Книга - Sieger, Besiegter, Sohn

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Sieger, Besiegter, Sohn
Morgan Rice


Für Ruhm und Krone #8
Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN ist SIEGER, BESIEGTER, SOHN das achte und letzte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe FÜR RUHM UND KRONE von Morgan Rice. Während Ceres in einem geheimnisvollen Land versucht ihre Kräfte zurückzugewinnen – und ihr eigenes Leben zu retten – bereiten sich Thanos, Akila, Lord West und die anderen auf der Insel von Haylon auf ihre letzte Schlacht gegen die mächtige Flotte von Felldust vor. Jeva versucht ihr Knochenvolk darauf einzuschwören, Thanos in der Schlacht von Haylon zu Hilfe zu eilen. Eine epische Schlacht entspinnt sich, die sie ohne Ceres’ Hilfe nicht werden gewinnen können. Stephania segelt nach Felldust, um den Zweiten Stein für sich einzunehmen und ihn zurück nach Delos zu bringen, wo er ihr helfen soll, das Königreich, das einst ihr gehörte, zurückzuerobern. Doch die Spielregeln haben sich auf brutale Art und Weise verändern und die Dinge entwickeln anders als von ihr vorhergesehen. Gestärkt durch seinen Sieg im Norden bündelt Irrien die Kräfte der gesamten Felldustflotte, um mit ihnen in die finale und todbringende Schlacht auf Haylon zu ziehen. Dabei setzt er auch auf eine Überraschungswaffe – ein Monster von unglaublicher Kraft – um sicherzustellen, dass Ceres endgültig ausgelöscht wird. Unterdessen setzt der Zauberer Daskalos seine ultimative Waffe – Thanos’ und Stephanias Sohn – darauf an, seinen Vater zu töten. Das Finale der Serie wird mit den epischsten aller Kampfszenen aufwarten. Das Schicksal der Welt wird auf Messers schneide stehen. Wird Ceres am Leben bleiben? Wird Thanos am Leben bleiben? Was wird aus seinem Sohn werden? Wird die Freiheit jemals Einzug halten? Und werden Ceres und Thanos endlich zueinanderfinden?SIEGER, BESIEGTER, SOHN erzählt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen)







SIEGER, BESIEGTER, SOHN



(FÜR RUHM UND KRONE – BUCH 8)



MORGAN RICE


Morgan Rice



Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com) und registrieren Sie sich für ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten dafür ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten über Facebook und Twitter!


Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice



„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“

--Books and Movie Reviews

Roberto Mattos



„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“

--The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)



„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“

--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)



„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“

--Publishers Weekly


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Copyright © 2017 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Captblack76 und werden unter der Lizenz istock.com verwendet.


INHALTSVERZEICHNIS



KAPITEL EINS (#uc41c4db6-7fc4-506d-9f18-87fa9b861308)

KAPITEL ZWEI (#ue9716d86-6857-5562-94a8-8ad6a007ed27)

KAPITEL DREI (#ue2218ca3-1831-5e55-8e4f-0072ead618ec)

KAPITEL VIER (#u6ba8c72c-3e0a-5ee1-981f-d543aea62346)

KAPITEL FÜNF (#u3e737818-8076-5e0e-83c5-eb8cbb1b8378)

KAPITEL SECHS (#u37e7d6ab-619b-5ba7-8a66-d1349282030f)

KAPITEL SIEBEN (#uac191e18-d783-57e5-9067-698578a3d98f)

KAPITEL ACHT (#ub85efc1b-68ad-55bb-9b9f-2c60fbad7b8d)

KAPITEL NEUN (#ua06345f4-0b95-543d-bc1a-028388a8c3a7)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNSZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

EPILOG (#litres_trial_promo)




KAPITEL EINS


Thanos duckte sich unter einem Pfeil hinweg. Er hörte, wie er hinter ihm dumpf an der Steinmauer von einem der Häuser Haylons zerbarst. Er eilte zurück durch die Straßen, und als er eine Kreuzung erreichte, wirbelte er mit dem Schwert in der Hand herum.

Von einer Seite kam ein halbes Dutzend ehemaliger Männer Lord Wests auf ihn zu, von der anderen Seite näherten sich ihm Reichssoldaten während die Soldaten der Insel aus den umliegenden Häusern traten. Sie kesselten die Soldaten von Felldust ein, dann begann auch Thanos sie anzugreifen.

Thanos hieb über den Schild eines Mannes hinweg, sprang herum und wehrte einen Schlag ab, der den Mann neben ihm getroffen hätte. Dann versetzte er einem dritten Soldaten einen Tritt, während Sir Justin in die Lücke trat und einen weiteren Mann tötete.

„Es scheint zur Gewohnheit zu werden, dass Sie mich retten“, sagte Thanos gefangen im Eifer des Gefechts.

„Kämpft einfach weiter und wir belassen es bei Gleichstand“, antwortete Justin.

Zumindest das konnte Thanos versuchen. Er fing eine Axt mit seinem Schwert ab und ließ nicht los, bis ein Reichssoldat dem Gegner mit einem Schlag den Rest gab. Dann nahm er die Axt in seine noch freie Hand.

Jetzt drangen noch mehr Feinde zu ihnen. Die Besatzer strömten förmlich auf die Kreuzung, als sie erkannten, dass sie dort mit Widerstand zu rechnen hatten. Das bedeutete, dass sie sich langsam aus dem Staub machen mussten.

„Rückzug!“ schrie er, und die Männer um ihn rannten in eines der Häuser, um so auf die dahinterliegende Straße zu gelangen. Thanos war unter ihnen. Neben ihm rannte General Haven. Das Gesicht des alten Mannes war vor Anstrengung rot angelaufen.

„Sollten Sie sich nicht eine weniger... aufgeladene Kampfstätte suchen, General?“ fragte Thanos.

Haven warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ihr könnt mir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, junger Mann! Ihr seid nicht mein Prinz!“

Seinen Einwänden zum Trotz schien der alte General trotzdem zufrieden, an der Seite von Thanos und Justin kämpfen zu dürfen. Sie bahnten sich ihren Weg über Steinstufen und eines der Häuserdächer der Stadt hinweg. Es schien unmöglich feststellbar, woher welche Soldaten gekommen waren; Thanos konnte jedoch sehen, dass die Verteidiger der Insel mit Mut und Kühnheit kämpften.

Von hier aus konnte er nun auch die Größe der die Insel angreifenden Flotte erkennen. Sie war nicht so groß wie die Invasionsflotte, die nach Delos gefahren war, aber immer noch beträchtlich. Sie bedeckte wie ein dunkler Fleck auf dem Wasser die Umgebung des Hafens, sodass dieser vor Schiffen, die immer mehr Soldaten auf Haylons Boden auszuspucken schienen, überzuquellen schien.

Ihnen blieb nichts weiter übrig als zuzuschlagen und gleich darauf davonzulaufen, denn so würden sich die Angreifer weiter verteilen. So würden sie sie überwältigen können, bevor sie selbst tiefer in die Stadt drangen. Die Bewohner von Haylon schienen mit derlei Taktiken vertraut, und Thanos war erstaunt, wie geschickt auch die Reichssoldaten sie anwendeten. Wahrscheinlich hatten sie ihr Wissen während der Zeit erlangt, in der sie in den Hügeln der Insel gekämpft hatten.

„Hier lang“, sagte Haven. Thanos folgte ihm, denn er ging davon aus, dass der General die Insel von allen wahrscheinlich am besten kannte. Thanos ertappte sich, wie er sich wünschte, dass Akila oder Iakos jetzt hier wären. Doch der stellvertretende Anführer war tot, und Akila war zu ernsthaft verletzt, als dass er solche Manöver hätte anführen können.

Thanos erblickte mehrere Straßen, die er wiedererkannte und gab dem General ein Zeichen.

„Hier“, rief er. „Die Gassen.“

Zu seiner Überraschung folgten sie ihm. Sie rannten mehrere enge Gassen hinab und bogen schließlich erneut ab. Einige von Sir Justins Männern sahen so aus, als würden sie es am liebsten gleich mit den nächsten Feinden aufnehmen wollen. Doch Thanos hob die Hand, um sie davon abzuhalten.

„Wartet auf sie“, sagte Thanos. „Wir können von hieraus besser verteidigen, und... nun, schaut mal.“

Auch wenn sie ihn noch nicht lange kannten, harrten die Männer weiter aus. Dann griffen Felldusts Soldaten an. In diesem Moment brachten die wartenden Inselbewohner die Mauern zu beiden Seiten zum Einsturz, sodass der Feind unter dem Geröll begraben wurde.

„Iakos hat in der halben Stadt Fallen aufgestellt“, erklärte Thanos. Er atmete jetzt schwer und wünschte nichts sehnlicher, als dass sie für einen Augenblick hätten pausieren können. Doch in solch einer Schlacht gab es für so etwas keine Zeit. „Kommt, wir müssen weiter.“

Sie liefen weiter und wählten dieses Mal einen Weg, der den Feind auf die Fährte von Stolperdraht und Fallgruben locken würde.

„Das ist ein schmutziger Kampf“, sagte Sir Justin.

Thanos legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er wusste, was der andere Mann damit meinte. Lord Wests war wahrscheinlich großangelegte Angriffsmanöver und sorgfältig geplante Duelle gewohnt und keine Kämpfe in Gassen mit anschließendem Davonlaufen.

„Wir tun was wir tun müssen, um zu gewinnen“, sagte er. Thanos erinnerte sich noch an jene Zeit, in der er Acht gegeben hatte, keinen seiner Gegner zu töten, damals als er ehrenhaft gekämpft hatte. Das schien jetzt eine lange Zeit her zu sein. „Wir versuchen nur unsere Familien und Freunde zu beschützen. Wir retten die Menschen von Haylon und das Reich.“

Er sah den Krieger nicken, und dann standen sie auch schon wieder vor den Häusern und rannten auf die vorrückenden Einheiten zu.

Das war das Besorgniserregende dabei. Mit jeder Begegnung rückte der Feind weiter vor, denn sie waren nicht in der Lage, es mit dem übermächtigen Gegner von Angesicht zu Angesicht aufzunehmen. Selbst jetzt, da Thanos erneut herumwirbelte, einen Speer zur Seite schlug, sodass er seine Klinge besser in dessen Träger versenken konnte, bezweckte er damit lediglich, genug Zeit zu gewinnen, um von einer Position zur nächsten zu rennen.

Es kam ihm weniger so vor als würde er hier um den Sieg kämpfen als um eine möglichst lange Aufrechterhaltung ihrer Verteidigung.

Thanos stand hinter einer Barrikade tiefer im Stadtinneren, als ein Bote durch eine der Türen in seiner Nähe gestürmt kam. Thanos hätte ihn beinahe instinktiv aufgespießt, doch er schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich zurückzuhalten.

„Akila sagt, dass alle verbleibenden Leute aus der Stadt abgezogen werden sollen. Einer der Strände am anderen Ende der Insel ist in feindliche Hände gefallen, und wir brauchen jeden Mann, um die Pässe zu verstärken.“

Thanos nickte und versuchte, sich seine Enttäuschung angesichts dieser Worte nicht anmerken zu lassen. Er hatte gewusst, dass es so weit kommen würde, nachdem Felldusts Einheiten die Hafentore durchbrochen hatten. Insgeheim hatte er jedoch zu hoffen gewagt, dass ihnen dies nur gelungen war, weil sie alles daran gesetzt hatten, diesen Angriff zu einem Erfolg zu führen. Wenn sie im Stande waren auch die Strände der Insel unter ihre Kontrolle zu bringen, dann war die Lage aussichtsloser als er angenommen hatte.

„Zieht euch in die Hügel zurück!“ schrie er, und die Männer um ihn blickten ihn für einen Moment erstaunt an. Dann machten sie sich durch die Stadt in Richtung der Bergpässe auf. General Havens Männer standen den Männern von Haylon in Sachen Schnelligkeit in nichts nach und schienen durch ihre Zeit auf der Insel die Berge in und auswendig zu kennen. Lord Wests ehemalige Männer folgten ihnen und schienen Thanos’ Führungsanspruch anzuerkennen. Er hoffte nur, dass er sie nicht in ihren Tod führte.

Sie erreichten die Felsenwände und Pässe am Rande der Stadt. Dort warteten Männer mit Schmiedehämmern neben riesigen Keilen aus Holz. Thanos vermutete, dass diese Keile, wenn in die Felsenwände geschlagen, diese zum Einsturz bringen würden, um so eine natürliche Barrikade zu bilden. Thanos erkannte auch, dass, wenn die Männer nicht sehr vorsichtig dabei vorgingen, sie riskieren würden, unter den Felsen begraben zu werden. Sie waren bereit, ihre Leben zu geben, um die Angreifer auszubremsen.

Thanos durfte sie nicht alleine lassen.

Er griff nach einem der Hämmer und ignorierte den erschrockenen Blick des Mannes während er sah, wie seine Truppen durch die Spalte drangen. Immer mehr Haylonkrieger drangen zu ihnen, doch jetzt konnte Thanos auch sehen, wie Felldustmänner ihnen dicht auf den Fersen waren.

