Книга - Bevor Er Braucht

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Bevor Er Braucht
Blake Pierce


Ein Mackenzie White Krimi #5
In BEVOR ER BRAUCHT (ein Mackenzie White Mysterie - Buch 5) findet sich Special Agentin Mackenzie White in einem Fall wieder, den sie so noch nie erlebt hatte: Das Opfer ist weder Mann noch Frau – sondern ein Paar. Das dritte Paar das in diesem Monat Zuhause Tod aufgefunden wurde. Während Mackenzie und das FBI herauszufinden versuchen, wer glücklich verheiratete Paare tot sehen will, führt sie die Suche in eine verstörene Welt und Subkultur. Sie lernt schnell, das nicht alles so perfekt hinter den Gartenzäunen von perfekten Vorstadtgärten ist, wie es scheint – und die Dunkelheit auch bei den glücklichsten Familien lauert. Während ihre Suche sich in ein tödliches Katz- und Mausspiel verwandelt, erkennt Mackenzie, die immer noch damit beschäftigt ist den Mörder ihres eigenen Vaters zu finden, dass sie zu tiefgründig ist – und das der Mörder den sie sucht, wahrscheinlich das trügerischste von allen ist: überraschend normal. Ein dunkler Psychothriller mit garantierten Herzklopfen, BEVOR ER BRAUCHT ist Buch #5 aus einer der fesselnden neuen Reihen – mit einem charmanten neuem Charakter- der Sie garantiert bis spät abends lesen lässt. Buch #6 in den Mackenzie White Mysterie Reihen wird bald erhältlich sein.







BEVOR ER BRAUCHT



(EIN MACKENZIE WHITE MYSTERY—BUCH 5)



B L A K E P I E R C E


Blake Pierce



Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller RILEY PAIGE Krimi Serie, die bisher acht Bücher umfasst. Blake Pierce ist außerdem die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie, bestehend aus bisher fünf Büchern; von der AVERY BLACK Krimi Serie, bestehend aus bisher vier Büchern; und der neuen KERI LOCKE Krimi Serie.

Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com) und bleiben Sie in Kontakt!



Copyright © 2016 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Wenn nicht anders im U.S. Copyright Gesetz von 1976 vorgegeben, darf diese Veröffentlichung nicht wiedergegeben, verteilt oder in irgendeiner Form auf keinen Fall auf einem Datenträger oder einem Abrufsystem gespeichert werden, nicht ohne vorherige Erlaubnis des Autors. Dieses Buch ist ausdrücklich zum persönlichen Vergnügen lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiter verkauft oder an andere Menschen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer weiteren Person teilen möchten, dann kaufen Sie bitte eine zusätzliche Kopie für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht ausschließelich für Ihre Nutzung gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dies ist eine Fiktions Arbeit. Namen, Charaktere, Geschäfte, Organsiationen, Orte, Veranstaltungen und Vorfälle sind entweder das Produkt der Vorstellungskraft des Autors oder werden nur fiktionell genutzt. Jegliche Ähnlichkeit mit aktuellen Personen, lebend oder tot ist zufällig. Jacken Bild Copyright Kichigin, mit Lizenz von Shutterstock.com


BÜCHER VON BLAKE PIERCE



RILEY PAIGE KRIMI SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)



MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

BEVOR ER NIMMT (Band #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

EHE ER FÜHLT (Band #7)



AVERY BLACK KRIMI SERIE

GRUND ZU TÖTEN (Band #1)

GRUND ZU FLÜCHTEN (Band #2)

GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3)

GRUND ZU FÜRCHTEN (Band #4)



KERI LOCKE KRIMI SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

EINE SPUR VON MORD (Band #2)

EINE SPUR VON LASTER (Band #3)


INHALTE

PROLOG (#u7f0c0e25-b815-5f88-8466-c9e6611ff3f9)

KAPITEL EINS (#ue74dbcc5-f470-50f9-969f-02a655f11213)

KAPITEL ZWEI (#uadf76c59-abe2-5b06-a176-2be1c1e31bb3)

KAPITEL DREI (#uf5a4e4e6-f443-5a9a-8da6-3518378b696f)

KAPITEL VIER (#u0b2445a7-2465-53a6-a2a9-ccde93822a51)

KAPITEL FÜNF (#u35077272-f3e4-5032-b265-adcc97b201a7)

KAPITEL SECHS (#ua46bb5ec-34ab-5777-99a3-a34f4404762d)

KAPITEL SIEBEN (#u03f81dc5-d52a-5573-bfee-0823d78d47bc)

KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIßIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDDREIßIG (#litres_trial_promo)




PROLOG


Joey Nestler wusste, dass er eines Tages ein guter Polizist sein würde. Sein Vater war Polizist gewesen und so auch sein Opa. Joeys Opa war tatsächlich einmal in die Brust geschossen worden, was ihn in den vorzeitigen Ruhestand geschickt hatte. Der Beruf des Polizisten lag Joey im Blut, und obwohl er erst achtundzwanzig Jahre alt war und blöde Fälle zugeteilt bekam, wusste er, dass er eines Tages aufsteigen würde.

Heute war dieser Tag aber noch nicht. Sie hatten ihm einen weiteren blöden Köder und Jagd Fall zugeteilt – Routinearbeit. Joey wusste, dass er diese dämlichen Fälle noch mindestens weitere sechs Monate aushalten musste. Das war in Ordnung für ihn. Mit dem Streifenwagen im späten Frühjahr durch Miami zu fahren war eine nette Entschädigung dafür. Die Frauen waren eifrig dabei ihre knappen Shorts und Badeanzüge anzuziehen, da das Wetter schöner wurde und auf solche Dinge konnte man sich leichter konzentrieren und sie genießen, wenn man mit untergeordneten Aufgaben betraut worden war.

Er würde gleich wieder die Straßen nach solchen Schönheiten absuchen, wenn er mit seiner neuesten Aufgabe fertig wäre. Er parkte vor dem protzigen Stadthaus, jedes neue Haus, war von einer gut gepflegten Reihe aus Palmen umgeben. Er stieg ohne große Eile aus seinem Streifenwagen, er war sich sicher, dass er es mit einem einfachen Fall von häuslichem Streit zu tun hatte. Dennoch musste er zugeben, dass die Einzelheiten dieser Zuweisung seine Neugier geweckt hatten.

Eine Frau hatte am frühen Morgen auf dem Revier angerufen und behauptet, dass ihre Schwester weder Anrufe noch E-Mails beantwortete. Normalerweise würde das kein Aufsehen erregen, aber als sie die Adresse der Schwester überprüft hatten, bemerkten sie, dass diese direkt neben einem Stadthaus lag, von dem in der Nacht zu vor wegen Ruhestörung aus angerufen worden war. Anscheinend hatte die ganze Nacht ein Hund wütend gebellt. Anrufe und Klopfen an der Tür, um den Eigentümer zum Schweigen zu bringen, blieben unbeantwortet. Und als die Polizei die Frau, die sich wegen ihrer Schwester sorgte, zurückrief, stellte sich heraus, dass ihre Schwester tatsächlich einen Hund hatte.

Und jetzt bin ich hier, dachte Joey, während er die Stufen zur Vordertür hochging. Er war bereits beim Vermieterbüro gewesen, um einen Schlüssel zu besorgen und das an sich machte die Aufgabe schon ein wenig interessanter, als seine sonstigen typischen zugewiesenen Aufgaben.

Trotzdem fühlte er sich unausgelastet und ein wenig dumm, während er an die Tür klopfte. Bei dem, was er über den Fall wusste, erwartete er keine Antwort.

Er klopfte wieder und wieder, sein Haar schwitzte unter seiner Mütze in der Sonne.

Nach ein paar Minuten antwortete immer noch niemand. Er war nicht überrascht.

Joey nahm den Schlüssel heraus und schloss auf. Er öffnete die Tür einen Spalt und rief hinein.

“Hallo? Hier ist Officer Nestler von der Miami Polizeiwache. Ich betrete das Haus und –“

Das Bellen eines kleinen Hundes unterbrach ihn, der auf ihn zugerannt kam. Es war ein Jack Russel Terrier und obwohl er sein bestes versuchte, den fremden Mann an der Tür einzuschüchtern, sah er auch ein wenig ängstlich aus. Die Hinterbeine zitterten.

“Hey Kumpel”, sagte Joey, als er eintrat. “Wo sind denn Mama und Papa?”

Der kleine Hund winselte. Joey trat weiter in das Haus. Er machte zwei Schritte in das kleine Foyer und ging ins Wohnzimmer, wo er den schrecklichen Gestank roch. Er schaute den Hund an und runzelte die Stirn.

“Du warst wohl eine ganze Weile nicht mehr draußen, oder?”

Der Hund ließ den Kopf hängen, als wenn er die Frage genau verstanden hätte und sich dafür schämte, was er getan hätte.

Joey ging ins Wohnzimmer und rief immer noch.

“Hallo? Ich suche Herrn oder Frau Kurtz. Hier ist Officer Nestler von der Miami Polizeiwache.”

Aber er bekam keine Antwort und er war sich sicher, dass er auch keine bekommen würde. Er ging durch das Wohnzimmer und fand es makellos vor. Dann betrat er die nebenan liegende Küche und legte seine Hand über sein Gesicht, um seinen Mund und Nase zu bedecken. Die Küche war das, was der Hund als Badezimmer benutzt hatte, Urinlachen überall auf dem Flur und zwei Hundehaufen vor dem Kühlschrank.

Leere Futter- und Wassernäpfe befanden sich auf der anderen Seite der Küche. Nestler hatte Mitleid mit dem Hund und füllte ihm eine Schüssel mit Wasser. Der Hund begann eifrig zu trinken, als Nestler die Küche verließ. Er ging dann zur Treppe am Wohnzimmer und ging hoch.

Als er in den oberen Flur trat, fühlte Nestler zum ersten Mal in der Karriere, das was sein Vater einen guten Polizei Instinkt nennen würde. Er wusste sofort, dass hier etwas nicht stimmte. Er wusste, dass er etwas Schlimmes finden würde, etwas das er nicht erwartet hatte.

Er zog seine Waffe und fühlte sich ein wenig blöd, während er weiter den Flur hinunterging. Er kam an einem Badezimmer vorbei (wo er weiteren Urin des Hundes fand) und ein kleines Bürozimmer. Das Büro war ein wenig chaotisch, aber es gab keine Anzeichen einer Notlage oder Warnsignale.

Am Ende des Flurs stand eine dritte und letzte Tür offen und gab den Blick auf das Schlafzimmer frei.

Nestler hielt an der Tür an, sein Blut gefror in seinen Adern.

Er starrte volle fünf Sekunden hinein, bevor er eintrat.

Ein Mann und eine Frau – wahrscheinlich Herr und Frau Kurtz – lagen tot auf dem Bett. Er wusste, dass sie nicht schliefen, wegen der Menge an Blut auf den Laken, Wänden und dem Teppich.

Joey machte zwei weitere Schritte hinein und hielt dann an. Das war nichts für ihn. Er musste das melden, bevor er Weiteres unternahm. Außerdem konnte er, von da, wo er stand alles sehen, was nötig war. Herr Kurtz war in die Brust gestochen worden. Frau Kurtz war die Kehle von einem Ohr zum anderen durchgeschlitzt worden.

Joey hatte noch nie so viel Blut zuvor in seinem Leben gesehen. Ihm wurde schon fast schwindelig beim Ansehen.

Er zog sich aus dem Schlafzimmer zurück und dachte nicht mehr an seinen Vater oder seinen Opa, auch nicht mehr an den tollen Polizisten, der er eines Tages sein wollte.

Er stürmte hinaus, rannte zur Treppe und kämpfte gegen eine große Übelkeitswelle. Während er nach seinem Schulter Mikro an seiner Uniform suchte, sah er den Jack Russel, der aus dem Stadthaus rannte, aber er kümmerte sich nicht weiter darum.

Er und der kleine Hund standen vor dem Stadthaus, während Nestler Bericht erstattete. Der Hund bellte zum Himmel, als wenn das irgendetwas an den schrecklichen Dingen die im Haus geschehen waren, ändern würde.






