Книга - Der Aufstand Der Drachen

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Der Aufstand Der Drachen
Morgan Rice


Von Königen Und Zauberern #1
Wenn Sie gedacht haben, dass es nach dem Ende der Serie DER RING DER ZAUBEREI keinen Grund zum Leben mehr gibt, haben Sie sich getäuscht. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN, hat Morgan Rice den verheißungsvollen Auftakt einer weiteren brillanten Serie veröffentlicht, die uns in eine Welt der Trolle und Drachen, voller Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie, und dem Glauben an das Schicksal eintauchen lässt. Morgan ist es wieder einmal gelungen starke Charaktere zu erschaffen, die wir nur zu gerne auf jeder Seite anfeuern… Wärmstens empfohlen für die Bibliothek aller Leser, die Fantasy-Geschichten lieben.  --Books and Movie Reviews, Roberto MattosVon der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice kommt der erste Band einer epischen neuen Fantasy-Serie: DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN – Buch 1) . Kyra, ein vierzehnjähriges Mädchen, das davon träumt in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und eine berühmte Kriegerin zu werden, ist das einzige Mädchen in einer Festung voller Männer. Bemüht, ihre Fähigkeiten, ihre mysteriöse innere Macht, zu verstehen, und das Geheimnis zu ergründen, das man seit ihrer Geburt vor ihr geheim gehalten hat, erkennt sie, dass sie anders ist als die anderen und ein besonderes Schicksal hat. Es stellt sie vor die Frage, wer sie wirklich ist. Als sie ins heiratsfähige Alter kommt und der Lord kommt, um sie zu holen, will ihr Vater sie verheiraten, um sie zu retten. Doch Kyra weigert sich und bricht auf eine Wanderung in den gefährlichen Wald auf, wo sie einem verwundeten Drachen begegnet und eine Reihe von Ereignissen auslöst, die das Schicksal des Königreichs für immer verändern wird. Am anderen Ende des Königreichs wandert Merk, ein ehemaliger Söldner, der versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, durch den Wald um ein Wächter in einem der Türme zu werden, und das Schwert des Feuers zu beschützen, die magische Quelle die die Flammen speist. Doch auch die Trolle wollen das Schwert haben und sie bereiten eine gigantische Invasion vor, die das Königreich für immer zerstören könnte. Mit seiner dichten Atmosphäre und komplexen Charakteren ist DER AUFSTAND DER DRACHEN eine dramatische Saga von Rittern und Kriegern, Königen und Lords, von Ehre und Tapferkeit, Magie, Schicksal, Monstern und Drachen. Es ist eine Geschichte von Liebe und gebrochenen Herzen, von Täuschung, Ehrgeiz und Verrat. Es ist Fantasy vom Feinsten und lädt uns in eine Welt ein, die auf ewig in uns leben wird – eine, die alle Altersgruppen und Geschlechter ansprichtBuch #2 in VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN wird bald veröffentlicht werden. DER AUFSTAND DER DRACHEN ist von Anfang an ein voller Erfolg… Eine großartige Fantasy Geschichte… Sie beginnt, ganz wie es sein sollte, mit den Lebensqualen eines der Protagonisten und geht schön in einen weiteren Kreis von Rittern, Drachen, Magie, Monstern und Schicksal über… Das Buch beinhaltet alles, was zu einer guten Fantasy-Geschichte gehört, von Kriegern und Schlachten bis zu Konfrontationen der Protagonisten mit sich selbst… Empfohlen für alle, die gerne epische Fantasy mit starken, glaubwürdigen jungen Erwachsenen als Protagonisten. Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer







D E R A U F S T A N D D E R D R A C H E N



(VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN—BUCH 1)



MORGAN RICE


Morgan Rice



Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 Bände umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 Bänden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans Bücher sind verfügbar als Hörbücher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen übersetzt.

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire), ARENA EINS (Band #1 Der Trilogie Des Überlebens) und QUESTE DER HELDEN (Band #1 im Ring der Zauberei) sind als kostenlose Downloads auf Amazon verfügbar! Das erste Buch aus Morgans neuer epischer Fantasy-Serie, DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN Buch #1) wurde gerade veröffentlicht!

Morgan freut sich, von Ihnen zu hören, darum zögern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com, und melden Sie sich für den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen!


Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern



“Eine Fantasievolle Fantasy-Geschichte, die Elemente von Mystik und Intrige in die Handlung einwebt. In Queste der Helden geht es um Mut und um das Erkennen des Sinns des Lebens, was zu Wachstum, Erwachsenwerden und Vortrefflichkeit führt… Für alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer suchen bieten die Hauptfiguren, ihre Waffen und die Handlung eine Reihe von Begegnungen, die sich auf Thor Entwicklung weg von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen konzentrieren, bei denen er sich schier unlösbaren Aufgaben gegenüber findet... Das ist nur der Anfang von etwas, das verspricht, eine epische Serie für Junge erwachsene zu werden.”

--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)



“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos



“Schnell und leicht zu lesen… Man muss lesen was als nächstes passiert. Man kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen.”

—FantasyOnline.net (über Queste der Helden)



“Aktionsgeladen… Rice schreibt solide und die Geschichte ist faszinierend.”

—Publishers Weekly (über Queste der Helden)



“[Eine] unterhaltsame epische Fantasy-Geschichte.”

—Kirkus Reviews (über Queste der Helden))



“Der Anfang von etwas Bemerkenswertem ist gemacht.”

—San Francisco Book Review (über Queste der Helden))


Bücher von Morgan Rice



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1)



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

MEER DER SCHILDE (Band #10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

LAND DES FEUERS (BAND #12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DER EID DER BRÜDER (BAND #14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)

DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO -- ARENA ZWEI (Band #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

VERMÄHLT (Band #6)

GELOBT (Band #7)

GEFUNDEN (Band #8)

ERWECKT (Band #9)

ERSEHNT (Band #10)

BERUFEN (Band #11)


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Copyright © 2014 by Morgan Rice

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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig

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INHALT



KAPITEL EINS (#ua259a8c4-1a6c-545b-9c1f-b674a7088177)

KAPITEL ZWEI (#u306b842c-316f-5681-a031-05b1183a534a)

KAPITEL DREI (#ueb54f62a-81b0-57c9-8ce2-87628986f597)

KAPITEL VIER (#uf8dcdab1-7911-5c56-9392-4c9a580bac82)

KAPITEL FÜNF (#u4b30fa28-2f62-5ec7-a745-c014f7909404)

KAPITEL SIX (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBEN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHT (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ELF (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWÖLF (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNZEHN (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL EINUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREIUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL VIERUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG (#litres_trial_promo)

KAPITEL DREISSIG (#litres_trial_promo)


“Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister:

Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus,

Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.”



--William Shakespeare

Julius Caesar




KAPITEL EINS


Es schneite. Kyra stand auf einem Grashügel, den hart gefrorenen Boden unter ihren Stiefeln, während sie versuchte, die beißende Kälte zu ignorieren, als sie ihren Bogen hob und sich auf ihr Ziel konzentrierte. Sie kniff die Augen zusammen, und sperrte den Rest der Welt aus – eine Windbö, das Krächzen einer Krähe in der Ferne – und zwang sich, nur die dünne Birke zu sehen, weit entfernt, schneeweiß und auffällig in einer Landschaft voller purpurner Kiefern. Sie stand 40 Metern Entfernung, nur ein wenig weiter, als ihre Brüder oder selbst die Männer ihres Vaters treffen konnten – was sie noch entschlossener werden ließ da sie die jüngste von allen und noch dazu das einzige Mädchen war.

Kyra hatte sich nie eingefügt. Ein Teil von ihr wollte natürlich tun, was von ihr erwartet wurde und Zeit mit den anderen Mädchen verbringen, und sich – so wie es sich für ein Mädchen gehörte – den häuslichen Dingen widmen; doch es entsprach einfach nicht ihrer Persönlichkeit. Sie war die Tochter ihres Vaters, hatte den Geist eines Kriegers wie er, und man konnte sie nicht in den steinernen Mauern der Festung einsperren; sie würde sich nicht ein Leben an Heim und Herd ergeben. Sie war ein besserer Schütze als all diese Männer – sie war tatsächlich schon besser als die besten Schützen ihres Vaters – und sie würde tun, was immer sie auch tun musste, um es allen zu beweisen – am meisten von allem ihrem Vater – dass man sie ernstnehmen musste. Sie wusste, dass ihr Vater sie liebte, doch er weigerte sich zu sehen, was wirklich in ihr steckte.

Kyra trainierte meistens außerhalb der Festung, allein hier draußen in der Ebene von Volis. Es störte sie nicht, denn als einziges Mädchen in einer Festung voller Krieger, hatte sie sich daran gewöhnt, allein zu sein. Hierhin, an ihren Lieblingsort, zog sie sich jeden Tag zurück; hier, hoch oben auf dem Plateau, von wo aus man die weitläufigen Steinmauern der Festung überblicken konnte, fand sie die besten Bäume – dünne Bäume, die schwer zu treffen waren. Das Zischen ihrer Pfeile war ein wohlbekanntes Geräusch geworden, das über das Dorf hallte. Nicht einem Baum hier oben waren ihre Pfeile erspart geblieben. Die Rinde ihrer Stämme war vernarbt, und einige neigten sich schon deutlich.

Kyra wusste, dass die meisten der Bogenschützen ihres Vaters auf die Mäuse in der Ebene schossen; als sie angefangen hatte, hatte sie es selbst auch versucht, und festgestellt, dass sie sie recht leicht töten konnte. Doch es hatte ihr Übelkeit bereitet. Sie war furchtlos, doch sie war auch sensibel, und ein Lebewesen vollkommen sinnlos zu töten gefiel ihr nicht. Sie hatte geschworen, nie wieder auf ein Lebewesen zu schießen, es sei denn es war gefährlich und griff sie an – so wie die Wolfsfledermäuse, die in der Nacht aus ihren Verstecken hervorkamen und zu dicht an das Fort ihres Vaters heranflogen. Sie hatte keine Skrupel, sie abzuschießen, besonders nachdem ihr jüngerer Bruder, Aidan, von einer gebissen worden und einen halben Mond lang krank gewesen war. Davon abgesehen waren sie die schnellsten Kreaturen hier, und sie wusste, wenn sie eine davon treffen konnte, besonders bei Nacht, dann konnte sie alles treffen. Sie hatte einmal eine ganze Vollmondnacht damit verbracht, vom Turm ihres Vaters aus zu schießen und war bei Sonnenaufgang erwartungsvoll hinausgerannt, begeistert, die zahllosen Wolfsfledermäuse am Boden zu sehen, in denen immer noch ihre Pfeile steckten. Die Dorfbewohner hatten sich staunend um sie herum versammelt.

Kyra zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. Sie spielte den Schuss vor ihrem geistigen Auge durch, sah, wie sie den Bogen hob, die Sehne schnell an ihr Kinn zog und sie ohne Zögern losließ. Sie wusste, dass die eigentliche Arbeit vor dem Schuss geschah. Sie hatte gesehen, dass zu viele Bogenschützen ihres Alters – sie war vierzehn – die Sehne zogen und zögerten, und wusste, dass damit ihre Schüsse verloren waren.

Sie atmete tief durch, hob den Bogen, spannte und schoss. Sie musste nicht einmal nachsehen, um zu wissen, dass sie den Baum getroffen hatte.

Einen Augenblick später hörte sie den Einschlag – doch sie hatte sich schon abgewandt und suchte nach einem neuen Ziel, das weiter entfernt war.

Kyra hörte ein Winseln zu ihren Füssen, und sie senkte den Blick zu Leo, ihrem Wolf, der wie immer neben ihr ging und sich an ihrem Bein rieb. Leo, ein ausgewachsener Wolf, der ihr fast bis zur Taille reichte, beschützte Kyra genauso wie sie ihn, und die beiden waren ein untrennbares Paar im Fort ihres Vaters.

Kyra konnte nirgendwo hingehen, ohne dass Leo ihr folgte. Und immer war er dicht an ihrer Seite – es sei denn ein Eichhörnchen oder Kaninchen kreuzte ihren Weg; dann verschwand er für mehrere Stunden.

„Ich hab dich nicht vergessen, mein Junge“, sagte Kyra, griff in ihre Tasche und reichte Leo einen Knochen, der vom heutigen Festmahl übriggeblieben war. Leo nahm ihn ihr dankbar ab und trottete weiter neben ihr her.

Im Gehen hängte Kyra den Bogen über ihre Schulter und blies sich dampfend in die kalten Hände. Sie ging über das weite, flache Plateau und sah sich um. Von diesem Aussichtspunkt konnte sie über das ganze Land sehen. Die sanften Hügel von Volis, sonst von sattem Grün, waren schneebedeckt. Volis war die Provinz in der die Festung ihres Vaters lag, im nordöstlichen Winkel des Königreichs Escalon gelegen. Von hier oben sah sie die Ereignisse im Fort ihres Vaters aus der Vogelperspektive, das Kommen und Gehen der Dorfbewohner und Krieger – ein weiterer Grund, warum sie so gerne hier oben war. Sie studierte gerne die alten steinernen Umrisse der Festung ihres Vaters, die Formen ihrer Zinnen und Türme, die sich eindrucksvoll über die Hügel erstreckten und sich bis zum Horizont auszubreiten schienen. Volis war die größte Anlage in der Gegend. Manche der Gebäude waren vier Stockwerke hoch und wurden von eindrucksvollen Wehrgängen eingerahmt. Die Festung wurde von einem kreisrunden Turm am anderen Ende, einer Kapelle für die Bürger, vervollständigt – doch sie kletterte gerne hinauf, um den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen und allein zu sein. Die gesamte Anlage wurde von einem Graben umgeben, der bei der Straße von einer steinernen Bogenbrücke überspannt wurde. Der Graben wiederum war von einer Reihe äußerer Befestigungsanlagen umgeben, Hügel, Senken, Mauern – ein Ort, wie er sich für den wichtigsten Krieger des Königs – ihren Vater – ziemte.

Auch wenn Volis, die letzte Festung vor den Flammen, ein paar Tagesritte von Andros, Escalons Hauptstadt entfernt war, war es immer noch die Heimat vieler berühmter Krieger des vorherigen Königs. Es war zu einem Leuchtfeuer geworden, einem Ort, innerhalb oder vor dessen Mauern hunderte von Dorfbewohnern und Bauern sicher lebten.

