregung.

Die Sonne brach durch die Wolken, und ein einzelner Sonnenstrahl traf eine kleine Insel. Es war eine kleine Landmasse mitten im Meer, vollkommen isoliert.

Thor blinzelte und fragte sich, ob es real war.

„Was ist das?“ Matus stellte die Frage, die ihnen allen auf den Lippen lag.

Als sie näher kamen, sah Thor den Nebel, der die Insel umgab und im Licht glitzerte, und spürte die magische Energie dieses Ortes. Er blickte auf und sah, dass es ein karger Ort war, Klippen, die sich steil aus dem Meer erhoben, fast hundert Meter; eine unerbittliche Insel, von rauer See umgeben, die sich an den Felsen brach, die sie umgaben, und sich aus dem Meer erhoben wie uralte Seemonster. Thor spürte mit jeder Faser seines Seins, dass dies der Ort war, an den sie gehen mussten.

„Das ist ein steiler Aufstieg“, sagte O’Connor. „Wenn wir es überhaupt bis nach Oben schaffen.“

„Und wir wissen nicht, was uns auf dem Gipfel erwartet“, fügte Elden hinzu. „Könnte feindlich sein. Unsere Waffen sind alle verschwunden, ausgenommen dein Schwert. Wir können es uns nicht erlauben, hier zu kämpfen.“

Doch Thor betrachtete die Insel, und er staunte, denn er spürte eine starke Macht hier. Er blickte hoch hinauf und sah, dass Estopheles die Insel umkreiste, und war sich noch sicherer, dass dies der Ort war.

„Wir müssen jeden Stein auf der Suche nach Guwayne umdrehen“, sagte Thor. „Kein Ort ist zu abgelegen. Diese Insel ist unser erster Halt“, sagte er. Er schloss seine Hand fester um den Griff des Schwertes. „Feindlich oder nicht.“




KAPITEL SECHS


Alistair fand sich in einer seltsamen Landschaft wieder, die ihr unbekannt war. Es war eine Wüste, und als sie den Boden betrachtete, verfärbte er sich von Schwarz zu Rot, trocknete aus und riss unter ihren Füssen. Als sie aufblickte, sah sie in der Ferne Gwendolyn vor einer bunt zusammengewürfelten Armee stehen, ein paar Dutzend Mann, Männer der Silver, die Alistair erkannte, mit blutigen Gesichtern und gebrochenen Rüstungen. In Gwendolyns Armen lag ein kleines Baby, und Alistair spürte, dass es ihr Neffe Guwayne war.

„Gwendolyn“, rief Alistair, erleichtert sie zu sehen. „Meine Schwester!“

Doch während Alistair sie beobachtete hörte sie plötzlich ein schreckliches Geräusch, der Klang einer Million flatternder Flügel, die lauter wurden und laut kreischten. Der Horizont wurde schwarz als sich der Himmel mit Raben füllte, die in ihre Richtung flogen.

Alistair sah schreckensstarr zu, wie die Raben als Riesiger Schwarm Gwendolyn erreichten, eine schwarze Wand, und sich herunterstürzten und Guwayne aus ihren Armen rissen. Kreischend trugen sie ihn gen Himmel.

„Nein!“, schrie Gwendolyn und streckte die Arme zum Himmel während sie ihr an den Haaren zerrten.

Alistair sah hilflos zu und ihr blieb nichts übrig als zuzusehen, wie sie das schreiende Baby davon trugen. Der Wüstenboden riss weiter, und tiefe spalten bildeten sich, in die Gwendolyns Männer, einer nach dem anderen, hineinstürzten.

Nur Gwendolyn blieb übrig und stand da und starrte sie mit einem gequälten Blick an, von dem Alistair sich wünschte, ihn nie gesehen zu haben.

Alistair blinzelte und fand sich auf einem großen Schiff mitten auf dem Ozean wieder. Wellen schlugen an den Bug. Sie sah sich um und bemerkte, dass sie der einzige Mensch an Bord war. Als sie voraus blickte, sah sie ein weiteres Schiff vor ihr. Erec stand am Heck und sah sie an, gemeinsam mit hunderten von Kriegern von den Südlichen Inseln. Es bekümmerte sie, ihn auf einem anderen Schiff zu sehen, das sich von ihr entfernte.

„Erec!“, rief sie.

Er starrte sie an und streckte die Hand nach ihr aus.

„Alistair!“, rief er, „komm zurück zu mir!“

Alistair musste geschockt mitansehen wie sich die Schiffe weiter voneinander entfernten – Erecs Schiff wurde von der Strömung davongetrieben. Sein Schiff begann, sich langsam im Wasser zu drehen und wurde immer schneller. Erec streckte die Hand nach ihr aus, doch sie konnte nur zusehen, wie sein Schiff immer weiter von einem Strudel in die Tiefe gerissen wurde, bis es schließlich ganz verschwand.

„EREC!“, schrie Alistair.

Ein anderer Schrei beantwortete ihren, und Alistair senkte den Blick um zu sehen, dass sie ein Baby in den Armen hielt – Erecs Kind. Es war ein Junge, und sein Kreischen erhob sich gen Himmel, übertönte das Heulen des Windes und des Regens und die Schreie der Männer.

Alistair erwachte schreiend. Sie richtete sich auf und sah sich um. Sie fragte sich, wo sie war und was geschehen war. Schwer atmend, versuchte sie sich zu sammeln und sie brauchte ein paar Minuten um zu erkennen, dass alles nur ein Traum gewesen war.

Sie stand auf und betrachtete die knarrenden Planken an Deck und erkannte, dass sie noch immer auf dem Schiff war. Die Erinnerungen stürzten auf sie ein: Ihre Abreise von den Südlichen Inseln, ihre Mission, Gwendolyn zu befreien.

„Mylady?“, hörte sie eine sanfte Stimme.

Alistair sah sich um und sah Erec neben sich stehen, der sie besorgt ansah. Sie war froh, ihn zu sehen.

„Wieder ein Alptraum?“, fragte er.

Sie nickte und senkte verlegen den Blick.

„Träume sind auf See viel lebhafter“, sagte eine andere Stimme.

Alistair drehte sich um und sah Strom, Erecs Bruder, ganz in der Nähe stehen. Sie sah sich weiter um und sah hunderte von Bewohnern der Südlichen Inseln an Bord des Schiffs und erinnerte sich an alles. Sie erinnerte sich an ihre Abreise, daran, dass sie die trauernde Dauphine zurückgelassen hatten, der sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Verantwortung über die Inseln übertragen hatten. Seitdem sie die Nachricht erhalten hatten, hatten sie alle das Gefühl gehabt, keine andere Wahl zu haben, als ins Empire zu segeln und Gwendolyn und die anderen aus dem Ring zu suchen, gezwungen von ihrer Pflicht, sie zu retten. Sie wussten, dass es ein fast unmögliches Unterfangen war, doch es war ihnen egal. Es war ihre Pflicht.

Alistair rieb sich die Augen und versuchte, ihre Alpträume aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie wusste nicht, wie viele Tage sie schon auf dem endlosen Meer waren und als sie den Horizont betrachtete, konnte sie außer dichtem Nebel nichts erkennen.

„Der Nebel ist uns seit den Südlichen Inseln gefolgt“, sagte Erec, der sie beobachtet hatte.

„Lass uns hoffen, dass es kein Omen ist“, fügte Strom hinzu.

Alistair strich sich sanft über den Bauch, und versicherte sich, dass es ihrem Baby gut ging. Ihr Traum war so real gewesen. Sie tat es schnell und heimlich, denn sie wollte nicht, dass Erec es wusste. Sie hatte es ihm noch nicht gesagt. Ein Teil von ihr wollte es ihm sagen – doch ein anderer wollte auf den perfekten Augenblick warten, wenn es sich richtig anfühlte.

Sie nahm Erecs Hand, erleichtert, ihn am Leben zu sehen.

„Ich bin froh, dass es dir gutgeht.“, sagte sie.

Sie lächelte ihn an und er zog sie zu sich heran und küsste sie.

„Und warum sollte es mir nicht gutgehen?“, sagte er. „Deine Träume sind nur Geister der Nacht. Für jeden Alptraum gibt es auch einen Mann, der in Sicherheit ist. Ich bin so sicher hier, bei dir, meinem loyalen Bruder und meinen Männern, wie ich es mir nur erhoffen kann.“

„Zumindest bis wir das Empire erreicht habe“, fügte Strom mit einem Lächeln hinzu. „Dann sind wir so sicher, wie wir es mit einer kleinen Flotte gegen zehntausende von Schiffen sein können.“

Strom lächelte, während er sprach. Er schien sich auf den bevorstehenden Kampf zu freuen.