KAPITEL EINS


Mackenzie White saß in ihrer Kabine und ließ ihren Zeigefinger entlang einer Visitenkarte gleiten. Es war die Visitenkarte, auf die sie sich seit mehreren Monaten fixierte, eine Karte, die irgendwie mit ihrer Vergangenheit verbunden war. Oder noch genauer mit dem Mord ihres Vaters.

Sie kam immer wieder darauf zurück, wann immer sie einen Fall abgeschlossen hatte und fragte sich, ob sie sich eine Auszeit von ihrem aktuellen Job als Agentin nehmen sollte, sodass sie nach Nebraska zurückkehren und sich den Tatort ihres Vaters mit neu erfrischten Augen anschauen konnte, die nicht von der FBI-Mentalität beeinflusst wurden.

Die Arbeit machte sie in letzter Zeit fertig und mit jedem Fall, den sie löste, wurde das Verlangen die geheimnisvollen Umstände des Todes ihres Vaters aufzuklären, stärker. Es wurde so stark, dass sie immer weniger ein Gefühl der Erfüllung fühlte, wenn sie einen Fall abschloss. Der neuste hatte zwei Männer beinhaltet, die einen Plan ausgeheckt hatten, um Kokain in eine Baltimore High School zu bringen. Der Auftrag hatte drei Tage gedauert und war so einfach gewesen, dass es sich fast nicht wie Arbeit angefühlt hatte.

Sie hatte ihren fairen Anteil an bemerkenswerten Fällen gehabt, seit sie nach Quantico gekommen war und wie ein Wirbelwind durch die Ränge geschoben worden war. Hinterzimmergeschäfte und Beinahunfälle gehabt hatte. Sie hatte einen Partner verloren, hatte es geschafft, jeden Vorgesetzten den sie hatte, zur Weißglut zu bringen und sie hatte sich einen Namen gemacht.

Das Einzige was sie nicht hatte, war ein Freund. Klar, es gab Ellington, aber zwischen ihnen herrschte eine befleckte Chemie, die eine Freundschaft schwierig machte. Und sie hatte ihn offiziell aufgeben. Er hatte sie zweimal abgewiesen – aus verschiedenen Gründen – und sie würde sich nicht noch einmal zum Idioten machen. Sie war okay mit ihrer Arbeitsbeziehung, das Einzige was sie noch zusammenhielt.

Über die letzten Wochen hatte sie auch ihren neuen Partner kennengelernt – einen ungeschickten, aber eifrigen Anfänger namens Lee Harrison. Er hatte eine Auswahl an Verwaltungsarbeit bekommen, viel Arbeit und Nachforschungen, aber er machte einen tollen Job. Sie wusste, dass Direktor McGrath ihn beobachtete, wie er mit so viel Arbeit umging. Und bis jetzt hatte er jeden überzeugt.

Sie dachte kaum an Harrison, als sie auf die Visitenkarte schaute. Sie hatte ihn mehrmals gebeten nach Firmen zu suchen, die Barker Antiquitäten hießen. Und obwohl er mehr Ergebnisse, als alle anderen in den letzten Monaten hervorgebracht hatte, waren alle Hinweise in einer Sackgasse geendet.

Während sie darüber nachdachte, hörte sie weiche Schritte, die sich ihrer Kabine näherten. Mackenzie ließ die Visitenkarte unter einen Stapel von Papieren gleiten, der neben ihrem Laptop lag, und tat so, als wenn sie ihre Mails überprüfte.

“Hey White”, sagte eine bekannte männliche Stimme.

Der Typ ist so gut, dass er praktisch hört, wenn ich an ihn denke, dachte sie. Sie wirbelte in ihrem Stuhl herum und schaute Lee Harrison an, der in ihre Kabine schaute.

“Nichts mit White”, sagte sie. “Ich bin Mackenzie. Mac, wenn du wirklich mutig bist.”

Er lächelte verlegen. Es war klar, dass Harrison noch nicht herausgefunden hatte, wie er sie ansprechen oder wie er sich in ihrer Gegenwart verhalten sollte. Und das war in Ordnung für sie. Sie fragte sich manchmal, ob McGrath ihn als ihren Teilzeit - Partner zugeteilt hatte, nur um ihn daran zu gewöhnen, sich nie sicher sein zu können, wo er mit seinen Kollegen stand. Wenn das so war, dachte sie war das ein genialer Schachtzug.

“Okay, dann … Mackenzie”, sagte er. “Ich wollte dir nur sagen, dass sie mit der Bearbeitung der Dealer von heute Morgen durch sind. Sie wollen wissen, ob du noch mehr Informationen von ihnen brauchst.

“Nein. Das ist in Ordnung”, sagte sie.

Harrison nickte, aber bevor er ging, runzelte er die Stirn. Sie begann bereits zu glauben, dass es eine Art Markenzeichen von ihm war. “Kann ich dich was fragen?”, fragte er.

“Natürlich.”

“Geht’s dir … naja gut, fühlst du dich gut? Du siehst wirklich müde aus. Vielleicht ein wenig erschöpft?”

Sie hätte ihn einfach necken können wegen so eines Kommentars und ihn ziemlich verlegen machen können, aber sie entschied sich dagegen. Er war ein guter Agent und sie wollte nicht die Art von Agentin sein (sie war schließlich selbst noch eine Anfängerin), die den neuen Mitarbeiter schikanierte. Also sagte sie stattdessen: “Ja, mir geht’s gut. Ich schlafe nur nicht viel in letzter Zeit.”

Harrison nickte. “Ich verstehe”, sagte er. “Naja … viel Glück beim Ausruhen. Dann machte er wieder dieses Markenzeichen, sein Runzeln und ging, wahrscheinlich, um damit weiter zumachen, was McGrath ihm als Nächstes aufgetragen hatte.

Abgelenkt von der Visitenkarte und den unzähligen ungelösten Geheimnissen, die sie umgaben, erlaubte Mackenzie sich, das vorerst hinter sich zu lassen. Sie schaute sich ihre Mails an und sortierte ein paar Papiere, die sich auf ihrem Tisch angesammelt hatten. Sie hatte noch nicht viele Gelegenheiten gehabt, diese weniger glamourösen Momente zu erleben, und dafür war sie dankbar.

Als ihr Handy mittendrin klingelte, griff sie beklommen danach. Alles, nur von diesem Tisch wegkommen.

“Hier ist Mackenzie White”, meldete sie sich.

“White, hier ist McGrath.”

Sie ließ ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht gleiten. Obwohl McGrath nicht gerade ihre Lieblingsperson war, wusste sie, wann immer er anrief oder sogar vorbeikam, kam es normalerweise zu einer Art von Auftrag.

Es stellte sich heraus, dass er genau deswegen anrief. Mackenzie hatte nicht einmal Zeit Hallo zu sagen, bevor er in seiner gewöhnlich schnellen Art der Kommunikation weitersprach.

“Ich brauche Sie in meinem Büro, jetzt”, sagte er. “Und bringen Sie Harrison mit.”

Wieder bekam Mackenzie keine Gelegenheit zu antworten. Die Leitung war tot, bevor ein einziges Wort über ihre Zunge kam.

Aber das war in Ordnung. Anscheinend hatte McGrath einen neuen Fall für sie. Vielleicht würde das ihren Geist schärfen und ihr einen Moment Klarheit geben, bevor sie eventuell eine Weile Pause machen würde, um sich auf den Fall ihres Vaters zu konzentrieren.

Mit einer Art Aufregung, die sie vorwärtstrieb, stand sie auf und machte sich auf die Suche nach Lee Harrison.



***



Harrison dabei zu beobachten, wie er sich in McGraths Büro verhielt, war eine tolle Art für Mackenzie sich selbst zu erden. Sie beobachtete ihn, wie er steif an der Kante seines Stuhles saß, während McGrath zu sprechen begann. Der jüngere Agent war klar nervös und eifrig, zu gefallen. Mackenzie wusste, dass er ein Perfektionist war und dass er schon fast ein fotografisches Gedächtnis hatte. Sie fragte sich, wie seine Erinnerungen aussahen – ob er vielleicht jedes Wort wie einen Schwamm aufsaugte, dass aus McGraths Mund kam.

Er erinnert mich ein kleines bisschen an mich selbst, dachte sie, während sie sich ebenfalls auf McGrath konzentrierte.

“Hier das habe ich für Sie zwei”, sagte McGrath. “Gestern hat die Miami State Polizei angerufen und uns in eine Reihe von Morden da unten eingeweiht. In beiden Fällen waren die Opfer Ehepaare. Das sind also vier Körper. Die Morde waren sehr brutal und blutig und bis jetzt scheint es keine offensichtliche Verbindung zu geben.

Der brutale Stil bei den Morden, sowie die Tatsache, dass sie verheiratete Paare waren, die im Bett getötet wurden, lässt die Staatspolizei glauben, dass es ein Serienmörder ist. Ich persönlich glaube, es ist zu früh, um so eine Behauptung aufzustellen.

“Glauben Sie, es könnte Zufall sein”, fragte Mackenzie.

“Ich glaube, das ist möglich, ja”, sagte er. “Egal, sie haben uns um unsere Hilfe gebeten und ich wollte sie beide dorthin schicken. Harrison, das wäre eine tolle Gelegenheit für Sie sich in den Bereich einzuarbeiten und reinzuschnuppern. White, ich verlasse mich darauf, dass Sie einen Blick auf ihn haben, aber ihn nicht herumschubsen. Verstanden?”

“Ja, Sir”, antwortete Mackenzie.

“Ich werde Ihnen Einzelheiten und Flugverbindungen in einer Stunde schicken. Ich glaube nicht, dass das länger als ein oder zwei Tage dauert. Irgendwelche Fragen?”

Mackenzie schüttelte ihren Kopf. Harrison gab ein kurzes “Nein, Sir” von sich und Mackenzie konnte sehen, das er sein bestes versuchte seine Aufregung zu zügeln.

Sie konnte ihm das nicht verübeln. Sie fühlte ebenso.

Trotz dessen, was McGrath dachte, sie fühlte bereits, dass dieser Fall weit von der Routine entfernt war.

Paare.

Das war das erste Mal für sie.

Sie kam nicht umhin und spürte, dass dieser kleine “Routine” Fall noch schlimmer werden würde.






KAPITEL ZWEI


Obwohl Mackenzie sich bewusst war, dass es ein Klischee der Regierung war, dass alles ein wenig langsam voranging, wusste sie auch, dass dies normalerweise nicht der Fall war, wenn FBI-Agenten zum Tatort geschickt wurden. Nur vierzehn Stunden nachdem sie in McGrath’s Büro gerufen worden waren, lenkte Mackenzie ein Mietauto in die Parklücke vor einer Reihe von Stadthäusern. Sie parkte neben einem Streifenwagen und bemerkte die Beamtin, die dort drin saß.

Neben ihr auf dem Beifahrersitz ging Harrison die Notizen des Falles durch. Er war während der Reise ziemlich still gewesen und Mackenzie hatte beinahe versucht, ein Gespräch zu eröffnen. Sie wusste nicht, ob er nervös, eingeschüchtert oder ein wenig von beidem war. Aber sie wollte ihn nicht drängen mit ihr zu sprechen, sie dachte, es wäre am besten für seine Entwicklung, wenn er selbst aus seinem Schneckenhaus käme – besonders dann, wenn McGrath plante, sie auch weiterhin in der Zukunft als Partner einzusetzen.

Mackenzie nahm sich einen Moment Zeit, um alles, was sie über den Fall wusste zu verarbeiten. Sie hatte ihren Kopf leicht zurückgelehnt, ihre Augen geschlossen und rief alles ab. Ihre Neigung dazu, sich in die Details eines Falls hineinzusteigern, machte es recht leicht für sie, in ihre eigenen Gedanken einzutauchen und sie zu durchwühlen, als wenn sie ein mentaler Aktenschrank wären.

Ein totes Paar, das warf direkt ein paar Fragen an die Oberfläche. Warum beide? Warum nicht nur einer?

Sie musste auf alles Achten, dass ungewöhnlich erschien. Wenn Eifersucht im Spiel war, dann war es wahrscheinlich jemand, der ihr Leben auf eine Art neidet.

Kein gewaltsames Eindringen; die Kurtz Familie hatte den Mörder hereingelassen.