Er musste an Ceres denken. Er hoffte, dass ihre Suche erfolgreicher verlief als ihre Unternehmungen auf der Insel. Er hatte so große Pläne für sie gehabt, und wenn er jetzt hier starb, dann würde nichts davon jemals wahr werden. Doch konnte er auch nicht einfach daneben stehen und diese Männer im Stich lassen.

„Wir müssen es jetzt tun“, sagte einer der Männer.

Thanos schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Noch mehr Männer sind auf dem Weg.“

„Aber wenn Felldusts Männer durch die...“

„Noch nicht“, wiederholte Thanos.

Weitere Krieger kamen, und Thanos ließ so viele seiner eigenen Männer passieren wie er nur konnte. Als der erste von Felldusts Kriegern auf ihn zukam, wehrte Thanos dessen Hieb mit dem Griff seines Hammers ab. Dann schlug er zurück und spürte, wie die Rippen seines Feindes unter der Wucht seines Hammers nachgaben. Ein zweiter kam auf ihn zugeeilt. Haven sprang dazwischen und schaltete ihn aus.

„Das ist nicht der rechte Ort für Euch, mein Prinz“, sagte er.

„Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass ich nicht Ihr Prinz sei“, bemerkte Thanos.

Der hörte den anderen Mann seufzen. „Das seid Ihr nicht, aber Ihr seid im Recht. Ich bin als Schlächter auf diese Insel gekommen. Jetzt ist es Zeit, mehr als nur das zu sein.“

Er nickte, und Thanos spürte, wie sich starke Hände um seine Arme schlossen. Zwei Reichssoldaten rissen ihn zurück während Haven nach dem Hammer griff, den Thanos gehalten hatte.

„Haven, tun Sie das nicht“, sagte Thanos.

Doch da war es schon zu spät. Der alte General und ein paar Auserwählte von Haylon holten mit ihren Hämmern aus. Er schwang den Hammer mit der Stärke eines viel jüngeren Mannes. Die Hiebe trafen zielgenau die Keile und die Felsen begannen zu brechen.

Als sie schließlich auseinanderbrachen schien die Welt unter dem donnernden Felsenregen zu verschwinden. General Haven verschwand unter der Lawine und hinterließ nichts als eine massive Wand aus Felsen.

Thanos starrte den Berg voller Erstaunen an.

Er wusste dennoch, dass ihnen dieses Manöver nur wenig Zeit verschaffen würde.

Haylon war verloren.

Er hoffte nur, dass Ceres es leichter hatte.




KAPITEL ZWEI


Ceres blickte aus dem Graben hinauf zu dem Kreis aus halbtoten Zauberern. Sie versuchte, ihre Angst zu verbergen. Während sie beobachtete, wie sie sich dort oben formierten, schaffte sie es, ihre Fassung zurückzugewinnen und abwartend nach den Griffen ihrer beiden Schwerter zu greifen. Sie würde ihnen nicht die Genugtuung geben, sie eingeschüchtert zu sehen.

„Du hättest uns befreien können“, sagte ihr Anführer mit einer Stimme wie aus Schmirgelpapier.

„Damit ihr Zerstörung über die Welt bringt“, rief Ceres zurück. „Niemals.“

„Dann nehmen wir dir dein Blut und werden zumindest für eine Weile wieder zu dem, was wir einst waren.“

Ceres machte sich bereit. Welcher von ihnen würde zuerst angreifen? Würden sie einfach ihre Magie benutzen, um sie hier unten in dem Graben zu vernichten? Nein, das konnten sie nicht, oder? Nicht, wenn sie ihr Blut wollten. Dann hatte sie eine Idee, die ihr vielleicht einen Weg aus dem Graben bieten würde. Doch es wäre gefährlich. Sehr gefährlich.

„Ihr denkt doch nicht etwa, dass ich Angst vor euch hätte?“ fragte Ceres. „Ich habe schon oft in solchen Graben gekämpft. Kommt nur alle her zu mir.“

Das würde nur funktionieren, wenn sie sie alle gleichzeitig angriffen. Dennoch erfüllte sie es mit Grauen, mitansehen zu müssen, wie einer nach dem anderen geräuschlos in den Graben glitt und angriffslustig auf sie zuzueilen begann.

Ceres schlug zu und rastete keine Sekunde. Der Graben bot so wenig Platz zum Kämpfen, dass sie riskierte, überrumpelt zu werden. Sie hackte eine Hand ab, die nach ihr griff und duckte sich unter greifenden Klauen hinweg, die nach ihrem Hals grabschten. Sie spürte, wie eine Hand sie an ihrer Seite erwischte und trat nach ihr, sodass einer der Zauberer zurückflog.

Sie waren nicht mehr so stark, wie sie einst gewesen waren. Ceres vermutete, dass sie mehr Kraft hatten aufwenden müssen, als ihnen lieb gewesen war, als sie ihr mit ihren Zaubersprüchen nachgestellt hatten. Sie machte weiter und wich aus, wo sie nur konnte, während sie auf den Moment wartete, in dem sie sich so aufreihten, wie sie es wollte.

Dann war der Moment gekommen und Ceres zögerte keinen Moment. Vielleicht hatte sie nicht mehr die übermächtige Kraft und Schnelligkeit ihres Blutes, doch war sie noch immer schnell und stark genug. Sie brachte einen dazu, vor ihr auf die Knie zu sinken, dann warf sie ihre Schwerter über den Rand des Grabens und benutzte den Rücken jenes Zauberers als Sprungbrett, während dieser sich noch zu erholen versuchte. Sie sprang auf die Schultern des nächststehenden Feindes und sprang mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft auf den Rand des Grabens. Wenn sie sich jetzt verrechnete, dann hatte sie die einzigen Waffen, die ihr jetzt noch zu ihrer Verteidigung blieben, weggeworfen.

Sie prallte gegen den Felsen der Grabenmauer, ihre Hände umklammerten den Rand des Grabens während sie versuchte, sich hinaufzuziehen. Ceres spürte, wie etwas an ihrem Bein zog und kickte instinktiv nach ihrem Feind. Sie spürte, wie der Schädelknochen eines Zauberers unter ihrem Fuß zerbrach. Dieser Schwung war alles, was sie noch gebraucht hatte, und flugs kletterte Ceres über den Rand des Grabens, in den sie gefallen war.

Sie griff nach ihren Klingen und erhob sich, während die Zauberer unter ihr wütend kreischten.

„Wir kriegen dich!“ versprachen sie.

Einer schickte wütend brüllend ihr einen Zauberspruch hinterher. Ceres wich zur Seite aus. Doch er wirkte wie ein Signal für die anderen zum Angriff. Flammen und Blitze folgten ihr, als sie aus dem Raum floh, in dem der Graben lag. Ceres hörte, wie die Wände um sie herum einzustürzen begannen. Erst kleine, dann größere Felsen regneten auf sie nieder.

Ceres rannte verzweifelt weiter, während Felsen auf dem Boden abprallten oder, im Falle der größeren Exemplare, über ihn hinwegrollten. Sie warf sich nach vorne und rollte sich ab, sodass sie wieder auf den Füßen landete. Der Tunnel hinter ihr war jetzt blockiert.

Würde es die früheren Zauberer aufhalten? Wahrscheinlich nicht ewig. Wenn sie nicht starben, dann würden sie sich irgendwann hindurchgegraben haben. Aber vorerst würden sie Ceres nicht nachjagen können. Vorerst würde sie in Sicherheit sein.

Sie lief weiter durch die Tunnel ohne zu wissen, wohin sie laufen sollte. Sie vertraute instinktiv dem sanften Schein des Höhlenlichts. Ceres konnte sehen, wie sich der Tunnel vor ihr zu eine größeren Höhle öffnete, von deren Decke Stalaktiten hingen. Dort hörte sie auch Wasser plätschern, und Ceres trat erstaunt an den breiten Strom, der durch ihre Mitte floss.

Doch das war nicht alles. Dort gab es auch eine kleine Anlegestelle, an der ein Boot mit flachem Boden angebunden war. Ceres vermutete, dass dieses Boot dort schon viele Jahre lag und dennoch sah es nach wie vor robust aus. Stromabwärts konnte Ceres ein Licht erkennen, das ihr im Rest der Höhle noch nicht untergekommen war, und sie wusste aus irgendeinem Grund, dass sie ihm würde folgen müssen.

Sie kletterte in das Boot, löste den Knoten und überließ dem Strom alles Übrige. Das Wasser schwappte an die Seiten des kleinen Kahns, und Ceres spürte Erwartung in sich aufsteigen je weiter sie fuhr. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte solch ein Strom Bedenken in ihr geweckt, denn schließlich konnte er sie zu einem Wehr oder schlimmer noch zu einem Wasserfall führen. Jetzt hatte sie jedoch das Gefühl, dass der Strom einen Zweck erfüllte, der so angelegt war, sie an ihr Ziel zu bringen.

Das Boot führte sie durch einen Tunnel, der so eng war, dass Ceres die Wände zu beiden Seiten hätte berühren können. Vor ihr schimmerte das Licht nach dem Halbdunkel der Höhlen gleißend hell. Der Tunnel wich einem Ort, der nicht aus Felsen oder Stein bestand. Anstatt, wie erwartet, eine weitere Höhle vorzufinden, befand sich Ceres jetzt inmitten einer idyllischen Landschaft.

Ceres erkannte augenblicklich das Handwerk der Uralten wieder. Nur sie waren zu so etwas im Stande. Vielleicht hatten die Zauberer herausgefunden, wie sie eine vergleichbare Illusion heraufbeschworen, doch das hier fühlte sich echt an; es roch sogar nach frischem Gras und Tautropfen. Das Boot stieß gegen das Ufer und Ceres erblickte vor sich eine weite Wiese gefüllt mit Wildblumen, deren Duft ihr leicht süßlich in die Nase stieg. Einige von ihnen schienen sich zu bewegen, als sie an ihnen vorbeilief, und Ceres spürte, wie sich Dornen in ihr Bein gruben und diese schmerzhaft blutig schrammten.

Doch dann wichen sie zurück. Welche Verteidigungsfunktion sie auch immer erfüllten, sie waren nicht hier, um sie fernzuhalten.

Ceres brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der Ort, durch den sie gerade schritt, zwei seltsame Dinge barg. Nun, seltsamer noch als ein Landschaftsstreifen inmitten eines Höhlenkomplexes.

Zunächst einmal hatten die Visionen der Vergangenheit aufgehört, in Erscheinung zu treten. In den Höhlen über ihr waren sie immer wieder aufgetaucht und hatten ihr den finalen Angriff der Uralten auf das Heim der Zauberer vor Augen geführt. Hier schien die Welt nicht zwischen zwei Zeitpunkten festzustecken. Hier war es so friedlich und eindeutig ohne die ständigen Verschiebungen, welche die restliche Insel heimsuchten.

Das andere war der Lichtdom im Zentrum, der sich golden über dem Grün seiner Umgebung erhob. Er war von der Größe eines enormen Hauses oder dem Zelt eines Nomadenherrn, doch er schien aus nichts als Energie zu bestehen. Zuerst dachte sie, es handelte sich bei ihm um einen Dom, der als eine Art Schild oder Wall fungierte, doch irgendwie wusste Ceres, dass er mehr als nur das war. Er war ein Ort gefüllt mit Leben, ein Zuhause.

Er war auch der Ort, so vermutete sie, an dem sie finden würde, wonach sie suchte. Es war beinahe das erste Mal, seitdem sie ihren Fuß in das Heim der Zauberer gesetzt hatte, dass Ceres Hoffnung in sich aufkeimen spürte. Vielleicht würde sie hier ihre Kräfte zurückgewinnen können.

Vielleicht würde sie Haylon doch noch retten können.




KAPITEL DREI


Auf ihrem Weg zur Knochenküste Felldusts litt Jeva unter den seltsamsten Gefühlsanwandlungen ihres Lebens: sie sorgte sich um ihr Leben.

Das war ein neues Gefühl für sie. Es war etwas, das ihr Volk normalerweise nicht empfand. Es war mit Sicherheit nichts, was sie gewollt hatte. Letztlich würde es wohl zu einer Art Irrlehre führen. Sie würde umherirren, die Möglichkeit sich zu den wartenden Toten zu gesellen greifbar und sich gleichzeitig um ihr Ableben sorgen. Ihresgleichen begrüßten den Tod, denn er bedeutete, dass sie eins wurden mit ihren Urahnen. Über die Gefahren machten sie sich dabei keine Sorgen.

Doch genau das war es, was Jeva jetzt empfand, während sich Felldusts Küstenlinie am Horizont abzuzeichnen begann. Sie hatte Angst, dass man sie für das, was sie ihnen mitzuteilen hatte, töten würde. Sie fürchtete, dass sie sie zu ihren Vorfahren schicken würden anstatt Haylon unter die Arme zu greifen. Sie fragte sich, was sie so verändert hatte.

Doch die Antwort darauf war nicht schwer: Thanos.

Jeva musste an ihn denken, während sie in Richtung ihrer Heimat segelte. Sie beobachtete die Seevögel, die in Scharen und auf die nächste Beute wartend über ihr kreisten. Bevor sie ihn getroffen hatte, war sie... nun, vielleicht nicht so wie alle gewesen, denn kaum jemand verspürte den Drang, den ganzen Weg nach Port Leeward und noch weiter zu spazieren. Dennoch hatte sie sich als eine von ihnen begriffen, war eine von ihnen gewesen. Sie hatte mit Sicherheit keine Angst empfunden.