Kyra blickte hinab auf Dutzende von kleinen Lehmhütten, die sich an die Hügel außerhalb des Forts schmiegten. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf, Farmer eilten hin und her und bereiteten sich auf den Winter vor – und auf die Festlichkeiten, die heute Nacht bevorstanden. Die Tatsache, dass sich die Dorfbewohner sicher genug fühlten, außerhalb der Mauern zu leben, war ein Zeichen großen Respekts vor der Macht ihres Vaters, das wusste Kyra – ein Anblick, den es sonst nirgendwo in Escalon gab. Doch schließlich waren sie alle nicht mehr als einen Ruf des Horns vom Schutz entfernt. Ertönte der Ruf, versammelten sich sofort alle Männer ihres Vaters.

Kyra blickte zur Zugbrücke hinunter, die immer voller Menschen war, Bauern, Schuhmacher, Schlachter, Schmiede und natürlich Krieger – die alle geschäftig zwischen der Festung und dem Dorf hin und her eilten. Denn das Innere des Forts war nicht nur ein Ort zu leben und zu trainieren, sondern die endlosen gepflasterten Höfe hatten sich auch zu einem bunten Markt für Händler aller Art entwickelt. Jeden Tag bauten sie ihre Stände auf, boten ihre Waren feil, tauschten, präsentierten den Jagd- oder Fangerfolg des Tages oder exotische Tücher oder Gewürze oder Spezereien aus fernen Ländern. Die Höfe des Forts waren immer von exotischen Düften erfüllt, von Tees, von Eintöpfen; sie konnte Stunden dort verbringen. Und auf der anderen Seite der Mauern, in der Ferne, lag Fighter’s Gate, die Trainingsanlage der Männer ihres Vaters, von einer niedrigen Steinmauer umgeben. Bei ihrem Anblick schlug ihr Herz schneller und sie sah aufgeregt zu, wie die Männer auf ihren Pferden versuchten, Ziel mit ihren Lanzen zu treffen – Schilde, die von den Bäumen hingen. Sie sehnte sich danach, mit ihnen trainieren zu dürfen.

Plötzlich hörte Kyra einen Ruf aus Richtung des Torhauses kommen, und sie drehte sich sofort alarmiert um, denn sie kannte die Stimme. Die Menge war unruhig und sie sah, wie sich ihr jüngerer Bruder Aiden, angeführt von ihren beiden älteren Brüdern, Brandon und Braxton, den Weg auf die Hauptstraße bahnten, und Kyra verkrampfte sich. An der Stimme ihres kleinen Bruders konnte sie hören, dass ihre älteren Brüder nichts Gutes im Schilde führten.

Kyra kniff die Augen zusammen, als sie ihre älteren Brüder beobachtete, und eine nur zu bekannte Wut stieg in ihr auf, die sie unbewusst ihren Bogen fester packen ließ. Sie hatten Aiden, den sie fast eine Elle überragten, zwischen sich genommen und zerrten ihn an den Armen aus dem Fort hinaus aufs Land. Aiden, ein kleiner, dünner, sensibler Junge von kaum zehn Jahren, sah zwischen seinen Brüdern, ausgewachsenen Jungen von 17 und 18 Jahren, besonders verletzlich aus. Sie sahen sich alle ähnlich, hatten alle starke Kiefer, ein stolzes Kinn, dunkelbraune Augen und lockiges braunes Haar – auch wenn Brandon und Braxton ihre Haare kurz geschoren hatte, während Aidans Haar ihm immer noch ungebändigt in die Augen fiel. Sie sahen sich alle ähnlich – doch sie glich ihnen mit ihrem hellblonden Haar und den grauen Augen überhaupt nicht. Sie trug gewebte Hosen, ein wollenes Hemd und Mantel und war dünn und blass – viel zu blass, hatte man ihr gesagt, mit hoher Stirn und kleiner Nase, gesegnet mit einem hübschen Gesicht, das viele Männer zweimal hinsehen ließ. Besonders jetzt, wo sie 15 wurde, bemerkte sie die Blicke in zunehmendem Maße.

Sie fühlte sich unbehaglich dabei. Sie zog nicht gerne die Aufmerksamkeit anderer auf sich und fand sich auch nicht schön. Ihr Aussehen war ihr egal – alles was sie interessierte waren Training, Tapferkeit und Ehre. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie wie ihre Brüder ihrem Vater geähnelt hätte, einem Mann, den sie über alles liebte. Sie suchte im Spiegel immer wieder nach etwas von ihm in ihren Augen, doch so sehr sie auch suchte, sie fand es nicht.

„Ich habe gesagt, lasst mich in Ruhe!“, rief Aidan und seine Stimme hallte bis zu ihr hinauf. Als sie die Schreie ihres geliebten kleinen Bruders hörte, stand sie kerzengrade wie eine Löwin, die ihr Junges beobachtet. Auch Leo erstarrte und die Haare auf seinem Rücken stellten sich auf.

Nachdem ihre Mutter schon lange nicht mehr bei ihnen war, fühlte Kyra sich verantwortlich, über Aidan zu wachen, ihm die Mutter zu geben, die er niemals gehabt hatte.

Brandon und Braxton zerrten ihn grob die Straße entlang, weg vom Fort, auf eine einsame Landstraße, die zu einem einsamen Wald führte, und sie sah, dass sie ihn zwangen, einen Speer zu werfen, der viel zu groß für ihn war.

Aidan war ein leichtes Ziel für Braxtons und Brandons Gemeinheiten. Sie waren stark und mutig, wie Jungen in ihrem Alter eben sind, doch sie waren bessere Maulhelden als wirkliche Krieger, und sie brockten sich immer wieder Ärger ein, aus dem sie alleine nicht wieder herauskamen. Es machte sie wütend.

Kyra erkannte, was vor sich ging: Brandon und Braxton zerrten Aidan mit sich auf die Jagd. Sie sah die Weinschläuche in ihren Händen, und wusste, dass sie getrunken hatte. Sie kochte vor Wut. Nicht genug, dass sie sinnlos irgendein Tier töten würden, doch nun schleppten sie auch noch trotz seines Protests ihren kleinen Bruder mit sich.

Kyras Instinkte erwachten und sie rannte mit Leo an ihrer Seite den Hügel hinunter, um sie zu stellen.

„Du bist alt genug!“, sagte Brandon zu Aidan.

„Es ist höchste Zeit, dass du ein Mann wirst“, grunzte Braxton.

Kyra brauchte nicht lange, um sie einzuholen. Sie rannte hinaus auf die Straße und blieb schwer atmend vor ihnen stehen. Leo stand mit gesträubtem Fell neben ihr und die Brüder blieben stehen und sahen sie erschrocken an.

Sie konnte die Erleichterung in Aidans Miene sehen.

„Hast du dich verlaufen?“, höhnte Braxton.

„Du stehst im Weg“, sagte Brandon. „Geh zurück zu deinen Pfeilen und Stöcken.“

Die beiden lachten höhnisch, doch sie sah sie böse an und Leo begann zu knurren.

„Halt dein Biest von uns fern“, sagte Braxton, und versuchte mutig zu klingen, doch die Angst in seiner Stimme war offensichtlich als er seinen Speer fester in seinen Händen hielt.

„Und was denkt ihr, wo ihr Aidan hinbringt?“, fragte sie todernst und sah sie ungerührt an.

Sie hielten inne und ihre Gesichter wurden langsam härter.

„Wir bringen ihn hin, wo immer es uns passt“, knurrte Brandon.

„Er geht mit uns auf die Jagd, um zu lernen wie man ein Mann wird“, sagte Braxton und betonte das letzte Wort bewusst.

Doch sie ließ nicht locker.

„Er ist zu jung“, sagte sie mit fester Stimme.

Brandon verzog das Gesicht.

„Wer sagt das?“

„Ich sage das.“

„Bist du seine Mutter?“, fragte Braxton.

Lyra wurde rot vor Wut, und wünschte sich mehr denn je, dass ihre Mutter jetzt hier wäre.

„So sehr wie du sein Vater bist“, antwortete sie.

Sie standen in angespannter Stille da und Kyra sah Aidan an, der ihren Blick aus ängstlichen Augen erwiderte.

„Aidan“, fragte sie, „möchtest du mit ihnen auf die Jagd gehen?“

Aidan senkte beschämt den Blick. Er stand schweigend da und wich ihrem Blick aus. Kyra hatte Bedenken, ein Machtwort zu sprechen, da sie ihre Brüder nicht provozieren wollte.

„Na bitte, da hast du’s“, sagte Brandon. „Er hat nichts dagegen.“

Kyra stand brennend vor Frustration da, und wollte, das Aidan etwas sagte, doch konnte ihn nicht dazu zwingen.

„Es ist dumm, ihn auf die Jagd mitzunehmen“, sagte sie. „Ein Sturm braut sich zusammen, und es wird bald dunkel. Der Wald ist voller Gefahren. Wenn ihr ihm beibringen wollt, wie man jagt, nehmt ihn an einem anderen Tag mit, wenn er älter ist.

Sie sahen sie verärgert an.

„Was weißt du schon von der Jagd?“, fragte Braxton. „Was hast du schon gejagt außer deinen Bäumen?“

„Hat dich etwa einer davon gebissen?“, fügte Brandon hinzu.

Beide lachten. Kyra kochte und überlegte, was sie tun sollte. Ohne, dass Aidan etwas sagte, konnte sie nicht viel tun.

„Du machst dir zu viele Sorgen“, sagte Brandon schließlich. „Mit uns wird Aidan schon nichts passieren. Wir wollen nur, dass er zum Mann wird – wir bringen ihn schon nicht um. Glaubst du etwa, dass du die einzige bist, die sich um ihn sorgt?“

„Davon abgesehen – Vater beobachtet uns“, sagte Braxton. „Willst du ihn etwa enttäuschen?“

Kyra warf einen Blick über ihre Schultern, und hoch oben, im Turm, konnte sie ihren Vater sehen, der an einem der großen Fenster stand und sie beobachtete. Sie war zutiefst von ihm enttäuscht, dass er sie nicht aufhielt.

Sie versuchten, sich an Kyra vorbeizudrängen, doch Kyra blockierte den Weg. Sie sahen aus, als wollten sie sie beiseite schubsen, doch Leo trat knurrend zwischen sie und sie überlegten es sich anders.

„Aidan, es ist noch nicht zu spät“, sagte sie zu ihm. „Du musst das nicht tun. Möchtest du mit mir zum Fort zurückgehen?“

Sie sah ihn an und konnte die Tränen in seinen Augen sehen, doch sie spürte, dass er hin und hergerissen war. Langes Schweigen folgte, durch nichts unterbrochen außer dem Heulen des Windes und dem dichter werdenden Schnee.

Schließlich regte er sich.

„Ich will jagen gehen“, murmelte er halbherzig.

Sofort stürmten ihre Brüder an ihr vorbei, rempelten sie an der Schulter an und zerrten Aidan mit sich die Straße hinunter.

Kyra drehte sich um und sah ihnen zu, ein Ungutes Gefühl im Bauch.

Sie wandte sich zum Fort um und blickte zum Turm auf, doch ihr Vater war schon verschwunden.

Kyra sah zu, wie ihre drei Brüder aus im Schnee verschwanden. Im immer stärker werdenden Sturm gingen sie auf den Dornenwald zu, und sie konnte das Ungute Gefühl im Bauch nicht loswerden. Sie überlegte, ob sie sie einholen und Aidan zurückbringen sollte – doch sie wollte ihn nicht beschämen.

Sie wusste, dass sie es vergessen sollte – doch es gelang ihr nicht. Irgendetwas in ihr ließ es nicht zu. Sie spürte die Gefahr an diesem Vorabend des Wintermondes. Sie traute ihren älteren Brüdern nicht; sie wusste zwar, dass sie Aidan nichts antun würden, doch sie waren leichtsinnig und zu grob. Was noch viel schlimmer war: sie hatten viel zu großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten – und das war keine gute Kombination.

Kyra konnte es nicht länger ertragen. Wenn ihr Vater nichts tun würde, würde sie handeln. Sie war jetzt alt genug und musste niemandem mehr Rede und Antwort stehen außer sich selbst.

Sie rannte gefolgt von Leo los, die einsame Landstraße entlang, direkt auf den Dornenwald zu.




KAPITEL ZWEI


Kyra ging in den düsteren Dornenwald westlich der Festungsanlage, einem Wald, der so dicht war, dass man kaum etwas sehen konnte. Während sie langsam mit Leo weiterging, und Schnee und Eis unter ihren Füssen knirschten, blickte sie auf. Im Vergleich mit den riesigen Dornenbäumen kam sie sich winzig vor. Es waren uralte schwarze Bäume mit knorrigen Ästen, die Dornen ähnelten und fleischigen, schwarzen Blättern. Sie spürte, dass dieser Ort verflucht war; nichts Gutes kam jemals von hier. Die Männer ihres Vaters kehrten oft verletzt von der Jagd zurück und mehr als nur einmal war ein Troll durch die Flammen gebrochen, hatte hier Zuflucht gesucht und den Wald als Lager benutzt, um das Dorf anzugreifen.

In dem Augenblick, in dem sie ihn betrat, spürte sie sofort einen Schauer. Es war dunkler hier, kälter, und die Luft war feuchter; der Geruch der Dornenbäume lag schwer in der Luft – wie verrottende Erde – und die riesigen Bäume sperrten das letzte verbliebene Licht des Tages aus. Kyra war wütend auf ihre älteren Brüder. Es war gefährlich ohne die Begleitung von mehreren Kriegern hierher zu kommen – besonders in der Abenddämmerung. Jedes Geräusch ließ sie aufschrecken. Aus der Ferne hörte sie den Schrei eines Tieres und sah sich suchend danach um. Doch sie konnte es im dichten Wald nicht finden.

Leo jedoch knurrte neben ihr und stürmte plötzliche los.

„Leo!“, rief sie.

Doch er war schon verschwunden.

Sie seufzte verärgert; so war er immer, wenn sie einem Tier begegneten. Sie wusste, dass er irgendwann zurückkommen würde.