Sie öffnete ihre Augen und dann die Tür. Sie konnte spekulieren, so viel sie wollte, basierend darauf, was sie in den Akten gelesen hatte. Aber nichts davon wäre so wirkungsvoll, wie einen Fuß an den Tatort zu setzen und sich umzuschauen.

Harrison stieg neben ihr aus dem Auto und in das helle Sonnenlicht von Miami.

Sie konnte den Ozean in der Luft riechen, salzig und mit einer leichten Spur eines fischähnlichen Geruchs, der nicht unbedingt unangenehm war.

Während sie und Harrison die Türen schlossen, stieg die Beamtin im Streifenwagen neben ihnen ebenfalls aus. Das, so nahm Mackenzie an, war die Beamtin, die beauftragt wurde, sich mit ihnen zu treffen. Sie sah aus wie vierzig oder so und auf eine Art sehr schön, ihr kurzes blondes Haar fing das Licht der Sonne auf.

“Agenten White und Harrison?”, fragte die Beamtin.

“Das sind wir”, antwortete Mackenzie.

Die Frau bot ihnen ihre Hand, als sie sich selbst vorstellte. “Ich bin Beamtin Dagney”, sagte sie. “Wenn Sie irgendetwas brauchen, dann lassen Sie es mich wissen. Der Ort wurde natürlich geräumt, aber ich habe eine ganze Menge Akten mit Fotos, die vom frischen Tatort gemacht wurden.”

“Danke”, sagte Mackenzie. “Zu Anfang würde ich gerne einen Blick hineinwerfen.”

“Natürlich”, sagte Dagney und ging die Stufen hoch und holte einen Schlüssel aus ihrer Tasche. Sie schloss die Tür auf und winkte Mackenzie und Harrison zu, vor ihr einzutreten.

Mackenzie roch sofort Bleichmittel oder irgendeine Art von Säuberungsmittel. Sie erinnerte sich, dass in dem Bericht angegeben war, das ein Hund mindestens zwei Tage im Haus eingesperrt war und das Badezimmer mehrmals benutzt hatte.

“Das Bleichmittel”, sagte Harrison. “Kommt das von der Säuberungsaktion wegen des Hundes?”

“Ja”, antwortete Dagney. “Das wurde letzte Nacht gemacht. Wir haben versucht, es so zu lassen, bis Sie ankommen, aber der Geruch war einfach – es war zu schrecklich.”

“Das ist in Ordnung”, sagte Mackenzie. “Das Schlafzimmer ist oben, stimmts?”

Dagney nickte und führte sie nach oben. “Das Einzige was verändert wurde, ist, dass die Körper und die Bettlaken entfernt wurden”, erklärte sie. “Das Bettlaken ist noch da auf dem Boden auf einer Plastikplane. Es musste bewegt werden, um die Körper vom Bett zu bekommen. Das Blut war … naja, Sie werden es sehen.”

Mackenzie bemerkte, dass Harrison ein wenig langsamer näherkam, er fiel ein wenig hinter ihr zurück. Mackenzie folgte Dagney in das Schlafzimmer und bemerkte, dass sie am Türrahmen stehen blieb und alles tat, um nicht hineinzuschauen.

Als sie erst einmal im Zimmer war, sah Mackenzie, dass Dagney nicht übertrieben hatte und auch die Berichte nicht, die sie gelesen hatte. Es gab jede Menge Blut – viel mehr, als sie je an einem Tatort gesehen hatte.

Und für einen schrecklichen Moment stand sie in einem Zimmer in Nebraska – ein Zimmer in einem Haus, von dem sie wusste, dass es jetzt leer war. Sie schaute auf ein blutgetränktes Bett, das den Körper ihres Vaters enthalten hatte.

Sie schüttelte das Bild von sich, als sie Geräusche von Harrison’s Fußschritten hörte, die sich langsam näherten.

“Geht’s dir gut?”, fragte sie ihn.

“Ja”, antwortete er, auch wenn seine Stimme ein wenig atemlos klang.

Mackenzie bemerkte, dass sich das meiste Blut auf dem Bett befand, wie erwartet. Das Laken, das vom Bett entfernt worden und auf dem Boden ausgebreitet worden war, war einmal komplett weiß gewesen. Aber jetzt war es hauptsächlich mit getrocknetem Blut bedeckt, dass bereits eine braune Farbe annahm.

Sie ging langsam zum Bett, sie war sich sicher, dass es keine Beweise geben würde. Selbst wenn der Mörder aus Versehen ein Haar oder irgendwas mit DNA hinterlassen hätte, dann wäre alles in dem ganzen Blut begraben.

Sie sah sich die Spritzer an der Wand und auf dem Teppich an. Sie schaute besonders auf den Teppich, um zu sehen, ob irgendein Blutspritzer der Rand eines Schuhabdrucks sein könnte.

Es muss irgendeine Art von Spuren geben, dachte sie. Jemanden auf solche Art umzubringen – so viel Blut an einem Tatort – der Mörder musste etwas abbekommen haben. Wenn es also keine Spuren gab, vielleicht gab es eine Blutspur irgendwo im Haus, Blut, das er vielleicht aus Versehen hinterlassen hatte, auf seinem Weg nach draußen.

Also, wie hatte der Mörder beide erwischt, während sie im Bett lagen? Wenn er einen getötet hätte, wäre der andere wahrscheinlich aufgewacht. Entweder war der Mörder schnell oder er hat die Szene mit den Körpern im Bett so aufgebaut, nachdem er sie getötet hatte.

“Ganz schönes Durcheinander, hm?”, sagte Harrison.

“Das ist es”, antwortete Mackenzie. “Sag mal … siehst du gerade irgendwas, was du als Hinweis, Tipp bezeichnen würdest, was man sich näher anschauen sollte?”

Er schüttelte seinen Kopf und starrte auf das Bett. Sie nickte zustimmend, wissend, dass all das Blut es sehr schwer machen würde, irgendeinen Beweis zu finden. Sie ging auf die Knie und schaute unter das Bett, um zu sehen, ob es irgendwas darunter gab. Sie sah nichts außer ein paar Schlappen und ein altes Fotoalbum. Sie fischte das Album hervor und blätterte es durch. Die ersten Seiten zeigten eine Hochzeit, die Braut die den Gang einer großen Kirche hinunterlief, bis hin zum glücklichen Paar das seinen Kuchen anschnitt.

Stirnrunzelnd schob sie das Album wieder dorthin, wo sie es hergeholt hatte. Dann drehte sie sich wieder zu Dagney um, die immer noch an der Schlafzimmertür stand, fast mit dem Rücken zum Schlafzimmer. “Sie sagten, Sie haben Akten mit Fotos, ja?”

“Das stimmt. Warten Sie eine Minute und ich kann Ihnen alles bringen.” Sie antwortete schnell und mit ein wenig Dringlichkeit, sie schien es nicht erwarten zu können, wieder nach draußen zu kommen.

Als Dagney weg war, ging Harrison auf den Flur. Er schaute noch einmal in das Schlafzimmer und seufzte tief. “Hast du schon einmal so einen Tatort gesehen?”

“Nicht mit so viel Blut”, antwortete sie. “Ich habe schreckliche Tatorte gesehen, aber dieser hier toppt alles wegen der Menge an Blut.”

Harrison schien gründlich darüber nachzudenken, während Mackenzie den Raum verließ. Sie gingen zusammen nach unten und traten in das Wohnzimmer, gerade als Dagney zur Tür hinein kam. Sie trafen sich an dem Barbereich, der die Küche vom Wohnzimmer trennte. Dagney legte eine Akte auf die Theke und Mackenzie öffnete sie. Gleich das erste Bild zeigte dasselbe Bett von oben, mit Blut bedeckt. Nur waren auf dem Bild zwei Körper – ein Mann und eine Frau. Die Kurtzes.

Beide waren mit etwas gekleidet, von dem Mackenzie annahm, dass sie das im Bett trugen. Herr Kurtz (Josh laut den Berichten) trug ein T-Shirt und Boxershorts. Frau Kurtz (Julie) trug ein Spaghetti Top und ein paar engere Gymnastikshorts. Es gab mehrere Fotos, einige so nah an den Körpern, dass Mackenzie sich selbst ein paar Mal erwischte, wie sie zurückzuckte. Das Foto von Frau Kurtz’s zerschlitzer Kehle wahr wirklich grausam.

“Ich sehe keine positive Nummer auf den Waffen, die in den Berichten erwähnt wurden”, sagte Mackenzie.

“Das kommt, weil es noch niemand herausgefunden hat. Wir nehmen einfach an, dass es ein Messer war.”

Ein sehr großes Messer dann, dachte Mackenzie während sie ihre Augen von dem Körper von Frau Kurtz abwandte.

Sie sah jedoch, dass Frau Kurtz sogar beim Sterben noch die Nähe ihres Mannes gesucht hatte. Ihre rechte Hand lag fast lässig auf seiner Hüfte. Es war etwas Süßes an der Geste, aber es brach ihr auch ein wenig das Herz.

“Und was ist mit dem ersten Paar, das getötet wurde?”, fragte Mackenzie.

“Das waren die Sterlings”, sagte Dagney und zog mehrere Fotos und Papiere aus einer Aktentasche hervor.

Mackenzie sah sich die Bilder an und sah eine ähnliche Szene wie die, die sie auf den vorherigen Fotos gesehen hatte, ebenfalls im Obergeschoss. Ein Paar lag auf dem Bett, überall Blut. Der einzige Unterschied war, dass der Ehemann auf den Sterling Fotos entweder nackt geschlafen oder der Mörder ihn ausgezogen hatte.

Diese Tatorte sind sich zu ähnlich, dachte Mackenzie. Es ist, als wenn sie aufgebahrt wurden. Sie sah sich die Ähnlichkeiten an, schaute zwischen den Kurtz und Sterling Fotos hin und her.

Der Mut und der reine Willen zwei Menschen auf einmal zu töten – und dann auf solch brutale Weise. Der Mann wurde unglaublich angetrieben. War sehr motiviert und hatte anscheinend nichts gegen extreme Gewalt.

“Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege”, sagte Mackenzie, “aber die Miami Polizei arbeiten unter der Annahme, dass dies hier normale Einbrüche waren, stimmts?”

“Naja zuerst”, erwiderte Dagney. “Aber soweit ich sagen kann, gibt es keine Anzeichen von Plünderung oder Diebstahl. Und da dies das zweite Paar ist, dass in der letzten Woche getötet wurde, scheint es immer weniger so, als wären es tatsächlich Einbrüche.

“Da stimme ich zu”, sagte sie. “Was ist mit einer Verbindung zwischen den beiden Paaren?”, fragte Mackenzie.

“Bis jetzt haben wir noch nichts herausfinden können, aber ein Team arbeitet daran.”

“Und bei den Sterlings, gab es irgendwelche Anzeichen eines Kampfes?”

“Nein. Nichts.”

Mackenzie schaute wieder auf die Bilder und zwei Ähnlichkeiten fielen ihr sofort auf. Eine davon jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper.

Mackenzie schaute wieder auf die Kurtz Fotos. Sie sah die Hand der Frau, die tot auf der Hüfte ihres Mannes lag.

Und sie wusste sofort: Das war in der Tat die Arbeit eines Serienmörders.




KAPITEL DREI


Mackenzie folgte Dagney, während diese sie zur Polizeistation führte. Auf dem Weg dahin bemerkte sie, dass Harrison Notizen in den Ordner schrieb, den er praktisch während des ganzen Weges von DC nach Miami behütet hatte. Inmitten des Schreibens hielt er inne und schaute sie fragend an.

“Du hast schon eine Theorie, oder?”, fragte er.

“Nein, ich habe keine Theorie, aber ich habe ein paar Dinge auf den Bildern bemerkt, die mir ein wenig merkwürdig erscheinen?”

“Willst du die sagen?”

“Noch nicht”, sagte Mackenzie. “Wenn ich das jetzt und dann noch mal bei der Polizei erzählte, dann reanalysiere ich mich selbst. Gib mir ein wenig Zeit das zu durchdenken.”

Grinsend konzentrierte sich Harrison wieder auf seine Notizen. Er beschwerte sich nicht, dass sie ihm Dinge vorenthielt (was sie nicht tat) und fragte nicht weiter nach. Er tat sein bestes, um gleichzeitig gehorsam und effektiv zu sein und sie wusste das zu schätzen.

