Книга - Bevor er Tötet

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Bevor er Tötet
Blake Pierce


Ein Mackenzie White Krimi #1
Von der #1 Bestsellerautorin Blake Pierce erscheint nun eine spannende neue Krimireihe. In den Maisfeldern Nebraskas wird eine ermordete, an einen Holzbalken gebundene Frau gefunden, die zum Oper eines gestörten Mörders wurde. Die Polizei erkennt schnell, dass ein Serienkiller unterwegs ist – und dass seine Mordserie gerade erst begonnen hat. Detective Mackenzie White, jung, schlagfertig und kleiner als die alternden, chauvinistischen Männer ihrer Polizeiwache, wird mit der Aufklärung des Falles beauftragt. So ungern es die anderen Polizisten auch zugeben, sie brauchen ihren jungen und brillanten Verstand, der schon bei vielen Fällen die entscheidenden Impulse gegeben hat. Doch auch für Mackenzie erweist sich dieser Fall als unlösbares Rätsel, etwas, das weder sie noch die anderen Polizisten auf dem örtlichen Revier schon einmal erlebt haben. Als das FBI zur Hilfe gerufen wird, beginnt eine aufregende Verbrecherjagd. Mackenzie, die von ihrer eigenen Vergangenheit, ihrer gescheiterten Beziehung und ihrer unbestreitbaren Anziehung zu dem neuen FBI Agenten geplagt wird, muss gegen ihre eigenen Dämonen kämpfen, um den Mörder, der sie an die dunkelsten Ecken ihres Geistes bringt, zu jagen. Als sie sich in den Kopf des Mörders versetzt und sich intensiv mit seiner gestörten Psychologie auseinandersetzt, erkennt sie, dass es das Böse wirklich gibt. Sie hofft nur, dass sie sich noch rechtzeitig aus seiner Denkweise befreien kann, während ihr gesamtes Leben um sie herum einstürzt. Da immer mehr Leichen auftauchen, beginnt ein hektischer Wettkampf gegen die Zeit, der Täter muss gefasst werden, bevor er noch einmal zuschlagen kann. Als dunkler Psychothriller mit kaum auszuhaltender Spannung ist BEVOR ER TÖTET ein grandioses Debut einer fesselnden neuen Krimireihe – und eines neuen, liebenswerten Charakters – die Sie bis spät in die Nacht fesseln wird. Buch #2 der Mackenzie White Krimireihe wird bald verfügbar sein.







B E V O R E R T Ö T E T



(EIN MACKENZIE WHITE KRIMI—BUCH 1)



B L A K E P I E R C E


Blake Pierce



Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller Krimireihe RILEY PAGE, die bisher die spannenden Thriller VERSCHWUNDEN (Buch #1), GEFESSELT (Buch #2), ERSEHNT (Buch #3), und GEKÖDERT (Buch #4) umfasst. Blake Pierce ist ebenfalls die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimireihe sowie der AVERY BLACK Krimireihe.

Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi- und Thrillergenres. Blake liebt es von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) und bleiben Sie in Kontakt!



Copyright © 2016 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Außer, wie gemäß dem U.S Copyright Gesetz von 1976 ausdrücklich erlaubt, darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne vorherige Erlaubnis der Autorin vervielfältigt, verbreitet oder in irgendeiner Weise oder in irgendeiner Form übertragen, in einer Datenbank oder in einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Menschen weitergegeben werden. Wenn Sie sich dieses E-Book mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie sich bitte eine zusätzliche Kopie für jeden weiteren Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen, es jedoch nicht selbst gekauft haben und es auch nicht für ausschließlich Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und erwerben eine eigene Kopie. Vielen Dank für Ihren Respekt für die harte Arbeit dieser Autorin. Bei diesem Buch handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Veranstaltungen und Vorkommnisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder sind fiktiv eingesetzt. Jede Ähnlichkeit mit reellen Personen, lebend oder tot, ist reiner Zufall. Buchumschlagabbildung Copyright lassedesignen, unter Lizenz von Stutterstock.com.


BÜCHER VON BLAKE PIERCE



RILEY PAIGE KRIMIREIHE

VERSCHWUNDEN (Buch #1)

GEFESSELT (Buch #2)

ERSEHNT (Buch #3)

GEKÖDERT (Buch #4)



MACKENZIE WHITE KRIMIREIHE

BEVOR ER TÖTET (Buch #1)

BEVOR ER SIEHT (Buch #2)



AVERY BLACK KRIMIREIHE

GRUND ZU TÖTEN (Buch #1)

GRUND ZUM LAUFEN (Buch #2)


INHALT



PROLOG (#u0cad137b-bc0a-5324-a9d3-93a51673b5b9)

KAPITEL EINS (#u0c3f975b-4f76-5bec-ad2a-c78b1d56aed8)

KAPITEL ZWEI (#u45872b2f-0416-5585-a4d4-8f389d415832)

KAPITEL DREI (#u3b8b925d-8484-5435-b852-8d1ec7311c10)

KAPITEL VIER (#ubf435e5b-0400-5952-a613-cb7d35ad8052)

KAPITEL FÜNF (#ueeec2b95-29ba-5a01-a1d0-2b1114838103)

KAPITEL SECHS (#u23226068-b3c8-55ca-a309-6dc2dabb4820)

KAPITEL SIEBEN (#u7d9cc935-022f-5350-9cef-a4c1cfd8fe61)

KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINDUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG (#litres_trial_promo)




PROLOG


Zu jeder anderen Zeit hätten ihr die ersten Lichtstrahlen am frühen Morgen gefallen, die auf die Spitzen der Maisstängel fielen. Sie beobachtete, wie das erste Tageslicht über die Halme strich und somit ein gedecktes Gold erschuf, in dem sie sich anstrengte, etwas Schönes zu sehen.

Sie musste sich selbst ablenken – sonst würde der Schmerz unerträglich werden.

Sie war an eine große Holzstange gefesselt, die an ihrem Rücken verlief und noch etwas mehr als einen halben Meter über ihren Kopf hinausragte. Ihre Hände waren hinter ihr an die Stange gefesselt. Sie trug nur schwarze Spitzenunterwäsche und einen BH, der ihre bereits üppige Brust noch weiter zusammendrückte und nach oben schob. Dieser BH brachte ihr im Strip Club am meisten Trinkgeld ein und sorgte dafür, dass ihre Brüste immer noch wie die einer Einundzwanzigjährigen anstatt einer vierunddreißigjährigen, zweifachen Mutter aussahen.

Die Stange rieb an ihrem nackten Rücken, der schon ganz wund war. Doch der Schmerz war noch lange nicht so groß wie der, den ihr der Mann mit der dunklen, unheimlichen Stimme zugefügt hatte.

Ihr ganzer Körper spannte sich an, als sie ihn hinter sich laufen hörte, seine Schritte waren ganz sanft auf der Lichtung des Maisfeldes. Sie vernahm jedoch noch ein anderes, ein leiseres Geräusch. Er zog etwas hinter sich her. Die Peitsche, erkannte sie, mit der er sie geschlagen hatte. Sie hatte sie nur einmal zu Gesicht bekommen – doch was hatte ihr schon gereicht.

Ihr Rücken brannte aufgrund der vielen Schläge und allein zu hören, wie das Teil über den Boden gezogen wurde, löste Panik in ihr aus. Sie schrie – zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Nacht – doch er schien im Maisfeld verschluckt zu werden. Zuerst hatte sie um Hilfe gerufen, in der Hoffnung, dass jemand sie hören würde. Doch im Laufe der Zeit waren sie zu Schmerzensschreien übergegangen, wie nur von Menschen ausstoßen, die wissen, dass ihnen niemand zur Hilfe kam.

„Ich werde es in Betracht ziehen, dich gehen zu lassen“, sagte der Mann.

Seine Stimme klang wie die eines Menschen, der gerne rauchte oder viel schrie. Außerdem gab er beim Sprechen einen seltsamen, lispelnden Laut von sich.

„Aber zuerst musst du deine Verbrechen gestehen.“

Das hatte er schon viermal gesagt. Sie zerbrach sich erneut den Kopf darüber. Sie hatte keine Verbrechen zu gestehen. Sie hatte jeden, den sie kannte, nett und zuvorkommend behandelt, sie war eine gute Mutter – zwar nicht so gut, wie sie es gerne wäre – doch sie gab sich wenigstens Mühe.

Was wollte er von ihr?

Erneut schrie sie und versuchte, ihren Rücken gegen die Stange zu wölben. Dabei spürte sie, wie die Seile um ihre Handgelenke ein winziges Stück nachgaben. Sie fühlte aber auch, wie sich ihr klebriges Blut an dem Seil sammelte.

„Gestehe deine Verbrechen“, wiederholte er.

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden!“, stöhnte sie.

„Du wirst dich daran erinnern“, gab er zurück.

Das hatte ebenfalls schon gesagt. Und zwar vor jedem –

Ein leises Flüstern zog durch die Luft, als die Peitsche durch die Luft geschwungen wurde.

Sie schrie und wand sich an der Stange, als sie von dem Ding getroffen wurde.

Neues Blut floss aus neuen Wunden, doch sie bekam es kaum mit. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Handgelenke. Das Blut, das sich dort im Laufe der letzten Stunde oder sogar noch länger gesammelt hatte, vermischte sich nun mit ihrem Schweiß. Sie konnte einen kleinen Spalt zwischen dem Seil und ihren Handgelenken ertasten und dachte, dass sie vielleicht entkommen könnte. Sie spürte, wie ihr Geist versuchte, abzuschweifen und sich von der Wirklichkeit zu lösen.

Zisch!

Dieser Schlag traf sie direkt auf der Schulter, was sie zum Schreien brachte.

„Bitte“, sagte sie. „Ich tue alles, was Sie von mir wollen! Lassen Sie mich einfach nur gehen!“

„Gesteh deine –“

Sie zog ihre Arme so fest sie konnte nach vorne. Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihre Schultern, doch sie war sofort frei. Das Seil rieb über ihre Handoberfläche, was ein Brennen verursachte, doch es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz an ihrem Rücken.

Sie zog so stark nach vorne, dass sie fast auf ihre Knie fiel und ihre Flucht vereitelte. Doch ihr primitiver Selbsterhaltungstrieb übernahm die Kontrolle über ihre Muskeln und bevor sie es überhaupt realisierte, rannte sie schon davon.

Sie rannte so schnell sie konnte, erstaunt, dass sie wirklich frei war, dass ihre Beine noch funktionierten, nachdem sie so lange gefesselt gewesen waren. Doch das würde sie jetzt nicht in Frage stellen.

Sie stürmte durch den Mais, die großen Stängel schlugen gegen ihre Gliedmaßen. Die Blätter und Äste schienen nach ihr greifen zu wollen und strichen über ihren verwundeten Rücken wie runzelige Finger. Sie schnappte nach Atem und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie wusste, dass die Straße ganz in der Nähe war. Sie musste nur weiter rennen und den Schmerz ignorieren.

Hinter sich hörte sie den Mann lachen. Es hörte sich so an wie das Lachen eines Monsters, das sich schon seit Jahrhunderten in dem Maisfeld versteckte.

Sie wimmerte, doch blieb nicht stehen, ihre nackten Füße stapften in den Dreck und ihr größtenteils nackter Körper schob die Maisstängel zur Seite. In diesem Moment versprach sie sich, dass sie nie wieder strippen würde, wenn sie aus der ganzen Sache hier lebend herauskäme. Sie würde sich einen besseren Job suchen, eine bessere Art, um für ihre Kinder zu sorgen.

Dieser Gedanke entzündete einen Funken in ihr, der sie schneller rennen ließ, sodass sie nun geradezu durch den Mais flog. Sie rannte so schnell sie konnte. Wenn sie einfach nur weiter rannte, dann würde sie ihm entkommen. Die Straße musste direkt um die Ecke sein. Oder etwa nicht?

Vielleicht. Aber auch wenn es so wäre, dann gäbe es keine Garantie, dass auch jemand unterwegs ist. Es war noch nicht einmal sechs Uhr morgens, zu dieser Tageszeit waren die Straßen Nebraskas oft noch recht einsam.

Vor ihr öffneten sich die Stängel. Das trübe Licht des Morgengrauens drang zu ihr hindurch und ihr Herz machte einen Sprung, als sie die Straße sah.

Sie sprang durch die letzten Stängel und konnte ihr Glück kaum fassen, als sie das Geräusch eines sich nähernden Motors hörte. Neue Hoffnung erfüllte sie.

Sie sah das Licht sich nähernder Scheinwerfer, weshalb sie sogar noch schneller rannte. Sie war so nahe, dass sie den dampfenden Asphalt riechen konnte.

Sie erreichte den Rand des Maisfeldes, gerade als ein roter Pickup vorbeifuhr. Sie schrie und winkte wild mit den Händen.

„BITTE!“, schrie sie.

Doch zu ihrem Entsetzen brummte der Truck an ihr vorbei.

Sie winkte, während ihr Tränen aus den Augen quollen. Vielleicht, wenn der der Fahrer in seinen Rückspiegel schaute –

Zisch!

Ein scharfer und stechender Schmerz explodierte in ihrer linken Kniekehle, weshalb sie zu Boden fiel.

Sie schrie und versuchte, auf die Beine zu kommen, doch sie spürte, wie sie von einer kräftigen Hand an den Haaren gepackt und zurück ins Maisfeld gezogen wurde.

Sie versuchte sich zu bewegen, auszubrechen, doch dieses Mal gab es kein Entrinnen.

Sie spürte noch einen letzten Peitschenschlag, dann verlor sie endlich das Bewusstsein.

Sie wusste, dass all das hier bald zu Ende sein würde: Die Geräusche, die Peitsche, der Schmerz – und ihr kurzes, schmerzerfülltes Leben.