Erec zuckte ernst mit den Schultern.

„Mit den Göttern hinter unserem Anliegen“, sagte er, „können wir nicht verlieren. Wie auch immer die Chancen stehen.“

Alistair löste sich von ihm und blickte finster drein.

„Ich habe gesehen wie du und dein Schiff auf den Grund des Meeres hinabgesaugt wurden. Ich habe dich an Bord gesehen“, sagte sie. Sie wollte den Teil mit ihrem Baby hinzufügen, doch hielt sich zurück.

„Träume sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen“, sagte er. Doch tief in seinen Augen, sah sie seine Besorgnis aufblitzen. Er wusste, dass sie Dinge sehen konnte, und respektierte ihre Visionen.

Alistair holte tief Luft, blickte ins Wasser hinab und wusste, dass er Recht hatte. Sie waren schließlich alle hier. Doch der Traum war so greifbar gewesen.

Alistair stand an der Reling und musste sich gegen den Drang wehren, ihre Hand auf ihren Bauch zu legen, ihn zu spüren, sich zu versichern, dass das Baby in ihr wuchs. Doch mit Erec und Strom an ihrer Seite wollte sie sich nicht verraten.

Ein leises tiefes Horn hallte alle paar Minuten durch die Luft, und warnte die anderen Schiffe seiner Flotte über ihre Anwesenheit im Nebel.

„Das Horn könnte uns verraten“, sagte Strom zu Erec.

„Wem?“, fragte Erec.

„Wir wissen nicht, was hinter dem Nebel lauert“, sagte Strom.

Erec schüttelte den Kopf.

„Vielleicht“, antwortete er. „Dach die größere Gefahr ist im Augenblick nicht der Feind, sondern wir selbst. Wenn wir mit unseren eigenen Schiffen kollidieren, können wir die ganze Flotte versenken. Wir brauchen die Hörner bis sich der Nebel verzogen hat. Unsere Flotte kann so kommunizieren – und genauso wichtige wie eine Kollision zu verhindern – nicht zu weit voneinander abdriften.“

Im Nebel echote das Horn eines der anderen Schiffe aus Erecs Flotte, und bestätigte seine Position.

Alistair blickte in den Nebel und grübelte. Sie wusste, dass sie eine weite Reise vor sich hatten, dass sie auf der anderen Seite der Welt waren, und fragte sich, ob es ihnen jemals gelingen konnte Gwendolyn und ihren Bruder rechtzeitig zu erreichen. Sie fragte sich, wie lange der Falke dafür gebraucht hatte, die Nachricht zu ihnen zu bringen, und ob sie überhaupt noch am Leben waren. Sie fragte sich, was aus ihrem geliebten Ring geworden war. Welch schreckliche Art zu sterben, dachte sie, an einem fremden Ufer, weit weg von der Heimat.

„Das Empire ist auf der anderen Seite der Welt“, sagte Alistair zu Erec. „Es wird eine lange Reise werden. Warum bleibst du an Deck? Warum gehst du nicht unter Deck und schläfst ein wenig. Du hast seit Tagen kein Auge zugetan“, sagte sie, als sie die dunklen Ringe unter seinen Augen bemerkte.

„Ein Kommandant schläft nicht.“, sagte er. „Und davon abgesehen, wir sind fast am Ziel.“

„Am Ziel?“, fragte sie verwirrt.

Erec nickte und starrte in den Nebel.

Sie folgte seinem Blick, sagte jedoch nichts.

„Boulder Isle“, sagte er. „Unser erster Halt.“

„Doch warum?“, fragte sie. „Warum halten wir, bevor wir das Empire erreicht haben?“

„Wir brauchen eine größere Flotte“, mischte sich Strom ein, und beantwortete die Frage für ihn. „Wir können das Empire nicht mit einem paar Dutzend Schiffen angreifen.“

„Und du wirst diese Flotte auf Boulder Isle finden?“, fragte Alistair.

Erec nickte.

„Vielleicht“, sagte er. „Bouldermen, die Bewohner von Boulder, haben Schiffe und Männer, mehr als wir haben. Sie hassen das Empire. Und sie haben in der Vergangenheit meinem Vater gedient.“

„Doch warum sollten sie dir helfen?“, fragte sie. „Wer sind diese Leute?“

„Söldner“, erklärte Strom. „Raue Männer von einer rauen Insel umgeben von rauer See. Sie kämpfen für den, der am meisten bietet.“

„Piraten“, sagte sie missbilligend.

„Nicht wirklich“, antwortete Strom. „Piraten wollen Beute. Bouldermen leben für das Töten.“

Alistair sah Erec an und konnte an seinem Gesicht ablesen, dass es wahr war.

„Ist es edel, mit Piraten für eine gute Sache zu kämpfen?“, fragte sie. „Söldnern?“

„Es ist edel einen Krieg zu gewinnen“, antwortete Erec. „Und für eine gerechte Sache wie die unsere zu kämpfen. Die Mittel mögen nicht immer so edel sein, wie wir es vielleicht gerne hätten.“

„Es ist nicht edel zu sterben“, fügte Strom hinzu. „Und das Urteil was den Edelmut angeht wir von den Siegern gefällt, nicht von den Verlierern.“

Alistair blickte finster drein und Erec wandte sich ihr zu.

„Nicht jeder ist so nobel wie du, Mylady.“, sagte er. „Oder ich. So funktioniert die Welt nun einmal nicht. So gewinnt man keine Kriege.“

„Und kannst du diesen Männern vertrauen?“, fragte sie schließlich.

Erec seufzte und blickte zum Horizont, Hände in die Hüften gestemmt und starrte ins Nichts, als ob er sich dasselbe fragte.

„Unser Vater hat ihnen vertraut“, sagte er schließlich. „Und sein Vater vor ihm. Sie haben sie nie im Stich gelassen.“

„Und soll das heißen, dass sie uns jetzt auch nicht im Stich lassen?“, fragte sie.

Erec betrachtete den Horizont, und plötzlich lichtete sich der Nebel und die Sonne brach durch die Wolken. Die Aussicht veränderte sich dramatisch plötzlich konnten sie mehr als nur Nebel sehen und Alistairs Herz machte einen Sprung, als sie in der Ferne Land sahen. Dort am Horizont lag eine Insel aus hohen Klippen, die sich gen Himmel erhoben. Es schien keinen Ort zum Landen zu geben, keinen Strand, keinen Hafeneingang. Bis Alistair weiter nach oben blickte und einen Bogen sah, ein Tor, das in den Berg gehauen war, an dem sich die Wellen brachen. Es war ein riesiger imposanter Eingang, bewacht von einem eisernen Fallgitter, eine Wand aus massivem Fels, mit einem Tor in der Mitte. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Erec starrte den Horizont an, studierte das Tor, das vom Sonnenlicht beleuchtet wurde wie der Eingang zu einer anderen Welt.

„Vertrauen, Mylady“, antwortete er schließlich, „ist eine Ausgeburt der Notwendigkeit, nicht des Willens. Und es ist eine sehr gefährliche Sache.“




KAPITEL SIEBEN


Darius stand auf dem Schlachtfeld, hielt ein Schwert aus Stahl in der Hand, und sah sich um. Er betrachtete die Landschaft. Es war surreal. Selbst wenn er es mit eigenen Augen sah, konnte er nicht glauben, was gerade eben geschehen war. Sie hatten das Empire besiegt. Er allein, mit ein paar hundert Dorfbewohnern ohne wirkliche Waffen – und mit der Hilfe von ein paar hundert von Gwendolyns Männern – hatte eine hunderte von Mann starke,  gut ausgebildete Armee von Empire-Kriegern besiegt. Sie hatten ihre besten Rüstungen angelegt, die feinsten Waffen gehabt und Zertas. Und er, Darius, kaum bewaffnet, hatte diese Männer besiegt. Der erste Sieg gegen das Empire in der Geschichte.

Hier, an diesem Ort, wo er damit gerechnet hatte bei der Verteidigung von Lotis Ehre zu sterben, stand er nur als Sieger da.

Ein Eroberer.