Auf der Fahrt zur Polizeiwache, sah sie durch einige der Gebäude, an denen sie vorbeifuhren den Blick auf den Ozean. Sie hatte nie viel für das Meer übrig gehabt, nicht wie andere Menschen, aber sie konnte die Anziehung verstehen. Sogar jetzt auf der Jagd nach einem Mörder konnte sie das Gefühl der Freiheit spüren, die es darstellte. Die hohen Palmen und die Nachmittagssonne in Miami machten es noch schöner.

Zehn Minuten später folgte Mackenzie Dagney auf den Parkplatz eines großen Polizeigebäudes. Wie alles andere in der Stadt bot es eine Art Strandgefühl. Mehrere riesige Palmen standen entlang des dünnen Rasens vor dem Gebäude. Die einfache Architektur schaffte es, ein entspanntes und dennoch raffiniertes Gefühl zu vermitteln. Es war ein anheimelnder Ort, ein Gefühl, das noch anhielt, nachdem Mackenzie und Harrison drinnen waren.

“Es sind nur drei Menschen, inklusive ich selbst an dem Fall dran”, sagte Dagney während sie sie einen großzügigen Flur herunterführte. “Jetzt wo Sie hier sind, wird mein Vorgesetzter wahrscheinlich eine sehr passive Herangehensweise angehen.”

Gut, dachte Mackenzie. Je weniger Widerlegungen und Argumente, umso besser.

Dagney führte sie in einen kleinen Konferenzraum am Ende des Flurs. Innen saßen zwei Männer am Tisch. Einer von ihnen verband einen Projektor mit einem MacBook. Der Andere tippte wütend etwas in sein Smart Pad.

Sie schauten beide hoch, als Dagney sie in den Raum führte. Als sie das taten, bekam Mackenzie den üblichen Blick … einer, dessen sie müde und immer noch nicht daran gewöhnt war. Es war der Blick, der zu sagen schien: Oh eine gut aussehende Frau. Das hab ich nicht erwartet.

Dagney machte eine schnelle Vorstellungsrunde, während Mackenzie und Harrison sich an den Tisch setzten. Der Mann mit dem Smart Pad war Polizeichef Rodriguez, ein grauhaariger alter Mann, mit tiefen Linien in seinem gebräunten Gesicht. Der andere Mann war recht neu, Joey Nestler.

Nestler, so stellte sich heraus, war der Beamte, der die beiden Körper der Kurtzes entdeckt hatte.

Als er vorgestellt wurde, hatte er endlich erfolgreich den Monitor mit dem Laptop verbunden. Der Projektor warf ein helles Licht auf einen kleinen Bildschirm, der nach vorne auf die Wand gerichtet war.

“Danke für’s Herkommen”, sagte Rodriguez und legte sein Pad zur Seite. “Schauen Sie, ich bin nicht der typische einheimische Polizei Bösewicht, der sich quer stellt. Sie sagen mir, was Sie brauchen und wenn das begründet ist, dann bekommen Sie es. Im Gegenzug dafür bitte ich Sie, das hier so schnell wie möglich zu lösen und die Stadt nicht in einen Zirkus zu verwandeln, während Sie das tun.”

“Hört sich an, als wenn wir dasselbe wollen”, sagte Mackenzie.

“Also, Joey hier hat alle existierenden Dokumente, die wir in diesem Fall haben”, sagte er. “Der Bericht des Gerichtsmediziners kam heute Morgen und hat genau das berichtet, was wir erwartet haben. Die Kurtzes wurden aufgeschlitzt und ausgeblutet. Keine Drogen in ihren Körpern. Komplett sauber. Bis jetzt haben wir keine erkennbaren Verbindungen zwischen den beiden Verbrechen gefunden. Also, wenn Sie irgendwelche Ideen haben, dann würde ich die gerne hören.”

“Beamte Nestler”, sagte Mackenzie “haben Sie alle Tatortszenen Fotos von beiden Parteien?”

“Habe ich”, sagte er. Er erinnerte Mackenzie sehr an Harrison – aufgeregt, ein wenig nervös und sichtbar versucht, seine Vorgesetzten und Kollegen zufriedenzustellen.

“Können Sie die ganzen Körper Bilder Seite an Seite legen und sie auf den Bildschirm legen, bitte?”, fragte Mackenzie.

Er arbeitete schnell und hatte die Bilder innerhalb von zehn Sekunden Seite an Seite auf dem Bildschirm. Die Bilder in so einem hellen Licht in einem halb dunklen Raum zu sehen, war unheimlich. Damit sie bei der Schwere der Bilder in dem halbdunklen Raum nicht den Fokus verloren, kam Mackenzie direkt auf den Punkt.

“Ich glaube, es ist sicher, dass diese Morde nicht das Ergebnis eines typischen Einbruchs oder Hausfriedensbruchs sind. Es wurde nichts gestohlen und tatsächlich gibt es keine klaren Anzeichen von irgendeiner Art Einbruch. Es gibt nicht mal Anzeichen eines Kampfes. Das bedeutet, wer immer sie umgebracht hat, wurde wahrscheinlich hereingelassen oder hatte zumindest einen Schlüssel. Und der Tötungsakt muss schnell geschehen sein. Auch die Abwesenheit von Blut an jeder anderen Stelle im Haus lässt es so aussehen, dass die Tat im Schlafzimmer stattfand – dass es keine Fremdeinwirkung irgendwo anders im Haus gab.

Es laut auszusprechen half ihr zu verstehen, wie merkwürdig das schien.

Der Mann wurde nicht nur eingeladen hereinzukommen, er wurde auch noch in das Schlafzimmer eingeladen. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er eingeladen wurde, recht klein war. Er hatte einen Schlüssel. Oder wusste, wo ein Ersatzschüssel lag.

Sie machte weiter, bevor sie sich selbst mit neuen Gedanken und Prognosen ablenkte.

“Schauen Sie sich bitte diese Bilder an, es gibt zwei merkwürdige Dinge, die hervorstechen. Erst einmal … schauen Sie sich einmal an, wie die Vier da liegen, total perfekt flach auf ihrem Rücken. Ihre Beine sind entspannt und gut positioniert. Es wirkt schon fast so, als wären sie so aufgestellt, um so auszusehen. Und dann gibt es noch eine weitere Sache – und falls wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, dann kann das das wichtigste Merkmal sein. Schauen Sie sich Frau Kurtz’s rechte Hand an.”

Sie gab den anderen vier Menschen im Raum die Gelegenheit einen Blick darauf zu werfen. Sie fragte sich, ob Harrison merken würde, worauf sie hinaus wollte und es sagen würde. Sie gab ihnen drei Sekunden oder so, und als niemand irgendwas sagte, machte sie weiter.

“Ihre rechte Hand liegt auf der Hüfte ihres Mannes. Das ist der einzige Teil des Körpers, der nicht perfekt dargestellt ist. Entweder ist das Zufall oder der Mörder hat ihre Körper in diese Position gelegt und absichtlich ihre Hand so hingelegt.”

“Was ist, wenn er das getan hat?”, fragte Rodriguez. “Was ist damit?”

“Naja, schauen Sie sich die Sterlings an. Schauen Sie sich die linke Hand des Mannes an.”

Dieses Mal wartete sie nicht drei Sekunden. Es war Dagney, die sah, worauf sie sich bezog. Und als sie antwortete, war ihre Stimme dünn und kippte.

“Er hat die Hand auf die Hüfte seiner Frau gelegt”, sagte sie.

“Genau”, erwiderte Mackenzie. “Wenn es nur eine der Paare wäre, würde ich es nicht einmal erwähnen. Aber dieselbe Geste zeigt sich bei beiden Paaren, das beweist, dass der Mörder es mit Absicht getan hat.”

“Aber warum?”, fragte Rodriguez.

“Symbolik?”, schlug Harrison vor.

“Könnte sein”, sagte Mackenzie.

“Aber das hilft uns nicht viel weiter, oder?”, fragte Nestler.

“Nicht wirklich”, sagte Mackenzie. “Aber es ist immerhin etwas. Wenn es symbolisch für den Mörder ist, dann gibt es einen Grund dafür. Also, ich möchte wie folgt beginnen: Ich hätte gerne eine Liste von allen Tatverdächtigen, die kürzlich nach gewalttätigen Verbrechen entlassen wurden und die mit Hausfriedensbruch verbunden sind. Ich glaube nicht, dass es ein Hausfriedensbruch per se war, aber es ist der plausibelste Ansatz zum Beginnen.”

“Okay, das können wir Ihnen beschaffen”, sagte Rodriguez. “Noch etwas?”

“Nichts im Moment. Unser nächste Vorhergehensweise wäre mit Familie, Freunden und Nachbarn des Paares zu sprechen.”

“Ja, wir haben mit den nächsten Angehörigen der Kurtzes gesprochen – Ein Bruder, eine Schwester und einmal Eltern. Sie können gerne noch einmal dorthin gehen, aber sie hatten nicht wirklich etwas zusagen. Der Bruder von Josh Kurtz sagte, soweit er weiß, hatten sie eine tolle Ehe. Die einzige Zeit, in der sie stritten, war während der Fußballsaison, wenn die Seminoles gegen die Hurricanes spielten.”

“Was ist mit den Nachbarn?”, fragte Mackenzie.

“Wir haben mit ihnen gesprochen. Aber das war nur kurz. Hauptsächlich über die Ruhestörung wegen des bellenden Hundes.”

“Okay, da fangen wir an”, sagte Mackenzie und schaute Harrison an.

Und ohne ein weiteres Wort standen sie auf und waren aus der Tür.




KAPITEL VIER


Mackenzie fand es ein wenig beunruhigend, das Stadthaus erneut zu besuchen. Während sie in diesem wunderbaren Wetter standen, als sie das Nachbarhaus erreichten, war das Wissen, das es dort ein Bett nebenan gab, das in Blut getränkt war, surreal.

Mackenzie schauderte und schaute von dem Stadthaus der Kurtzes weg.

Während sie und Harrison die Stufen zur Haustür der Nachbarn hochgingen, piepte Mackenzies Handy, sie hatte eine Nachricht erhalten. Sie zog das Handy heraus und sah, dass der Text von Ellington war. Sie rollte ihre Augen, während sie ihn las.



Wie läuft’s mit dem Anfänger? Vermisst du mich schon?



Sie antwortete beinahe, aber wollte ihn nicht ermutigen. Sie wollte auch nicht zu distanziert und abgelenkt vor Harrison erscheinen. Sie wusste, es war eingebildet so zu denken, aber sie war sich sicher, dass er sie als eine Art Beispiel sah. Und so steckte sie ihr Handy wieder in ihre Tasche und ging zur Vordertür. Sie ließ Harrison klopfen und sogar das machte er mit größter Vorsicht und Sorgfalt.

Mehrere Sekunden später kam eine nervös aussehende Frau an die Tür. Sie schien Mitte vierzig zu sein. Sie trug ein lässig sitzendes Spaghettitop und ein paar Hosen, die auch gleich nichts mehr als Panties hätten sein können. Sie sah aus, als wenn sie Stammgast am Strand wäre und hatte sich offensichtlich plastischer Chirurgie unterzogen für ihre Nase und wahrscheinlich auch für ihre Brüste.

“Kann ich Ihnen helfen?”, fragte sie.

“Sind Sie Demi Stiller?”

“Das bin ich. Warum?”

Mackenzie zog ihr Abzeichen mit einer erfahrenen Bewegung heraus, bei der sie immer besser wurde. “Wir sind die Agenten White und Harrison vom FBI. Wir würden gerne mit Ihnen über Ihre Nachbarn sprechen.”

“Das ist in Ordnung”, antwortete Demi. “Aber wir haben schon mit der Polizei gesprochen.”

“Ich weiß”, antwortete Mackenzie. “Ich hoffte, ein wenig tiefer zu gehen. So wie ich verstanden habe, gab es ein wenig Ärger mit dem Hund neben an, über den Sie gesprochen haben.”

“Ja, genau”, sagte Demi und drängte sie hinein und schloss die Tür hinter ihnen.

“Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass sie getötet wurden, als ich den Anruf gemacht habe.”

“Natürlich”, sagte Mackenzie. “Wir sind deswegen auch nicht hier. Wir hofften, Sie könnten uns vielleicht ein paar Einblicke in ihr Leben geben. Kannten Sie sie den überhaupt?”

