Книга - Herrscher, Rivale, Verbannte

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Herrscher, Rivale, Verbannte
Morgan Rice


Für Ruhm und Krone #7
Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN, das als gratis Ebook erworben werden kann, ist HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE das siebte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe FÜR RUHM UND KRONE von Morgan Rice. Da Delos in Trümmern liegt, bleibt Ceres, Thanos und den anderen nur noch die Flucht zu dem letzten freien Winkel des Reichs: der Insel Haylon. Dort hoffen sie sich mit den verbliebenen Freiheitskämpfern zu verbünden, die Inseln zu befestigen und in einer großangelegten Verteidigung die Horden von Felldust zu vertreiben. Ceres erkennt bald, dass, wenn sie weiterhin darauf hoffen wollen, die Insel verteidigen zu können, sie mehr als gewöhnliche Kräfte braucht: sie muss den Bann des Zauberers brechen und die Kräfte der Uralten zurückgewinnen. Dazu muss sie sich alleine auf eine Reise begeben, den Fluss des Blutes befahren, um zu der dunkelsten aller Höhlen zu gelangen, einem Ort an dem weder Leben noch Tod existieren und an dem sie wahrscheinlich ihr Leben verlieren wird. Der Erste Stein Irrien ist unterdessen entschlossen, Stephania als seine Sklavin zu halten und Delos zu unterdrücken. Doch die anderen Steine von Felldust mögen andere Pläne haben. HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE erzählt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) Buch 8 aus der FÜR RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald!







HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE



(FÜR RUHM UND KRONE - BUCH 7)



MORGAN RICE


Morgan Rice



Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich für ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten dafür ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten über Facebook und Twitter!


Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice



„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“

--Books and Movie Reviews

Roberto Mattos



„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“

--The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)



„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“

--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)



„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“

--Publishers Weekly


Weitere Morgan Rice Bücher



DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)



FÜR RUHM UND KRONE

SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2)

RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (Buch 4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (Buch 6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7)



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)

DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)

EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Buch 1)

MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)

FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)

KAMPF DER EHRE (Buch 4)

SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)

RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)

GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)

HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)

MEER DER SCHILDE (Buch 10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)

LAND DES FEUERS (Buch 12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)

DER EID DER BRÜDER (Buch 14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)

DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)

ARENA ZWEI (Buch 2)

ARENA DREI (Buch 3)



GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Buch 1)

VERGÖTTERT (Buch 2)

VERRATEN (Buch 3)

BESTIMMT (Buch 4)

BEGEHRT (Buch 5)

VERMÄHLT (Buch 6)

GELOBT (Buch 7)

GEFUNDEN (Buch 8)

ERWECKT (Buch 9)

ERSEHNT (Buch 10)

BERUFEN (Buch 11)

BESESSEN (Buch 12)











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Hören Sie die DER RING DER ZAUBEREI

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Audible (http://www.audible.com/pd/Sci-Fi-Fantasy/A-Quest-of-Heroes-Audiobook/B00F9DZV3Y/ref=sr_1_3?qid=1379619215&sr=1-3)

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Copyright © 2017 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Leafsomen und werden unter der Lizenz istock.com verwendet.


INHALTSVERZEICHNIS



KAPITEL EINS (#u768613fe-f31b-5293-a8a0-8126edab3e6e)

KAPITEL ZWEI (#u1cd21aac-9b96-5d25-9e51-4fd9c0338eb9)

KAPITEL DREI (#ufe135812-bc8a-5058-aaef-277b0e4f9c08)

KAPITEL VIER (#u12ff9101-825d-5fa9-acce-af9260523d77)

KAPITEL FÜNF (#ubcc5bf63-1c19-5a33-a034-9a9dba69f18e)

KAPITEL SECHS (#ua431f30b-2ef0-53f3-99f2-9179b8eeed87)

KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)


In Erinnerung an Rebekah Barrett.



Einer wunderbaren und liebenden Seele, die viel zu kurz auf dieser Erde verweilte – und einer wahren Kriegerin. Möge Gott deiner Seele und der Shanias und der deiner wunderbaren Mutter Rhonia Frieden geben.




KAPITEL EINS


Irrien liebte das Hochgefühl der Schlacht, das berauschende Gefühl zu wissen, dass er stärker als jeder Feind war – doch der Anblick des Schlachtfelds nach seiner Eroberung war noch viel besser.

Er schritt durch die Ruinen von Delos, beobachtete die Plünderungen, und lauschte den Schreien der Schwachen, die von seinen Männern getötet und ausgeraubt, vergewaltigt und zermalmt wurden. Neue Sklavenzüge zogen sich wie Fäden durch den Hafen, während bereits ein Markt für geplünderte Güter und gefangengenommene Bauern auf dem dortigen Platz entstanden war. Er versuchte beim Gehen den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren. Er durfte vor seinen Männern keine Schwäche zeigen.

Große Teile der Stadt lagen jetzt in Trümmern, doch Irrien war das egal. Was zerbrochen war, konnte mit genügend Sklaven unter seiner Peitsche wieder aufgebaut werden. Es konnte so wieder aufgebaut werden, wie er es wollte.

Natürlich gab es immer noch die Wünsche der anderen. Im Moment folgten sie ihm noch wie Haie einer Blutspur im Wasser oder wie Krieger oder Priester oder sonst jemand. Unter ihnen gab es auch Vertreter der anderen Steine aus Felldust. Sie plapperten über die Rollen die ihre Herren bei den Plünderungen spielen würden. Dann gab es da noch die Händler, die sich gegenseitig in den besten Angeboten, Irriens Plünderungen zurück ins Land des ewigen Staubs zurückzuführen, zu übertreffen versuchten.

Irrien versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen, doch immer wieder traten sie an ihn heran.

„Erster Stein“, sagte eine Gestalt. Er trug ein Priestergewand, um das er einen Gürtel aus Fingerknochen gebunden hatte. In seinem Bart prangten heilige Symbole, die er mit silbernen Drähten befestigt hatte. Mehrere Amulette aus Blutsteinen wiesen ihn als einen der Ranghöchsten seiner Art aus.

„Was kann ich für dich tun, Heiliger?“ fragte Irrien. Er rieb sich geistesabwesend die Schulter, während er sprach und hoffte, dass niemand den Grund für diese Handlung erriet.

Der Priester breitete seine Hände aus, auf denen bei jeder Bewegung seiner Fingerspitzen eintätowierte Runen zu tanzen begannen.

„Nicht für mich aber für die Götter. Sie haben uns den Sieg geschenkt. Wir sollten ihnen mit einer angemessenen Opfergabe danken.“

„Meinst du etwa, dass der Sieg nicht durch die Kraft meines Armes errungen wurde?“ fragte Irrien. Seine Stimme hatte etwas Drohendes. Er benutzte die Priester, wenn es ihm genehm war, aber würde sich nicht von ihnen kontrollieren lassen.

„Selbst die Stärksten müssen die Gunst der Götter anerkennen.“

„Ich werde darüber nachdenken“, sagte Irrien, wie auf so viele andere Anfragen, die ihm heute gestellt worden waren. Fragen nur um Aufmerksamkeit zu kriegen, Fragen nach Materialien und Fragen eines ganzen Aufgebots an Leuten, die ihren Teil an dem, was er errungen hatte, einforderten. Das war der Fluch eines jeden Anführers und gleichzeitig das Symbol seiner Macht. Jeder starke Mann, der zu ihm kam und ihn anbettelte war ein Eingeständnis, dass er sich nicht einfach nehmen durfte, was er wollte.

Sie begaben sich jetzt auf den Weg zurück zum Schloss. Irrien ging im Kopf durch, was jetzt zu tun sein würde, er überlegte, wo Reparaturen vonnöten sein würden und wo Monumente seiner Macht aufgestellt werden konnten. In Felldust würde eine Statue gestohlen oder zerstört werden, bevor sie vollendet werden konnte. Doch hier würde sie in Erinnerung an seinen Sieg für alle Zeiten stehen bleiben. Wenn er genesen war, würde es viel zu tun geben.

Er blickte zu der Verteidigungsanlage des Schlosses, als er und seine Leute sich ihr näherten. Sie war stark, stark genug, um gegen die gesamte Welt zu bestehen. Wenn nicht jemand seinen Leuten Einlass gewährt hätte, dann hätte die Verteidigung tatsächlich seine Armee verzweifeln lassen, was unausweichlich zu Konflikten unter seinen Männern geführt hätte.

Er schnipste mit den Fingern nach einem Diener. „Ich will, dass jeder Tunnel da unten zugemacht wird. Mir ist es egal, wie viele Sklaven dabei draufgehen. Wenn ihr damit fertig seid, kümmert euch um die Tunnel unter der Stadt. Ich habe keine Lust auf ein Mäuselabyrinth, in dem Leute ohne mein Wissen umherschleichen können.“

„Ja, Erster Stein.“

Er lief weiter ins Schloss. Dort wuselten bereits Diener in den Farben von Felldust umher. Doch andere schienen seine Nachricht noch nicht erhalten zu haben. Drei seiner Männer rissen an den Tapeten, brachen Steine aus den Augen von Statuen und stopften sich die Taschen voll.

Irrien trat zu ihnen, und er sah die Ehrerbietung, die er seinen Männern einzuflößen suchte, in ihren Augen.

„Was macht ihr da?“ fragte er.

„Wir treiben die Plünderung der Stadt weiter voran, Erster Stein“, antwortete einer. Er war jünger als die anderen zwei. Irrien vermutete, dass er sich erst kürzlich den Truppen angeschlossen hatte, aus Abenteuerlust. So wie so viele andere.

„Und hat euer Hauptmann euch gesagt, dass ihr mit den Raubzügen im Schloss fortfahren sollt?“ fragte Irrien. „Seid ihr hierher beordert worden?“

Ihre Gesichter verrieten ihm alles, was er wissen musste. Er hatte seinen Männern befohlen, die Plünderung der Stadt systematisch anzugehen, aber das hier widersprach dieser Logik. Er erwartete von seinen Kriegern Disziplin und was diese Männer hier an den Tag legten, war keine Disziplin.

„Ihr dachtet wohl, ihr könntet euch einfach alles, was ihr wollt, unter den Nagel reißen“, sagte Irrien.

„So läuft das eben in Felldust!“ protestierte einer der Männer.

„Ja“, stimmte Irrien zu. „Die Starken bedienen sich bei den Schwachen. Deshalb habe ich dieses Schloss eingenommen. Gerade versucht ihr, mich zu bestehlen. Glaubt ihr etwa ich sei schwach?“

Er war nicht länger im Besitz seines großen Schwerts – und selbst wenn er es gehabt hätte – bereitete seine Schulter ihm immer noch zu große Schmerzen, als dass er es hätte heben können – und so zog er stattdessen ein langes Messer hervor. Sein erster Hieb durchtrennte den Kieferknochen und dann den restlichen Schädel des Jüngsten unter den dreien.

Er raste herum und stieß den zweiten gegen die Wand, noch bevor dieser nach seinen eigenen Waffen greifen konnte. Irrien parierte einen Schwerthieb des Letzten und schlitzte ihm zurückschwingend mühelos die Kehle auf. Er stieß ihn von sich, als er zu Boden ging.

Derjenige, den er davor zurückgestoßen hatte, stand nun mit erhobenen Händen da.

„Bitte, Stein Irrien. Es war ein Fehler. Wir haben nicht nachgedacht.“

Irrien trat auf ihn zu und stach ohne ein weiteres Wort zu. Immer und immer wieder ließ er sein Messer in ihn dringen. Dabei hielt er den Schwächling aufrecht, sodass er nicht zu schnell zu Boden sinken konnte. Er scherte sich nicht darum, dass seine eigene Wunde dabei wieder zu schmerzen begann. Das hier war nicht nur eine Hinrichtung, es war ein Exempel.

Schließlich ließ er den Mann zusammenbrechen. Irrien wandte sich mit ausgebreiteten Händen herausfordernd den anderen zu.

„Glaubt hier irgendjemand, dass ich so schwach bin, dass ihr einfach irgendetwas von mir fordern könnt? Glaubt hier irgendjemand, mich einfach bestehlen zu können?“

Sie blieben natürlich stumm. Irrien überließ sie ihrem Entsetzen und machte sich auf den Weg zum Thronsaal.

Seinem Thronsaal.

Wo just diesem Moment sein Preis ihn erwarten würde.



*



Stephania zuckte zusammen, als Irrien den Thronsaal betrat. Sie hasste sich dafür. Sie kniete neben demselben Thron, den sie selbst noch vor kurzer Zeit besetzt hatte. Goldene Ketten hielten sie gefangen. Sie hatte an ihnen gerüttelt, als niemand im Saal gewesen war, doch vergebens.

Irrien kam auf sie zu, und Stephania zwang sich, ihre Angst hinunterzuschlucken. Er hatte sie geschlagen, ihr Ketten angelegt und dennoch hatte sie die Wahl. Sie konnte sich brechen lassen oder die Situation zu ihrem Vorteil wenden. Selbst in ihrer Lage würde sie einen Weg finden.

