Книга - Schurkin, Gefangene, Prinzessin

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Schurkin, Gefangene, Prinzessin
Morgan Rice


Für Ruhm und Krone #2
Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN ist nach SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1) das zweite Buch aus der Bestseller Serie FÜR RUHM UND KRONE der Fantasy-Autorin Morgan Rice. Die siebzehnjährige Ceres ist ein hübsches Mädchen aus dem Reich Delos. Durch einen königlichen Erlass sieht sie sich gezwungen im Stadion - einer brutalen Kampfarena - zu kämpfen, in der Krieger aus allen Ecken der Welt zusammenkommen, um einander zu töten. Ihre Chance zu überleben ist angesichts der Härte ihres Gegners gering. Alles was sie tun kann, ist auf ihre innersten Kräfte zu vertrauen und ein für alle Mal aus der Sklavin eine Kriegerin zu machen. Der achtzehnjährige Prinz Thanos erwacht auf der Insel Haylon und muss erkennen, dass seine eigenen Leute ihn erst versucht haben zu töten und ihn dann totgeglaubt am mit Leichen übersäten Strand zurückgelassen haben. Von den Rebellen gefangenen genommen, muss er sich nicht nur seinen Weg zurück ins Leben bahnen, sondern auch herausfinden, wer versucht hat ihn zu ermorden, um Rache nehmen zu können. Weit voneinander getrennt haben Ceres und Thanos ihre Liebe füreinander nicht verloren. Doch am Hof des Reiches herrschen Lügen, Betrug und Falschheit vor und so spinnt die Eifersucht unter dem Adel ein kompliziertes Netz aus Lügen, das durch ein tragisches Missverständnis dazu führt, dass sie irrtümlich den Tod des anderen annehmen müssen. Die Entscheidungen die sie treffen, werden das Schicksal des anderen bestimmen. Wird Ceres den Kampf im Stadion überlegen und eine Kriegerin werden so wie die Vorsehung besagt? Wird Thanos’ Wunde heilen und er das vor ihm verborgen gehaltene Geheimnis aufdecken? Werden die zwei voneinander Getrennten wieder zueinander finden?SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN erzählt die heldenhafte Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Betrug, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch Buch 2 in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) Buch 3 aus der FÜR RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald!







SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN



(FÜR RUHM UND KRONE--BUCH 2)



MORGAN RICE


Morgan Rice



Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich für ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten dafür ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten über Facebook und Twitter!


Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice



„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“

--Books and Movie Reviews

Roberto Mattos



„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“

--The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)



„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“

--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)



„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“

--Publishers Weekly


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Copyright © 2016 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Kiselev Andrey Valerevich und werden unter der Lizenz Shutterstock.com verwendet.


INHALTSVERZEICHNIS



KAPITEL EINS (#ulink_343bf6f3-3a5c-59c7-a318-40a8cba2015c)

KAPITEL ZWEI (#u022472b4-98dc-524c-9168-c6f0e7b19802)

KAPITEL DREI (#u4006de12-f17d-5530-8110-42300f5c6147)

KAPITEL VIER (#ub1d2ee15-359e-595f-b513-fdf3d8ca2860)

KAPITEL FÜNF (#uab24ff78-ba3f-5c50-a231-7bcce0cbdaab)

KAPITEL SECHS (#u9bc47971-1b65-5ad6-827f-6762b00135e2)

KAPITEL SIEBEN (#u30756c46-de3a-5442-b4a9-a22ef0a49cc3)

KAPITEL ACHT (#u4935f510-3d9e-5cbe-8995-161fef4b1374)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)




KAPITEL EINS


„Ceres! Ceres! Ceres!”

Ceres konnte den Gesang der Menge genauso deutlich spüren wie ihren pochenden Herzschlag. Sie hob anerkennend ihr Schwert und umklammerte es noch fester, um die Qualität des Leders zu testen. Es war ihr egal, dass sie ihren Namen wahrscheinlich erst vor einigen Augenblicken erfahren hatten. Es genügte ihr, dass sie ihn kannten und die Rufe ihr eine körperliche Wohltat waren.

Auf der anderen Seite des Stadions stand bereits ihr Gegner, ein riesiger Kampfherr, der sie anblickte und sich über den Sandboden bewegte. Ceres musste bei seinem Anblick schlucken, Angst stieg in ihr auf, auch wenn sie versuchte sie zu unterdrücken. Vielleicht würde das hier der letzte Kampf ihres Lebens.

Der Kampfherr lauerte wie ein eingesperrter Löwe und schwang sein Schwert durch die Luft, um seine Muskelpracht zur Schau zu stellen. Mit seinem Brustschild und Visierhelm sah er aus wie aus Stein gemeißelt. Ceres konnte kaum glauben, dass er aus Fleisch und Blut war.

Ceres schloss die Augen und sammelte sich.

Du kannst es schaffen, sagte sie sich selbst. Vielleicht schaffst du es nicht ihn zu besiegen, doch du musst ihm zumindest tapfer die Stirn bieten. Wenn du stirbst, dann ehrenhaft.

Ein Trompetenton drang an Ceres’ Ohr und erhob sich sogar über das Gebrüll der Menge. Es erfüllte die Arena, und plötzlich begann ihr Gegner auf sie zu zurennen.

Er war schneller als sein schwerer Körper vermuten ließ und er war im Handumdrehen bei ihr, so dass sie kaum eine Chance hatte zu reagieren. Alles, was sie tun konnte, war ihm auszuweichen. Staub wirbelte auf.

Der Kampfherr schwang sein Schwert mit beiden Händen. Ceres duckte sich und spürte den Luftzug als es an ihr vorbeischnitt. Er schwenkte sein Schwert wie ein Schlächter sein Schlachtmesser und als sie sich umdrehte um den Angriff abzuschmettern, spürte sie den Aufprall von Metall gegen Metall bis in ihren Arm hinein. Sie hatte nicht gewusst, dass es solch starke Kämpfer gab.

Sie kam ins trudeln, doch ihr Gegner folgte ihr in finsterer Unnachgiebigkeit.

Ceres hörte, wie sich unter ihren Namen auch Jubel- und Buhrufe mischten. Sie zwang sich zur Konzentration; sie heftete ihre Augen auf den Gegner und versuchte sich an ihr Training zu erinnern und spielte im Kopf ihre Möglichkeiten durch. Sie versuchte, mit ihrem Schwert auf ihn einzuschlagen und drehte ihr Handgelenk, versuchte so seine Abwehr zu durchbrechen.

Doch der Kampfherr knurrte nur kurz als die Klinge seinen Vorderarm streifte.

Er grinste, als würde er es genießen.

„Dafür wirst du bezahlen“, warnte er sie. Er hatte einen starken Akzent aus einem der entferntesten Winkel des Reiches.

Wieder ging er auf sie los, so dass sie sich wehren und ihm ausweichen musste. Sie wusste, dass sie keinen Frontalangriff mit jemandem riskieren durfte, der so stark war.

Ceres fühlte wie der Boden unter ihrem rechten Fuß nachgab, ein Gefühl von Taumel erfasste sie, wo sie festen Boden unter den Füßen gebraucht hätte. Sie blickte nach unten und sah wie Sand in einen Graben rieselte. Ihr Fuß hing für einen Moment über dem Abgrund und sie schlug mit dem Schwert blind um sich und hatte Mühe nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Die Abwehr des Kampfherrn war gnadenlos. Für einen Moment war sich Ceres sicher, dass sie nun sterben würde, denn sie sah keinen Weg, wie sie die Hiebe des Gegners auf Dauer abwehren sollte. Sie spürte das Scheppern der Klingen bei jedem Schlag, den sie einstecken musste. Er ließ nur etwas an Geschwindigkeit nach, wenn er gegen ihre Rüstung schlug. Ihr Bruststück drückte ihr mit bestialischem Druck ins Fleisch, während sie an der Stelle, an der der Schutz aufhörte, einen beißenden Schmerzen spürte, als das Schwert in ihr Schlüsselbein schnitt.

Sie stolperte rückwärts und sah. wie sich um sie herum auf dem Boden weitere Gräben auftaten, die wie die Mäuler hungriger Biester darauf warteten. sie zu verschlingen. Und da kam ihr eine verzweifelte Idee: vielleicht konnte sie die Gräben zu ihrem Vorteil nutzen.

Ceres rannte an den Rändern der Gräben entlang und hoffte, dass sie so etwas Tempo aus dem Kampf nehmen konnte.

„Ceres!“ rief Paulo.

Sie drehte sich und ihr Waffenhalter warf ihr einen kurzen Speer zu. Ihre feuchten Hände umgriffen seinen wuchtigen Schaft aus Holz. Der Speer war kürzer als man ihn in einer echten Schlacht verwendet hätte, doch war er immer noch lang genug. um seinen blattförmigen Kopf über die Gräben zu schleudern.

„Ich werde dich Stück für Stück zerlegen“, drohte der Kampfherr und bahnte sich seinen Weg.

Bei einem Gegner, der so stark war, hatte sie die besten Chancen, wenn sie ihn auslaugte, dachte Ceres. Wie lange würde jemand, der so schwer war, durchhalten? Ceres konnte bereits das Brennen ihrer eigenen Muskeln und den Schweiß auf ihrem Gesicht spüren. Wie viel schlimmer musste es erst für den Kampfherrn sein?

Es war unmöglich es genau zu wissen, doch es war ihre beste Chance. So wich sie weiterhin aus, hielt dem Schwertkampf stand und nutzte die Länge ihres Speeres so gut es ging. Es gelang ihr, durch die massive Abwehr des Kämpfers zu dringen, doch war auch das letztlich nicht mehr wert als ein Klirren gegen seine Rüstung.

Der Kampfherr trat auf den Boden und versuchte Ceres so Staub in die Augen zu streuen, doch sie drehte sich rechtzeitig weg. Sie wirbelte herum und schwang den Speer nahe am Boden auf seine ungeschützten Beine abzielend. Er sprang darüber, doch schaffte sie es ihm eine weitere Wunde an seinem Vorderarm zuzufügen, als sie den Speer wieder nach oben nahm.

Ceres hatte es nun gezielt auf die Extremitäten des Gegners abgesehen und schwang das Schwert abwechselnd auf und nieder. Der Koloss wehrte sich und suchte nach einem Weg aus dieser Bedrängnis, doch Ceres gab nicht nach. Sie versuchte nun an sein Gesicht zu kommen und ihn damit wenigstens kurz aus der Fassung zu bringen.

Der Kampfherr griff nach dem Speer. Er griff ihn unterhalb des Speerkopfs und zerrte an ihm während er auswich. Ceres musste ihn loslassen, denn sie wollte nicht riskieren, dass er sie so mit seinem Schwert erwischen konnte. Ihr Gegner schnappte den Speer und zerbrach ihn über seinem Knie als wäre er ein Zweig gewesen.

Die Menge brüllte.

Ceres spürte kalten Schweiß auf ihrem Rücken. Für einen Augenblick stellte sie sich vor, wie der große Mann ihre Knochen auf ähnlich mühelose Weise brach. Sie musste bei diesem Gedanken schlucken und griff erneut nach ihrem Schwert.

Sie umgriff den Schwertgriff mit beiden Händen als der nächste Angriff kam, denn es war der einzige Weg, auf dem sie die Kraft des Angriffs entgegennehmen konnte und trotzdem war sie noch immer immens. Jeder Schlag fühlte sich an, als wäre sie eine Glocke, die von einem Hammer geschlagen wurde. Jeder Schlag sandte Stoßwellen durch ihren Körper.

Ceres konnte spüren wie sie mit jedem Schlag müder wurde. Jeder Atemzug wurde zu einem mühevollen Akt. Es stand außer Frage, eine Gegenoffensive zu starten oder irgendetwas anderes als auszuweichen und zu hoffen.

Und dann passierte es. Ceres spürte, wie sich langsam Kraft in ihr zusammenbraute. Wärme breitete sich wie die Glut eines Buschfeuers in ihr aus. Es saß in ihren Eingeweiden und wartete darauf, dass Ceres es entfesselte.

Energie überströmte sie. Die Welt wurde langsamer, bewegte sich im Schneckentempo und schließlich hatte sie das Gefühl, als hätte sie alle Zeit der Welt, die nächste Attacke entgegenzunehmen.

Auch schien es ihr als würden ihr alle Kräfte zur Verfügung stehen. Mühelos wehrte sie einen Angriff ab, schwang das Schwert herum und schlitzte den Arm des Kampfherrn mit einer Mischung aus gleißendem Licht und Geschwindigkeit auf.

„Ceres! Ceres!“ skandierte die Menge.

Sie sah, wie die Wut des Kampfherrn wuchs, als der Gesang der Menge anhielt. Sie wusste warum. Sie sollten ihn anfeuern, seinen Sieg verkünden und sich an ihrem Tod laben.

Er brüllte und stürmte auf sie zu. Ceres wartete so lange sie konnte und zwang sich stillzustehen bis er nah genug herangekommen war.

Dann fiel sie zu Boden. Sie spürte das Rascheln seiner Klinge über ihrem Kopf, dann den rauen Sand unter ihren Knien. Sie warf sich nach vorne, schwang ihr Schwert in einem Bogen herum und rammte es in die Beine des Kampfherrn als er an ihr vorbeistürzte.

Er fiel mit dem Gesicht zuerst auf den Boden. Das Schwert flog aus seiner Hand.

Die Menge drehte durch.

Ceres stand über ihm und blickte auf die schreckliche Wunde, die ihr Schwert ihm zugefügt hatte. Sein Versuch wieder aufzustehen scheiterte, und er drehte sich auf den Rücken und hob eine Hand zum Gnadenersuch in die Höhe. Ceres hielt sich zurück, blickte sich nach dem Königshaus um, das entscheiden würde, ob der Mann vor ihr mit dem Leben davon kommen würde. Wie sie sich auch entscheiden würden, sie war entschlossen einen hilflosen Kämpfer nicht umzubringen.