Demi hatte sie in die Küche geführt, wo Mackenzie und Harrison an der Theke platz nahmen. Das Haus war genauso ausgelegt, wie das der Kurtzes. Mackenzie bemerkte wie Harrison skeptisch zu den Treppen schaute, die im nebenan liegenden Wohnzimmer nach oben führten.

“Wir waren keine Freunde, wenn Sie das wissen wollen”, sagte Demi. “Wir haben uns gegrüßt, wenn wir uns gesehen haben, wissen sie? Wir haben ab und an mal mit ihnen im Hinterhof gegrillt, aber das war es auch schon.”

“Wie lange sind Sie schon Nachbarn?”, fragte Harrison.

“Ein bisschen weniger als 4 Jahre, glaube ich.”

“Würden Sie sie als gute Nachbarn beschreiben?”, fragte Mackenzie.

Demi zuckte mit den Schultern. “Meistens schon. Sie hatten hier ab und an laute Zusammenkünfte während der Fußballsaison, aber das war nicht so schlimm. Ich hätte mich auch ehrlich nie über den blöden Hund beschwert. Der einzige Grund warum ich das gemacht habe war, weil niemand an die Tür gekommen ist, als ich geklopft habe.”

“Ich nehme an, Sie wissen nicht, ob sie regelmäßige Gäste hatten, oder?”

“Ich denke nicht”, sagte Demi. “Die Polizisten haben mich dasselbe gefragt. Mein Mann und ich haben viel überlegt und ich kann mich nicht erinnern, jemals Autos hier regelmäßig parken gesehen zu haben, außer es war ihr eigenes.”

“Und wissen Sie, ob sie in irgendetwas involviert waren, das uns ein wenig mehr Menschen bringt, mit denen wir reden können? Irgendeine Art von Klub oder merkwürdige Interessen?”

“Nicht dass ich wüsste”, antwortete Demi. Als sie sprach, schaute sie die Wand an, als wenn sie versuchte, hindurchzusehen und in das Stadthaus der Kurtzes blicken zu können. Sie sah auch ein wenig traurig aus, entweder wegen des Verlust der Kurtzes oder einfach, weil sie dort mitten rein gezogen wurde.

“Sind Sie sicher?”, drängte Mackenzie.

“Ziemlich sicher ja. Ich glaube, der Mann hat Racquetball gespielt. Ich habe ihn ein paar Mal gesehen, als er vom Sportzentrum zurückkam. Über Julie weiß ich nichts. Ich weiß, dass sie gerne zeichnete, aber auch nur, weil sie mir einmal ihre Sachen gezeigt hat. Aber etwas anderes … nein. Sie sind viel unter sich geblieben.”

“Gibt es noch etwas anderes über sie – irgendetwas – das ihnen aufgefallen ist?”

“Naja”, sagte Demi und schaute immer noch die Wand an. “Ich weiß, das ist ein wenig anstößig, aber meinem Mann und mir ist aufgefallen, dass die Kurtzes ein recht aktives Sexleben hatten. Die Wände hier sind relativ dünn – oder die Kurtzes waren zu laut. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft wir sie gehört haben. Manchmal waren es nicht nur dumpfe Geräusche; sie waren wirklich bei der Sache, wissen Sie?”

“Irgendwas gewalttätiges?”, fragte Mackenzie.

“Nein, hat sich nie so angehört”, sagte Demi und sah ein wenig peinlich berührt aus. “Sie waren einfach nur sehr enthusiastisch. Es war etwas, worüber wir uns immer beschweren wollten, aber nie getan haben. Ein wenig peinlich so etwas anzusprechen, oder?”

“Bestimmt”, sagte Mackenzie. “Sie haben ihren Mann ein paar Mal erwähnt. Wo ist er?”

“Auf der Arbeit. Er arbeitet von neun bis fünf. Ich bleibe Zuhause, ich habe eine Teilzeit Redaktion, ein Job, den ich von zu Hause aus machen kann.”

“Würden Sie ihn bitte dieselben Dinge fragen, die ich Sie gerade gefragt habe, um sicherzugehen, dass ich alle möglichen Informationen erhalte?”, fragte Mackenzie.

“Ja, natürlich.”

“Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Stiller. Ich rufe vielleicht später noch einmal an, wenn noch Fragen aufkommen.”

“Das ist in Ordnung”, sagte Demi während sie sie wieder zur Tür führte.

Als sie draußen waren und Demi Stiller die Tür geschlossen hatte, schaute Harrison zurück auf das Stadthaus, das Josh und Julie Kurtz als ihr Zuhause bezeichnet hatten. “Also, alles, was jetzt dabei rausgekommen ist, ist, dass sie ein tolles Sexleben hatten?”, fragte er.

“Scheint so”, sagte sie. “Aber das sagt uns auch, dass sie eine gute Ehe hatten, vielleicht. Passt zu den Aussagen der Familie über ihre Bilderbuchehe und das macht es noch herausfordernder, einen Grund für ihren Tod zu finden. Oder andererseits kann es auch einfacher sein jetzt. Wenn sie eine gute Ehe und nie Probleme hatten, dann wäre es einfacher, jemanden zu finden, der etwas gegen sie hatte. Also... schau dir deine Notizen an. Was würdest du als Nächstes machen?”

Harrison schien ein wenig überrascht, dass sie diese Frage gestellt hatte, aber er schaute geschäftig auf sein Notizbuch, wo er seine Notizen und Akten aufbewahrte. “Wir müssen den ersten Tatort überprüfen – die Sterling Residenz. Die Eltern des Mannes leben sechs Meilen vom Haus entfernt, es könnte sich also lohnen, sie zu überprüfen.”

“Hört sich gut an”, sagte sie. “Hast du die Adressen?”

Sie warf ihm die Autoschlüssel zu und ging zum Beifahrersitz. Sie nahm sich einen Moment Zeit, den überraschten Blick und den Stolz auf seinem Gesicht bei der einfachen Geste zu bewundern, als er die Schlüssel auffing.”

“Dann los”, sagte sie.




KAPITEL FÜNF


Die Sterling Residenz befand sich siebzehn Kilometer vom Kurtzes Stadthaus entfernt.

Mackenzie konnte nicht anders und bewunderte den Ort, als Harrison auf die lange betonierte Auffahrt fuhr. Das Haus befand sich etwa fünfundvierzig Meter von der Hauptstraße entfernt, gesäumt von schönen Blumenbeten und hohen dünnen Bäumen. Das Haus selber war sehr modern, bestand hauptsächlich aus Fenstern und Holzbalken. Es sah wie ein idyllisches, dennoch teures Haus für ein gut gestelltes Ehepaar aus. Das Einzige was die Illusion verdarb, war das gelbe Band der Kriminalpolizei an der Haustür.

Als sie zur Tür gingen, bemerkte Mackenzie wie ruhig der Ort war. Es war von den anderen teuren Nachbarhäusern durch einen dicken Hain von Bäumen abgeschirmt, eine üppige Wand aus grün und genauso gepflegt und teuer aussehend, wie die Häuser entlang des Gebiets dieser Stadt. Obwohl das Grundstück sich nicht am Strand befand, konnte sie das Meer irgendwo in der Entfernung rauschen hören.

Mackenzie duckte sich unter dem Absperrungsband hindurch und nahm die Ersatzschlüssel heraus, die Dagney von der Miami Polizei von der Original Ermittlung zur Verfügung gestellt hatte. Sie traten in das große Foyer und Mackenzie war wieder von der absoluten Ruhe erstaunt. Sie schaute sich den Grundriss des Hauses an. Ein Flur streckte sich zu ihrer linken und endete in einer Küche. Der Rest des Hauses war recht offen; ein Wohnzimmer und ein großer Sitzbereich waren miteinander verbunden, führten weiter und außer Sichtweite in Richtung einer verglasten Hinterveranda.

“Was wissen wir darüber, was hier passiert ist?”, fragte Mackenzie Harrison. Sie wusste es natürlich bereits. Aber sie wollte, dass er seine eigene Intelligenz und Engagement entwickelte und hoffte, er würde sich schnell an alles gewöhnen, bevor der Fall wirklich Ausmaße annahm.

“Deb und Gerald Sterling”, sagte Harrison. “Er war sechsunddreißig und sie war achtunddreißig. Getötet in ihrem Schafzimmer, auf dieselbe Art wie die Kurtzes, dennoch fand dieser Mord mindestens drei Tage vor dem Kurtz Mord statt. Ihre Körper wurden von der Haushälterin nach acht Uhr morgens entdeckt. Der Bericht des Gerichtsmediziners besagt, dass sie in der Nacht zuvor getötet worden waren. Anfängliche Nachforschungen haben kein Beweis gebracht, dennoch analysiert die Spurensicherung gerade einige Haarfasern, die am Türrahmen gefunden worden.”



Mackenzie nickte zu den zitierten Fakten. Sie schaute sich unten um und versuchte ein Gefühl für die Art von Menschen zu bekommen, die die Sterlings waren, bevor sie nach oben ging, wo sie getötet worden waren. Sie kam an einem langen integrierten Buchregal vorbei, das sich zwischen dem Wohnzimmer und dem Sitzbereich befand. Viele Bücher waren Fiktion, hauptsächlich von King, Grisham, Child und Patterson. Es gab auch ein paar Bücher über Kunst. Mit anderen Worten grundlegende Lückenfüller, die keinen Einblick in das persönliche Leben der Sterlings gaben.

Ein dekoratives Rollpult stand an der Wand im Sitzbereich. Mackenzie schaute hinein, aber es gab nichts von Interesse – nur Stifte, Papier ein paar Fotos und andere Haushaltsüberbleibsel.

“Lass uns hochgehen”, sagte sie.

Harrison nickte und nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug.

“Das ist okay”, sagte Mackenzie. Das Kurtzhaus hat mich auch geschafft. Aber glaub mir …. Diese Arten von Situationen werden leichter.”

Du weißt, dass das nicht unbedingt gut sein muss, oder? dachte sie.Wie viele schreckliche Anblicke waren nötig gewesen, seit du die erste Frau auf einem Pfeiler in den Kornfeldern von Nebraska entdeckt hast?

Sie schob den Gedanken beiseite, als sie und Harrison das Ende der Treppe erreicht hatten. Das Obergeschoss bestand aus einem langen Flur, der drei Zimmer enthielt. Ein großes Büro gab es links. Es war sauber bis fast leer und schaute auf den Baumhain an der Rückseite des Hauses. Das riesige Badezimmer gab zwei Waschbecken frei, ihrs und seins, eine große Dusche, eine Wanne und einen riesigen Wäscheschrank, der so groß war wie Mackenzies Küche.

Genauso wie unten, gab es nichts was ein genaueres Bild der Sterlings darstellen würde oder warum irgendjemand sie umbringen würde. Sie verschwendete keine weitere Zeit und ging direkt zum Ende des Flurs, wo die Schlafzimmertür offen stand. Sonnenlicht schien durch das große Fenster auf der linken Seite des Zimmers. Das Licht verschluckte das Ende des Bettes, wandelte das Braun in einen alarmierenden Schatten von Rot.

Es war auf eine Art schwindelerregend, in das Schlafzimmer eines makellosen Hauses zu treten und dann, das ganze Blut auf dem Bett zu sehen. Der Boden war aus Hartholz, aber Mackenzie konnte hier und da Blutspritzer sehen. Es gab nicht so viel Blut an den Wänden wie bei den Kurtzes, aber es gab einige gesprenkelte Tröpfchen wie eine Art, abstraktes Gemälde.

Es lag ein schwacher Geruch nach Kupfer in der Luft, der Geruch von gespritztem getrocknetem Blut. Es war schwach, aber erfüllte den Raum. Mackenzie ging um die Ecke des Bettes, schaute sich die leicht grauen Bettlaken an, die mit roter Farbe durchtränkt waren. Sie sah ein einzelnes Mal auf dem Bettlaken, dass vielleicht eine Einstichstelle von einem Messer sein könnte. Sie schaute es sich näher an und fand, dass es genau das war.

Mit einem einzigen Rundgang ums Bett war Mackenzie sich sicher, dass es hier nichts gab, was den Fall voranbringen würde. Sie schaute sich überall im Zimmer um – die Nachttische, die Kommoden und den kleinen Fernsehschrank – suchte nach den kleinsten Details.