Neben Irriens Thron festgekettet zu sein, hatte schließlich seine Vorzüge. Es bedeutete, dass er vorhatte, sie zu behalten. Es bedeutete, dass seine Männer sie in Ruhe lassen würden, auch wenn sie Stephanias Zofen und Diener zu ihrem eigenen Vergnügen davongeschleppt hatten. Es bedeutete, dass sie sich noch immer im Zentrum des Geschehens befand, auch wenn sie darüber keine Kontrolle mehr hatte.

Noch nicht.

Stephania beobachtete, wie Irrien sich setzte. Sie betrachtete ihn wie ein Jäger den Lebensraum seiner Beute ansieht. Es stand außer Zweifel, dass er sie begehrte, warum sonst würde er sie hierbehalten und nicht in die Sklavengräben schicken? Damit konnte Stephania etwas anfangen. Er mochte denken, dass sie ihm gehörte, doch schon bald würde er tun, was sie ihm riet.

Sie würde die Rolle der unterwürfigen Gespielin geben, und sie würde sich das zurückerobern, was sie sich so schwer erarbeitet hatte.

Sie wartete und lauschte, wie Irrien Vorkommnisse in der Stadt besprach. Das meiste davon war banal. Wie viel sie sich unter den Nagel gerissen hatten. Wie viel sie noch an sich reißen wollten. Wie viele Wachen sie brauchen würden, um die Mauern zu sichern, und wie der Nachschub an Nahrung gewährleistet werden konnte.

„Wir haben ein Angebot von einem Händler, der unsere Truppen versorgen würde“, sagte einer der Höflinge. „Ein Mann namens Grathir.“

Stephania schnaubte, woraufhin Irrien sich ihr zuwandte.

„Willst du irgendetwas dazu sagen, Sklavin?“

Sie musste sich zusammenreißen, ihm darauf keine schnippische Antwort zu geben. „Nur dass Garthir dafür bekannt ist, mit Gütern von mangelnder Qualität zu handeln. Sein früherer Geschäftspartner ist jedoch bereit, sein Geschäft zu übernehmen. Wenn Ihr ihn unterstützt, werdet ihr kriegen, was Ihr wünscht.“

Irrien starrte sie ruhig an. „Und warum erzählst du mir das?“

Stephania wusste, dass ihre Gelegenheit gekommen war, doch sie musste sie weise nutzen. „Ich will dir zeigen, dass ich von Nutzen sein kann.“

Er gab ihr keine Antwort und wandte sich erneut seinen Männern zu. „Ich werde es in Betracht ziehen. Was steht als nächstes an?“

Als nächstes ging es um die Forderungen einiger Vertreter der anderen Herrscher aus Felldust.

„Der Zweite Stein will wissen, wann Ihr vorhabt, nach Felldust zurückzukehren“, sagte einer der Vertreter. „Es gibt dringende Angelegenheiten, die die Anwesenheit aller fünf Steine erfordern.“

„Der Vierte Stein Vexa benötigt mehr Platz für ihre Flotte.“

„Der Dritte Stein Kas sendet seine Glückwünsche zum gemeinsam errungenen Sieg.“

Stephania ging die Namen der anderen Steine von Felldust durch. Cunning, Ulren, Kas, Forkbeard, Vexa, der einzige weibliche Stein, und Borion der Fatzke. Ihre Namen waren nichts im Vergleich zu Irriens und doch waren sie in der Theorie alle gleichrangig. Allein die Tatsache, dass sie nicht hier waren, gab Irrien so viel Macht.

Neben den Namen erinnerte sich Stephania auch an ihre Interessen, Schwachstellen und Ziele. Ulren wurde langsam in Irriens Schatten alt und hätte wohl den Sitz des Ersten Steins für sich beansprucht, wäre ihm der Kriegsherr nicht in die Quere gekommen. Kas war vorsichtiger, entstammte einer Familie aus Händlern und drehte jede Münze zwei Mal um, bevor er sie ausgab. Vexa besaß ein Haus vor den Toren der Stadt. Es gab Gerüchte, dass ihre Diener keine Zungen mehr hatten, sodass sie niemandem erzählen konnten, was sie dort zu sehen bekamen. Borion war der Schwächste unter ihnen und würde am wahrscheinlichsten seinen Sitz an einen Herausforderer verlieren.

Während sie über die Lage in Felldust nachdachte, legte Stephania sanft ihre Hand auf Irriens Arm. Sie fuhr mit ihren Fingern sanft und kaum spürbar über seinen Arm. Sie hatte ihre Verführungskünste vor vielen Jahren erlernt und sie an einer ganzen Reihe von Liebhabern vervollkommnet. Schließlich hatte sie auch Thanos rumgekriegt, oder? Würde Irrien schwerer zu überzeugen sein?

Dann spürte sie, wie sein Körper sich anspannte.

„Was machst du da?“ fragte er.

„Ihr wirkt angespannt nach all dem Gerede“, sagte Stephania. „Ich dachte, ich könnte Euch ein wenig Entspannung verschaffen... auf andere Art und Weise?“

Sie durfte den Bogen nicht überspannen. Sie durfte andeuten und anbieten, aber niemals geradewegs einfordern. Stephania setzte ihren unschuldigsten Blick auf und blickte Irrien in die Augen... dann schrie sie auf, als er sie wie beiläufig ohrfeigte.

Wut machte sich in ihr breit. Stephanias Stolz sagte ihr, dass sie ihn eines Tages für diese Ohrfeige würde bezahlen lassen, dass sie sich an ihm rächen würde.

„Ah, das ist die wahre Stephania“, sagte Irrien. „Glaubst du, ich lasse mich von deinen Spielchen, eine unterwürfige Sklavin zu sein, einlullen? Glaubst du, dass ich so dumm wäre zu glauben, dass man dich mit einer einzigen Tracht Prügel brechen könnte?“

Angst nahm erneut von Stephania Besitz. Sie konnte sich nur zu gut an das Zischen der Peitsche, die Irrien gegen sie erhoben hatte, erinnern. Ihr Rücken erinnerte sie schmerzlich an die Hiebe. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie es genossen hatte diejenigen Diener, die es verdienten, zu bestrafen. Jetzt brachte die Erinnerung daran nichts als den Schmerz zurück.

Doch wenn es sein musste, würde sie den Schmerz für ihre Sache benutzen.

„Nein, aber ich bin mir sicher, dass das nicht alles war, was du zu bieten hast“, sagte Stephania. Dieses Mal versuchte sie es erst gar nicht mit ihrer Unschuldsmasche. „Du wirst es genauso sehr genießen, mich zu brechen, wie ich es genießen werde, mit dir zu spielen während du es versuchst. Ist das nicht Teil des ganzen Spaßes?“

Irrien schlug sie ein zweites Mal. Stephania hatte ihm einen Einblick in ihre wahren Absichten gewährt. Es war klar, was er wollte. Sie würde alles Notwendige tun, um Irrien an sie zu binden. Wenn sie das einmal geschafft hätte, dann würde es keine Rolle mehr spielen, wie sehr sie auf dem Weg dorthin gelitten hatte.

„Du hältst dich für etwas ganz besonderes, oder?“ sagte Irrien. „Dabei bist du nichts als eine Sklavin.“

„Eine Sklavin, die du an deinen Thron festgekettet hast“, hob Stephania in ihrer schmeichlerischsten Stimme hervor. „Eine Sklavin, die du gerne ins Bett kriegen würdest. Eine Sklavin, die so viel mehr sein könnte. Eine Partnerin. Ich kenne Delos wie keine zweite. Warum gibst du es nicht einfach zu?“

Daraufhin erhob sich Irrien.

„Du hast Recht. Ich habe einen Fehler gemacht.“

Er streckte die Hand nach ihren Ketten aus und löste sie von seinem Thron. Stephania glaubte sich schon triumphierend am Ziel, als er sie an ihren Ketten nach oben zog. Auch wenn er ihr gegenüber jetzt grausam sein sollte, sie in seine Gemächer schleppte und sich ihr aufzwingen würde, würde sie das immer noch als Fortschritt verbuchen können.

Doch dann tat er etwas für sie Unerwartetes. Er warf sie auf den kalten Marmor und sie spürte die Härte des Steins unter ihren Knien als sie über den Boden schlitterte, bevor sie vor einer der dortigen Figuren zum Stillstand kam.

Der Schock traf sie mehr als der körperliche Schmerz. Wie konnte Irrien so etwas tun? War sie denn nicht alles, was er sich wünschte? Stephania blickte auf und sah diesen Mann in seinen schwarzen Kleidern mit offenkundiger Verachtung zu ihr hinabblicken.

„Ich habe den Fehler begangen zu glauben, dass du meiner würdig seist“, sagte Irrien. „Du willst eine Opfergabe Priester? Nimm sie. Schneide das Kind aus ihrem Leib und biete es den Göttern in meinem Namen als Opfer an. Ich werde nicht dulden, dass irgendeine plärrende Missgeburt mir das Recht auf den Thron streitig macht. Wenn ihr mit ihr fertig seid, werft das, was von ihr noch übrig sein wird, den Vagabunden zum Fraß vor.“

Stephania starrte den Priester voller Entsetzen an. Dann blickte sie Irrien an, kaum in der Lage, etwas hervorzubringen. Das konnte nicht geschehen. Das konnte es einfach nicht. Das würde sie nicht zulassen.

„Bitte“, sagte sie. „Das wäre nicht klug. Ich könnte so viel mehr für dich tun!“

Doch das schien ihm egal zu sein. Panik überkam sie, als sie entsetzt erkannte, dass er es wirklich ernst meinte. Sie hatten wirklich vor, ihren Worten Taten folgen zu lassen.

Nein. Nein, das konnte sie nicht!

Sie schrie, als der Priester ihre Arme griff. Ein anderer griff sie bei den Beinen und sie trugen sie, die sich verzweifelt zu befreien versuchte, zwischen ihnen davon. Irrien und die anderen folgten ihnen nach. Doch die waren Stephania egal. Nur eine Sache zählte jetzt noch für sie.

Sie würden ihr Baby töten.




KAPITEL ZWEI


Ceres konnte noch immer nicht glauben, dass sie entkommen waren. Sie lag an Deck des kleinen Bootes, das sie gestohlen hatten, und es schien ihr unmöglich zu glauben, dass sie sich gerade hier befand und nicht in irgendeinem Kampfgraben unter dem Schloss ihrem Tod entgegensah.

Nicht, dass sie hier in Sicherheit waren. Der Pfeilregen über ihr machte das mehr als deutlich.

Ceres blickte über die Reling des Bootes und versuchte herauszufinden, ob es etwas gab, das sie tun konnte. Bogenschützen feuerten ihre Geschosse vom Ufer aus ab. Der Großteil ihrer Geschosse landete im Wasser und nur wenige donnerten in das Holz ihres Gefährts, wo schwingend ihre Energie verpuffte.

„Wir müssen einen Zahn zulegen“, sagte Thanos neben ihr. Er griff eilig eines der Segel. „Hilf mir, das Segel zu hissen.“

„Noch... nicht“, krächzte eine Stimme von der anderen Seite des Decks.

Akila lag ausgestreckt dort. In Ceres’ Augen machte er einen besorgniserregenden Eindruck. Das Schwert des Ersten Steins hatte noch vor wenigen Minuten in ihm gesteckt, und jetzt da Ceres es herausgezogen hatte, verlor er immer mehr Blut. Dennoch schaffte er es, den Kopf zu heben und sie mit einer Dringlichkeit anzublicken, die sie schlecht ignorieren konnten.

„Noch nicht“, wiederholte er. „Die Schiffe im Hafen vereinnahmen den gesamten Wind für sich. Das Segel jetzt zu hissen macht aus uns nur unnötig ein Ziel. Nehmt die Ruder.“

Ceres nickte und zog Thanos dorthin, wo die Kampfherren, die sie gerettet hatten, an den Rudern saßen. Es war nicht gerade leicht, neben den muskelbepackten Männern genug Platz zu finden. Doch sie quetschte sich neben einen und unterstützte ihre Bemühungen mit letzter Kraft.

Sie ruderten in den Schatten einer ankernden Galeere und der Pfeilregen ließ augenblicklich nach.

„Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen“, sagte Ceres. „Sie können uns nicht töten, wenn sie uns nicht finden.“

Sie ließ ihr Ruder los und die anderen taten es für einen kurzen Augenblick in gleicher Weise. So folgte ihr Boot der Strömung eines größeren Schiffes, sodass sie unmöglich vom Ufer aus gesehen werden konnten.

Das verschaffte ihr einen kurzen Augenblick, nach Akila zu sehen. Ceres hatte ihn nur flüchtig kennengelernt, und doch gab sie sich für das, was ihm widerfahren war, die Schuld. Er hatte für ihre Sache gekämpft, als ihm diese Wunde an seiner Seite, die noch immer wie ein gieriger Mund aufklaffte, zugefügt worden war.

Sartes und Leyana knieten sich neben ihn und versuchten, die Blutung zu stillen. Ceres stellte erstaunt fest, wie gut ihnen das gelang. Sie vermutete, dass der Krieg die Menschen gezwungen hatte, sich Fähigkeiten anzueignen, die sie sonst niemals erlernt hätten.