Sie hatte nicht unbedingt Angst um sich selbst, auch wenn sie sehr genau wusste, dass ihr eigenes Leben hier auf dem Spiel stand. Sie machte sich größere Sorgen um diejenigen, die sie auf Haylon zurückgelassen hatte, wenn sie es nicht zurückschaffte; zu Thanos.

Das war ein weiterer Irrglaube. Die Lebenden hatten keinerlei Bedeutung, außer sie erfüllten die Wünsche der Toten. Wenn eine ganze Insel unter einer Besatzungsmacht ausgelöscht wurde, dann war dies eine ruhmvolle Ehre und nicht als ein bevorstehendes Desaster anzusehen. Das Leben war dazu da, die Wünsche der Toten zu erfüllen und selbst ein Ende zu finden, das in angemessener Weise ruhmvoll war. Die Sprecher der Toten hatten das sehr deutlich gemacht. Jeva hatte sogar selbst das Flüstern der Toten gehört, damals als der Rauch aus den Feuerstätten gequollen war.

Sie segelte weiter, drängte diese Gedanken beiseite und spürte, wie die Wellen an dem Ruderbock rissen, mit dem sie das kleine Boot auf Heimatkurs hielt. Jetzt hörte sie andere Stimmen. Stimmen, die um Mitgefühl baten, darum Haylon zu retten und Thanos zu helfen.

Sie hatte gesehen, wie er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um selbstlos anderen zu helfen. Als sie selbst wie eine Galionsfigur auf einem Felldustschiff festgebunden darauf gewartet hatte, ausgepeitscht zu werden, war er gekommen, um sie zu retten. Als sie Seite an Seite gekämpft hatten, war sein Schild auf eine Weise, die ihr in ihrem Volk noch nie untergekommen war, auch das ihre gewesen.

Sie hatte in Thanos etwas gesehen, das sie bewundern konnte. Vielleicht mehr als nur bewundern. Sie hatte in ihm jemanden gesehen, der in dieser Welt sein Bestes gab und nicht nur um eines ruhmvollen Todes willen. Die neuen Stimmen, die Jeva vernahm, sagten ihr, dass auch sie so Leben sollte und dass Haylon zu helfen, Teil davon sein würde.

Das Problem war, dass Jeva wusste, dass diese Stimmen aus ihr selbst kamen. Sie hätte nicht so sehr auf sie hören sollen. Ihr Volk hätte das mit Sicherheit nicht getan.

„Das, was von ihm übrig ist“, sagte Jeva und der Wind trug ihre Worte davon.

Das Dorf ihres Stammes gab es nicht mehr. Jetzt würde sie zu einem anderen Versammlungsort fahren, um einen anderen Teil ihres Volkes um ihre Leben zu bitten. Jeva hob den Blick und beobachtete, wie der Wind das kleine Segel des Boots aufblähte, dann blickte sie auf das Spiel des Schaums auf dem Meereswasser; sie versuchte sich abzulenken und nicht an das zu denken, was es sie kosten würde, um das zu erreichen, was sie erreichen wollte. Dennoch tauchten die Worte in ihrem Kopf auf als wären sie unausweichlich wie das Ende des Lebens.

Sie würde behaupten müssen, im Namen der Toten zu sprechen.

Es hatte der Worte der Toten bedurft, um sie nach Delos zu holen, auch wenn Jeva und Thanos nicht behauptet hatten, in ihrem Namen zu sprechen. Doch Jeva durfte es in diesem Fall nicht den Sprechern überlassen. Die Chance, dass sie nein sagen würden, war zu groß und dann, was würde dann geschehen?

Ihr Freund würde sterben. Das durfte sie nicht zulassen. Auch wenn es bedeutete, etwas Undenkbares zu tun.

Jeva steuerte ihr Boot an Felsen und an den an ihnen zerschellten Wracks vorbei gen Ufer. Das war nicht der Strand in der Nähe ihrer alten Heimat, sondern ein anderer großer Versammlungsort weiter die Küste hinauf. Sie hatten sie Schiffswracks sorgfältig geplündert. Jeva grinste. Das machte sie ein klein wenig stolz.

Boote kamen über das Wasser auf sie zu. Die meisten waren einfache Gefährte, Kanoes mit Auslegern, die gebaut worden waren, um diejenigen Schiffe abzufangen, die augenscheinlich nicht zur Flotte des Knochenvolks gehörten. Wenn Jeva nicht offensichtlich eine von ihnen gewesen wäre, dann hätte sie um ihr Leben bangen müssen. So scharrten sie sich um sie und lachten und scherzten auf eine Weise, die sie nicht an den Tag gelegt hätten, wenn sie eine Fremde gewesen wäre.

„Ein schönes Boot, Schwester. Wie viele Männer musstest du dafür töten?“

„Töten?“ fragte ein anderer. „Bei ihrem Anblick sind sie wahrscheinlich aus Angst freiwillig abgetreten!“

„So hässlich wie du bist, würden sie auch sofort abtreten“, schoss Jeva zurück und der Mann stimmte in ihr Lachen mit ein. So wurden die Dinge hier nun einmal getan.

Wie die Dinge getan wurden, war äußerst wichtig. Außenseitern mochte ihr Volk seltsam vorkommen, doch hatten sie ihre eigenen Regeln, ihren eigenen Verhaltenskodex. Jetzt war Jeva auf dem Weg zu ihnen, und wenn sie gleich behaupten würde, im Namen der Toten zu sprechen, dann würde sie eine der fundamentalsten dieser Regeln brechen. Sie riskierte damit aus der Gemeinschaft der Toten ausgeschlossen zu werden, getötet zu werden, ohne dass ihre Asche in die Feuerstätte gekippt wurde, um so aufgenommen zu werden.

Sie steuerte ihr Boot ans Ufer, sprang heraus und zog es an den Strand. Dort warteten weitere Mitglieder ihres Volks. Ein Mädchen rannte mit einer Urne in der Hand auf sie zu und bot ihr eine Prise der Asche des Dorfes an. Jeva nahm davon und probierte. Symbolisch wurde sie so in die Dorfgemeinschaft, in die Gemeinschaft ihrer Ahnen aufgenommen.

„Willkommen Priesterin“, sagte einer der Männer am Strand. Er war ein alter Mann mit papierdünner Haut und er begegnete Jeva wegen ihrer Male, die davon zeugten, dass sie den Ritus vollzogen hatte, mit Ehrerbietung. „Was führt eine Sprecherin der Toten an unsere Ufer?“

Jeva stand da und dachte nach. Es schien so leicht, zu behaupten, dass sie im Namen jener sprach, die nicht mehr waren. Sie hatte ihren Teil der Visionen gesehen; als sie noch ein Mädchen gewesen war, hatte es jene gegeben, die ihr eine große Zukunft als Sprecherin der Toten vorausgesagt hatten. Einer der älteren Sprecher hatte verkündet, dass sie Worte sagen würde, die ihr gesamtes Volk bewegen würde.

Wenn sie behauptete, dass die Toten sie hierher gerufen hatten, um ihnen mitzuteilen, auf Haylon zu kämpfen, dann würden sie es ohne zu zögern glauben. Sie würden sich ihrer geliehenen Autorität unterordnen, wo sie sich doch sonst so selten unterordneten.

Wenn sie es tat, dann würde sie Haylon vielleicht tatsächlich retten können. Vielleicht würden sie so eine Chance haben, den Angriff der Felldustflotte abzuwehren. Vielleicht würden sie den Verteidigern der Insel zumindest etwas Zeit verschaffen. Vorausgesetzt sie log.

Doch das konnte Jeva nicht. Es ging dabei nicht nur um die eigentliche Lüge, auch wenn sie diese als überaus furchtbar empfand. Es war auch nicht die Tatsache, dass sie gegen all das verstieß, was ihrem Volk in dieser Welt etwas bedeutete. Nein, es war die Tatsache, dass Thanos nicht gewollt hätte, dass sie so weit ging. Er hätte nicht gewollt, dass andere Menschen in ihren Tod gelockt oder dazu gezwungen wurden, sich Felldust entgegenzustellen, ohne über die wahren Beweggründe Bescheid zu wissen.

„Priesterin?“ fragte der alte Mann. „Bist du gekommen, um im Namen der Toten zu sprechen?“

Was hätte er sonst getan? Jeva kannte bereits die Antwort auf diese Frage, denn sie hatte gesehen, was er getan hatte als er das letzte Mal im Land ihres Volkes gewesen war. Und all das, was er seitdem getan hatte.

„Nein“, sagte sie. „Ich bin nicht gekommen, um im Namen der Toten zu sprechen. Ich bin Jeva, und heute will ich im Namen der Lebenden sprechen.“




KAPITEL VIER


Irrien lief an den Leichen gefallener Krieger vorbei. Er blickte über das Blutbad, das seine Armeen angerichtet hatten, ohne die Zufriedenheit zu spüren, die er für gewöhnlich dabei empfand. Um ihn lagen die Männer des Nordens tot oder im Sterben, besiegt durch seine Armeen und hingerichtet durch seine Henker. Für Irrien hätte dies ein Moment des Triumphs sein sollen. Er hätte in gleichem Maße Freude empfinden sollen oder seine Macht, angesichts der abgeschlachteten Feinde, bestätigt sehen sollen.

Doch er fühlte sich vielmehr um seinen Sieg betrogen.

Ein Mann in der schimmernden Rüstung seiner Feinde stöhnte neben ihm im Matsch. Er klammerte sich trotz der ihm zugefügten Wunden an sein Leben. Irrien zog den Speer aus einer anderen Leiche in seiner Nähe und rammte ihn in den Mann. Selbst einen Schwächling wie ihn zu töten, trug nichts zur Verbesserung seiner Stimmung bei.

In Wahrheit war es schlicht zu einfach gewesen. Es waren zu wenige Feinde gewesen, als dass dieser Kampf es wert gewesen wäre. Sie waren über den Norden hergefallen, waren mordend durch die Dörfer und kleinen Schlösser gezogen und hatten Lord Wests ehemalige Festung zerstört. Überall waren sie auf leere Häuser und noch leerere Schlösser gestoßen. Die Menschen hatten ihr Heim rechtzeitig verlassen, um den nahenden Horden zu entkommen.

Das war nicht nur deshalb ernüchternd, weil es ihm wichtige Siege gekostet hatte, mit denen er gerechnet hatte. Es war vor allem ernüchternd, weil seine Feinde noch immer dort draußen waren. Irrien wusste auch wo, weil der Feigling, der in Lord Wests Schloss zurückgeblieben war, es ihm gesagt hatte: sie waren auf Haylon und befestigten die Insel, die er nur mit einem Teil seiner Truppen hatte erobern wollen.

Das führte dazu, dass jeder Moment, den Irrien hier verbrachte, sich wie ein Kratzen an der Oberfläche anfühlte. Doch auch hier gab es noch Dinge, die erledigt werden mussten. Er blickte sich nach seinen Männern um, die neben den frisch gemachten Sklaven eines der Schlösser niederrissen, die hier wie Pilze nach einem Regenfall aus dem Boden zu sprießen schienen. Irrien würde solche Dinge nicht unerledigt zurücklassen, denn das hätte seinen Feinden die Möglichkeit gelassen, sich hier erneut zu versammeln.

Außerdem schienen seine Männer mit dem leichten Sieg mehr als zufrieden zu sein. Irrien sah, wie einige, die nicht zur Arbeit eingeteilt worden waren, in der Sonne faulenzten, um geraubte Münzen spielten oder Gefangene, die sie sich zu ihrer Unterhaltung geholt hatten, quälten.

Natürlich gab es die typischen Mitläufer. Irgendjemand hatte ein Sklavenlager aufgemacht, das wie ein Schatten am Rand des Armeecamps lag. Seine Wägen und Käfige füllten sich flink. In der Mitte gab es einen klar umgrenzten Platz, auf dem die Sklavenhalter um die besten und schönsten Sklaven feilschten, auch wenn sie in Wahrheit nahmen, was die Soldaten bereit waren, ihnen zu zahlen. Diese Männer waren Plünderer, keine eigentlichen Krieger.

Dann gab es da noch die Todespriester. Sie hatten ihre Altäre in der Mitte des Schlachtfeldes aufgebaut, so wie sie es oft taten. Soldaten schleppten verwundete Feinde zu ihnen, damit man ihnen dort den Hals durchschnitt oder das Herz herausstach. Ihr Blut floss, und Irrien stellte sich vor, wie sehr das den Göttern der Priester gefallen musste. Die Priester schienen zumindest davon überzeugt zu sein und ermahnten die Gläubigen, sich ganz dem Tode zu weihen, so als wäre es der einzige Weg, ihre Gunst zu erlangen.

Einer der Männer schien sie tatsächlich ernst zu nehmen. Er war in der Schlacht offenbar verwundet worden und zwar so ernsthaft, dass er die Hilfe seiner Gefährten benötigte, um zu der Totenbank zu gelangen. Irrien beobachtete, wie er hinauf kletterte und seine Brust entblößte, sodass die Priester ihn mit einem Messer aus dunklem Obsidian erstechen konnten.