Als Darius das Feld betrachtete, sah er neben den Leichen der Empire-Krieger auch die Körper vieler Dorfbewohner. Dutzende von ihnen waren tot, und seine Freude mischte sich mit Leid. Er spannte die Muskeln an und spürte seine eigenen Wunden, Schwerhiebe gegen seinen Oberarm und Schenkel, und spürte das Brennen der Peitschenhiebe auf seinem Rücken. Er dachte an die Rache, die kommen würde, und wusste, dass sie für ihren Sieg teuer bezahlt hatten.

Doch die Freiheit hatte nun einmal einen Preis.

Darius spürte Bewegung hinter sich und drehte sich um, um zu sehen, dass seine Freunde Raj und Desmond, verwundet, doch am Leben, auf ihn zukamen. Er konnte an ihren Augen sehen, dass sie ihn anders ansahen – dass alle seine Leute ihn nun anders ansahen. Sie sahen ihn mit neugewonnenem Respekt an – mehr als nur Respekt, mit Ehrfurcht. Wie eine lebende Legende. Sie hatten alle gesehen, was er getan hatte, wie er sich alleine gegen das Empire aufgelehnt hatte. Und eine ganze Armee besiegt hatte.

Sie sahen nicht mehr den Jungen in ihm. Sie sahen jetzt einen Anführer. Einen Krieger. Es war ein Ausdruck, den er in den Augen der älteren Jungen nie zu sehen erwartet hätte, und schon gar nicht in den Augen der Dorfbewohner. Er war immer derjenige gewesen, der übersehen worden war, von dem nie jemand etwas erwartet hatte.

Raj und Desmond kamen mit dutzenden seiner Waffenbrüder auf ihn zu, Jungen, mit denen er Tag für Tag trainiert hatte, vielleicht Fünfzig von ihnen, die ihre Wunden abklopften, sich erhoben, und um ihn herum versammelten. Sie sahen ihn staunend an, wie er mit seinem Stahlschwert dastand, von Wunden übersäht. Hoffnung lag in ihren Blicken.

Raj umarmte ihn und einer nach dem anderen kamen auch die anderen Jungen, um ihn zu umarmen.

„Das war tollkühn“, sagte Raj lächelnd. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dazu fähig wärst.“

„Ich war mir sicher, dass du dich ergeben würdest“, sagte Desmond.

„Ich kann kaum glauben, dass wir alle hier stehen“, sagte Luzi.

Sie sahen sich staunend um, und betrachteten das Schlachtfeld, als wären sie auf einem fremden Planeten gelandet. Darius betrachtete all die toten Körper, all die Rüstungen und Waffen, die in der Sonne glänzten; er hörte das Kreischen von Vögeln, und als er aufblickte, sah er die Geier, die bereits ihre Kreise zogen.

„Sammelt ihre Waffen ein“, hörte Darius sich selbst sagen. Es war eine tiefe Stimme, tiefer als sonst, und in ihr schwang eine gewisse Autorität mit, die er so von sich nicht kannte. „Und begrabt unsere Toten.“

Seine Männer folgten, schwärmten aus, und gingen von einem Krieger zum anderen und plünderten ihre Waffen: Schwerter, Kriegsflegel, Keulen, Dolche, Äxte und Kriegshammer. Darius hielt das Schwert hoch, das er dem Kommandanten abgenommen hatte, und bewunderte es in der Sonne. Er bewunderte sein Gewicht, den aufwändigen Schaft und die Klinge. Echtes Stahl. Er hätte nie damit gerechnet, je eine Gelegenheit zu haben, so etwas in der Hand zu halten. Darius hatte vor, es gut zu nutzen – so viele Empire-Krieger damit umzubringen, wie er konnte.

„Darius!“, hörte er eine wohlbekannte Stimme.

Er drehte sich um und sah Loti aus der Menge kommen. Mit Tränen in den Augen kam sie auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Ihre heißen Tränen liefen ihm den Nacken hinunter.

Er hielt sie fest, während sie sich an ihn klammerte.

„Das werde ich niemals vergessen“, sagte sie und flüsterte ihm ins Ohr. „Ich werde nie vergessen, was du heute getan hast.“

Sie küsste ihn und er erwiderte ihren Kuss, während sie gleichzeitig lachte und weinte. Er war genauso erleichtert sie lebendig zu sehen, sie zu halten und zu wissen, dass der Alptraum, zumindest für den Augenblick vorbei war; zu wissen, dass das Empire ihr nichts tun konnte. Und während er sie hielt, wusste er, dass er alles genauso wieder für sie tun würde.

„Bruder!“, kam eine Stimme.

Darius drehte sich um und war überglücklich seine Schwester Sandara zu sehen, die mit Gwendolyn und Kendrick, dem Mann, den sie liebte, auf ihn zukam. Darius bemerkte das Blut, das über Kendricks Arm lief, die frischen Dellen in seiner Rüstung und an seinem Schwert und spürte eine Welle der Dankbarkeit. Er wusste, dass er und seine Leute heute sicher auf dem Schlachtfeld gestorben wären, wenn Gwendolyn, Kendrick und deren Leute nicht gewesen wären.

Loti machte Platz als Sandara Darius umarmte.

„Ich stehe tief in eurer Schuld“, sagte Darius und sah sie an. „Ich und all meine Leute. Ihr hättet es nicht tun müssen, doch ihr seid zurückgekommen. Ihr seid echte Krieger.“

Kendrick legte eine Hand auf Darius Schulter.

„Wenn hier jemand ein echter Krieger ist, dann bist du das, mein Freund. Du hast heute auf dem Schlachtfeld großen Mut bewiesen. Und Gott hat diesen Mut mit dem Sieg belohnt.“

Gwendolyn trat vor und Darius neigte sein Haupt. „Die Gerechtigkeit hat heute über das Böse und Brutalität gesiegt“, sagte sie. „Ich freue mich aus mehreren Gründen, deinen Sieg zu sehen, und dass du uns erlaubt hast, ein Teil davon zu sein. Mein Gemahl Thorgrin wäre ebenfalls stolz.“

Gwendolyn nickte.

„Und was sind deine Pläne für dein Volk?“, fragte sei.

Darius überlegte und bemerkte, dass er keine Ahnung hatte. So weit hatte er nicht vorausgedacht. Er hatte nicht gedacht, dass er überleben würde. Bevor Darius antworten konnte, brach plötzlich Unruhe aus, und ein Gesicht trat aus der Menge, das er gut kannte: Zirk, einer von Darius Ausbildern kam auf ihn zu, mit nacktem Oberkörper, blutverschmiert vom Kampf. Ein halbes Dutzend Dorfältester folgte ihm und eine Menge von Dorfbewohnern, die alles andere als erfreut aussahen.

Er blickte Darius herablassend an.

„Bist du stolz auf dich?“, fragte er geringschätzig. „Schau, was du getan hat. Schau, wie viele von unseren Leuten heute hier gestorben sind. Sie sind alle einen sinnlosen Tot gestorben, alles gute Männer, alle tot wegen dir. Alles wegen deinem Stolz, deiner Selbstüberschätzung und deiner Liebe zu diesem Mädchen.“

Darius wurde rot, Wut stieg in ihm auf. Zirk hatte es immer auf ihn abgesehen gehabt, vom ersten Tag an, an dem er ihm begegnet war. Aus irgendeinem Grund hatte er sich immer von Darius bedroht gefühlt.

„Sie sind nicht wegen mir gestorben“, antwortete Darius. „Wegen mir hatten sie eine Chance zu leben. Wirklich zu leben. Das Empire hat sie umgebracht, nicht ich.“

Zirk schüttelte den Kopf.

„Falsch“, sagte er. „Wenn du kapituliert hättest, wie wir es dir gesagt hatten, hätten wir alle einen Daumen verloren. Doch stattdessen haben einige von uns ihr Leben verloren. Ihr Blut klebt an deinen Händen.“

„Du hast ja keine Ahnung!“, schrie Loti verteidigend. „Ihr wart alle nur zu feige, das zu tun, was Darius für euch getan hat!“

„Denkst du etwa, es endet hier?“, fuhr Zirk fort. „Das Empire hat Millionen von Männern. Du hast ein paar getötet. Na und? Wenn sie es erfahren, werden sie mit fünfmal so vielen Männern zurückkehren. Und das nächste Mal werden wir alle abgeschlachtet werden – doch nicht, bevor sie uns nicht gefoltert haben. Du hast unser aller Todesstrafe unterschrieben.“

„Das stimmt nicht!“, rief Raj. „Er hat uns eine Chance zu leben gegeben. Eine Chance zur Ehre. Ein Sieg, den du nicht verdient hast.“

Zirk wandte sich Raj zu, und sah ihn böse an.