KAPITEL EINS


Detective Mackenzie White bereitete sich auf das Schlimmste vor, als sie an diesem Nachmittag durch das Maisfeld wanderte. Die Maisstängel, gegen die sie im Hindurchlaufen mit ihrer Jacke strich, erzeugten ein dumpfes Geräusch, das ihr auf die Nerven ging. Es schien ihr, als ob die Lichtung, die sie suchte, meilenweit entfernt wäre.

Als sie sie schließlich erreichte, blieb sie wie angewurzelt stehen und wünschte sich, an jedem anderen Ort zu sein. Dort hing der tote, größtenteils nackte Körper einer Frau in ihren Dreißigern an einer Stange, auf ihrem Gesicht war der Ausdruck der Angst und des Leids eingebrannt. Es war ein Ausdruck, den Mackenzie sich wünschte, nie gesehen zu haben – und sie wusste, dass sie ihn nie wieder vergessen könnte.

Auf der Lichtung standen fünf Polizisten, die jedoch nichts Bestimmtes taten. Sie versuchten, beschäftigt auszusehen, doch sie wusste, dass es nur Schau war. Sie war sich sicher, dass keiner von ihnen so etwas schon einmal gesehen hatte. Mackenzie erkannte sofort, nachdem sie die blonde, an die hölzerne Stange gefesselte Frau sah, dass viel mehr dahintersteckte. Etwas, mit dem sie noch nie zu tun gehabt hatte. So etwas geschah normalerweise nicht in den Maisfeldern Nebraskas.

Mackenzie näherte sich der Leiche und ging langsam um sie herum. Währenddessen konnte sie die Augen der anderen Polizisten auf sich spüren. Sie wusste, dass einige von ihnen dachten, dass sie ihren Job zu ernst nähme, denn sie schaute sich alles immer einen Hauch zu genau an und suchte nach Bedrohungen und Verbindungen, die fast schon absurd schienen. Sie war eine junge Frau, die in den Augen vieler Männer auf dem Revier zu schnell die Position eines Detectives erreicht hatte, das war ihr bewusst. Sie war eine ehrgeizige junge Frau, die etwas größeres im Visier hatte, als Detective in einer Kleinstadt mitten in Nebraska zu sein.

Mackenzie ignorierte sie und konzentrierte sich stattdessen voll und ganz auf die Leiche, wobei sie die Fliegen wegscheuchte, die überall herumschwirrten. Insbesondere kreisten sie um den toten Körper der Frau, wo sie eine kleine schwarze Wolke bildeten, denn die Hitze war nicht gerade geeignet für eine Leiche. Es war schon den ganzen Sommer lang heiß gewesen und es fühlte sich so an, als ob sich all diese Wärme auf dieser Lichtung des Maisfeldes aufgestaut hätte.

Mackenzie trat näher heran und betrachtete die Frau, wobei sie versuchte, die Übelkeit und eine Welle der Traurigkeit zu unterdrücken. Der Rücken der Frau war mit Striemen übersät. Sie schauten alle gleich aus, woraus Mackenzie schloss, dass sie wohl von dem gleichen Instrument verursacht wurden. Ihr kompletter Rücken war voller Blut, das mittlerweile getrocknet und klebrig war. Die Rückseite ihres Tangas hatte sich ebenfalls damit vollgesaugt.

Als Mackenzie ihren Rundgang beende, trat ein kleiner und doch kräftiger Polizist zu ihr heran. Sie kannte ihn gut, auch wenn sie ihn nicht sonderlich mochte.

„Hallo Detective White“, sagte der Polizeichef Chief Nelson.

„Chief“, gab sie zurück.

„Wo ist Porter?“

In seiner Stimme lag nichts Herablassendes, doch sie konnte es trotzdem spüren. Dieser abgehärtete Polizeichef in seinen Fünfzigern, der aus der Gegend kam, wollte nicht, dass eine fünfundzwanzigjährige Frau versuchte, den Fall zu lösen. Walter Porter, ihr vierundfünfzig Jahre alter Partner wäre für diesen Job am besten geeignet.

„Auf der Straße“, antwortete Mackenzie. „Er redet gerade mit dem Bauer, der die Leiche gefunden hat. Er wird bald wieder hier sein.“

„Okay“, sagte Nelson, der sich sofort besser zu fühlen schien. „Was halten Sie von dem hier?“

Mackenzie wusste nicht, wie sie die Frage beantworten sollte. Sie wusste, dass er sie testete. Das hatte er von Anfang an getan, sogar bei unscheinbar kleinen Dingen auf dem Polizeirevier. Das tat er bei keinem der anderen Polizisten und Detectives und sie war sich ziemlich sicher, dass er es bei ihr nur tat, weil sie jung und eine Frau war.

Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es mehr als nur ein dramatisch aufgezogener Mord war. Sie konnte ihren Verdacht jedoch noch nicht begründen. Waren es die zahlreichen Striemen auf ihrem Rücken? War es die Tatsache, dass die Frau einen Körper wie aus einem Männermagazin hatte? Ihre Brüste waren definitiv nicht echt und wenn Mackenzie schätzen müsste, dann würde sie vermuten, dass auch ihr Hintern operiert worden war. Sie trug ziemlich viel Makeup, das teilweise verschmiert und durch die Tränen aufgelöst war.

„Ich denke“, sagte Mackenzie, als sie schließlich auf Nelsons Frage einging, „dass das hier ein reines Gewaltverbrechen war. Ich glaube nicht, dass die Gerichtsmediziner Anzeichen einer Vergewaltigung werden feststellen können. Die meisten Männer, die eine Frau für Sex entführen, missbrauchen sie nicht auf solche Weise, auch wenn sie vorhaben, sie danach umzubringen. Die Art ihrer Unterwäsche lässt darauf schließen, dass sie in einem provokativen Milieu tätig war. Um ehrlich zu sein, würde ich aufgrund ihres Makeups und der üppigen Fülle ihrer Brüste alle Stripclubs in Omaha anrufen und nachfragen, ob letzte Nacht eine ihrer Tänzerinnen verschwunden ist.“

„Das ist bereits geschehen“, erwiderte Nelson selbstgefällig. „Die Tote heißt Hailey Lizbrook, sie ist dreiundfünfzig Jahre alt, hat zwei Kinder und war eine Mittelklassetänzerin im Club The Runway in Omaha.“

Er ratterte die Fakten herunter, als ob er eine Bedienungsanleitung vorlesen würde. Mackenzie nahm an, dass er schon lange genug eine Position innehatte, in der Opfer keine Menschen mehr waren, sondern einfach nur Rätsel, die gelöst werden mussten.

Doch Mackenzie, die erst seit ein paar Jahren in dem Gebiet arbeitete, war nicht so abgehärtet und herzlos. Sie betrachtete die Frau mit zwei Augen, mit dem einen versuchte sie herauszufinden, was passiert war, aber mit dem anderen sah sie auch die Frau, die zwei Kinder zurückgelassen hatte – zwei Söhne, die den Rest ihres Lebens ohne ihre Mutter verbringen müssten. Dass die Frau als Mutter von zwei Kindern Stripperin war, führte Mackenzie zu der Annahme, dass sie Geldprobleme gehabt haben musste und dass sie so gut wie alles dafür getan hätte, um für ihre Kinder zu sorgen. Doch nun war sie hier, an einen Pfahl gefesselt und von einem gesichtslosen Mann schwer misshandelt –

Ein Rascheln der Maisstängel hinter ihr unterbrach ihren Gedankengang. Sie drehte sich um und sah wie sich Walter Porter seinen Weg durch den Mais bahnte. Als er auf die Lichtung trat und den Dreck sowie die Maisgrannen von seinem Mantel wischte, machte er einen genervten Eindruck.

Er schaute sich einen Moment lang um, bevor sein Blick auf Hailey Lizbrooks Leiche am Pfahl fiel. Auf sein Gesicht legte sich ein überraschter Ausdruck, sein ergrauter Schnurrbart zog sich in einem seltsamen Winkel nach rechts. Dann schaute er zu Mackenzie und Nelson, zu denen er schnell trat.

„Porter“, sagte der Polizeichef. „White löst den Fall bereits. Sie ist ziemlich scharfsinnig.“

„Das ist sie manchmal“, entgegnete er abweisend.

So war es immer. Nelson machte ihr in Wirklichkeit kein Kompliment. Tatsächlich zog er Porter damit auf, ein junges Mädchen am Hals zu haben, das aus dem Nichts auftauchte und die Position eines Detectives ergattert hatte – das hübsche junge Mädchen, das nur wenige Männer über Dreißig auf dem Polizeirevier ernst nahmen. Und Porter konnte das bei Leibe nicht ausstehen.

Während sie es genoss, zuzusehen, wie Porter sich unter den Neckereien wand, war es das nicht wert, sich unzulänglich oder nicht geschätzt zu fühlen. Immer wieder hatte sie Fälle gelöst, bei denen die anderen Männer nicht weiterkamen, und sie wusste, dass sie sich dadurch bedroht fühlen. Sie war gerade einmal fünfundzwanzig, viel zu jung, um sich in dem Beruf, den sie einmal geliebt hatte, ausgebrannt zu fühlen. Aber jetzt, da sie an Porter und diese Polizeistation gebunden war, fing sie an, ihren Beruf zu hassen.

Porter machte Anstalten zwischen Nelson und Mackenzie zu treten, um ihr zu bedeuten, dass es jetzt seine Show war. Mackenzie bemerkte, wie sie so langsam anfing zu kochen, doch sie schluckte es herunter. Das tat sie schon seit drei Monaten, seit ihr aufgetragen wurde, mit ihm zusammenzuarbeiten. Vom ersten Tag an hatte Porter kein Geheimnis daraus gemacht, dass er sie nicht mochte. Immerhin war sie der Ersatz für Porters vorherigen Partner, mit dem er achtundzwanzig Jahre lang gearbeitet hatte, und der laut Porter aus dem Dienst entlassen worden war, um einer jüngeren, weiblichen Kollegin Platz zu machen.

Mackenzie ignorierte dieses offenkundige Fehlen von Respekt, sie ließ es nicht zu, dass es ihre Arbeitseinstellung beeinflusste. Ohne ein Wort zu verlieren ging sie zu der Leiche. Sie schaute sie sich genau an. Es tat ihr innerlich weh, sie so genau zu betrachten, und doch war sie davon überzeugt, dass er keine Leiche gab, die sie so sehr treffen würde, wie die erste, die sie je gesehen hatte. Sie hatte schon fast den Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr jedes Mal, wenn sie einen Tatort betrat, die Leiche ihres Vaters vor Augen hatte. Aber an diesem Punkt war sie noch nicht ganz angekommen. Sie war sieben Jahre alt gewesen, als sie das Schlafzimmer betreten und ihn auf dem Bett in einer Pfütze seines eigenen Blutes liegend gesehen hatte. Seitdem bekam sie das Bild nicht mehr aus dem Kopf.

Mackenzie suchte nach Beweisen dafür, dass es sich nicht um ein Sexualdelikt handelte. Sie sah keine Kratzspuren oder blaue Flecken an ihren Brüsten oder am Hintern, auch fand sie kein Blut an ihrem Schambereich. Dann schaute sie die Hände und Füße der Frau an und fragte sich, ob es sich vielleicht um einen religiösen Mord handeln könnte, doch weder an den Handflächen, Fußknöcheln noch an den Füßen konnte sie Anzeichen einer Kreuzigung feststellen.

In dem kurzen Bericht, den sie und Porter erhalten hatten, stand, dass die Kleider des Opfers noch nicht gefunden wurden. Mackenzie hielt es für Wahrscheinlich, dass sie der Mörder entweder noch bei sich oder schon entsorgt hatte. Das deutete darauf hin, dass er entweder sehr vorsichtig oder fast schon grenzwertig besessen war. Wenn man hierzu noch die Tatsache hinzuzählte, dass seine Tat in der letzten Nacht sehr wahrscheinlich nicht aus einem sexuellen Motiv heraus begangen hatte, dann erhielt man einen schwer fassbaren und kalkulierenden Mörder.

Mackenzie zog sich zum Rand der Lichtung zurück, um die gesamte Szene in sich aufzunehmen. Porter warf ihr einen Seitenblick zu, dann ignorierte er sie einfach und wandte sich wieder seinem Gespräch mit Nelson zu. Sie bemerkte, dass die anderen Polizisten sie beobachten. Zumindest einige von ihren verfolgten ihre Arbeit. Sie hatte ihre Stelle mit dem Ruf, außerordentlich klug zu sein und war von der Mehrzahl ihrer Ausbilder auf der Polizeiakademie geschätzt worden. Hin und wieder stellten ihr jüngere Polizisten – sowohl Männer als auch Frauen – ernstgemeinte Fragen und holten ihre Meinung über einen Fall ein.

Andererseits war ihr auch bewusst, dass ihr einige der Männer, die sich ebenfalls auf der Lichtung befanden, anzügliche Blicke zuwarfen. Sie wusste nicht, was schlimmer war: die Männer, die auf ihren Hintern starrten, wenn sie vorbeiging, oder diejenigen, die hinter ihrem Rücken das kleine Mädchen auslachten, das die Rolle eines knallharten Detectives spielen wollte.

Als sie die Szene betrachtete, überkam sie wieder der nagende Verdacht, dass etwas hier einfach nicht stimmte. Sie hatte das Gefühl, ein Buch zu öffnen und die erste Seite einer Geschichte zu lesen, von der sie wusste, dass sie voller Intrigen stecken würde.

Und das ist gerade erst der Anfang, dachte sie.