Irrien pfiff auf einen Mann, der nicht willens war, sich seinen Weg zurück ins Leben zu erkämpfen. Schließlich ließ auch Irrien sich nicht von seinen alten Wunden aufhalten, oder? Seine Schulter schmerzte bei jeder Bewegung, doch er bot sich nicht als Opfergabe an, um den Tod von anderen abzuwenden. Seiner Erfahrung nach wandte man den Tod am besten dadurch ab, indem man der stärkere von zwei Kriegern war. Stärke bedeutete, dass man sich nehmen konnte, was man wollte, sei es das Land eines anderen, dessen Leben oder Frau.

Irrien überlegte kurz, was die Todesgötter der Priester darüber denken würden. Er betete sie nicht an außer zu dem Zweck, seine Männer zusammenzubringen. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt existierten außer als Kontrollinstrument der Priester, die nicht genug eigene körperliche Stärke besaßen.

Er vermutete, dass diese Zweifel den Göttern nicht sonderlich gefielen, doch hatte Irrien nicht mehr Männer, Frauen und Kinder ins Grab geschickt als jeder andere? Hatte nicht er ihnen genügend Opfer gebracht, ihre Priesterschaft gefördert und die Welt in einen Ort verwandelt, der ihnen gefallen würde? Irrien hatte es vielleicht nicht für sie getan, aber er hatte es dennoch getan.

Er stand noch eine Weile da und lauschte den Worten des Priesters.

„Brüder! Schwestern! Heute haben wir einen großen Sieg errungen. Heute haben wir viele durch die schwarze Tür in das Jenseits gesandt. Heute haben wir den Göttern gefallen, sodass sie uns nicht schon morgen zu sich rufen werden. Der heutige Sieg – “

„Es war kein Sieg“, sagte Irrien und seine Stimme trug mühelos über die des Priesters hinweg. „Für einen Sieg muss es einen Kampf geben, der es wert ist, so genannt zu werden. Kann man es einen Sieg nennen, wenn man leerstehende Häuser einnimmt? Wenn man die Idioten abschlachtetet, die zurückgeblieben sind, während andere genug Hirn hatten wegzulaufen?“ Irrien blickte sich um. „Wir haben heute getötet, und das ist gut, aber es gibt noch sehr viel mehr zu tun. Heute werden wir die Sache hier zu einem Ende bringen. Wir werden ihre Schlösser einreißen und ihre Familien den Sklavenhaltern übergeben. Doch schon morgen werden wir zu einem Ort aufbrechen, an dem es einen Sieg zu erringen gibt. Zu einem Ort, an den ihre Krieger uns vorausgeeilt sind. Wir werden nach Haylon fahren!“

Er hörte, wie seine Männer zu jubeln begannen, ihre Lust zu kämpfen war durch das Töten heute wieder entfacht worden. Er wandte sich an den dort stehenden Priester.

„Was sagst du? Ist es nicht der Wille der Götter?“

Der Priester zögerte nicht. Er nahm sein Messer und schlitzte die Leiche auf dem Altar auf. Er zog seine Eingeweide heraus und begann darin zu lesen.

„So ist es, Lord Irrien. Ihr Wille folgt in diesem Fall dem Euren! Irrien! Ir-ri-en!“

„Ir-ri-en!“ skandierten die Soldaten.

Der Mann wusste also, wo er hingehörte. Irrien grinste und mischte sich unter die Menge. Es überraschte ihn nicht besonders, als eine bemäntelte Gestalt hinter ihm auftauchte und ihm im Gleichschritt folgte. Irrien zog einen Dolch, ohne zu wissen, ob er von ihm würde Gebrauch machen müssen.

„Du hast nichts von dir hören lassen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, N’cho“, sagte Irrien. „Ich warte nicht gerne.“

Der Mörder verneigte sich. „Ich habe Nachforschungen über das, worum Ihr mich gebeten hattet, angestellt, Erster Stein. Ich habe andere Priester gefragt, verbotene Schriftrollen gelesen und jene gefoltert, die nicht reden wollten.“

Irrien war sich sicher, dass der Anführer der Zwölf Tode viel Spaß gehabt hatte. N’cho war schließlich der Einzige gewesen, der den Angriff auf Irrien überlebt hatte. Irrien begann sich zu fragen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

„Du hast gehört, was ich den Männern gesagt habe“, sagte Irrien. „Wir fahren nach Haylon. Das heißt, dass wir es mit dem Kind der Uralten zu tun bekommen werden. Hast du eine Antwort für mich gefunden oder muss ich dich als nächste Opfergabe dort hoch schleppen?“

Er sah, wie der andere Mann mit dem Kopf schüttelte. „Leider sind die Götter nicht sonderlich erpicht darauf, mich kennenzulernen, Erster Stein.“

Irriens Augen verengten sich. „Das heißt?“

N’cho trat zurück. „Ich glaube, dass ich gefunden habe, wonach Ihr gesucht habt.“

Irrien machte dem anderen Mann ein Zeichen, ihm zurück zu seinem Zelt zu folgen. Ein Blick genügte und die Wachen und Sklaven, die dort standen, eilten eilig davon, sodass die beiden ungestört sein würden.

„Was hast du gefunden?“ fragte Irrien.

„Es gab... Kreaturen, die im Krieg gegen die Uralten eingesetzt wurden“, sagte N’cho.

„Die wären längst alle tot“, wandte Irrien ein.

N’cho schüttelte den Kopf. „Sie können noch immer erweckt werden, und ich glaube eine Stelle gefunden zu haben, wo das möglich ist. Doch es wird viele Leben kosten.“

Irrien lachte. Das war ein Nichts, wenn das der Preis für Ceres’ Leben war.

„Der Tod“, sagte er, „lässt sich stets ohne große Mühe arrangieren.“




KAPITEL FÜNF


Stephania beobachtete Kapitän Kang mit einem Blick, der einen Ekel verriet, der ihr bis in die Seele drang. Der massige Körper bebte, während er schnarchte, und Stephania musste zurückweichen, als er im Schlaf versuchte, sie zu fassen zu bekommen. Schon im Wachzustand hatte er das viel zu häufig getan.

Stephania hatte ihre Liebhaber immer mühelos dazu gebracht, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Genau das hatte sie schließlich auch mit dem Zweiten Stein vor. Doch Kang war alles andere als ein sanfter Mann gewesen, und er schien Gefallen daran gefunden zu haben, Stephania immer wieder neuen Demütigungen auszusetzen. Er behandelte sie wie die Sklavin, die sie kurzzeitig unter Irrien gewesen war. Dabei hatte Stephania sich selbst geschworen, genau das nie wieder zu sein.

Dann hatte sie das Geflüster der Mannschaft vernommen: dass sie vielleicht gar nicht sicher ankommen würden. Dass der Kapitän alles behalten würde, was sie ihm gegeben hatte und sie sie letztlich doch als Sklavin verkaufen würden. Dass er doch zumindest so freigiebig sein sollte, sie mit ihnen zu teilen.

Das würde Stephania nicht zulassen. Sie würde lieber sterben, doch es würde leichter sein anstatt sich selbst zu töten.

Sie schlüpfte leise aus dem Bett und blickte durch eines der kleinen Fenster der Kapitänskajüte. Port Leeway war zum Greifen nah. Selbst in der Morgendämmerung konnte sie erkennen, wie Staub von den Felsen auf die Stadt fiel. Die Stadt war hässlich, zerfallen und übervölkert. Selbst von hier konnte Stephania erkennen, wie gefährlich dieser Ort war. Kang hatte gesagt, dass er nicht wagte, nachts dort anzulegen.

Stephania hatte vermutet, dass dies nur eine Ausrede gewesen war, um sie ein letztes Mal zu benutzen, aber vielleicht steckte auch mehr dahinter. Der Sklavenmarkt würde nachts schließlich nicht offen sein.

Sie traf eine Entscheidung und kleidete sich leise an. Sie hüllte sich in ihren Umhang und griff in eine der Taschen. Eine kleine Flasche und ein wenig Gran kamen zum Vorschein, und sie handhabte sie mit der Geschicklichkeit einer Person, die genau wusste, was sie dort tat. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, würde er ihren Tod bedeuten entweder durch Vergiftung oder durch den wach werdenden Kang.

Stephania positionierte sich über dem Bett und ließ den Faden so präzise wie möglich über Kangs Mund baumeln. Er warf sich im Schlaf hin und her, und Stephania folgte ihm in seinen Bewegungen stets darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. Wenn er jetzt aufwachte, dann würde sie in seiner Reichweite stehen.

Sie ließ das Gift tröpfchenweise den Faden hinab rinnen und versuchte sich zu konzentrieren, während Kang etwas in seinem Schlaf murmelte. Ein Tropfen rann über seine Lippen, dann ein zweiter. Stephania machte sich auf den Augenblick gefasst, in dem das Gift wirken und er nach Luft schnappend den letzten Atemzug aushauchen würde.

Doch dann öffnete er seine Augen und starrte Stephania für einen Moment erst verwirrt, dann wütend an.

„Schlampe! Sklavin! Dafür wirst du mit dem Leben bezahlen.“

Eine Sekunde später hatte er Stephania unter sich begraben und drückte sie auf das Bett. Er schlug sie, dann spürte sie seine Hände um ihren Hals, die sich wie eine Schlinge zuzogen. Nach Atem ringend begann Stephania um sich zu schlagen, um ihn von sich zu stoßen.

Doch Kang erdrückte sie mit dem Gewicht seines Körpers und nagelte Stephania so unter sich fest. Sie schlug um sich, doch er lachte nur und würgte sie weiter. Er lachte noch immer als Stephania ein Messer aus ihrem Umhang zog und nach ihm zu stechen begann.

Er keuchte mit dem ersten Hieb, doch hatte Stephania nicht das Gefühl, dass der Druck auf ihren Hals nachließ. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen, doch sie stach weiter wie mechanisch zu. Sie agierte blind, denn sie schien jetzt von einem undurchdringbaren Schleier umgeben zu sein.

Dann lockerte sich der Griff um ihren Hals, und Stephania spürte, wie Kangs Körper auf ihr erschlaffte.

Es dauerte viel zu lange, unter seinem Körper hervorzukriechen. Sie rang nach Atem und versuchte wieder voll zu Bewusstsein zu kommen. Sie fiel förmlich aus dem Bett. Doch dann stand sie auf und blickte angeekelt auf die Überreste von Kangs leblosem Körper.

Sie musste praktisch denken. Sie hatte getan, was sie hatte tun wollen, wie schwierig es auch gewesen war. Jetzt würde sie sich noch um den Rest kümmern.

Sie drapierte die Laken so, dass es auf den ersten Blick so aussah, als würde er nur schlafen. Sie durchquerte seine Kabine schnellen Schrittes und griff nach dem kleinen Kästchen, in dem Kang sein Gold aufbewahrte. Stephania schlüpfte auf das Deck und lief mit aufgesetzter Kapuze auf das kleine Landungsboot am Heck des Schiffes zu.

Stephania stieg hinein und begann es ins Wasser zu lassen. Die Seile ächzten wie ein verrostetes Tor, und irgendwo über ihr hörte sie die Rufe von Matrosen, die wissen wollten, woher die Geräusche kamen. Stephania zögerte nicht. Sie zog ein Messer und begann an den Seilen, die das Boot hielten, zu sägen. Schnell waren sie durchtrennt und ihr Boot plumpste den kurzen Weg hinab in die Wellen.

Sie griff nach den Rudern und setzte ihr Boot in Bewegung. Sie steuerte bereits den Hafen an, als die Matrosen hinter ihr realisierten, dass sie keine Möglichkeit mehr hatten, ihr nachzufolgen. Stephania ruderte, bis sie gegen das Holz der Anlegestelle stieß. Sie kletterte hinaus und machte sich nicht einmal die Mühe es festzubinden. Sie würde nicht auf diesem Wege zurückfahren.

Felldusts Hauptstadt erfüllte, was sie vom Wasser aus versprochen hatte. Staub fiel in Wellen auf die Stadt nieder, während Gestalten mit ominösen Absichten an ihr vorbeihuschten. Eine kam auf sie zu und Stephania zückte ein Messer, bis die Gestalt zurückwich.

Sie lief tiefer in die Stadt hinein. Stephania wusste, dass Lucious hier gewesen war, und sie fragte sich, wie er sich dabei gefühlt haben musste. Wahrscheinlich hilflos, denn Lucious wusste nicht, wie man sich Freunde machte. Er glaubte, dass er auf die Menschen zustürmen und sie durch Drohungen und Einschüchterungen dazu bringen konnte, das zu tun, was er wollte. Er war ein Idiot gewesen.

Stephania würde nicht so dumm sein. Sie blickte sich um, bis sie diejenigen ausgemacht hatte, die die wichtigen Informationen haben würden: die Bettler und Prostituierten. Sie ging mit ihrem gestohlenen Gold zu ihnen und fragte ein ums andere Mal die gleiche Frage.

„Erzählt mir etwas über Ulren.“

Sie fragte in den Gassen und sie fragte in den Spielhöllen, wo die Einsätze genauso oft mit Blut wie mit barer Münze beglichen wurden. Sie fragte in Geschäften, die Schals gegen den Staub verkauften und sie fragte dort, wo Diebe sich im Dunkeln trafen.