„Das war die Tat eines dummen und leichtsinnigen Jungen“, antwortete er. „Einer Gruppe von Jungen, die auf ihre Älteren hätten hören sollen. Ich hätte nie auch nur einen von euch trainieren sollen!“

„Falsch“, schrie Loc und trat neben Loti. „Das war die mutige Tat eines Mannes. Eines Mannes, der Jungen zu Männern gemacht hat. Ein Mann, wie du einer zu sein vorgibst. Doch du bist keiner. Alter macht keinen Mann. Heldenmut schon.“

Zirk wurde rot und sah ihn wütend an.

„Sagt ein Krüppel“, antwortete Zirk, und ging bedrohlich auf ihn u.

Bokbu trat aus der Menge und hielt die Hand hoch, was Zirk innehalten ließ.

„Siehst du nicht, was das Empire uns antut?“, sagte Bokbu. „Sie spalten uns! Dabei sind wir ein Volk. Vereint unter einem Anliegen. Sie sind der Feind, nicht wir. Wir müssen jetzt mehr denn je zusammenstehen.“

Zirk stemmte die Hände in die Hüften und starrte Darius böse an.

„Du bist ein dummer Junge mit großen Worten“, sagte er. „Du wirst niemals das Empire besiegen. Niemals. Und wir sind nicht vereint. Ich lehne deine Taten heute ab – wir alle hier!“, sagte er und deutete auf die Hälfte der Ältesten und eine große Gruppe von Dorfbewohnern. „Mit dir zusammenzustehen bedeutete unseren Tod. Und wir haben vor zu leben.“

„Und wie gedenkst du das zu tun?“, fragte Desmond, der an Darius Seite stand, wütend.

Zirk wurde rot und schwieg, und Darius wurde klar, dass er keinen Plan hatte, genau wie all die anderen, und dass er aus Angst, Frustration und Hilflosigkeit sprach.

Schließlich trat Bokbu zwischen sie und brach die Anspannung. Alle Augen legten sich auf ihn. „Ihr habt beide Recht und ihr habet beide Unrecht“, sagte er. „Was jetzt wichtig ist, ist die Zukunft. Darius, was ist dein Plan?“

Darius spürte, wie sich in der angespannten Stille alle Augen auf ihn richteten. Er dachte nach, und langsam formte sich ein Plan. Er wusste, dass es nur einen Weg gab. Für alles andere war zu viel passiert. „Wir werden diesen Krieg an die Türschwelle des Empire tragen“, rief er. „Bevor sie sich neu aufstellen können, werden wir sie bezahlen lassen. Wir werden die anderen Sklavendörfer um uns sammeln, und werden ihnen zeigen, was es heißt, zu leiden. Vielleicht werden wir sterben. Doch wir werden als freie Männer sterben, im Kampf für die Freiheit.“

Hinter Darius brandete Jubel auf, getragen von der Mehrheit der Dorfbewohner, und er konnte sehen, wie die meisten sich hinter ihn stellten. Eine kleine Gruppe von Männern, die hinter Zirk stand, sah unsicher in seine Richtung.

Zirk, aufgebracht und zahlenmäßig unterlegen, wurde rot und ließ sein Schwert los, drehte sich um, und verschwand in der Menge. Eine kleine Gruppe von Dorfbewohnern folgte ihm.

Bokbu trat vor und sah Darius ernst an. Alter und Sorgen hatten tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Er blickte ihn aus weisen Augen an, in denen Angst aufblitzte.

„Unsere Leute blicken zu dir auf. Sie wollen deine Führung“, sagte er leise. „Das ist eine heilige Sache. Verliere ihr Vertrauen nicht. Du bist noch sehr jung, um eine Armee zu führen. Doch die Aufgabe fällt dir zu. Du hast diesen Krieg angefangen. Nun musst du ihn auch zu Ende führen.“


*

Als die Dorfbewohner begannen, sich zu zerstreuen, trat Gwendolyn mit Kendrick und Sandara an ihrer Seite vor. Steffen, Brandt, Atme, Aberthol, Stara und dutzende ihrer Männer standen hinter ihr. Sie Darius mit großem Respekt an, und sie konnte die Dankbarkeit in seinen Augen sehen, für ihre Entscheidung, ihm heute auf dem Schlachtfeld zur Hilfe zu kommen. Nach ihrem Sieg fühlte sie sich bestätigt; sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, so hart sie auch gewesen war. Sie hatte heute Dutzende ihrer Männer verloren, und sie betrauerte den Verlust. Doch sie wusste auch, dass Darius und all die anderen Menschen, die hier vor ihr standen jetzt tot wären, wenn sie nicht umgekehrt wäre.

Darius zu sehen, wie er sich so tapfer dem Empire stellte, ließ sie an Thorgrin denken, und der Gedanke an ihn brach ihr das Herz. Sie war entschlossen, Darius Mut zu belohnen, was immer es auch kosten sollte.

„Wir sind bereit, eure Sache zu unterstützen“, sagte Gwendolyn. Sie zog die Aufmerksamkeit von Darius, Bokbu und aller anderen verbliebenen Dorfbewohner auf sich. „Ihr habt uns aufgenommen, als wir euch gebracht haben – und wir sind bereit, euch zu unterstützen, wenn ihr uns braucht. Wir bieten euch an, gemeinsam mit euch zu kämpfen. Denn schließlich ist unser Anliegen dasselbe. Wir möchten in Frieden in unsere Heimat zurückkehren – und ihr möchtet eure Heimat befreien. Wir leiden unter demselben Unterdrücker.“

Darius sah sie tief berührt an, und Bokbu trat in die Mitte der Gruppe und sah sie ernst an.

„Heute sehen wir, welch gute Entscheidung wir getroffen haben, als wir euch aufgenommen haben“, sagte er stolz. „Ihr habt uns dafür weit mehr entlohnt, als wir uns je erträumt haben. Euer Ruf, die ihr aus dem Ring kommt, als ehrenwerte und wahre Krieger, hat sich als wahr herausgestellt. Und wir stehen für immer in eurer Schuld.“

Er holte tief Luft.

„Wir brauchen eure Hilfe“, fuhr er fot. „Doch mehr Männer auf dem Schlachtfeld ist nicht das, was wir brauchen. Mehr Männer wird nicht ausreichen – nicht in dem Krieg, der auf uns zukommt. Wenn ihr uns wirklich helfen wollt, bitte ich euch, uns dabei zu helfen, Verstärkung zu rekrutieren. Wenn wir eine Chance haben wollen, brauchen wir zehntausende von Männern, die uns zu Hilfe kommen.“

Gwendolyn sah ihn mit großen Augen an.

„Und wo sollen wir zehntausende von Rittern finden?“

Bokbu sah sie grimmig an.

„Wenn es irgendwo im Empire eine Stadt von freien Männern gibt, eine Stadt die bereit wäre, uns zur Hilfe zu kommen – und das ist ein großes wenn – dann würde sie im Zweiten Ring liegen.“

Gwendolyn sah ihn verwirrt an.

„Und um was bittest du uns?“

Bokbu starrte sie ernst an.

„Wenn ihr uns wirklich helfen wollt“, sagte er. „Bitte ich euch, auf eine unmögliche Mission aufzubrechen. Ich bitte euch, etwas zu tun, was noch schwerer und gefährlicher ist, als uns auf dem Schlachtfeld zur Seite zu stehen. Ich bitte euch, eurem ursprünglichen Plan zu folgen, der Suche, auf die ihr heute aufbrechen wolltet. Ich bitte euch, die Große Wüste zu durchqueren; den Zweiten Ring zu suchen; und wenn ihr es lebendig dorthin schaffen solltet, falls es ihn überhaupt gibt, sie davon zu überzeugen, ihre Armee für unsere Sache zusammenzurufen. Das ist die einzige Chance die wir haben, diesen Krieg zu gewinnen.“

Er sah sie ernst an, die Stille war so greifbar, dass alles, was Gwendolyn hören konnte, das sanfte Rauschen des Windes war, der über die Wüste hinweg strich.