Ein neuer Trompetenton erscholl.

Ein Dröhnen folgte als sich das Eisentor an der Seite der Arena hob. Schon der Klang allein war genug um Ceres einen Schauer über den Rücken zu jagen. In diesem Moment fühlte sie sich nur noch wie eine Beute, der nachgejagt wurde, damit man sie rennen sah. Sie wagte einen Blick auf die Herrschaften in der königlichen Loge, denn sie mussten es mit Absicht getan haben. Der Kampf war vorbei gewesen. Sie hatte gewonnen. Doch das war nicht gut genug. Sie wollten sie tot sehen und sie würde das Stadion nicht lebend wieder verlassen.

Eine Kreatur polterte herein, die größer als ein Mensch, jedoch von einem struppigen Fell bedeckt war. Aus seinem bärengleichen Gesicht ragten Reißzähne und dornenartige Wirbel überzogen den Rücken der Kreatur. Seine Füße waren Klauen von der Länge von Dolchen. Ceres wusste nicht was es war, doch das brauchte sie auch nicht, um zu wissen, dass es todbringend war.

Die bärengleiche Kreatur sank auf alle Viere und rannte nach vorne, während Ceres sich mit ihrem Schwert in Stellung brachte.

Es erreichte zuerst den zu Fall gebrachten Kampfherrn und Ceres hätte den Blick abgewandt, wenn sie es gewagt hätte. Der Mann schrie auf, als es einen Satz machte, doch er würde es unter keinen Umständen schaffen, rechtzeitig aus dem Weg zu rollen. Die gigantischen Tatzen droschen nieder und Ceres konnte hören, wie seine Brustplatte nachgab. Das Biest brüllte, als es sich an ihrem früheren Gegner verging.

Als es aufblickte, waren seine Tatzen von nassem Blut durchtränkt. Es sah zu Ceres, fletschte die Zähne und griff an.

Sie hatte kaum Zeit auszuweichen und hob mit ihrem Schwert gegen das Tier aus als es an ihr vorbeipreschte. Die Kreatur jaulte vor Schmerzen.

Doch der Schwung riss ihr das Schwert aus den Händen, es fühlte sich an, als würde ihr der Arm abgerissen und so musste sie es loslassen. Sie sah mit Entsetzen wie ihre Klinge über den Sand schlitterte und in einem der Gräben verschwand.

Das Biest griff erneut an und Ceres blickte sich fieberhaft nach der Stelle um, wo die zwei zerbrochenen Teile ihres Speers im Sand lagen. Sie tauchte ab, griff eines der Teile und rollte sich in einer Bewegung ab.

Als sie sich auf eines ihrer Knie stützte, war die Kreatur schon wieder dabei sie anzugreifen. Sie durfte nicht davonrennen, sagte sie sich. Das war ihre einzige Chance.

Es stieß mit ihr zusammen, das Gewicht und die Geschwindigkeit rissen Ceres von den Füßen. Es gab keine Zeit nachzudenken, keine Zeit, Angst zu haben. Sie stieß den Überrest des Speeres immer und immer wieder in das Fell des Biests. Die Tatzen des Bärenbiestes schlossen sich um sie.

Seiner ungeheuerlichen Kraft war unmöglich beizukommen. Ceres hatte das Gefühl, dass ihre Rippen unter dem Druck bald brechen würden, die Brustplatte krächzte bereits unter der Kraft der Kreatur. Sie spürte seine Klauen über ihren Rücken und ihre Beine kratzen und grausame Schmerzen rollten über sie.

Sein Fell war zu dick. Ceres stach immer und immer wieder auf das Tier ein, doch sie merkte, dass die Spitze kaum sein Fleisch durchdrang. Es zog an ihr, seine Klauen schürften über jeden Fetzen blanker Haut.

Ceres schloss die Augen. Sie griff mit allem was sie hatte nach der Kraft in ihr, ohne zu wissen, ob es funktionieren würde.

Sie spürte einen Energieball. Sie ballte ihre Kraft, sandte sie in den Speer und rammte ihn dem Biest dorthin, wo sie hoffte sein Herz zu treffen.

Das Biest schrie und ließ von ihr ab.

Die Menge tobte.

Ceres wandte sich vor Schmerzen, kroch unter dem Biest hervor und stand mit wackeligen Beinen auf. Sie blickte zu dem Tier hinab, der Speer ragte aus seinem Herzen und es rollte sich heulend hin und her, während es Laute ausstieß, die angesichts seiner Größe jämmerlich wirkten.

Dann erschlaffte es und starb.

„Ceres! Ceres! Ceres!“

Das Stadion wurde erneut vom Jubel erfüllt. Wohin Ceres auch blickte, überall riefen Menschen ihren Namen. Adlige und das gewöhnliche Volk schienen in diesem Jubel vereint und verloren sich in diesem Moment des Sieges.

„Ceres! Ceres! Ceres!“

Sie genoss die Aufmerksamkeit. Es war unmöglich, sich dieser Schmeichelei zu entziehen. Ihr Körper schien den Puls der Menge, die sie umgab, aufzunehmen und sie breitete ihre Arme aus und sog die Stimmung in sich ein. Sie drehte sich langsam im Kreis, beobachtete die Gesichter derjenigen, die sie gestern noch nicht einmal gekannt hatten und sie jetzt anbeteten als wäre sie die einzige Person auf der Welt, die ihnen wichtig war.

Ceres war so sehr in dem Moment gefangen, dass sie die Schmerzen, die ihr die Wunden bereiteten, kaum wahrnahm. Ihre Schulter schmerzte und sie berührte sie mit der Hand. Sie war noch feucht und das Blut sah im Sonnenlicht hellrot aus.

Ceres starrte einige Sekunden auf den Fleck. Die Menge rief noch immer ihren Namen, doch das Pochen des Herzens in ihren Ohren war plötzlich lauter geworden. Sie blickte zur Menge hinauf und erst jetzt bemerkte sie, dass sie kniete. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie auf die Knie gesunken war.

Aus dem Augenwinkel konnte Ceres Paolo auf sie zu rennen sehen, doch er schien in weiter Ferne zu sein, so als würde es nichts mit ihr zu tun haben. Blut tropfte von ihren Fingern in den Sand und färbte ihn dunkel. Sie hatte sich noch nie so schwindelig gefühlt, ihr war noch nie so leicht zumute gewesen.

Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, wie sie mit dem Gesicht zuerst nach vorne überkippte und auf dem Boden der Arena mit dem Gefühl landete, sich nie wieder bewegen zu können.




KAPITEL ZWEI


Thanos öffnete langsam die Augen. Verwirrt bemerkte er die Wellen, die über seine Knöchel und Handgelenke schwappten. Unter ihm konnte er den körnigen weißen Sand von Haylons Stränden spüren. Salzwasser drang gelegentlich in seinen Mund und erschwerte ihm das Atmen.

Thanos blickte den Strand hinab, unfähig irgendetwas anderes zu wagen. Schon das bereitete ihm Mühe, denn er verlor immer wieder das Bewusstsein. Er glaubte in der Ferne Flammen und Kampfgeräusche wahrzunehmen. Schreie erreichten ihn zusammen mit dem Klang von aufeinanderprallendem Stahl.

Die Insel, erinnerte er sich. Haylon. Ihr Angriff hatte begonnen.

Warum lag er also hier im Sand?

Es brauchte einen Moment bis er den Schmerz in seiner Schulter richtig deuten konnte. Er erinnerte sich und fuhr bei dem Gedanken daran zusammen. Der Moment, in dem das Eisen von hinten in seine Schulter gedrungen war, fiel ihm ein. Er erinnerte sich an das Entsetzen über den Betrug des Typhoons an ihm.

Der Schmerz brannte in Thanos und breitet sich wie eine wuchernde Pflanze über seinem Rücken aus. Jeder Atemzug schmerzte. Er versuchte seinen Kopf zu heben – doch ihm wurde schwarz vor Augen.

Als Thanos wieder zu Bewusstsein kam, lag er mit dem Gesicht nach unten im Sand und der einzige Hinweis darauf, dass er eine Weile ohne Bewusstsein gewesen sein musste, war der höhere Gezeitenstand und das Wasser, das nun seine Hüfte und nicht mehr nur seine Knöchel umspülte. Er schaffte es endlich den Kopf so weit zu heben, dass er die anderen Körper um ihn herum sehen konnte. Der Tod hatte in diesem Fleckchen der Welt Einzug gehalten und soweit er blicken konnte die weißen Sandstrände unter seine Gewalt gebracht. Er sah gefallene Männer in Reichsrüstungen und er sah unter den Leichen auch die derjenigen, die versucht hatten, ihre Heimat zu verteidigen.

Der Gestank von Leichen drang Thanos in die Nase und er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben. Niemand hatte die Gefallenen in Freund und Feind geteilt. Solche Nettigkeiten konnten bis nach der Schlacht warten. Vielleicht würde das Reich auch darauf warten, dass die Flut ihm diese Aufgabe abnahm; sein Blick wurde auf das rot-schimmernde Wasser gelenkt und Thanos konnte bereits Flossen im Wasser sehen. Noch keine großen Haie – eher Räuber als Jäger – doch wie groß mussten sie werden, damit sie ihn verschlingen konnten?

Thanos spürte einen Anflug von Panik. Er versuchte mit Hilfe seiner Arme an den Strand zu robben. Er zog sich eine halbe Körperlänge nach vorne und schrie vor Schmerzen.

Wieder wurde ihm schummrig.

Als er wieder zu sich kam, lag Thanos auf seiner Seite und blickte auf zwei Figuren, die so nah neben ihm hockten, dass er sie hätte berühren können, wenn er dazu die Kraft gehabt hätte. Sie sahen nicht wie Reichssoldaten aus, nicht einmal wie Soldaten, schließlich hatte Thanos lange genug unter Kriegern gelebt, so dass er den Unterschied erkennen konnte. Der junge und der alte Mann sahen eher wie Bauern aus, gewöhnliche Menschen, die wahrscheinlich geflohen waren, um sich vor der Schlacht in Sicherheit zu bringen. Das hieß nicht, dass sie weniger gefährlich waren. Beide hielten Messer in der Hand und Thanos fragte sich, ob die beiden nicht genauso Räuber waren wie die Haie im Meer. Er wusste von jenen, die nach der Schlacht Leichen plünderten.

„Der hier atmet noch“, sagte der erste von ihnen.

„Das sehe ich. Schneid ihm einfach den Hals durch und dann ist gut.“

Thanos’ Körper spannte sich an und bereitete sich auf einen Kampf vor, auch wenn es nichts gab, was er hätte tun könnte.

„Schau“, sagte der Jüngere. „Jemand hat ihn von hinten überfallen.“

Thanos sah, dass der ältere Mann bei diesen Worten seine Stirn leicht in Falten legte. Er stellte sich hinter Thanos und verließ so sein Sichtfeld. Thanos gelang es, ein Schreien zu unterdrücken, als der Mann die Stelle berührte, aus der noch immer frisches Blut sickerte. Er war ein Prinz des Reiches. Er würde keine Schwäche zeigen.

„Ich glaube du hast Recht. Hilf mir, ihn in Sicherheit vor den Haien zu bringen. Die Anderen werden das sehen wollen.“

Thanos sah, wie der jüngere Mann nickte und gemeinsam gelang es ihnen, ihn in seiner Rüstung aufzuheben. Doch dieses Mal entfuhr Thanos ein Schrei, denn der Weg an den Strand bereitete ihm große Schmerzen.

Sie ließen ihn wie Treibholz dort liegen, wo der Sand trocken war und die Flut noch nicht ihre Spuren hinterlassen hatte. Sie liefen davon, doch Thanos war vom Schmerz so überwältigt, dass er ihnen nicht nachblickte.

Es schien ihm unmöglich abzuschätzen, wieviel Zeit vergangen war. Er hörte noch immer das Toben der Schlacht im Hintergrund, das Heulen von Gewalt und Wut, die geballten Schreie und Signalhörner. Eine Schlacht konnte in Minuten aber auch Stunden geschlagen werden. Sie konnte beim ersten Angriff entschieden sein oder sich fortschleppen bis keine Seite mehr die Kraft hatte und die Kämpfer nur noch davonstolperten. Thanos hatte keinen Anhaltspunkt, zu welcher Art diese Schlacht tendierte.

Schließlich näherte sich ihm eine Gruppe Männer. Sie sahen in der Tat aus wie Soldaten, mit ihrer kantigen Art, die nur diejenigen trugen, die einmal um ihr Leben gekämpft hatten. Es war offensichtlich, wer von ihnen der Anführer war. Der große Mann mit dunklem Haar, der vorneweglief trug zwar nicht die aufwendig gefertigte Rüstung eines Reichsgenerals, doch mit Herannahen der Gruppe war er es, zu dem sie blickten um Anordnungen zu erhalten.

Der Fremde war wahrscheinlich in seinen Dreißigern, hatte einen kurzen Bart, der genauso dunkel war, wie der Rest seines Haars. Auch wenn sein bloßer Körperbau bescheiden war, so strahlte er doch Stärke aus. Er trug zwei kurze Schwerter an jeder seiner Hüftseiten und Thanos vermutete, dass sie keinem optischen Zweck dienten, denn das automatische Greifen seiner Hände nach den Schwertgriffen verriet anderes. Seinem Ausdruck nach schätzte Thanos ihn als ruhig und überlegt ein. Er schien keinen Winkel des Strands aus den Augen zu verlieren, immer in vorausahnender Erwartung eines Angriffs. Sein Blick traf den Thanos’ und das Grinsen, das darauf folgte, legte einen seltsamen Humor offen, der alle anderen im Glauben lassen musste, dass er etwas gesehen hatte, das ihnen entgangen war.