Sie wählte eine Gaststube und ließ sich nieder. Dann verbreitete sie in der Stadt die Kunde, dass es für diejenigen, die bereit waren, zu reden, bei ihr Gold zu holen gab. Sie kamen und erzählten ihr eine Mischung aus kleinen Anekdoten und Gerüchten, Klatsch und Tratsch und Geheimnissen, die Stephania nur allzu gut einzuordnen wusste.

Es überraschte sie nicht, als zwei Männer und eine Frau an sie herantraten. Sie trugen Gewänder, die sie vor dem Staub schützen sollten. Auf ihnen prangte das Emblem des Zweiten Steins. Sie sahen aus, als wären sie den Anblick von Gewalt gewohnt, auch wenn das auf beinahe jeden hier in Felldust zutraf.

„Du stellst jede Menge Fragen“, sagte die Frau und lehnte sich über den Tisch. Sie war Stephania jetzt so nah, dass sie ihr mühelos ein Messer in den Leib hätte rammen können. So nah, dass man sie auf einem höfischen Ball für lästernde Vertraute hätte halten können.

Stephania grinste. „Das tue ich.“

„Dachtest du, dass dieses Fragenstellen keine Aufmerksamkeit wecken würde? Dass der Erste Stein keine Spione hat, die in den Schatten lauern?“

Daraufhin musste Stephania laut lachen. Glaubten sie, dass sie die Möglichkeit, dass Spione sie beobachteten, nicht in Erwägung gezogen hatte? Sie hatte mehr als nur das getan; sie hatte darauf gesetzt. Sie hatte in der Stadt nach Antworten gesucht, doch in Wahrheit hatte sie nichts mehr gesucht als Aufmerksamkeit. Jeder Trottel konnte zu einem Tor laufen und dort abgewiesen werden. Eine kluge Frau brachte diejenigen, die drinnen saßen dazu, zu ihr zu kommen.

Noch mehr amüsierte Stephania der Gedanke, dass sich niemals nur die Frau in einer romantischen Beziehung auf die Jagd machen sollte.

„Was ist bitte so lustig?“ fragte die Frau. „Bist du verrückt oder einfach nur dumm? Wer bist du überhaupt?“

Stephania zog ihre Kapuze zurück, sodass die andere Frau ihr Gesicht erkennen konnte.

„Ich bin Stephania“, sagte sie. „Einst die Braut des Thronerben des Reichs, des ehemaligen Herrschers des Reichs. Ich habe den Fall von Delos überlebt und Irriens Versuche, mich zu töten. Ich denke, euer Herr wird sicherlich mit mir sprechen wollen, oder?“

Sie stand auf, während die anderen sich anblickten und offenbar zu entscheiden versuchten, was sie nun am besten tun sollten. Dann traf die Frau die Entscheidung.

„Wir bringen sie hin.“

Sie nahmen Stephania zwischen sich, doch sie lief einen Schritt vor ihnen, sodass es eher so aussah, als eskortierten sie eine Adlige und nicht, als würden sie sie gefangen nehmen wollen. Sie streckte sogar ihre Hand aus, um sie sanft auf den Arm der Frau zu legen, so als würde sie mit einer Gefährtin durch einen Garten spazieren.

Sie führten sie durch die Stadt, und da der Staubsturm gerade einmal nicht über die Kliffen blies, setzte Stephania erst gar nicht ihre Kapuze wieder auf. Die Menschen sollten sie sehen, denn sie wusste, dass sie so die Gerüchte über ihre Identität und das, was sie hier vorhatte, in Gang setzen konnte.

Natürlich war es noch immer kein wirklich angenehmer Gang, auch wenn sie es anders aussehen ließ. Sie wurde noch immer von Mördern eskortiert, die sie ohne mit der Wimper zu zucken, ermorden würden, wenn Stephania ihnen Grund dazu gab. Als sie sich einem großen Gebäude im Herzen der Stadt näherten, spürte Stephania einen Knoten im Hals, den sie nur herunterschlucken konnte, indem sie sich entschlossen vergegenwärtigte, warum sie nach Felldust gekommen war. Sie würde sich an Irrien rächen. Sie würde dem Zauberer ihren Sohn wieder entreißen.

Sie führten sie durch ein Gebäude, vorbei an Arbeitssklaven und trainierenden Kriegern, an Statuen, die den jugendlichen Ulren über den Leichen abgeschlachteter Feinde stehend abbildeten. Stephania hatte keinen Zweifel, dass er ein gefährlicher Mann war. Gleich an zweiter Stelle nach Irrien zu stehen, bedeutete, dass er sich seinen Weg an die Spitze eines der gefährlichsten Orte überhaupt erkämpft hatte.

Hier zu verlieren bedeutete zu sterben oder Schlimmeres, doch Stephania hatte nicht vor, zu verlieren. Sie hatte während der Besatzung und auch durch den misslungenen Versuch, Irrien zu kontrollieren, ihre Lektion gelernt. Dieses Mal hatte sie ihm etwas anzubieten. Ulren wollte das gleiche wie sie: Macht und den Tod des Ersten Steins.

Stephania hatte schon von Leuten gehört, die ihre Ehen aus schlimmeren Gründen eingingen.




KAPITEL SECHS


Ceres trat aus dem kleinen Boot ans Ufer. Die Tatsache, dass solch ein Ort so tief unter der Erde existieren konnte, erfüllt sie mit Ehrfurcht. Sie wusste, dass die Kräfte der Uralten im Spiel waren, aber sie konnte nicht verstehen, warum sie ihn geschaffen hatten. Warum würden sie einen Garten inmitten eines Alptraums bauen?

Auch wenn sie nicht viel über die Uralten wusste, so überraschte sie die Tatsache eigentlich nicht, dass ein Alptraum ein hinreichender Grund für sie war, einen solchen Garten zu schaffen.

Dann gab es da noch den Dom, der aus einem güldenen Licht zu sein schien. Ceres näherte sich ihm. Wenn es hier eine Antwort gab, dann würde sie sie irgendwo innerhalb des Doms finden.

Das Licht wurde von einem feinen Regenmantel durchdrungen, und dahinter konnte Ceres zwei Gestalten erkennen. Sie hoffte, dass es nicht zwei weitere halbtote Zauberer sein würden. Ceres war sich nicht sicher, ob sie noch die Kraft besitzen würde, es mit ihnen aufzunehmen.

Ceres trat in das Licht, und sie machte sich bereit, zurückgeschleudert zu werden. Doch sie spürte nur kurz einen Widerstand, und dann war sie auf der anderen Seite und blickte sich innerhalb des Domes um.

Das Innere sah aus wie ein prächtiger Raum, mit Teppichen und Divans, Statuen und Ornamenten, die von der Decke des Doms zu hängen schienen. Dort fand sie auch anderes vor: Glaswaren und Bücher, die auf die Kunst eines Zauberers hindeuteten.

Zwei Gestalten standen inmitten des Raums. Der Mann strahlte die gleiche Anmut und Friedseligkeit aus, die Ceres an ihrer Mutter beobachtet hatte, und er trug die blassen Gewänder, die sie in den Erinnerungen an die Uralten gesehen hatte. Die Frau trug die dunklen Kleider eines Zauberers, doch im Gegensatz zu den anderen schien sie noch immer jung und ohne erkennbare Spuren der Zeit.

Als Ceres sie ansah, bemerkte sie, dass ihre Erscheinungen so wie die Erinnerungen an die Vergangenheit leicht durchsichtig waren.

„Sie sind nicht echt“, sagte sie.

Der Mann lachte. „Hörst du das, Lin? Wir sind nicht echt.“

Die Frau griff nach seinem Arm. „Ein verständliches Missverständnis. Nach all der Zeit sehen wir wahrscheinlich nur noch wie blasse Schatten unserer Selbst aus.“

Das überraschte Ceres ein wenig. Wie automatisch streckte sie ihren Arm nach dem Mann aus. Ihre Hand glitt durch seine Brust hindurch. Da erkannte sie, was sie gerade getan hatte.

„Tut mir leid“, sagte sie.

„Schon gut“, sagte der Mann. „Ich kann mir vorstellen, dass das ein bisschen seltsam sein muss.“

„Was seid ihr?“ fragte sie. „Ich habe die Zauberer dort oben gesehen, und ihr seid nicht wie sie, ihr seid aber auch keine der Erinnerungen, denn die sind nichts als bloße Bilder.“

„Wir sind etwas... anderes“, sagte die Frau. „Ich bin Lin, und das hier ist Alteus.“

„Ich bin Ceres.“

Ceres bemerkte, wie nah die beiden beieinander standen; wie Lins Hand auf Alteus’ Schulter ruhte. Die beiden sahen aus, als wären sie schwer verliebt. Würden Thanos und sie jemals so enden? Wahrscheinlich zumindest nicht derart durchsichtig.

„Die Schlacht tobte“, sagte Alteus, „und wir konnten sie nicht aufhalten. Was die Zauberer vorhatten, war falsch.“

„Einige von euch waren nicht besser“, sagte Lin mit leichtem Lächeln als hätten sie diese Unterhaltung schon viele Male gehabt. „Es ist alles so schnell gegangen. Die Uralten haben die Zauberer so wie sie waren eingesperrt und ihre Magie hat Vergangenheit und Zukunft zu vermischen begonnen, und Alteus und ich...“

„Aus euch ist etwas anderes geworden“, endete Ceres. Empfindende Erinnerungen. Geister der Vergangenheit, die einander berühren konnten, wenn auch sonst nichts anderes.

„Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du dir deinen Weg nicht bis hierher gebahnt hast, um etwas über uns herauszufinden“, sagte Alteus.

Ceres schluckte. Das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte einen Gegenstand erwartet, vielleicht etwas wie einen Verbindungspunkt, der die Magie in den Gewölben über ihr am Leben hielt. Dennoch hatte der Uralte vor ihr Recht: sie war aus einem bestimmten Grund hierhergekommen.

„In meinen Adern fließt das Blut der Uralten“, sagte sie.

Sie sah Alteus nicken. „Das kann ich sehen.“

„Aber etwas in ihr hält es zurück“, sagte Lin. „Schränkt es ein.“

„Jemand hat mich vergiftet“, sagte Ceres. „Sie hat mir meine Kräfte genommen. Meine Mutter konnte sie für eine kurze Weile wiederherstellen, aber das hat nicht angehalten.“

„Daskalos’ Gift“, sagte Lin leicht angewidert.

„Unheilvoll“, sagte Alteus.

„Aber nicht unumkehrbar“, fügte Lin hinzu. Sie blickte zu Ceres. „Wenn sie es wert ist. Es tut mir leid, aber dazu bräuchte man enorme Kräfte. Wir haben gesehen, was es anrichten kann.“

„Und da wir nun mal sind wie wir sind, bräuchte es einiges, um die Wirkung rückgängig zu machen“, sagte Alteus.

Lin griff nach seinem Arm. „Vielleicht ist es an der Zeit, etwas Neues zu entdecken. Wir sind schon seit Hunderten von Jahren hier. Auch wenn es uns hier an nichts fehlt, vielleicht sollten wir sehen, was als nächstes kommt.“

Ceres starrte sie an, als sie das hörte und vergegenwärtigte sich, was diese Worte bedeuten würden.

„Wartet, mich zu heilen, würde euch töten?“ Sie schüttelte den Kopf, doch dann tauchten Gedanken an Thanos vor ihrem inneren Auge auf und an die anderen auf Haylon. Wenn sie es nicht schaffte, dann würden auch sie sterben. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, gab sie zu. „Ich will nicht, dass jemand für mich stirbt, aber viele Menschen werden sterben, wenn ich meine Kräfte nicht zurückgewinne.“

Sie sah, wie die beiden Geister sich ansahen.

„Das ist doch ein guter Anfang“, sagte Alteus. „Denn er bedeutet, dass es einen Grund gibt. Erzähl uns den Rest. Erzähl uns alles, was dazu geführt hat, dass du jetzt hier stehst.“

Ceres gab sich alle Mühe. Sie berichtete ihnen von der Rebellion und dem Krieg. Von der Besatzung, die diesem gefolgt war und ihrer Hilflosigkeit. Von dem Angriff auf Haylon, der alle diejenigen, die sie liebte, in Gefahr brachte.

„Ich verstehe“, sagte Lin und streckte ihre Hand nach Ceres aus. Zu Ceres’ Überraschung konnte sie einen leichten Druck spüren. „Das erinnert mich ein klein wenig an unseren Krieg.“

„Die Vergangenheit hallt in der Gegenwart wieder“, sagte Alteus. „Aber es gibt so manchen Widerhall, der nicht wiederholt werden kann. Wir müssen wissen, ob sie das versteht.“

Ceres sah Lin nicken.

„Das stimmt“, sagte der Geist. „Eine Frage also an dich Ceres. Mal sehen, ob du verstehst. Warum ist das alles noch immer hier? Warum sind die Zauberer hier noch immer gefangen? Warum haben die Uralten sie nicht zerstört?“

Diese Fragen fühlten sich wie ein Test an, und Ceres hatte das Gefühl, dass, wenn sie ihnen keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, sie von ihrer Seite keine Hilfe empfangen würde. In Anbetracht dessen, was es sie kosten würde, war Ceres erstaunt, dass sie es überhaupt in Erwägung zogen.