Sie sah eine kleine Einkerbung in der Wand, nicht größer als ein Viertel. Aber es gab einen Blutfleck darum. Darunter war noch mehr Blut, ein kleines Tröpfchen, das an der Wand getrocknet war und der kleinste Fleck davon, auf dem Teppich unter der Einkerbung. Sie ging zur Einkerbung an der Wand und schaute sich das näher an. Es war eine seltsame Form und die Tatsache, dass es dort Blut gab, das darum lag, ließ sie glauben, dass dies das Ergebnis des anderen Flecks war. Sie stand gerade und überprüfte die Ausrichtung des kleinen Lochs mit ihrem Körper. Sie hob leicht ihren Arm und beugte ihn. Dabei passte ihr Ellbogen fast perfekt in die Einkerbung.

“Was hast du gefunden?”, fragte Harrison.

“Anzeichen für einen Kampf, glaube ich”, antwortete sie.

Er kam zu ihr und schaute sich die Einkerbung an. “Nicht viel, oder?”, fragte er.

“Nein, nicht wirklich. Aber das Blut macht es sichtbar. Das und die Tatsache, dass sich dieses Haus in einem makellosen Zustand befindet. Er hat das Haus fast inszeniert, auf eine Art. Aber dieses Zeichen eines Kampfes konnte nicht versteckt werden.”

Sie sah sich den kleinen Blutspritzer auf dem Teppich an. Es war verblasst und es gab sogar sehr schwache Spuren von Rot darum.

“Schau”, sagte sie und zeigte darauf. “Direkt hier sieht es so aus, als wenn jemand versucht hat, das sauber zu machen. Aber entweder war er in Eile oder dieses kleine bisschen ist nicht weggegangen.”

“Vielleicht sollten wir das noch einmal beim Kurtz Haus überprüfen.”

“Vielleicht”, stimmte sie zu, obwohl sie sich sicher, war, dass sie den Ort sorgfältig überprüft hatte.

Sie trat von der Wand weg und ging in den riesigen begehbaren Kleiderschrank. Sie schaute hinein und sah noch mehr Ordnung.

Sie sah dennoch das Einzige, was man in diesem ganzen Haus als unordentlich bezeichnen konnte. Ein T-Shirt und eine Hose waren hineingeknüllt, fast gegen die Schrankwand gedrückt. Sie zog das Shirt von den Hosen weg und sah, dass es Männer Kleidung war – vielleicht die letzten Kleider, die Gerald Sterling jemals getragen hatte.

Sie griff in eine der Vordertaschen. In einer fand sie siebzehn Cent Wechselgeld. In der anderen fand sie eine zusammengeknüllte Quittung. Sie glättete sie und sah, dass es aus einem Lebensmittelgeschäft vor fünf Tagen war … seinem letzten Lebenstag.

Sie sah die Quittung an und überlegte.

Wie sonst können wir herausfinden, was sie am letzten Tag ihres Lebens gemacht haben? Oder die letzte Woche oder den ganzen Monat?

“Harrison, in diesen Berichten, hat die Miami Polizei nicht gesagt, dass sie die Handys der Verstorbenen nach Hinweisen durchsucht haben?”

“Das stimmt”, sagte Harrison, während er vorsichtig um das blutige Bett herumtrat.

“Kontakte, eingehende und ausgehende Anrufe, E-Mails, Downloads, alles.”

“Aber nichts wie Internetsuchverlauf oder irgendwas in der Art?”

“Nein, nicht dass ich wüsste.”

Sie legte die Quittung wieder in die Jeans, Mackenzie ging aus dem Schrank und dann in das Schlafzimmer. Sie ging wieder herunter und war sich bewusst, dass Harrison ihr folgte.

“Was ist es?”, fragte Harrison.

“Ein Hinweis”, sage sie. “Eine Hoffnung, vielleicht.”

Sie ging zurück zu dem Rollpult im Wohnzimmerbereich und öffnete ihn wieder. Ganz hinten gab es einen kleinen Korb. Ein paar Stifte steckten heraus, sowie ein persönliches Scheckbuch mit Einzelbelegen. Wenn sie das Haus so ordentlich gehalten haben, dann nehme ich an, sind ihre Scheckbücher genauso ordentlich.

Sie nahm das Scheckbuch heraus und stellte fest, dass sie recht hatte. Die Zahlen waren mit sorgfältiger Pflege ausgefüllt. Jede Überweisung war sehr leserlich geschrieben und mit so viel Details wie möglich ausgefüllt. Sogar ATM Abbuchungen waren vermerkt. Es dauerte zwanzig Sekunden, bis sie erkannte, dass dieses Scheckbuch für eine Art zweites Konto war und nicht für die Hauptausgaben der Sterlings. Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte das Konto ein bisschen mehr als sieben Tausend Dollar.



Sie sah das Scheckbuch durch, um etwas zu finden, was ihr irgendeinen Hinweis geben könnte, aber sie fand nichts, was ihr sofort in’s Auge sprang. Sie fand allerdings ein paar Abkürzungen, die sie nicht erkannte. Die meisten der Überweisungen waren für Beträge über sechzig bis zweihundert Dollar ausgestellt. Einen der Einträge, den sie nicht zuordnen konnte, war für zweitausend Dollar ausgeschrieben.

Obwohl nichts in den Aufzeichnungen sofort ihre Neugier weckte, blieb sie bei den Abkürzungen und Initialien hängen, die sie nicht kannte. Sie machte ein paar Fotos von den Einträgen mit ihrem Handy und legte das Scheckbuch zurück.

“Hast du eine Idee oder so?”, fragte Harrison.

“Vielleicht”, sagte sie. “Kannst du bitte Dagney anrufen und sie fragen, ob jemand die Finanzen der Sterling’s im letzten Jahr überprüft hat? Konten, Kreditkarten, sogar PayPal überprüfen, wenn sie es haben.”

“In Ordnung”, sagte Harrison. Er zog sofort sein Handy heraus, um diese Aufgabe zu erfüllen.

Ich werde wahrscheinlich nicht so viel gedanklich mit ihm arbeiten, dachte Mackenzie.

Sie hörte zu, wie er mit Dagney sprach, während sie das Rollpult schloss und zurück nach oben schaute.

Jemand ist vor vier Tagen da hochgegangen und hat ein Ehepaar getötet, dachte sie und versuchte sich das vorzustellen. Aber warum? Und wieso gab es wieder keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen?

Die Antwort war einfach: Genau wie bei den Kurtzes wurde der Mörder hereingelassen. Und das bedeutete, dass sie den Mörder entweder kannten und ihn hereingelassen haben oder der Mörder spielte eine bestimmte Rolle … tat so, als sei er jemand, den sie kannten oder spielte einen Bedürftigen.

Die Theorie fühlte sich fadenscheinig an, aber sie wusste, dass es dort etwas gab. Wenn auch nichts weiter, als eine schwache Verbindung zwischen den beiden Paaren.

Und im Moment war das eine ausreichende Verbindung um weiterzumachen.




KAPITEL SECHS


Obwohl sie gehofft hatte, es vermeiden zu können mit den Familien der kürzlich Verstorbenen zu sprechen, fand Mackenzie sich dabei wieder, wie sie ihre to do Liste schneller als erwartet abarbeitete. Nachdem sie das Sterling Haus hinter sich gelassen hatten, war der nächste Ort, um Antworten zu erhalten, die am nächsten stehenden Angehörigen der Familien. In dem Fall der Sterlings war die nächste Familien-angehörige eine Schwester, die weniger als sechzehn Kilometer vom Kurtzes Stadthaus entfernt wohnte.

Der Rest der Familie wohnte in Alabama.

Die Kurtzes jedoch hatten viel Familie in der Nähe. Josh Kurtz war nicht weit weg von seinem Elternhaus gezogen, er lebte nicht nur in einem Umkreis von 32 Kilometer von seinen Eltern entfernt, sondern auch von seiner Schwester. Und da die Miami-Polizei bereits ausgiebig mit den Kurtzes Eltern gesprochen hatte, neigte Mackenzie dazu, sich mit der Schwester von Julie Kurtz zu unterhalten.

Sara Lewis schien mehr als froh, sich mit ihnen treffen zu können und obwohl die Nachricht vom Tod ihrer Schwester erst zwei Tage her war, schien sie es, so gut wie eine Zwanzigjährige konnte, akzeptiert zu haben.

Sara lud sie in ihr Haus in Overtown ein, ein idyllisches einstöckiges Haus, das ein größer als ein kleines Apartment war. Es war spärlich dekoriert und enthielt die Art von nervöser Ruhe, die Mackenzie in so vielen anderen Häusern gespürt hatte, wo jemand mit einem kürzlichen Verlust umging. Sara saß auf der Ecke der Couch und hielt eine Tasse Tee in ihren Händen. Es war klar, dass sie erst vor Kurzem viel geweint hatte, sie sah auch aus, als wenn sie nicht viel geschlafen hätte.

“Ich nehme an, dass das FBI involviert ist”, sagte sie, “bedeutet, dass es mehr als eine Tat gab?”

“Ja, gab es”, sagte Harrison neben Mackenzie. Sie zögerte kurz, wünschte sich, dass er nicht so bereitwillig die Information herausposaunt hätte.

“Aber”, warf Mackenzie ein, ehe Harrison fortfahren konnte, “wir können natürlich keine festen Schlüsse über Vermutungen ziehen, ohne eine sorgfältige Überprüfung durchzuführen. Und deswegen wurden wir hinzugezogen.”

“Ich werde helfen, so gut es geht”, sagte Sara Lewis. “Aber ich habe bereits die Fragen der Polizei beantwortet.”

“Ja, ich verstehe das und weiß das zu schätzen”, sagte Mackenzie. “Ich wollte nur ein paar Dinge abdecken, die vielleicht übergangen worden sind. Zum Beispiel, haben Sie eine Ahnung wie ihre Schwester und ihr Schwager finanziell da standen?”

Es war klar, dass Sara dachte, dass dies eine merkwürdige Frage war, aber sie gab ihr bestes um trotzdem zu antworten. “Okay, ich glaube schon. Josh hatte einen guten Job und sie haben wirklich nicht viel Geld ausgegeben. Julie hat mich manchmal sogar ausgeschimpft, weil ich so leichtfertig Geld ausgebe. Ich meine, sie sind bestimmt nicht im Geld geschwommen… nicht so weit ich weiß. Aber sie lebten gut.”

“Okay, ihre Nachbarin hat uns gesagt, dass Julie gerne gezeichnet hat. War das nur ein Hobby oder hat sie damit Geld verdient?”

“Mehr ein Hobby”, sagte Julie. Sie war gut, aber sie wusste, dass es nichts Besonderes war, wissen Sie?”

“Was ist mit Ex-Freunden? Oder vielleicht Ex-Freundinnen, die Josh gehabt hatte?”

“Julie hatte ein paar Ex-Freunde, aber keiner von denen hat das schlecht aufgenommen. Außerdem leben sie alle quer im Land verstreut. Ich weiß, dass zwei von ihnen verheiratet sind. Was Josh angeht, ich glaube nicht, dass es irgendwelche Ex-Freundinnen auf der Bildfläche gab. Ich meine… Ich weiß es nicht. Sie waren einfach ein tolles Paar. Lieb zueinander – ekelhaft süß in der Öffentlichkeit. Diese Art von Paar.”

Der Besuch fühlte sich zu kurz für ein Ende an, aber Mackenzie hatte nur noch eine weitere Spur zu verfolgen und sie war sich nicht sicher, wie sie es anstellen sollte, ohne sich selbst zu wiederholen. Sie dachte an die merkwürdigen Einträge im Scheckbuch der Sterlings, immer noch hatte sie keine Ahnung, was diese bedeuten sollten.

Wahrscheinlich nichts, dachte sie. Menschen führen ihre Scheckbücher unterschiedlich, das ist alles.

Trotzdem lohnt es sich, sich das anzuschauen.

Während sie an die Abkürzungen dachte, die sie im Sterlings Scheckbuch gesehen hatte, fuhr Mackenzie fort. Als sie ihren Mund öffnete, um zu sprechen, hörte sie Harrisons Handy in seiner Tasche vibrieren. Er überprüfte es schnell und ignorierte dann den Anruf. “Tut mir leid”, sagte er.