„Deswegen habt ihr mich hergeholt?“ sagte er als die zwei, die Thanos gefunden hatten, vortraten. „Ein sterbender Reichssoldat in einer Rüstung, die nur für ihn glänzt?“

„Trotzdem ein Adliger“, sagte der Ältere. „Was man an seiner Rüstung erkennen kann.“

„Und er wurde von hinten angegriffen“, hob der Jüngere hervor. „Von seinen eigenen Männern anscheinend.“

„Er ist also selbst denen, die unsere Insel an sich reißen wollen, nicht gut genug?“, fragte der Führer.

Thanos sah wie der Mann näher kam und sich neben ihn kniete. Vielleicht wollte er vollenden, was dem Thyphoon vorab nicht geglückt war. Kein Krieger aus Haylon würde Erbarmen mit jemandem aus der Konfliktpartei haben.

„Was hast du getan, dass deine Leute dich umbringen wollten?“ fragte der Fremde so leise, dass nur Thanos ihn hören konnte.

Thanos fand die Kraft seinen Kopf zu schütteln. „Ich weiß es nicht.“ Die Worte waren gequält und bruchstückhaft. Selbst wenn er nicht verwundet gewesen wäre, so hatte er eine lange Zeit im Sand gelegen. „Aber ich wollte das alles nicht. Ich wollte hier nicht kämpfen.“

Das brachte ihm ein weiteres seltsames Schmunzeln ein, das Thanos wie einen Spott auf die Welt empfand, selbst wenn es in ihr keinen Grund zum Lachen gab.

„Und jetzt liegst du hier“, sagte der Fremde. „Du wolltest dich nicht an der Invasion beteiligen und nun liegst du auf einem unserer Strände und nicht sicher zu Hause. Du wolltest uns keine Gewalt entgegenbringen, doch die Reichssoldaten brennen in diesem Augenblick unsere Häuser nieder. Hast du irgendeine Ahnung, was dort oben passiert?“

Thanos schüttelte den Kopf. Selbst das schmerzte.

„Wir verlieren“, fuhr der Mann fort. „Oh, wir kämpfen schwer, doch das ist egal. Wir haben keine Chance. Die Schlacht ist noch in vollem Gange, doch das liegt nur daran, dass die Hälfte meiner Leute zu uneinsichtig ist, die Wahrheit anzuerkennen. Wir haben keine Zeit für solchen Kleinkram.“

Thanos sah, wie der Fremde sein Schwert zog. Es sah furchtbar scharf aus. So scharf, dass er es wahrscheinlich nicht einmal spüren würde, wenn es ihm den Kopf abtrennte. Doch er gestikulierte nur damit.

„Du und du“, sagte er zu den Männern, „nehmt unseren neuen Freund. Vielleicht ist er der anderen Seite etwas wert.“ Er grinste. „Und falls nicht, dann werde ich ihn selbst umbringen.“

Das letzte, was Thanos spürte, waren starke Hände, die ihm unter die Arme griffen, ihn aufstellten und ihn fortschliffen noch bevor er wieder in Dunkelheit versank.




KAPITEL DREI


Berin spürte seine Sehnsucht als er sich auf den Weg nach Delos, seiner Heimat, machte. Das Einzige. das ihn antrieb, war der Gedanke an seine Familie – an Ceres. Der Gedanke zu seiner Tochter zurückzukehren war genug, um nicht aufzugeben, auch wenn ihm die Tage der Wanderschaft zugesetzt hatten und die von Steinen und Furchen übersäten Straßen unter seinen Füßen ihn nur langsam vorankommen ließen. Seine Knochen waren nicht mehr die jüngsten, und er konnte bereits die Strapazen seiner Reise in seinem Knie spüren, dessen Schmerzen sich zu denen gesellte, die er sich durch ein Leben geprägt von Hämmern und Metallerhitzen eingehandelt hatte.

Doch das war es wert, wenn er es nur nach Hause schaffen würde. Seine Familie sehen, das war das Einzige, was er wollte. All die Zeit war er fortgewesen. Er konnte sie vor sich sehen. Marita würde im hinteren Teil ihrer bescheidenen Holzhütte kochen und der Duft würde durch die Vordertür schweben. Sartes würde irgendwo hinter dem Haus spielen, während Nesos ihm dabei wahrscheinlich zusah, auch wenn sein ältester Sohn so tun würde, als täte er es nicht.

Und dann war da noch Ceres. Er liebte alle seine Kinder, doch zu Ceres hatte er immer diese besondere Bindung gehabt. Sie hatte ihm in seiner Schmiede unter die Arme gegriffen, kam am ehesten nach ihm und würde so auch am wahrscheinlichsten in seine Fußstapfen treten. Marita und die Jungen zu verlassen war ihm einen schmerzhafte Pflicht gewesen, notwendig, um seine Familie über Wasser zu halten. Doch Ceres zurückzulassen hatte sich angefühlt, als hätte er einen Teil von sich selbst aufgeben müssen.

Jetzt war die Zeit gekommen, diesen zurückzuerlangen.

Berin hätte sich gewünscht, erfreulichere Nachrichten dabeizuhaben. Er lief den Schotterweg entlang, der ihn zu ihrem Haus führen würde und sein Blick war finster; der Winter hatte noch nicht Einzug gehalten, doch das würde er sehr bald. Er hatte sein Zuhause verlassen um Arbeit zu finden. Die Herrschaften brauchten stets Waffenschmiede, um ihre Wachen auszurüsten, Kriege zu gewinnen und die Tötungen auszurichten. Doch es hatte sich herausgestellt, dass sie ihn nicht brauchten. Sie hatten ihre eigenen Männer. Jüngere und stärkere Männer. Selbst der König, der ihm zunächst Hoffnungen gemacht hatte, hatte anscheinend einen zehn Jahre jüngeren Berin erwartet.

Der Gedanke setzte ihm zu. Er hätte es wissen sollen, dass sie keinen Mann wollten, dessen Bart mehr grau als schwarz enthielt.

Es wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht bedeutet hätte, dass er nach Hause gehen musste. Sein Zuhause, wenn es auch nicht viel mehr als ein Quadrat mit rauen Holzwänden und einem Lehmdach war, lag Berin am Herzen. Sein Zuhause waren die Menschen, die dort auf ihn warteten, und der Gedanke an sie genügte, um seinen Schritt zu beschleunigen.

Doch nachdem er einen Hügel erklommen hatte und zum ersten Mal seit langem auf sein Haus blickte, dämmerte es Berin, dass etwas nicht stimmte. Sein Magen zog sich zusammen. Berin wusste wie sich sein Zuhause anfühlte. Trotz der Kargheit der umliegenden Länder war zu Hause für ihn ein mit Leben gefüllter Ort. Es war nie still, ob jemand stritt oder lachte. Zu dieser Jahreszeit hatte es zumindest immer ein wenig Ernte gegeben, ein bisschen Gemüse und Beeren von den Sträuchern, Winterfestes, das immer wuchs und sie nähren konnte.

Doch davon konnte er jetzt nichts erkennen.

Berin rannte so schnell ihn seine Beine nach der langen Reise tragen konnten los. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nagte an ihm und sein Herz fühlte sich an, als sei es in einen Schraubstock eingespannt.

Er erreichte die Tür und riss sie auf. Vielleicht war doch alles in Ordnung, dachte er. Vielleicht hatten sie ihn aus der Ferne gesehen und wollten jetzt sicherstellen, dass ihm die Überraschung seiner Rückkehr auch gelang.

Drinnen war es finster, die Fenster waren von Ruß bedeckt. Doch da war jemand.

Marita stand in dem großen Raum und rührte in einem Topf, dessen Inhalt merkwürdig sauer roch. Sie drehte sich zu ihm um als er hereinstürmte. Da war Berin gewiss, dass er Recht gehabt hatte. Etwas war faul. Etwas war sehr faul.

„Marita?“ begann er.

„Ehemann.“ Selbst ihr flacher Tonfall verriet, dass nichts so war, wie es sein sollte. Sonst war Marita ihm immer um den Hals gefallen, wenn er nach langer Zeit durch die Tür gekommen war. Sie war immer voller Lebendigkeit gewesen. Jetzt war sie... leer.

„Was ist hier passiert?“ fragte Berin.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Wieder war sie gefühlloser, als sie hätte sein sollen, so als wäre etwas in seiner Frau zerbrochen und hätte ihr alle Freude genommen.

„Warum ist alles... so still?“ fragte Berin. „Wo sind unsere Kinder?“

„Sie sind gerade nicht da“, sagte Marita. Sie ging zu ihrem Topf zurück, als wäre alles völlig normal.

„Wo sind sie denn?“ Berin würde sich nicht so einfach abspeisen lassen. Er konnte sich vorstellen, dass die Jungen zum Fluss hinunter gelaufen waren oder Erledigungen tätigten, doch wenigstens eines seiner Kinder hätte ihn kommen sehen und wäre hier gewesen, um ihn in Empfang zu nehmen. „Wo ist Ceres?“

„Oh ja“, sagte Marita und Berin konnte ihre Bitterkeit deutlich hören. „Natürlich fragst du zuerst nach ihr. Und nicht wie es mir geht. Oder unseren Söhnen. Nein, sie natürlich.“

Berin hatte seine Frau noch nie so sprechen hören. Er hatte immer gewusst, dass Marita etwas Hartes an sich hatte, sich mehr um sich selbst kümmerte als den Rest der Welt, doch jetzt schien ihr Herz zu Asche zerbröselt zu sein.

Marita schien sich augenblicklich wieder zu beruhigen, doch die Plötzlichkeit dieses Wandels schürte Berins Misstrauen nur noch weiter.

„Willst du wissen, was deine heißgeliebte Tochter getan hat?“ sagte sie. „Sie ist weggelaufen.“

Berins Befürchtungen wuchsen. Er schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“

Marita fuhr fort. „Sie ist weggelaufen, ohne zu sagen wohin. Davor hat sie uns noch bestohlen.“

„Wir haben kein Geld, das man stehlen könnte“, sagte Berin. „Und Ceres würde das niemals tun.“

„Natürlich stellst du dich auf ihre Seite“, sagte Marita. „Aber sie hat... Dinge, Eigentum von hier mitgehen lassen. Alles, was sie glaubte in der nächsten Stadt verkaufen zu können, so wie ich das Mädchen kenne. Sie hat uns verlassen.“

Wenn es das war, was Marita dachte, dann war sich Berin sich, dass sie ihre Tochter nie wirklich gekannt hatte. Oder ihn, wenn sie glaubte, dass er einer solch offensichtlichen Lüge Glauben schenken würde. Er umfasste ihre Schultern und auch wenn er nicht mehr die Kraft hatte, die er einst besessen hatte, war Berin noch immer stark genug, damit sich seine Frau im Vergleich zu ihm schwach fühlte.

„Sag mir die Wahrheit Marita! Was ist hier passiert?“ Berin schüttelte sie, als würde das ihr altes Selbst wiedererwecken und plötzlich die Marita vor ihm stehen, die er vor vielen Jahren geheiratet hatte. Doch sie drehte sich nur von ihm weg.

„Deine Söhne sind tot!“ schrie Marita zurück. Die Worte füllten den kleinen Raum ihres Hauses und brachen nur so aus ihr heraus. Ihre Stimme versagte. „Das ist passiert. Unsere Söhne sind tot.“

Die Worte trafen Berin wie ein Blitz. „Nein“, sagte er. „Das ist, muss eine weitere Lüge sein.“

Es gab nichts, was Marita ihm hätte sagen können, dass ihn mehr getroffen hätte. Sie sagte das nur, um ihn zu verletzten.

„Wann hast du angefangen mich so sehr zu hassen?“ fragte Berin, denn nur das konnte der Grund sein, der seine Frau veranlasste, ihm derart widerliche Dinge an den Kopf zu werfen und den Tod ihrer Söhne als Waffe zu missbrauchen.

Doch Berin konnte Tränen in Maritas Augen sehen. Sie hatte keine in den Augen gehabt, als sie darüber gesprochen hatte, wie ihre Tochter davongelaufen war.

„Als du dich dazu entschlossen hast, uns zu verlassen“, erwiderte sie gereizt. „Als ich zusehen musste, wie Nesos starb!“

„Nur Nesos?“ sagte Berin.

„Reicht das denn nicht?“ rief Marita. „Oder sind dir deine Söhne egal?“

„Vor einem Moment hast du noch gesagt, dass Sartes auch tot sei“, sagte Berin. „Hör auf mich anzulügen Marita!“

„Sartes ist auch tot“, bekräftigte seine Frau. „Soldaten waren hier und haben ihn mitgenommen. Sie haben ihn für die Reichsarmee rekrutiert und er ist doch noch ein Kind. Wie lange glaubst du überlebt er das? Nein, beide meiner Jungen sind fort, während Ceres...“

„Was?“ fragte Berin.

Marita schüttelte nur den Kopf. „Wenn du hier gewesen wärest, dann wäre es vielleicht nicht passiert.“

„Du warst hier“, schimpfte Berin zitternd zurück. „Genau das ist der Punkt. Glaubst du, dass ich gerne gegangen bin? Du solltest nach den Kindern sehen, während ich das Geld fürs Essen auftreibe.“

Verzweiflung ergriff Berin und er spürte, wie er anfing zu weinen, was er schon seit Kindestagen nicht mehr getan hatte. Sein ältester Sohn war tot. Neben all den Lügen, die Marita von sich gegeben hatte, erschien ihm zumindest das als die Wahrheit. Der Verlust hinterließ ein Loch, das durch nichts zu füllen war, auch nicht mit dem Kummer und der Wut, die in ihm aufwallten. Er wollte sich auf die besinnen, die ihm blieben, das erschien ihm der einzige Weg, der ihn davor bewahren würde, vom Schmerz überwältigt zu werden.

„Soldaten haben Sartes mitgenommen?“ fragte er. „Reichssoldaten?“

„Glaubst du etwa, ich würde lügen?“ fragte Marita.