„Niemand hat jemals die Große Wüste durchquert“, fuhr er fort. „Niemand hat je bestätigt, dass der Zweite Ring existiert. Es ist eine unmögliche Aufgabe. Ein Selbstmord-Kommando. Ich bitte euch nur ungern, doch das ist das, was wir am dringendsten von euch brauchen.“

Gwendolyn beobachtete Bokbu, sah den ernsten Ausdruck in seinem Gesicht, und dachte lange über seine Worte nach.

„Wir werde tun, was immer nötig ist“, sagte sie. „Was immer eurer Sache am besten dient. Wenn es auf der anderen Seite der großen Wüste Verbündete gibt, dann soll es so sein. Wir werden sofort losziehen. Und wir werden mit einer Armee zurückkehren.“

Bokbu hatte Tränen in den Augen als er vortrat und Gwendolyn umarmte.

„Du bist eine wahre Königin“, sagte er. „Dein Volk hat Glück, dich zu haben.“

Gwendolyn wandte sich ihren Leuten zu, und sah, dass sie sie ernst ansahen, doch ohne Furcht. Sie wusste, dass sie ihr überall hin folgen würden.

„Bereitet euch auf den Abmarsch vor“, sagte sie. „Wir werden die Große Wüste durchqueren. Wir werden den Zweiten Ring finden, oder beim Versuch sterben.“


*

Sandara stand da und hatte das Gefühl zerrissen zu werden, als sie sah, wie Kendrick und seine Leute auf die Reise durch die Große Wüste aufbrachen. Neben ihr standen Darius und ihre Leute, die Menschen, unter denen sie aufgewachsen war, die einzigen Menschen, die sie je gekannt hatte, bereit ihrerseits aufzubrechen, und die Dörfer gegen das Empire hinter sich zu scharen. Sie hatte das Gefühl mitten entzwei gerissen zu werden, und wusste nicht, in welche Richtung sie gehen sollte. Sie konnte es nicht ertragen, Kendrick für immer verschwinden zu sehen; und doch konnte sie es genausowenig ertragen, ihr Volk zu verlassen.

Als Kendrick fertig war, seine Rüstung vorzubereiten und seine Schwert wegzustecken, blickte er auf und begegnete ihrem Blick. Wie immer schien er zu wissen, was sie dachte. Sie konnte den Schmerz in seinen Augen sehen, eine Skepsis ihr gegenüber; sie konnte es ihm nicht verdenken – all die Zeit im Empire hatte sie Abstand gehalten, hatte im Dorf gelebt, während er in den Höhlen gewesen war. Sie war entschlossen gewesen, den Ältesten zu gehorchen und keinen Angehörigen einer fremden Rasse zu heiraten.

Doch sie erkannte, dass sie zwar den Ältesten gehorcht hatte, doch nicht der Liebe. Was war wichtiger? Den Gesetzen seiner Familie zu folgen oder dem eigenen Herzen? Sie hatte sich jeden Tag darüber den Kopf zerbrochen.

Kendrick kam zu ihr herüber.

„Ich schätze, dass du bei deinen Leuten bleiben wirst?“, fragte er argwöhnisch.

Sie sah ihn zerrissen und gequält an, und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wusste die Antwort selbst nicht. Sie fühlte sich wie eingefroren in Zeit und Raum, angewurzelt am Wüstenboden.

Plötzlich erschien Darius neben ihr.

„Schwester“, sagte er.

Sie drehte sich um und nickte ihm zu, dankbar für die Ablenkung, als er den Arm um ihre Schulter legte und Kendrick ansah.

„Kendrick“, sagte er.

Kendrick nickte.

„Du weißt, wie sehr ich dich liebe“, fuhr Darius fort. „Wenn ich egoistisch bin, will ich, dass du bleibst.“

Er holte tief Luft.

„Und doch flehe ich dich an, mit Kendrick zu gehen.“

Sandara sah ihn erschrocken an.

„Ich sehe deine Liebe für ihn, und seine für dich. Eine Liebe wie diese kommt nicht zweimal vor. Du musst deinem Herzen folgen, egal, was unsere Leute denken, egal was unsere Traditionen sagen.“

Sandara sah ihren jüngeren Bruder gerührt an; seine Weisheit beeindruckte sie.

„Du bist wirklich erwachsen geworden, seit ich weggegangen bin.“, sagte sie.

„Wag es nicht deine Leute im Stich zu lassen, und wag es nicht, mit ihm zu gehen“, kam eine strenge Stimme.

Sandara drehte sich um und sah Zirk, der sie belauscht hatte und jetzt näher trat, gefolgt von einigen der Ältesten.

„Dein Platz ist hier, bei uns. Wenn du mit diesem Mann gehst, bist du hier nicht mehr willkommen.“

„Und welches Recht hast du, dich einzumischen?“, fragte Darius wütend.

„Vorsicht Darius“, sagte Zirk. „Du magst ja für den Moment die Arme führen, doch uns führst du nicht. Tu nicht so, als ob du für unsere Leute sprichst.“

„Ich spreche für meine Schwester“, sagte Darius. „Und ich jedem beistehen, dem ich beizustehen wünsche.“

Sandara bemerkte, dass Darius seine Hand um den Griff seines Schwertes gelegt hatte und Zirk anstarrte, und legte ihm schnell beruhigend die Hand auf den Arm.

„Das ist ganz allein meine Entscheidung“, sagte sie zu Zirk. „Und ich habe sie bereits getroffen“, sagte sie. Sie spürte eine Welle der Wut in sich aufsteigen und entschied sich spontan. Sie würde diesen Leuten nicht erlauben, die Entscheidung für sie zu fällen. Sie hatte so lange sie denken konnte zugelassen, dass die Ältesten über ihr Leben bestimmten, und jetzt war die Zeit gekommen, ihre eigene Entscheidung zu treffen.

„Ich liebe Kendrick“, sagte sie und wandte sich ihm zu. Er sah sie überrascht an. Als sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie die Wahrheit sprach, und spürte eine Welle der Liebe zu ihm begleitet von einer Welle der Schuldgefühle, dass sie sich nicht schon viel eher öffentlich zu ihm bekannt hatte. „Seine Leute sind meine Leute. Ich gehöre ihm und er gehört mir. Und nichts und niemand, nicht du noch sonst irgendwer, kann uns trennen.“

Sie wandte sich Darius zu.

„Pass gut auf dich auf, mein Bruder“, sagte sie. „Ich werde mit Kendrick gehen.“

Darius strahlte über das ganze Gesicht, während Zirk böse dreinschaute.

„Schau uns nie wieder ins Gesicht“, spie er, dann drehte er sich um und ging davon; die Ältesten folgten ihm.

Sandara wandte sich Kendrick wieder zu und tat, was sie seit ihrer Ankunft hier schon tun wollte. Sie küsste ihn öffentlich, ohne Furcht, vor allen – endlich in der Lage, ihrer Liebe zu ihm Ausdruck zu verleihen. Zu ihrer großen Freude erwiderte er ihren Kuss und nahm sie ihn seine Arme.

„Pass auf dich auf, mein Bruder“, sagte Sandara.

„Du auch, Schwester. Wir werden uns wiedersehen.“

„In dieser Welt oder der nächsten“, sagte sie.

Mit diesen Worten drehte sich Sandara um, nahm Kendricks Arm, und gemeinsam gingen sie, gefolgt von seinen Leuten, in die Große Wüste, einem sicheren Tod entgegen. Doch sie war  bereit, überall hinzugehen, solange Kendrick an ihrer Seite war.




KAPITEL ACHT


Godfrey, Akorth, Fulton, Merek und Ario gingen in den Mänteln der Finianer durch die Stassen von Volusia. Sie waren wachsam, angespannt und blieben dicht beieinander. Godfreys Schwips war lange abgeklungen, und er hatte versucht, sich in den unbekannten Straßen zurechtzufinden Die schweren Goldsäcke am Gürtel, verfluchte er sich, dass er sich für diese Mission freiwillig gemeldet hatte und zermarterte sein Gehirn, was er als nächstes tun sollte. Für ein Bier hätte er jetzt alles gegeben.

Was für eine schreckliche, dumme Idee es gewesen war, hierher zu kommen. Warum in aller Welt hatte er wieder einmal einen so dummen Anflug von Ritterlichkeit gehabt? Was war Ritterlichkeit überhaupt? fragte er sich. Ein Moment der Leidenschaft, der Selbstlosigkeit, des Wahnsinns. Sein Hals war trocken, sein Herz pochte, und seine Hände zitterten. Er hasste dieses Gefühl, jede einzelne Sekunde. Er wünschte sich seinen großen Mund gehalten zu haben. Ritterlichkeit war nicht sein Ding.