Sie ignorierte die Störung und fragte: “Wissen Sie, ob Julie oder Josh in irgendeiner Art von Organisation oder vielleicht Klubs oder Sportzentren involviert sind? Die Art von Ort, wo man regelmäßig Gebühren zahlt?”

Julie dachte einen Moment darüber nach und schüttelte ihren Kopf. “Nicht dass ich wüsste. Wie ich sagte … sie haben nicht wirklich viel Geld ausgegeben. Die einzige monatliche Ausgabe von der ich weiß, war ihr Spotify Konto und das kostet nur zehn Dollar.”

“Und wurden Sie schon von Jemanden kontaktiert, von einem Anwalt oder so darüber was mit ihren Finanzen passiert?”, fragte Mackenzie. “Es tut mir leid zu fragen, aber das könnte dringend sein.”

“Nein, noch nicht”, sagte sie. “Sie waren so jung. Ich weiß nicht einmal, ob sie ein Testament gemacht haben. Mist … Ich denke, das kommt alles auf mich zu, oder?”

Mackenzie stand auf, unfähig die Frage zu beantworten. “Danke, dass Sie mit uns gesprochen haben, Sara. Bitte, wenn Ihnen noch etwas einfällt, hinsichtlich der Fragen, die ich Ihnen gestellt habe, würde ich einen Anruf zu schätzen wissen.”

Damit überreichte sie Sara eine Visitenkarte. Sara nahm sie und steckte sie weg während sie sie zur Tür brachte. Sie war nicht unhöflich, aber es war klar, dass sie sie so schnell wie möglich los werden wollte.

Als die Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten, fand Mackenzie sich selbst auf Sara’s Veranda mit Harrison wieder. Sie überlegte ihn dafür zu rügen, dass er Sara so schnell wissen lassen hatte, dass es mehr als einen Mord gab, der mit dem Mord ihrer Schwester in Verbindung gebracht werden konnte. Aber es war ein ehrlicher Fehler, einer den sie ein oder zweimal gemacht hatte, als sie begonnen hatte. Also sagte sie nichts.

“Kann ich dich was fragen?”, fragte Harrison.

“Klar”, sagte Mackenzie.

“Warum bist du so fixiert auf ihre Finanzen? Hat es etwas damit zu tun, was du bei den Sterlings gesehen hast?”

“Ja. Es ist nur ein Hinweis bis jetzt, aber einige der Überweisungen waren –“

Harrisons Handy vibrierte wieder. Er nahm es mit einem peinlich berührten Blick auf seinem Gesicht aus seiner Tasche. Er schaute auf das Display, ignorierte es beinahe, aber hielt es dann in der Hand, während sie zum Auto gingen.

“Tut mir leid, ich muss da rangehen”, sagte er. “Es ist meine Schwester. Sie hat schon angerufen während wir drinnen waren, was merkwürdig ist.”

Mackenzie achtete nicht auf ihn, während sie ins Auto stiegen. Sie hörte kaum zu, was Harrison in dem Gespräch sagte. Als sie das Auto auf die Straße lenkte, konnte sie jedoch schon an seinem Ton erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war.

Als er den Anruf beendete, lag ein schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht. Seine Unterlippe war nach unten gezogen, es sah wie etwas zwischen einer Grimasse und ein Stirnrunzeln aus.

“Harrison?”

“Meine Mutter ist heute Morgen gestorben”, sagte er.

“Oh mein Gott”, sagte Mackenzie.

“Herzinfarkt … einfach so. Sie ist –“

Mackenzie sah, dass er darum kämpfte, nicht in Tränen auszubrechen. Er drehte sich von ihr weg und schaute aus dem Fenster und heulte los.

“Es tut mir so leid, Harrison”, sagte sie. “Lass uns dich nach Hause bringen. Ich suche sofort einen Flug. Brauchst du sonst noch etwas?”

Er schüttelte nur kurz den Kopf, schaute immer noch aus dem Fenster, während er ein wenig offener weinte.

Mackenzie rief zuerst in Quantico an. Sie konnte McGrath nicht ans Telefon bekommen, also hinterließ sie eine Nachricht bei seiner Sekretärin, erzählte ihr was passiert war, und das Harrison den nächsten Flug nach DC nehmen würde. Dann rief sie die Fluggesellschaft an und buchte den ersten möglichen Flug, der in dreieinhalb Stunden ging.

Sobald der Flug gebucht war und sie den Anruf beendet hatte, klingelte ihr Handy. Sie warf Harrison einen aufmunternden Blick zu und beantwortete den Anruf. Es fühlte sich schrecklich an zurück zur Arbeit zu gehen, geistlich, nach Harrisons Nachrichten, aber sie hatte einen Job zu erledigen – und es gab immer noch keine zuverlässigen Spuren.

“Agentin White”, sagte sie.

“Agentin White hier ist Beamtin Dagney. Ich dachte, Sie wollten vielleicht wissen, dass wir eine potenzielle Spur haben.”

“Potenziell?”, fragte sie.

“Naja, er passt auf jeden Fall ins Profil. Es ist ein Mann, der mehrere Einbrüche begangen hat, zwei von denen enthielten Gewalt und sexuelle Übergriffe.”

“In derselben Gegend wie von den Kurtzes und den Sterlings?”

“Da wird es interessant,” sagte Dagney. “Einer der Fälle, die einen sexuellen Übergriff beinhalteten, geschah in der selben Stadthäusergruppe in der die Kurtzes wohnten.”

“Haben wir eine Adresse von dem Mann?”

“Ja. Er arbeitet in einer Werkstatt. Einer Kleinen. Und wir haben die Bestätigung, dass er dort auch jetzt ist. Sein Name ist Mike Nell.”

“Schicken Sie mir die Adresse und ich spreche mit ihm. Gibt es schon etwas wegen den Finanzberichten, die Harrison angefordert hat?”, fragte Mackenzie.

“Noch nicht. Es arbeiten aber einige Leute daran. Sollte nicht zu lange dauern.”

Mackenzie beendete das Gespräch und gab ihr bestes, Harrison seinen Moment der Trauer zu geben. Er weinte nicht länger, aber musste sich redlich Mühe geben, nicht zusammenzubrechen.

“Danke”, sagte Harrison und wischte eine Tränenspur von seinem Gesicht.

“Für was?”, fragte Mackenzie.

Er zuckte die Schultern. “Dafür, dass du McGrath und den Flughafen angerufen hast. Tut mir leid, dass das jetzt solche Umstände inmitten eines Falles macht.”

“Das ist es nicht”, sagte sie. “Harrison, es tut mir sehr leid für deinen Verlust.”

Anschließend wurde es still im Auto, und ob es ihr gefiel oder nicht, Mackenzies Gedanken gingen zurück in den Arbeitsmodus. Da war ein Mörder da draußen, der anscheinend eine merkwürdige Rache an glücklichen Paaren ausübte. Und er wartete vielleicht jede Sekunde auf sie.

Mackenzie konnte es kaum erwarten, ihn zu erwischen.




KAPITEL SIEBEN


Harrison am Motel abzusetzen war bittersüß. Sie wünschte sich, sie könnte mehr für ihn tun, zumindest ein paar mehr tröstende Worte liefern. Am Ende gab sie ihm ein halbherziges Winken, als er in sein Zimmer ging und seine Sachen packte und sich ein Taxi rief, dass ihm zum Flughafen bringen sollte.

Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, kopierte Mackenzie die Adresse die Dagney ihr geschickt hatte, in ihr GPS. Die Lipton Auto Garage war genau siebzehn Minuten vom Motel entfernt, eine Entfernung, die sie sofort begann abzufahren.

Alleine im Auto zu sein fühlte sich komisch an, aber sie lenkte sich selbst mit der Miami Landschaft ab. Es war anders, als die anderen Strand Städte, in denen sie je gewesen war. Wo kleinere Städte am Strand ein wenig sandig und schon fast verblasst schienen, schien in Miami alles zu glänzen und zu glitzern, trotz des nahen Strands und Salz, das vom Ozean spritzte. Hier und da konnte sie ein Gebäude sehen, das nicht hier herzugehören schien, vernachlässigt und verlassen - eine Erinnerung daran, dass alles seine Schandflecken hatte.

Sie kam eher als erwartet an der Werkstatt an, sie musste abgelenkt gewesen sein, von den Anblicken der Stadt. Sie parkte auf einem Parkplatz, der voll mit kaputten Autos und Lkws war, die offensichtlich da waren, um für Ersatzteile geplündert zu werden. Es sah aus wie die Art von Betrieb, der sich für immer in einem Status des Fast Bankrottes befand.

Ehe sie reinging, verschaffte sie sich einen kurzen Überblick über den Ort. Es gab ein heruntergekommenes Büro, das im Moment unbesetzt war. Die benachbarte Garage enthielt drei Buchten, nur eine davon enthielt ein Auto. Es stand auf der Hebebühne, aber es sah nicht so aus, als wenn daran gearbeitet wurde. In der Werkstatt wühlte ein Mann in einem regalförmigen Werkzeugkasten. Ein weiterer Mann befand sich im Hintergrund der Werkstatt auf einer kleinen Leiter und durchwühlte eine Reihe von alten Kartons.

Mackenzie ging zu dem Mann, der ihr am nächsten war, derjenige, der die Werkzeugkiste durchsuchte. Er war wohl fast vierzig, mit langem, fettigem Haar, das auf seine Schultern fiel. Die Stoppeln auf seinem Gesicht konnte man nicht wirklich einen Bart nennen. Als er hochblickte und sie bemerkte, lächelte er breit.

“Hey, Süße”, sagte er mit einem kleinen südlichen Akzent. “Wie kann ich dir weiterhelfen?”

Mackenzie zog ihr Abzeichen. “Zuerst, hören Sie mal auf mich Süße zu nennen. Dann können Sie mir sagen, ob Sie Mike Nell sind.”

“Ja, das bin ich”, sagte er. Er starrte mit ein wenig Angst auf ihr Abzeichen. Er schaute dann wieder auf ihr Gesicht, als wenn er versuchte herauszufinden, ob das eine Art Scherz war.

“Herr Nell, ich würde gerne –“

Er wirbelte schnell herum und schubste sie. Hart. Sie taumelte zurück und ihr Fuß streifte einen Reifen, der auf dem Boden lag. Als sie das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel, sah sie noch, wie Nell weglief. Er verließ die Werkstatt, rannte und schaute über seine Schulter.

Das ist schnell eskaliert, dachte sie. Er ist garantiert schuldig wegen irgendwas.

Ihr Instinkt wollte nach der Waffe greifen. Aber das würde Aufsehen erregen. Also wollte sie aufstehen und hinterher rennen. Aber während sie sich hochdrückte, fiel ihre Hand auf etwas, das auf dem Boden liegen geblieben war. Es war ein Radkreuz – wahrscheinlich das, das von dem Rad abgenommen worden war, über das sie gefallen war.

Sie nahm es hoch und kam schnell auf ihre Füße. Sie rannte nach draußen vor die Werkstatt und sah Nell auf dem Bürgersteig, wo er gerade die Straße überquerte. Mackenzie schaute schnell nach rechts und links, sah, dass es keine Autos in der Nähe gab, und warf ihren Arm zurück.

Sie warf das Drehkreuz durch die Luft, mit so viel Kraft sie konnte. Es segelte viereinhalb Meter oder so, die sie und Nell trennten, und traf ihn direkt am Rücken. Er ließ einen Schrei der Überraschung und des Schmerzes los, bevor er nach vorne taumelte und auf die Knie fiel, fast landete er mit dem Gesicht auf der Straße.

Sie lief zu ihm, drückte ihm ein Knie in den Rücken, noch ehe er überhaupt daran denken konnte, wieder auf die Beine zu kommen.

Sie drückte seine Arme auf seinen Rücken und drückte sie nach unten. Er versuchte sich zu befreien, aber merkte dann, dass das nur noch mehr Schmerzen verursachte, da seine Schultern zurückgezogen waren. Mit einer Schnelligkeit, die sie seit Monaten übte, zog sie die Handschellen aus ihrem Gürtel und schlang sie um Nells Handgelenke.