„Wird er es schaffen?“ fragte Ceres ihren Bruder.

Sartes blickte zu ihr auf. Seine Hände waren voller Blut. Leyana neben ihm sah bleich aus.

„Ich weiß es nicht“, sagte Sartes. „Ich habe schon viele Schwertwunden gesehen, und wenn ich das richtig sehe, hat das Schwert bei ihm alle wichtigen Organe verfehlt. Aber das vermute ich nur, weil er noch nicht gestorben ist.“

„Du machst das sehr gut“, sagte Leyana und legte ihre Hand auf Sartes’. „Auf einem Boot sind die Optionen immer beschränkt. Wir brauchen eigentlich einen echten Heiler.“

Ceres war froh, dass sie da war. Ihrem ersten Eindruck von dem Mädchen nach, schienen Leyana und ihr Bruder gut zusammenzupassen. Mit Sicherheit versuchten sie alles, um Akila gemeinsam am Leben zu halten.

„Wir werden dich zu einem Heiler bringen“, versprach Ceres, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sie dieses Versprechen würde einhalten können. „Irgendwie.“

Thanos befand sich jetzt am Bug des Boots. Ceres ging in der Hoffnung zu ihm, dass er mehr als sie selbst eine Idee hatte, wie sie von hier entkommen konnten. Der Hafen war gerade voller Schiffe und die Flotte der Besatzer trieb wie eine schwimmende Stadt neben der eigentlichen im Wasser.

„In Felldust war es noch schlimmer“, sagte Thanos. „Das hier ist die Hauptflotte. Mehr Schiffe sind auf dem Weg.“

„Um das Reich auseinanderzunehmen“, vermutete Ceres.

Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Sie hatte das Reich in die Knie zwingen wollen, aber das hier... jetzt wurde nur noch mehr Menschen Leid zugefügt. Gewöhnliche Menschen und Adlige würden von den Besatzern gleichermaßen versklavt, wenn man sie nicht gleich tötete. Mittlerweile mussten sie auch Stephania gefunden haben. Ceres hätte wahrscheinlich irgendeine Form von Genugtuung bei diesem Gedanken spüren sollen. Tatsächlich war sie jedoch in erster Linie erleichtert, dass sie nun aus ihrem Leben verschwunden war.

„Bereust du es, Stephania zurückgelassen zu haben?“ fragte Ceres Thanos.

Er legte einen Arm um sie. „Ich bedaure, dass es so weit kommen musste“, sagte er. „Aber nach allem, was sie getan hat... nein, ich bereue es nicht. Sie verdient es. Das und noch viel mehr.“

Er klang aufrichtig, aber Ceres wusste auch, wie schwierig die Dinge werden konnten, wenn es um Stephania ging. Wie es auch gewesen war, jetzt war sie weg und höchstwahrscheinlich sogar tot. Sie hingegen waren frei. Oder würde es zumindest sein, wenn sie es lebendig aus dem Hafen schafften.

Sie sah, wie ihr Vater nickte und auf etwas deutete.

„Dort, seht ihr diese Schiffe? Sie sehen so aus als würden sie aufbrechen.“

Es stimmte, dort waren einige Galeeren und Koggen, die den Hafen im Pulk verließen. Sie fuhren dichtgedrängt im Pulk davon, so als hätten sie Angst, dass ihnen jemand all das wegnähme, was sie mit sich nahmen. So wie sie Felldust kannte, würde genau das wahrscheinlich passieren.

„Was sind das?“ fragte Ceres. „Handelsschiffe?“

„Ein paar bestimmt“, antwortete ihr Vater. „Gefüllt mit Raubgut aus den Eroberungen. Ich würde vermuten, dass einige von ihnen Sklavenhalter sind.“

Bei dieser Vorstellung wurde Ceres schlecht. Dass es dort vor ihr Schiffe gab, die die Menschen ihrer Stadt verschleppten, um ihnen ein Leben in Ketten aufzuzwingen, erfüllte sie mit einer solchen Wut, dass sie diese Schiffe am liebsten mit ihren bloßen Hände in Stücke gerissen hätte. Doch das konnte sie nicht. Sie waren nur ein einzelnes Boot.

Ihrem Ärger zum Trotz konnte Ceres sehen, dass sich ihnen hier eine Gelegenheit bot.

„Wenn wir es dort rüber schaffen, wird sich niemand wundern, dass wir den Hafen verlassen“, sagte sie.

„Wir müssen es immer noch erst einmal dorthin schaffen“, bemerkte Thanos. Doch Ceres konnte sehen, dass er bereits versuchte, eine Route zu finden.

Die vollbeladenen Schiffe trieben so nah beieinander, dass es ihnen so vorkam als manövrierten sie ihr Boot eher durch eine Reihe von Kanälen als über ein offenes Gewässer. Sie bahnten sich mit Hilfe ihrer Ruder ihren Weg an den zusammengepferchten Schiffen vorbei und versuchten, keine Aufmerksamkeit zu wecken. Jetzt da sie es aus der Reichweite der Soldaten am Ufer geschafft hatten, würde niemand Verdacht schöpfen, dass sie hier nicht hingehörten. Sie konnten in der großen Masse der Felldustflotte untertauchen und sie als Tarnung nutzen, auch wenn einige unter den Besatzern noch immer auf der Jagd nach ihnen waren.

Ceres umklammerte das Schwert, das sie aus Akilas Leib gezogen hatte. Es war so groß, dass sie es kaum hochheben konnte, doch wenn sich ihr jemand in den Weg stellte, würde dieser schnell erkennen müssen, wie gut sie damit umgehen konnte. Vielleicht würde sich ihr sogar eines Tages die Gelegenheit bieten, es seinem Besitzer zurückzugeben, mit der Spitze zuerst in das Herz der Ersten Steins.

Doch vorerst konnten sie sich keinen Kampf erlauben. Es würde sie als Fremde enttarnen und ihnen jedes Boot in ihrer Umgebung auf den Hals jagen. So wartete Ceres ab. Sie spürte ihre eigene Anspannung, als sie an der bunt durchmischten Landungsflotte vorbeiglitten, an den Wracks ausgebrannter Schiffe und an jenen Schiffen, denen noch Schlimmeres angetan worden war. Ceres sah ein Boot, in dem Menschen wie Vieh gebrandmarkt worden waren, eines, in dem zwei Männer sich unter dem Jubel von Matrosen zu Tode prügelten, eines, in dem –

„Ceres, sieh“, sagte Thanos und deutete auf ein Schiff in ihrer Nähe.

Ceres blickte auf und sah ein weiteres Beispiel des Grauens um sie. Eine seltsam aussehende Frau, deren Gesicht von etwas ascheartigem bedeckt war, hatte man wie eine Galionsfigur an den Bug eines Schiffes gebunden. Zwei Soldaten peitschten sie abwechselnd aus, sodass sich ihre Haut langsam abzulösen schien.

„Es gibt nichts, was wir tun könnten“, sagte Ceres’ Vater. „Wir können es nicht mit allen gleichzeitig aufnehmen.“

Ceres verstand, was er meinte, und dennoch war ihr die Vorstellung, nur daneben zu stehen, während jemand gefoltert wurde, ein Graus.

„Aber das ist Jeva“, antwortete Thanos. Er fing Ceres’ verwirrten Blick ein. „Sie hat mich zum Knochenvolk geführt, das die Flotte angegriffen hat, damit ich in die Stadt entwischen kann. Es ist meine Schuld, dass das hier geschieht.“

Bei diesen Worten zog sich Ceres’ Herz zusammen, denn Thanos war nur ihretwegen zurück in die Stadt gekommen.

„Trotzdem“, sagte ihr Vater, „wenn wir versuchen, ihr zu helfen, bringen wir uns alle in Gefahr.“

Ceres konnte seine Bedenken nachvollziehen, und trotzdem wollte sie helfen. Thanos schien ihr einen Schritt voraus zu sein.

„Wir müssen ihr helfen“, sagte Thanos. „Tut mir leid.“

Ihr Vater streckte seine Hand nach Thanos aus, doch der war schneller. Er sprang ins Wasser und begann auf das Schiff zu zu schwimmen. Mögliche Gefahren die im Wasser lauerten, schien er dabei vollkommen zu ignorieren. Ceres wägte noch einen kurzen Moment lang ab... und dann warf sie sich ihm folgend ebenso in das Nass.

Es war schwer, mit dem schweren Schwert, das sie gestohlen hatte, zu schwimmen. Doch sie würde jede Waffe brauchen können. Sie tauchte in die kühlen Wellen ein und hoffte, dass die Haie sich an den Gefallenen der Schlacht sattgefressen hatten und dass sie der Dreck, den so viele Schiffe über Bord warfen, nicht töten würde. Ihre Hände schlossen sich um die Seile einer ankernden Galeere. Ceres begann hinaufzuklettern.

Es war nicht leicht. Die Schiffseite war glitschig und ihre Klettertour wäre auch ohne, dass Ceres unter Stephanias Händen viele Tage ausgelaugt worden wäre, beschwerlich gewesen. Irgendwie gelang es ihr dennoch, sich auf das Deck zu hieven. Sie warf das große Schwert vor sich auf den Boden als wäre sie ein Taucher, der gerade ein Netz mit Muscheln aus dem Wasser zog.

Sie kam rechtzeitig wieder zum Stehen, um einen Matrosen auf sich zurennen zu sehen.

Ceres griff mit beiden Händen nach ihrem gestohlenen Schwert, zog daran und schwang es in die Luft. Sie schnitt mit ihm in einem Halbbogen durch die Luft und machte den Matrosen einen Kopf kürzer. Dann blickte sie sich nach der nächsten Bedrohung um. Thanos rang bereits mit einem der Matrosen, der sich an der Frau aus dem Knochenvolk ergangen hatte. Ceres rannte ihm zu Hilfe. Sie schlitze dem Matrosen den Rücken auf, und Thanos warf den sterbenden Mann dem nächsten Matrosen entgegen.

„Mach sie frei“, sagte Ceres. „Ich halte sie solange auf.“

Sie schwang ihre Klinge in Bögen umher und hielt so die Matrosen auf Abstand, während Thanos an der Befreiung von Jeva arbeitete. Aus der Nähe sah sie noch seltsamer aus als aus der Ferne. Ihre weiche dunkle Haut war durchzogen von blauen Kreisen und Mustern, die wie qualmende Tentakel auch ihren kahl geschorenen Schädel bedeckten. Teile von Knochen baumelten an ihren sonst seidenen Kleidern, während ihre Augen angesichts ihrer Notlage herausfordernd funkelten.

Ceres blieb keine Zeit Thanos zuzusehen, wie er sie befreite, denn sie musste sich darauf konzentrieren, die Matrosen zurückzuhalten. Einer hackte mit einer Axt nach ihr. Die Axt schwang über ihre Hand hinweg. Ceres nutzte den Raum, der durch diesen Angriff entstanden war. Sie erledigte ihren Gegner im Vorbeigehen und schwang das Schwert in einem Kreis, um andere so zurückzudrängen. Sie öffnete das Bein eines Mannes und versetzte diesem einen Tritt gegen seinen Kieferknochen.

„Ich hab sie“, sagte Thanos. Als sich Ceres zu ihm umdrehte, konnte sie sehen, dass er die Frau aus dem Knochenvolk tatsächlich befreit hatte. Diese sauste schon an ihr vorbei und griff nach dem Messer eines gefallenen Mannes.

Sie bewegte sich wie ein todbringender Wirbelwind durch die Menge der Matrosen. Ceres blickte sich nach Thanos um, bevor sie versuchte, der Frau, die sie eigentlich hatte retten wollen, nachzufolgen. Sie sah, wie Thanos einen Hieb abwehrte und zurückschlug. Doch Ceres bekam es in diesem Moment mit einem anderen Kämpfer zu tun.

Die drei kämpften gemeinsam und wechselten ihre Positionen, als tanzten sie einen dieser Standardtänze, in dem sie es mit einem scheinbar nie endenden Strom aus Tanzpartnern zu tun hatten. Im Unterschied zu solchen waren diese Gegenüber jedoch bewaffnet, sodass jeder Fehltritt tödlich enden konnte.

Sie kämpften mit aller Kraft, und Ceres schrie ihnen jedes Mal herausfordernd entgegen, wenn sie sie angriffen. Sie schlug zu und sprang herum, dann schlug sie wieder zu. Sie sah, wie Thanos gegen die kantigen Umrisse eines Adligen kämpfte, während neben ihm die Frau aus dem Knochenvolk in teuflischer Aggression um sich schlug.

Dann tauchten die Kampfherren neben ihnen auf, und Ceres wusste, dass es Zeit war zu gehen.

„Über die Seite!“ schrie sie und rannte auf die Reling zu.

Sie tauchte in das Hafenbecken und spürte erneut die Kühle des Wassers. Sie schwamm auf das Boot zu und zog sich in sein Inneres hinein. Ihr Vater zog sie an Bord, dann half sie den anderen hinein.

„Was hast du dir dabei gedacht?“ fragte ihr Vater, als sie wieder auf dem Deck saßen.