„Ich weiß nicht mehr, was ich dir noch glauben kann“, antwortete Berin. „Du hast nicht einmal versucht sie aufzuhalten?“

„Sie haben mir ein Messer an den Hals gehalten“, sagte Marita. „Ich hatte keine Wahl.“

„Was zu tun?“ fragte Berin.

Marita schüttelte den Kopf. „Ich musste ihn zurückrufen. Sie hätten mich sonst getötet.“

„Du hast ihn also an deiner Stelle ausgeliefert?“

„Was hätte ich denn tun sollen?“ fragte Marita. „Du warst nicht hier.“

Und dafür würde sich Berin den Rest seines Lebens die Schuld geben. Marita hatte Recht. Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn er da gewesen wäre. Er war losgezogen, um seine Familie vor dem Hunger zu bewahren und in seiner Abwesenheit waren die Dinge auseinandergebrochen. Die Schuldgefühle würden dennoch seinen Kummer und seine Wut nicht auslöschen. Sie kamen nur noch hinzu. Etwas brodelte in Berin, etwas, das lebte und nach draußen wollte.

„Was ist mit Ceres?“ fragte er. Er schüttelte Marita erneut. „Sag es mir! Die Wahrheit, bitte. Was hast du getan?“

Doch Marita entzog sich erneut, doch dieses Mal ging sie in die Hocke, rollte sich zusammen und würdigte ihn keines Blickes. „Das musst du schon selbst herausfinden. Ich war diejenige, die damit leben musste. Ich, nicht du.“

Ein Teil von Berin wollte sie schütteln bis sie mit der Antwort herausrücken würde. Ein Teil, der die Wahrheit aus ihr herauszwingen wollte, was auch immer es kosten würde. Doch diese Art von Mann war er nicht und wusste, dass er es auch niemals sein würde. Der Gedanke allein widerte ihn an.

Er nahm nichts aus dem Haus mit als er es verließ. Es gab nichts, das er gewollt hätte. Als er sich noch einmal zu Marita umwandte, sah er, wie sie in ihrer eigenen Bitterkeit über ihre Schuld am Verlust ihres Sohnes zusammengekauert dasaß und versuchte zu übertünchen, was ihren Kindern zugestoßen war, und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass es jemals etwas gegeben hätte, was er an diesem Ort begehrt hatte.

Berin trat an die frische Luft und blinzelte, um die letzten Tränen zu vertreiben. Erst als das grelle Sonnenlicht ihn blendete, bemerkte er, dass er keine Ahnung hatte, was er als nächstes tun sollte. Was konnte er tun? Es gab keine Hilfe für seinen Ältesten, nicht jetzt, da die anderen überall sein konnten.

„Es ist egal“, sagte Berin sich selbst. Er spürte wie seine eigene Entschlusskraft sich in etwas wandelte, das einem Eisen glich, das er bearbeitete. „Das wird mich nicht aufhalten.“

Vielleicht hatte jemand in der Umgebung gesehen, wo sie hingegangen waren. Jemand musste schließlich wissen, wo die Armee war und Berin wusste so gut wie jeder andere, dass ein Mann, der Klingen schliff, immer einen Weg in die Nähe der Armee finden konnte.

Was Ceres anging... es würde sich ein Weg finden lassen. Sie musste irgendwo sein. Alles andere war nicht auszudenken.

Berin blickte über die Landschaft, die sein Zuhause umgab. Ceres war irgendwo dort draußen. Genauso wie Sartes. Er sprach die nächsten Worte laut aus, denn das würde sie in ein Versprechen verwandeln, das er sich selbst, der Welt und seinen Kindern gab.

„Ich werde euch beide finden“, schwor er. „Was auch immer es kosten möge.“




KAPITEL VIER


Schwer atmend rannte Sartes um die Armeezelte herum, er umklammerte die Schriftrolle in seiner Hand und wischte sich den Schweiß aus den Augen, denn er wusste, dass er ausgepeitscht würde, wenn er das Zelt des Kommandeurs nicht rechtzeitig erreichte. Er duckte sich und bahnte sich seinen Weg, wissend, dass er keine Zeit mehr hatte. Er war viel zu oft auf seinem Weg aufgehalten worden.

Sartes hatte bereits Abdrücke auf seinen Schienbeinen von den Malen, die er falsch gelaufen war, und das Brennen, das sie verursachten, war nur eines von vielen, das er spürte. Er blinzelte, blickte sich verzweifelt in dem Armeecamp um und versuchte die richtige Richtung in dem Wirrwarr des endlosen Zelt-Parcours auszumachen. Es gab Schilder und Fahnen, die den Weg markierten, doch er war noch immer dabei zu lernen, wie man sie richtig deutete.

Etwas hatte Sartes am Fuß erwischt. Er stürzte und die schien sich auf den Kopf zu stellen. Für einen Augenblick glaubte er, über ein Seil gestolpert zu sein, doch dann blickte er in die lachenden Gesichter der Soldaten. Der vordere war ein älterer Mann mit stoppeligem ergrautem Haar und einem Gesicht voller Kriegsnarben.

Angst und auch Resignation machten sich in Sartes breit; so war eben das Leben für einen Rekruten wie ihn. Er wollte gar nicht wissen, warum der andere Mann es getan hatte, denn auch nur irgendetwas zu sagen, war ein sicherer Weg, sich Schläge einzuhandeln. Eigentlich war praktisch alles ein Weg dorthin.

So stand er einfach nur auf und klopfte sich den Dreck von seinem Rock.

„Was machst du da, Welpe?“ fragte der Soldat, der ihn zu Fall gebracht hatte.

„Erledigungen für meinen Befehlshaber, Sir“, sagte Sartes und hob eine Schriftrolle in die Höhe, damit die anderen Männer sie sehen konnten. Er hoffte, dass dies genügen würde, um sich zu retten. Oft reichte es nicht, auch wenn die Regeln besagten, dass Anordnungen Vorrang vor allem anderen hatten.

Seitdem er hier war, hatte Sartes gelernt, dass die königliche Armee unzählige Regeln kannte. Einige waren offiziell: verlasse das Camp ohne Erlaubnis, verweigere einen Befehl, hintergehe die Armee und man konnte getötet werden. Marschiere in die falsche Richtung, tu etwas ohne Erlaubnis und man konnte geschlagen werden. Doch es gab noch viele andere Regeln. Auch inoffizielle, deren Verletzung noch viel gravierendere Konsequenzen haben konnte.

„Was für eine Art Erledigung könnte das wohl sein?“ fragte der Soldat. Andere begannen ihn zu umringen. In der Armee gab es wenige Möglichkeiten, unterhalten zu werden, wenn es also die Aussicht auf ein wenig Spaß auf Kosten eines Rekruten gab, dann wurde man aufmerksam.

Sartes gab sein Bestes, unwissend dreinzublicken. „Ich weiß es nicht Sir. Ich habe lediglich die Anordnung erhalten, die Nachricht auszuliefern. Sie können sie lesen, falls Sie wollen.“

Das war ein Risiko. Die meisten der gewöhnlichen Soldaten konnten nicht lesen. Er hoffte, dass sein Tonfall ihm keine Ohrfeige für Ungehorsam einbringen würde und versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Keine Angst zu zeigen war eine dieser ungeschriebenen Regeln. Es gab von dieser Sorte Regeln mindestens genauso viele wie es offizielle gab. Regeln die festlegten, wen man fragen musste, um besseres Essen zu bekommen. Die besagten, wer wen zu kennen hatte und vor wem man sich unabhängig vom jeweiligen Rang in Acht nehmen musste. Sie zu kennen, war wohl der einzige Weg zu überleben.

„Tja, dann machst du dich wohl besser schleunigst auf den Weg!“ brüllte der Soldat und zielte mit einem Tritt in Sartes Richtung, um ihn in Gang zu setzen. Die anderen brüllten vor lachen, als wäre es der beste Witz, den sie jemals gehört hatten.

Eine der ungeschriebenen Regel schien zu sein, dass die neuen Rekruten wie Freiwild behandelt werden durften. Seit seiner Ankunft war Sartes geschlagen, getreten und geschubst worden. Man hatte ihn laufen lassen, bis er kurz vor dem Zusammenbruch gestanden hatte und ihn auch dann weiter angetrieben. Einmal hatte man ihm so viel Ausrüstung aufgeladen, dass er kaum hatte stehen können, er hatte sie dennoch tragen müssen und schließlich Löcher ohne offenkundigen Grund graben müssen. Er hatte Geschichten von hochrangigen Männern gehört, die die neuen Rekruten sogar noch schlechter behandelten. Selbst wenn sie starben, was zählte das schon in den Augen der Armee? Sie waren da, um dem Feind in den Rachen geworfen zu werden. Alle erwarteten, dass sie starben.

Sartes hatte damit gerechnet, gleich am ersten Tag zu sterben. Am Ende jenes Tages hatte er es sich sogar gewünscht. Er hatte sich in dem zu dünnen Zelt, das man ihm zugeteilt hatte, zusammengerollt und sich zitternd gewünscht, dass die Erde ihn verschlingen würde. Der nächste Tag war sogar noch schlimmer gewesen. Ein anderer neuer Rekrut, dessen Namen Sartes nicht einmal erfahren hatte, war an jenem Tag getötet worden. Er war gefangen worden, als er versucht hatte zu fliehen und sie alle hatten seine Exekution mitansehen müssen, als hätte man ihnen so eine Lektion erteilen wollen. Die einzige Lektion, die Sartes dabei gelernt hatte, war, welch grausamer Ort die Armee für diejenigen war, die ihre Angst zeigten. Seitdem hatte Sartes versucht seine Angst zu begraben, sie keinem zu zeigen, auch wenn sie ihn allzeit während des Tages begleitete.

Er nahm jetzt einen Umweg in Kauf, wechselte immer wieder die Richtung, um an einem der Kantinenzelte vorbeizukommen, in dem am gestrigen Tag einer der Köche Hilfe beim Verfassen einer Nachricht nach Hause gebraucht hatte. Die Armee gab seinen Rekruten kaum etwas zu essen und Sartes konnte das Knurren seines Magens beim Gedanken an etwas Essbares spüren. Doch er untersagte sich von dem zu naschen, was er auf dem Weg eingesammelt hatte, bevor er in das Zelt des Kommandeurs stürzte.

„Wo bist du gewesen?“ fragte der Offizier. Sein Ton verriet, dass die Ausrede, von anderen Soldaten auf dem Weg aufgehalten worden zu sein, nicht zählte. Doch das hatte Sartes geahnt. Es war einer der Gründe gewesen bei der Kantine vorbeizuschauen.

„Ich habe auf dem Weg noch etwas abgeholt, Sir“, sagte Sartes und hielt ihm eine Apfeltorte hin, von der er gehört hatte, dass sie der Lieblingskuchen des Offiziers war. „Ich habe gewusst, dass sie heute vielleicht nicht die Möglichkeit haben würden, sie selbst abzuholen.“

Das Gebaren des Offiziers veränderte sich sofort. „Das ist sehr umsichtig Rekrut – “

„Sartes, Sir.“ Sartes wagte es nicht zu lächeln.

„Sartes. Wir könnten mehr solche Soldaten wie dich gebrauchen, die wissen wie man denkt. Doch für das nächste Mal, merke dir, dass Anordnungen Vorrang haben.“

„Ja, Sir“, sagte Sartes. „Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun, Sir?“

Der Offizier winkte ihn weg. „Gerade nicht, doch ich werde mir deinen Namen merken. Abtreten.“

Sartes verließ das Zelt des Kommandeurs und fühlte sich sehr viel besser, als in dem Moment als er es betreten hatte. Er war sich nicht sicher gewesen, dass diese kleine Geste genügen würde, um ihn zu besänftigen, nachdem die Soldaten für seine Verspätung gesorgt hatten. Für den Moment hatte er die Strafe vermeiden und dafür sorgen können, dass ein Offizier seinen Namen kannte.

Es war wie auf Messers Schneide, doch die gesamte Armee erschien Sartes so. Soweit war es ihm gelungen zu überleben, weil er klug gewesen war und Strafen immer einen Schritt vorausgewesen war. Er hatte Jungen in seinem Alter gesehen, die getötet oder so arg geschlagen worden waren, dass der Tod sie später trotzdem ereilte. Trotzdem war er sich nicht sicher, wie lange er das noch durchhalten würde. An einem solchen Ort würde ein Rekrut wie er Tod und Gewalt nicht ewig fernbleiben können.

Sartes schluckte beim Gedanken an die Dinge, die schiefgehen konnten. Ein Soldat konnte zu sehr zuschlagen. Ein Offizier konnte Anstoß an einer Kleinigkeit finden und eine Strafe anordnen, die in ihrer Grausamkeit ein Exempel statuieren sollte. Jeden Moment konnte man ihn in die Schlacht schicken. Er hatte von Rekruten gehört, die als Kanonenfutter an die Front geschickt wurden, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch das Training konnte tödlich enden, denn die Armee hatte wenig Sinn für stumpfe Waffen und Rekruten erhielten wenig Anleitung.

Doch die größte seiner Ängste bestand darin, dass jemand herausfinden würde, dass er versucht hatte sich Rexus und den Rebellen anzuschließen. Eigentlich war das nahezu unmöglich, doch die geringste Wahrscheinlichkeit war genug, um alles andere in den Hintergrund zu drängen. Sartes hatte die Leiche des Soldaten gesehen, der beschuldigt worden war, Sympathien für die Rebellen zu hegen. Seiner eigenen Einheit war befohlen worden ihn in Stücke zu hacken, um ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. Sartes wollte so nicht enden. Allein der Gedanke daran schlug ihm auf den Magen und verdarb ihm den Hunger.