Kyra ging nun allein weiter; der Wald wurde immer dunkler, und es fiel ihr schwer, den Spuren ihrer Brüder zu folgen – bis sie fernes Gelächter hörte. Sie straffte sich und folgte dem Lachen durch die dicken Bäume, bis sie vor sich ihre Brüder sah,

Kyra hielt Abstand, denn sie wollte nicht, dass sie sie sahen. Sie wusste, dass Aidan sich schämen und sie wegschicken würde, wenn er sie sah. Sie würde sie aus der Deckung beobachten, nur um sicherzugehen, dass sie keinen Ärger bekamen. Es war besser für Aidan, sich wie ein Mann zu fühlen, als sich zu schämen.

Ein Zweig brach unter ihrem Stiefel und Kyra duckte sich, besorgt, dass das Geräusch sie verraten könnte – doch ihre betrunkenen Brüder bemerkten nichts. Sie waren etwa 30 Meter vor ihr und übertönten jedes Geräusch mit ihrem Lachen. An Aidans Körperhaltung konnte sie sehen, wie angespannt er war. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Er hielt seinen Speer fest, um sich als Mann zu beweisen, doch er hielt die viel zu große Waffe unsicher und schwankte unter ihrem Gewicht.

„Komm hier hoch!“, rief Braxton Aidan zu, der ein paar Meter hinter ihnen lief.

„Wovor hast du solche Angst?“, fragte Brandon ihn.

„Ich habe keine Angst…“, beharrte Aidan.

„Ruhe!“, sagte Brandon plötzlich, blieb stehen und hielt Aidan zurück. Zum ersten Mal seit sie losgegangen waren, war seine Miene ernst. Auch Braxton blieb angespannt stehen.

Kyra versteckte sich hinter einem Baum und beobachtete ihre Brüder. Sie standen am Rand einer Lichtung und sahen geradeaus, als hätten sie etwas gesehen.

Vorsichtig kroch sie auf sie zu, um besser sehen zu können, und als sie zwischen zwei Bäumen hindurchsah, blieb sie verblüfft stehen, als sie entdeckte, was ihre Brüder sahen.

Mitten auf der Lichtung stand ein Eber und grub Eicheln aus. Doch es war kein normaler Eber; es war ein riesiger, schwarz gehörnter Eber – der größte, den sie je gesehen hatte, mit langen gebogenen weißen Hauern und drei langen scharfen Hörnern, wovon eines aus seiner Nase und zwei aus dem Kopf hervorragten. Beinahe so groß wie ein Bär, war es ein seltenes Tier, bekannt für seine Bösartigkeit und seine Schnelligkeit. Es war ein weithin gefürchtetes Tier, eines, dem kein Jäger je begegnen wollte.

Es bedeutete Ärger.

Kyra, die eine Gänsehaut bekam, wünschte sich, dass Leo hier wäre – doch in gewisser Weise war sie dankbar, dass er nicht hier war, denn sie wusste, er hätte sich sofort auf das Tier gestürzt und war sich nicht sicher, ob er die Konfrontation überleben konnte.

Kyra nahm langsam ihren Bogen von der Schulter während sie instinktiv nach einem Pfeil griff. Sie betrachtete genau, wie weit der Eber von den Jungen entfernt war – und sah, dass er viel zu nah war. Außerdem waren viel zu viele Bäume im Weg, als dass sie einen sauberen Treffer landen konnte, und bei einem Tier dieser Größe war kein Raum für Fehler. Sie bezweifelte, dass ein Pfeil ausreichen würde, es zu töten.

Kyra sah die Angst in den Gesichtern ihrer Brüder – doch der Blick wich bei Braxton und Brandon schnell einem Ausdruck von Draufgängertum – wahrscheinlich der Mut der Betrunkenen. Beide hoben ihre Speere und gingen einige Schritte auf den Eber zu. Als Braxton Aidan wie angewurzelt stehen bleiben sah, packte er den kleinen Jungen an der Schulter und zog ihn mit sich.

„Das ist deine Chance, ein Mann zu werden“, sagte Braxton. „Töte den Eber und sie werden noch in Generationen über dich singen.“

„Ja, bring seinen Kopf zurück und du wirst berühmt werden“, sagte Brandon.

„Ich… hab Angst“, sagte Aidan.

Brandon und Braxton schnaubten, dann lachten sie ihn aus.

„Angst?“, sagte Brandon. „Was würde Vater sagen, wenn er das hören könnte?“

Der Eber hob aufmerksam den Kopf und starrte sie aus leuchtend gelben Augen an. Seine Schnauze verzog sich zu einem wütenden Brummen. Er öffnete das Maul und zeigte sabbernd seine Hauer, während er ein böses Knurren ausstieß. Selbst Kyra, die ein ganzes Stück weit entfernt war, spürte einen Anflug von Angst – sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was Aidan empfinden musste.

Kyra schrieb jegliche Vorsicht in den Wind und tastete sich schnell voran, entschlossen, zu ihnen aufzuholen, bevor es zu spät war. Als sie nur noch ein paar Meter hinter ihren Brüdern war, rief sie, „Lasst es bleiben!“

Ihre strenge Stimme zerriss die Stille, und ihre Brüder fuhren, offensichtlich erschrocken, herum.

„Ihr hattet euren Spaß“, sagte sie. „Lasst es bleiben!“

Während Aidan erleichtert war, sahen Brandon und Braxton sie wütend an.

„Was weißt du schon?“, gab Brandon zurück. „Hör auf, dich in Männerangelegenheiten einzumischen.“

Der Eber knurrte lauter während er auf sie zu kroch, und Kyra, wütend und ängstlich zur gleichen Zeit, trat vor.

„Wenn ihr dumm genug seid, euch mit dem Vieh anzulegen, dann nur los“, sagte sie. „Doch ich nehme Aiden mit zurück.“

Brandon schnitt eine Grimasse.

„Aidan passiert hier schon nichts“, gab Brandon zurück. „Er ist im Begriff zu lernen, wie man kämpft. Nicht wahr, Aidan?“

Aidan stand schweigend da, starr vor Angst.

Kyra wollte gerade Aidan am Arm packen, als sie ein Rascheln von der Lichtung hörte. Sie sah wie der Eber langsam Schritt für Schritt bedrohlich näher kam.

„Er greift nicht an, wenn ihr ihn nicht provoziert“, flehte Kyra ihre Brüder an. „Lasst es gut sein.“

Doch ihre Brüder ignorierten sie, wandten ihr den Rücken zu, und hoben ihre Speere. Sie betraten die Lichtung, als ob sie ihr beweisen wollten, wie mutig sie waren.

„Ich ziele auf seinen Kopf“, sagte Brandon.

„Und ich auf seinen Hals“, stimmte Braxton zu.

Der Eber knurrte lauter, öffnete sein Maul weiter, sabberte, und ging weiter auf sie zu.

„Kommt zurück!“, schrie Kyra verzweifelt.

Doch Brandon und Braxton gingen weiter, hoben ihre Speere und warfen sie plötzlich.

Kyra beobachtete gebannt, wie die Speere durch die Luft segelten, und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Zu ihre Entsetzen sah sie, wie Brandons Speer das Tier nur am Ohr kratzte – gerade genug, um es zu provozieren – während Braxtons Speer einen guten Meter am Kopf des Ebers vorbei segelte.

Plötzlich sahen Brandon und Braxton nicht mehr so mutig aus. Sie standen mit offenen Mündern und einem dummen Ausdruck im Gesicht da, und ihr betrunkener Mut wich nackter Angst.

Der Eber senkte wütend seinen Kopf, stieß ein schreckliches Grunzen aus und stürmte los.

Kyra sah mit Schrecken zu, wie er auf ihre Brüder zu stürmte. Für seine Größe war das Tier unglaublich schnell.

Als es näher kam, drehten sich Braxton und Brandon um und rannten in entgegengesetzte Richtungen davon.

Damit stand Aidan allein wie von der Furcht angewurzelt da. Sein Mund stand offen und er ließ den Speer fallen.

Kyra wusste, dass es keinen Unterschied machte: Aidan hätte sich ohnehin nicht gegen das Tier wehren können. Nicht einmal ein ausgewachsener Mann wäre dazu in der Lage gewesen. Und als ob er es spürte, stürmte der Eber direkt auf Aidan zu.

Mit pochendem Herzen stürzte sie zwischen den Bäumen hervor. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte: ihr Schuss musste sitzen. Selbst wenn sie nicht vor Panik zittern würde war der Schuss auf den rasenden Eber kein leichter – doch wenn sie wollte, dass Aidan überlebte, musste sie treffen.

„AIDAN, RUNTER!“, rief sie.

Zuerst bewegte er sich nicht. Aidan stand ihr im Weg, störte ihre Schussbahn. Wenn er sich nicht rührte, konnte sie nicht schießen. Sie hob ihren Bogen und rannte los. Während sie durch den Wald stolperte und auf dem Schnee und Eis rutschte, fürchtete sie einen Augenblick lang, dass alles verloren war.

„AIDAN!“, rief sie verzweifelt.

Wundersamer Weise hörte er sie diesmal, und warf sich im letzten Augenblick zur Seite, sodass Kyra einen Schuss abgeben konnte.

Während der Eber auf Aidan zustürmte, lief die Zeit für Kyra plötzlich langsamer ab. Sie spürte, dass sich etwas öffnete, etwas in ihr aufstieg, das sie noch nie zuvor gespürt hatte, und nicht verstand. Die Welt um sie herum verschwand und alles was sie hörte war ihr eigener Herzschlag und ihr Atem, das Rascheln der Blätter und das Krächzen einer Krähe über ihr. Sie fühlte sich eins mit der Natur, als ob sie ein Reich betreten hätte, in dem sie eins mit dem Universum war.

Kyras Hände wurden warm und prickelten, als ob etwas Fremdes die Kontrolle über ihren Körper übernahm. Es war als ob sie, für einen winzigen Moment nur, über sich hinauswuchs und jemand weitaus Mächtigeres wurde.

Kyra hörte auf zu denken und ließ sich von ihrem Instinkt und der neuen Energie, die durch ihren Körper pulsierte leiten. Sie blieb stehen, hob den Bogen, legte den Pfeil an, spannte und schoss.

Sie wusste in dem Augenblick, in dem sie den Pfeil losgelassen hatte, dass es ein ganz besonderer Schuss war. Sie musste den Pfeil nicht beobachten um zu wissen, dass er genau dort traf, wo sie ihn haben wollte: ins rechte Auge des Tiers.

Das Tier stieß einen Schrei aus als seine Beine unter ihm nachgaben und stürzte mit der Schnauze voran in den Schnee. Es rutschte weiter über den glatten Boden, sich windend, bis es Aidan erreichte. Weniger als einen halben Meter vor Aidan blieb es schließlich liegen.

Es zuckte, und Kyra legte einen weiteren Pfeil an und schoss dem Tier von hinten durch den Schädel. Endlich rührte es sich nicht mehr.

Kyra stand mit pochendem Herzen auf der Lichtung und das Prickeln in ihren Händen ließ langsam nach, die Energie schwand und sie fragte sich, was gerade geschehen war. Hatte sie wirklich den Eber erlegt?

Sofort dachte sie an Aidan, fuhr herum und zog ihn zu sich heran. Er blickte zu ihr auf wie er seine Mutter angesehen hätte, die Augen voller Angst, doch unverletzte. Sie war grenzenlos erleichtert, als sie sah, dass ihm nichts geschehen war.

Dann drehte sie sich um und sah ihre älteren Brüder, die immer noch auf der Lichtung kauerten, und sie geschockt und staunend ansahen. Doch da lag noch etwas anderes in ihrem Blick, das sie nervös machte: Argwohn. Als ob sie anders war als sie. Eine Außenseiterin. Es war ein Blick, den Kyra schon zuvor gesehen hatte. Selten zwar, doch oft genug, dass sie selbst darüber nachdachte. Sie drehte sich um und betrachtete das tote Tier, riesig und blutend zu ihren Füssen, und sie fragte sich, wie sie, ein fünfzehnjähriges Mädchen, das vollbringen konnte. Sie wusste, dass es selbst ihre Fähigkeiten überstieg. Das war mehr als ein Glückstreffer.

Da war immer etwas an ihr gewesen, das anders war, als die anderen. Sie stand da, betäubt, und wollte sich bewegen, doch es gelang ihr nicht. Denn das was sie heute erschüttert hatte war nicht das Tier, das wusste sie, sondern der Blick ihrer Brüder. Und sie stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, vor der sie sich schon ihr ganzes Leben gefürchtet hatte“

Wer war sie?




KAPITEL DREI


Kyra ging hinter ihren Brüdern her, als sie über die Landstraße zurück zum Fort gingen, und beobachtete sie dabei, wie sie sich mit dem Gewicht des Ebers abmühten. Aidan ging neben ihr her, und Leo, der zurückgekommen war, folgte ihnen.

Brandon und Braxton mussten sich abmühen, das Tier zu tragen. Sie hatten es an ihre Speere gebunden, die sie nun über den Schultern trugen. Die grimmige Laune hatte sich dramatisch geändert, seit dem sie aus dem Wald gekommen und wieder unter freiem Himmel waren, besonders jetzt, wo die Festung des Vaters in Sichtweite war. Mit jedem Schritt gewannen Brandon und Braxton ihr Selbstbewusstsein zurück, und waren beinahe wieder so aufgeblasen wie zuvor, lachten und scherzten über ihren Fang.

„Es war mein Speer, der ihn gestreift hat“, sagte Brandon zu Braxton.

„Doch es war mein Speer, der ihn dazu gebracht hat, in Kyras Pfeil zu laufen.“

Kyra lauschte, und ihr Gesicht rötete sich vor Wut über die Lügen der beiden; ihre verbohrten Brüder hatten sich selbst eine überzeugende Geschichte eingeredet, und schienen sie zwischenzeitlich ernsthaft zu glauben. Sie konnte sich ihre Prahlerei in der Festung schon ausmahlen – wie sie jedem von ihrem Jagderfolg erzählten.

Es machte sie wütend. Doch es war unter ihrer Würde, sie zu korrigieren. Sie glaubte fest an die Mühlen der Gerechtigkeit, und sie wusste, dass irgendwann die Wahrheit ans Licht kommen würde.

„Ihr seid Lügner!“, knurrte Aidan, der neben ihr herlief, immer noch erschüttert von dem, was er erlebt hatte. „Ihr wisst, dass Kyra allein den Eber getötet hat.“

Brandon warf ihm über die Schulter einen höhnischen Blick zu.