„Ich dachte, dass ich nicht einfach zusehen kann“, antwortete Thanos.

Ceres wollte Einwand erheben, doch sie wusste, dass dies Teil von Thanos’ Persönlichkeit war. Es war ein Grund, weshalb sie ihn liebte.

„Dummheit“, sagte die Frau aus dem Knochenvolk mit einem Grinsen. „Eine wunderbare Dummheit. Danke.“

Ceres blickte sich nach den Booten in ihrer Nähe um. Sie waren jetzt in Alarmbereitschaft und viele der Matrosen liefen herum, um ihre Waffen zu holen. Ein Pfeil sauste in ihrer Nähe ins Wasser, dann ein zweiter.

„Rudert!“ schrie sie den Kampfherren zu, aber wohin sollten sie rudern? Sie konnte schon jetzt sehen, wie die anderen Schiffe sie abfangen würden. Schon bald würde es für sie keinen Ausweg mehr geben. Es war eine jener Situationen, in denen sie von ihren Kräften Gebrauch gemacht hätte, aber über diese verfügte sie jetzt nicht mehr.

Bitte, Mutter, bat sie stillschweigend, du hast mir schon einmal geholfen. Hilf mir auch jetzt.

Sie spürte die Gegenwart ihrer Mutter irgendwo flüchtig und ruhig am Rande ihres Seins. Sie spürte, wie sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter geweckt hatte, die jetzt durch sie hindurch sehen konnte und versuchte, herauszufinden, was ihr widerfahren war.

„Was haben sie dir angetan?“ flüsterte die Stimme ihrer Mutter. „Das ist das Werk des Zauberers.“

„Bitte“, sagte Ceres. „Ich fordere nicht meine Kräfte zurück, aber ich brauche jetzt irgendeine Hilfe.“

In der Stille, die folgte, flog Ceres ein Pfeil zwischen die Füße. Sie kamen ihnen immer näher.

„Ich kann das Getane nicht ungeschehen machen“, sagte ihre Mutter. „Aber ich kann dir dieses eine Mal eine andere Gabe leihen. Es wird jedoch nur dieses eine Mal sein. Ich glaube nicht, dass dein Körper mehr aushalten könnte.“

Das war Ceres egal, solange sie dadurch entkommen konnten. Die Schiffe hatten bereits begonnen, sie einzukesseln. Sie brauchte das.

„Berühr das Wasser, Ceres, und vergib mir, denn es wird wehtun.“

Ceres stellte keine weiteren Fragen. Sie legte ihre Hand auf das Wasser und spürte, wie das Nass über ihre Haut spülte. Sie machte sich bereit...

... und konnte kaum an sich halten, als etwas sie zu durchströmen begann. Es schimmerte über dem Wasser und breitete sich in der Luft aus. Es schien ihr, als hätte jemand einen Schleier über die Welt gelegt.

Ceres konnte dennoch sehen, wie sich Bogenschützen und Krieger entsetzt umblickten. Sie konnte die Verwunderung in ihren Stimmen hören, auch wenn ihr Rufen wie durch einen Schalldämpfer zu kommen schien.

„Sie können nichts sehen“, sagte Jeva. „Sie sagen, es sei dunkle Magie.“ Sie blickte Ceres mit einer gewissen Ehrfurcht an. „Mir scheint, Thanos hat im Hinblick auf dich nicht übertrieben.“

Da war sich Ceres nicht sicher. Den Schmerz zu ertragen war ihr eine größere Last, als sie glauben mochte. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie ihn noch würde aushalten können.

„Rudert“, sagte sie. „Rudert bevor es nachlässt!“




KAPITEL DREI


In den hohen Gewölben des Schlosstempels beobachtete Irrien ungerührt, wie Stephania von den Priestern für die Opferung vorbereitet wurde. Er rührte sich nicht vom Fleck während sie umherhuschten, um die schreiende und sich windende Stephania auf dem Altar festzubinden.

Normalerweise hatte Irrien wenig Zeit für solcherlei Dinge. Die Priester waren ein Haufen blutrünstiger Narren, die glaubten, dass man den Tod auf diesem Wege beschwichtigen konnte. Als könnte irgendjemand den Tod aufhalten als wenn nicht durch die Stärke des eigenen Arms. Betteln nützte nichts, nicht bei den Göttern und nicht bei ihm, wie Delos’ kurzzeitige Herrscherin bald erfahren würde.

„Bitte Irrien, ich werde alles tun, was du von mir verlangst! Willst du, dass ich vor dir niederknie? Bitte!“

Irrien stand immer noch wie versteinert da und ignorierte sie so wie er die Schmerzen seiner Wunde ignorierte. Gaffende Adlige und Krieger umringten ihn. Sie zusehen zu lassen, war von ebenso großem Wert wie den Priestern ihre Opferung zu gewähren. Ihre Gunst war letztlich eine weitere Quelle der Macht, die er anzapfen konnte, und Irrien würde nicht so dumm sein, sich diese Möglichkeit durch die Lappen gehen zu lassen.

„Begehrst du mich denn nicht?“ bettelte Stephania. „Ich dachte, du wolltest mich zu deiner Gespielin machen.“

Auch gegen Stephanias Charme konnte sich Irrien nicht völlig erwehren. Das war Teil des Problems. Als ihre Hand auf seinem Arm gelegen hatte, hatte er etwas gespürt, das sich von den gewöhnlichen Regungen, die er für andere schöne Sklavinnen empfand, unterschied. Das würde er nicht zulassen. Das konnte er nicht zulassen. Niemand würde Macht über ihn haben, selbst nicht, wenn diese Macht ihren Ursprung in ihm selbst hatte.

Er blickte über die Menge. Dort gab es genügend schöne Frauen. Stephanias ehemalige Zofen knieten dort angekettet. Einige weinten angesichts dessen, was ihrer früheren Herrscherin gleich bevorstehen würde. Er würde sich schon bald mit ihnen ablenken. Jetzt musste er sich erst einmal von Stephania und der Bedrohung, die durch das, was er für sie fühlte, von ihr ausging, befreien.

Der Ranghöchste unter den Priestern trat zu ihm. Das Gold und Silber in seinem Bart klirrte, während er sich bewegte.

„Alles ist bereitet, gnädiger Herr“, sagte er. „Wir werden das Kind aus dem Mutterleib schneiden und es dann in traditioneller Weise auf dem Altar opfern.“

„Und euren Göttern wird das gefallen?“ fragte Irrien. Wenn der Priester den feinen Spott in seinen Worten wahrgenommen hatte, so wagte er nicht, es sich anmerken zu lassen.

„Es wird ihnen gefallen, Erster Stein. Sogar sehr.“

Irrien nickte.

„Dann soll es geschehen, wie du gesagt hast. Allerdings werde ich derjenige sein, der das Kind töten wird.“

„Ihr, Erster Stein?“ fragte der Priester. Er klang überrascht. „Aber warum?“

Weil es sein Sieg war, nicht der des Priesters. Weil Irrien derjenige gewesen war, der sich seinen Weg durch die Stadt gekämpft hatte, während diese Priester aller Wahrscheinlichkeit irgendwo auf einem Schiff in Sicherheit gesessen hatten. Weil er derjenige gewesen war, der dafür eine Wunde davongetragen hatte. Weil sich Irrien gerne selbst um die durch ihn zum Tode Geweihten kümmerte anstatt sie Männern von niedrigerem Rang zu überlassen. Er würde ihnen jedoch diese Erklärung schuldig bleiben. Er schuldete solchen Menschen keine Erklärungen.

„Weil ich es so will“, sagte er. „Hast du irgendwelche Einwände?“

„Nein, Erster Stein, ich habe keine Einwände.“

Irrien bemerkte zufrieden die in diesen Worten mitschwingende Furcht, nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie ein Beweis seiner Macht war. Alles das hier waren Beweise seiner Macht. Es war zu gleichen Teilen eine Siegeserklärung wie eine Danksagung an die schaulustigen Götter. Auf diesem Weg konnte er zeigen, dass er diesen Ort für sich beanspruchte, während er gleichzeitig sich ein Kind vom Halse schaffte, dass, wenn es alt genug wäre, Anspruch auf seinen Thron erheben könnte.

Weil es ein Beweis seiner Macht war stand er hier und beobachtete die Menge während die Priester begannen, ihr Blutbad in die Wege zu leiten. In ordentlichen Reihen aufgestellt knieten sie sich hin, die Krieger und Sklaven, Händler und jene die von sich behaupteten von adligem Blut zu sein. Er konnte ihre Angst riechen, ihre Tränen und ihre Abscheu.

Hinter ihm sangen sie Priester in einer alten Sprache, die ihnen angeblich von den Göttern selbst gegeben worden war. Irrien blickte sich um und sah, dass der höchste der Priester eine Klinge über Stephanias entblößten Bauch hielt. Die Klinge setzte an, während Stephania sich noch immer zu wehren versuchte.

Irrien wendete sich wieder den Zuschauern zu. Hier ging es um sie und nicht um Stephania. Er sah ihr Entsetzen als sich hinter ihm Stephanias Bitten in Schreie verwandelten. So konnte er ihre Reaktionen sehen, die Ehrfurcht, die Angst, den stillen Hass und jene, die das Spektakel zu genießen schienen. Er sah auch, wie eine der Zofen beim Anblick dessen, was dort hinter ihm vor sich ging, ohnmächtig wurde, und er nahm sich vor, sie dafür zu bestrafen. Eine andere weinte so sehr, dass eine andere sie festhalten musste.

Irrien fand, dass diese Beobachtungen ihm mehr über jene, die ihm dienten, verriet als irgendeine Loyalitätsbekundung es vermocht hätte. Schweigend machte er jene unter den Sklaven aus, die noch immer noch vollends gebrochen worden waren und jene unter den Adligen, die ihn mit zu großem Neid ansahen. Die Aufmerksamkeit eines klugen Mannes ließ auch im Augenblick des Sieges nicht nach.

Stephanias Schreie wurden einen Moment lang noch greller. Sie schienen sich zu einem Crescendo zu steigern, das sich mit den Gesängen der Priester in perfekter Weise ergänzte. Es folgte ein Wimmern. Irrien bezweifelte, dass sie das überleben würde. Doch das war ihm gerade egal. Sie erfüllte ihren Zweck, indem sie der Welt zeigte, wer hier der Herrscher war. Alles andere war unnötig. Beinahe geschmacklos.

Irgendwo inmitten dieses Lärms mischte sich ein neues Geschrei, das des Neugeborenen, unter das von Delos’ schönster Adliger. Irrien trat wieder an den Altar und breitete seine Arme aus, um so die Aufmerksamkeit der Zuschauenden zu gewinnen.

„Wir sind hergekommen und das Reich war schwach. Also haben wir es eingenommen. Ich habe es eingenommen. Die Schwachen sollen dienen oder sterben und ich bestimme, welches Schicksal ihnen gehört.“

Er wandte sich dem Altar zu, auf dem Stephania lag. Ihr Kleid war zerschnitten worden und so kleidete sie jetzt zu gleichen Teilen Blut und Gedärme wie Samt und Seide. Sie atmete noch immer, doch unregelmäßig. Solch eine Wunde würde eine schwache Person wie sie es war nicht einfach wegstecken können.

Irrien blickte die Priester an und nickte in Richtung von Stephanias ausgestrecktem Leib.

„Schafft das weg.“

Sie beeilten sich, ihm zu gehorchen und trugen sie davon, nachdem einer der Priester ihm das Kind wie ein Geschenk von größtem Wert überreicht hatte. Irrien starrte es an. Es kam ihm komisch vor, dass ein solch kleines und schwaches Ding eine Gefahr für jemanden wie ihn darstellte, doch Irrien war kein Dummkopf, ein solches Risiko einzugehen. Eines Tages würde der Junge zu einem Mann herangewachsen sein, und Irrien hatte mehrfach erfahren müssen, was geschah, wenn ein Mann nicht das bekam, was er glaubte zu verdienen. In seiner Zeit als Erster Stein hatte er mehrere Male töten müssen.

Er legte das Kind auf den Altar und wandte sich erneut an das Publikum während er sein Messer zog.

„Seht alle her“, befahl er. „Seht her und vergesst nie, was ihr gesehen habt. Die anderen Steine sind nicht hier, um diesen Sieg zu vollziehen. Ich aber bin es.“

Er drehte sich wieder zum Altar und wusste in der selben Sekunde, dass etwas nicht stimmte.

Dort stand eine Gestalt, ein jungaussehender Mann mit knochenweißer Haut, hellem Haar und Augen von einem dunklen Bernsteinton, der Irrien an den von Katzen erinnerte. Er trug ein Gewand, das an den Stellen hell war, wo das der Priester dunkel war. Er zog ohne Ekel sondern eher mit einem gewissen Interesse seinen Finger durch das Blut auf dem Altar.