„Hätten die Uralten sie denn überhaupt zerstören können?“ fragte Ceres.

Alteus schwieg für einen Moment, und dann nickte er. „Das war es nicht. Denk mal über die Welt nach.“

Ceres dachte nach. Sie dachte an die Auswirkungen des Kriegs. An die Verwüstung in Felldust und die der Insel über ihr. Daran, wie wenige Uralte noch auf dieser Welt existierten. An die Besatzung und die Menschen, die im Kampf für das Reich ihr Leben gelassen hatten.

„Ich denke, ihr habt sie nicht zerstört, weil es euch zu viel gekostet hätte“, sagte Ceres. „Worin besteht der Sinn im Siegen, wenn danach nichts mehr übrig ist?“ Sie vermutete, dass es jedoch mehr als nur das war. „Ich war Teil der Rebellion. Wir haben gegen etwas gekämpft, das groß und böse war, das das Leben von Menschen zerstört hat, doch wie viele Menschen sind bei diesem Versuch gestorben? Es kann nicht die Lösung sein, jeden abzuschlachten.“

Sie sah, wie Lin und Alteus Blicke austauschten. Dann nickten sie.

„Zuerst haben wir die Rebellion der Zauberer gewähren lassen“, sagte Alteus. „Wir glaubten, dass sie zu nichts führen würde. Dann ist sie größer geworden, und wir haben zu kämpfen begonnen, doch in diesem Kampf haben wir genauso viel Zerstörung angerichtet wie sie. Wir hatten die Macht, ganze Landschaften zu verwüsten, und wir haben sie genutzt. Oh ja, und wie wir sie genutzt haben.“

„Du hast gesehen, was dieser Insel angetan worden ist“, sagte Lin. „Wenn ich dich heile, falls ich dich heile, dann wirst du diese Art von Kraft besitzen. Was wirst du mit ihr anstellen, Ceres?“

Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie ihr eine eindeutige Antwort hätte geben können. Das Reich zu Fall zu bringen. Sie hätte den Adel zerstört. Jetzt wollte sie nur noch, dass die Menschen ein glückliches Leben in Sicherheit leben konnten; das schien doch nicht zu viel verlangt.

„Ich will einfach nur die Menschen retten, die ich liebe“, sagte sie. „Ich will niemanden zerstören. Doch vielleicht... muss ich das. Ich hasse es, ich will einfach nur Frieden.“

Ceres überraschte diese Antwort selbst. Sie wollte nicht noch mehr Gewalt. Sie musste es einfach tun, um zu verhindern, dass unschuldige Menschen hingerichtet würden. Das brachte ihr ein weiteres Kopfnicken ein.

„Eine gute Antwort“, sagte Lin „Komm her.“

Die ehemalige Zauberin trat an die gläsernen Phiolen und alchemistischen Geräte heran. Auch sie schienen nur Illusionen zu sein. Sie hantierte mit ihnen herum, mischte und verschob eins um das andere. Alteus ging ihr zur Hand, und die beiden schienen in einer Art stillem Einverständnis zusammenzuarbeiten, dass man nur beherrschte, wenn man viele Jahre zusammen verbracht hatte. Sie füllten Lösungen in neue Behältnisse, fügten Zutaten hinzu und konsultierten verschiedene Schriften.

Ceres beobachtete sie, und sie musste zugeben, dass sie nicht einmal die Hälfte von dem, was sie da taten, verstand. Als die schließlich mit einer Glasphiole vor ihr standen, dann schien ihr das beinahe unbefriedigend.

„Trink das“, sagte Lin. Sie streckte sie Ceres entgegen. Sie schien keine Substanz zu haben und doch umfasste Ceres’ Hand solides Glas, als sie sie entgegennahm. Sie hielt sie in die Höhe und sah, dass das Glitzern der goldenen Flüssigkeit dem Farbton des Doms, der sie umgab, entsprach.

Ceres trank und es kam ihr vor, als würde sie Sternenlicht zu sich nehmen.

Es schien sie zu durchfluten. Dort, wo es sich in ihr auszubreiten begann, entspannten sich ihre Muskeln, starben die Schmerzen, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie da waren. Sie spürte auch, wie etwas in ihr zu wachsen begann. Es breitete sich wie ein Wurzelsystem in ihr aus, während sich die Kanäle, durch die ihre Kraft einst geflossen war, regenerierten.

Ceres hatte sich seit Beginn der Invasion nicht mehr so gut gefühlt. Es fühlte sich an, als wäre eine tiefe Friedseligkeit in ihr eingekehrt.

„War es das?“ fragte Ceres.

Alteus und Lin nahmen sich bei den Händen.

„Noch nicht ganz“, sagte Alteus.

Der Dom um Ceres schien zu implodieren und jeder Umriss schien sich dabei in reines Licht zu verwandeln. Das Licht schien sich an der Stelle zu konzentrieren, wo der Uralte und die Zauberin standen, bis Ceres auch sie nicht mehr ausmachen konnte.

„Wir sind gespannt, wie es weitergehen wird“, sagte Lin. „Auf Wiedersehen, Ceres.“

Das Licht schoss auf sie zu, füllte Ceres aus, sodass die Kanäle in ihrem Körper wie frisch durchflutete Aquaedukte überzufließen schienen. Es floss immer weiter in sie hinein und füllte sie immer mehr aus, sodass sich mehr Kraft in Ceres zu stauen begann als jemals zuvor. Zum ersten Mal verstand sie, wie tief die Kräfte der Uralten wirklich reichten.

Sie stand da, die Kraft pulsierte in ihr, und sie wusste, dass die Zeit gekommen war.

Die Zeit des Krieges war gekommen.




KAPITEL SIEBEN


Jeva spürte, wie ihre Anspannung mit jedem Schritt, der sie der Versammlungshalle näher brachte, wuchs. Die Menschen am Versammlungsort starrten sie auf eine Weise an, die sie sonst nur von fremden Menschen kannte, die ihresgleichen anstarrten: als wäre sie eine seltsame, fremde vielleicht sogar gefährliche Person. Das war kein Gefühl, das Jeva mochte.

Lag das nur daran, dass sie hier nur selten die Male der Priesterschaft zu Gesicht bekamen oder war es etwas anderes? Dann schallten ihr die ersten Beschimpfungen und Anschuldigungen der Menge entgegen, und Jeva begann zu verstehen.

„Verräterin!“

„Du hast deinen Stamm auf die Schlachtbank geführt!“

Ein junger Mann trat mit einem Hochmut aus der Menge heraus, den man nur bei jungen Männern finden konnte. Er stolzierte umher als gehörte ihm der Pfad, der zu dem Haus der Toten führte. Als Jeva ihm auszuweichen versuchte, baute er sich vor ihr auf und blockierte den Weg.

Jeva hätte ihm dafür eine verpassen können, aber sie hatte jetzt besseres zu tun.

„Geh mir aus dem Weg“, sagte sie. „Ich bin nicht gekommen, um meine Kräfte zu messen.“

„Sind dir die Gewohnheiten unseres Volkes denn vollkommen fremd geworden?“, fragte er. „Du hast deinen Stamm in den Tod nach Delos gelockt. Wie viele sind zurückgekehrt?“

Jeva konnte die Wut in seinen Worten hören. Es war die Art von Wut, die auch ihr Volk empfand, wenn sie jemanden verloren, der ihnen nahestand. Ihm zu antworten, dass sie sich auf den Weg zu den Ahnen gemacht hatte und er darüber glücklich sein sollte, würde nichts Gutes verheißen. Jeva war sich auf jeden Fall nicht einmal mehr sicher, ob sie das noch glauben konnte. Sie hatte das sinnlose Sterben des Kriegs gesehen.

„Aber du bist zurückgekommen“, sagte der junge Mann. „Du hast einen deiner Stämme zerstört, und dann bist du auch noch zurückgekehrt, du Feigling!“

An jedem anderen Tag hätte Jeva ihn dafür getötet, doch in Wahrheit spielte das Quäken solch eines Idioten keine Rolle, nicht im Vergleich zu all dem, was gerade an anderer Stelle geschah. Sie versuchte erneut an ihm vorbeizugehen.

Jeva hielt inne, als er ein Messer zog.

„Das willst du nicht versuchen, Junge“, sagte sie.

„Sag mir nicht, was ich will oder nicht!“ schrie er und griff sie an.

Jeva wich dem Hieb instinktiv aus und brachte ihre Klingenkette zum Einsatz. Eine der Ketten wand sich um seinen Hals und zurrte sich fest als Jeva sich mit geübter Schnelligkeit fortzubewegen begann. Blut spritzte als der junge Mann nach seinen Wunden tastend auf die Knie fiel.

„Verdammt“, sagte Jeva sanft. „Warum musst du mir das antun, du Trottel?“

Natürlich blieb keine Zeit für eine Antwort. Darauf gab es nie irgendeine Antwort. Jeva flüsterte die Worte eines Gebets für die Toten über den jungen Mann gebeugt, dann richtete sie sich auf und hob ihn hoch. Andere Dorfbewohner folgten ihr, als sie ihren Weg fortsetzte. Jeva konnte die Anspannung fühlen, die an die Stelle der anfänglichen Ausgelassenheit getreten war. Sie folgten ihr wie eine Ehrengarde oder das Geleit einer Gefangenen auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung.

Als sie das Haus der Toten erreichte, erwarteten sie dort bereits die Ältesten. Jeva tapste barfüßig hinein, kniete vor dem ewigen Feuer nieder und warf die Leiche ihres Angreifers hinein. Sie stand da und sah zu, wie sie Feuer fing, während sie einen Blick auf diejenigen Leute warf, die sie zu überzeugen gekommen war.

„Du bist mit Blut an deinen Händen zu uns gekommen“, sagte einer der Sprecher der Toten. Er trat auf sie zu und wedelte dabei mit seinen Seilen umher. „Die Toten haben uns gesagt, dass jemand kommen würde, aber nicht, dass es auf diese Weise geschehen würde.“

Jeva blickte ihn an und fragte sich, ob er die Wahrheit sprach. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie das nicht in Frage gestellt hätte.

„Er hat mich angegriffen“, sagte Jeva. „Er war jedoch nicht so schnell, wie er geglaubt hatte.“

Die anderen nickten. Solche Dinge konnten in den rauen Gegenden dieser Welt geschehen. Jeva ließ sich nichts von dem Schuldgefühl, das sie plagte, in ihrem Gesicht anmerken.

„Du bist gekommen, um uns etwas zu fragen“, sagte der Sprecher.

Jeva nickte. „Das bin ich.“

„Dann stell uns deine Frage.“

Jeva sammelte ihre Gedanken. „Ich bin gekommen, um euch für die Insel Haylon um Hilfe zu bitten. Eine große Flotte wird sie auf Geheiß des Ersten Steins angreifen. Ich denke, dass unser Volk ihnen entscheidend zur Seite stehen kann.“

Ein Stimmengewirr brach aus. Fragen und Forderungen, Anschuldigungen und Meinungen schienen in einem großen Pulk zu verschwimmen.

„Sie will, dass wir für sie sterben.“

„Das haben wir schon einmal gehört!“

„Warum sollten wir für Menschen kämpfen, die wir gar nicht kennen?“

Jeva ertrug all das geduldig. Wenn sie es vermasselte, dann würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit diesen Raum nicht lebendig wieder verlassen. Sie hätte einen gewissen inneren Frieden dabei empfinden sollen, aber sie musste eben auch daran denken, wie Thanos sie unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte und an all die Menschen, die auf Haylon festsaßen. Sie durfte sie nicht enttäuschen.

„Wir sollten sie den Toten übergeben nach allem, was sie getan hat!“ rief einer.

Der Sprecher der Toten stellte sich neben Jeva und hob die Hände, um so um Ruhe zu bitten.

„Wir wissen, worum uns unsere Schwester hier bittet“, sagte der Sprecher. „Es ist jetzt nicht an der Zeit, darüber zu sprechen. Wir sind nur die Lebenden. Jetzt sollten wir hören, was die Toten dazu zu sagen haben.“

Er griff sich an seinen Gürtel und zog ein Täschchen hervor, das eine Mischung aus heiligen Pulvern und der Asche der Ahnen enthielt. Er warf es in das Feuer und die Flammen loderten auf.

„Atme Schwester“, sagte der Sprecher. „Atme und sieh.“

Jeva atmete den Rauch ein. Sie sog ihn tief in ihre Lungen ein. Die Flammen tanzten in dem Graben unter ihr, und Jeva erblickte zum ersten Mal in vielen Jahren die Toten.

Zuerst erschien ihr der Geist des Mannes, den sie getötet hatte. Er erhob sich aus seiner brennenden Leiche und lief durch die Flammen auf sie zu.

„Du hast mich getötet“, sagte er leicht erschrocken. „Du hast mich getötet!“

Er schlug sie, und obwohl die Toten nicht in der Lage sein sollten, den Lebendigen etwas anzuhaben, spürte Jeva die volle Wucht seines Angriffs. Er schlug zu und trat erwartungsvoll dreinblickend zurück.