Ihr Blick wanderte zu dem Dreck um die Stange und sah ein paar Fußabdrücke, die aussahen, als ob jemand beim Gehen seine Füße nicht richtig hochgehoben hätte, doch daraus konnte man keine Abzüge erstellen. Ebenfalls entdeckte sie fast schon geschwungene Linien auf dem Boden. Sie ging in die Hocke, um sich die Spuren näher anzuschauen. Dabei fiel ihr auf, dass die geformten Abdrücke nebeneinander verliefen und den hölzernen Pfahl umrundeten, sodass der Eindruck entstand, dass ihr Verursacher mehrmals um ihn herumgegangen sein musste. Dann betrachtete sie wieder den Rücken der Frau und bemerkte, dass die Striemen auf der Haut in etwa die gleiche Form hatten wie die Spuren auf dem Boden.

„Porter“, sagte sie.

„Was ist denn?“, fragte er, verärgert, dass sie ihn einfach unterbrochen hatte.

„Ich glaube, ich habe die Spuren der Waffe gefunden.“

Porter zögerte einen Moment, bevor er zu der Stelle ging, an der Mackenzie im Dreck kauerte. Als er neben ihr in die Hocke ging, stöhnte er leicht auf und sie konnte hören, wie sein Gürtel knirschte. Er wog etwa fünfundzwanzig Kilo zu viel, was sich immer deutlicher machte, je weiter sich diese Zahl der dreißig näherte.

„Eine Art Peitsche?“, vermutete er.

„Schaut so aus.“

Sie untersuchte den Boden, wobei sie den Spuren im Sand bis hin zum Pfahl folgte – dabei fiel ihr etwas Anderes auf. Es war so unauffällig, so klein, dass sie es fast nicht gesehen hätte.

Sie ging zu dem Pfahl, darauf bedacht, die Leiche nicht zu berühren, bevor die Forensiker sie nicht untersucht hatten. Wieder ging sie in die Hocke, doch diesmal bekam sie die volle Nachmittagshitze zu spüren, die sie niederdrückte. Unerschrocken rückte sie mit ihrem Kopf näher an den Pfahl heran, so nah, dass sie ihn fast mit ihrer Stirn berührte.

„Was zur Hölle tun Sie da?“, fragte Nelson.

„Hier ist etwas eingeritzt“, sagte sie. „Es schaut aus, als wären es Zahlen.“

Porter trat heran um nachzuforschen, doch er konnte sich nicht noch einmal hinunterbeugen. „White, dieses Holzstück ist locker zwanzig Jahre alt“, meinte er. „Diese Einkerbungen schauen genauso alt aus.“

„Vielleicht“, entgegnete Mackenzie. Aber das glaubte sie nicht.

Porter, der schon das Interesse an ihrer Entdeckung verloren hatte, ging zurück zu Nelsen, mit dem er die Informationen abglich, die ihm der Bauer, der die Leiche gefunden hatte, gegeben hatte.

Mackenzie holte ihr Handy hervor und fotografierte die Zahlen ab. Sie vergrößerte das Bild, wodurch sie deutlicher wurden. Sie so detailliert zu sehen, verstärkte das Gefühl, dass all das hier der Anfang etwas viel Größeren war.



N511/J202



Die Zahlen sagten ihr gar nichts. Vielleicht hatte Porter Recht, vielleicht bedeuteten die Zahlen überhaupt nichts. Vielleicht stammten sie von dem Holzfäller, der den Pfahl geschaffen hatte. Vielleicht hatte ein einsames Kind irgendwann im Laufe der Jahre die Nummer eingeritzt.

Aber all diese Vermutungen fühlten sich nicht richtig an.

Nichts davon fühlte sich richtig an.

Und tief in sich drinnen wusste sie, dass dies erst der Anfang war.




KAPITEL ZWEI


Mackenzie spürte einen Knoten im Bauch, während sie aus dem Auto schaute und die neuen, aufgereihten Vans sowie die Reporter sah, die um die besten Plätze kämpften, um sich auf sie und Porter zu stürzen, sobald sie vor dem Polizeirevier halten würden. Als Porter parkte, beobachtete sie, wie mehrere Nachrichtensprecher über den Rasen der Polizeiwache rannten, hinter ihnen eilen schwerbeladene Kameramänner her.

Mackenzie sah, dass Nelson bereits an der Eingangstür war und sein Bestes tat, um die Medien zu beruhigen. Man merkte deutlich, dass er sich nicht wohl fühlte und dass er ziemlich aufgebracht war. Sogar von hier aus konnte sie den Schweiß auf seiner Stirn glänzen sehen.

Nachdem sie ausgestiegen waren, holte Porter sie ein, um sicherzustellen, dass sie nicht der erste Detective wäre, den die Medien sahen. Als er an ihr vorbeilief, meinte er: „Sagen Sie den Blutsaugern bloß nichts.“

Bei seinem herablassenden Befehl erfasste sie eine Welle der Empörung.

„Das weiß ich, Porter.“

Die Traube aus Reportern und Kameras erreichte sie. Mindestens zehn Mikrofone stachen aus der Menge hervor und in ihre Gesichter, während sie an ihnen vorbeigingen. Fragen prasselten wie ein Schwarm Insekten auf die beiden ein.

„Haben Sie schon die Kinder des Opfers benachrichtigt?“

„Wie reagierte der Bauer, als er die Leiche fand?“

„War es sexueller Missbrauch?“

„Ist es denn sinnvoll, dass eine Frau diesen Fall ermittelt?“

Die letzte Frage traf Mackenzie ein wenig. Natürlich wusste sie, dass sie einfach nur eine Reaktion hervorrufen wollten, und auf eine kurze und dennoch sensationsreife Aufnahme für die Nachmittagssendung hofften. Es war gerade einmal vier Uhr, wenn sie schnell waren, dann hätten sie vielleicht ein Stück exklusiver Informationen für die sechs Uhr Nachrichten.

Als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte und in das Gebäude eintrat, hallte diese letzte Frage wie ein Donner in ihrem Kopf wider.

Ist es denn sinnvoll, dass eine Frau diesen Fall ermittelt?

Sie erinnerte sich daran, wie gefühllos Nelson die Informationen zu Hailey Lizbrook vorgelesen hatte.

Natürlich ist es das, dachte Mackenzie. Es ist sogar von größer Bedeutung.

Schließlich waren sie im Polizeirevier und die Türen fielen hinter ihnen zu. Mackenzie atmete erleichtert auf, wieder Stille um sich zu haben.

„Verdammte Blutsauger“, sagte Porter.

Jetzt, da er nicht länger von Kameras verfolgt wurde, verloren seine Bewegungen ihren Schwung. Er ging langsam am Empfangstresen vorbei und lief den Flur hinunter, der zu den Konferenzzimmern und den Büros führte, aus denen das Polizeirevier bestand. Er schaute müde aus, bereit, nach Hause zu gehen, bereit, diesen Fall abzuschließen.

Mackenzie betrat das Konferenzzimmer zuerst. Dort saßen mehrere Polizisten an einem großen Tisch, einige von ihnen trugen Uniform, andere jedoch ihre Alltagskleidung. Aus der Anwesenheit der vielen Polizisten und dem immer neuen Auftauchen der Medien schloss Mackenzie, dass die Geschichte in den zweieinhalb Stunden, in denen sie ihr Büro verlassen hatte, zum Maisfeld gefahren und zurückgekommen war, an die Öffentlichkeit gelangt war. Es war nicht mehr nur ein zufälliger, grausamer Mord, jetzt war er zu einem Spektakel geworden.

Mackenzie nahm sich eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch. Jemand hatte bereits Akten auf dem Tisch verteilt, in denen die wenigen Informationen standen, die zu dem Fall schon gesammelt wurden. Während sie die Akte durchblätterte, füllte sich der Raum immer weiter. Als Porter schließlich eintrat, setzte er sich ans andere Ende.

Mackenzie nahm sich einen Moment Zeit, auf ihr Handy zu schauen, und sah, dass sie acht verpasste Anrufe, fünf Sprachnachrichten und ein dutzend E-Mails hatte. Es erinnerte sie wieder daran, dass sie schon viel zu tun gehabt hatte, bevor sie heute Morgen zum Kornfeld geschickt worden war. Die traurige Ironie dabei war, dass ihre älteren Kollegen, trotz der Tatsache, dass sie sie immer wieder niedermachten und sie subtil beschimpften, auch ihr Talent erkannten. Deshalb gehörte sie zu den Polizisten, die am meisten ausgelastet waren. Bis jetzt hatte sie jedoch bei keinem einzigen in ihrem Zeitplan zurückgeblieben und hatte eine ausgezeichnete Rate von gelösten Fällen.

Sie spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, ein paar der E-Mails zu beantworten, während wartete, doch bevor sie die Chance dazu hatte, betrat Hauptkommissar Nelson ein. Schnell schloss er die Tür des Konferenzzimmers hinter sich.

„Ich weiß nicht, wie die Medien so schnell davon erfahren haben“, knurrte er, „aber wenn ich herausfinde, dass jemand in diesem Raum dafür verantwortlich ist, dann wird mich diese Person kennenlernen.“

Im Zimmer breitete sich Stille aus. Ein paar der Polizisten und Angestellten begannen, sich nervös den Inhalt der vor ihnen liegenden Akten anzusehen. Auch wenn Mackenzie Nelson nicht mochte, musste sie doch zugeben, dass der Mann mit seiner Anwesenheit und Stimme einen Raum ohne große Mühe beherrschen konnte.

„Die Sachlage ist folgende“, fuhr Nelson fort. „Das Opfer ist Hailey Lizbrook, eine Stripperin aus Omaha. Sie ist vierunddreißig Jahre al, hat zwei Söhne, der eine ist neun und der andere fünfzehn. Soweit wir wissen, wurde sie entführt, bevor sie zum Arbeitsbeginn stempeln konnte, denn ihr Chef behauptete, dass sie in dieser Nacht nicht aufgetaucht wäre. Die Sicherheitsüberwachung vom Runway, ihrer Arbeitsstelle, zeigt nichts. Deshalb gehen wir davon aus, dass sie irgendwo zwischen ihrem Apartment und dem Runway gekidnappt wurde. Das umfasst eine Strecke von siebeneinhalb Meilen – ein Gebiet, in dem wir zurzeit gemeinsam mit den Polizisten in Omaha ein paar Leichenfunde ermitteln.“

Dann schaute er Porter an, als ob er sein Lieblingsschüler wäre, und sagte:

„Porter, warum beschreiben Sie uns nicht die Szene?“

Es war klar, dass er Porter für diese Aufgabe auswählen würde.

Porter stand auf und schaute sich im Raum um, als ob er sichergehen wollte, dass auch alle gut aufpassten.

„Das Opfer war mit den Händen hinter dem Rücken an eine hölzerne Stange gefesselt. Der Schauplatz ihres Todes war eine Lichtung in einem Maisfeld, etwas mehr als eine Meile von der Straße entfernt. Auf ihrem Rücken waren, so wie es aussieht, mit Striemen übersät, die von einer Art Peitsche verursacht wurden. Auch wenn wir es erst nach der Untersuchung des Gerichtsmediziners genau wissen, gehen wir nicht davon aus, dass es ein sexueller Übergriff war, obwohl das Opfer nur noch ihre Unterwäsche trug und ihre Kleidung nirgendwo gefunden werden konnte.“

„Danke, Porter“, sagte Nelson. „Wenn wir gerade vom Gerichtsmediziner sprechen, ich habe vor zwanzig Minuten mit ihm telefoniert. Er meinte, dass der Tod wahrscheinlich durch Blutverlust oder einen Infarkt – entweder im Herzen oder im Gehirn – ausgelöst wurde, doch er wollte sich vor der Untersuchung nicht vollständig darauf festlegen.“

Seine Augen wanderten dann zu Mackenzie, doch seiner Stimme klang nur mäßig interessiert, als er sie fragte: „Möchten Sie noch etwas hinzufügen, White?“

„Die Nummern“, sagte sie.

Nelson verdrehte die Augen vor allen Anwesenden im Raum. Es war ein klares Zeichen fehlenden Respektes, was sie jedoch ignorierte, denn sie wollte alle davon in Kenntnis setzen, bevor er sie unterbrach.

„Ich habe etwas gefunden, das zwei Nummern sein könnten, die durch einen Schrägstrich voneinander getrennt sind. Sie waren in die Stange eingeritzt.“

„Was sind das für Nummern?“, fragte einer der jüngeren Polizisten am Tisch.

„Eigentlich sind es Zahlen und Buchstaben“, antwortete Mackenzie. „N 511 und J 202. Ich habe mit meinem Handy ein Bild davon gemacht.“

„Die anderen Bilder werden ebenfalls bald hier sein, sobald Nancy sie ausgedruckt hat“, bemerkte Nelson. Er sprach schnell und eindrücklich, um den Anwesenden zu zeigen, dass die Sache mit den Nummern beendet war.

Mackenzie hörte Nelson zu, der über die Aufgaben redete, die ausgeführt werden mussten, um die Strecke von siebeneinhalb Meilen zu untersuchen, die zwischen Hailey Lizbrooks Wohnung und dem Runway lagen. Aber in Wirklichkeit hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu der Art ab, wie der Körper der Frau festgebunden gewesen war. Irgendetwas an der Darstellung der Leiche war ihr sofort bekannt vorgekommen, und sie wurde den Gedanken nicht los, während sie im Konferenzzimmer saß.

Sie ging die kurzen Notizen in der Akte durch, in der Hoffnung, dass ein kleines Detail vielleicht etwas in ihrer Erinnerung aktivieren würde. Sie blätterte sie vier Blätter voller Informationen durch, um irgendetwas zu finden. Sie wusste bereits alles, was in der Akte stand, doch trotzdem überflog sie die Details.