„Ah, Lady Stephania“, sagte er mit einer Stimme, die ausgeglichen und angenehm und wahrscheinlich falsch war. „Ich habe ihr angeboten, meine Schülerin zu werden. Sie hätte mein Angebot annehmen sollen.“

„Wer bist du?“ fragte Irrien. Er veränderte seinen Griff um das Messer von einem zum Hinrichten zu einem zum Kämpfen geeigneten. „Wie kannst du es wagen, meinen Sieg zu stören?“

Der andere Mann breitete seine Hände aus. „Ich will dich nicht stören, Erster Stein, aber du wolltest gerade etwas zerstören, das mir gehört.“

„Etwas...“ Irrien erkannte erstaunt, was der Fremde meinte. „Nein, du bist nicht der Vater des Kindes. Der ist ein Prinz dieses Landes.“

„Das habe ich auch nicht behauptet“, sagte der andere Mann. „Aber mir wurde das Kind als Bezahlung angeboten, und ich bin gekommen, um diese Schuld einzutreiben.“

Irrien konnte spüren, wie er wütend wurde. Er umklammerte den Griff seines Messers noch stärker. Er drehte sich zu seinen Wachen, um ihnen zu befehlen, den Narren festzunehmen. Erst jetzt bemerkte er, dass die Anderen sich nicht mehr bewegten. Sie standen wie hypnotisiert da.

„Ich sollte dir wohl meinen Glückwunsch aussprechen, Erster Stein“, sagte der Fremde. „Wie ich feststellen musste, haben die meisten Männer, die von sich behaupten, mächtig zu sein, eigentlich einen schwachen Willen, aber du scheinst nicht einmal meinen... kleinen Trick bemerkt zu haben.“

Irrien drehte sich erneut zu ihm. Er hielt jetzt Stephanias Kind in seinen Armen und wiegte es in einer erstaunlich fürsorglich anmutenden Weise.

„Wer bist du?“ fragte Irrien. „Sag es mir, damit ich es auf deinen Grabstein schreiben lassen kann.“

Der andere Mann hob nicht einmal seinen Blick. „Er hat die Augen seiner Mutter, oder was meinst du? Bei den Eltern wird er zu einem starken und gutaussehenden Mann heranwachsen. Ich werde ihn natürlich ausbilden. Er wird ein gefürchteter und todbringender Kämpfer werden.“

Irrien machte ein wütendes Geräusch, das tief aus seiner Kehle zu kommen schien. „Wer bist du? Was bist du?“

Jetzt blickte der andere Mann zu ihm auf, und dieses Mal schienen seine Augen voll von Feuer und Hitze zu sein.

„Es gibt jene, die mich Daskalos nennen“, sagte er. „Aber es gibt auch jene, die mir viele andere Namen gegeben haben. Zauberer, natürlich. Mörder der Uralten. Schattenweber. Gerade bin ich ein Mann, der seine Schulden eintreibt. Gewähre mir das und ich werde dich in Frieden lassen.“

„Die Mutter dieses Kinds ist meine Sklavin“, sagte Irrien. „Sie hat nicht das Recht, ihr Kind zu verschenken.“

Daraufhin hörte er den anderen Mann lachen.

„Es ist dir wichtig, nicht wahr?“ sagte Daskalos. „Du musst gewinnen, weil du der Stärkste sein musst. Vielleicht ist das meine Lektion an dich, Irrien: es gibt immer jemanden, der stärker ist.“

Irrien hatte genug von ihm Zauberer hin oder her. Er hatte schon zuvor Männer und Frauen getroffen, die behauptet hatten, magische Kräfte zu besitzen. Einige von ihnen waren sogar fähig gewesen, Dinge zu tun, die Irrien nicht erklären konnte. Doch nichts davon hatte ihnen im Kampf gegen ihn genützt. Wenn man es mit Magie zu tun hatte, musste man einfach so schnell und brutal angreifen wie man konnte.

Er sprang nach vorne und stieß dem jungen Mann das Messer in seiner Hand in die Brust. Daskalos blickte an sich hinab. Dann trat er so ruhig und gelassen einen Schritt zurück, als hätte Irrien nichts weiter getan als sein Gewand zu streifen.

„Lady Stephania hat etwas ähnliches versucht, nachdem ich ihr vorgeschlagen hatte, ihr Kind zu nehmen“, sagte Daskalos leicht amüsiert. „Ich werde dir jetzt sagen, was ich ihr gesagt habe: es gibt einen Preis den man zahlt, wenn man versucht, mich anzugreifen. Vielleicht werde ich sogar den Jungen auf dich ansetzten.“

Irrien warf sich ein zweites Mal auf ihn und versuchte sich dieses Mal an dem Hals des Fremden, um diesen zum Schweigen zu bringen. Er stolperte an dem Altar vorbei und verlor beinahe das Gleichgewicht. Der Zauberer war verschwunden. Irrien blinzelte und blickte sich um. Er konnte kein Anzeichen von ihm mehr entdecken.

„Nein!“ brüllte Irrien. „Ich werde dich dafür töten. Ich werde dich jagen!“

„Erster Stein?“ sagte einer der Priester. „Geht es euch gut?“

Irrien schlug ihm mit der Rückseite seiner Hand ins Gesicht, sodass der Mann krachend zu Boden ging. Er hörte, wie die Menge erschrocken die Luft anhielt. Anscheinend lag der Bann des Zauberers nicht länger auf ihnen.

„Lord Irrien“, sagte der höchste der Priester. „Ich muss protestieren. Einen Priester zu schlagen, wird Euch den Zorn der Götter zuziehen.“

„Den Zorn der Götter?“ wiederholte Irrien. Er baute sich vor ihm auf, doch das schien dem alten Narren vor lauter Selbstgerechtigkeit gar nicht aufzufallen.

„Ihr solltet das ernst nehmen, Erster Stein“, sagte der Mann. „Und wo ist die Opfergabe?“

„Verschwunden“, sagte Irrien. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie einige der dortigen Zuschauer sich unruhig hin und her bewegten. Wenigstens sie schienen die Gefahr, die von seiner Wut ausging, zu erkennen.

Der Priester schien zu sehr von sich eingenommen, als es zu bemerken. „Den Göttern muss für diesen Sieg gedankt werden oder ihr lauft Gefahr, dass es keine weiteren Siege mehr geben wird. Vielleicht seid ihr der mächtigste Mann von allen, aber die Götter – “

Irrien zog den Mann zu sich heran und bohrte ein Messer in sein Herz. Der Zauberer hatte ihn schwach aussehen lassen. Er durfte nicht zulassen, dass der Priester das Gleiche tat. Irrien verlagerte das Gewicht des alten Mannes nach hinten bis er auf dem Altar lag, beinahe auf derselben Stelle wie zuvor Stephania.

„Ich habe diesen Sieg errungen, weil ich es wollte“, sagte Irrien. „Glaubt hier irgendjemand stärker als ich zu sein? Glaubt hier irgendjemand, dass ihm die Götter die Kraft geben können, sich das zu nehmen, was mir gehört? Gibt es irgendjemanden?“

Er blickte sich still und herausfordernd um, blickte in Augenpaare, merkte sich, wer den Blick abwandte, und wenn sie es taten, wie schnell und wie ängstlich. Er wählte einen anderen unter den Priestern aus. Er war jünger als der tote.

„Du, wie heißt du?“

„Antillion, Erster Stein.“ Irrien konnte die Furcht in seiner Stimme hören. Gut. Ein Mann sollte wissen, wer ihm sein Leben nehmen kann.

„Du bist nun der höchste Priester von Delos. Du unterstehst mir. Verstehen wir uns?“

Der junge Mann verbeugte sich. „Ja, Erster Stein. Was kann ich für Euch tun?“

Irrien blickte sich um und versuchte seine üble Laune wieder unter Kontrolle zu bringen. Wut konnte in der richtigen Dosierung jenen Angst einflössen, die man in die Knie zu zwingen suchte, doch unkontrollierte Wut war nichts weiter als eine Schwäche. Sie bestärkte Dissens und ermutigte diejenigen, die sie als Dummheit missverstanden.

„Kümmere dich um das, so wie du dich um die erste Opferung gekümmert hast“, antwortete Irrien und deutete auf den toten Priester. „Später wirst du zu mir in die königlichen Gemächer kommen.“

Er lief zu den knienden Sklaven und erwählte unter ihnen zwei von Stephanias ehemaligen Zofen. Sie waren beinahe von ebenso großer Schönheit wie ihre verstorbene Herrin, besaßen jedoch ein weitaus angemesseneres Maß an Ehrfurcht. Er zog sie auf die Füße.

„Später“, sagte Irrien. Wie zufällig stieß er eine der beiden in Richtung des Priesters. „Ich werde mir nicht nachsagen lassen, dass ich die Götter nicht respektieren würde. Aber mir erteilt niemand irgendwelche Befehle. Nimm die hier und opfere sie. Ich nehme an, dass das ihnen gefallen wird?“

Der Priester verbeugte sich erneut tief. „Was immer Euch gefällt, Erster Stein, wird auch den Göttern gefallen.“

Das war eine gute Antwort. Sie war beinahe gut genug, Irrien wieder aufzuheitern. Seine Hand umschloss den Unterarm der zweiten Frau. Sie blickte erschrocken ins Leere, da sie offenbar erkannte, wie knapp sie dem Tod von der Schippe gesprungen war.

Die andere begann zu schreien, als sie sie zum Altar zerrten.

Irrien kümmerte sich nicht darum. Er scherte sich fast genauso wenig um die Sklavin, die er nun hinter sich her zog. Die Schwachen hatten keinerlei Bedeutung. Von Bedeutung war hingegen der Zauberer, der sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte. Irrien wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, und es störte ihn, dass er nicht absehen konnte, was dieser Daskalos vorhatte.

Er brauchte fast den gesamten Weg bis zu den königlichen Gemächern, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es keine Rolle spielte. Wer würde schon verstehen können, was in dem Kopf eines solch stümperhaften Magiers vor sich ging? Es zählte nur, dass Irrien seine eigenen Pläne für das Reich hatte und soweit lief alles genau nach Plan.

Was ihm jetzt bevorstand, würde sogar alles Bisherige übertreffen, auch wenn ein Wermutstropfen dabei war. Was wollte der Zauberer mit dem Jungen? Was hatte er gemeint, als er sagte, dass er ihn in eine Waffe verwandeln würde? Allein der Gedanke daran ließ Irrien erschaudern und das war etwas, das Irrien verabscheute. Er behauptete, niemanden zu fürchten, doch dieser Daskalos...

Vor ihm hatte er mächtige Angst.




KAPITEL VIER


Thanos wusste, dass er besser den Horizont hätte beobachten sollen, doch er konnte nichts, als Ceres mit einer Mischung aus Stolz, Liebe und Faszination anzublicken. Sie stand am Bug ihres kleinen Bootes und hielt ihre Hand in das Wasser, während sie vom Hafen aus auf das offene Wasser zusteuerten. Die Luft um sie schwirrte noch immer während der Dunst, der sie in Unsichtbarkeit hüllte, das Licht, das durch ihn drang, zu brechen schien.

Thanos wusste, dass er sie eines Tages heiraten würde.

„Ich denke, das reicht“, sagte Thanos sanft. Er konnte die Anstrengung in ihrem Gesicht sehen. Ihre Kräfte forderten offensichtlich ihren Tribut.

„Nur... noch ein bisschen... weiter.“

Thanos legte eine Hand auf ihre Schulter. Irgendwo hinter ihm hörte er Jeva keuchen, so als würde die Frau aus dem Knochenvolk erwarten, dass ihre Kräfte ihn zurückschleudern würden. Thanos wusste, dass Ceres ihm das niemals antun würde.

„Wir sind in Sicherheit“, sagte er. „Niemand folgt uns.“

Er sah Ceres’ überraschten Blick, als diese sich erstaunt umblickend erkannte, dass sie sich bereits in tieferen Gewässern befanden. Hatte es sie so viel Konzentration gekostet, ihre Kräfte zu benutzen? Wie dem auch war, niemand war jetzt mehr hinter ihnen, nur ein leerer Ozean.

Ceres zog ihre Hand aus dem Wasser. Sie wankte leicht. Thanos fing sie auf und hielt sie aufrecht. Nach allem, was sie durchgestanden hatte, konnte er kaum glauben, dass sie noch einmal diese Kraft hatte aufbringen können. Er wollte jetzt für sie da sein. Nicht nur ab und zu sondern immer.

„Es geht mir gut“, sagte Ceres.

„Nicht nur das“, versicherte ihr Thanos. „Du bist unglaublich.“

So unglaublich wie er niemals für möglich gehalten hatte. Ceres war nicht einfach nur schön, klug und stark. Sie besaß nicht nur diese Kräfte und dachte zuerst immer an die anderen und dann an sich selbst. Es waren alle diese Dinge zusammen, und doch hatte sie auch noch etwas Besonderes, das sich diesen Beschreibungen entzog.

Sie war die Frau, die er liebte und nach allem, was in der Stadt geschehen war, war sie die einzige Frau, die er liebte. Thanos dachte darüber nach, was das bedeutete. Jetzt konnten sie endlich zusammen sein. Sie würden zusammen sein.

Sie blickt zu ihm auf und zog ihn zu sich hinab, um ihn zu küssen. Es war ein sanfter, liebevoller Augenblick voll von Zärtlichkeit. Thanos wünschte, dass dieser Moment von der gesamten Welt Besitz ergriffe und dass es nichts anderes mehr gäbe, um das sie sich kümmern mussten.