„Du da!“ rief eine Stimme und Sartes zuckte zusammen. Es war unmöglich das Gefühl abzuschütteln, dass jemand seine Gedanken gelesen hatte. Er zwang sich zumindest so zu tun als wäre er ruhig. Sartes drehte sich herum und erblickte einen Soldaten in einer Unteroffiziersrüstung, in die Muskelabdrücke eingeprägt worden waren, und mit Pockennarben auf den Wangen, die so tief waren, dass sie wie eine fremde Landschaft aussahen. „Du bist der Bote des Hauptmanns?“

„Ich habe ihm soeben eine Nachricht überbracht, Sir“, sagte Sartes. Das war keine Lüge.

„Dann bist du gerade gut genug für mich. Lauf und finde heraus, wo meine Zinnlieferung abgeblieben ist. Wenn dir irgendjemand Ärger bereitet, sag ihnen, dass Venn dich schickt.“

Sartes salutierte eilig. „Sofort Sir.“

Er rannte los, doch hatte er nicht den ihm aufgetragenen Befehl im Sinn. Er nahm eine längere Route mit vielen Biegungen. Ein Weg, der es ihm ermöglichen würde, die Ränder des Camps auszuspähen, seine Engpässe, ein Weg, der ihm erlauben würde, Schwachstellen aufzuspüren.

Denn tot oder lebendig, Sartes würde heute einen Weg finden, um zu entkommen.




KAPITEL FÜNF


Lucious bahnte sich kochend vor Wut seinen Weg durch die Adligen im Thronsaal des Schlosses. Es ärgerte ihn, dass er sich durchdrängeln musste und sie nicht Spalier standen und sich vor ihm verbeugten. Er war sauer, weil Thanos ausgezogen war um die Rebellen von Haylon niederzuschlagen und allen Ruhm für sich zu beanspruchen. Doch vor allem war er wütend, weil sich die Dinge im Stadion anders als erwartet entwickelt hatten. Das Gör Ceres hatte ihm wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Vor sich konnte Lucious den König und die Königin sehen, die in eine Unterredung mit Cosmas, dem alten Narren aus der Bibliothek, vertieft waren. Lucious hatte geglaubt, dass er den letzten der alten Gelehrten nie wieder hätte sehen müssen, nachdem er sie als Kinder lächerliche Fakten über die Welt und ihre Zusammenhänge hatte auswendig lernen lassen. Aber nein, nachdem er den Brief, der Ceres’ wahren Verrat offenbart hatte, vorgelegt hatte, war ihm das Ohr des Königs sicher.

Lucious drängte weiter nach vorne. Er konnte die belanglosen Gespräche der Adligen um ihn hören. Er konnte seine entfernte Cousine Stephania sehen, wie sie über den Witz einer anderen adligen Augenweide lachte. Sie blickte zu ihm und traf Lucious Blick lange genug, um ihm ein Lächeln zuzuwerfen. Sie war wirklich eine hohle Birne, entschied Lucious. Doch auch eine Schönheit. Vielleicht würde sich in der Zukunft die Gelegenheit ergeben etwas mehr Zeit mit diesem adligen Geschöpf zu verbringen. Er war schließlich in jeglicher Hinsicht genauso begehrenswert wie Thanos.

Doch gerade war Lucious Ärger über das Geschehene zu groß, dass ihn diese Gedanken amüsieren konnten. Er lief zum Fuße des Throns bis zum Rand des dort aufgespannten Baldachins.

„Sie lebt immer noch!“ platzte es aus ihm heraus, als er sich dem Thron näherte. Er scherte sich nicht darum, dass es so laut war, dass der gesamte Raum es hören konnte. Lass es sie nur hören, dachte er. Es machte ihm nichts aus, dass Cosmas sich noch immer flüsternd mit dem König und der Königin unterhielt. Lucious fragte sich, was einen Mann, der die ganze Zeit seine Nase in Schriftrollen steckte, möglicherweise so Wichtiges zu sagen hatte.

„Haben Sie mich gehört?“ sagte Lucious. „Das Mädchen ist – “

„Noch immer am Leben, ja“, sagte der König und hielt seine Hand hoch, um ihm zu signalisieren, dass er schweigen solle. „Wir besprechen hier Wichtigeres. Thanos ist aus der Schlacht in Haylon verschwunden.“

Die Handbewegung heizte Lucious Wut nur noch weiter an. Er wurde wie ein Bediensteter zum Schweigen gebracht, dachte er. Doch er wartete. Er durfte sich nicht den Zorn des Königs zuziehen. Außerdem brauchte er einen Moment, um das soeben gehörte zu verdauen.

Thanos, verschwunden? Lucious versuchte zu verstehen, was das für ihn bedeutete. Würde es seine Stellung am Hof verändern? Gedankenversunken blickte er erneut zu Stephania.

„Danke Cosmas“, sagte die Königin abschließend.

Lucious beobachtete wie der Gelehrte zurück in der Menge gaffender Adliger verschwand. Erst dann schenkten ihm der König und die Königin ihre Aufmerksamkeit. Lucious versuchte, sich aufrecht zu halten. Er würde die anderen nicht sehen lassen, welcher Groll in ihm wegen dieser kleinen Schmähung brannte. Wenn ihn jemand so behandelt hätte, dachte er, dann hätte dieser Jemand mit seinem Leben dafür bezahlt.

„Wir sind uns bewusst, dass Ceres die Tötungen überlebt hat“, sagte König Claudius. In Lucious’ Ohren klang er nicht einmal besonders bitter darüber, geschweige denn wütend über das Gör, das Lucious das Blut zum Kochen brachte.

Doch dann erinnerte sich Lucious, dass es nicht der König gewesen war, der eine Niederlage gegen dieses Mädchen hatte einstecken müssen. Nicht einmal, sondern zweimal, denn sie hatte ihn mit einer List ein weiteres Mal geschlagen, als er versucht hatte, ihr in ihrem Zimmer eine Lektion zu erteilen. Lucious fand, dass er allen Grund und jedes Recht hatte, ihr Überleben persönlich zu nehmen.

„Dann sind Sie sich auch darüber im Klaren, dass das nicht so weiter gehen darf“, sagte Lucious in einem etwas zu unhöflichen und schnippischen Ton. „Sie müssen schließlich mit ihr klar kommen.“

„Müssen?“ sagte Königin Athena. „Obacht Lucious. Wir sind es immer noch, die hier das Sagen haben.“

„Mit allem Respekt Majestäten“, sagte Stephania und Lucious sah, wie sie ihr Kleid hochnahm und nach vorne glitt. „Lucious hat Recht. Ceres sollte nicht mehr am Leben sein.“

Lucious sah, wie sich die Augen des Königs verengten.

„Und was schlägst du zu tun vor?“ fragte König Claudius. „Sie nach draußen schleifen und köpfen lassen? Stephania, du warst diejenige, die vorgeschlagen hat, dass sie kämpfen solle. Du kannst dich jetzt nicht beschweren, nur weil sie für deinen Geschmack zu langsam stirbt.“

Dieser Teil leuchtete Lucious ein. Es gab keinen Vorwand, sie zu töten, und die Menschen würden für jemanden, den sie liebten, einen verlangen. Was noch verblüffender war, dass sie sie tatsächlich liebten. Warum? Weil sie ein bisschen kämpfen konnte? Soweit Lucious das einschätzen konnte, war jeder Idiot dazu im Stande. Viele Idioten versuchten sich daran. Wenn die Menschen nur ein bisschen Verstand hatten, dann würden sie ihre Lieben den rechtmäßigen Herrschern schenken.

„Ich weiß, dass man sie nicht einfach hinrichten kann, Eure Majestät“, sagte Stephania mit diesem unschuldigen Lächeln, das sie, wie Lucious bemerkte hatte, ausgezeichnet beherrschte.

„Ich bin froh, dass du das einsiehst“, sagte der König offensichtlich genervt. „Verstehst du auch was passieren würde, wenn ihr jetzt etwas zustieße? Jetzt, da sie gekämpft hat? Jetzt, da sie gewonnen hat?“

Natürlich verstand Lucious das. Er war nicht irgendein Kind, das mit Politik nichts anzufangen wusste.

Stephania fasste es zusammen. „Es würde der Revolution Auftrieb geben, Eure Majestät. Die Menschen der Stadt würden wahrscheinlich auf die Straßen gehen.“

„Nicht nur ‚wahrscheinlich’“, sagte König Claudius. „Wir haben das Stadion aus einem guten Grund. Die Menschen lechzen nach Blut und wir geben ihnen, was sie suchen. Dieser Hang zur Gewalt kann sich auch ganz leicht gegen uns wenden.“

Lucious musste lachen. Es war schwer vorstellbar, dass der König glaubte, die Bevölkerung von Delos wäre im Stande sie zu übertölpeln. Er hatte sie gesehen, sie waren keine blutdurstige Meute. Sie waren Gesindel. Erteil ihnen eine Lektion, dachte er. Töte genug von ihnen, zeig ihnen ihre Grenzen auf, dann würden sie sehr schnell in Reih und Glied stehen.

„Gibt es etwas zu lachen Lucious?“ fragte die Königin ihn und Lucious konnte den scharfen Ton darin hören. Der König und die Königin mochten es nicht, wenn man sich über sie lustig machte. Doch glücklicherweise hatte er eine Antwort parat.

„Nur, dass es auf all das eine klare Antwort gibt“, sagte Lucious. „Ich werde nicht verlangen, Ceres hinzurichten. Ich meine nur, dass wir ihre Fähigkeiten als Kämpferin unterschätzt haben. Das nächste Mal dürfen wir das nicht.“

„Und ihr einen Vorwand geben, berühmt zu werden, wenn sie gewinnt?“ fragte Stephania. „Sie wird dank ihres Sieges von den Menschen geliebt.“

Lucious grinste darüber. „Hast du gesehen, wie die Bürgerlichen sich im Stadion aufgeführt haben?“ fragte er. Er verstand diesen Teil, auch wenn die Anderen es nicht taten.

Er sah wie Stephania schniefte. „Ich versuche, sie nicht zu besuchen, Cousin.“

„Aber du wirst sie sicher gehört haben. Sie rufen immer den Namen ihres Lieblingskämpfers. Sie dürsten nach Blut. Und wenn ihr Liebling draufgeht, was dann?“ Er blickte sich um und erwartete fast, dass jemand darauf eine Antwort wusste. Doch zu seiner Enttäuschung hatte niemand eine. Vielleicht war Stephania nicht hell genug, um es zu verstehen. Lucious war das egal.

„Sie rufen die Namen der neuen Gewinner“, erklärte Lucious. „Sie lieben sie genauso sehr wie die letzten. Sie mögen jetzt den Namen des Mädchens rufen, doch wenn sie erst einmal blutend im Sand liegt, dann werden sie genauso schnell ihren Tod verlangen wie nach dem eines jeden anderen. Wir müssen nur ihre Chancen etwas verringern.“

Der König schien darüber nachzudenken. „Woran hast du gedacht?“

„Wenn uns das nicht gelingt“, sagte die Königin, „werden sie sie nur noch mehr lieben.“

Endlich konnte Lucious spüren, wie ein Teil seines Ärgers in etwas anderes überging: Zufriedenheit. Er blickte zu den Türen des Thronsaals, wo einer seiner Laufjungen stand und auf ihn wartete. Ein Fingerschnips genügte und der Mann rannte los, denn wenn Lucious’ Bedienstete etwas gelernt hatten, dann, dass es sehr unklug war Lucious zu verärgern.

„Ich habe eine Lösung dafür“, sagte Lucious und gestikulierte in Richtung Tür.

Hereingeführt wurde ein Mann in Handschellen und von über zwei Meter zehn Größe. Sein Haar war so schwarz wie Ebenholz und Muskeln zeichneten sich über seinem kurzen Kilt ab. Seine Haut war von Tattoos bedeckt; der Sklavenhalter, von dem er diesem Kampfherrn gekauft hatte, hatte Lucious erzählt, dass jedes einen im Einzelkampf besiegten Feind symbolisierte, den er innerhalb des Reiches und den Landen im Süden, von denen er stammte, abgeschlachtet hatte.

Für Lucious war jedoch weder seine Größe noch Stärke das Furchteinflößendste an ihm. Es waren seine Augen. Es gab in ihnen etwas, dass weder Mitgefühl und Gnade noch Schmerz und Angst zu verstehen schien. Dass ihn freudig ein Bein nach dem anderen ausreißen ließ, ohne auch nur irgendetwas zu fühlen. Schwertnarben überzogen den Oberkörper des Kriegers. Doch Lucious konnte sich nicht vorstellen, dass er selbst in jenen Momenten etwas gefühlt hatte.

Lucious genoss es, die Reaktionen der anderen zu beobachten, als sie den Kämpfer erblickten, der angekettet wie ein wildes Tier sich durch sie hindurchbewegte. Einige der Frauen stießen kleine Angstschreie aus während die Männer bereitwillig den Weg räumten, weil sie instinktiv spürten, welche Gefahr von diesem Mann ausging. Die Angst schien ihm den Weg zu bahnen und Lucious aalte sich in der Stimmung, die sein Kampfherr versprühte. Er sah, wie Stephania aus dem Weg huschte und Lucious grinste.

„Sie nennen ihn das Letzte Biest“, sagte Lucious. „Er hat noch nie eine Runde verloren und hat noch nie einen Feind am Leben gelassen“, grinste er böse, „auf Ceres’ nächsten - und letzten – Gegner.“




KAPITEL SECHS


Es war dunkel um Ceres. Durch die Fensterläden des Raumes fiel spärliches Mondlicht und eine Kerze flackerte irgendwo. Sie hatte Mühe, voll zu Bewusstsein zu kommen und sich zu erinnern. Sie erinnerte sich an die Klauen des Biestes, die ihr den Rücken zerfetzt hatten und diese Erinnerung genügte, um den Schmerz wieder aufflammen zu lassen. Er brannte so heiß und plötzlich in ihrem Rücken auf, als sie sich halb zur Seite drehte, dass sie aufschrie. Der Schmerz verzehrte alles.