„Was weißt du schon?“, fragte er. „Du warst doch viel zu sehr damit beschäftigt, dir in die Hosen zu pinkeln.“

Beide lachten, als ob ihre kleine Geschichte für sie mit jedem Schritt wahrer wurde.

„Und ihr seid nicht wie die Hasen davongerannt?“, fragte Kyra, denn sie konnte nicht einen Moment länger ertragen, wie sie mit Aidan umgingen.

Damit verstummten sie. Kyra hätte ihnen wirklich Saures geben können – doch sie musste nicht einmal ihre Stimme heben. Sie ging zufrieden weiter und fühlte sich wirklich gut, wissend, dass sie das Leben ihres Bruders gerettet hatte; mehr brauchte sie nicht.

Lyra spürte eine kleine Hand auf ihrer Schulter und sah Aidans tröstenden Blick, der offensichtlich dankbar war am Leben und unverletzt zu sein. Kyra fragte sich, ob ihre älteren Brüder auch zu schätzen wussten, was sie für sie getan hatte; schließlich wären sie alle gestoben, wenn sie nicht gewesen wäre.

Kyra sah zu, wie der Eber bei jedem ihrer Schritte hin und her schwang, und schnitt eine Grimasse; sie wünschte, dass ihre Brüder ihn auf der Lichtung gelassen hätten, wo er hingehörte. Es war ein verfluchtes Tier, das nicht aus Volis stammte, und es gehörte hier auch nicht hin. Es war ein schlechtes Omen, besonders, da es aus dem Dornenwald kam, und viel mehr noch am Vorabend des Wintermondes. Sie erinnerte sich an einen alten Spruch, den sie gelesen hatte: rühme dich nicht, nachdem du vom Tod verschont worden bist.

Sie hatte das Gefühl, dass ihre Brüder das Schicksal herausforderten und die Finsternis mit sich in ihr Heim brachten. Sie konnte das Gefühl nicht loswerden, dass es Vorbote schlimmer Dinge war.

Sie erklommen einen Hügel und unter ihnen tat sich ein atemberaubender Blick auf die Festungsanlage und die Landschaft drum herum auf. Trotz dem Wind und dem immer heftiger werdenden Schnee, war Kyra erleichtert, zu Hause zu sein. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf und die Feuer des Forts strahlten ein warmes Leuchten aus. Sie schritten schneller aus und gingen eilige auf die Brücke zu. So nah an der Festung war die Straße voller Menschen, die sich trotz dem Wetter und der hereinbrechenden Nacht auf das Fest freuten.

Kyra war kaum überrascht. Das Fest des Wintermondes war eines der wichtigsten Feste des Jahres, und alle waren mit Vorbereitungen beschäftigt. Zahllose Menschen drängten über die Zugbrücke in die Festung, während mindestens genauso viele hinausdrängten, auf dem Weg nach Hause, um mit ihren Familien zu feiern. Ochsen zogen Wägen und trugen Ware in beide Richtungen, während Maurer an einer weiteren Mauer um das Fort herum arbeiteten. Kyra fragte sich, wie sie in diesem Wetter arbeiten konnten, ohne dass ihre Hände taub wurden.

Als sie die Brücke betraten und sich unter die Menge mischten, schnürte sich Kyras Magen zusammen, als sie einige Männer des Lords in der Nähe des Tors stehen sah, Krieger des örtlichen Lord Regenten, der von Pandesia ernannt worden war, in ihren unverkennbaren roten Kettenpanzern.

Die Gegenwart der Männer des Lords war zu jeder Zeit erdrückend – doch ganz besonders zur Zeit des Wintermondes, wenn sie nur dazu hier sein konnten, die Nachernte von den Leuten einzufordern. Sie hielt sie für Plünderer. Plünderer und Grobiane für die verabscheuenswürdigen Adligen, die seit der pandesischen Invasion die Macht ergriffen hatten.

Die Schwäche ihres ehemaligen Königs, der kapituliert hatte, war daran schuld – doch das half ihnen auch nicht weiter. Jetzt, zu ihrer Schande, mussten sie sich diesen Männern unterwerfen. Es füllte Kyra mit grenzenlosem Zorn. Es machte ihren Vater und seine großen Krieger – und alle ihre Leute – zu nicht mehr, als besseren Leibeigenen; sie wünschte sich so sehr, dass sie sich auflehnten, um für ihre Freiheit zu kämpfen, um in den Krieg zu ziehen, für den ihr alter König zu feige gewesen war. Doch sie wusste auch, dass sie, wenn sie sich jetzt erhoben, den Zorn der pandesischen Armee zu spüren bekommen würden. Vielleicht hätten sie sie aufhalten können, wenn sie sie nie eingelassen hätten; doch jetzt, wo sie sich erst einmal breit gemacht hatten, waren ihre Möglichkeiten beschränkt.

Sie erreichten die Brücke und mischten sich unter die Leute, die sie anstarrten und auf den Eber deuteten, als sie vorbeigingen. Kyra zog eine gewisse Befriedigung daraus zu sehen, dass ihre Brüder unter der Last des Tiers schwitzten und keuchten. Die Leute wandten ihre Köpfe und gafften, Bürger genauso wie Krieger, alle beeindruckt von dem riesigen Tier. Sie sah auch ein paar abergläubische und fragende Blicke. Auch andere Leute schienen es für ein böses Omen zu halten.

Doch alle sahen ihre Brüder stolz an.

„Ein guter Fang für das Fest“, rief einer der Bauern aus, der einen Ochsen an ihnen vorbei führte.

Braxton und Brandon strahlten stolz.

„Das wird den halben Hof eures Vaters satt machen!“, rief ein Schlachter.

„Wie habt ihr das geschafft?“, fragte ein Sattler.

Die beiden Brüder tauschten Blicke aus und Brandon grinste schließlich den Mann an.

„Mit einem feinen Wurf und ohne Furcht“, antwortete er dreist.

„Wenn man nicht in den Wald geht“, fügte Braxton hinzu, „weiß man nicht, was man verpasst!“

Ein paar Männer jubelten und klopften ihnen auf den Rücken. Kyra schwieg. Sie brauchte das Wohlwollen dieser Leute nicht; sie wusste, was sie getan hatte.

„Sie haben den Eber nicht getötet!“, rief Aidan empört.

„Halt deinen Mund“, zischte Brandon. „Noch ein Wort und ich erzähle allen, dass du dir in die Hosen gepinkelt hast, als er angegriffen hat.“

„Aber das habe ich nicht!“, protestierte Aidan.

„Und das werden sie dir glauben?“, fügte Braxton hinzu.

Brandon und Braxton lachten, und Aidan warf Kyra einen Blick zu, als wollte er fragen, was er tun sollte.

Sie schüttelte den Kopf.

„Verschwende nicht deine Energie“, sagte sie. „Die Wahrheit setzt sich immer durch.“

Die Menschenmassen wurden dichter, als sie die Brücke überquerten, und bald waren sie im dichten Gedränge über dem Burggraben. Kyra spürte die Aufregung in der Luft, als es dunkel wurde; Fackeln erleuchteten die Brücke und der Schnee fiel ununterbrochen weiter. Als sie das Tor vor sich sah, das von einem Dutzend der Männer ihres Vaters bewacht wurde, schlug ihr Herz schneller. Aus dem Bogen ragten die Spitzen eines eisernen Fallgitters hervor, dessen Gitterstäbe stark genug waren, jeden Feind abzuhalten, bereit beim Klang eines Horns geschlossen zu werden. Das Tor war 10 Meter hoch, und darüber befand sich eine breite Plattform, die sich um das ganze Fort erstreckte, mit breiten steinernen Zinnen, die mit Wächtern bemannt waren, die immer ein wachsames Auge auf die Landschaft hatten. Volis war eine feine Festung, davon war Kyra immer überzeugt gewesen, und war stolz darauf. Doch was sie noch stolzer machte, waren die Männer im Inneren, die Männer ihres Vaters, die besten Krieger von Escalon, die sich langsam in Volis sammelten, nachdem sie nach der Kapitulation des Königs in alle Winde verstreut waren. Ihr Vater zog sie wie ein Magnet an. Mehr als einmal hatte sie ihren Vater gedrängt, sich zum neuen König auszurufen – doch er hatte immer nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass das nicht seine Art war.

Als sie sich dem Tor näherten, kamen ein Dutzend der Männer ihres Vaters zu Pferde hindurch, und die Menschen machten ihnen Platz. Sie ritten zum Trainingsgelände außerhalb des Forts, ihrem liebsten Ort in der ganzen Umgebung.

Sie ging dorthin und sah ihnen stundenlang beim Training zu, studierte jede einzelne ihrer Bewegungen, wie sie ihre Pferde ritten, und wie sie ihre Schwerter zogen, die Speere warfen und die Flegel schwangen.

Diese Männer ritten trotz des Wetters und der bevorstehenden Festlichkeiten hinaus um zu trainieren, weil sie es wollten. Sie wollte lieber draußen auf einem Schlachtfeld sein als drinnen eingesperrt zu sein – genau wie sie. Sie spürte, dass sie in Wirklichkeit eine von ihnen war.

Eine weitere Gruppe von Männern ihres Vaters kam durchs Tor, diesmal zu Fuß und als Kyra sich ihnen näherte, traten sie beiseite, um Brandon und Braxton mit dem Eber durchzulassen. Sie pfiffen bewundernd und sammelten sich um sie herum, große, muskelbepackte Männer, die mindestens eine Elle größer waren als ihre nicht gerade kleinen Brüder. Die meisten von ihnen hatten von Grau durchzogene Bärte, alles hartgesottene Krieger zwischen 30 und 40, die zu viele Schlachten gesehen hatten und dem König gedient hatten, als sie die Schmach seiner Kapitulation hinnehmen mussten. Diese Männer hätten nie aus eigenem Antrieb kapituliert. Diese Männer hatten alles gesehen und waren nicht so leicht zu beeindrucken – doch der Eber schien es ihnen angetan zu haben.

„Den habt ihr ganz alleine getötet?“, fragte einer von ihnen Brandon, als er das Tier betrachtete.

Die Menge war so dicht, dass Brandon und Braxton stehen bleiben mussten. Sie badeten sich im Lob und der Bewunderung dieser großen Männer, und versuchten nicht zu zeigen, wie schwer ihnen die Last des Tiers war.

„Das haben wir“, rief Braxton stolz.

„Ein schwarz gehörnter Eber!“, rief ein anderer Krieger, der mit seiner Hand über das Fell des Tiers strich. „Hab keinen mehr gesehen seit ich ein Junge war. Hab einmal selbst dabei geholfen, einen zu töten, doch das war eine ganze Gruppe von Männern gewesen, und einige von ihnen haben dabei ein paar Finger verloren.“

„Wir haben nichts verloren“, rief Braxton prahlerisch. „Nur eine Speerspitze.“

Kyra brannte innerlich, als die Männer lachten. Sie bewunderten den Jagderfolg, während ein anderer Krieger, Anvin, ihr Anführer, vortrat und das Tier genauer untersuchte. Die Männer machten ihm respektvoll Platz.

Anvin, den Kommandanten der Männer ihres Vaters, mochte Kyra von allen am meisten; er war immer wie ein zweiter Vater für sie gewesen, und sie kannte ihn schon solange sie denken konnte. Er liebte sie innig, das wusste sie, und er passte auf sie auf. Doch was noch viel wichtiger war – er nahm sich immer Zeit für sie, zeigte ihr Kampftechniken und den Gebrauch der Waffen, wenn andere abwinkten. Er hatte sie sogar schon öfter mit den Männern trainieren lassen und sie hatte jede dieser Gelegenheiten genossen. Er war der Härteste von allen, doch er hatte auch das sanfteste Herz – denen gegenüber, die er mochte. Doch die, die er nicht mochte, mussten sich vor ihm fürchten.

Anvin tolerierte keine Lügen; er war ein Mann, der den Dingen immer auf den Grund gehen musste, egal wie schmutzig die Antwort war. Er hatte einen unbestechlichen Blick, und als er den Eber untersuchte, sah Kyra, wie er die beiden Pfeilwunden betrachtete. Er hatte ein Auge für Details und wenn irgendjemand die Wahrheit sehen konnte, dann er.

Anvin untersuchte die beiden Wunden, und musterte die kleinen Pfeilspitzen, die noch immer in den Löchern steckten, zusammen mit den Holzsplittern ihrer Pfeile, die die Brüder abgebrochen hatten. Sie hatten sie dicht an der Spitze abgebrochen, damit niemand sehen konnte, wer das Tier wirklich getötet hatte. Doch Anvin war nicht irgendwer.

Kyra sah wie Anvin die Wunden studierte, wie er die Augen zusammenkniff und sie wusste, dass er die Wahrheit erkannt hatte. Er zog einen Handschuh aus und zog die Pfeilspitze heraus. Er hielt das bluttriefende Metall hoch, dann wandte er sich den Brüdern mit skeptischem Blick zu.

„Eine Speerspitze sagt ihr?“, fragte er mit missbilligendem Ton.

Eine angespannte Stille breitete sich über die Gruppe aus, und Brandon und Braxton sahen plötzlich nervös aus und traten von einem Fuß auf den anderen.

Anvin wandte sich Kyra zu.

„Oder war es eine Pfeilspitze?“, fügte er hinzu und Kyra konnte sehen, wie er nachdachte, sehen, dass er seine eigenen Schlüsse zog.

Anvin ging zu Kyra hinüber, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und hielt ihn neben die Pfeilspitze. Sie glichen sich wie ein Haar dem anderen, und alle konnten es sehen. Er warf Kyra einen stolzen, bedeutungsvollen Blick zu, und Kyra spürte, wie alle Blicke zu ihr wanderten.

„Du hast es erlegt, nicht wahr?“, fragte er. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

Sie nickte.

„Ja“, antwortete sie schlicht, und liebte Anvin dafür, dass er ihr die Anerkennung gab, die sie verdiente.

„Ein meisterlicher Schuss, der das Tier zu Fall gebracht hat“, schloss er. Auch das war eine Feststellung und keine Frage. Seine Worte waren hart und endgültig, während er den Eber betrachtete.