Oder doch?

Er war sich nicht mehr sicher. Alles was er im Augenblick wusste war, dass er überleben wollte, leben wollte und trinken wollte, irgendwo, nur nicht hier. Was hätte er jetzt nicht alles für ein Bier gegeben.

„Und wen genau werden wir bestechen?“, fragte Merek, der neben ihm lief.

Godfrey zermarterte sich das Gehirn.

„Wir brauchen jemanden aus ihrer Armee“, sagte er schließlich. „Einen Kommandanten. Nicht zu hochrangig. Jemand der gerade hoch genug steht. Jemand der sich mehr für den Ruf des Goldes interessiert.“

„Und wo finden wir so jemanden?“, fragte Ario. „Wir können ja nicht einfach in ihre Kasernen marschieren.“

„Meiner Erfahrung nach, gibt es nur einen Ort an dem man zuverlässig Leute von fragwürdiger Moral finden kann“, sagte Akorth. „In den Tavernen.“

„Jetzt hast du endlich etwas Vernünftiges gesagt“, sagte Fulton.

„Das klingt wie eines schreckliche Idee“, gab Ario zurück. „Klingt, als suchst du nur ein Ausrede zu trinken.“

„Natürlich will ich trinken“, sagte Akorth. „Und was ist daran so schlimm?“

„Was denkst du?“, gab Ario zurück. „Dass due einfach so in eine Taverne marschieren kannst, einen Kommandanten findest, und ihn kaufst? Dass es so einfach ist?“

„Der kleine Kerl hat endlich mal mit etwas Recht“, stimmte Merek ein. „Es ist eine schlechte Idee. Sie würden einen Blick auf dein Gold werfen, uns töten, und es sich einfach nehmen.“

„Darum können wir das Gold nicht mitnehmen“, sagte Godfrey.

„Was?“, fragte Merek. „Was willst du dann damit machen?“

„Es verstecken“, sagte Godfrey.

„All dieses Gold verstecken?“, fragte Ario, „Bist du wahnsinnig? Wir haben ohnehin zu viel mitgebracht. Es ist genug, die halbe Stadt zu kaufen.“

„Das ist genau der Grund, warum wir es verstecken werden“, sagte Godfrey, dem die Idee immer besser gefiel. „Wir finden die richtige Person für den richtigen Preis, der wir vertrauen können, und führen sie zum Gold.“

Merek zuckte mit den Schultern.

„Das ist vergebliche Mühe. Wir kommen hier vom Regen in die Traufe. Wir sind dir gefolgt, und Gott allein weiß warum. Doch du bringst uns direkt ins Grab.“

„Ihr seid mir gefolgt, weil ihr an Ehre und Mut glaubt“, sagte Godfrey. „Ihr seid mir in die Stadt gefolgt, und in dem Moment, in dem ihr es getan habt, sind wir Brüder geworden. Brüder in Tapferkeit. Und Brüder lassen einander nicht im Stich.“

Die anderen gingen schweigend weiter, und Godfrey war von sich selbst überrascht. Er verstand diesen Teil von sich selbst nicht ganz, der von Zeit zu Zeit auftauchte. Sprach da sein Vater durch ihn? Oder war er es selbst?

Sie bogen um eine Ecke und die Stadt lag vor ihnen ausgebreitete. Godfrey war wieder einmal von ihrer Schönheit überwältigt. Alles glänzte, die Straßen waren goldverziert, durchwoben von Kanälen, überall war Licht, das vom Gold reflektiert wurde und ihn blendete. Die Straßen waren voller Leute, und Godfrey nahm erstaunt die Massen in sich auf. Mehr als einmal stieß ihm jemand gegen die Schulter, und er achtete darauf, seinen Kopf gesenkt zu halten, damit die Empire-Krieger ihn nicht bemerkten.

Krieger in den unterschiedlichsten Rüstungen marschierten in alle Richtungen, genauso wie Adlige des Empire und Bürger, große Männer mit der leicht erkennbaren gelben Haut und den kleinen Hörnern, viele mit Ständen, an denen sie ihre Waren feilboten. Godfrey sah zum ersten Mal auch ein paar Frauen der Empire-Rasse. Sie waren so groß wie die Männer und genauso breitschultrig, doch ihre Hörner waren länger, spitzer, und sie glänzten azurblau. Sie sahen noch wilder aus, als die Männer. Godfrey wünschte sich keinen Kampf mit einer von ihnen.

„Vielleicht können wir die Frauen ja einmal kosten, wenn wir schon hier sind“, sagte Akorth und rülpste.

„Ich denke, sie würden nur zu gerne deinen Hals durchschneiden“, sagte Fulton.

Akorth zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht würden sie beides tun“, sagte er. „Zumindest würde ich als glücklicher Mann sterben.“

Als die Massen dichter wurden und sie sich immer weiter durch die Straßen der Stadt schoben, zwang sich ein schwitzender Godfrey mit vor Angst zitternden Händen, stark zu bleiben und an all die anderen zu denken, die im Dorf geblieben waren, und seine Schwester, die ihre Hilfe brauchten. Er dachte an die Massen, die ihnen gegenüberstanden. Wenn er diese Mission erfolgreich zu Ende bringen konnte, konnte er ihnen vielleicht wirklich helfen. Es war nicht der mutige, ruhmreiche Weg seiner Krieger-Brüder; doch es war sein Weg, und der einzige, den er kannte.

Als sie um eine Ecke bogen, blickte Godfrey auf und sah in der Ferne genau das, wonach er Ausschau gehalten hatte – ein Gruppe von Männern, die aus einem Gebäude getaumelt kam und miteinander rang, umgeben von einer Menge, die sie anfeuerte. Sie schlugen aufeinander ein und stolperten herum: Betrunkene. Betrunkene waren überall auf der Welt gleich. Eine Bruderschaft von Narren. Er sah ein kleines schwarzes Banner, das über dem Gebäude wehte, und er wusste sofort, was es war.

„Da!“, sagte Godfrey, als ob er Mekka gefunden hätte. „Das ist das, was wir suchen.“

„Die sauberste Taverne, die ich je gesehen habe“, sagte Akorth.

Godfrey bemerkte die elegante Fassade, und stimmte ihm zu.

Merek zuckte mit den Schultern.

„Alle Tavernen sind gleich, wenn du erst einmal drin bist. Die Leute werde hier genauso betrunken und dumm sein wie an jedem anderen Ort auch.“

„Ganz nach meinem Geschmack“, sagte Fulton und leckte sich die Lippen. Er konnte das Bier schon schmecken.

„Und wie sollen wir dahin kommen?“, fragte Ario.

Godfrey blickte in Richtung der Taverne und sah, was Ario meinte: die Straße endete an einem Kanal.

Godfrey beobachtete, wie ein kleines goldenes Boot mit zwei Empire-Männern an Bord zu ihren Füssen anlegte, und sah zu, wie sie heraussprangen, es mit einem Seil an einen Pfosten banden, und es dort ließen, während sie weitergingen. Godfrey sah die Rüstung des einen und nahm an, dass sie Offiziere waren, und sich um ihr Boot keine Sorgen machen mussten. Sie wussten, dass niemand so dumm sein würde, ihr Boot zu stehlen.

Godfrey und Merek tauschten im selben Augenblick einen wissenden Blick aus.

Merek trat vor, zog seinen Dolch heraus und schnitt das Dicke seil durch, und einer nach dem anderen stiegen sie in das kleine goldene Boot, das dabei gehörig ins Schwanken geriet. Godfrey lehnte sich zurück und stieß das Boot mit seinem Stiefel vom Dock ab.

Sie glitten schaukelnd in die Mitte der Wasserstraße, und Merek nahm das lange Ruder und steuerte damit das Boot.

„Das ist Wahnsinn“, sagte Ario, und sah den Offizieren nach. „Sie könnten zurückkommen.“

Godfrey blickte nach vorn und nickte.

„Dann sollten wir schneller rudern.“




KAPITEL NEUN


Volusia stand mitten in der endlosen Wüste, deren grüner Boden hart wie Stein, ausgetrocknet und gerissen war, und starrte geradeaus die Entourage aus Dansk an. Sie stand stolz vor einem Dutzend ihrer engsten Berater und stand zwei Dutzend Empire-Männern gegenüber – groß, breitschultrig, mit leuchtend gelber Hautfarbe, den glitzernden roten Augen und den zwei kleinen Hörnern. Der einzige erkennbare Unterschied der Leute von Dansk war, dass ihre Hörner aus der Seite ihrer Köpfe wuchsen und nicht oberhalb ihrer Ohren.