„Du hast dich für mich entschieden“, sagte Ceres und berührte sein Gesicht, als er sich wieder aufrichtete.

„Ich würde mich immer wieder für dich entscheiden“, sagte Thanos. „Ich werde jetzt immer für dich da sein.“

Diese Worte zauberten ein Lächeln auf Ceres’ Lippen. Doch konnte Thanos auch die latente Unsicherheit in ihrem Ausdruck sehen. Wie hätte es auch anders sein können und doch wünschte er sich, dass es diesen Zweifel nicht geben würde. Er hätte ihn ihr gerne ausgetrieben, sodass zwischen ihnen alles wieder gut gewesen wäre. Er wollte sie noch andere Dinge fragen, doch er wusste auch, dass er nichts überstürzen sollte.

„Ich würde mich auch immer wieder für dich entscheiden“, versicherte Ceres ihm und lehnte sich zurück. „Ich sollte mich jetzt mal mit meinem Vater und meinem Bruder kurzschließen.“

Sie trat zu Berin, der neben Sartes und Leyana stand. Eine glücklich aussehende Familie. Ein Teil von Thanos sehnte sich danach, sich zu ihnen zu gesellen, um ein Teil dieser Familie zu werden. Er wollte zu Ceres’ Leben dazugehören, und er vermutete, dass auch sie das wollte, doch Thanos wusste, dass die Dinge zwischen ihnen Zeit brauchen würden, um zu heilen.

Aus diesem Grunde blieb er, wo er war und widmete sich den übrigen Mitreisenden ihres Bootes. Für die Größe des Bootes waren es recht viele. Die drei Kampfherren, die Ceres gerettet hatte, übernahmen den Großteil der Ruderarbeit. Jetzt, da sie den Hafen hinter sich gelassen hatten, würden sie auch das kleine Segel setzen können. Akila lag auf der Seite, ein Rekrut, den Sartes befreit hatte, kümmert sich um seine Wunde.

Jeva stellte sich zu ihm.

„Du bist ein Schwachkopf, wenn du sie gehen lässt“, sagte Jeva.

„Ein Schwachkopf?“ konterte Thanos. „Ist das der Dank dafür, dass ich dir gerade das Leben gerettet habe?“

Er sah, wie die Frau aus dem Knochenvolk mit den Schultern zuckte. „Auch das war schwachsinnig. Sein Leben für ein anderes aufs Spiel zu setzen, ist dumm.“

Thanos legte seinen Kopf auf die Seite. Er würde sie wohl nie ganz verstehen können. Mit einem Blick auf Ceres gestand er sich ein, dass sich dies wohl nicht nur auf die Frau aus dem Knochenvolk beschränkte.

„Für seine Freunde setzt man auch sein Leben aufs Spiel“, sagte Thanos.

Jeva schüttelte den Kopf. „Ich hätte mein Leben nicht für dich riskiert. Wenn die Zeit gekommen ist, sich mit den Geistern der Urahnen zu vereinen, dann ist die Zeit eben gekommen. Das ist vielmehr eine Ehre.“

Thanos wusste nicht, wie er das verstehen sollte. Meinte sie das ernst? Wenn das so war, dann kam es ihm ein wenig undankbar vor angesichts dessen, was Ceres und er bereit gewesen waren, für ihre Rettung zu riskieren.

„Wenn ich geahnt hätte, welche Ehre es ist, als Galionsfigur an einem der Schiffe des Ersten Steins zu baumeln, dann hätte ich dich natürlich deinem Schicksal überlassen“, sagte Thanos.

Jeva blickte ihn leicht verärgert an. Jetzt war sie an der Reihe, herauszufinden, wie ernst er diese Aussage gemeint hatte.

„Du machst Witze“, sagte sie, „und trotzdem hättest du mich nicht retten sollen. Ich hab dir doch gesagt, nur ein Narr riskiert sein Leben für andere.“

Diese Einstellung konnte Thanos nicht teilen.

„Nun“, sagte er. „Ich bin zumindest froh, dass du noch am Leben bist.“

Jeva schien einen Moment lang nachzudenken. „Ich bin auch froh, was komisch ist. Den Toten wird das nicht gefallen. Vielleicht habe ich noch immer etwas zu tun. Ich werde dir folgen, bis ich herausgefunden habe, was das sein könnte.“

Sie sagte es so als wäre es schon beschlossene Sache, ohne dass Thanos ein Wörtchen hätte mitreden können. Er frage sich, wie es sein musste, wenn man mit der Gewissheit, dass die Toten über alles bestimmten, durch die Welt ging.

„Ist es nicht seltsam?“ fragte er sie.

„Was ist seltsam?“ antwortete Jeva.

„Anzunehmen, dass alle Entscheidungen im Leben von den Toten gemacht werden.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nicht alle Entscheidungen. Sie wissen nur mehr als wir. Sie sind viel mehr als wir hier. Wenn sie sprechen, sollten wir ihnen zuhören. Sieh dich doch mal an.“

Thanos musste die Stirn runzeln. Er gehörte nicht zum Knochenvolk und würde auch keine Anweisungen von einem Stellvertreter der Toten entgegennehmen.

„Mich?“

„Wärst du jetzt etwa hier, wenn deine Eltern und deren Eltern nicht bestimmte Entscheidungen getroffen hätten?“ fragte Jeva. „Du bist ein Prinz. Deine gesamte Macht basiert auf den Toten.“

Da hatte sie Recht, doch Thanos war sich unsicher, ob das das Gleiche war.

„Ich entscheide über die Lebenden nicht die Toten“, sagte er.

Jeva lachte als wäre es ein besonders lustiger Scherz. Dann verengte sie ihre Augen zu Schlitzen. „Oh, du meinst das ernst. Auch unter uns gibt es Menschen, die das behaupten. Meistens sind sie verrückt. Naja, letztlich leben wir in einer verrückten Welt, also warum sollte ich dich verurteilen? Wohin werden wir als nächstes fahren?

Darauf hatte Thanos keine Antwort.

„Ich bin mir nicht sicher“, gab er zu. „Mein Vater hat mir gesagt, wo ich meine wahre Mutter finden kann, und dann hat die Königin mir etwas anderes erzählt.“

„Na dann“, sagte Jeva. „Wir sollten dorthin fahren. Nachrichten von Toten sollten niemals ignoriert werden. Oder wir kehren in das Land meiner Leute zurück. Wir müssen ihnen noch berichten, was aus unserer Flotte geworden ist.“

Die Aussicht ihrem Volk die Nachricht so vieler Tode zu überbringen, schien sie nicht zu bekümmern. Auch schien sie Ceres immer wieder ehrfurchtsvolle Blicke zuzuwerfen.

„Sie ist genau so, wie du sie beschrieben hast. Was auch immer zwischen euch steht, räum’ es aus dem Weg.“

Aus ihrem Mund klang das so einfach als wäre es eine Leichtigkeit, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Thanos bezweifelte, dass die Dinge so einfach waren.

„Ich versuche es.“

„Dann gib dir mehr Mühe“, sagte sie.

Nichts lieber wollte Thanos. Er wollte Ceres seine Liebe gestehen. Mehr noch, er wollte sie fragen, ob sie sein werden wollte. Es schien als warteten sie schon eine Ewigkeit darauf.

Sie winkte ab. „Geh, geh zu ihr.“

Thanos war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, so sehr gedrängt zu werden, und doch musste er zugeben, dass Jeva Recht hatte, wenn es darum ging, an Ceres dran zu bleiben. Er ging zu ihr und den anderen hinüber. Ihr Gesichtsausdruck war ernster, als er erwartet hatte.

Ihr Vater drehte sich um und griff Thanos’ Hand.

„Schön dich wieder hier zu haben, Junge“, sagte er. „Die Dinge wären ohne dich weitaus komplizierter.“

„Ihr hättet schon einen Weg gefunden“, wehrte Thanos ab.

„Jetzt müssen wir unseren Weg erst einmal finden“, antwortete Berin. „Ich habe den Eindruck, dass jeder irgendwo anders hin will.“

Thanos sah Ceres nicken.

„Die Kampfherren meinen, wir sollten uns dort draußen als Söldner anbieten“, sagte sie. „Sartes zieht es auf das Land in der Nähe des Reichs, und ich habe darüber nachgedacht, zur Insel jenseits des Nebels zurückzufahren.“

„Jeva will zu ihrem Volk zurückfahren“, sagte Thanos.

„Und du?“ fragte Ceres.

Er wollte ihr über die Lande der Wolkenberge erzählen, über seine vermisste Mutter und die Möglichkeit, sie dort zu finden. Mit Ceres hätte er überall leben können. Doch dann blickte er zu Akila.

„Ich gehe dorthin, wo du hingehst“, sagte er, „allerdings glaube ich nicht, dass Akila eine lange Reise überleben würde.“

„Das glaube ich auch nicht“, sagte Ceres.

Thanos kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich bereits ein Ziel in den Kopf gesetzt hatte. Thanos war überrascht, dass sie noch nicht das Ruder übernommen hatte. Er konnte sich jedoch vorstellen, warum das so war. Als sie das letzte Mal das Kommando übernommen hatte, war Delos erst Stephania und dann den Besatzern in die Hände gefallen.

„Keine Sorge“, sagte Thanos und ergriff ihren Arm. „Ich vertraue dir. Was immer du entscheidest, ich werde dir folgen.“

Er vermutete, dass er damit nicht allein sein würde. Auch Ceres’ Familie würde ihr nicht von der Seite weichen und die Kampfherren hatten ihr ihre Treue geschworen, auch wenn sie davon sprachen, zu neuen Abenteuern aufbrechen zu wollen. Was Jeva anging... nun, Thanos hätte nicht von sich behauptet, dass er sie gut genug kannte, um zu wissen, was sie tun wollte, doch konnten sie sie immer noch irgendwo absetzen, wenn es das war, was sie wollte.

„Das Schmugglerboot das dich nach Delos gebracht hat, werden wir nicht einholen können“, sagte Ceres. „Selbst wenn wir wüssten, wo es sich gerade befindet, werden wir mit diesem kleinen Boot nicht schnell genug sein. Und wenn wir uns zu viel vornehmen... dann, denke ich, wird Akila es nicht schaffen.“

Thanos nickte. Er hatte die Wunde, die der Erste Stein ihrem Freund zugefügt hatte, gesehen. Dass Akila überhaupt noch lebte, war vor allem seiner Willenskraft geschuldet. Jetzt würde er jedoch einen echten Heiler brauchen.

„Wohin dann?“ fragte Thanos.

Ceres blickte erst ihn und dann die anderen an. Sie schien beinahe ängstlich das auszusprechen, was ihr in den Sinn gekommen war.

„Dann gibt es nur noch einen Ort“, sagte Ceres. Sie hob ihre Stimme so, dass das ganze Schiff sie vernehmen konnte. „Wir müssen nach Haylon fahren.“

Ihr Vater und ihr Bruder fingen gleichzeitig an die Köpfe zu schütteln. Selbst einige der Kampfherren schienen nicht sonderlich glücklich mit dieser Entscheidung.

„Haylon wird kein sicherer Ort sein“, sagte Berin. „Jetzt da Delos gefallen ist, wird Haylon das nächste Ziel sein.“

„Dann müssen wir ihnen helfen, es zu verteidigen“, sagte Ceres. „Vielleicht fällt uns dieses Mal wenigstens niemand in den Rücken.“

Damit hatte sie natürlich Recht. Delos hatten sie aus vielen verschiedenen Gründen verloren: die schiere Größe der Felldustflotte, die Städter, die geflohen waren anstatt zu kämpfen, und die fehlende Stabilität, die Stephanias Coup in die Hände gespielt hatte. Vielleicht würde es auf Haylon anders werden.

„Sie haben keine Flotte mehr“, hob Thanos hervor. „Ich musste sie überzeugen, Delos zu helfen.“

Er fühlte sich schuldig. Wenn er Akila nicht überredet hätte, dann wären viele gute Leute jetzt noch am Leben, und Haylon könnte sich jetzt selbst verteidigen. Sein Freund würde nicht verwundet auf ihrem Boot liegen und Hilfe benötigen.

„Wir haben entschieden... nach Delos zu fahren“, brachte Akila heraus.

„Und wenn sie keine Flotte haben, dann müssen wir ihnen erst recht helfen“, sagte Ceres. „Denk doch mal nach, Haylon ist der einzige uns nicht feindliche gesinnte Ort in unserer Nähe. Haylon hat das Reich besiegt als dieses noch so stark war, dass Felldust nicht gewagt hat, es anzugreifen. Sie brauchen unsere Hilfe. Genauso wie Akila. Wir werden nach Haylon fahren.“

Gegen keines dieser Argumente konnte Thanos etwas einwenden. Nicht nur das, er konnte sehen, wie die anderen ihre Meinung änderten. Ceres hatte schon immer diese Fähigkeit besessen. Es war ihr Name gewesen und nicht seiner, der das Knochenvolk überzeugt hatte. Sie war es gewesen, die Lord Wests Männer und die Rebellion überzeugt hatte. Mit jedem Mal war seine Bewunderung für sie gewachsen.