„Außer den beiden Pfeilwunden sehe ich keine anderen“, fügte er hinzu, und strich mit der Hand über das Fell des Tiers. Als er am Ohr innehielt, untersuchte er es. Dann wandte er sich Brandon und Braxton zu, und sah sie verachtungsvoll an. „Es sei denn, man bezeichnet diese Schramme von einem Speer hier als Wunde.“

Er hielt das Ohr de Ebers hoch und Brandon und Braxton erröteten, als die Krieger lachten.

Ein anderer bekannter Krieger ihres Vaters trat vor – Vidar, ein enger Freund Anvins, ein dünner, kleiner Mann Mitte 30, mit hagerem Gesicht und einer Narbe über der Nase. So zierlich wie er war, sah er nicht wie ein Krieger aus, doch Kyra wusste es besser: Vidar war hart wie Stein, und bekannt für seine Nahkampf-Fähigkeiten. Er war einer der tapfersten Männer, denen Kyra je begegnet war und er konnte Männer überwältigen die doppelt so groß waren wie er. Zu viele Männer machten den Fehler, ihn zu provozieren, denn sie unterschätzten ihn – nur um auf schmerzliche Art eines Besseren belehrt zu werden. Auch er hatte Kyra unter seine Fittiche genommen und passte auf sie auf.

„Sieht aus, als hätten unsere beiden Helden hier das Ziel verfehlt“, schlussfolgerte Vidar, „und das Mädchen musste sie retten. Wer hat euch beiden das Werfen beigebracht?“

Brandon und Braxton sahen zunehmend nervös aus. Offensichtlich hatte man ihre Lüge durchschaut, und keiner von beiden wagte, etwas zu sagen.

„Es ist eine schwerwiegende Angelegenheit, über einen Jagderfolg zu lügen“, sagte Anvin finster an die Brüder gewandt. „Heraus damit. Euer Vater würde wollen, dass ihr die Wahrheit sagt.“

Brandon und Braxton standen da und stiegen unbehaglich von einem Bein aufs andere, und sahen einander an, als überlegten sie, was sie antworten sollten. Zum ersten Mal seit sie denken konnte, erlebte Kyra sie sprachlos.

Gerade als sie etwas sagen wollten, schrillte eine fremde Stimme durch die Menge.

„Es ist egal wer es getötet hat“, sagte die Stimme. „Es gehört jetzt uns.“

Kyra und die anderen fuhren herum, erschrocken über die unbekannte, grobe Stimme – und ihr Magen zog sich zusammen, als sie die Gruppe der Männer des Lords in ihren roten Rüstungen sah, die gierig den Eber beäugten. Kyra konnte sehen, dass sie diese Trophäe nicht wollten, weil sie sie brauchten, sondern weil es ihre Art war, die Leute zu erniedrigen, ihnen ihren Stolz zu nehmen. Leo knurrte neben ihr, und sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Nacken und hielt ihn zurück.

„Im Namen des Lord Regenten“, sage einer der Männer des Lords, ein untersetzter Krieger mit niedriger Stirn, dicken Brauen, fettem Bauch und einem dümmlichen Gesicht, „beanspruchen wir diesen Eber. Er dankt euch für euer großzügiges Geschenk zum Fest.“

Er winkte seinen Männern und ging auf den Eber zu, als ob er ihn packen wollte.

Doch als er es tat, traten Anvin und Vidar plötzlich vorm und stellten sich ihm in den Weg.

Eine überraschte Stille legte sich über die Menge – niemand hatte es je gewagt, sich den Männern des Lords in den Weg zu stellen; es war ein ungeschriebenes Gesetz. Niemand wollte den Zorn Pandesias auf sich ziehen.

„Soweit ich sagen kann, hat niemand euch oder eurem Regenten ein Geschenk angeboten“, sagte er mit kalter Stimme.

Die Menschenmenge wuchs, hunderte von Dorfbewohnern sammelten sich, um die angespannte Situation zu verfolgen, spürten die Auseinandersetzung, die in der Luft lag. Gleichzeitig wichen sie zurück und die Spannung zwischen den Männern wurde greifbar.

Kyras Herz pochte. Unbewusst griff sie nach ihrem Bogen. Sie wusste, dass die Situation im Begriff war, zu eskalieren. So sehr sie sich einen Kampf und die Freiheit wünschte, wusste sie auch, dass es sich ihre Leute nicht leisten konnten, den Zorn des Lord Regenten auf sich zu ziehen.

Selbst wenn es ihnen wie durch ein Wunder gelingen sollte, seine Männer zu bezwingen, stand das pandesische Reich hinter ihnen. Sie konnten eine Armee zur Unterstützung rufen, die an Größe all ihre Vorstellungskraft überstieg.

Doch gleichzeitig war Kyra stolz auf Anvin, weil er für sie eintrat. Endlich hatte jemand genug.

Der Krieger blickte finster drein.

„Du wagst es, dich dem Lord Regenten zu widersetzen?“, fragte er.

Doch Anvin blieb standhaft.

„Der Eber gehört uns – niemand schenkt ihn euch“, wiederholte er.

„Er hat euch gehört“, korrigierte der Krieger ihn, ‚und jetzt gehört er uns.“ Er wandte sich seinen Männern zu. „Nehmt den Eber!“, befahl er.

Die Männer des Lords näherten sich dem Eber, doch ein Dutzend der Männer von Kyras Vater stellten sich ihnen neben Anvin und Vidar in den Weg, die Hände an den Waffen.

Die Anspannung war so greifbar, dass Kyra ihren Bogen so fest hielt, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie fühlte sich schrecklich, gerade so, als ob sie verantwortlich für die Situation war, das sie es war, die den Eber getötet hatte. Sie spürte, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde, und verfluchte ihre betrunkenen Brüder dafür, dass sie das schlechte Omen ins Dorf gebracht hatten, besonders am Tag des Wintermondes. An Tagen wie diesen geschahen ohnehin immer seltsame Dinge; es waren mystische Zeiten, von denen man sagte, dass die Toten von einer Welt in die andere treten hinübertreten konnten. Warum nur hatten ihre Brüder die Geister so herausfordern müssen?

Als sich die Männer gegenüberstanden, die Männer ihres Vaters bereit, die Schwerter zu ziehen, so nahe dem Blutvergießen, drang eine autoritäre Stimme plötzlich durch die Stille.

„Das Mädchen hat den Eber erlegt!“, sagte die Stimme.

Es war eine laute, selbstbewusste Stimme, die die Aufmerksamkeit aller auf sich zog, eine Stimme die Kyra mehr bewunderte und respektierte als jede andere auf der Welt. Die Stimme von Declan, einem weiteren Kommandanten der Männer ihres Vaters.

Als ihr Vater sich näherte, wanderten alle Augen zu ihm, und die Menge machte ihm respektvoll Platz. Da stand er, ein Berg von einem Mann, der alle anderen um einiges Überragte. Sein ungezähmter Bart und seine langen braunen Haare waren von grauen Strähnen durchzogen, über seinen Schultern hing ein Umhang aus Fell und am Gürtel trug er zwei lange Schwerter und einen Speer auf dem Rücken. Sein Rüstzeug, Schwarz, wie das aller Männer aus Volis, hatte einen Drachen auf dem Brustpanzer graviert, das Wappen ihres Hauses. Seine Waffen trugen Scharten und Kratzer von viel zu vielen Kämpfen, und er strahlte Erfahrung aus. Er war ein Mann, den man fürchten musste, ein Mann den man bewundern musste, und ein Mann von dem alle wussten, dass er gerecht war. Ein Mann der von allen geliebt und respektiert wurde.

„Kyra hat den Eber erlegt“, wiederholte er, und warf dabei ihren Brüdern einen missbilligenden Blick zu. Dann wandte er sich Kyra zu, wobei er die Männer des Lords vollkommen ignorierte. „Es ist an dir, zu entscheiden, was mit ihm geschehen soll.“

Kyra erschrak über die Worte ihres Vaters. Sie hätte nie mit seiner Anerkennung gerechnet, und schon gar nicht damit, dass er ihr eine so schwerwiegende Entscheidung überlassen würde. Denn es war nicht einfach nur eine Entscheidung über den Eber, das wussten sie beide, sondern auch über das Schicksal ihrer Leute an diesem Tag.

Angespannte Krieger standen auf beiden Seiten bereit, die Händen an den Schwertern, und sie betrachtete ihre Gesichter, die sie fragend ansahen und auf ihre Antwort warteten. Sie wusste, dass ihre nächsten Worte, ihre nächste Entscheidung die wichtigsten waren, die sie je in ihrem Leben gesprochen hatte.




KAPITEL VIER


Merk wanderte langsam den Pfad hinunter durch Whitewood, und dachte dabei über sein Leben nach. Seine vierzig Jahre waren keine leichten gewesen; er hatte sich nie zuvor die Zeit genommen, durch den Wald zu wandern und die Schönheit um ihn herum zu bewundern. Er sah auf die weißen Blätter hinab, die unter seinen Füssen raschelten, begleitet vom leisen Geräusch seines Stabs auf dem weichen Waldboden; im Gehen blickte er auf und nahm die Schönheit der Aesopbäume mit ihren glänzenden weißen Blättern an den leuchtend roten Ästen, die in der Morgensonne glänzten in sich auf. Die Blätter fielen wie Schnee auf ihn herab, und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er ein Gefühl des Friedens.

Von durchschnittlicher Größe und Statur mit schwarzen Haaren und einem immer unrasiert wirkenden Gesicht mit breitem Kiefer und markanten Wangenknochen und schwarzen Augen mit dunklen Ringen darunter, wirkte Merk immer, als hätte er tagelang nicht geschlafen. Und so fühlte er sich meistens auch. Doch nicht jetzt. Jetzt fühlte er sich endlich ausgeruht. Hier, in Ur, im Nordwesten von Escalon, gab es keinen Schnee. Die angenehme Brise vom Meer her, das nur einen Tagesritt gen Westen entfernt lag, sorgte für ein wärmeres Klima und erlaubte Blättern jeder Farbe zu gedeihen. Es erlaubte Merk auch, nur mit einem dünnen Umhang zu reisen, anstatt sich vor den eisigen Winden schützen zu müssen. Er musste sich immer noch daran gewöhnen, dass er einen Mantel anstelle eines Harnischs trug, einen Stab anstelle eines Schwertes, und dass er mit seinen Stab in Blätter stach und nicht mit einem Dolch in Feinde. All das war neu für ihn. Er wollte lernen, wie es war, dieser neue Mensch zu werden, der er so gerne sein wollte. Es war friedlich – und doch unbehaglich. Als ob er vorgab jemand zu sein, der er nicht war.

Denn Merk war kein Reisender, kein Mönch – und schon gar kein friedlicher Mann. Der Krieger lag ihm immer noch im Blut. Er war auch nicht irgendein Krieger; er war ein Mann, der nach seinen eigenen Regeln kämpfte, und er hatte nie auch nur eine Schlacht verloren. Er war ein Mann, der sich nicht vor einem Kampf fürchtete, egal ob es auf einer Tournierbahn war oder in einer der Tavernen in den Seitenstraßen, die er so gerne besuchte. Manche Leute bezeichneten ihn als Söldner. Als Assassinen. Als gekauftes Schwert. Es gab viele Bezeichnungen für das, was er tat, manche davon noch viel weniger schmeichelhaft, doch Merk machte sich nichts aus Titeln und Bezeichnungen, oder daraus, was andere Leute dachten. Alles was ihm wichtig war, war dass er einer der Besten war.

Um die Rolle zu erfüllen hatte Merk schon auf viele Namen gehört, und wechselte sie nach Lust und Laune. Den Namen, den sein Vater ihm gegeben hatte, mochte er nicht – genau genommen mochte er seinen Vater ebenso wenig – und er hatte nicht vor mit dem Stempel eines Namens durchs Leben zu gehen, den ihm jemand anderes aufgedrückt hatte. Merk war der letzte in einer ganzen Reihe von Namen, und für den Augenblick gefiel er ihm. Es war ihm egal, wie die anderen ihn nannten. Ihn interessierten nur zwei Dinge im Leben: den perfekten Eintrittspunkt für die Spitze seines Dolches zu finden, und dass seine Auftraggeber ihn in frisch gemünztem Gold bezahlten – einer Menge Gold.

In jungen Jahren hatte Merk entdeckt, dass er ein natürliches Talent besaß, und, in dem, was er tat, besser war als alle anderen.

Seine Brüder, genau wie sein Vater und alle seine berühmten Vorfahren, waren stolze und edle Ritter in den besten Rüstungen, mit den besten Waffen, die auf ihren edlen Pferden umherritten und ihre Banner und Haare im Wind wehen ließen, während die Damen ihnen Blumen vor die Füße warfen. Sie hätten nicht stolzer auf sich selbst sein können.

Doch Merk verabscheute den Prunk und die Aufmerksamkeit. Diese Ritter erschienen ihm schwerfällig beim Töten, unglaublich uneffektiv, und Merk hatte keinen Respekt für sie übrig. Er brauchte all die Anerkennung auch nicht, die Insignien oder Banner oder Wappen, die die Ritter so heiß begehrten. Das war für Leute, denen es an der Sache fehlte, die am wichtigsten war: der Fähigkeit, einem Mann leise, schnell und effizient das Leben zu nehmen. Alles andere stand für ihn nicht zur Debatte.

Als er jung war, und auf seinen Freunden, die zu klein waren, um sich selbst zu verteidigen, herumgehackt worden war. Waren sie zu ihm gekommen, da er schon damals als außergewöhnlich guter Schwertkämpfer bekannt gewesen war – und er hatte ihre Bezahlung angenommen. Die, die sie gequält hatten, taten es nie wieder, sie anzufassen, da Merk immer einen Schritt weiterging. Seine Fähigkeiten waren bald weitbekannt, und als Merk mehr und mehr Aufträge annahm, wuchsen auch seine Fähigkeiten, was das Töten anging.

Merk hätte ein Ritter werden können, ein gefeierter Krieger wie seine Brüder. Doch er hatte sich stattdessen dafür entscheiden, im Schatten zu wirken. Als er das erlangte, was ihn interessierte, nämlich tödliche Effizienz, erkannte er schnell, dass Ritter mit all ihren schönen Waffen und schwerfälligen Rüstungen nicht so schnell und effizient töten konnten wie er, ein einzelnen Mann mit Lederharnisch und einem scharfen Dolch.