Volusia blickte über ihre Schultern hinweg und sah am Horizont die Stadt Dansk. Groß und imposant erhob sie sich dreißig Meter in den Himmel. Ihre Mauern waren so grün wie die Wüste, und waren entweder aus Stein oder Ziegeln erbaut – sie konnte nicht genau erkennen, was es war. Die Stadt war perfekt kreisrund mit Zinnen auf den Mauern, und dazwischen waren alle drei Meter Krieger postiert, die Ausschau in alle Richtungen hielten. Die Stadt sah uneinnehmbar aus.

Dansk lang im Süden von Maltolis, auf halbem Weg zwischen der Stadt des verrückten Prinzen und der südlichen Hauptstadt. Und es war ein Bollwerk, ein wichtiger Knotenpunkt. Volusia hatte viele Male von ihrer Mutter darüber gehört, doch war nie selbst dort gewesen. Sie hatte immer gesagt, dass niemand das Empire übernehmen konnte, ohne Dansk einzunehmen.

Volusia sah den Anführer der Männer an, der mit den anderen Gesandten vor ihr Stand, und selbstgefällig auf sie herabblickte. Er sah anders als die anderen aus. Eine Aura des Selbstvertrauens umgab ihn, er hatte viele Narben im Gesicht und zwei Zöpfe, die von seinem Kopf bis zu seinen Hüften reichten.

Sie standen sich eine ganze Weile schweigend gegenüber, jeder wartete darauf, dass der andere sprach, außer dem Heulen des Windes war alles still.

Schließlich musste er des Wartens müde geworden sein und er sprach.

„Du möchtest also unsere Stadt betreten?“, fragte er sie. „Du und deine Männer?“

Volusia starrte ihn stolz, selbstbewusst und ausdruckslos an.

„Ich möchte die Stadt nicht betreten“, sagte sie, „Ich möchte sie einnehmen. Ich bin gekommen, um die Bedingungen eurer Kapitulation zu besprechen.“

Er starrte sie ein paar Sekunden lang ausdruckslos an, als ob er versuchte, ihre Worte zu verstehen, dann riss er schließlich überrascht seine Augen auf. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Volusia wurde rot.

„Wir?“, sagte er. „Kapitulieren?“

Er schrie vor Lachen, als hätte sie einen Witz gemach. Volusia starrte ihn ruhig an, und sie bemerkte, dass die Krieger hinter ihm nicht lachten – sie lächelten nicht einmal.

„Du bist nur ein Mädchen“, sagte er schließlich und sah amüsiert aus. „Du weißt nichts über die Geschichte von Dansk, über unsere Wüste, unsere Leute. Wenn dem so wäre, wüsstest du nämlich, dass wir noch nie kapituliert haben. Nicht ein einziges Mal. Nicht in zehntausend Jahren. Vor niemandem. Nicht einmal vor den Armeen von Atlow dem Großen. Nicht einmal ist Dansk erobert worden.“

Sein Lächeln verfinsterte sich.

„Und nun kommst du anmarschiert“, sagte er, „ein dummes junges Ding, das aus dem Nichts auftaucht, mir einem Dutzend Kriegern, und verlangst, dass wir kapitulieren? Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort töten oder dich in unseren Kerker werfen sollte? Ich denke du solltest die Bedingungen deiner Kapitulation verhandeln. Wenn ich dich abweise, wird dich die Wüste umbringen. Doch wenn ich dich einlasse, bringe ich dich vielleicht um.

Volusia starrte ihn ruhig an und verzog dabei keine Miene.

„Ich werde dir dieses Angebot nicht zweimal machen“, sagte sie ruhig. „Kapituliere sofort, und ich werde dir und deinen Männern das Leben schenken.“

Er starrte sie sprachlos an, als ob er schließlich erkannt hatte, dass sie es ernst meinte.

„Du bist wahnsinnig, junges Mädchen. Du warst zu lange der Wüstensonne ausgesetzt.“

Sie starrte ihn an und ihre Augen verdunkelten sich.

„Ich bin kein junges Mädchen“, antwortete sie. „Ich bin die Große Volusia aus der großen Stadt Volusia. Ich bin die Göttin Volusia. Und du, und alle Wesen auf dieser Welt, seid mit untertan.“

Er starrte sie an. Seine Miene veränderte sich und er starrte sie an, als ob sie wirklich wahnsinnig wäre.

„Du bist nicht Volusia“, sagte er. „Volusia ist älter. Ich bin ihr selbst begegnet. Es war ein sehr unerfreuliches Erlebnis. Doch ich sehe die Ähnlichkeit. Du bist… ihre Tochter. Ja. Jetzt sehe ich es. Warum kommt deine Mutter nicht selbst, um mit uns zu reden? Warum schickt sie dich, ihre Tochter?“

„Ich bin Volusia“, antwortete sie. „Meine Mutter ist tot. Dafür habe ich gesorgt.“

Er starrte sie an und seine Miene wurde ernst. Zum ersten Mal schien er unsicher zu sein.

„Du magst dazu in der Lage gewesen sein, deine Mutter umzubringen“, sagte er. „Doch du bist eine Närrin uns zu bedrohen. Wir sind keine wehrlose Frau, und deine Männer sind weit weg von hier. Du warst du, so weit von deiner Festung wegzugehen. Glaubst du etwa, dass due unsere Stadt mit einem Dutzend Kriegern einnehmen kannst?“, fragte er und griff dabei nach dem Griff seines Schwertes, als ob er darüber nachdachte, ob er sie töten sollte.

Sie lächelte langsam.

„Ich kann sie nicht mit einem Dutzend Männern einnehmen“, sagte sie. „Doch ich kann sie mit zweihunderttausend Männern einnehmen.“

Volusia hob die Faust mit dem goldenen Zepter in die Höhe, und wandte dabei nie die Augen von ihm ab. Sie beobachtete wie der Anführer der Gesandtschaft von Dansk an ihr vorbei blickte, und sein Gesicht zunächst Unglauben, dann Panik und Schock widerspiegelte. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was er ansah: ihre zweihunderttausend malotlisianischen Krieger, die auf ihr Signal hin den Hügel umrundet hatten, und sich nun von hier bis zum Horizont erstreckten. Jetzt kannte der Anführer der Gesandtschaft, welche Gefahr der Stadt drohte.

Die gesamte Gesandtschaft sah schockiert und ängstlich aus und wollte nichts mehr, als zurück in die Sicherheit der Stadt zu rennen.

„Die maltolisianische Armee“, sagte ihr Anführer, zum ersten Mal mit Angst in der Stimme. „Was tun sie hier mit dir“

Volusia lächelte.

„Ich bin eine Göttin“, sagte sie. „Warum sollten sie mir nicht dienen?“

Er sah sie überrascht und staunend an.

„Doch du würdest es nicht wagen, Dansk anzugreifen“, sagte er mit bebender Stimme. „Wir stehen unter dem direkten Schutz der Hauptstadt. Die Armee des Empire ist Millionen Mann stark. Wenn du unsere Stadt einnimmst, wären sie dazu verpflichtet, zurückzuschlagen. Sie würden euch alle abschlachten. Du könntest nicht siegen. Bist du so verwegen? Oder so dumm?“

Sie lächelte und genoss sein Unbehagen.

„Vielleicht ein wenig von beidem“, sagte sie. „Oder vielleicht habe ich nur Lust, meine neue Armee auszuprobieren, und sie an euch üben zu lassen. Es ist dein großes Unglück, dass die Stadt in unserem Weg liegt, zwischen meinen Männern und der Hauptstadt. Und nichts, absolut nichts, wird sich mir in den Weg stellen.“

Er sah sie böse an. Doch zum ersten Mal konnte sie jetzt echte Panik in seinen Augen sehen.

„Wir sind gekommen, um Bedingungen zu diskutieren, nicht sie zu akzeptieren. Wir werden uns auf einen Krieg vorbereiten, wenn du das wünscht. Doch vergiss nicht: Du hast es selbst über dich gebracht.“

Plötzlich schrie er und gab seinem Zerta die Sporen. Er riss es herum und ritt, gefolgt von den anderen, davon, und wirbelte dabei eine dicke Staubwolke auf.