Vierunddreißig Jährige Frau, vermutlich in der vergangenen Nacht getötet. Striemen, Schnitte, mehrere Abschürfungen am Rücken, an eine hölzerne Stange gefesselt. Vermutete Todesursache: Blutverlust oder möglicher Herzinfarkt. Fesselungsmethode deutet auf religiöse Motive, während die Art der Leiche sexuelle Beweggründe zulässt.

Als sie die Informationen las, klickte es. Sie schaltete gedanklich einen Moment ab, womit sie es ihrem Geist ermöglichte, in seine Tiefen abzutauchen, ohne von ihrer Umgebung gestört zu werden.

Als sie den Zusammenhang herstellte, kam sie zu einem Ergebnis, von dem sie sich wünschte, es wäre falsch. Gleichzeitig begann Nelson damit, seine Rede abzuschließen.

„…und da es zu spät für effektive Straßenblockierungen ist, werden wir uns größtenteils auf die Aussagen von Zeugen verlassen müssen, bis ins Kleinste und scheinbar unwichtigste Detail. Möchte noch jemand etwas hinzufügen?“

„Eine Sache, Sir“, sagte Mackenzie.

Sie bemerkte, dass Nelson sich beherrschen musste, nicht laut aufzuseufzen. Von der anderen Seite des Tisches aus hörte sie, wie Porter ein glucksendes Geräusch von sich gab. Sie ignorierte das alles und wartete ab, wie Nelson mit ihrem Einwand umgehen würde.

„Ja, White?“

„Ich erinnere mich an einen Fall aus dem Jahr 1987, der fast identisch mit diesem hier ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in der Nähe von Roseland stattfand. Die Fesselung war die gleiche, die Art der Frau war die gleiche. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Prügelmethode die gleiche war.“

„1987?“, fragte Nelson. „White, waren Sie da überhaupt schon auf der Welt?“

Sein Kommentar löste Gelächter von mehr als der Hälfte der Anwesenden aus, was Mackenzie jedoch ignorierte. Sie hatte später noch genug Zeit, deshalb verlegen zu sein.

„Das war ich nicht“, antwortete sie, bereit, sich mit ihm anzulegen. „Aber ich habe den Bericht gelesen.“

„Sie müssen wissen, Sir“, warf Porter ein, „dass Mackenzie ihre Freizeit damit verbringt, alte Fallakten durchzulesen. Das Mädchen ist in dieser Hinsicht ein laufendes Lexikon.“

Mackenzie fiel sofort auf, dass Porter ihren Vornamen verwendet und sie ein Mädchen statt einer Frau genannt hatte. Das traurige daran war, dass er sich wahrscheinlich nicht einmal seiner Beleidigung bewusst war.

Nelson rieb sich über den Kopf und stieß endlich das donnernde Seufzen aus, das sich in ihm aufgebaut hatte. „1987? Sind Sie sich sicher?“

„Ziemlich sicher.“

„Roseland?“

„Oder in der direkten Umgebung“, erwiderte sie.

„Okay“, sagte Nelson, während er ans andere Ende des Tisches blickte, wo eine Frau mittleren Alters saß, die gewissenhaft zuhörte. Vor ihr befand sich ein Laptop, auf dem sie die ganze Zeit leise mitgeschrieben hatte. „Nancy, können Sie bitte in der Datenbank danach suchen?“

„Ja, Sir“, entgegnete sie und begann sofort, etwas in den revierinternen Server zu tippen.

Nelson warf Mackenzie einen missbilligenden Blick zu, den sie mit ‚Du hast besser Recht, sonst hast du gerade zwanzig Sekunden meiner wertvollen Zeit vergeudet‘ deutete.

„Okay, meine Damen und Herren“, sagte Nelson. „Wir werden die Sache folgendermaßen angehen. Sobald dieses Meeting endet, will ich, dass Smith und Berryhill nach Omaha fahren, um den örtlichen Polizeibehörden zu helfen. Wenn es nötig ist, werden wir mehrere Schichten arbeiten. Porter und White, ihr sprecht mit den Kindern der Verstorbenen sowie mit ihrem Arbeitgeber. Wir arbeiten gerade ebenfalls an der Adresse ihrer Schwester.“

„Entschuldigung, Sir“, unterbrach ihn Nancy, die von ihrem Computer aufschaute.

„Ja, Nancy?“

„Anscheinend hatte Detective White Recht. Im Oktober 1987 wurde eine Prostituierte tot und an eine Holzstange gefesselt am Rande der Stadt Roseland gefunden. In der Akte, die ich gefunden habe, heißt es, dass sie nur noch ihre Unterwäsche anhatte und brutal mit einer Peitsche geschlagen worden wäre. Es gibt keine Anzeichen eines Sexualverbrechens und auch keine Motive.“

Der Raum wurde wieder still, denn jeder behielt seine Fragen für sich. Schließlich meldete sich Porter zu Wort und obwohl Mackenzie wusste, dass er versuchte, den Fall runterzuspielen, konnte sie eine gewisse Angst in seiner Stimme hören.

„Das ist schon fast dreißig Jahre her“, sagte er. „Das nenne ich einmal einen schwachen Zusammenhang.“

„Aber es besteht trotzdem ein Zusammenhang“, entgegnete Mackenzie.

Nelson schlug eine seiner kräftigen Hände auf den Tisch, seine Augen bohrten sich in Mackenzie. „Wenn es einen Zusammenhang gibt, dann wissen Sie was das bedeutet, nicht wahr?“

„Es bedeutet, dass wir es womöglich mit einem Serienkiller zu tun haben“, antwortete sie. „Und schon allein der Gedanke daran, dass wir es mit einem Serienkiller zu tun haben könnten, erfordert, dass wir das FBI einschalten.“

„Oh verdammt“, meinte Nelson. „Sie ziehen hier voreilige Schlüsse. Übereilt, um ehrlich zu sein.“

„Bei allem Respekt“, widersprach Mackenzie. „Wir sollten uns zumindest damit beschäftigen.“

„Und jetzt, da Ihr eifriges Gehirn uns darauf hingewiesen hat, müssen wir es tun“, erwiderte Nelson. „Ich werde ein paar Anrufe tätigen und Sie damit beauftragen, sich damit zu beschäftigen. Für jetzt, sollten wir uns den Dingen zuwenden, die wichtig und aktuell sind. Das war es. Zurück an die Arbeit.“

Die kleine Gruppe am Konferenztisch begann, sich zu zerstreuen, wobei sie die Akten mitnahmen. Als Mackenzie sich daranmachte, den Raum zu verlassen, warf ihr Nancy ein kleines Lächeln zu. Es war das größte Zeichen der Ermutigung, das Mackenzie seit mehr als zwei Wochen auf der Arbeit bekommen hatte. Nancy war die Empfangsdame und Faktencheckerin des Polizeireviers. Soweit Mackenzie wusste, war sie eine der wenigen älteren Mitglieder der Polizeiwache, die kein Problem mit ihr hatten.

„Porter und White, einen Moment noch“, sagte Nelson.

Sie sah, dass Nelson nun dieselbe Besorgnis zeigte, die sie bei Porter gesehen und gehört hatte, als er nur wenige Momente zuvor gesprochen hatte. Er machte den Eindruck, fast krank vor Sorge zu sein.

„Gute Arbeit, sich an den Fall von 1987 zu erinnern“, sagte Nelson zu Mackenzie. Sie zu loben schien ihm fast schon physische Schmerzen zu bereiten. „Es ist ein Schuss ins Blaue. Aber es lässt die Frage aufkommen, ob…“

„Ob was?“, fragte Porter.

Mackenzie, die nie um den heißen Brei herumredete, antwortete für Nelson.

„Warum er sich jetzt dazu entschieden hat, wieder aktiv zu werden“, sagte sie.

Dann fügte sie hinzu:

„Und wann er wieder töten wird.“




KAPITEL DREI


Er saß in seinem Auto und genoss die Stille. Die Straßenlichter warfen einen geisterhaften Schein auf die Straße. Zu dieser späten Stunde waren nicht mehr viele Autos unterwegs, weshalb es fast schon unheimlich ruhig war. Er wusste, dass so gut wie jeder in diesem Teil der Stadt, der sich um diese Uhrzeit draußen aufhielt, beschäftigt und gedankenverloren war oder etwas im Geheimen erledigte. Das machte es für ihn einfacher, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren – die Gute Arbeit.

Die Gehwege lagen im Dunkeln, mit Ausnahme der vereinzelten Neonleuchten der schäbigen Einrichtungen. Der grobe Umriss einer vollbusigen Frau leuchtete im Fenster des Gebäudes, das er beobachtete. Es flackerte wie ein Leuchtfeuer bei rauer See. Doch diese Orte boten keine Zuflucht – zumindest keine respektable Zuflucht.

Während er in seinem Auto saß, so weit von den Straßenlaternen entfernt wie möglich, dachte er über seine Kollektion nach, die er Zuhause hatte. Er hatte sie genau betrachtet, bevor er in dieser Nacht losgefahren war. Auf seinem kleinen Schreibtisch lagen zahlreiche Überbleibsel seiner Arbeit: eine Handtasche, ein Ohrring, eine goldene Halskette, ein Büschel blonder Haare in einem kleinen Tupperware-Behälter. Sie waren Erinnerungen, eine Erinnerung daran, dass ihm diese Arbeit aufgetragen worden war. Und dass er noch mehr Arbeit vor sich hatte.

Ein Mann verließ ein Gebäude auf der anderen Straßenseite und riss ihn aus seinen Gedanken. Während er ihn beobachtete, saß er in seinem Auto und wartete geduldig. Er hatte im Laufe der Jahre gelernt, geduldig zu sein. Deshalb machte ihn das Wissen, dass er nun schnell handeln musste, nervös. Was, wenn er nicht präzise genug war?

Er hatte keine große Wahl. Der Mord an Hailey Lizbrooks Mord war bereits in den Nachrichten. Die Menschen suchten nach ihm – als ob er derjenige wäre, der etwas Schlechtes begangen hätte. Sie verstanden es einfach nicht. Was er der jungen Frau gegeben hatte, war ein Geschenk.

Ein Akt der Gnade.

In der Vergangenheit hatte er zwischen seinen heiligen Akten viel Zeit verstreichen lassen. Aber nun spürte er eine gewisse Dringlichkeit in sich. Es gab so viel zu tun. Hier draußen gab es immer Frauen – an Straßenecken, in persönlichen Anzeigen, im Fernsehen.

Am Ende würden sie verstehen. Sie würden verstehen und ihm danken. Sie würden ihn darum bitten, sie zu reinigen, und er würde ihre Augen öffnen.

Kurze Zeit später erlosch der neonfarbige Umriss der Frau im Fenster. Auch der Schein hinter dem Fenster verblasste. Der Ort lag im Dunkeln, die Lichter waren ausgeschaltet, da der Laden für diese Nacht schloss.

Er wusste, dass das bedeutete, dass die Frauen jeden Moment rauskommen und zu ihren Autos gehen würden, um nach Hause zu fahren.

Er legte den ersten Gang ein und fuhr langsam um den Block herum. Die Straßenlichter schienen ihn zu verfolgen, aber er wusste, dass es keine neugierigen Augen gab, die ihm hinterherschauten. In diesem Teil der Stadt kümmerte sich niemand um solche Dinge.

Die Autos an der Rückseite des Gebäudes waren größtenteils gut in Schuss. Man konnte viel Geld damit verdienen, seinen Körper zur Schau zu stellen. Er parkte ganz am Ende des Parkplatzes und wartete.

Nach langer Zeit öffnete sich schließlich die Tür der Mitarbeiter. Zwei Frauen traten, begleitet von einem Mann heraus, der aussah, als würde er als Sicherheitsmann für den Laden arbeiten. Er beäugte ihn und fragte sich, ob er womöglich ein Problem darstellen würde. Er hatte eine Waffe unter dem Sitz, die er verwenden konnte, wenn es denn wirklich sein musste, aber er würde lieber nicht auf solche Mittel zurückgreifen. Er hatte sie noch nicht verwenden müssen. In Wirklichkeit hasste er Waffen. Sie hatten etwas Unreines an sich, fast schon etwas Faules.

Schließlich teilten sie sich auf, stiegen in ihre Autos und fuhren davon. Er beobachtete, wie weitere Angestellte herauskamen, und setzte sich auf. Er konnte spüren, wie sein Herz wild schlug. Das war sie. Das war die Eine.

Sie war klein, mit gefärbt blonden Haaren, die zu einem langen Bob geschnitten waren und ihr fast bis auf die Schultern reichten. Er beobachtete, wie sie in ihr Auto stieg, doch er fuhr erst los, als die Rücklichter ihres Wagens hinter der Ecke verschwunden waren.

Er fuhr auf die andere Seite des Gebäudes, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als er sie verfolgte, begann sein Herzschlag zu rasen. Instinktiv tastete er mit seiner Hand unter den Sitz, wo er das Seil zu fassen bekam. Das beruhigte ihn.

Es beruhigte ihn zu wissen, dass nach der Verfolgung das Opfer kommen würde.

Und es würde definitiv kommen.




KAPITEL VIER


Mackenzie saß auf dem Beifahrersitz, auf ihrem Schoß waren verschiedene Akten ausgebreitet und Porter, der hinter dem Steuer saß, klopfte mit seinen Fingern im Takt eines Liedes der Rolling Stones. Das Autoradio war auf dasselbe Klassikrock-Programm eingestellt, das er beim Fahren immer hörte, und Mackenzie blickte genervt auf, sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Sie sah, wie die Scheinwerfer die Straße, auf der sie mit achtzig Meilen pro Stunde fuhren, beleuchtete, und wandte sich ihm zu.