Während seiner Wanderung spießte er mit seinem Stab die Blätter auf und erinnerte sich an eine Nacht in der Taverne mit seinen Brüdern, als feindliche Ritter ihre Schwerter gezogen hatten. Seine Brüder waren umzingelt gewesen, in der Unterzahl; doch während all die schicken Ritter herumstanden, hatte Merk nicht gezögert. Er war mit seinem Dolch durch ihre Reihen gehuscht und hatte ihnen die Hälse aufgeschlitzt, bevor sie auch nur ihre Schwerter heben konnten.

Seine Brüder hätten ihm danken sollen, doch stattdessen distanzierten sie sich von ihm. Sie fürchteten ihn, und sie blickten auf ihn herab. Das war die Dankbarkeit, die er erhielt, und ihr Verrat verletzte Merk tiefer, als er zugeben wollte. Er vertiefte den Bruch zwischen ihnen, mit all ihrer edlen Ritterlichkeit. In seinen Augen war alles nur eigennützige Heuchelei. Sollte sie doch in ihren glänzenden Rüstungen herumlaufen und auf ihn herabblicken, doch wenn er mit seinem Dolch nicht gewesen wäre, wären sie alle tot.

Merk wanderte immer weiter und versuchte seufzend, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Während er nachdachte, erkannte er, dass er die Quelle seines Talents nicht ganz verstand. Vielleicht war es, weil er so schnell und geschickt war; vielleicht war es weil er schnelle Hände hatte; vielleicht, weil er in besonderes Talent dafür hatte, lebenswichtige Punkte zu finden; vielleicht war es auch, weil er nie davor zurückschreckte, den einen Schritt weiterzugehen, den letzten Stoß zu vollziehen, vor dem sich andere Männer fürchteten; vielleicht war es auch, weil er niemals zweimal zuschlagen musste – oder es war, weil er improvisieren konnten und mit jedem Werkzeug töten konnte, das ihm zur Verfügung stand – einem Federkiel, einem Hammer, eine Holzscheit. Er war gerissener als andere, anpassungsfähiger und schneller auf den Beinen – eine tödliche Kombination.

Als er heranwuchs, hatten all diese stolzen Ritter sich von ihm distanziert und sich im Stillen sogar über ihn lustig gemacht (denn niemand wagte es, es ihm direkt ins Gesicht zu sagen). Doch jetzt, wo sie alle älter waren, und ihre Fähigkeiten schwanden, während sein Ruhm sich verbreitete, war er derjenige, an den sich Könige wandten, während sie alle in Vergessenheit gerieten. Denn was seine Brüder nie verstanden hatten war die Tatsache, dass Ritterlichkeit nicht das war, was einen König ausmachte. Es war die hässliche, brutale Gewalt, die Angst, die Vernichtung der Feinde – einer nach dem anderen, das grausame Töten, das niemand sonst tun wollte, das Könige zu dem machte, was sie waren. Und er war es, an den sie sich wandten, wenn sie wollten dass jemand die wirkliche Arbeit für sie erledigte.

Mit jedem Schritt und jeder Berührung seines Stabes dachte er an seines Opfer. Er hatte die schlimmsten Feinde des Königs getötet – nicht mit Gift – dafür kauften sie niedere Meuchelmörder, Giftmischer und Verführerinnen. Die schlimmsten Feinde jedoch wollten sie oft mit einem Paukenschlag beseitigen, und dafür brauchten sie ihn. Für etwas Grausiges, etwas Öffentliches: einen Dolch im Auge, einen Leichnam, der auf einem öffentlichen Platz lag, oder aus einem Fenster hing, damit alle beim nächsten Sonnenaufgang den sehen konnten, der es gewagt hatte, sich dem König zu widersetzen.

Als der alte König Tarnis das Königreich aufgegeben hatte, hatte er Pandesia die Tore geöffnet, und Merk war sich zum ersten Mal in seinem Leben leer und nutzlos vorgekommen. Ohne einen König, dem er dienen könnte, hatte er das Gefühl gehabt, herrenlos zu sen. Etwas, das lange Zeit in ihm vor sich hin geköchelt hatte, war zum Vorschein gekommen, und aus irgendeinem Grund, den er nicht verstehen konnte, begann er, über das Leben nachzudenken. Sein ganzes Leben lang war er vom Tod besessen gewesen, vom Töten, davon, Leben zu nehmen. Es war ihm leicht gefallen – zu leicht. Doch jetzt schien sich etwas in ihm zu verändern; es war, als ob er kaum den Boden unter den Füssen spürte. Er hatte immer aus erster Hand gewusst, wie zerbrechlich das Leben war, und wie leicht es einem genommen werden konnte, doch jetzt begann er darüber nachzudenken, wie man es schützen konnte. Leben war so zerbrechlich, so vergänglich. War es zu schützen nicht die schwerere Aufgabe?

Und ohne es zu wollen, begann er sich zu fragen: was war das, was er anderen nahm?

Merk wusste nicht, was diese Reflexion ausgelöst hatte, doch er fühlte sich zutiefst unwohl dabei. Etwas war in ihm aufgetaucht, eine große Übelkeit, und er war des Tötens müde geworden – er hatte eine Abneigung dafür entwickelt die so groß war wie der Spaß, den er einst daran gefunden hatte. Er wünschte sich, dass es eine Sache gäbe, auf die er alles zurückführen konnte – den Mord an einer bestimmten Person vielleicht – doch die gab es nicht. Es hatte sich vollkommen grundlos angeschlichen. Und das war das, was ihn am meisten irritierte.

Anders als andere Söldner, hatte Merk nur Aufträge angenommen, die er für gerechtfertigt hielt. Erst später im Leben, als er zu gut in dem geworden war, was er tat, als die Bezahlung zu groß geworden war, die Leute, die seine Dienste in Anspruch nahmen zu wichtig, hatte er angefangen, die Grenzen zu überschreiten, und Leute gegen Bezahlung umgebracht, die nicht unbedingt schuldig waren – nein, Schuld war kein Grund mehr gewesen. Und das war es, was ihn störte.

Merk hatte eine mindestens genauso große Leidenschaft dafür entwickelt, das wiedergutzumachen, was er getan hatte, um anderen zu beweisen, dass er sich ändern konnte. Er wollte seine Vergangenheit auslöschen, alles, was er getan hatte rückgängig machen, er wollte Buße tun. Er hatte den stillen Eid geschworen, nie wieder zu töten; niemals wieder einen Finger gegen andere zu heben, und den Rest seiner Tage damit zu verbringen, Gott um Vergebung zu bitten, sich selbst der Hilfe für andere zu widmen, und ein besserer Mensch zu werden. Und das war es, was ihn auf diesen Waldweg geführt hatte.

Merk sah den Waldweg vor sich ansteigen und dann wieder abfallen, leuchtend von den weißen Blättern. Immer wieder wanderte sein Blick auf der Suche nach dem Turm von Ur gen Horizont, doch er war immer noch nicht zu sehen. Er wusste, dass dieser Pfad in irgendwann dorthin führen musste, denn er hatte schon seit Monaten den Ruf dieser Pilgerfahrt gehört. Er war seit seiner Kindheit fasziniert gewesen von den Geschichten der Wächter, einem geheimen Orden von Ritter-Mönchen, halb Mann, halb etwas anderes, deren Aufgabe es war, in den beiden Türmen zu wohnen – dem Turm von Ur im Nordwesten und dem von Kos im Südosten – und über das wertvollste Relikt des Königreichs zu wachen: das Schwert des Feuers.

Die Legende besagte, dass es das Schwert des Feuers war, das die Flammen am Leben hielt. Niemand wusste sicher, in welchem Turm es sich befand. Es war ein Geheimnis, dessen Antwort außer den ältesten Wächtern niemand kannte. Wenn es je bewegt oder gestohlen wurde, würden die Flammen auf ewig verlöschen – und Escalon wäre schutzlos einem Angriff ausgeliefert.

Man sagte, dass das Wachen über den Turm eine hohe Berufung war, eine heilige Pflicht, und ehrenhafte Aufgabe – wenn die Wächter einen als einen der ihren aufnahmen. Merk hatte als Junge immer von den Wächtern geträumt und war jede Nacht mit der Frage schlafen gegangen, wie es wohl wäre, einer von ihnen zu sein. Er wollte sich selbst in der Einsamkeit verlieren, im Dienst, in Selbstreflexion, und er wusste, dass es keinen besseren Weg gab, als ein Wächter zu werden. Merk fühlte sich bereit. Er hatte seinen Kettenpanzer gegen Leder getauscht, sein Schwert gegen einen Stab und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen ganzen Mond lang niemanden getötet oder verletzt. Er fing an, sich gut damit zu fühlen.

Als Merk einen kleinen Hügel erklomm, sah er sich hoffnungsvoll um, so wie er es schon seit Tagen tat. Er betete, dass der Gipfel ihm den Blick auf den Turm von Ur irgendwo am Horizont freigeben würde. Doch da war nichts – nichts außer noch mehr Wald, soweit das Auge reichte. Doch er wusste, dass er näher kam – nach so vielen Tagen des Wanderns konnte der Turm nicht mehr weit sein.

Merk folgte weiter dem Pfad. Das Dickicht wurde immer dicker, bis im Tal ein großer umgestürzter Baum den Weg blockierte. Er blieb stehen und sah ihn an, bestaunte seine Größe und fragte sich, wie er ihn überwinden konnte.

„Ich würde sagen, das ist wie genug“, hörte er eine unheilverkündende Stimme sagen.

Merk spürte sofort die finstere Absicht in der Stimme, darin war er mit den Jahren ein Experte geworden. Er musste sich nicht einmal umdrehen um zu wissen, was als nächstes kommen würde. Überall um sich herum hörte er Blätter rascheln und aus dem Wald kamen Gesichter hervor, die zu der Stimme passten: Halsabschneider von denen einer gefährlicher als der andere aussah. Das waren die Gesichter von Männern, die grundlos töteten. Die Gesichter gemeiner Diebe und Mörder, die den Schwachen mit willkürlicher und sinnloser Gewalt auflauerten. In Merks Augen waren sie der niederste Abschaum.

Merk sah, dass er umzingelt war und er wusste, dass er in eine Falle gelaufen war. Er sah sich unbemerkt um, und seine Instinkte erwachten. Er zählte acht Männer. Sie alle waren mit Dolchen bewaffnet und trugen zerschlissene Kleider. Ihre Gesichter, Hände und Fingernägel waren schmutzig. Die Männer waren unrasiert. Sie sahen aus, als hätten sie viel zu lange nichts gegessen und wären zu allem bereit. Und offensichtlich waren sie gelangweilt.

Merk verkrampfte, als der Anführer der Männer näher kam, doch nicht, weil er ihn fürchtete; Merk konnte ihn töten – er konnte sie alle töten – ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er es wollte. Was ihn jedoch verkrampfen ließ war die Möglichkeit, zu Gewalt gezwungen zu werden. Er war entschlossen, sich an seinen Eid zu halten, koste es, was es wolle.

„Was haben wir denn da?“, fragte einer von ihnen, der um Merk herumging.

„Sieht aus wie ein Mönch“, sagte ein anderer mit höhnischer Stimme. „Nur die Stiefel passen nicht ins Bild.“

„Vielleicht ist er ein Mönch, der sich für einen Krieger hält“, lachte ein anderer.

Sie brachen in Gelächter aus und einer von ihnen, ein Ochse von einem Mann Mitte 40, dem ein Schneidezahn fehlte, beugte sich vor und stieß Merk an der Schulter an. Der alte Merk hätte jeden getötet, der es gewagt hätte, ihm zu nahe zu kommen.

Doch der neue Merk war entschlossen, ein besserer Mann zu werden, sich über die Gewalt zu erheben –selbst wenn die Gewalt ihn zu suchen schien. Er schloss die Augen, holte tief Luft, und zwang sich, ruhig zu bleiben.

Flüchte dich nicht in die Gewalt, redete er sich immer wieder zu.

„Was tut der Mönch da?“, fragte einer von ihnen. „Betet er etwa?“

Daraufhin brachen alle wieder in Gelächter aus.

„Dein Gott wird dich nicht retten, mein Freund!“, rief ein anderer.

Merk öffnete die Augen und sah den Idioten an.

„Ich möchte euch kein Leid zufügen“, sagte er ruhig.

Die Männer lachten, lauter als zuvor, und Merk erkannte, dass ruhig zu bleiben und nicht mit Gewalt zu reagieren, die schwerste Prüfung für ihn war.

„Welch ein Glück für uns“, antwortete einer.

Sie lachten wieder; dann verstummten sie, als ihr Anführer vortrat und Merk ansprach.

„Doch vielleicht“, sagte er mit ernster Stimme, und kam dabei so nah, dass Merk seinen schlechten Atem riechen konnte, „wollen wir dir Leid zufügen.“

Ein Mann schlang Merk von hinten seinen dicken Arm um den Hals und begann, ihn zu würgen. Merk keuchte. Der Griff des Mannes war stark genug, ihm Schmerzen zuzufügen, reichte jedoch nicht, ihm die Luft abzuschnüren. Sein Instinkt riet ihm, den Mann zu packen und zu töten. Es wäre leicht; er kannte den Druckpunkt am Arm, der ihn zwingen würde, ihn loszulassen. Doch er zwang sich, nichts zu tun.

Lass sie gehen, sagte er zu sich selbst. Der Weg zur Demut muss irgendwo beginnen.

„Nehmt alles was ihr wollt“, sagte Merk keuchend. „Nehmt es und verschwindet.“

„Und was, wenn wir es uns nehmen und leiben?“, antwortete ihr Anführer.

„Niemand hat dich gefragt, was wir nehmen dürfen, Junge“, sagte ein anderer.

Einer von ihnen trat an ihn heran und durchsuchte Merk. Mit gierigen Händen durchwühlte er die wenigen Habseligkeiten, die Merk bei sich trug. Merk zwang sich, ruhig zu bleiben. Schließlich zog der Mann seinen silbernen Dolch, seine Lieblingswaffe hervor, und so schmerzlich es auch war, reagierte Merk nicht.

Lass es gehen, redete er sich zu.

„Was ist das denn?“, fragte einer. „Ein Dolch?“

Er sah Merk böse an.

„Was für ein Mönch trägt denn einen Dolch bei sich?“, fragte ein anderer.

„Was tust du damit, Junge? Schnitzen?“, fragte ein Dritter.

Alle lachten. Merk biss die Zähne zusammen und fragte sich, wie viel mehr er ertragen konnte.