Es genügte, dass Thanos ihr überall hin gefolgte wäre, ob nach Haylon oder noch weiter. Er würde die Suche nach seinen Eltern vorerst auf Eis legen. Ceres war jetzt wichtiger; Ceres und den Schaden in Schach zu halten, den Felldust verursachen würde, wenn es sich einmal über Delos hinaus ausbreitete. Er hatte es im Hafen von Port Leyward gehört: es würde kein schneller Beutezug werden.

„Es gibt da nur ein einziges Problem“, hob Sartes hervor. „Wenn wir nach Haylon wollen, wird sicherlich eine Flotte von Felldust an uns vorbeikommen. Sie kamen doch aus dieser Richtung oder? Und ich glaube nicht, dass sie alle in Delos’ Hafen rumsitzen werden.“

„Mit Sicherheit nicht“, stimmte Thanos zu und dachte an das, was er zuvor in Felldust gesehen hatte. Mehrere kleine Flotten waren noch gar nicht zum Reich aufgebrochen; die Schiffe der anderen Steine trieben im Hafenbecken und wartetet ab, oder sie verluden Vorräte, um sich an den Plünderungen zu beteiligen.

Sie würden zu einer echten Gefahr, wenn ihr kleines Boot versuchen würde, auf direkter Route nach Haylon zu segeln. Ob sie auf ihrem Weg an Feinden vorbeikommen würden, wäre mit einem Glücksspiel zu vergleichen, und Thanos war sich nicht sicher, ob Ceres noch einmal in der Lage sein würde, ihren Trick, sie verschwinden zu lassen, anzuwenden.

„Wir müssen sie umschiffen“, sagte er. „Wir meiden die Küste, bis wir alle Routen kennen, die sie nehmen könnten. Dann können wir uns Haylon von der ihnen abgewandten Seite nähern.“

Er konnte sehen, dass den anderen diese Idee nicht sonderlich gefiel, und Thanos vermutete, dass das nicht nur an dem zusätzlichen Zeitaufwand lag. Er wusste, was sie dieser Weg kosten würde.

Jeva war schließlich diejenige, die es aussprach.

„Wenn wir diesen Weg wirklich einschlagen, dann müssen wir durch den Pass der Ungeheuer“, sagte sie. „Vielleicht sollten wir doch besser versuchen, es mit Felldust aufzunehmen.“

Thanos schüttelte den Kopf. „Wir werden in der Falle sitzen, wenn sie uns bemerken. Auf diesem Weg haben wir wenigstens eine Chance, keine Aufmerksamkeit zu erwecken.“

„Dafür werden wir vielleicht auch aufgefressen“, bemerkte die Frau aus dem Knochenvolk.

Thanos zuckte die Schultern. Er sah keine anderen Optionen. Ihnen blieb keine Zeit, irgendwo anders hinzufahren, und letztlich gab es keine andere Route als diese. Sie konnten es riskieren oder hier herumsitzen und Akila beim Sterben zusehen. Thanos konnte seinen Freund nicht so im Stich lassen.

Ceres schien das genauso zu sehen.

„Der Pass der Ungeheuer also. Lasst uns die Segel setzen!“




KAPITEL FÜNF


Ulren, der Zweite Stein, näherte sich dem fünfeckigen Turm mit der ruhigen Entschlossenheit eines Mannes, der glaubte, alle Fäden in der Hand zu halten. Um ihn wirbelte der Staub in seinem gewohnt endlosen Tanz, der ihn husten ließ, wenn er seinen Mund nicht mit einem Tuch bedeckte. Ulren jedoch tat weder das eine noch das andere. Er musste jetzt stark erscheinen.

Vor den Türen standen wie immer Wachen. Offiziell wurden sie von allen fünf Steinen bezahlt, tatsächlich waren sie jedoch Irriens Männer. Aus diesem Grund kreuzten sie ihre Speere, denn so erinnerten sie jeden niedriger gestellten Stein an seinen Stand.

„Wer da?“ rief einer.

Ulren grinste. „Der neue Erste Stein von Felldust.“

Er genoss den Anblick ihrer erschrockenen Blicke, bevor seine Männer mit erhobenen Armbrüsten aus dem Staub traten. Er besaß nicht die gleiche physische Stärke wie Irrien oder die durchtriebenen Spione von Vexa, den Reichtum von Kas oder die blaublütigen Freunde von Borion, aber er besaß von jeder dieser Stärken ein wenig. Jetzt hatte er endlich den Mut gefasst, diese Stärken auch auszuspielen.

Er weidete sich am Anblick der befederten Pfeile in den Brustkörben der Wächter, die ihn so viele Male abgewiesen hatten. Es war belanglos, aber diesem Moment gebührte ein gewisses Maß an Belanglosigkeit. Das war der Moment, in dem er alles das bekam, was er schon immer gewollt hatte.

Er öffnete mit seinem Schlüssel die Tür und trat hinein in das Licht des Turms. Was sagte es über die Stadt, dass die vom Rauch der Lampen erfüllte Luft hier drinnen noch immer besser war als die vor der Tür? Doch selbst das war etwas, das er heute in vollen Zügen genoss.

„Zügig“, rief er den Männern und Frauen zu, die ihm folgten. „Schlagt schnell zu.“

Sie schwärmten aus und der Glanz ihrer Waffen ermattete unter dem Ruß der Lampen. Als aus einem der Korridore Wachen kamen, schlugen sie geräuschlos zu. Ulren wandte seinen Blick nicht von dem Blutbad ab. All das spielte jetzt keine Rolle mehr.

Er machte sich über die scheinbar endlosen Treppenaufgänge auf den Weg zu den ganz oben gelegenen Räumlichkeiten. Unzählige Male war er schon hier hinauf gestiegen immer in dem Bewusstsein der Minderwertigkeit oder Zweit- oder Drittklassigkeit in einer Stadt, in der allein der erste von fünfen das Sagen hatte.

Das war in Ulrens Augen die Ironie dieser Stadt. Jeder kämpfte, um ganz oben zu stehen, fünf arbeiteten zusammen und doch war der Erste Stein der stärkste unter ihnen. Ulren strebte schon so lange danach, die Nummer Eins zu sein, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, jemals etwas anderes gewollt zu haben.

Er war vorsichtig gewesen, auch wenn diese Position schon immer die seine hätte sein sollen. Er hatte sich seine Machtposition schwer erarbeitet, angefangen mit den Ländereien seiner Familie. Er hatte seine ihm zur Verfügung stehenden Mittel gepflegt, wie ein Gärtner seine Pflanzen pflegt. Er war geduldig gewesen, so geduldig. Dann hatte er kurz vor der Ergreifung des Sitzes des Ersten Steins gestanden.

Dann war Irrien ihm in die Quere gekommen, und er hatte sich wieder in Geduld üben müssen.

Das Morden unter ihm nahm weiter seinen Lauf. Diener, in den Farben des Ersten Steins gekleidet, wurden von seinen Männern niedergemetzelt. Ohne Gnade, ohne Gewissen. Felldust war ein Land, in dem selbst ein unschuldig aussehender Sklave ein Messer hinter dem Rücken bereithielt, um es zu zücken.

Ein Soldat griff ihn aus dem Schatten heraus an. Ulren rang mit ihm und versuchte die Oberhand zu gewinnen.

Der Mann war stark, oder er hatte schlicht das Alter nicht mehr auf seiner Seite. Ulren hatte sich eingestehen müssen, dass das häusliche Training seinem Körper Schmerzen bereitete. Die Sklavenmädchen, die einst gerne zu ihm gekommen waren, mussten jetzt ihren Ekel und Überdruss verbergen. Es gab Tage, an denen er einen Raum betrat und sich fragte, warum ihn das jemals gestört hatte.

Doch hatte er nichts von seiner Durchtriebenheit eingebüßt. Er nahm den Schwung des anderen Angreifers auf, hakte seinen Fuß hinter dessen Bein und zog mit der ganzen ihm noch zur Verfügung stehenden Kraft daran. Der Soldat kam ins Stolpern und stürzte schließlich Hals über Kopf die Wendeltreppe hinab. Ulren überließ es seinen Kriegern, ihm den Rest zu geben. Es genügte, dass er keine Schwäche gezeigt hatte.

„Ist in der Stadt alles bereit?“ fragte er Travlen, einen Priester, der seine Berufung aufgegeben hatte, um ihm zur Seite zu stehen.

„Ja, gnädiger Herr. Eure Krieger kümmern sich in diesem Moment um all jene von Irriens Leuten, die sich noch in der Stadt befinden. Mehrere seiner Geschäftspartner haben angeboten die Seiten zu wechseln. Und was alle anderen angeht so wurde mir gesagt, dass sie als Opfergaben den Göttern große Freude bereiten werden.“

Ulren nickte. „Das ist gut. Nehmt jeden, der sich uns anschließen will und findet fähigen Ersatz für alle anderen. Ich habe keine Zeit für Verräter.“

„Ja, gnädiger Herr.“

„Bei den Göttern“, sagte Ulren, „nehmen diese Stufen denn nie ein Ende?“

Ein anderer hätte vermutlich Felldusts Machtzentrum an einen anderen Ort verlegt, doch Ulren hatte eine bessere Idee. In einem Land wie diesem konnten Traditionen eine weitere wichtige Kontrollinstanz darstellen.

Sie erreichten das oberste Geschoss. Diener und Sklaven schnitten dort frisches Obst und trugen Wasserkrüge umher, während sie auf Befehle der anderen Steine warteten. Ulren blieb von seinen Kämpfern umringt stehen.

„Gibt es hier irgendwelche Sklaven oder Diener des Ersten Steins?“ fragte er.

Einige traten vor. Wie konnten sie nur so dumm sein? Irrien hatte sie hier zurückgelassen. Vielleicht wollte er sie bei seiner Rückkehr vor Ort haben. Vielleicht waren sie ihm auch einfach egal. Ulren betrachtete die Männer und Frauen, die dort standen. Er stellte sich vor, wie Irrien die Angst in ihren Gesichtern genossen hätte. Er hatte genug Zeit mit dem Ersten Stein verbracht, um zu wissen, wie sein Erzrivale tickte.

Ulren war das alles egal. „Von diesem Moment an seid ihr alle meine Sklaven. Meine Männer werde feststellen, wer von euch es wert ist, zu uns zu gehören und wer an die Tempel als Opfergabe verschenkt wird.“

„Aber ich bin ein freier Mann“, beschwerte sich einer der Diener.

Ulren stellte sich vor ihn und stach ihm einen gezackten Dolch so tief in das Brustbein, dass seine Spitze auf seinem Rücken wieder zum Vorschein kam.

„Ein freier Mann, der die falsche Seite gewählt hat. Wünscht sonst noch irgendjemand zu sterben?“

Doch sie knieten nieder. Ulren schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Er ging zu der großen Tür mit Doppelflügeln, die den Haupteingang zum Versammlungsraum markierte. Es gab weitere Eingänge, einen für jeden der Steine. Sie sollten ihre Eigenständigkeit symbolisieren. Letztlich konnten sie sich so im Notfall schnell aus dem Staub machen.

Doch er ging nicht davon aus, dass sie gleich davonlaufen würden. Nicht, wenn er es richtig anstellte. Ulren gab seinen Leuten ein Zeichen, sich zurückzuhalten und abzuwarten. Hierfür gab es andere Wege und Mittel. Das war etwas, das Irrien als Barbar aus dem Staub nie verstanden hatte. Das war auch der einzige Vorzug, den der Zweite Stein gegenüber dem Ersten besaß und er wollte ihn so gut wie möglich nutzen.

Er streckte seine Hand aus, und einer seiner Diener reichte ihm sein dunkles Amtsgewand. Ulren schlang es um sich ohne die Kapuze überzustreifen und ging auf die Türen zu. Das blutbefleckte Schwert hielt er noch immer in der Hand. Es würde besser sein, klarzumachen, worum es hier ging.

Er trat an eines der hohen Fenster und blickte über die Stadt. Der Staub erschwerte ihm die Sicht, doch er konnte sich ausmalen, was dort unten vor sich ging. Krieger zögen durch die Straßen und verfolgten jene, die Irrien zurückgelassen hatte. Kundschafter würden ihnen folgen, um die Neuigkeiten zu verkünden. Ganoven würden anfangen den Händlern zu erzählen, wem sie jetzt ihre Steuern schuldeten. Die Stadt unter dem Staub veränderte sich, und Ulren hatte dafür gesorgt, dass sie sich so veränderte, wie er es wollte.

Dennoch war er vorsichtig. Er war schon einmal bereit gewesen, den Sitz des Ersten Steins zu übernehmen. Er hatte die stärksten Söldner auf seiner Seite gehabt, hatte sich Zugang zu einer Unmenge an Geheimnachrichten verschafft, nur um einem Anfänger den Thron zu überlassen.