„Können du das bitte leiser machen?“, schnappte sie.

Normalerweise machte es ihr nichts aus, aber sie versuchte gerade, sich in das Gehirn des Mörders hineinzuversetzen.

Mit einem Seufzen und einem Kopfschütteln drehte Porter die Lautstärke des Radios leiser. Er war ihr einen abschätzigen Blick zu.

„Was hoffen Sie eigentlich zu finden?“, fragte er.

„Ich versuche ja gar nichts zu finden“, antwortete Mackenzie. „Ich will nur die Puzzleteile zusammensetzen, um die Persönlichkeit des Mörders besser zu verstehen. Wenn wir denken können wie er, dann haben wir eine größere Chance, ihn zu finden.“

„Oder“, sagte Porter, „Sie können es gar nicht abwarten, nach Omaha zu gelangen und mit den Kindern des Opfers zu reden, wie Nelson uns aufgetragen hat.“

Sogar ohne ihn anzusehen, wusste Mackenzie, dass er sich einen schlauen Spruch verkneifen musste. Sie musste es ihm wohl hoch anrechnen, dass er nicht einfach damit herausplatzte. Wenn nur sie beide unterwegs oder einem Ort des Verbrechens waren, dann reduzierte Porter seine Witzeleien und das abwertende Verhalten auf ein Minimum.

Einen Moment lang ignorierte sie Porter und schaute stattdessen die Akten auf ihrem Schoß durch. Sie verglich die Aufzeichnungen des Falles aus dem Jahr 1987 mit dem Mord an Hailey Lizbrook. Je mehr sie darüber las, desto sicherer war sie, dass beide von demselben Täter begangen worden waren. Aber dennoch war sie frustriert, weil sie kein eindeutiges Motiv erkennen konnte.

Sie blätterte immer wieder durch die Dokumente und sprang zwischen den Informationen hin und her. Sie begann, zu sich selbst zu murmeln, sich Fragen zu stellen und laut Fakten zu nennen. Es war eine Angewohnheit, die sie schon seit der High School hatte und nie ablegen konnte.

„In beiden Fällen gibt es keinen Beweis für sexuellen Missbrauch“, sagte sie leise. „Keine offensichtliche Verbindung zwischen den Opfern, außer ihrem Beruf. Kein ersichtliches religiöses Motiv. Wenn man einen religiösen Beweggrund hat, warum kreuzigt man dann die Person nicht, anstatt sie nur an eine Stange zu fesseln? In beiden Fällen tauchen diese Nummern auf, aber sie scheint kein offensichtlicher Zusammenhang zu den Morden zu bestehen.“

„Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte Porter, „aber ich würde mir viel lieber die Stones anhören.“

Mackenzie hörte auf, zu sich selbst zu reden, und bemerkte, dass das Benachrichtigungslicht ihres Handys blinkte. Nachdem sie und Porter gegangen waren, hatte sie Nancy eine E-Mail geschrieben und sie gebeten, in den Fällen der letzten dreißig Jahre nach den Begriffen Stange, Stripper, Prostituierte, Kellnerin, Mais, Striemen und der Nummernfolge N511/J202 zu suchen. Als Mackenzie ihren E-Maileingang überprüfte, sah sie, dass Nancy wie immer sehr schnell gehandelt hatte.

In der E-Mail stand: Ich konnte leider nicht viel herausfinden. Ich habe ein paar Informationen zu den Fällen angehängt, bei Treffer auftauchten. Viel Glück!

Es gab nur fünf Anhänge, die Mackenzie relativ schnell überfliegen konnte. Drei davon hatten ganz offensichtlich nichts mit dem Mord an Lizbrook oder dem Fall von 1987 zu tun. Die anderen beiden waren jedoch interessant genug, um sie zumindest in Betracht zu ziehen.

Einer davon stammte aus dem Jahr 1994, bei dem eine Frau tot hinter einer verlassenen Scheune in einer ländlichen Gegend ungefähr achtzig Meilen außerhalb von Omaha gefunden wurde. Sie war an eine Holzstange gefesselt gewesen und man nahm an, dass ihre Leiche mindestens sechs Tage lang dort gehangen hatte, bevor sie entdeckt worden war. Ihr Körper war versteift und von ein paar Waldtieren – man ging von Rotluchsen aus – an den Beinen angenagt worden. Die Frau hatte eine lange Kriminalakte, zu der zwei Festnahmen wegen dem Anbieten von Sex gehörten. Auch bei ihr gab es keine Zeichen für sexuellen Missbrauch und obwohl sie Striemen auf dem Rücken hatte, waren sie nicht annähernd so ausgeprägt wie bei Hailey Lizbrook. Im kurzen Bericht des Mordes stand allerdings nichts über eine Nummernfolge auf der Stange.

Der zweite Fall, der mit dem aktuellen in Verbindung stehen könnte, handelte von einem neunzehn Jahre alten Mädchen, dass entführt wurde, als es 2009 in den Weihnachtsferien nicht von der Universität von Nebraska nach Hause zurückkehrte. Als ihr Körper drei Monate später in einem leeren Feld, halb begraben, gefunden wurde, entdeckte man Striemen auf ihrem Rücken. Bilder gelangten an die Presse, auf denen das Mädchen nackt bei einer schrecklichen Sexparty in einem Bruderschaftshaus der Universität zu sehen war. Die Bilder waren eine Woche vor der Vermisstenmeldung entstanden.

Der letzte Fall war etwas weit hergeholt, aber Mackenzie dachte, dass zwischen den beiden sowie dem Mord aus dem Jahr 1087 und an Hailey Lizbrook eine Verbindung bestand.

„Was haben Sie da?“, fragte Porter.

„Nancy hat mir ein paar Infos über andere Fälle geschickt, die möglicherweise damit in Verbindung stehen könnten.“

„Ist etwas Brauchbares dabei?“

Sie zögerte, doch erklärte ihm dann die beiden Morde. Als sie fertig war, nickte Porter und starrte in die Nacht hinaus. Sie kamen an einem Schild vorbei, das ihnen ankündigte, dass Omaha noch zweiundzwanzig Meilen entfernt war.

„Ich glaube, Sie strengen sich manchmal zu sehr an“, sagte Porter. „Sie schuften sich ab, was viele Menschen bemerkt haben. Aber seien Sie ehrlich mit sich selbst: egal, wie sehr Sie sich auch anstrengen, nicht jeder Fall hat eine wichtige Verbindung, mit der Sie einen riesigen Fall an Land ziehen können.“

„Dann sagen Sie mir“, entgegnete Mackenzie, „was Ihnen gerade Ihr Bauchgefühl über diesen Fall sagt? Mit was haben wir es zu tun?“

„Es ist einfach nur ein kleiner Täter, der ein Problem mit Frauen hat“, meinte Porter abweisen. „Wenn wir mit genügend Leuten reden, dann werden wir ihn auch finden. Solche Menschen findet man, indem man Fragen stellt. Auf der Straße. Von Tür zu Tür. Zeuge um Zeuge.“

Als Stille das Auto füllte, begann sich Mackenzie darum zu sorgen, wie simpel seine Weltsicht doch war und dass es in ihr nur schwarz und weiß gab. Es ließ keinen Raum für Nuancen, für irgendetwas anderes außer seinen vorentschiedenen Ansichten. Sie jedoch war der Meinung, dass der Psycho, mit dem sie es hier zu tun hatten, viel zu feinsinnig und durchdacht für so etwas war.

„Was denken Sie denn von dem Mörder?“, fragte er schließlich.

Sie konnte die Abneigung in seiner Stimme hören, als ob er sie das eigentlich gar nicht fragen wollte, aber die Stille nicht mehr ertragen hatte.

„Ich glaube, dass er Frauen für das hasst, wofür sie stehen“, sagte sie leise, während sie darüber nachdachte. „Vielleicht ist er eine fünfzigjähre Jungfrau, die Sex abscheulich findet – und trotzdem verspürt er das sexuelle Verlangen in sich. Frauen umzubringen gibt ihm das Gefühl, seine eigenen Instinkte zu besiegen, Instinkte, die er als abscheulich und unmenschlich betrachtet. Wenn er die Ursache seines sexuellen Verlangens ausschalten kann, denkt er, die Kontrolle zu haben. Die Striemen auf den Rücken der Frauen lassen darauf schließen, dass er sie schon fast bestrafen wollte, wahrscheinlich für ihr provozierendes Wesen. Dann gibt es noch die Tatsache, dass es keine Anzeichen für sexuellen Missbrauch gibt. Da stellt sich mir dir Frage, ob das in den Augen des Mörders ein Versuch der Reinheit ist.“

Porter schüttelte den Kopf, fast wie ein enttäuschter Elternteil.

„Davon habe ich gesprochen“, sagte er. „Zeitverschwendung. Sie haben sich viel zu sehr in die Sache hineingesteigert, sodass Sie nicht einmal wissen, was Sie denken – und nichts davon hilft uns weiter. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.“

Eine ungemütliche Stille erfüllte den Wagen. Da er anscheinend der Meinung war, genug geredet zu haben, drehte Porter die Lautstärke des Radios wieder auf.

Das hielt jedoch nur ein paar Minuten an. Als sie sich Omaha näherten, schaltete Porter den Radio wieder aus, ohne, dass er diesmal dazu aufgefordert worden war. Als Porter sprach, klang er nervös, aber Mackenzie merkte auch, wie sehr er sich anstrengen musste, damit es so wirkte, als ob er das Sagen hätte.

„Haben Sie jemals mit Kindern gesprochen, nachdem diese ein Elternteil verloren haben?“, fragte Porter.

„Einmal“, antwortete sie. „Nach einer Schießerei aus einem Auto heraus. Der Junge war elf Jahre alt.“

„Ich habe das auch schon ein paar Mal gemacht. Es ist nicht schön.“

„Nein, das ist es nicht“, stimmte Mackenzie zu.

„Also, wir werden den beiden Jungen Fragen über ihre verstorbene Mutter stellen. Ihre Arbeitsstelle wird zwangsläufig aufkommen. Wir müssen dieses Thema bei den Kindern vorsichtig angehen.“

Sie kochte vor Wut. Er sprach zu ihr wie mit einem kleinen Kind.

„Überlassen Sie mir die Führung. Sie können die tröstende Schulter sein, auf der die Kinder weinen können. Nelson meinte, dass die Schwester ebenfalls dort sein wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in der Lage ist, sonderlich viel Trost zu spenden. Sie ist wahrscheinlich genauso am Boden zerstört wie die Kinder.“

Mackenzie dachte eigentlich nicht, dass das die beste Herangehensweise wäre. Aber sie wusste auch, dass sie sich ihre Schlachten sorgsam aussuchen musste, wenn Porter und Nelson beteiligt waren. Wenn Porter also die beiden trauernden Kinder über ihre tote Mutter befragen wollte, dann würde sie ihm den Egotrip gönnen.

„Wie Sie wollen“, antwortete sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Erneut legte sich Stille über das Auto. Diesmal schaltete Porter das Radio nicht wieder ein, das einzige Geräusch war das Umblättern der Seiten in Mackenzies’ Schoß. Es gab einen größeren Zusammenhang zwischen diesen Dokumenten und denen, die Nancy ihr gesandt hatte, dessen war sich Mackenzie zu einhundert Prozent sicher.

Um eine Geschichte zu erzählen, mussten natürlich alle Personen enthüllt werden. Und im Moment versteckte sich die Hauptfigur noch im Schatten.

Das Auto wurde immer langsamer und als sie in ein ruhiges Viertel fuhren, hob Mackenzie ihren Kopf. Sie spürte ein altbekanntes Ziehen im Bauch und wünschte sich, an einem anderen Ort zu sein.

Sie würden mit den Kindern einer toten Frau sprechen.




KAPITEL FÜNF


Als sie Hailey Lizbrooks Apartment betrat, war Mackenzie überrascht, es war nicht das, was sie erwartet hatte. Es war sauber und aufgeräumt, die Möbel passten gut zusammen und abgestaubt. Die Dekoration passte zu der einer sehr häuslichen Frau, wovon beispielsweise die mit süßen Sprüchen beschrifteten Kaffeetassen und -becher zeugten, die an verzierten Haken über dem Kamin hangen. Es war eindeutig, dass sie alles fest im Griff gehabt hatte, sogar die Frisuren und Schlafanzüge ihrer beiden Söhne.

Es war wie die Familie und das Zuhause, die sie sich immer gewünscht hatte.

Mackenzie erinnerte sich daran, in den Akten gelesen zu haben, dass die Jungen neun und fünfzehn Jahre alt waren; der ältere hieß Kein und der jüngere Dalton. Als sie die beiden kennenlernte, konnte sie deutlich sehen, dass Dalton viel geweint hatte, denn seine blauen Augen waren von roten Flecken umrahmt.

Kevin schien jedoch vor allem wütend zu sein. Das zeigte sich deutlich, als sie sich hinsetzten und Porter die Führung übernahm und dieser mit einem Tonfall sprach, der gleichzeitig herablassend war und an einen übereifrigen Vorschullehrer erinnerte. Mackenzie zuckte bei Porters Worten innerlich zusammen.

„Ich würde gerne wissen, ob eure Mutter irgendwelche männlichen Freunde hatte“, sagte Porter.

Er stand in der Mitte des Raumes, während die beiden Jungen auf dem Wohnzimmersofa saßen. Haileys Schwester Jennifer stand in der angrenzenden Küche, wo sie am Herd bei laufender Dunstabzugshaube eine Zigarette rauchte.

„Sie meinen, einen festen Freund?“, fragte Dalton.