Der Mann der den Dolch genommen hatte hielt inne, warf einen Blick auf Merks Handgelenk und riss seinen Ärmel zurück. Merk wappnete sich – sie hatten es gefunden.

„Was ist das?“, fragte er Dieb, der sein Handgelenk gepackt hatte, es hochhielt und eingehend betrachtete.

„Sieht aus wie ein Fuchs“, sagte ein anderer.

„Was tut ein Mönch mit einer Tätowierung eines Fuchses?“, fragte ein weiterer.

Ein anderer der Männer trat vor, ein großer, schlanker Man mit roten Haaren, packte das Handgelenk und untersuchte es eingehend. Er ließ es los und sah Merk argwöhnisch an.

„Das ist kein Fuchs, du Idiot“, sagte er zu den Männern. „Das ist ein Wolf. Das ist ein Wolf. Das ist das Zeichen eines Mannes des Königs. Er ist ein Söldner!“

Merks errötete, als er sah, dass alle seine Tätowierung anstarrten. Er wollte nicht entdeckt werden.

Die Diebe starrten es schweigend an, und zum ersten Mal spürte Merk ein Zögern.

„Das sind Killer“, sagte einer und sah ihn an. „Woher hast du das, Junge?“

„Hat er wahrscheinlich selbst gemacht“, antwortete ein anderer. „Macht die Straßen sicherer.“

Der Anführer nickte dem Mann zu, der Merk von hinten festhielt, und er ließ seinen Hals los. Merk atmete erleichtert auf.

Doch dann hielt der Anführer ein Messer an Merks Hals und er fragte sich, ob er heute hier an diesem Ort sterben würde. Er fragte sich, ob das die Strafe für all das Töten war. Doch war er bereit zu sterben?

„Antworte ihm?“, fragte der Anführer. „Hast du das selbst gemacht, Junge? Man sagt, dass man hundert Männer töten muss, bevor man diese Tätowierung bekommt.“

Merk atmete tief durch, und in der langen Stille die folgte, überlegte er, was er sagen sollte. Schließlich seufzte er.

„Tausend“, sagte er.

Der Anführer blinzelte irritiert.

„Was?“, fragte er.

„Tausend Männer, erklärte Merk. „Nicht weniger. Das bringt einem die Tätowierung ein. Und König Tarnis selbst, hat sie mir verliehen.“

Sie starrten ihn schockiert an und die Männer schwiegen. Es war so still, das Merk die Insekten zirpen hören konnte. Er fragte sich, was als nächstes passieren würde.

Einer von ihnen brach in hysterisches Gelächter aus – und die anderen stimmten ein. Sie lachten und brüllten und starrten Merk an – sie mussten es für besonders witzig halten.

„Der war gut, Junge“, sagte einer. „Du bist ein ebenso guter Lügner wie du ein Mönch bist.“

Der Anführer drückte den Dolch gegen seinen Hals, fest genug, um in die Haut einzuschneiden.

„Ich sagte antworte mir!“, wiederholte der Anführer. „Eine richtige Antwort. Oder willst du sterben?“

Merk stand da, spürte den Schmerz und dachte über die Frage nach – er dachte ernsthaft nach. Wollte er sterben. Das war eine gute Frage, und eine tiefergehende Frage, als der Dieb dachte. Und als er darüber nachdachte, erkannte er, dass ein Teil von ihm sterben wollte. Er war müde vom Leben, hundemüde.

Doch je mehr er darüber nachdachte, erkannte Merk schließlich, dass er nicht sterben wollte. Nicht jetzt. Nicht heute. Nicht, wo er sich gerade dazu entschlossen hatte, neu anzufangen. Nicht, wo er gerade anfing, das Leben zu genießen. Er wollte eine Chance auf Veränderung. Er wollte die Chance im Turm zu dienen, ein Wächter zu werden.

„Nein, das will ich nicht“, antwortete Merk.

Schließlich blickte er dem Dieb direkt in die Augen, und seine Entschlossenheit wuchs.

„Und darum“, fuhr er fort, „Gebe ich dir eine Chance, mich gehen zu lassen, bevor ich euch alle töte.“

Sie sahen ihn in stillem Schock an, bevor der Anführer eine Grimasse zog und handelte.

Merk spürte den Druck der Klinge, mit der der Mann ihm den Hals aufschneiden wollte, und etwas in ihm übernahm die Kontrolle. Es war der Krieger in ihm, der Mann, der sein Leben lang trainiert hatte, der es nicht länger ertragen konnte. Er würde seinen Eid brechen – doch es störte ihn nicht mehr.

Der alte Merk kam so schnell zurück, als wäre er nie fort gewesen – und im nächsten Augenblick war er wieder der eiskalte Killer.

Merk konzentrierte sich und sah die Bewegungen seiner Gegner, jedes Zucken, jeden Druckpunkt, jede Verletzlichkeit. Der Drang zu töten überwältigte ihn, wie ein alter Freund, und Merk ließ es zu.

In einer blitzschnellen Bewegung packte Merk das Handgelenk des Anführers, grub seine Finger in einen Druckpunkt, und drehte es bis es brach; dann fing er den fallenden Dolch auf und schlitzte dem Mann den Hals von Ohr zu Ohr auf.

Der Anführer starrte ihn mit einem erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht an, bevor er tot zu Boden fiel.

Merk wandte sich den anderen zu, und sie starrten ihn sprachlos mit offenen Mündern an.

Nun war es an Merk zu lächeln, als er sie ansah und sich auf das freute, was gleich kommen würde.

„Manchmal Jungs“, sagte er, „legt man sich einfach mit dem Falschen an.“




KAPITEL FÜNF


Kyra stand mitten auf der Brücke, die voller Menschen war, und spürte alle Blicke, die auf sie gerichtet waren und auf ihre Entscheidung über das Schicksal des Ebers warteten. Ihre Wangen brannten; sie war nicht gern im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie liebte ihren Vater dafür, dass er ihr Anerkennung gab, und sie war ausgesprochen stolz, besonders dafür, dass er ihr die Entscheidung überließ.

Doch gleichzeitig spürte sie auch die Last der Verantwortung. Sie wusste, welche Entscheidung auch immer sie treffen sollte, das Schicksal ihrer Leute bestimmen würde. So sehr sie die Pandesier auch verabscheute, sie wollte nicht die Verantwortung dafür tragen, ihr Volk in einen Krieg zu stürzen, den es nicht gewinnen konnte. Doch sie wollte auch nicht klein beigeben, um die Männer des Lords zu ermutigen, ihr Volk zu triezen. Sie wollte nicht, dass sie schwach erschienen, besonders nachdem Anvin und die anderen so mutig Widerstand geleistet hatten.

Sie erkannte, dass ihr Vater weise war: indem er die Entscheidung in ihre Hände legte, erweckte er den Eindruck, dass es ihre Entscheidung war und nicht die der Männer des Lords – und das alleine wahrte das Gesicht seiner Leute.

Sie erkannte auch, dass er einen guten Grund gehabt hatte, die Entscheidung in ihre Hände zu legen: er musste gewusst haben, dass die Situation eine Stimme von außen nötig gehabt hatte, um zu gewährleisten, dass niemand das Gesicht verlor. Er hatte sie gewählt, weil sie die einfache Wahl war, und weil er wusste, dass sie keine überstürzten Entscheidungen treffen würde – sie war eine Stimme der Mäßigung. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr erkannte sie, warum er sie gewählt hatte: nicht um einen Krieg anzuzetteln – dafür hätte er Anvin wählen können – sondern um seinen Leuten einen Krieg zu ersparen.

Sie fällte eine Entscheidung.

„Das Biest ist verflucht“, sagte sie abfällig. „Es hätte beinahe meine Brüder getötet. Es kam aus dem Dornenwald und ist am Vorabend des Wintermondes getötet worden, an einem Tag, an dem wir nicht jagen dürfen. Es war ein Fehler, ihn hierher zu bringen – er hätte in der Wildnis verrotten sollen, dort, wo er hingehört.“

Sie sah die Männer des Lords mit höhnischem Blick an.

„Bringt das Tier zu eurem Lord Regenten“, sagte sie lächelnd. „Ihr tut uns einen Gefallen.“

Die Männer des Lords sahen zwischen ihr und dem Tier hin und her, und ihre Mienen veränderten sich; plötzlich sahen sie aus, als hätten sie etwas Schlechtes gegessen, als wollten sie es nicht mehr.

Kyra sah, wie Anvin und die anderen sie zustimmend und dankbar ansehen – am meisten von allen ihr Vater. Sie hatte es geschafft – sie hatte dafür gesorgt, dass ihr Volk das Gesicht wahren konnte, und hatte ihnen einen Krieg erspart; noch dazu hatte sie einen ordentlichen Seitenhieb gegen Pandesia ausgeteilt.

Ihre Brüder ließen das Wildschwein fallen und es landete mit einem dumpfen Schlag im Schnee. Mit offensichtlich schmerzenden Schultern traten demütig sie einen Schritt zurück.

Die Blicke fielen nun auf die Männer des Lords, die unentschlossen dastanden und nicht wussten, was sie tun sollten. Kyras Worte hatten sie tief getroffen; nun sahen sie das Tier an, als wäre es etwas Böses, das aus den Eingeweiden der Erde gekrochen war. Jetzt, wo es ihnen gehörte, wollten sie es offensichtlich nicht mehr haben.

Nach einer langen, angespannten Stille bedeutete ihr Anführer seinen Männern, das Tier aufzuheben, dann drehte e sich mit bitterer Miene um und zog verärgert ab – er wusste, das er überlistet worden war.

Die Menge verstreute sich, die Anspannung löste sich auf und die Erleichterung war deutlich spürbar. Viele der Männer ihres Vaters legten ihr zustimmend die Hände auf die Schultern.

„Gut gemacht“, sagte Anvin beifällig. „Eines Tages wirst du eine gute Herrscherin sein.“

Die Dorfbewohner gingen wieder ihren Arbeiten nach, das bunte Treiben kehrte zurück, und Kyra sah ihren Vater an. Er erwiderte ihren Blick, nur wenige Meter von ihr Entfernt. Vor seinen Männern war er immer reserviert, was sie anging, und auch diesmal war es nicht anders. Seine Miene war unbewegt, doch er nicke kaum merklich – das war seine Art der Zustimmung.

Kyra sah sich um und sah Anvin und Vidar, die ihre Speere fest umklammert hielten, und ihr Herz schlug schneller.

„Kann ich mit euch kommen?“, fragte sie Anvin, denn sie wusste, dass er mit den anderen auf dem Weg zum Trainingsgelände war.

Anvin warf ihrem Vater einen nervösen Blick zu, denn er wusste, dass er es missbilligen würde.

„Der Schnee wird immer dichter“, antwortete Anvin schließlich zögernd, „und es wird schon dunkel.“

„Das hält dich nicht davon ab…“, gab Kyra zurück.

Er grinste sie an.

„Nein, das tut es nicht“, gab er zu.

Anvin warf ihrem Vater einen Blick zu und sie drehte sich um und sah, wie er mit dem Kopf schüttelte, bevor er sich seinerseits umdrehte und zurück nach drinnen ging.

Anvin seufzte.

„Sie bereiten ein großes Festmahl vor“, sagte er. „Du solltest nach drinnen gehen.“

Kyra konnte es riechen, die Luft war schwanger vom Duft des Fleischs, das über dem Feuer röstete, und sie sah ihre Brüder und ein paar Dutzend Dorfbewohner hineingehen, um sich auf die Festlichkeiten vorzubereiten.

Doch Kyra wandte sich um und blickte sehnsüchtig in Richtung der Felder zum Trainingsgelände.

„Ein Mahl kann warten“, sagte sie. „Training nicht. Lass mich mitkommen. Bitte.“

Vidar lächelte und schüttelte den Kopf.

„Du bist sicher, dass du ein Mädchen und kein Krieger bist?“, fragte er.

„Kann ich nicht beides sein?“, antwortete sie.

Anvin seufzte, und schüttelte den Kopf.

„Dein Vater würde mir das Fell über die Ohren ziehen“, sagte er.

Dann, endlich, nickte er.

„Ein nein wirst du ohnehin nicht akzeptieren“, sagte er. „Und du hast mehr Mut als ein guter Teil meiner Männer. Ich schätze, einer mehr schadet nicht.“



*



Kyra rannte über die verschneite Landschaft Anvin, Vidar und einigen anderen Männern ihres Vaters hinterher, Leo wie immer an ihrer Seite. Der Schneefall wurde dichter und es war ihr egal. Sie spürte ein Gefühl der Freiheit, der Ausgelassenheit, wie immer, wenn sie durch das Tor ging, ein niedriger Bogen, der ins Innere der steinernen Mauern führte, die das Trainingsgelände umgaben.

Sie atmete tief durch, als der Himmel aufriss und sie über die sanften Hügel lief, die nun von Schnee bedeckt waren, umgeben von einer weitläufigen Steinmauer – vielleicht eine Vierteilmeile lang und breit. Sie spürte, dass alles so war, wie es sein sollte, als sie die Männer trainieren sah, wie sie auf ihren Pferden umherritten mit ihren Lanzen, mit Bögen auf ferne Ziele schossen und immer besser wurden. Für sie war das das wahre Leben.

Dieses Trainingsgelände war den Männern ihres Vaters vorbehalten; Frauen und Jungen, die noch keine 18 waren, waren hier nicht willkommen – genauso wie alle, die nicht eingeladen waren. Braxton und Brandon warteten jeden Tag ungeduldig auf ihre Einladung, doch Kyra vermutete, dass sie nie eine bekommen würden. Fighter’s Gate, so hieß die Trainingsanlage, war etwas für ehrenhafte schlachterprobte Krieger, nicht für Aufschneider wie ihre Brüder.

Kyra rannte durch die Felder, und fühlte sich glücklicher und lebendiger als an jedem anderen Ort. Die Energie war intensiv, da Dutzende der besten Krieger ihres Vaters umherritten; jeder von ihnen trug ein leicht andere Rüstungen, Krieger aus allen Regionen Escalons, die alle mit der Zeit zum Fort ihres Vaters gekommen waren. Da waren Männer aus dem Süden, aus Thebus und Leptis; aus den Midlands, meist aus der Hauptstadt, Andros, doch manche auch aus den Bergen von Kos; Leute aus dem Westen aus Ur; Flussmänner aus Thusis und ihre Nachbarn aus Ephesus. Da waren Männer, die am Ufer des Ire-Sees gelebt hatten und Männer, die sogar von den Wasserfällen bei Everfall angereist waren. Alle trugen unterschiedliche Farben, Rüstungen, Waffen. Alle waren sie Männer aus Escalon, doch jeder von ihnen vertrat seine eigene Festung – es war eine unglaubliche Vielfalt an Macht.