Wer war damals der Erste Stein gewesen? Maxim? Thessa? Er konnte sich kaum erinnern, so oft hatten sich die Herrschaftsverhältnisse in den letzten Jahren verändert. Wichtig war nur, dass Irrien sich dazwischengedrängt hatte und ihm das genommen hatte, was ihm gehört hätte. Ulren war am Leben geblieben, weil er es hingenommen hatte. Jetzt hatte der Erste Stein es zu weit getrieben und es war Zeit, etwas zu unternehmen.

Er betrat den Raum, in dem die fünf Steine ihre Entscheidungen fällten. Die anderen waren bereits eingetroffen, so wie er es gehofft hatte. Kas strich sich besorgt seinen spitzen Bart. Vexa war in einen Bericht vertieft. Borion war draufgängerisch genug, um zu riechen, dass etwas in der Luft lag.

„Was ist los?“ fragte er.

Ulren verschwendete keine Zeit mit Nettigkeiten. „Ich habe beschlossen, Irrien herauszufordern.“

Er beobachtete die Reaktionen der anderen. Kas strich weiter über seinen Bart. Vexa hob eine Augenbraue. Borion zeigte die stärkste Reaktion, das hatte Ulren auch erwartet. Wie oft hatte Irrien ihn vor anderen Herausforderern gewarnt? Wie oft hatte er ihm geholfen, seine Spielschulden zu begleichen?

„Irrien ist nicht hier und kann nicht herausgefordert werden“, bemerkte Borion.

Als hätte es eine ähnliche Situation nicht schon einmal gegeben. Glaubte er, dass Ulren nicht jede Neubesetzung des Rates in seiner Zeit als einer der Steine bemerkt hatte?

„Das sollte es vereinfachen, nicht wahr?“ sagte Ulren. Er ging auf Irriens Stuhl zu.

Zu seiner Überraschung stellte sich Borion ihm in den Weg und zog ein schlankes Schwert.

„Und du glaubst, dass du dich jetzt einfach selbst zum Ersten Stein machst?“ fragte er. „Ein alter Mann, der seine Position schon so lange besetzt, dass sich niemand mehr an seine Ernennung erinnern kann? Einer, der die Position des Zweiten Steins nur deshalb behält, weil Irrien Störungen vermeiden will?“

Ulren bewegte sich zu einer freien Stell im Raum, legte seine formale Robe ab und legte sie sich über der Arm.

„Glaubst du, dass ich deshalb daran festhalte?“ sagte er. „Willst du mich wirklich herausfordern, Junge?“

„Ich habe es jahrelang gewollt, aber Irrien hat es mir immer und immer wieder verwehrt“, sagte Borion. Er hob seine Klinge und brachte sich für ein Duell in Stellung. Ulren musste grinsen.

„Das ist deine letzte Chance, am Leben zu bleiben“, sagte Ulren, obwohl sich Borion diese Chance bereits in jenem Moment verspielt hatte, als er seine Klinge gegen ihn gehoben hatte. „Wie du sehen kannst, besitzen Kas und Vexa genug Verstand, um mich nicht herauszufordern. Leg deine Waffe nieder und setz dich hin. Auch du wirst einen Rang hinzugewinnen.“

„Warum sollte ich mich damit begnügen, wenn ich einen alten Mann töten und mich selbst an die Spitze setzen kann?“ konterte Borion.

Er sprang nach vorne, und Ulren musste zugeben, dass der Junge schnell war. Ulren war in seiner Jugend sicherlich genauso schnell gewesen, aber das war nun schon lange her. Er hatte jedoch in den vielen Jahren Kampffähigkeiten erlernt, sodass er nicht unbedingt schnell sein musste, solange er die Distanz richtig einzuschätzen wusste. Er schleuderte sein zusammengelegtes Gewand herum, um damit Borions Schwert zu fassen zu bekommen.

„Ist das alles, was du zu bieten hast, alter Mann?“ fragte der fünfte Stein. „Irgendwelche Kniffe?“

Ulren lachte und noch während er das tat, griff er an. Borion war schnell genug, um zurückzuspringen, trotzdem streifte Ulrens Klinge seine Brust.

„Du solltest diese Kniffe nicht unterschätzen, Junge“, sagte Ulren. „Einem Mann ist jedes Mittel recht, um am Leben zu bleiben.“

Er trat zurück und wartete ab.

Borion stürmte auf ihn zu. Natürlich tat er das. Die Jungen reagierten und wurden zum Sklaven ihren Emotionen. Sie versäumten es, nachzudenken. Oder ausreichend nachzudenken. Borion versuchte es mit einigen hinterhältigen Tricks und Täuschungsmanövern, die Ulren alle bereits hunderte Male zuvor gesehen hatte. Darin lag die Gefahr, wenn man jung war: man glaubte, auf Ideen gekommen zu sein, die schon vor dir viele Männer das Leben gekostet hatten.

Ulren trat zur Seite und warf sein Gewand über den jungen Mann als dieser mit seinem angriffslustigen Schwert an ihm vorbeistürmte. Borion kam unter dem Stoff ins Straucheln und versuchte, sich davon zu befreien. In diesem Moment schlug Ulren zu. Er trat nahe an Borion heran und griff dessen Arm, sodass dieser sein Schwert nicht länger zum Einsatz bringen konnte. Dann begann er, auf ihn einzustechen.

Er ging systematisch und konsequent vor mit all der Geduld die er sich in den Jahren als Krieger zugelegt hatte. Ulren konnte sehen, wie Blutflecken sich auf dem Umhang abzuzeichnen begannen, je mehr der Stoff sich um Borion schlang. Doch er hielt nicht inne, bis der andere Mann zu Boden ging. Er hatte Männer gesehen, die auch nach den schlimmsten Verletzungen wieder aufgestanden waren. Das würde er nicht riskieren.

Er stand schwer atmend da. Es war schwer genug gewesen, all die Stufen hinaufzusteigen. Seine Lungen schienen unter der Anstrengung, diesen Mann zu töten, zu platzen, doch Ulren würde sich keine Blöße geben. Er ging hinüber zu Irriens Stuhl und positionierte sich zunächst dahinter.

„Hat sonst noch irgendjemand Einwände vorzubringen?“ fragte er Kas und Vexa.

„Nur was die Unordnung anbelangt“, sagte Kas. „Aber dafür gibt es Sklaven, wie ich annehme.“

„Gegrüßt sei der Erste Stein“, sagte Vexa ohne besondere Begeisterung.

Es war ein Moment des Triumphes. Es war ein Moment, auf den Ulren viele Jahre hingearbeitet hatte. Jetzt, da er gekommen war, fühlte es sich seltsam an, sich auf das Granit des Stuhls des Ersten Steins niederzulassen.

„Ich habe mir bereits Irriens Belange zu eigen gemacht“, sagte Ulren. Er deutete mit einer Hand in Borions Richtung. „Bedient euch an denen des Jungen, wenn ihr wollt.“

Das würden sie. Ulren hatte keinerlei Zweifel, dass sie das würden. Schließlich ging es in dieser Stadt um nichts anderes.

„Und selbstverständlich werden wir einen neuen Fünften und Vierten Stein brauchen“, sagte Ulren.

Das wäre für sie das Stichwort gewesen, einen Sitz aufzurücken. Doch keiner von beiden rührte sich. Sie blieben auf den Stühlen sitzen, für die sie gekämpft hatten und ließen den Stuhl des Zweiten Steins unbesetzt. Ulren war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel, auch wenn er ihre Angst verstehen konnte. Dass sie sich nicht rührten, war ein Zeichen, dass dieser Kampf noch nicht ausgefochten war und dass sie sich der neuen Ordnung nicht einfach unterordnen würden.

Sie hielten sich zurück, so wie sie sich zurückgehalten hatten, als Irrien die Macht ergriffen hatte.

Mehr noch, sie verhielten sich als wäre das letzte Wort noch nicht gesprochen.




KAPITEL SECHS


Stephania erwachte in einem Zustand größter Schmerzen. Das gesamte Universum schien sich zu einem Knäul aus Schmerzen verdichtet und in ihrem Bauch eingenistet zu haben. Sie hatte das Gefühl gehabt, in Stücke gerissen zu werden... doch hatte man sie tatsächlich aufgeschnitten.

Bei dieser Vorstellung entwich ihr ein weiterer Schrei. Dieses Mal gab es jedoch keine Priester oder Krieger, die zu Zeugen ihrer Qualen wurden, nur der offene Himmel, den sie durch ihren Tränenschleier über ihr erkennen konnte. Sie hatten sie nach draußen geschleppt, um sie dem Tod zu überlassen.

Sie musste ihre gesamte Kraft zusammennehmen, um nur den Kopf zu heben und sich umzublicken.

Noch im selben Moment wünschte sie sich, es nicht getan zu haben. Soweit das Auge reichte, war sie von Müllbergen umgeben. Zertrümmertes Geschirr, Tierkadaver, Glass und vieles mehr. Die Trümmer des Stadtlebens schienen sich in einer endlosen Landschaft der Verzweiflung um sie auszubreiten.

Gleichzeitig stieg von ihr übler Gestank in die Nase, übermächtig und faulig schien er den gesamten Raum um sie auszufüllen. Auch ein Gestank des Todes mischte sich in ihn und da erblickte Stephania die Leichen, die man hier zurückgelassen hatte, als wären sie nichts. In der Ferne glaubte sie das Feuer einer Bestattung zu sehen, doch dann bezweifelte sie, dass es sich dabei um jene vornehmen Feuerbestattungen handelte. Es waren sicherlich einfach nur Gräben, die darauf warteten, immer mehr Leichen zu verschlingen.

Stephania wusste nun, wo sie sich befand, in der Mülldeponie der Stadt, in der tausende ihren Müll zurückließen und die Ärmsten der Armen nach brauchbaren Überresten gruben. Normalerweise wurden nur jene Toten hergebracht, deren Familien sich kein Grab leisten konnte oder die als Opfer von Gewalttätern im Sterben verlassen worden waren.

Stephania sank für eine scheinbare Ewigkeit zurück auf den Boden, der Himmel schwamm in Wellen über ihr. Nur ihre Willenskraft bewahrte sie davor, der Schwärze, die sie zu verzehren suchte, nachzugeben. Sie zwang sich erneut, den Kopf zu heben, ohne dem Schmerz Beachtung zu schenken.

Dort liefen einige Gestalten über die Müllberge. Sie trugen Lumpen und ihre Gesichter waren dreckverschmiert. Viele von ihnen waren kaum älter als Kinder. Ihre Füße hatten sie in Lumpen gewickelt, um sich so vor scharfen Kanten zu schützen.

„Hilfe... helft mir“, rief Stephania.

Es war nicht so, dass sie großen Glauben an den Edelmut anderer besaß. Sie hatte schlicht keine andere Wahl. Nach allem, was ihr widerfahren war, würde sie ohne Hilfe nicht überleben. Sie hatten das Kind aus ihrem Leib geschnitten, um es zu opfern. Sie hatten ihn ihr gestohlen!

Als hätte dieser Gedanke es heraufbeschworen, schoss ein heißer Schmerz ihr in den Bauch, und Stephania schrie auf. Ihr Hilferuf hatte die Lumpensammler nicht erreicht, doch ihr Schrei tat es nun. Sie stiegen vorsichtig über die Berge aus zerbrochenem Müll und schienen sicher, dass es sich hierbei um eine Falle handeln musste. Sie sahen jedoch nicht wie Menschen aus Felldust aus. Die allerniedrigsten Ränge schienen selbst einen Krieg zu überleben, ohne dass sich etwas änderte.

Stephania wünschte auch ihr Leben wäre von einer solchen Stabilität bestimmt. Sie war sich so sicher gewesen, die Geschehnisse in der Stadt kontrollieren zu können; die Belagerung aussitzen zu können und zu einem Arrangement mit Irrien zu gelangen. Jetzt lag sie wie ausrangiert auf einer Mülldeponie und hatte kaum genug Kraft, weiter zu atmen.





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Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN, das als gratis Ebook erworben werden kann, ist HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE das siebte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe FÜR RUHM UND KRONE von Morgan Rice. Da Delos in Trümmern liegt, bleibt Ceres, Thanos und den anderen nur noch die Flucht zu dem letzten freien Winkel des Reichs: der Insel Haylon. Dort hoffen sie sich mit den verbliebenen Freiheitskämpfern zu verbünden, die Inseln zu befestigen und in einer großangelegten Verteidigung die Horden von Felldust zu vertreiben. Ceres erkennt bald, dass, wenn sie weiterhin darauf hoffen wollen, die Insel verteidigen zu können, sie mehr als gewöhnliche Kräfte braucht: sie muss den Bann des Zauberers brechen und die Kräfte der Uralten zurückgewinnen. Dazu muss sie sich alleine auf eine Reise begeben, den Fluss des Blutes befahren, um zu der dunkelsten aller Höhlen zu gelangen, einem Ort an dem weder Leben noch Tod existieren und an dem sie wahrscheinlich ihr Leben verlieren wird. Der Erste Stein Irrien ist unterdessen entschlossen, Stephania als seine Sklavin zu halten und Delos zu unterdrücken. Doch die anderen Steine von Felldust mögen andere Pläne haben. HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE erzählt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) Buch 8 aus der FÜR RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald!

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