„Zum Beispiel“, antwortete Porter. „Aber nicht nur das. Ich meine jeden Mann, mit dem sie mehrmals gesprochen hat. Dazu kann sogar der Postbote oder jemand aus dem Supermarkt gehören.“

Die beiden Jungen starrten Porter an, als ob er jeden Moment einen magischen Trick aufführen oder sogar platzen würde. Mackenzie tat das gleiche. Sie hatte ihn noch nie mit solch einer sanften Stimme reden gehört. Es war schon fast amüsant, solch einen zarten Tonfall aus seinem Mund zu hören.

„Nein, ich glaube nicht“, sagte Dalton.

„Nein“, stimmte Kevin zu. „Und sie hatte auch keinen festen Freund. Zumindest habe ich davon nichts mitbekommen.“

Mackenzie und Porter schauten zu Jennifer, die immer noch am Herd stand, doch bekamen lediglich ein Schulterzucken als Antwort. Mackenzie war sich ziemlich sicher, dass Jennifer unter einer Art Schock litt. Deshalb fragte sie sich, ob es vielleicht noch weitere Familienmitglieder gab, die sich für eine Weile um die Kinder kümmern konnten, da Jessica im Moment nicht dazu in der Lage schien.

„Wie schaut es mit den Menschen aus, mit denen ihr und eure Mutter euch nicht verstanden habt?“, fragte Porter. „Habt ihr sie je mit jemandem streiten hören?“

Dalton schüttelte den Kopf. Mackenzie war sich sicher, dass das Kind erneut kurz vor einem Tränenausbruch stand. Kevin rollte jedoch nur mit den Augen und schaute Porter direkt an.

„Nein“, entgegnete er. „Wie sind nicht dumm. Wir wissen, was Sie uns fragen wollen. Sie möchten wissen, ob wir uns vorstellen könnten, wer unsere Mutter umgebracht hat, nicht wahr?“

Porter sah aus, als hätte er einen Schlag in den Bauch bekommen. Sein Blick huschte nervös zu Mackenzie, doch er fing sich schnell wieder.

„Also, ja“, meinte er. „Darauf wollte ich hinaus. Aber es scheint, dass ihr keine nützlichen Informationen habt.“

„Das denken Sie also?“, erwiderte Kevin.

In einem kurzen, angespannten Moment war sich Mackenzie sicher, dass Porter mit dem Kind grob werden würde. Kevin schaute Porter mit Schmerz in seinem Gesicht an, fast so, als ob er ihn herausfordern würde.

„Nun denn“, sagte Porter. „Ich habe euch Jungs genug gestört. Danke für eure Zeit.“

„Einen Moment noch“, warf Mackenzie ein, bevor sie sich stoppen konnte.

Porter warf ihr einen Blick zu, der Wachs hätte schmelzen können. Es war eindeutig, dass er es für Zeitverschwendung hielt, mit diesen trauernden Jungen zu reden – vor allem mit einem Fünfzehnjährigen, der offensichtlich Autoritätsprobleme hatte. Mackenzie ließ seinen Gesichtsausdruck an ihr abprallen und kniete sich hin, damit sie auf Daltons Augenhöhe war.

„Hör zu, könntest du für einen Moment zu deiner Tante in die Küche gehen?“

„Ja“, erwiderte Dalton leise mit zittriger Stimme.

„Detective Porter, warum begleiten Sie ihn nicht?“

Wieder warf ihr Porter einen hasserfüllten Blick zu, den Mackenzie jedoch ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte. Ihr Gesicht verhärtete sich, sie war fest entschlossen, sich hier durchzusetzen. Wenn er darüber diskutieren wollte, dann würden sie es draußen tun. Aber es war offensichtlich, dass er sich sogar in der Anwesenheit von zwei Kindern und einer katatonischen Frau nicht peinlich machen wollte.

„Natürlich“, antwortete er schließlich mit zusammengebissenen Zähnen.

Mackenzie wartete einen Moment, während Porter und Dalton in die Küche gingen.

Mackenzie stand wieder auf. Sie wusste, dass die Taktik, sich auf die gleiche Augenhöhe wie die Kinder zu begeben, ihre Wirkung verlor, wenn diese älter als zwölf waren.

Sie schaute Kevin an und stellte fest, dass dieselbe Trotzhaltung, die er Porter gegenüber gezeigt hatte, immer noch da war. Mackenzie hatte nichts gegen Teenager, aber sie wusste, dass sie im Umgang schwer sein konnten – vor allem im Angesicht tragischer Umstände. Doch sie hatte gesehen, wie Kevin auf Porter reagiert hatte und dachte, dass sie vielleicht zu ihm durchdringen konnte.

„Spreche mit mir, Kevin“, sagte sie. „Glaubst du, dass wir zu bald gekommen sind? Glaubst du, dass es gefühllos von uns war, euch zu befragen, so kurz nachdem ihr die Neuigkeiten über eure Mutter erfahren habt?“

„Ein bisschen“, sagte er.

„Bist du jetzt einfach nur nicht in der Stimmung, zu reden?“

„Nein, damit habe ich kein Problem“, meinte er. „Aber der Kerl ist ein Idiot.“

Mackenzie wusste, dass das ihre Chance war. Sie könnte professionell und formell an die Sache herangehen, wie sie es auch normalerweise tun würde – oder sie könnte diese Gelegenheit nutzen, um eine Beziehung zu dem wütenden Teenager aufzubauen. Jugendliche, das wusste sie, schätzten vor allem Ehrlichkeit. Sie konnten, getrieben durch Gefühle, alle Lügen durchschauen.

„Da hast du Recht“, entgegnete sie. „Er ist ein Idiot.“

Kevin starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte ihn geschockt, offensichtlicherweise hatte er nicht mit dieser Antwort gerechnet.

„Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mit ihm arbeiten muss“, fügte sie hinzu, ihre Stimme war voller Mitgefühl und Verständnis. „Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass wir hier sind, um euch zu helfen. Wir wollen denjenigen finden, der eurer Mutter das angetan hatte. Willst du das denn nicht auch?“

Lange Zeit war er still, dann nickte er schließlich.

„Denkst du, du könntest dann mit mir reden?“, fragte Mackenzie. „Es sind nur ein paar schnelle Fragen, dann sind wir hier weg.“

„Und wer kommt danach?“, wollte Kevin etwas reserviert wissen.

„Willst du eine ehrliche Antwort?“

Kevin nickte und sie sah, dass er den Tränen nahe war. Sie fragte sich, ob er sie die ganze Zeit lang zurückgehalten und versucht hatte, für seinen Bruder und seine Tante stark zu sein.

„Also, wenn wir weg sind, werden wir alle Informationen zusammentragen, die wir finden können. Anschließend kommt das Sozialamt und wird sicherstellen, dass Jennifer in der Lage ist, sich um euch zu kümmern, während die Sache mit deiner Mutter abgeschlossen wird.“

„Meistens ist sie cool“, meinte Kevin, während er Jennifer ansah. „Aber sie und meine Mutter standen sich sehr nahe. Sie waren wie beste Freundinnen.“

„Das sind Schwestern manchmal“, erwiderte Mackenzie, doch sie hatte keine Ahnung, ob das stimmte. „Aber für jetzt ist es wichtig, dass wir uns auf meine Fragen konzentrieren. Kannst du das?“

„Ja.“

„Gut. Ich stelle die Frage nur ungern, aber sie ist notwendig. Weißt du, als was deine Mutter arbeitete?“

Kevin nickte und senkte den Blick zu Boden.

„Ja“, antwortete er. „Und ich weiß zwar nicht woher, aber die Kinder in der Schule wissen es auch. Ein notgeiler Vater von ihnen ist wahrscheinlich in den Club gegangen und hat sie von einer Schulveranstaltung oder so erkannt. Es ist schrecklich. Ich wurde deshalb immer aufgezogen.“

Mackenzie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sehr er gelitten haben musste, aber es erhöhte auch ihre Achtung vor Hailey Lizbrook um einiges. Natürlich arbeitete sie nachts als Stripperin, aber tagsüber war sie anscheinend eine fürsorgliche Mutter gewesen.

„Okay“, sagte Mackenzie, „da du ihren Beruf kennst, kannst du dir vorstellen, welche Art Männer solche Orte besuchen, nicht wahr?“

Kevin nickte und Mackenzie sah, wie die erste Träne über seine linke Wange rollte. Fast schon wollte sie ihre Hand ausstrecken und die seine nehmen, um ihm Trost zu spenden, aber sie wollte ihn nicht noch mehr quälen.

„Fällt dir ein, ob deine Mutter einmal wirklich wütend oder aufgebracht über etwas war, oder ob irgendwelche Männer…nun ja, ob welche vielleicht mit ihr nach Hause kamen?“

„Sie hat nie jemanden mitgebracht“, entgegnete er. „Und ich habe Mom fast nie wütend oder verärgert gesehen. Nur einmal war sie wegen etwas wirklich aufgebracht, nämlich als sie letztes Jahr mit den Anwälten sprach.“

„Anwälte?“, fragte Mackenzie nach. „Weißt du, warum sie mit den Anwälten gesprochen hat?“

„So in etwa. Ich weiß, dass eines nachts einmal etwas auf der Arbeit geschah, weshalb sie sich an ein paar Anwälte wandte. Ich hörte ein paar Brocken, wenn sie telefonierte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mit ihnen über eine einstweilige Verfügung gesprochen hat.“

„Und du denkst, dass das mit ihrer Arbeit zu tun hatte?“

„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Kevin. Er schien ein bisschen heiterer zu sein, jetzt, da er ihr anscheinend helfen konnte. „Aber ich gehe davon aus.“

„Das ist eine große Hilfe, Kevin“, sagte Mackenzie. „Fällt dir sonst noch etwas ein?“

Er schüttelte langsam den Kopf und schaute dann in ihre Augen. Er wollte stark bleiben, doch in den Augen des Jungen lag so viel Traurigkeit, dass Mackenzie nicht verstehen konnte, warum er noch nicht zerbrochen war.

„Mom schämte sich dafür, wissen Sie?“, meinte Kevin. „Tagsüber arbeitete sie von Zuhause aus. Sie war eine Art technische Schreiberin für Webseiten und solche Sachen. Aber ich glaube nicht, dass sie damit viel Geld verdiente. Sie tat das andere, um mehr Geld zu verdienen, weil unser Vater…nun ja, er trennte sich vor langer Zeit. Er schickt auch kein Geld mehr. Deshalb musst Mom…diese andere Arbeit annehmen. Sie tat es für mich und Dalton und…“

„Ich weiß“, entgegnete Mackenzie und diesmal streckte sie ihre Hand nach ihm aus. Sie legte sie auf seine Schulter, wofür er dankbar schien. Sie konnte auch erkennen, dass er seinen Tränen gerne freien Lauf lassen würde, was er sich aber wahrscheinlich vor fremden Menschen nicht erlauben würde.

„Detective Porter“, rief Mackenzie und er trat mit finsterem Blick aus der Küche. „Haben Sie noch weitere Fragen?“ Bei der Frage schüttelte sie leicht mit dem Kopf, in der Hoffnung, dass er den Hinweis erkennen würde.

„Nein, ich glaube, wir sind hier fertig“, antwortete er.

„Okay“, erwiderte Mackenzie. „Nochmal danke für eure Zeit.“

„Ja, danke“, sagte Porter, als er zu Mackenzie ins Wohnzimmer kam. „Jennifer, Sie haben meine Nummer, zögern Sie also nicht, uns anzurufen, wenn Ihnen etwas einfällt, von dem Sie denken, dass es uns helfen könnte. Sogar das kleinste Detail kann hilfreich sein.“

Jennifer nickte und krächzte: „Danke.“

Mackenzie und Porter gingen hinaus und ein paar hölzerne Treppe zum Parkplatz des Wohnkomplexes hinunter. Als sie ein gutes Stück von der Wohnung entfernt waren, verringerte Mackenzie den Abstand zwischen den beiden. Sie konnte seine Wut wie Hitze neben sich spüren, was sie jedoch ignorierte.

„Ich habe eine Spur“, meinte sie. „Kevin erzählte mir, dass seine Mutter letztes Jahr eine einstweilige Verfügung gegen jemanden auf der Arbeit erwirken wollte. Er sagte, dass er sie nur dieses einzige Mal wütend über etwas erlebt hatte.“

„Gut“, erwiderte Porter. „Dann ist wenigstens etwas Brauchbares bei Ihrer Untergrabung meiner Autorität herausgekommen.“

„Ich habe sie nicht untergraben“, widersprach Mackenzie. „Ich sah einfach nur, wie sich ein Konflikt zwischen Ihnen und dem ältesten Sohn aufbaute, weshalb ich einschritt, um die Situation zu lösen.“

„So ein Müll“, entgegnete Porter. „Sie haben mich vor den Kindern und ihrer Tante schwach und untergeordnet aussehen lassen.“

„Das ist nicht wahr“, wandte Mackenzie ein. „Und selbst wenn es so wäre, was wäre denn schon dabei? Sie haben mit den Kindern wie mit einem Haufen Idioten gesprochen, der kaum Englisch verstehet.“

„Ihr Verhalten war ein eindeutiges Zeichen von fehlendem Respekt“, konterte Porter. „Ich erinnere Sie daran, dass ich diesen Job schon länger mache als Sie am Leben sind. Wenn ich Ihre Hilfe brauche, dann bestimme ich das, verdammt nochmal.“

„Sie waren fertig, Porter“, erwiderte sie. „Das Gespräch war zu Ende, wissen Sie nicht mehr? Und es gab nichts mehr zu untergraben. Sie wollten schon weggehen. Das war Ihre Meinung und zwar die falsche.“

Sie hatten das Auto erreicht und als Porter es aufschloss, brannten seine Augen über das Dach hinweg in die von Mackenzie.