“Das war dumm”, sagte Mackenzie. “Ich wollte nur ein paar Fragen stellen … und Sie haben mir schon die Antwort gegeben, nach der ich suche.”

Nell sagte nichts, aber er akzeptierte endlich, dass er ihr nicht entkommen konnte. Als die Autos vorbeigefahren waren, kam der andere Mann aus der Werkstatt herübergeeilt.

“Was zum Teufel ist hier los?”, fragte er.

“Herr Nell hat gerade eine FBI–Agentin angegriffen”, antwortete Mackenzie. “Es tut mir leid, er wird den Tag für Sie nicht beenden können.”



***



Mackenzie beobachtete Mike Nell hinter dem Doppelglas des Verhörraums. Er sah verärgert und peinlich berührt aus – ein finsterer Blick war auf seinem Gesicht geblieben, seitdem Mackenzie ihn auf die Beine gestellt hatte, in Handschellen vor seinem Arbeitgeber. Er kaute nervös an seiner Lippe, ein Zeichen, das er sich wahrscheinlich nach einer Zigarette oder einem Drink sehnte.

Mackenzie wandte sich von ihm ab, um die Akte in ihrer Hand zu lesen. Sie erzählte die kurze, aber facettenreiche Geschichte von Mike Nell, der mit sechzehn von Zuhause weggelaufen und mit achtzehn das erste Mal wegen unbedeutenden Diebstählen und schwerem Überfall festgenommen worden wurde. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens zeigten das Porträt eines Störenfrieds – Überfälle, Einbrüche, Diebstahl, Eindringen, ein paar Ausflüge ins Gefängnis.

Neben Mackenzie sahen Dagney und Sheriff Rodriguez Nell mit etwas wie Verachtung an.

“Ich nehme an, Sie haben ihn oft in der Vergangenheit gesehen?”, fragte Mackenzie.

“Haben wir”, sagte Rodriguez. “Und irgendwie haut das Gericht ihm immer nur auf die Finger und das war’s. Die längste Strafe, die er abgesessen hat, war die, von der er gerade freigelassen wurde und das war ein Jahr Haftstrafe. Wenn sich herausstellt, dass dieser Arsch für diese Morde verantwortlich ist, dann werden die Gerichte den Schwanz einziehen.”

Mackenzie übergab den Bericht Dagney und ging zur Tür. “Naja, dann schauen wir mal, was er zu sagen hat”, sagte sie.

Sie ging aus dem Zimmer und stand einen Moment im Flur, ehe sie weiter ging, um Mike Nell zu verhören. Sie nahm ihr Handy heraus, um zu sehen, ob sie einen Text von Harrison erhalten hatte. Sie nahm an, er war jetzt am Flughafen, vielleicht hatte er bereits mit anderen Familienmitgliedern gesprochen, um herauszufinden, was zu Hause vor sich ging. … Es tat ihr ehrlich Leid für ihn, und obwohl sie ihn gar nicht so gut kannte, wünschte sie sich, dass sie etwas für ihn tun könnte.

Sie schob ihre Gefühle für einen Moment zur Seite, packte ihr Handy weg und betrat den Verhörraum. Mike Nell schaute sie an und gab sich keine Mühe seinen verächtlichen Blick zu verstecken. Aber jetzt war da noch was anderes. Er machte auch keinen Versuch die Tatsache zu verstecken, dass er sie sich genau anschaute, seine Augen schauten länger als nötig auf ihre Hüften.

“Gefällt Ihnen, was Sie sehen, Herr Nell?”, fragte sie und nahm Platz.

Völlig perplex von der Frage kicherte Nell nervös und sagte: “Ich glaube schon.”

“Ich nehme an, Sie wissen, dass Sie in Schwierigkeiten sind, weil Sie eine FBI-Agentin angegriffen haben, auch wenn es nur ein Schubs war.”

“Was ist mit ihrem kleinen Drehkreuz Stunt?”, fragte er.

“Wäre Ihnen meine Waffe lieber gewesen? Ein Schuss direkt in die Wade oder Schulter, damit Sie langsamer laufen?”

Nell hatte nichts dazu zu sagen.

“Es ist schon klar, dass wir nicht so schnell beste Freunde werden”, sagte Mackenzie, “also lassen Sie uns den Small Talk überspringen. Ich würde gerne wissen, wo Sie überall in den letzten Wochen waren.”

“Das ist eine lange Liste”, sagte Nell verteidigend.

“Ja, ich bin mir sicher, ein Mann von Ihrem Schlag kommt überall hin. Also beginnen wir einmal mit vor zwei Nächten. Wo waren Sie zwischen sechs Uhr abends und sechs Uhr morgens?”

“Vor zwei Nächten? Da war ich mit einem Freund unterwegs. Habe Karten gespielt, ein bisschen was getrunken, nichts Großes.”

“Kann das jemand außer ihrem Freund bezeugen?”

Nell zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht. Da waren noch ein paar andere Männer, die mit uns gespielt haben. Warum fragen Sie das überhaupt?”

Mackenzie sah keinen Grund es noch länger, als nötig herauszuschieben. Wenn sie nicht so abgelenkt wäre, mit dem was Harrison passiert war, dann hätte sie ihn wahrscheinlich noch weiter bedrängt, bevor sie direkt auf den Punkt gekommen wäre, in der Hoffnung er würde sich selbst verraten, wenn er in der Tat schuldig war.

“Ein Paar wurde tot in ihrem Stadthaus gefunden, vor zwei Tagen. Es ist nun so, dass das in einem Haus passiert ist, das im selben Komplex der Stadthäuser liegt, in dem Sie wegen Diebstahl und schweren Überfalls verhaftet wurden. Das beides zusammen, plus der Tatsache, dass Sie seit weniger als einem Monat frei sind, bringt Sie ganz oben auf die Liste der infrage kommenden Personen.”

“Das ist Mist”, sagte Nell.

“Nein, das ist logisch. Etwas, von dem ich annehme, mit dem Sie nicht vertraut sind, wenn man sich ihren Polizeibericht ansieht.”

Sie konnte sehen, dass er eine Bemerkung machen wollte, aber er hielt sich zurück und kaute stattdessen wieder auf seiner Unterlippe. “Ich war nicht wieder an dem Ort, seit ich draußen bin”, sagte er. “Was sollte das für einen Sinn machen?”

Sie schaute ihn einen Augenblick skeptisch an und fragte: “Was ist mit Ihren Freunden? Und den Typen, die Sie im Gefängnis getroffen haben?”

“Einer von ihnen, ja.”

“Irgendwelche Freunde, die auch Stehlen und Überfalle machen?”

“Nein, “spie er. “Einer der Männer hat eine Einbruchstrafe und eine Strafe wegen unerlaubtem Eindringens als Teenager bekommen, aber nein … sie würden niemanden umbringen. Ich auch nicht.”

“Aber einbrechen und eindringen und jemanden schlagen ist OK?”

“Ich habe nie jemanden umgebracht”, sagte er wieder. Er war klar frustriert und zeigte große Zurückhaltung es nicht an ihr auszulassen. Und genau das hatte sie gesucht. Wenn er sich der Morde schuldig gemacht hätte, dann wäre die Chance, dass er sofort abwehrend und wütend geworden wäre, viel größer. Tatsächlich versuchte er sein Bestes, um keine Schwierigkeiten zu bekommen, er sah sogar davon ab, eine FBI-Agentin verbal auszupeitschen, dass zeigte, das er wahrscheinlich keine Verbindung zu den Morden hatte.

“Okay, sagen wir einmal Sie haben nichts mit diesen Morden zu tun. Was haben Sie dann verbrochen? Ich nehme an, Sie haben etwas getan, was Sie nicht hätten tun sollen. Warum sonst würden Sie eine FBI-Agentin schubsen und wegrennen?”

“Ich spreche nicht”, sagte er. “Nicht bevor ich einen Anwalt gesehen habe.”

“Ah, das habe ich vergessen, dass Sie schon ein Profi in diesem Spiel sind. O.K., gut … wir holen Ihren Anwalt. Aber ich nehme an, Sie wissen, wie die Polizei arbeitet. Wir wissen, dass Sie sich etwas zuschulden kommen lassen haben. Und wir werden herausfinden, was das ist. Sagen Sie mir es also jetzt und Sie ersparen uns allen jede Menge Ärger.”

Seine fünf ehrlichen Sekunden der Stille zeigten an, dass er das nicht beabsichtigte.

“Ich brauche die Namen und die Anzahl der Männer, mit denen Sie angeblich vor zwei Nächten zusammen gewesen sind. Geben Sie mir die und wenn Ihr Alibi korrekt ist, dann können Sie gehen.”

“Okay”, grunzte Nell.

Seine Reaktion darauf war ein weiteres Zeichen, das er wahrscheinlich unschuldig bei den Morden war. Es gab keine sofortige Erleichterung auf seinem Gesicht, aber eine Art kurze Irritation, dass er irgendwie schon wieder im Verhörraum gelandet war.

Mackenzie nahm die Namen der Männer auf und notierte sie für Dagney oder wer immer für solche Dinge zuständig war, Nell’s Handy nach den Nummern zu durchsuchen. Sie verließ den Verhörraum und ging zurück in den Beobachtungsraum.

“Also?”, sagte Rodriguez.

“Er ist nicht unser Mann”, sagte Mackenzie. “Aber nur fürs Protokoll, hier ist eine Liste von Freunden, mit denen er angeblich in der Nacht in dem die Kurtzes getötet wurden, zusammen war.”

“Sind Sie sicher?”

Sie nickte.

“Es gab keine echte Erleichterung, als ich ihm gesagt habe, dass er gehen kann, wenn sein Alibi überprüft worden ist. Und ich habe versucht, eine Reaktion aus ihm herauszulocken und ihn zu Fall zu bringen. Sein Verhalten weißt einfach nicht auf einen Schuldigen hin. Aber wie gesagt, wir sollten die Komplizen überprüfen, nur um sicher zu sein. Nell hat sich garantiert irgendetwas zuschulden kommen lassen. Mein kaputter Rücken beweist das. Glauben Sie, Sie können herausfinden, was das ist?”

“Darauf können Sie sich verlassen.”

Sie verließ die Station, vertrauend darauf, dass Mike Nell nicht ihr Mann war. Irgendwo darüber hinaus begann sie an ihren Vater zu denken.

Sie nahm an, das sollte so sein. Es gab ein paar Ähnlichkeiten zwischen seinem Fall und dem aktuellen Fall. Jemand war in ein Haus eingebrochen, ohne Anzeichen gewaltsamen Eindringens, das deutete darauf hin, dass die Paare den Mörder kannten und ihn freiwillig hereingelassen hatten. Sie erinnerte sich kurz an ihren Vater, blutbespritzt auf dem Bett liegend, als sie sich die Bilder in Erinnerung rief, die sie bei den Kurtzes und Sterlings in den Akten gesehen hatte.





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In BEVOR ER BRAUCHT (ein Mackenzie White Mysterie – Buch 5) findet sich Special Agentin Mackenzie White in einem Fall wieder, den sie so noch nie erlebt hatte: Das Opfer ist weder Mann noch Frau – sondern ein Paar. Das dritte Paar das in diesem Monat Zuhause Tod aufgefunden wurde. Während Mackenzie und das FBI herauszufinden versuchen, wer glücklich verheiratete Paare tot sehen will, führt sie die Suche in eine verstörene Welt und Subkultur. Sie lernt schnell, das nicht alles so perfekt hinter den Gartenzäunen von perfekten Vorstadtgärten ist, wie es scheint – und die Dunkelheit auch bei den glücklichsten Familien lauert. Während ihre Suche sich in ein tödliches Katz- und Mausspiel verwandelt, erkennt Mackenzie, die immer noch damit beschäftigt ist den Mörder ihres eigenen Vaters zu finden, dass sie zu tiefgründig ist – und das der Mörder den sie sucht, wahrscheinlich das trügerischste von allen ist: überraschend normal. Ein dunkler Psychothriller mit garantierten Herzklopfen, BEVOR ER BRAUCHT ist Buch #5 aus einer der fesselnden neuen Reihen – mit einem charmanten neuem Charakter- der Sie garantiert bis spät abends lesen lässt. Buch #6 in den Mackenzie White Mysterie Reihen wird bald erhältlich sein.

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