„Oh“, sagte eine Stimme, „tut es weh?“

Eine Gestalt trat vor sie. Ceres konnte erst nur Umrisse erkennen, doch langsam fügten sie sich klarer zusammen. Stephania stand über ihr Bett gebeugt, so blass wie der Mond, der sie umgab, mimte sie die perfekte und unschuldige Adlige, die die Kranken und Verletzten besuchen wollte. Ceres war sich sicher, dass sie es mit Absicht tat.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte Stephania. Ceres hatte das Gefühl, dass die Worte noch immer von weit entfernt kamen und sich ihren Weg zu ihr wie durch einen Schleier aus Nebel bahnen mussten. „Die Heiler hier haben dir etwas gegeben, so dass du für eine Weile schlafen konntest, während sie deinen Rücken wieder zusammengenäht haben. Sie wirkten ziemlich beeindruckt, dass du überhaupt noch am Leben warst und sie wollten dir den Schmerz nehmen.“

Ceres sah, wie sie ein Fläschchen nach oben hielt. Es war von einem Grün, das im Kontrast zu der Blässe von Stephanias Hand recht stumpf wirkte, auf dem Fläschchen thronte ein Korken und der scharfe Rand glitzerte. Ceres sah, wie das adlige Mädchen lächelte und ihr Lachen fühlte sich an als wäre es aus scharfen Kanten.

„Ich bin nicht beeindruckt, dass du es geschafft hast zu überleben“, sagte Stephania. „So war es ganz und gar nicht gedacht.“

Ceres versuchte nach ihr zu greifen. Das wäre theoretisch der Moment gewesen zu fliehen. Wenn sie stärker gewesen wäre, hätte sie an Stephania vorbei zur Tür stürmen können. Sie hätte vielleicht kämpfen können, wenn es ihr gelungen wäre durch diesen Nebel zu dringen, der ihren Kopf zum Zerreißpunkt füllte. Sie hätte Stephania greifen und sie dazu zwingen können, ihr bei der Flucht zu helfen.

Doch ihr Körper schien ihr nur widerwillig zu gehorchen und reagierte erst lange nach dem sie es wollte. Alles, was Ceres vermochte, war, sich mit den um sie geschlungenen Decken aufzusetzen und selbst das verursachte Höllenqualen.

Sie sah, wie Stephania einen Finger an dem Fläschchen, das sie hielt, hinuntergleiten ließ. „Oh, keine Sorge, Ceres. Es gibt einen Grund, warum du dich so hilflos fühlst. Die Heiler haben mich darum gebeten, dir deine Medikamentendosis zu geben, und das habe ich getan. Zumindest einen Teil davon. Genug, um dich gefügig zu machen. Doch nicht genug, um dir allen Schmerz zu nehmen.

„Was habe ich dir getan, dass Sie mich so sehr hassen?“ fragte Ceres, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Sie war Thanos näher gekommen und er hatte Stephania zurückgewiesen. „Ist es dir wirklich so wichtig, Thanos zum Mann zu haben?“

„Ich kann dich kaum verstehen, Ceres“, sagte Stephania mit einem Lächeln, dessen Kälte Ceres auffiel. „Und ich hasse dich nicht. Hass würde bedeuten, dass du auf eine Weise als Feind von Nutzen wärest. Sag mir, weißt du irgendetwas über Gift?“

Das war genug um Ceres’ Herzschlag zu beschleunigen, Angst keimte in ihrer Brust.

„Gift ist solch eine elegante Waffe“, sagte Stephania, als wäre Ceres gar nicht anwesend. „Viel besser als Messer oder Speere. Du glaubst, du seiest so stark, weil du den ganzen Tag mit Waffen und echten Kampfherren spielst? Ich hätte dich jedoch ganz einfach vergiften können, während du schliefest. Ich hätte deinem Schlaftrunk etwas beimischen können. Ich hätte dir einfach ein bisschen zu viel davon geben können und du wärest nie wieder aufgewacht.“

„Das wäre rausgekommen“, gelang es Ceres herauszubringen.

Stephania zuckte die Schultern. „Wenn kümmert’s? Es wäre ein Unfall gewesen. Die arme Stephania, hat nur versucht zu helfen, doch wusste nicht genau, was sie tat und hat unserem neusten Kampfherrn zu viel Medizin gegeben.“

Sie legte eine Hand an den Mund um ein gespieltes Lachen zu kaschieren. Es war ein perfekt gemimtes Entsetzen, sogar eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel. Als sie wieder sprach, klang sie verändert. Ihre Stimme war voller Bedauern und Unglauben. Sie hielt sogar kurz inne, so als würde sie kämpfen, ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Oh nein. Was habe ich getan? Das wollte ich nicht. Ich dachte... Ich dachte, ich hätte alles so gemacht, wie mir gesagt worden war.“

Dann lachte sie und in diesem Moment erkannte Ceres, wer sie wirklich war. Sie durchschaute das Spiel, das Stephania die ganze Zeit so sorgsam gespielt hatte. Wie konnte das niemandem auffallen, fragte sich Ceres. Wie konnten sie nicht sehen, was hinter diesem wunderhübschen Lächeln und dem feinen Gelächter lag?

„Alle denken, ich sei dumm, weißt du“, sagte Stephania. Sie stand nun aufrechter und sah sehr viel gefährlicher für Ceres aus. „Ich sorge dafür sicherzustellen, dass sie glauben ich sei dumm. Oh, warum schaust du so überrascht? Ich werde dich nicht vergiften.“

„Warum nicht?“ fragte Ceres. Sie wusste, dass es einen Grund geben musste.

Sie sah im Schein der Kerze, wie sich Stephanias Züge verhärteten und sich Falten auf der sonst so glatten Haut zwischen ihren Brauen bildeten.

„Weil das zu einfach wäre“, sagte Stephania. „So wie Thanos und du mich gedemütigt haben, will ich dich leiden sehen. Ihr beide verdient es.“

„Es gibt nichts, was du mir noch antun könntest“, sagte Ceres, obwohl es sich in diesem Moment nicht so anfühlte. Stephania hätte zu ihr hinüberkommen können und sie in hundert verschiedenen Weisen quälen können und Ceres wusste, dass sie wehrlos gewesen wäre. Ceres war sich bewusst, dass die Adlige nicht kämpfen konnte, doch sie hätte Ceres ohne Weiteres übel zusetzen können.

„Natürlich gibt es etwas“, sagte Stephania. „Es gibt Waffen in der Welt, die sind noch viel besser als Gift. Die richtigen Worte zum Beispiel. Mal sehen. Welche davon tun am meisten weh? Dein geliebter Rexus ist tot, natürlich. Das ist doch ein Anfang.“

Ceres versuchte ihr Entsetzen zu verbergen. Sie versuchte dem Kummer nicht so viel Raum zu geben, dass die Adlige sich daran hätte weiden können. Doch sie sah in dem selbstgerechten Blick Stephanias, dass sie für eine Sekunde zu viel verraten hatte.

„Er ist gestorben, während er für dich gekämpft hat“, sagte Stephania. „Ich dachte, diesen Teil würdest du wissen wollen. Das macht es... romantischer.“

„Du lügst“, insistierte Ceres, doch im Inneren wusste sie, dass Stephania nicht log. Sie würde so etwas nur sagen, wenn es etwas war, das Ceres auch überprüfen konnte, etwas, das wehtat und weiter wehtun würde, wenn sie es herausfände.“

„Ich lüge nicht. Nicht wenn die Wahrheit so viel besser ist“, sagte Stephania. „Thanos ist auch tot. Er ist als Kämpfer in Haylon gestorben, gleich am Strand.“

Eine neue Welle von Kummer traf Ceres, überrollte sie und drohte ihr allen Verstand wegzuspülen. Kurz bevor er aufgebrochen war, hatte sie sich mit Thanos über den Tod ihres Bruders gestritten und über das, was er vorgehabt hatte, nämlich die Rebellion zu bekämpfen. Sie hätte niemals geglaubt, dass es die letzten Worte sein würden, die sie zu ihm sagte. Sie hatte Cosmas eine Nachricht übergeben, die das hatten verhindern sollen.

„Es gibt noch etwas“, sagte Stephania. „Dein jüngerer Bruder? Sartes? Er wurde von der Armee eingezogen. Ich habe sichergestellt, dass sie ihn nicht übersehen, nur weil er der Bruder von Thanos’ Waffenhalter ist.“

Dieses Mal versuchte Ceres sich auf sie zu stürzen, die Wut, die sie erfüllte, gab ihr die Kraft für den Angriff auf die Adlige. Doch sie war zu schwach und hatte keinen Erfolg. Sie spürte ihre Beine, die in den Bettlaken hängen blieben und sie zu Boden stürzen ließen. Sie blickte zu Stephania auf.

„Wie lange glaubst du wird dein Bruder in der Armee durchhalten?“ fragte Stephania. Ceres sah, wie sie einen spöttischen Gesichtsausdruck annahm. „Der arme Junge. Sie sind immer so grausam zu den Rekruten. Sie sind schließlich alle irgendwie Verräter.“

„Warum?“ keuchte Ceres.

Stephania breitete ihre Arme aus. „Du hast mir Thanos genommen und damit die einzigen Zukunftspläne zerstört, die ich hatte. Jetzt werde ich dir alles nehmen.“

„Ich werde dich umbringen“, versprach Ceres.

Stephania lachte. „Dazu wirst du keine Gelegenheit erhalten. Das hier –“ sie langte nach Ceres’ Rücken und Ceres musste sich auf die Lippe beißen, um nicht zu schreien, „ist gar nichts. Der kleine Kampf im Stadion war erst der Anfang. Die schlimmsten Kämpfe stehen dir noch bevor, immer und immer wieder, bis zu stirbst.“

„Glaubst du, dass die Menschen das nicht merken werden?“ sagte Ceres. „Glaubst du, sie kapieren nicht, was ihr da tut? Ihr habt mich kämpfen lassen, weil ihr gedacht habt, dass sie sich gegen euch wenden werden. Was glaubst du werden sie tun, wenn sie das Gefühl bekommen betrogen zu werden?“

Sie sah, wie Stephania den Kopf schüttelte.

„Die Menschen sehen, was sie sehen wollen. Bei dir habe ich das Gefühl, dass sie ihren Prinzessinnen-Kampfherrn sehen wollen, ein Mädchen, das so gut kämpfen kann wie jeder Mann. Sie werden es glauben und sie werden dich lieben bis zu dem Punkt, an dem du dich in eine Witzfigur verwandeln wirst. Sie werden zusehen, wie du in Stücke zerfetzt wirst, doch bis dahin werden sie dich jubelnd auf deinem Weg in den Tod begleiten.“

Ceres konnte nur zusehen, wie Stephania sich auf die Tür zubewegte. Das adlige Mädchen hielt an, drehte sich zu ihr und für einen Moment sah sie süß und unschuldig aus wie immer.

„Oh und das hätte ich fast vergessen. Ich habe versucht dir deine Medizin zu geben, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass du sie mir aus der Hand schlagen würdest bevor ich dir genug geben konnte.“

Sie zog die Phiole hervor und Ceres musste mit ansehen, wie sie sie fallen ließ und sie auf den Boden fiel. Sie zerschmetterte, die Scherben flogen über den Boden von Ceres’ Zimmer, sodass es schmerzvoll und gefährlich für Ceres sein würde, in ihr Bett zurückzugelangen. Ceres hatte keine Zweifel, dass Stephania es genau so vorgehabt hatte.

Sie sah, wie die Adlige nach der Kerze griff, die den Raum erhellte, und in dem kurzen Augenblick, bevor sie sie ausblies, sich das süße Lächeln in etwas Grausames wandelte.

„Ich werde auf deinem Begräbnis anwesend sein und tanzen, Ceres. Das verspreche ich.“




KAPITEL SIEBEN


„Ich bin immer noch der Meinung, dass wir ihn ausweiden sollten und seinen Körper den anderen Reichssoldaten zur Schau stellen sollten.“

„Das liegt daran, dass du ein Idiot bist, Nico. Selbst, wenn sie ihn unter all den anderen Leichen bemerken würden, warum sollte es ihnen etwas ausmachen? Und dann haben wir das Problem ihn da runter zu bringen, so dass sie ihn sehen können. Nein. Wir sollten ihn als Pfand einsetzen.“

Thanos saß in der Höhle, in der sich die Rebellen für einen Moment verkrochen hatten. Er hörte zu, wie sie über sein Schicksal stritten. Seine Hände waren vor ihm zusammengebunden, doch zumindest hatten sie ihr Bestes getan, seine Wunden zu versorgen. Er saß vor einem kleinen Feuer, das ihn warm halten sollte, während sie entschieden, ob sie ihn kaltblütig ermorden sollten oder nicht.

Die Rebellen saßen dicht gedrängt an einem anderen Feuer und diskutierten, was sie tun konnten, um zu verhindern, dass die Insel in die Hände des Reichs fiel. Sie berieten sich leise, so dass Thanos die Details nicht hören konnte, doch er kannte bereits das große Ganze: sie waren dabei zu verlieren, jämmerlich zu verlieren. Sie saßen in den Höhlen, weil es keinen anderen Ort für sie mehr gab.

Nach einer Weile kam der, der offensichtlich ihr Anführer war, auf Thanos zu und setzte sich im Schneidersitz auf den harten Boden gegenüber von Thanos. Er warf ihm ein Stück Brot zu, das Thanos hungrig verschlang. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte.

„Ich bin Akila“, sagte der andere Mann. „Ich führe die Rebellion an.“

„Thanos.“

„Einfach nur Thanos?“

Thanos hörte Neugier in seiner Stimme und Ungeduld. Er fragte sich, ob dem anderen Mann aufgefallen war, wer er war. Die Wahrheit erschien ihm so die beste Option.