„Wenn wir zurück auf der Polizeiwache sind, werde ich bei Nelson einen Antrag stellen, Sie einem anderen Polizisten zuzuweisen. Ich habe genug von Ihrem mangelnden Respekt.“

„Mangelnder Respekt“, wiederholte Mackenzie mit einem Kopfschütteln. „Sie wissen ja nicht einmal, was das Wort bedeutet. Warum fangen Sie nicht einmal damit an, Ihr Verhalten mir gegenüber unter die Lupe zu nehmen?“

Porter atmete zitternd aus und stieg ohne ein weiteres Wort in das Auto. Entschlossen, sich nicht von Porters schlechter Stimmung beeinflussen zu lassen, stieg Mackenzie ebenfalls ein. Sie schaute zur Wohnung zurück und fragte sich, ob Kevin seine Tränen mittlerweile zugelassen hatte. Wenn man das große Ganze sah, dann schien der Konflikt zwischen ihr und Porter unwichtig.

„Wollen Sie Bescheid sagen?“, fragte Porter, der ziemlich wütend war, dass sie ihn übergangen hatte.

„Ja“, antwortete sie und zog ihr Handy hervor. Als sie Nelsons Nummer wählte, konnte sie die Genugtuung nicht unterdrücken, die sich in ihr aufbaute. Vor einem Jahr war eine einstweilige Verfügung erlassen worden und jetzt war Hailey Lizbrook tot.

Wir haben den Bastard, dachte sie.

Aber gleichzeitig kam sie nicht umhin, sich zu fragen, ob es wirklich so einfach sein würde, diesen Fall abzuschließen.




KAPITEL SECHS


Mackenzie kam schließlich um viertel vor zehn völlig erschöpft Zuhause an. Der Tag war anstrengend und auslaugend gewesen, doch sie wusste, dass sie noch lange nicht würde einschlafen können. Ihre Gedanken waren zu sehr auf die Spur fixiert, die Kevin Lizbrook ihr genannt hatte. Sie hatte die Informationen an Nelson weitergeleitet und er hatte ihr versichert, dass jemand im Stripclub anrufen und herausfinden würde, mit welcher Anwaltskanzlei Hailey Lizbrook zusammengearbeitet hatte, um die einstweilige Verfügung durchzusetzen.

Da ihr Gehirn in hunderte verschiedene Richtungen dachte, schaltete Mackenzie Musik an, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich ein Bad ein. Normalerweise mochte sie es nicht so gerne, sich in die Badewanne zu legen, aber heute Abend war jeder Muskel ihres Körpers verkrampft. Während sich die Wanne mit Wasser füllte, ging sie durch das Haus und räumte Zacks Dinge auf, anscheinend hatte er wieder bis zur letzten Minute gewartet, auf die Arbeit zu gehen.

Sie und Zack waren vor etwas mehr als einem Jahr zusammengezogen, in einem Versuch, jeden möglichen Schritt in ihrer Beziehung zu gehen, um somit eine Hochzeit so lange wie möglich hinauszuzögern. Mackenzie fühlte sich bereit zum Heiraten, doch Zack schien panische Angst davor zu haben. Sie waren nun schon drei Jahre lang zusammen und obwohl die ersten beiden davon wunderbar gewesen waren, bestand das letzte Jahr ihrer Beziehung aus Monotonie und Zacks Angst, alleine zu sein oder zu heiraten. Wenn er irgendwo zwischen diesen beiden Enden bleiben konnte und Mackenzie als sein Puffer hatte, dann war er glücklich.

Doch als sie zwei dreckige Teller vom Kaffeetisch nahm und über eine Xbox CD auf dem Boden stieg, fragte sich Mackenzie, ob sie nicht langsam genug von ihrer Rolle hatte. Und sogar noch schlimmer, wenn Zack sie morgen bitten würde, ihn zu heiraten, dann wüsste sie nicht einmal, ob sie einwilligen würde. Sie kannte ihn zu gut, sie wusste, wie eine Ehe mit ihm sein würde und ehrlich gesagt war das nicht gerade vielversprechend.

Sie steckte in einer aussichtslosen Beziehung mit einem Partner, der sie nicht wirklich schätzte. Sie erkannte, dass sie auf dieselbe Art auch auf der Arbeit feststeckte, wo sie von ihren Kollegen nicht geschätzt wurden. Ihr gesamtes Leben fühlte sich an, als würde es gerade feststecken. Sie wusste, dass sie etwas verändern musste, doch es erschien ihr so beängstigend. Und wenn man bedachte, wie erschöpft sie war, dann hatte auch einfach nicht die Energie dazu.

Mackenzie ging zurück ins Badezimmer und drehte das Wasser ab. Von der Wasseroberfläche aus stiegen Dampfschwaden auf, als ob sie sie hineinziehen wollten. Sie zog sich aus und betrachtete sich im Spiegel. Dabei bemerkte sie, dass sei acht Jahre ihres Lebens mit einem Mann verschwendet hatte, der eigentlich gar nicht vorhatte, sich an sie zu binden. Sie fühlte sich auf einfache Weise schön. Sie hatte ein hübsches Gesicht (vielleicht sogar noch ein wenig mehr, wenn sie ihr Haar in einem Zopf trug) und eine solide Figur, auch wenn diese ein wenig zu dünn und muskulös war. Ihr Bauch war flach und hart – so sehr, dass Zack manchmal Scherze darüber riss, dass ihre Bauchmuskeln ihn einschüchtern würden.

Sie ließ sich in die Wanne gleiten und stelle das Bier auf dem kleinen Handtuchtisch neben ihr ab. Dann atmete sie tief aus und ließ das heiße Wasser auf sich wirken. Sie schloss ihre Augen und versuchte, sich so gut es ging zu entspannen, aber das Bild von Kevin Lizbrooks Augen kehrte ständig in ihre Gedanken zurück. Die Trauer darin war fast untragbar gewesen, und sprach von einem Schmerz, den Mackenzie selbst einmal gelitten aber tief in ihr Herz verdrängt hatte.

Sie schloss ihre Augen und nickte ein, doch das Bild verfolgte sie. Sie spürte eine Präsenz, als ob Hailey Lizbrook in demselben Raum wäre und sie dazu drängte, den Mord aufzuklären.



*



Zack kam eine Stunde später von seiner zwölfstündigen Schicht in einer Textilfabrik in der Gegend nach Hause. Jedes Mal, wenn er nach Dreck, Schweiß und Fett roch, erinnerte sie sich daran, welch niedrigen Ziele Zack hatte. Mackenzie hatte kein Problem mit der seiner Arbeit an sich, es war eine anständige Arbeit, die für Männer geschaffen war, die hart und zielstrebig arbeiteten. Aber Zack hatte einen Bachelor-Abschluss, mit dem er in ein Master-Programm aufgenommen werden wollte, um Lehrer zu werden. Dieser Plan endete vor fünf Jahren und seitdem steckte er in seiner Rolle als Schichtführer in der Textilfabrik fest.

Als er hereinkam, trank Mackenzie bereits ihr zweites Bier, saß im Bett und las ein Buch. Sie hatte vor, gegen drei Uhr einzuschlafen, nach etwa fünf Stunden wieder aufzustehen und etwa gegen neun Uhr morgens zur Arbeit zu gehen. Schlafen war für sie nie wichtig gewesen und sie hatte erkannt, dass sie nach Nächten, in denen sie mehr als sechs Stunden schlief, am nächsten Tag träge und nicht bei der Sache war.

Zack betrat mit seiner schmuddeligen Arbeitskleidung das Schlafzimmer. Er trat seine Schuhe von den Füßen und sah zu ihr hinüber. Sie trug ein Tank Top und eine kurze Fahrradhose.

„Hey Babe“, sagte er, während er sie gründlich musterte. „Es ist schön, zu so etwas nach Hause zu kommen.“

„Wie war dein Tag?“, fragte sie, doch schaute kaum von ihrem Buch auf.

„Ganz in Ordnung“, antwortete er. „Dann kam ich nach Hause und sah dich so wie du gerade bist, was ihn um einiges verschönert hat.“ Mit diesen Worten kroch er auf das Bett und direkt auf sie zu. Seine Hand legte sich an die Seite ihres Gesichtes, als er versuchte, einen Kuss zu erhaschen.

Das Buch glitt aus ihren Händen und zuckte zurück. „Zack, hast du den Verstand verloren?“, fragte sie.

„Was?“, wollte er verwirrt wissen.

„Du bist dreckig. Ich gerade erst ein Bad genommen und außerdem bringst du Dreck und Fett und weiß der Herr was sonst noch auf die Bettwäsche.“

„Oh Gott“, sagte Zack genervt. Er rollte sich vom Bett, wobei er mit Absicht so viel Bettwäsche wie möglich unter sich begrub. „Warum bist du so verstockt?“

„Ich bin nicht verstockt“, entgegnete sie. „Ich ziehe es nur vor, nicht in einem Schweinestall zu leben. Übrigens, danke für das Aufräumen, bevor du zur Arbeit gegangen bist.“

„Oh, ist es schön, Zuhause zu sein“, spöttelte Zack, während er ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich schloss.

Mackenzie seufzte und leerte ihre Bierflasche. Dann schaute sie ans andere Ende des Zimmers, wo Zacks dreckige Arbeitsstiefel noch immer auf dem Boden standen – dort würden sie auch bleiben, bis er sie morgen wieder anzog. Sie wusste, dass sie morgen, wenn sie aufstand und ins Bad ging, seine dreckigen Kleider in einem Haufen auf dem Boden finden würde.

Zur Hölle damit, dachte sie und konzentrierte sich wieder auf ihr Buch. Während sie dem Wasser aus der Dusche lauschte, las sie nur wenige Seiten. Dann legte sie das Buch weg und ging ins Wohnzimmer zurück. Sie hob ihre Aktentasche hoch, trug sie ins Schlafzimmer und zog die aktuellsten Dokumente zu dem Mord an Lizbrook hervor, die sie in der Polizeiwache mitgenommen hatte, bevor sie nach Hause gegangen war. So gerne sie sich auch ausruhen wollte, wenn auch nur für ein paar Stunden, würde ihr die Sache doch keine Ruhe lassen.

Sie schaute die Akten durch und sucht nach einem Detail, das sie vielleicht übersehen haben könnte. Als sie sicher war, dass sie an alles gedacht hatte, sah sie erneut Kevins tränengefüllte Augen vor sich, doch sie schob das Bild beiseite.

Mackenzie war so auf die Dokumente fixiert, dass sie gar nicht mitbekam, wie Zack das Schlafzimmer betrat. Jetzt roch er viel besser und schaute, nur mit einem Handtuch um die Hüften, auch viel besser aus.

„Tut mir leid wegen der Bettwäsche“, sagte Zack gedankenverloren, ließ das Handtuch auf das Bett fallen und zog sich eine Unterhose an. „Ich…ich weiß nicht…ich kann mich gar nicht an das letzte Mal erinnern, dass du dich mit mir beschäftigt hast.“

„Du meinst Sex?“, fragte sie und war selbst überrascht, dass sie in der Stimmung dafür war. Vielleicht brauchte sie genau da, um sich endlich zu entspannen und einzuschlafen.

„Nicht nur Sex“, erwiderte Zack. „Ich meine jede Form der Beschäftigung. Wenn ich nach Hause komme, schläfst du entweder oder schaust dir Akten durch.“

„Das mache ich aber erst nachdem ich deinen Müll weggeräumt habe“, konterte sie. „Du lebst wie ein kleiner Junge, der darauf wartet, dass ihm seine Mutter hinterherräumt. Ja, es stimmt, manchmal konzentriere ich mich deshalb lieber auf die Arbeit, um zu vergessen, wie frustrierend du sein kannst.“

„Also ist alles wieder beim Alten?“, fragte er.

„Wie meinst du das?“

„Du verwendest deine Arbeit als eine Mittel, um mich zu ignorieren.“

„Ich verwende sie nicht, um dich zu ignorieren, Zack. Jetzt gerade mache ich mir mehr Sorgen darum, einen brutalen Mörder finden, der eine Mutter von zwei Söhnen umgebracht hat, als um die Aufmerksamkeit, die du brauchst.“

„Genau deshalb“, entgegnete Zack, „will ich nicht heiraten. Du bist ja bereits mit deiner Arbeit verheiratet.“

Ihr fielen tausende Erwiderungen ein, doch Mackenzie wusste, dass es keinen Sinn machte. Sie wusste, dass er auf gewisse Weise Recht hatte. Fast jede Nacht brachte sie Unmengen an Akten mit nach Hause, die viel interessanter waren als Zack. Sie liebte ihn immer noch, daran zweifelte sie nicht, aber an ihm gab es nichts Neues – keine Herausforderung.

„Gute Nacht“, sagte er bitter und kroch ins Bett.

Sie schaute seinen nackten Rücken an und fragte sich, ob sie auf irgendeine Weise dafür verantwortlich wäre, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Würde sie das zu einer guten Freundin machen? Würde sie dadurch für einen Mann, der panische Angst vor dem Heiraten hatte, für eine attraktivere Investition erscheinen?

Nun, da die Möglichkeit, mit ihm zu schlafen, nicht mehr zur Debatte stand, zuckte Mackenzie einfach nur mit den Schultern und schaute zurück auf die Akten.



*



Mackenzie betrat das Schlafzimmer ihrer Eltern, doch noch bevor sie komplett durch den Türrahmen getreten war, dran ein Geruch in ihre Nase, der den Magen des siebenjährigen Mädchens umdrehte. Es war ein strenger Geruch, der sie an das Innere ihres Sparschweins erinnerte – wie das Kupfer der kleinen Münzen.