Dann kamen die anderen Toten zu Jeva, und sie waren kaum freundlicher zu ihr als der junge Mann, den sie getötet hatte. Sie waren alle dort: diejenigen, die sie selbst getötet hatte und jene, die sie auf Haylon ihrem Tod überlassen hatte. Einer nach dem anderen trat an sie heran, und einer nach dem anderen schlug nach Jeva, sodass sie zu taumeln begann und sich schließlich flach auf dem Boden liegend wiederfand. Und sie sorgten dafür, dass sie auch dort blieb.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor sie von ihr abließen, erst jetzt konnte Jeva wieder den Blick heben. Sie blickte auf Haylon, die Insel war von Schiffen umzingelt und die Schlacht tobte.

Sie sah, wie die Schiffe des Knochenvolks die der Angreifer rammten, Löcher in sie schlugen, sodass ihre Krieger sich an das Ufer retten mussten. Sie sah sie kämpfen und töten und sterben. Jeva sah, wie sie, so wie vor kurzem in Delos, wie die Fliegen starben.

„Wenn du sie nach Haylon führst, dann werden sie sterben“, sagte eine Stimme, die so klang als würde sie sich aus den Stimmen Tausender Ahnen zusammensetzen. „Sie werden sterben, so wie wir gestorben sind.“

„Werden sie gewinnen?“ fragte Jeva.

Es gab eine kurze Pause bevor die Stimmen antworteten. „Es ist möglich, dass die Insel gerettet werden kann.“

Es wäre also keine leere Geste. Es würde nicht so werden wie in Delos.

„Es wäre das Ende unseres Volkes“, sagte die Stimme. „Einige werden überleben, aber unsere Stämme werden es nicht. Unsere Traditionen werden es nicht. So viele werden sich uns anschließen und dich im Tode erwarten.“

Das schürte Jevas Angst. Sie hatte die Wut, die Schläge derjenigen gespürt, die gestorben waren. War es das wert? Konnte sie es ihrem ganzen Volk antun?

„Und du würdest sterben“, fuhr die Stimme fort. „Künde das unserem Volk, und du wirst mit deinem Leben bezahlen.“

Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein. Sie lag auf dem Boden vor dem Feuer. Jeva fasste sich mit einer Hand ins Gesicht und bemerkte Blut an ihren Fingern, auch wenn sie nicht wusste, ob es die Anstrengung ihrer Vision war oder das Resultat der Gewalt der Toten gegen sie. Sie zwang sich aufzustehen und über die versammelte Menge zu blicken.

„Erzähl uns, was du gesehen hast, Schwester“, sagte der Sprecher der Toten.

Jeva blickte ihn an und versuchte zu erahnen, wie viel, falls überhaupt, er gesehen haben musste. Konnte sie in diesem Moment lügen? Konnte sie der versammelten Menge sagen, dass die Toten ihren Plan begrüßten?

Jeva wusste, dass sie die Lügen nicht zu weit treiben durfte, auch nicht für Thanos.

„Ich habe Tod gesehen“, „euren Tod, meinen Tod. Den Tod unseres gesamten Volkes, wenn wir in die Schlacht ziehen.“

Ein Murmeln griff um sich. Ihr Volk hatte keine Angst vor dem Tod, aber die Zerstörung all ihrer Traditionen war etwas anderes.

„Ihr habt mich gebeten, im Namen der Toten zu sprechen“, sagte Jeva, „und sie haben gesagt, dass durch die Leben unseres Stamms auf Haylon ein Sieg errungen werden kann.“ Sie atmete tief durch und überlegte, was Thanos jetzt getan hätte. „Ich will nicht im Namen der Toten sprechen. Ich will im Namen der Lebenden sprechen.“

Das Gemurmel veränderte sich und wurde noch verworrener. Auch nahmen die Stimmen in einigen Ecken einen wütenden Ton an.

„Ich weiß, was ihr denkt“, sagte Jeva. „Ihr denkt, dass ich ein Sakrileg begehe. Aber dort draußen wartet eine ganze Insel voller Menschen auf unsere Hilfe. Ich habe die Toten gesehen, und sie haben mich für ihren Tod verflucht. Wisst ihr, was mir das sagt? Dass das Leben wichtig ist! Dass die Leben all jener, die ohne unsere Hilfe sterben werden, wichtig sind. Wenn wir ihnen nicht helfen, dann lassen wir das Böse gewähren. Wir lassen zu, dass friedfertige Menschen abgeschlachtet werden. Ich werde das nicht zulassen, nicht, weil die Toten es sagen, sondern die Lebenden!“

Das verursachte einen Aufruhr in der Halle. Der Sprecher der Toten blickte erst auf die Menge und dann zu Jeva. Er drängte sie zur Tür.

„Du solltest jetzt gehen“, sagte er. „Geh, bevor sie dich wegen Blasphemie töten.“

Doch Jeva blieb. Die Toten hatten ihr bereits gesagt, dass sie für diesen Versuch sterben würde. Wenn das der Preis für ihre Hilfe war, dann würde sie ihn bezahlen. Sie stand wie eine Insel der Ruhe inmitten des Tumults. Als ein Mann auf sie zugerannt kam, verpasste sie ihm einen Tritt. Sie blieb, wo sie war, denn mehr konnte sie in diesem Augenblick nicht tun. Sie wartete auf den Moment, in dem einer von ihnen sie schließlich töten würde.

Jeva musste jedoch verwirrt erkennen, dass dies nicht geschah. Der Lärm im Raum ließ nach, und die Menschen blieben vor ihr stehen und blickten sie an. Einer nach dem anderen fiel auf die Knie. Dann trat der Sprecher der Toten vor.

„Es sieht so aus, als würden wir mit dir nach Haylon ziehen, Schwester.“

Jeva blinzelte. „Ich... verstehe nicht.“

Sie hätte längst tot sein sollen. Die Toten hatten ihr gesagt, dass sie ihr Leben würde opfern müssen.

„Hast du unsere Traditionen denn so völlig vergessen?“ fragte der Priester. „Du hast uns einen Tod angeboten, der es wert sein wird. Wieso sollten wir das ablehnen?“

Jeva fiel neben den anderen auf die Knie. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte den Tod erwartet und hatte das Leben bekommen. Jetzt musste es nur noch für etwas eingesetzt werden.

„Wir kommen, Thanos“, versprach sie.




KAPITEL ACHT


Irrien ignorierte seine schmerzenden Wunden auf dem Ritt gen Süden. Die Wegstrecke hatte sich durch den Durchmarsch der Armee bereits in Schlamm verwandelt. Er zwang sich in seinem Sattel zu einem aufrechten Sitz, ohne sich die Qualen, die ihm zusetzten, anmerken zu lassen. Er verlor weder an Tempo noch hielt er an, ungeachtet der vielen Schnitte, Bandagen und geflickten Wunden. Das, was ihn am Ende dieser Reise erwartete, war zu wichtig, als das es hätte warten können.

Seine Männer reisten mit ihm und schienen auf ihrem Weg zurück nach Delos noch schneller unterwegs zu sein als bei ihrem Angriff auf den Norden. Einige von ihnen hatten ihr Tempo gedrosselt, um ein Auge auf die Sklavenzüge oder Wagen mit geplünderten Gütern zu haben. Doch die meisten ritten mit ihrem Herrn, bereit, in die bevorstehende Schlacht zu ziehen.

„Du irrst dich besser nicht“, raunte Irrien N’cho zu.

Der Mörder ritt mit der unerschütterlichen Ruhe, die er wie immer ausstrahlte, neben ihm. Ihm schienen die vielen geschulten Krieger Irriens rein gar nichts auszumachen.

„Wenn wir Delos erreichen, werdet Ihr es sehen, Erster Stein.“

Es dauerte nicht lange, und sie hatten Delos erreicht. Irriens Pferd keuchte schwer, und seine Flanken waren schweißnass. Er folgte N’cho von der Straße zu einem Ort voll von Ruinen und Grabsteinen. Als er schließlich stehen blieb, blickte Irrien ihm wenig beeindruckt entgegen.

„Das ist es?“ fragte er.

„Das ist es“, versicherte ihm N’cho. „Ein Ort, über den die Welt so wenig Macht hat, dass... andere Dinge herbeigerufen werden können. Dinge, die einen Uralten töten können.“

Irrien stieg ab. Er hätte es mit Anmut und Leichtigkeit tun sollen, doch der Schmerz seiner Wunden verhinderte einen eleganten Abstieg. Es war eine Erinnerung an das, was der Mörder und seine Kumpanen ihm angetan hatten, eine Erinnerung, für die N’cho bezahlen würde, wenn er nicht liefern konnte, was er versprochen hatte.

„Das sieht nach einem gewöhnlichen Friedhof aus“, blaffte Irrien ihn an.

„Es ist ein Ort des Todes seit der Zeit der Uralten“, antwortete N’cho. „Dieser Ort hat so viel Tod gesehen, dass das Tor ins Jenseits sich nicht wieder vollkommen geschlossen hat. Man benötigt nur die richtigen Worte, die richtigen Symbole. Und natürlich, die richtigen Opfergaben.“

Diesen Teil hätte Irrien angesichts des für einen Todespriester typischen Gewands, das der Mann trug, ahnen können. Doch wenn er ihm die Mittel an die Hand gab, das Kind der Uralten zu töten, war ihm jedes Mittel recht.

„Man wird Sklaven herbringen“, versprach er. „Doch wenn du hier versagst, dann wirst du ihnen in den Tod folgen.“

Das Unheimliche daran war, dass der Mörder auf diese Drohung keinerlei Reaktion zeigte. Er behielt seine Ruhe bei, während er zu einer Stelle eilte, die wie die Stätte eines Massengrabs aussah. Er zog Pulver und Wässerchen aus seinem Gewand und begann Zeichen auf den Boden zu malen.

Irrien wartete und sah ihm zu. Er saß im Schatten eines Grabs und versuchte zu verbergen, wie sehr sein Körper nach dem langen Ritt schmerzte. Er wäre zu gerne nach Delos geritten, um zu baden und seine Wunden zu versorgen und sich vielleicht ein wenig auszuruhen. Doch dann hätten seine Männer angefangen, Fragen über seinen Verbleib zu stellen. Das hätte ihn schwach aussehen lassen.

Er sandte also ein paar seiner Männer, damit sie Opfergaben und eine Reihe anderer Dinge, die N’cho benötigte, holten. Es dauerte mehr als eine Stunde bis sie aus der Stadt zurückgekehrt waren, und trotzdem wirkte die Zusammenstellung der Dinge, die er ihnen zu bringen aufgetragen hatte, überaus seltsam. Ein Dutzend Todespriester kam in Begleitung von Sklaven und brachten die gewünschten Salben, Kerzen und Kohlenbecken.

Irrien sah, wie N’cho mit einer Selbstzufriedenheit zu grinsen begann, die Irrien verriet, dass dies kein Trick sein konnte.

„Sie wollen es sehen“, sagte er. „Sie wollen sehen, ob es möglich ist. Sie glauben daran und können es doch nicht glauben.“

„Ich werde dir glauben, wenn ich erste Ergebnisse sehe“, sagte Irrien.

Er ging zurück zu der Stelle, die er mit den Zeichen seiner Zunft markiert hatte. Er stellte einige Kerzen auf und zündete sie an. Er winkte, dass ihm ein paar Sklaven gebracht würden und einer nach dem anderen wurde an den am Rand des von ihm gezogenen Kreises angebrachten Stangen festgebunden. Dann salbte er sie mit Ölen, was dazu führte, dass sie zu betteln und sich zu winden begannen.

Das war jedoch nichts im Vergleich zu den Schreien, als der Mörder sie in Brand setzte. Irrien konnte hören, wie einige seiner Männer angesichts dieser rohen Brutalität keuchten oder sich über die Verschwendung beschwerten. Irrien stand einfach nur da. Wenn das nicht funktionierte, dann würde er später noch genug Zeit haben, N’cho zu töten.

Doch es funktionierte und auf eine Art und Weise, die Irrien nicht vorhergesehen hatte.

Er sah, wie N’cho singend sich vom Kreis entfernte. Während er sang, schien der Boden innerhalb des Kreises nachzugeben so wie eines der für den überschüssigen Staub bestimmten Senklöcher, an die Irrien gewöhnt war. Die schreienden und brennenden Opfergaben stürzten hinab während N’cho noch immer sang.

Irrien hörte, wie sich die Gräber krachend und ächzend zu öffnen begannen. Die Erde eines Grabs in der Nähe von Irrien riss auf, und Irrien sah, wie Knochen in einem Strudel zu tanzen begannen und von dem Loch im Boden verschlungen wurden, ohne dass eine Spur von ihnen zurückblieb.

Weitere folgten ihnen nach und ergossen sich mit der Geschwindigkeit dröhnender Wurfspieße in die Kluft, als würden sie von ihr angezogen. Irrien sah, wie ein Mann von einem Oberschenkelknochen aufgespießt und mit in die Grube hineingerissen wurde. Er kreischte und dann wurde es still.

Für mehrere Sekunden war alles ruhig. N’cho gab den Todespriestern ein Zeichen vorzutreten. Sie kamen und traten neben ihn, denn sie wollten sehen, was er dort tat. Irrien dachte, was für Idioten sie sein mussten, ihren Machthunger vor alles andere zu stellen, selbst vor ihr eigenes Überleben.