„Prinz Thanos“, gab er zu.

Akila saß ihm einige Sekunden still gegenüber und Thanos wunderte sich, ob er nun sterben müsste. Er hatte dem Tod schon ins Auge geblickt, als sie ihn noch für einen normalen Adligen ohne Namen gehalten hatten. Jetzt, da sie wussten, dass er Teil der königlichen Familie war, dem König, der sie unterdrückte, nahestand, erschien es ihm unmöglich, dass sie irgendetwas anderes im Sinn haben konnten.

„Ein Prinz“, sagte Akila. Er blickte sich zu den anderen um und Thanos sah den Anflug eines Grinsens. „Hey, Leute, wir haben uns einen Prinzen eingefangen.“

„Wir sollten ihn auf jeden Fall gegen etwas eintauschen!“ rief einer der Rebellen. „Er ist sicherlich ein Vermögen wert!“

„Wir sollten ihn umbringen“, erwiderte ein anderer. „Denkt doch mal an all das, was seine Leute uns angetan haben.“

„In Ordnung, das reicht“, sagte Akila. „Konzentriert euch auf den bevorstehenden Kampf. Es wird eine lange Nacht werden.“

Thanos vernahm ein leichtes Seufzen von den anderen Männern als der Mann zurück zu ihrem Feuer kam.

„Es läuft also nicht so gut?“ sagte Thanos. „Du hast schon vorhin gesagt, dass eure Seite verliert.“

Akila warf ihm einen drohenden Blick zu. „Ich weiß, wann man besser seinen Mund hält. Vielleicht solltest du das auch wissen.“

„Ihr überlegt doch sowieso, ob ihr mich umbringt“, bemerkte Thanos. „Ich vermute also, dass ich nicht viel zu verlieren habe.“

Thanos wartete. Das war nicht die Art von Mann, den man bedrängen konnte, Antworten zu geben. Akila hatte etwas Raues. Unbeugsam und direkt. Thanos dachte, dass er ihn wohl gemocht hätte, wenn sie sich unter besseren Umständen begegnet wären.

„In Ordnung“, sagte Akila. „Ja, wir verlieren. Dein Reich hat mehr Männer als wir und euch ist die Zerstörung, die ihr anrichtet, egal. Die Stadt steht unter Beschuss vom Land und vom Wasser aus, sodass niemand entkommen kann. Wir kämpfen von den Hügeln aus, doch wenn man über das Wasser Verluste immer wieder aufstocken kann, dann gibt es da nicht viel, was wir tun können. Draco mag ein Schlächter sein, aber doch ein kluger.“

Thanos nickte. „Das ist er.“

„Und du warst wahrscheinlich da, als er all das geplant hat“, sagte Akila.

Jetzt verstand Thanos. „Ist es das, worauf ihr hofft? Dass ich all die Pläne kenne?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich war nicht da, als er sie gemacht hat. Ich wollte nicht hier sein und ich bin nur hierher gekommen, weil sie mich unter Aufsicht auf das Schiff geführt haben. Vielleicht, wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich auch erfahren, wann sie mich in den Rücken stechen wollen.“

Er dachte an Ceres und wie sie ihn gezwungen hatten, sie zurückzulassen. Das schmerzte ihn mehr als alles andere zusammengenommen. Er fragte sich, was sie ihr antun würden, wenn jemand in einer Machtposition bereits ihn hatte beseitigen wollen.

„Du hast Feinde“, stimmte Akila zu. Thanos sah, wie er eine Hand anspannte und wieder entspannte, als würde die lange Schlacht um die Stadt ihm Krämpfe bereiten. „Da haben wir wohl dieselben Feinde. Ich weiß allerdings nicht, ob das aus dir einen Freund macht.“

Thanos blickte sich im Rest der Höhle um. Eine schockierend geringe Anzahl an Soldaten war übrig. „Gerade sieht es so aus, als solltest du jeden Freund nehmen, den du kriegen kannst.“

„Du bist immer noch adlig. Du hast noch immer eine Position durch das Blut des gewöhnlichen Volkes“, sagte Akila. Er seufzte erneut. „Es sieht so aus, als würde ich Draco und seinen Herren einen Gefallen tun, wenn ich dich tötete, doch sagst du mir auch, dass, wenn ich für dich ein Lösegeld fordern würde, ich nichts bekommen würde. Ich habe eine Schlacht zu gewinnen und keine Zeit mich mit Gefangenen zu umgeben, die nichts wissen. Also, was soll ich tun, Prinz Thanos?“

Thanos hatte den Eindruck, dass er es ernst meinte. Dass er eine gute Lösung bevorzugte. Thanos dachte geschwind nach.

„Ich denke die beste Entscheidung wäre es, mich gehen zu lassen“, sagte er.

Akila brach in Gelächter aus. „Netter Versuch. Wenn das alles ist, was dir einfällt, dann halt still und ich werde es so schmerzlos wie möglich machen.“

Thanos sah, wie sich seine Hand zum Schwert bewegte.

„Ich meine das ernst“, sagte Thanos. „Ich kann dir nicht helfen, die Schlacht auf der Insel zu gewinnen.“

Er konnte Unglauben in Akilas Augen sehen und die Wachsamkeit über einer möglichen Falle. Thanos fuhr fort, denn er wusste, dass die größte Chance zu überleben darin bestand, diesen Mann davon zu überzeugen, dass er der Rebellion helfen wollte.

„Du hast selbst gesagt, dass eines der größten Probleme die Reichsflotte ist, die den Nachschub garantiert“, sagte Thanos. „Ich weiß, dass sie Vorräte auf den Schiffen zurückgelassen haben, weil sie so erpicht darauf gewesen, sind den Angriff zu starten. Also übernehmen wir einfach die Schiffe.“

Akila stand auf. „Habt ihr das gehört, Kameraden? Der Prinz hier hat den Plan die Reichsschiffe zu entwenden.“

Thanos sah, wie sich die Rebellen um Akila scharten.

„Was würde das schon nützen?“ fragte Akila. „Wir nehmen ihre Schiffe, doch was dann?“

Thanos versuchte es zu erklären. „Im besten Fall bietet es einigen Menschen aus der Stadt einen Fluchtweg und auch deinen Soldaten. Es wird den Reichssoldaten einige ihrer Vorräte kosten, sodass sie nicht ewig weiterkämpfen können. Und dann sind da noch die Wurfgeschosse.“

„Was genau ist das?“ rief einer der Rebellen. Er sah nicht gerade aus wie ein erfahrener Soldat. Wenige von ihnen sahen nach Thanos Einschätzung so aus.

„Pfeilwerfer“, erklärte Thanos. „Waffen, dafür gemacht, andere Schiffe zu zerstören, doch wenn sie gegen die Soldaten gerichtet würden...“

Akila sah zumindest so aus, als würde er es in Betracht ziehen. „Das könnte funktionieren“, gab er zu. „Und wir können die Schiffe, die wir nicht brauchen können, in Brand setzen. Das Mindeste wäre es, wenn Draco seine Männer zurück zum Schiff beordern würde. Aber wie kommen wir überhaupt auf die Schiffe, Prinz Thanos? Ich weiß, dass dort, wo du herkommst, Prinzen bekommen, worum sie bitten, doch das dürfte auf Dracos Flotte nicht zutreffen.“

Thanos zwang sich zu einem Lächeln, das ein Selbstbewusstsein ausstrahlte, das er nicht empfand. „Das ist fast genau das, was wir tun werden.“

Wieder hatte Thanos den Eindruck, dass Akila schneller verstand als der Rest der Männer. Der Rebellenanführer grinste.

„Du bist verrückt“, sagte Akila. Thanos wusste nicht, ob er das als Beleidigung verstehen sollte oder nicht.

„Es liegen genügend Leichen am Strand“, erklärte Thanos für alle anderen. „Wir nehmen ihre Ausrüstung und kehren zum Schiff zurück, um Nachschub zu holen.“

„Was meinst du?“ fragte Akila.

Im Schein des flackernden Feuers der Höhle konnte Thanos nicht ausmachen, welcher der Männer sprach. Ihre Fragen schienen aus der Dunkelheit zu dringen, sodass er nicht wusste, wer ihm zustimmte, wer Zweifel hatte und wer ihn tot sehen wollte. Es war nicht viel besser als die Politik, die zu Hause gemacht wurde. Doch auch besser in vielerlei Hinsicht, da ihn zumindest niemand anlächelte, während er eigentlich seine Ermordung plante.

„Was ist mit den Wachen auf den Schiffen?“ fragte einer der Rebellen.

„Das werden nicht viele sein“, sagte Thanos. „Und sie wissen, wer ich bin.“

„Was ist mit all den Leuten, die in der Stadt sterben werden, während wir das versuchen?“ fragte ein anderer.

„Sie sterben bereits jetzt“, entgegnete Thanos. „So habt ihr wenigstens eine Möglichkeit, euch zu wehren. Wenn wir das schaffen, dann werden wir Hunderte, vielleicht sogar Tausende von ihnen retten.“

Stille breitete sich aus und die letzte Frage durchschnitt sie wie ein Pfeil.

„Wie können wir ihm trauen, Akila? Er ist nicht nur einer von ihnen, er ist adlig. Ein Prinz.“

Thanos wandte sich von der Richtung ab, aus der die Stimme gekommen war. Er hielt ihm seinen Rücken entgegen. „Sie haben versucht, mich zu erstechen. Sie haben mich dem Tod überlassen. Ich habe genau so wie ihr allen Grund sie zu hassen.“

In diesem Moment dachte er nicht nur an den Typhoon. Er dachte an all das, was seine Familie den Menschen von Delos angetan hatte und an das, was sie Ceres angetan hatten. Wenn sie ihn nicht gezwungen hätten, zum Quellplatz zu gehen, dann wäre er nicht da gewesen, als ihr Bruder starb.

„Wir können hier rumsitzen“, sagte Thanos, „oder handeln. Ja, es wird gefährlich. Wenn sie unsere Verkleidung durchschauen, sind wir wahrscheinlich tot. Ich bin gewillt, es zu versuchen. Wie sieht es bei euch aus?“ Als niemand antwortete, hob Thanos die Stimme. „Seid ihr bereit?“

Die Antwort glich einem Jubel. Akila trat nah an ihn heran und gab Thanos einen Klaps auf die Schulter.

„In Ordnung, Prinz, es sieht so aus, als würden wir die Dinge auf deine Weise angehen. Wenn das gut geht, dann hast du einen Freund fürs Leben.“ Sein Griff wurde fester bis Schmerzen durch Thanos Rücken schossen. „Betrüge uns, schicke meine Männer in den Tod und ich schwöre dir, dass du dafür bezahlen wirst.“




KAPITEL ACHT


Es gab Gebiete von Delos, in die Berin normalerweise nicht ging. Sie stanken nach Schweiß und Verzweiflung, so wie Menschen rochen, wenn sie alles in Kauf nahmen, nur um über die Runden zu kommen. Er winkte ab, als man ihm aus dem Halbdunkel Angebote machte und warf den Werbenden böse Blicke zu, um ihre Offerten zu stoppen.

Wenn sie gewusst hätten, dass er Gold dabei hatte, dann hätte er sich früher oder später mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse wiedergefunden, der Inhalt seines Portemonnaies würde unter ihnen aufgeteilt und in einer der lokalen Tavernen und Spielhäusern auf Nimmerwiedersehen verschwinden noch bevor der Tag vorbei war. Er war hier, weil er sonst keinen Ort wusste, an dem Soldaten außer Dienst anzutreffen waren. Als Waffenschmied wusste Berin, wie man mit Männern kämpfte und er kannte die Orte, zu denen sie gingen.

Er hatte Gold, weil er einen Händler besucht hatte und ihm zwei Dolche gebracht hatte, die er zur Ansicht für mögliche Arbeitgeber geschmiedet hatte. Sie waren zwei hübsche Dinger und mit ihrer goldenen Filigranarbeit und den in die Klinge geätzten Jagdszenen eines jeden Adligen Gürtels wert. Es waren die zwei letzten Dinge von Wert, die er noch besaß. Er hatte mit einem Dutzend anderer Leute vor dem Tische des Händlers gewartet und hatte gerade einmal die Hälfte von dem bekommen, was sie wert waren.

Das war Berin jedoch egal. Das einzige, was zählte, war, seine Kinder zu finden und das würde Gold er dafür brauchen. Mit Gold konnte er Bier für die richtigen Leute kaufen. Gold konnte er in die richtigen Hände drücken.

Er schaffte es durch die Tavernenlandschaft Delos’, wenn auch nur langsam. Er konnte nicht gleich mit den Fragen, die er fragen wollte, herausplatzen. Er musste vorsichtig sein. Es war hilfreich, einige Freunde in der Stadt zu haben und einige in der Reichsarmee. Seine Schwerter hatten mehr als ein paar Menschenleben gerettet und das seit Jahren.

Er fand den Mann, nach dem er suchte, halbbetrunken mitten am Nachmittag. Er saß in einer Taverne und stank so sehr, dass niemand sich in seine Nähe gesetzt hatte. Berin vermutete, dass es allein seine Reichsuniform war, die die Leute davon abhielt, ihn mit dem Kopf zuerst auf die Straße zu schmeißen. Und die Tatsache, dass Jakar so fett war, dass es der Hälfte der Gäste des Lokals bedurft hätte ihn anzuheben.

Berin sah, wie sich die Augen des Mannes hoben, als er sich ihm näherte. „Berin? Mein alter Freund! Komm und trink mit mir ein Glas! Auch wenn du es bist, der bezahlen muss. Ich bin gerade etwas...“

„Fett? Betrunken?“ versuchte es Berin. Er wusste, dass es dem anderen Mann nichts ausmachen würde. Der Soldat schien einen Versuch zu unternehmen das schlechteste Beispiel der Armee zu werden. Er schien sogar einen gewissen Stolz darin zu finden.