Sie ging weiter in den Raum hinein und sah das Bettende, ein Bett, in dem ihre Mutter seit etwa einem Jahr nicht mehr geschlafen hatte – ein Bett, das für ihren Vater alleine viel zu groß wirkte.

Dort sah sie ihn, seine Beine hangen von der Seite des Bettes, die Arme waren ausgebreitet, als ob er versuchen würde zu fliegen. Überall war Blut: auf dem Bett, an der Wand, sogar an der Decke. Sein Kopf war nach rechts gedreht, als ob er von ihr wegschauen würde.

Sie wusste sofort, dass er tot war.

Sie trat näher an ihn heran, ihre nackten Füße traten in eine Blutlache, sie wollte nicht weitergehen aber sie musste es tun.

„Daddy“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

Plötzlich drehte er sich um und starrte sie an, doch er war immer noch tot.

Mackenzie schrie.

Mackenzie öffnete ihre Augen und schaute sich mit verwirrtem Blick im Raum um. Die Akten lagen verteilt auf ihrem Schoß. Zack schlief neben ihr, er hatte ihr seinen Rücken zugedreht. Sie atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Augenbraue. Es war nur ein Traum.

Und dann hörte sie ein Knarzen.

Mackenzie erstarrte. Sie schaute zur Schlafzimmertür und schlüpfte langsam aus dem Bett. Sie hatte die kaputte Diele im Wohnzimmer knarzen gehört, ein Geräusch, dass nur erklang, wenn jemand im Wohnzimmer herumlief. Natürlich war sie gerade erst aufgewacht und noch dazu aus einem Alptraum, aber sie hatte es gehört.

Oder etwa nicht?

Sie stand auf und holte ihre Dienstwaffe, die zusammen mit ihrem Abzeichen und einer kleinen Tasche auf der Kommode lag. Leise schob sie sich zur Tür hinaus in den Flur. Das schwache Licht der Straßenlaternen fiel durch die Vorhänge des Wohnzimmers herein und erleuchteten einen leeren Raum.

Sie trat mit schussbereiter Pistole ein. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass niemand da war, aber trotzdem hatte sie etwas Angst. Sie wusste, dass sie das Knarzen der Dielen gehört hatte. Sie ging weiter hinein, bis zum Couchtisch, plötzlich hörte sie wieder dieses Knarzen.

Wie aus dem nichts, tauchte das Bild von Hailey Lizbrook in ihren Gedanken auf. Sie sah die Striemen auf dem Rücken der Frau und die Spuren im Dreck. Sie erzitterte. Sie schaute stumm auf die Waffe in ihren Händen und versuchte, sich daran zu erinnern, wann sie ein Fall zuletzt so mitgenommen hatte. Was zum Teufel hatte sie gedacht? Dass der Mörder in ihrem Wohnzimmer wäre und sich an sie heranschleichen wollte?

Genervt ging Mackenzie ins Schlafzimmer zurück. Lautlos legte sie die Waffe zurück auf die Kommode und ging zu ihrer Bettseite.

Während sowohl Teile der Angst zusammen mit den Nachwirkungen des Traums in ihrem Kopf herumgeisterten, legte sich Mackenzie hin. Sie schloss ihre Augen und versuchte, wieder einzuschlafen.

Aber sie wusste, dass es ihr schwerfallen würde. Sie wurde geplagt, das wusste sie, sowohl von den lebenden als auch den toten.




KAPITEL SIEBEN


Mackenzie konnte sich nicht daran erinnern, wann die Polizeistation je so chaotisch gewesen war. Als sie eintrat, sah sie zuerst, wie Nancy die Flure entlang in ein Büro eilte. Sie hatte Nancy noch nie so schnell laufen sehen. Außerdem lag auf dem Gesicht jedes Polizisten, an denen sie auf ihrem Weg zum Konferenzzimmer vorbeikam, ein nervöser Ausdruck.

Es schaute nach einem schrecklichen Morgen aus. In der Atmosphäre lag eine Spannung, die sie an die Schwere der Luft vor einem schlimmen Sommersturm erinnerten.

Sie hatte selbst einen Teil dieser Spannung gespürt, sogar noch bevor sie das Haus verlassen hatte. Den ersten Anruf hatte sie um halb acht Uhr morgens erhalten, in dem sie darüber informiert wurde, dass sie der Spur in wenigen Stunden verfolgt nachgehen würden. Anscheinend hatte sich die Spur, die sie aus Kevin herausbekommen hatte, in der Nacht als sehr vielversprechend erwiesen. Ein Haftbefehl wurde erlassen und ein Plan erarbeitet. Eine Sache stand jedoch schon fest: Nelson wollte, dass sie und Porter den Verdächtigen hereinbrachten.

Die zehn Minuten, die sie erst auf der Polizeiwache war, waren komplett chaotisch. Als sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte, bellte Nelson allen Polizisten Befehle zu und Porter saß würdevoll in einem Stuhl am Konferenztisch. Porter schaute aus wie ein schmollendes Kind, das so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte wie möglich. Sie wusste, dass es an ihm nagte, dass diese Spur von einem Jungen gekommen war, mit dem Mackenzie gesprochen hatte – einem Jungen, mit dem er sich nicht hatte abgeben wollen.

Mackenzie und Porter sollten die Führung übernehmen und zwei Autos ihnen folgen, falls sie Unterstützung brauchten. Es war das vierte Mal in ihrer Karriere, dass sie mit so einer Verhaftung beauftragt wurde, und sie erlebte den gleichen Adrenalinstoß wie beim ersten Mal. Trotz des Energieschubes, der durch ihren Körper schoss, blieb Mackenzie ruhig und gefasst. Sie verließ das Konferenzzimmer selbstsicher, so langsam bekam sie das Gefühl, dass es ihr Fall war, egal, wie sehr Porter ihn für sich wollte.

Auf ihrem Weg nach draußen, kam ihr Nelson entgegen und berührte sie leicht am Arm.

„White, lassen Sie uns eine Minute reden, okay?“

Er nahm sie zur Seite und führte sie in den Kopierraum, bevor sie antworten konnte. Er schaute sich verschwörerisch um, als ob er sichergehen wollte, dass auch niemand zuhörte. Als er sich davon überzeugt hatte, schaute er sie auf eine Weise an, die in ihr die Frage aufkommen ließ, ob sie etwas falsch gemacht hatte.

„Schauen Sie“, begann Nelson.“ Gestern Abend kam Porter zu mir und bat mich um einen neuen Partner. Ich lehnte geradewegs ab. Aber ich sagte ihm auch, dass er dumm wäre, den Fall jetzt aufzugeben. Wissen Sie, warum er einen neuen Partner zugeteilt bekommen will?“

„Er ist der Meinung, dass ich ihm gestern Abend auf den Schlips getreten bin“, erwiderte Mackenzie. „Aber es war eindeutig, dass die Kinder ihm nicht antworten würden und er strengte sich nicht einmal an, zu ihnen durchzudringen.“

„Oh, Sie müssen mir das nicht erklären“, sagte Nelson. „Ich denke ja, dass Sie bei dem ältesten Kind großartige Arbeit geleistet haben. Der Junge erzählte sogar den anderen Menschen, die vorbeikamen – inklusive den Sozialarbeitern – dass er Sie wirklich mochte. Ich wollte Sie nur warnen, dass Porter heute auf Kriegsfuß steht. Lassen Sie es mich wissen, wenn er Ihnen Probleme bereitet. Aber ich denke nicht, dass er das tun wird. Auch wenn er nicht gerade ein Fan von Ihnen ist, hat er dennoch erzählt, dass er großen Respekt vor Ihnen hat. Aber das bleibt unter uns, verstanden?“

„Ja, Sir“, antwortete Mackenzie, von seiner plötzlichen Unterstützung und Ermutigung überrascht.

„Okay, dann ist ja alles geklärt“, erwiderte Nelson und klopft ihr auf den Rücken. „Schnappt euch nun diesen Kerl.“

Mit diesen Worten ging Mackenzie hinaus auf den Parkplatz, wo Porter bereits hinter dem Lenkrad ihres Autos saß. Als sie sich zu ihm ins Fahrzeug setzte, warf er ihr einen Was-zur-Hölle-dauert-denn-so-lange Blick zu.

„Ich nehme an, du hast heute Morgen den ganzen Bericht über den Kerl bekommen?“, fragte Porter, während er auf die Straße fuhr. Die anderen beiden Autos, in denen Nelson und vier weitere Polizisten zur Unterstützung saßen, folgten ihnen.

„Das stimmt“, entgegnete Mackenzie. „Clive Traylor, ein einundvierzigjähriger vorbestrafter Sexualstraftäter. Im Jahr 2006 saß er sechs Monate im Gefängnis, weil er eine Frau belästigt hatte. Momentan arbeitet er in der örtlichen Apotheke, aber macht nebenbei auch Holzarbeiten in einem kleinen Schuppen auf seinem Grundstück.“

„Ah, Sie müssen die letzte Nachricht verpasst haben, die mir Nancy geschickt hat“, meinte Porter.

„Wirklich?“, fragte sie. „Was habe ich denn verpasst?“

„In dem Schuppen des Bastards liegen mehrere Holzstangen und unsere Spione berichteten, dass sie etwa die gleiche Größe haben wie diejenige, die wir im Maisfeld fanden.“

Mackenzie scrollte auf dem Handy durch ihre E-Mails und sah, dass Nancy die Nachricht vor weniger als zehn Minuten geschickt hatte.

„Das hört sich ja so an, als hätten wir unseren Mann“, bemerkte sie.

„Exakt“, entgegnete Porter. Er sprach wie ein Roboter, als ob er darauf programmiert wäre, bestimmt Dinge zu sagen. Dabei schaute er sie kein einziges Mal an. Es war offensichtlich, dass er wütend war, aber das war Mackenzie egal. Solange er seine Wut und Entschlossenheit dafür nutzte, den Verdächtigen festzunehmen, wäre sie zufrieden.

„Ich werde das Problem jetzt einfach ansprechen und gleich zur Sache kommen“, fuhr Porter fort. „Es machte mich verdammt wütend, als Sie gestern einfach so die Kontrolle übernommen haben. Aber ich muss zugeben, dass Sie bei dem Kind eine Art Wunder gewirkt haben. Sie sind schlauer als ich Ihnen zugetraut hatte. Das gebe ich zu. Aber die Respektlosigkeit…“

An dieser Stelle brach er ab, als ob er sich nicht sicher wäre, wie er seine Aussage beenden sollte. Mackenzie erwiderte darauf nichts. Sie schaute einfach nur geradeaus und versuchte, die Tatsache zu verdauen, dass sie gerade von zwei Personen eine Art Kompliment bekommen hatte, von denen sie es am wenigsten erwartet hätte.

Plötzlich spürte sie, dass ein sehr guter Tag vor ihr lag. Hoffentlich hätten sie am Ende des Tages den Mann gefangen, der für den Tod von Hailey Lizbrook und noch weiteren ungelösten Mordfällen im Laufe der letzten zwanzig Jahre verantwortlich war. Wenn das die Belohnung war, dann konnte sie Porters schlechte Stimmung auf jeden Fall ertragen.



*



Mackenzie schaute zum Fenster hinaus und wurde von einem deprimierenden Gefühl überrollt, während sie beobachtete, wie sich die Nachbarschaft veränderte, als Porter in die heruntergekommeneren Vororte Omahas fuhr. Die wohlhabenden Bereiche wurden von kostengünstigen Wohnungsblocks abgelöst, die zusammen ein verwahrlostes und schäbiges Viertel bildeten.





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Von der #1 Bestsellerautorin Blake Pierce erscheint nun eine spannende neue Krimireihe. In den Maisfeldern Nebraskas wird eine ermordete, an einen Holzbalken gebundene Frau gefunden, die zum Oper eines gestörten Mörders wurde. Die Polizei erkennt schnell, dass ein Serienkiller unterwegs ist – und dass seine Mordserie gerade erst begonnen hat. Detective Mackenzie White, jung, schlagfertig und kleiner als die alternden, chauvinistischen Männer ihrer Polizeiwache, wird mit der Aufklärung des Falles beauftragt. So ungern es die anderen Polizisten auch zugeben, sie brauchen ihren jungen und brillanten Verstand, der schon bei vielen Fällen die entscheidenden Impulse gegeben hat. Doch auch für Mackenzie erweist sich dieser Fall als unlösbares Rätsel, etwas, das weder sie noch die anderen Polizisten auf dem örtlichen Revier schon einmal erlebt haben. Als das FBI zur Hilfe gerufen wird, beginnt eine aufregende Verbrecherjagd. Mackenzie, die von ihrer eigenen Vergangenheit, ihrer gescheiterten Beziehung und ihrer unbestreitbaren Anziehung zu dem neuen FBI Agenten geplagt wird, muss gegen ihre eigenen Dämonen kämpfen, um den Mörder, der sie an die dunkelsten Ecken ihres Geistes bringt, zu jagen. Als sie sich in den Kopf des Mörders versetzt und sich intensiv mit seiner gestörten Psychologie auseinandersetzt, erkennt sie, dass es das Böse wirklich gibt. Sie hofft nur, dass sie sich noch rechtzeitig aus seiner Denkweise befreien kann, während ihr gesamtes Leben um sie herum einstürzt. Da immer mehr Leichen auftauchen, beginnt ein hektischer Wettkampf gegen die Zeit, der Täter muss gefasst werden, bevor er noch einmal zuschlagen kann. Als dunkler Psychothriller mit kaum auszuhaltender Spannung ist BEVOR ER TÖTET ein grandioses Debut einer fesselnden neuen Krimireihe – und eines neuen, liebenswerten Charakters – die Sie bis spät in die Nacht fesseln wird. Buch #2 der Mackenzie White Krimireihe wird bald verfügbar sein.

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