Irrien ahnte, was geschehen würde noch bevor die große Klaue aus dem Loch, das sich geöffnet hatte, auftauchte und nach einem von ihnen griff. Seine Krallen durchbohrten den Priester, dann schliff er ihn hinab in das Loch, während sein Opfer um Gnade flehte.

N’cho blieb, wo er war, während die Kreatur nach dem sterbenden Mann grabschte. Er wickelte eine leichte Silberkette um den Arm der Kreatur, so als würde er ein Pferd festbinden. Er überreichte die Kette einer Gruppe aus Soldaten, die sie nur zögerlich festhielten, als würden sie erwarten, die nächsten Opfer zu sein.

„Zieht“, befahl er. „Zieht, als ginge es um euer Leben.“

Die Männer blickten zu Irrien, und Irrien nickte. Wenn ihn das ein paar Leben kostete, dann würden sie es wert sein. Er sah zu, wie die Männer zu ziehen begannen. Sie legten sich ins Zeug, als würden sie ein schweres Segel einholen. Sie schafften es nicht, das Biest aus seiner Höhle zu ziehen, doch sie schienen es so zu überzeugen, sich in Bewegung zu setzen.

Die Kreatur kletterte mit seinen Krallenfüßen aus dem Loch. Papierdünne, lederartige Haut spannte über seinen Knochen, die die Körpergröße eines jeden Mannes überstiegen. Einige der Knochen zeichneten sich wie speerspitzenlange Dornen unter der Haut ab. Aufgerichtet war es eine Schiffslänge groß und sah mächtig und unaufhaltbar aus. Sein Kopf glich dem eines Krokodils und war beschuppt, ein einziges großes Auge prangte in der Mitte seines Schädels in gallenartigem Gelb.

N’cho hielt bereits weitere Ketten bereit. Er rannte um das Biest herum und drückte sie weiteren Männern in die Hände, sodass schnell eine ganze Kompanie aus Kriegern das Biest mit vollem Körpereinsatz zu zähmen versuchte. Auch so angekettet wirkte die Kreatur noch immer furchtbar gefährlich. Sie schien den Tod geradezu auszudünsten, sodass das Gras um sie sich durch seine bloße Gegenwart braun färbte.

Irrien erhob sich. Er zog sein Schwert nicht, aber nur, weil das sinnlos gewesen wäre. Wie konnte man etwas töten, dass im herkömmlichen Sinne nicht einmal wirklich am Leben war? Vielmehr noch, warum würde er etwas töten wollen, wenn es doch genau das war, was er brauchte, um mit den Kriegern auf Haylon fertig zu werden und mit dem Mädchen, das angeblich noch gefährlicher als alles andere war?

„Wie versprochen, Erster Stein“, sagte N’cho mit der Geste eines Sklavenhalters, der einen besonders teuren Preis verlangte. „Eine Kreatur gefährlicher als jede andere.“

„Gefährlich genug einen Uralten zu töten?“ fragte Irrien.

Er sah, wie der Mörder wie ein auf seine Kunst stolzer Schmied nickte.

„Das ist eine Kreatur blanken Todes, Erster Stein“, sagte er. „Sie kann alles töten, was lebt. Ich gehe davon aus, dass sie Eure Erwartungen vollends erfüllt.“

Irrien beobachtete, wie die Männer sich abmühten, sie unter Kontrolle zu halten und versuchte, ihre Stärke zu ermessen. Er konnte sich nicht vorstellen, gegen dieses Biest zu kämpfen. Es lag auch fern seiner Vorstellungskraft, wie irgendjemand eine seiner Attacken überleben sollte. Sein Auge kreuzte für einen kurzen Moment seinen Blick, und alles, was Irrien darin fand, war voll von Hass: ein tiefer, beständiger Hass auf alles, was lebte.

„Wenn du es danach wieder wegsperren kannst“, sagte Irrien. „Ich habe keine Lust, dass es mich irgendwann zu jagen versucht.“

N’cho nickte. „Es ist kein Wesen, das auf dieser Welt existieren sollte, Erster Stein“, sagte er. „Die Kraft, die es zusammenhält, wird irgendwann erloschen sein.“

„Bringt es zu den Schiffen“, befahl Irrien.

N’cho nickte, gab den Männern ein Zeichen und ordnete an, wie stark sie wo zu ziehen hatten. Irrien sah, wie einer der Männer einen falschen Schritt machte und das Biest ihn auspeitschte und entzwei riss.

Es gab nicht viel, wovor Irrien sich fürchtete, aber dieses Ding zählte dazu. Doch das war etwas Gutes. Es bedeutete, dass es mächtig war. Mächtig genug, seine Feinde zu besiegen.

Mächtig genug, das Ganze ein für alle Mal zu einem Ende zu bringen.




KAPITEL NEUN


Stephania stand ungeduldig im Empfangszimmer von Ulrens weiträumigem Haus. Ihr Gesicht hielt sie so ausdruckslos wie das einer der Statuen hier, ungeachtet der Angst, die sie empfand. Sie empfand Angst, auch wenn sie diesen Moment sorgsam geplant hatte und trotz allem, was sie getan hatte, um es bis hierher zu schaffen.

Sie wusste aus ihrer Erfahrung mit Irrien, wie schrecklich schief so etwas gehen konnte. Ein falscher Zug und sie würde tot sein oder schlimmer noch als Objekt eines reichen Mannes verkauft werden. Hoffentlich würde der Zweite Stein leichter zu bezirzen sein als der Erste.

Die Ganoven, die sie hergebracht hatten, waren noch immer da und trugen nicht gerade dazu bei, dass Stephania ihre Nerven besser in den Griff bekam. Sie sprachen kein Wort mit ihr und brachten ihr auch nicht die Ehrerbietung entgegen, die ihre Position eigentlich mit sich brachte. Die zwei Männer standen eher wie Gefängniswärter neben der Tür während die Frau sich auf den Weg zu Ulren gemacht hatte, um ihn von Stephanias Besuch zu unterrichten.

Stephania nutzte die Zeit, sich zu überlegen, wie sie sich ihm am besten präsentieren sollte. Sie wählte eine Couch in der Mitte des Raums und lehnte sich elegant vielleicht sogar ein wenig verführerisch darauf zurück. Sie wollte, dass Ulren vom ersten Augenblick an klar war, weshalb sie gekommen war.

Als der Zweite Stein mit der Ganovin in das Empfangszimmer trat, war es alles, was Stephania tun konnte, um nicht aufzustehen und aus dem Zimmer zu fliehen. Das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht einzubüßen, war sogar noch schwerer, doch Stephania besaß sehr viel Übung, wenn es darum ging, das zu verstecken, was sie wirklich fühlte.

Die Statuen von Ulren mochten einen halbwegs attraktiven Mann in seiner Jugend zeigen, doch jetzt war die Erscheinung des Zweiten Steins Lichtjahre davon entfernt. Er war alt. Schlimmer noch, das Alter hatte es nicht gut mit ihm gemeint in Bezug auf seine Falten und Leberflecken, das ausgedünnte Haar und die Narben, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Das war die Sorte Mann, über die adlige Mädchen Witze machten und die die Ärmsten unter ihnen gegen Geld heiraten mussten. Niemand, den Stephania als potentiellen Ehemann in Betracht gezogen hätte.

„Erster Stein Ulren“, sagte Stephania lächelnd und stand auf. „Es freut mich sehr, Euch endlich kennenzulernen.“

Sie log, denn hier ging es um etwas, das weitaus wichtiger war als jedes Geld der Welt. Dieser Mann konnte ihr ihr Reich zurückgeben. Er konnte ihr das geben, was man ihr genommen hatte und noch viel mehr.

„Meine Dienerin hat mir gesagt, dass du Stephania, die Adlige, die kurzzeitig Königin des Reichs war, seist“, sagte Ulren. „Du hast Gerüchte gestreut, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Jetzt hast du sie. Ich hoffe, dass du das nicht bereuen wirst.“

Stephanias Lächeln wurde absichtlich noch breiter und sie griff nach seinem Arm. „Wie sollte ich es bereuen, den mächtigsten Mann der Welt zu treffen? Vor allem, da ich ihm einen Vorschlag zu unterbreiten habe?“

Sie beobachtete Ulrens Gesicht und versuchte sich nicht vorzustellen, wie es sein würde, mit ihm das Bett teilen zu müssen. Darüber konnte sie sich später den Kopf zerbrechen, und Stephania würde in jedem Fall alles tun, was notwendig war.

„Welche Art Vorschlag?“ fragte Ulren. Stephania konnte sehen, wie seine Blicke sie von oben bis unten hungrig verschlangen, so wie Männer es immer taten, wenn sie sie ansahen. Sie versteckte ihren Ekel.

„Einen Vorschlag“, sagte Stephania. „Wer würde außerdem einen besseren Ehemann dort draußen abgeben als Ihr?“

Ulren warf Stephania erneut einen Blick zu, dann schnipste er mit den Fingern. „Verstehe. Eine Adlige, die um Asyl bittet. Kettet sie an, zieht sie aus, brandmarkt sie und bringt sie in meine Gemächer. Ich werde mich ein Weilchen mit ihr vergnügen, bevor sie zu den Sklave umzieht.“

Stephania sah, wie die Ganoven auf sie zukamen, und für einen Augenblick musste sie daran denken, was Irrien ihr alles angetan hatte. Ulren hatte sie auch verachtet, doch wenigstens hatte er die Stärke besessen, sie für sich in Anspruch zu nehmen, und außerdem befand Stephania sich dieses Mal nicht inmitten einer Besatzung.

Die Frau kam auf sie zu. Die Ketten in ihrer Hand und ihr breites Grinsen verrieten, dass sie bereits mit diesem Ausgang gerechnet haben musste und sich darauf freute. Stephania schenkte ihr keine Beachtung und lief auf die anderen Wachen zu.

„Glaub nicht, dass du mir davonkommst“, sagte die Frau.

Die zwei Wachen versperrten Stephania den Weg. Sie rückten aufeinander zu und das war alles, was Stephania brauchte. Sie hob eine Hand und zog ein zusammengefaltetes Papier aus ihrem Mantel. Dann blies sie hinein.

Ein Pulver flog durch die Luft. Damit hatten die Wachen nicht gerechnet. Stephania hielt zur Sicherheit die Luft an, doch sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Die Wachen keuchten, als sie das Pulver inhalierten. Der nächste Atemzug verteilte das Pulver noch weiter in ihren Lungen. Einer griff sich an die Gurgel, als würde er sie so wieder öffnen können. Ein anderer suchte an der Wand Halt, um sich noch auf den Beinen zu halten.





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Morgan Rice hat eine brillante neue Fantasy-Serie geschaffen, die uns in das Reich von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird.. Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen. Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Aufstand der Drachen) Nach dem ersten Buch SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN ist SIEGER, BESIEGTER, SOHN das achte und letzte Buch der Bestseller Fantasy-Reihe FÜR RUHM UND KRONE von Morgan Rice. Während Ceres in einem geheimnisvollen Land versucht ihre Kräfte zurückzugewinnen – und ihr eigenes Leben zu retten – bereiten sich Thanos, Akila, Lord West und die anderen auf der Insel von Haylon auf ihre letzte Schlacht gegen die mächtige Flotte von Felldust vor. Jeva versucht ihr Knochenvolk darauf einzuschwören, Thanos in der Schlacht von Haylon zu Hilfe zu eilen. Eine epische Schlacht entspinnt sich, die sie ohne Ceres’ Hilfe nicht werden gewinnen können. Stephania segelt nach Felldust, um den Zweiten Stein für sich einzunehmen und ihn zurück nach Delos zu bringen, wo er ihr helfen soll, das Königreich, das einst ihr gehörte, zurückzuerobern. Doch die Spielregeln haben sich auf brutale Art und Weise verändern und die Dinge entwickeln anders als von ihr vorhergesehen. Gestärkt durch seinen Sieg im Norden bündelt Irrien die Kräfte der gesamten Felldustflotte, um mit ihnen in die finale und todbringende Schlacht auf Haylon zu ziehen. Dabei setzt er auch auf eine Überraschungswaffe – ein Monster von unglaublicher Kraft – um sicherzustellen, dass Ceres endgültig ausgelöscht wird. Unterdessen setzt der Zauberer Daskalos seine ultimative Waffe – Thanos’ und Stephanias Sohn – darauf an, seinen Vater zu töten. Das Finale der Serie wird mit den epischsten aller Kampfszenen aufwarten. Das Schicksal der Welt wird auf Messers schneide stehen. Wird Ceres am Leben bleiben? Wird Thanos am Leben bleiben? Was wird aus seinem Sohn werden? Wird die Freiheit jemals Einzug halten? Und werden Ceres und Thanos endlich zueinanderfinden?SIEGER, BESIEGTER, SOHN erzählt die epische Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Verrat, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch dieser Band in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Eine mit Spannung geladene Fantasy die mit Sicherheit Fans früherer Morgan Rice Romane sowie des Vermächtnis-Zyklus von Christopher Paolini gefallen wird. Anhänger der Jugendliteratur werden dieses neuste Werk von Rice verschlingen und nach mehr verlangen. The Wanderer, A Literary Journal (in Bezug auf Der Aufstand der Drachen)

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