„... finanziell ruiniert“, beendete Jakar seinen Satz.

„Ich könnte dir eventuell aushelfen“, sagte Berin. Er bestellte mehrere Gläser, doch ließ seines unberührt stehen. Er brauchte einen klaren Kopf, wenn er Ceres und Sartes finden wollte. Er wartete deshalb bis Jakar sein Glas herunterkippte. Seine Nase machte dabei Geräusche, die Berin an einen Esel erinnerten, der an einem Wassertrog stand.

„So, was bringt einen Mann wie dich zu meiner Wenigkeit?“ fragte Jakar nach einer Weile.

„Ich suche Neuigkeiten“, sagte Berin. „Die Art von Neuigkeiten, von denen ein Mann in deiner Position wissen könnte.“

„Ah, gut, Neuigkeiten. Neuigkeiten sind eine gierige Angelegenheit. Und möglicherweise eine teure.“

„Ich suche meinen Sohn und meine Tochter“, erklärte Berin. Bei jemand anderem hätte er so Sympathiepunkte sammeln können, doch er wusste, dass es einen solchen Mann unbeeindruckt ließ.

„Sein Sohn? Nesos, richtig?“

Berin lehnte sich über den Tisch, umschloss mit seiner Hand Jakars Handgelenk, als dieser ansetzte ein weiteres Bier herunterzuspülen. Ihm blieb nicht viel von der alten Kraft, die er sich durch das Hämmern verdient hatte, doch es war genug, um den anderen Mann zum Wimmern zu bringen. Gut, dachte Berin.

„Sartes“, sagte Berin. „Mein ältester Sohn ist tot. Sartes wurde zur Armee eingezogen. Ich weiß, dass du Dinge hörst. Ich will wissen, wo er ist, und ich will wissen, wo meine Tochter Ceres ist.“

Jakar lehnte sich zurück und Berin ließ von ihm ab. Er war sich auch nicht sicher, ob er seinen Griff noch länger hätte aufrechterhalten können.

„Davon könnte ich gehört haben“, räumte der Soldat ein, „aber es ist nicht ganz einfach. Ich habe Ausgaben.“

Berin zog den kleinen Sack Gold hervor. Er goss ihn auf dem Tisch aus, weit genug von seinem Gegenüber entfernt, dass er es nicht einfach wegschnappen konnte.

„Wird das deine ‚Ausgaben’ decken?“ fragte Berin und blickte auf das Bierglas des anderen Mannes. Er sah, wie der andere Mann das Gold zählte und wahrscheinlich versuchte abzuschätzen, ob es noch mehr zu holen gäbe.

„Deine Tochter ist der einfachere Fall“, sagte Jakar. „Sie ist im Schloss zusammen mit den Adligen. Sie haben verkündet, dass sie Prinz Thanos heiraten soll.“

Berin stieß einen erleichterten Seufzer aus, auch wenn er nicht wusste, was er davon halten sollte. Thanos war einer der wenigen Adligen, die zumindest ein wenig Anstand besaßen, aber heiraten?

„Die Sache mit deinem Sohn ist schon schwieriger. Lass mich nachdenken. Ich habe gehört, dass Leute aus der Dreiundzwanzigsten in der Gegend um dein Haus unterwegs waren, aber ich habe keine Garantie, dass sie es waren. Wenn sie es waren, dann haben sie ihr Lager ein Stück weiter südlich aufgeschlagen, wo sie versuchen den Rekruten beizubringen wie man Rebellen bekämpft.“

Galle kam Berin bei diesem Gedanken hoch. Er konnte sich vorstellen, wie die Armee Sartes behandelte, und wie dieses „Training“ aussah. Er musste seinen Sohn da rausholen. Doch Ceres musste in der Nähe sein und in Wahrheit wollte er wenigstens kurz erst seine Tochter sehen, bevor er zu Sartes ging. Er stand auf.

„Du trinkst nicht aus?“ fragte Jakar.

Berin antwortete nicht. Er würde zum Schloss gehen.



***



Es war für Berin einfacher in das Schloss zu gelangen als für fast jeden anderen. Es war eine Weile her, doch war er noch immer derjenige, der über die Bestimmung für die Waffen der Kampfherren beriet oder der den Adligen besonders schöne Waffenstücke brachte. Es war ganz einfach vorzutäuschen, dass er zurückgekehrt war und so lief er geradewegs an den Wachen der äußeren Tore vorbei und in Richtung der Vorbereitungsstätte der Kämpfer.

Im nächsten Schritt musste er dorthin, wo seine Tochter jetzt war. Das Tor zwischen dem gewölbten Bereich, in dem die Kämpfer übten und dem Rest des Schlosses. Berin musste warten bis es sich von der anderen Seite aus öffnete. Er stürmte an dem Bediensteten, der es geöffnet hatte, vorbei und tat so als hätte er etwas Wichtiges in diesem Teil des Schlosses zu tun.

Das hatte er auch, nur etwas anders geartet, als sich die Menschen es sich hier ausmalen konnten.

„Hey, du! Was glaubst du, wohin du gerade gehst?“

Berin blieb bei diesem rauen Tonfall wie angewurzelt stehen. Er wusste, noch bevor er sich umdrehte, dass es ein Wächter sein würde, und er hatte keine Ausrede, die ihn zufriedenstellen würde. Das Beste, was ihm jetzt passieren konnte, war jetzt aus dem Schloss geschmissen zu werden, auch wenn er kurz davor stand seine Tochter wiederzusehen. Im schlimmsten Fall würde man ihn in den Schlosskerker werfen oder vielleicht sogar an einem Ort hinrichten lassen, an dem es niemand bemerkte.

Er drehte sich um und erblickte zwei Soldaten, die offensichtlich einmal für das Reich gekämpft hatten. Sie waren genauso ergraut wie Berin es war und trugen diesen gebrochenen Blick von Männern, die über die Jahre zu viel Zeit im Kampfgetümmel und der prallen Sonne verbracht hatten. Einer war einen guten Kopf größer als Berin, auch wenn er sich etwas auf seinen Speer gestützt hatte. Der andere hatte einen Bart, den er so sehr geölt und gewachst hatte, dass er beinahe so scharf wie die Waffe in seiner Hand aussah. Erleichterung machte sich in Berin bei ihrem Anblick breit, denn er kannte sie beide.

„Varo, Caxus?“ sagte Berin. „Ich bin’s, Berin.“

Spannung lag für einen Moment in der Luft und Berin bangte, dass die zwei ihn nicht wiedererkennen würden. Dann brachen die Wächter in Gelächter aus.

„Du bist es“, sagte Varo und richtete sich für einen Moment gerade aus seiner gebeugten Stellung auf. „Wir haben dich ja schon... wie lange nicht mehr gesehen?“

Der andere strich seinen Bart während er nachdachte. „Es ist Monate her, seitdem du hier gewesen bist. Wir haben nicht mehr richtig miteinander gesprochen, seitdem du mir letzten Sommer meinen Armschutz gebracht hast.“

„Ich war weg“, erklärte Berin. Er sagte nicht, wo er gewesen war. Die Leute mochten ihren Schmieden nicht viel zahlen, doch er zweifelte, dass sie verstehen würden, warum er andernorts nach Arbeit gesucht hatte. Soldaten mochten es nicht, wenn ihre Feinde mit guten Waffen ausgestattet wurden. „Die Zeiten waren nicht einfach.“

„Die Zeiten waren ganz und gar nicht einfach“, stimmte Caxus zu. Berin sah wie er leicht die Stirn runzelte. „Doch das erklärt noch immer nicht, was du im Hauptschloss verloren hast.“

„Du solltest nicht hier drinnen sein, Waffenschmied, und du weißt das“, pflichtete Varo ihm bei.

„Worum geht’s?“ fragte Caxus. „Eine Notfallreparatur für ein Lieblingsschwert von einem der adligen Jungs? Ich glaube, wir hätten es gehört, wenn Lucious eine Klinge gebrochen wäre. Er hätte seine Bediensteten sicherlich ordentlich ausgepeitscht.“

Berin wusste, dass er mit solch einer Lüge nicht durchkommen würde. Er entschied, dass er es auf anderem Wege versuchen wollte: mit Ehrlichkeit. „Ich bin hier, um meine Tochter zu sehen.“

Er hörte, wie Varo Luft zwischen seinen Zähnen einsog. „Ah, das ist etwas komplizierter.“

Caxus nickte. „Ich habe sie neulich im Stadion kämpfen sehen. Zähes kleines Ding. Sie hat einen Dornenbären und einen Kampfherrn getötet. Ziemlich schwerer Kampf.“

Berins Herz zog sich bei diesen Neuigkeiten in seiner Brust zusammen. Sie hatten Ceres im Stadion kämpfen lassen? Auch wenn er wusste, dass es immer ihr Traum gewesen war, dort zu kämpfen, klang das nicht nach der Erfüllung eines Traums. Nein, es musste einen anderen Grund geben.

„Ich muss sie sehen“, beharrte Berin.

Varo legte seinen Kopf auf die Seite. „Wie gesagt, das ist kompliziert. Niemand darf sie sehen. Anordnung der Königin.“

„Aber ich bin ihr Vater“, sagte Berin.

Caxus hob seine Hände. „Es gibt nicht viel, was wir da machen könnten.“

Berin dachte schnell nach. „Nicht viel? Habe ich das etwa auch gesagt, als du einen neuen Speerkopf brauchtest, bevor dein Hauptmann bemerkt hätte, dass du ihn verbogen hast?“

„Wir haben uns darauf verständigt, es nicht mehr zu erwähnen“, sagte die Wache mit besorgtem Blick.

„Und was ist mit dir, Varo?“ fuhr Berin fort und kramte in seinem Kopf nach Situation, mit denen er Druck ausüben konnte, bevor sie ihn rauswarfen. „Habe ich gesagt, es sei ‚kompliziert’, als du ein Schwert wolltest, das deiner Hand entspricht und nicht diese standardisierte Armeeausrüstung?“

„Naja...“

Berin hörte nicht auf. Das wichtigste war sie so weit zu bringen, dass sie ihre Bedenken über Bord warfen. Nein, das Wichtigste war es, seine Tochter zu sehen.

„Wie oft hat meine Arbeit euer Leben gerettet?“ fragte er. „Varo, du hast mir die Geschichte von diesem Räuberanführer erzählt, dem deine Einheit auf den Fersen war. Welches Schwert hast du benutzt, um ihn zu töten?“

„Deines“, gab Varo zu.

„Und Caxus, als du all die Filigranarbeit auf deinen Beinschienen wolltest, um das Mädchen, das du geheiratet hast, zu beeindrucken, zu wem bist du gegangen?“

„Zu dir“, sagte Caxus. Berin konnte sehen, dass er nachdachte.

„Und das ist noch bevor ich euch durch die Schlachten begleitet habe“, sagte Berin. „Und was ist mit – “

Caxus hob eine Hand. „In Ordnung. Du hast dich klar ausgedrückt. Der Raum deiner Tochter ist weiter oben. Wir werden dir den Weg zeigen. Wenn irgendjemand fragt, dann führen wir dich nur gerade aus dem Gebäude heraus.“

Berin bezweifelte, dass irgendjemand fragen würde, doch das war jetzt egal. Nur eines zählte. Er würde seine Tochter wiedersehen. Er folgte den beiden den Schlossgang hinab, bis sie schließlich zu einer Tür gelangten, die vergittert und von außen verschlossen vor ihnen lag. Da der Schlüssel im Schloss steckte, drehte er ihn einfach um.

Berins Herz quoll vor Freude fast über beim ersten Anblick seiner Tochter nach so vielen Monaten. Sie lag im Bett, ächzte und blickte ihn mit verschleiertem Blick an.

„Vater?“

„Ceres!“ Berin rannte zu ihr, warf seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. „Es ist gut. Ich bin hier.“





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Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN ist nach SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1) das zweite Buch aus der Bestseller Serie FÜR RUHM UND KRONE der Fantasy-Autorin Morgan Rice. Die siebzehnjährige Ceres ist ein hübsches Mädchen aus dem Reich Delos. Durch einen königlichen Erlass sieht sie sich gezwungen im Stadion – einer brutalen Kampfarena – zu kämpfen, in der Krieger aus allen Ecken der Welt zusammenkommen, um einander zu töten. Ihre Chance zu überleben ist angesichts der Härte ihres Gegners gering. Alles was sie tun kann, ist auf ihre innersten Kräfte zu vertrauen und ein für alle Mal aus der Sklavin eine Kriegerin zu machen. Der achtzehnjährige Prinz Thanos erwacht auf der Insel Haylon und muss erkennen, dass seine eigenen Leute ihn erst versucht haben zu töten und ihn dann totgeglaubt am mit Leichen übersäten Strand zurückgelassen haben. Von den Rebellen gefangenen genommen, muss er sich nicht nur seinen Weg zurück ins Leben bahnen, sondern auch herausfinden, wer versucht hat ihn zu ermorden, um Rache nehmen zu können. Weit voneinander getrennt haben Ceres und Thanos ihre Liebe füreinander nicht verloren. Doch am Hof des Reiches herrschen Lügen, Betrug und Falschheit vor und so spinnt die Eifersucht unter dem Adel ein kompliziertes Netz aus Lügen, das durch ein tragisches Missverständnis dazu führt, dass sie irrtümlich den Tod des anderen annehmen müssen. Die Entscheidungen die sie treffen, werden das Schicksal des anderen bestimmen. Wird Ceres den Kampf im Stadion überlegen und eine Kriegerin werden so wie die Vorsehung besagt? Wird Thanos’ Wunde heilen und er das vor ihm verborgen gehaltene Geheimnis aufdecken? Werden die zwei voneinander Getrennten wieder zueinander finden?SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN erzählt die heldenhafte Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Betrug, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch Buch 2 in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen) Buch 3 aus der FÜR RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald!

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