Volusia stieg gemächlich von ihrem Zerta ab, nahm einen kurzen goldenen Speer, den ihr Soku reichte.

Sie hielt eine Hand in den Wind, spürte die Brise, kniff ein Auge zu und zielte. Dann holte sie aus und warf ihn.

Volusia beobachtete den Speer, der in hohem Bogen durch die Luft flog, gut fünfzig Meter, dann hörte sie schließlich einen Schrei. Sie sah erfreut zu, wie der Speer sich in den Rücken des Anführers bohrte. Er schrie auf, fiel von seinem Zerta, und rollte über den Wüstenboden.

Seine Entourage hielt an und blickte geschockt zu Boden. Sie saßen auf ihren Zertas als ob sie überlegten, ob sie anhalten und ihn aufheben sollten. Sie blickten zurück und sahen Volusias Männer am Horizont, die nun auf sie zumarschierten, und entschieden sich dagegen. Sie galoppierten davon auf die Stadttore zu, und ließen ihren Anführer im Staub liegen.

Volusia ritt mit ihrer Entourage, bis sie den sterbenden Anführer erreichte, und stieg neben ihm ab.

In der Ferne hörte sie, wie die Fallgitter heruntergelassen und die mächtigen eisernen Tore zugeschlagen wurden, und die Stadt in eine eiserne Festung verwandelten.

Volusia blickte auf den sterbenden Anführer herab, der sie mit schmerzverzerrtem Gesicht anstarrte.

„Du kannst einen Mann nicht verletzen, der gekommen ist, um zu verhandeln“, sagte er wütend. „Das verstößt gegen jedes Gesetz des Empire! Nie hat jemand so etwas gewagt.“

„Ich hatte nicht vor, dich zu verletzen“, sagte sie, als sie neben ihm niederkniete und den Schaft des Speers berührte. Sie rammte den Speer tief in sein Herz, und ließ nicht locker, bis er endlich aufgehört hatte, sich zu winden, und nicht mehr atmete.

Sie lächelte breit.

„Ich hatte vor, dich zu töten.“




KAPITEL ZEHN


Thor stand am Bug des kleinen Segelboots, seine Brüder hinter ihm und sein Herz pochte vor Erwartung, als die Strömung sie direkt auf die kleine Insel vor ihnen zutrieb.

Thor blickte auf und betrachtete staunend ihre Klippen; er hatte noch nie zuvor etwas Derartiges gesehen. Die Mauern waren perfekt glatt, aus massivem weißem Granit, der unter den zwei Sonnen glitzerte, und sie erhoben sich fast hundert Meter steil in die Höhe. Die Insel selbst war kreisrund, umgeben von großen Felsbrocken und umtost von wütenden Wellen. Sie sah uneinnehmbar aus, egal wie groß die Armee sein sollte, die sie angriff.

Thor hielt eine Hand vor seine Augen und blinzelte in die Sonne. Die Klippen schienen irgendwo aufzuhören, in einem Plateau, das hunderte von Metern über ihnen lag. Wer auch immer dort oben lebte, war auf ewig sicher, erkannte Thor. Angenommen jemand lebte überhaupt hier.

Ganz oben war die Insel von einem Wolkenring umgeben, der in weichem Pink on Violett glitzerte und sie vor den harten Strahlen der Sonne schützte, als ob dieser Ort von Gott selbst gekrönt war. Eine sanfte Brise wehte hier, die Luft war angenehm und mild. Thor konnte selbst von hier spüren, dass an diesem Ort etwas Besonderes war. Er fühlte sich magisch an. So etwas hatte er nicht mehr gespürt, seitdem er im Land seiner Mutter gewesen war.

Auch alle anderen blickten nach oben und ein Ausdruck des Staunens lag auf ihren Gesichtern.

„Was denkst du wer hier lebt?“, fragte O’Connor laut und sprach damit die Frage aus, die allen auf den Lippen brannte.

„Wer – oder was?“, fragte Reece.

„Vielleicht niemand“, sagte Indra.

„Vielleicht sollten wir weitersegeln“, schlug O’Connor vor.

„Und die Einladung ablehnen“, fragte Matus. „Ich sehe sieben Seile und wir sind sieben.“

Thor betrachtete die Klippen und als er genauer hinsah, sah er die sieben goldenen Seile, die von ganz oben bis zum Wasser hinunter reichten und in der Sonne glänzten. Er staunte.

„Vielleicht werden wir erwartet“, überlegte Elden.

„Oder in Versuchung geführt“, gab Indra zu bedenken.

„Doch wer“, fragte Reece.

Thor blickte in die Höhe – und all die Fragen rauschten durch seinen Verstand. Er fragte sich, wer wissen konnte, dass sie kamen. Wurden sie irgendwie beobachtet?

Sie standen stumm im Boot das auf den Wellen tanzte, während die Strömung immer näher brachte.

„Die wirkliche Frage ist“, erklärte Thor laut, „Ob derjenige uns freundlich gesinnt oder ob es eine Falle ist.“

„Macht das einen Unterschied?“, fragte Matus neben ihm.

Thor schüttelte den Kopf.

„Nein“, sagte er und hielt den Griff seines Schwertes fester. „Wir werden die Insel besuchen. Wenn sie uns freundlich gesinnt sind, dann werden wir sie umarmen – sind sie uns feindlich gesinnt, töten wir sie.“

Die Strömung wurde stärker und lange, rollende Wellen trugen das Boot an ein schmales Ufer aus schwarzem Sand heran, das die Insel umgab. Ihr Boot lief sanft auf und sofort sprangen alle heraus.

Thor hielt nervös den Griff seines Schwertes fest und sah sich in alle Richtungen um. Am Ufer bewegte sich nichts, außer den sanft auslaufenden Wellen.

Thor ging an den Fuß der Klippen und legte seine Hand darauf, spürte, wie glatt sie waren, fühlte die Hitze und Energie, die von ihnen ausging. Er untersuchte die Seile, die von den Klippen hingen, steckte sein Schwert in die Scheide und ergriff eines davon.

Er zog daran. Es gab nicht nach.

Einer nach dem anderen tat es ihm nach.

„Wird es halten?“, fragte O’Connor sich laut während er hinaufblickte.

Allen blickten hinauf und fragten sich offenbar dasselbe.

„Es gib nur einen Weg, das herauszufinden“, sagte Thor.

Thor nahm das Seil mit beiden Händen, sprang hoch, und begann seinen Aufstieg. Die anderen um ihn herum taten dasselbe und kletterten wie Bergziegen den Berg hinauf.

Thor kletterte und kletterte, seine Muskeln schmerzten und brannten unter der Sonne. Schweiß lief ihm über den Nacken, brannte in seinen Augen und alle seine Muskeln zitterten.





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"DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten. " –Books and Movie Reviews, Roberto Mattos In DER EID DER BRÜDER, kommen Thorgrin seine Brüder aus dem Land der Toten, und sind noch fester entschlossen Guwayne zu finden. Sie setzten die Segel, um ein feindliches Meer zu überqueren, zu Orten, die selbst ihre kühnsten Träume übertreffen. Während sie Guwayne immer näher kommen, begegnen sie nie zuvor erlebten Hindernissen, die ihre Grenzen testen, all ihr Können erfordern und sie dazu zwingen, gemeinsam als Brüder füreinander einzustehen. Darius lehnt sich gegen das Empire auf, und sammelt kühn eine Armee um sich, indem er ein Sklavendorf nach dem anderen befreit. In der direkten Konfrontation mit befestigten Städten, gegen eine Armee die tausend Mal so groß ist wie seine eigene, ruft er all seine Instinkte und seinen Mut zur Hilfe, fest entschlossen zu überleben, zu gewinnen, um jeden Preis nach Freiheit zu streben – selbst wenn der Preis sein eigenes Leben sein sollte. Gwendolyn bleibt keine andere Wahl, als ihr Volk in die Große Wüste zu führen, tiefer ins Empire hinein, als je jemand von außerhalb des Reiches vorgedrungen ist, auf der Suche nach dem legendären Zweiten Ring – der letzten Hoffnung für das Überleben ihres Volkes, und der letzten Hoffnung für Darius. Doch auf dem Weg werden ihr schreckliche Monster, einsame Landschaften und ein Aufstand ihres eigenen Volkes begegnen, dem womöglich nicht einmal sie Einhalt gebieten kann.

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