Ihr Vater, der Recke des ehemaligen Königs, ein Mann, der großen Respekt verlangte, war der einzige Mann in diesen Zeiten, in diesem zerbrochenen Königreich, um den sich die Männer sammeln konnten. Als der alte König das Königreich kampflos aufgegeben hatte, war es ihr Vater gewesen, den die Menschen gedrängt hatten, den Thron zu besteigen und den Kampf zu führen. Mit der Zeit waren die besten Krieger des Reiches zu ihm gekommen, und nun, wo seine Macht von Tag zu Tag wuchs, erreichte Volis eine Stärke, die es beinahe mit der Hauptstadt aufnehmen konnte. Vielleicht war das der Grund, warum die Männer des Lords sie nur zu gerne demütigten.

Nirgendwo sonst in Escalon ließen die Lord Regenten von Pandesia es nicht zu, dass die Ritter sich versammelten, aus Angst vor einem Aufstand. Doch hier, in Volis, war es anders. Hier hatten sie keine andere Wahl: sie brauchten die besten Männer, um die Flammen zu schützen.

Kyra drehte sich um und ließ den Blick schweifen, über die Mauern und die weißen Hügel hinweg. In der Ferne, selbst durch den dichten Schnee, konnte sie das sanfte Leuchten der Flammen sehen. Die Wand aus Feuer, die die östliche Grenze von Escalon beschützte, die Flammen, war gut 15 Meter breit und gut 100 Meter hoch, und brannte so hell wie immer. Über eine Strecke von fast 50 Meilen erstreckte sie sich und war das einzige, was zwischen Escalon und dem Volk der wilden Trolle im Osten stand.

Und trotzdem gelang es jedes Jahr genug Trollen, sie zu überwinden, und Chaos und Zerstörung zu verbreiten, und wenn die Hüter nicht wären, die tapferen Männer ihres Vaters, die die Flammen warteten, wäre Escalon schon lange von den Trollen unterworfen worden. Die Trolle, die sich vor dem Wasser fürchteten, konnten Escalon nur zu Land angreifen, und die Flammen waren das einzige, was sie zurückhielt. Die Hüter standen Wache und Patrouillierten – kurz, Pandesia brauchte sie. Auch andere waren an den Flammen stationiert - Wehrpflichtige, Sklaven und Verbrecher – doch die Männer ihres Vaters, die Hüter, waren die einzigen wirklichen Krieger hier und die einzigen die wussten, wie man die Flammen wartete.

Im Gegenzug erlaubte Pandesia Volis und den Männern dort viele kleine Freiheiten, wie dieses Trainingsgelände hier und echte Waffen – ein kleiner Geschmack der Freiheit, der ihnen immer noch das Gefühl gab, echte Krieger zu sein, selbst wenn es nur eine Illusion war. Sie waren nicht frei, und alles wussten es. Sie lebten in einer heiklen Balance zwischen Freiheit und Dienst, die keiner von ihnen ertragen konnte.

Doch zumindest hier, in Fighter’s Gate, waren diese Männer frei wie sie es einst gewesen waren, Krieger, die sich messen und trainieren und ihre Fähigkeiten verbessern konnten. Sie repräsentierten die Besten der Besten von Escalon, besser Krieger als Pandesia sie zu bieten hatte, und alle waren Veteranen, was die Flammen anging. Sie leisteten Schichten dort, etwa einen Tagesritt von hier entfernt. Kyra wollte so gerne eine von ihnen werden, sich beweisen, an den Flammen stationiert werden, um gegen echte Trolle zu kämpfen, wenn sie es hindurch schafften, und helfen das Königreich vor einer Invasion zu schützen.

Natürlich wusste sie, dass man ihr das niemals erlauben würde. Sie war zu jung – und sie war ein Mädchen. Es gab keine Frauen unter den Hütern, und selbst wenn es sie gäbe, würde es ihr Vater nie erlauben. Seine Männer hatte es amüsiert, als sie vor Jahren anfing, sie zu besuchen, sie hatten sich über die kleine Zuschauerin gefreut. Doch nachdem die Männer gegangen waren, war sie geblieben und hatte jeden Tag und jede Nacht mit ihren Waffen auf den leeren Feldern trainiert, mit ihren Waffen und ihren Zielen. Zuerst waren sie überrascht gewesen, wenn sie am nächsten Tag zurückgekommen waren und Pfeile in ihren Zielen gefunden hatten – mitten im Zentrum. Doch mit der Zeit hatten sie sich daran gewöhnt.

Kyra hatte angefangen, sich ihren Respekt zu verdienen, besonders bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie ihr erlaubt hatten, sich ihnen anzuschließen. Doch jetzt, zwei Jahre später, wusste sie, dass sie Ziele treffen konnte, die für die meisten von ihnen zu schwierig waren – und die bloße Toleranz hatte sich zu etwas anderem gewandelt: Respekt. Natürlich hatte sie nie in einer Schlacht gekämpft wie diese Männer, hatte nie einen Mann getötet, bei den Flammen Wache gestanden, oder war einem Troll in einem Kampf begegnet. Sie konnte auch nicht mit einem Schwert, einer Kriegsaxt oder einer Hellebarde umgehen; sie konnte nicht Ringen wie diese Männer, denn sie besaß nicht annähernd ihre körperliche Stärke, was sie zutiefst bedauerte.

Doch Kyra hatte festgestellt, dass sie ein natürliches Talent für zwei Waffen besaß, die sie beide trotz ihres Geschlechts und ihrer Größe zu einer gefährlichen Gegnerin machten: ihr Bogen und ihr Stab.

Vom Bogen war sie schon immer fasziniert gewesen, ihr Talent mit dem Stab hatte sie vor Monden eher zufällig entdeckt, als sie es nicht geschafft hatte, ein zweihändiges Schwert zu heben. Damals hatten sich die Männer darüber lustig gemacht, und einer hatte ihr eher zum Hohn einen Stab zugeworfen.

„Schau, ob du stattdessen den Stock heben kannst!“, hatte er gelacht. Kyra hatte nie vergessen, wie sehr sie sich damals geschämt hatte.

Zuerst war es ein Witz gewesen, und sie schien den Respekt, den sie sich zuvor verdient hatte, verloren zu haben.

Doch sie hatte den Witz zu einer unerwarteten Waffe der Rache gemacht, einer Waffe, vor der man sich fürchten musste. Eine Waffe, gegen die sich zwischenzeitliche viele der Männer ihres Vaters nicht zu verteidigen wussten.

Kyra war über das leichte Gewicht des Stabes überrascht gewesen, und noch überraschter, als sie ihr natürliches Talent dafür entdeckte. Sie war so schnell, dass sie damit schon Treffer landen konnte, während die Männer noch ihre Schwerter zogen. Mehr als nur einer der Männer, mit denen sie trainiert hatte, war grün und blau gewesen, als er den Kampfplatz verlassen hatte, und Schlag um Schlag hatte sie sich ihren Respekt erkämpft.

Durch endlose Nächte des Trainierens, in denen sie sich die Techniken selbst beigebracht hatte, hatte sie Bewegungen gemeistert, die die Männer überraschten, die keiner von ihnen wirklich nachvollziehen konnte. Sie hatten sich interessiert gezeigt, und sie hatte es ihnen beigebracht. Kyra war der Ansicht, dass ihr Bogen und ihr Stab einander komplimentierten und beide gleich wichtig waren: den Bogen brauchte sie für ferne Ziele, den Stab für den Kampf Mann gegen Mann.

Kyra hatte auch festgestellt, dass sie eine Gabe hatte, die all diesen Männern fehlte: sie war beweglich. Sie war wie ein kleiner Fisch in einem See voller langsamer Haie, und während diese alternden Männer große körperliche Kraft hatten, konnte Kyra regelrecht um sie herumtanzen, in die Luft springen und über sie hinweg, um perfekt abzurollen oder auf den Füssen zu landen. Und wenn sie ihre Beweglichkeit mit ihrem Stab kombinierte, wurde das zu einer tödlichen Kombination.

„Was sucht sie denn hier?“, kam eine schroffe Stimme.

Kyra stand am Rande des Trainingsgeländes neben Anvin und Vidar. Sie hörte Pferde näherkommen und drehte sich um. Maltren und ein paar seiner Kriegerfreunde kamen vom Gelände geritten, schwer atmend, das Schwert noch in der Hand. Ihr Magen zog sich zusammen, als er sie verächtlich ansah. Von allen Männern ihres Vaters, war Maltren der einzige, der sie nicht mochte. Sie kannte den Grund nicht, doch er hatte sie seit ihrer ersten Begegnung gehasst.

Maltren saß auf seinem Pferd und kochte vor Wut; mit seiner flachen Nase und dem hässlichen Gesicht, war er ein Mann, der einfach gerne hasste, und in Kyra schien er ein Ventil gefunden zu haben.

Er war immer gegen ihre Anwesenheit hier gewesen, wohl, weil sie ein Mädchen war.

„Du solltest zurück zur Festung gehen, Mädchen“, sagte er, „und den Frauen und den anderen dummen jungen Dingern bei den Vorbereitungen für das Fest helfen.“

Leo zu ihren Füssen knurrte Maltren an und Kyra legte beruhigend ihre Hand auf seinen Kopf.

„Und warum lasst ihr den Wolf auf das Gelände?“, fügte er hinzu.

Anvin und Vidar sahen Malten mit grimmigem Blick an, und Kyra lächelte ihm entgegen, denn sie wusste, dass sie unter ihrem Schutz stand und sie sie nicht zum Gehen zwingen würden.

„Vielleicht solltest du zurück aufs Trainingsgelände gehen“, gab sie zurück, „Und dich nicht mit der Anwesenheit eines dummen jungen Dings belasten.“

Maltren wurde rot – ihm fiel keine passende Antwort ein. Er drehte sich um, und ritt davon, doch nicht ohne einen Seitenhieb auf sie.

„Wir trainieren heute mit Speeren“, sagte er. „Du hältst dich besser fern wenn echte Männer echte Waffen werfen.“

Damit ritt er mit den anderen davon doch ihre Freude hier zu sein hatte durch seine Gegenwart einen deutlichen Dämpfer erhalten.

Arvin warf ihr einen tröstenden Blick zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.

„Die erste Lehrstunde eines Kriegers“, sagte er, „ist mit jenen leben zu lernen, die dich hassen. Ob es dir gefällt oder nicht, werdet ihr Seite an Seite kämpfen, und eure Leben werden voneinander abhängen. Oft sind deine schlimmsten Feinde nicht die, die von außen kommen, sondern die aus deinen eigenen Reihen.

„Und die, die nicht kämpfen können, reißen das Maul auf“, kam eine Stimme.

Kyra drehte sich um und sah Arthfael lächelnd näher kommen, der sich wie immer auf ihre Seite stellte. Wie Anvin und Vidar hatte Arthfael, ein großer wild aussehender Krieger mit kahlem Schädel und langem schwarzen Bart, einen Faible für sie. Er war einer der besten Schwertkämpfer hier, und er setzte sich immer für sie ein. Seine Gegenwart spendete ihr Trost.

„Das ist nur Gerede“, fügte Arthfael hinzu. „Wenn Maltren ein besserer Krieger wäre, würde er sich mehr Sorgen um sich machen, als um andere.“

Anvin, Vidar und Arthfael bestiegen ihre Pferde und ritten davon, während Kyra stehen blieb, und ihnen nachdenklich hinterherblickte. Warum mussten manche Menschen einfach hassen?, fragte sie sich. Sie war sich nicht sicher, ob sie es jemals verstehen würde.

Als sie in weiten Kreisen über das Gelände ritten, studierte Kyra ehrfürchtig ihre großartigen Pferde, und sehnte sich nach dem Tag, an dem sie vielleicht einmal selbst eines haben würde. Sie beobachtete, wie die Männer an den Steinmauern entlang ritten, und wie ihre Pferde dabei manchmal im Schnee ausrutschten. Die Männer nahmen die Speere, die ihnen von ihren dienstbeflissenen Knappen gereicht wurden und warfen sie auf die fernen Ziele: Schilde, die von den Ästen hingen. Wenn sie trafen, konnte man das Metall klirren hören.

Es war schwerer, als es aussah vom Pferd aus zu werfen – das konnte sie sehen – und mehr als einer der Männer verfehlte die Ziele, besonders, wenn sie die kleineren Schilde anvisierten. Von denen, die trafen, trafen nur wenige genau ins Zentrum – unter ihnen Anvin, Vidar, Arthfael und ein paar andere.

Sie bemerkte, dass Maltren ein paarmal daneben warf und leise fluchend zu ihr hinübersah, als wäre es ihre Schuld.

Kyra wollte warm bleiben. Sie zog ihren Stab heraus und begann, ihn zwischen den Händen und über ihrem Kopf herumzuwirbeln, drehte sich im Kreis und ließ ihn tanzen, als wäre er ein lebendiges Wesen. Sie hieb gegen imaginäre Feinde, wehrte ihre Schläge ab, wechselte die Hände; über ihrem Kopf, um hier Taille herumwirbelnd war der Stab wie ein dritter Arm für sie, und sein Holz war glatt von all den Jahren, die sie schon mit ihm trainierte.

Als die Männer um das Gelände herumritten, rannte Kyra zu ihrem einen kleinen Übungsfeld, einem kleinen Bereich des Geländes, das die Männer kaum nutzten. Sie jedoch liebte es.

Rüstungsteile hingen von Seilen in einer Gruppe von Bäumen auf verschiedenen Höhen und Kyra rannte hindurch und tat so, als wäre jedes Teil ein Gegner, den es mit ihrem Stab zu treffen galt. Lautes Klirren und Klappern erfüllte die Luft, während sie durch den Hain rannte, schlug, hieb und ihnen auswich, wenn sie zurückschwangen. In ihrer Vorstellung griff sie an und verteidigte vorzüglich, und besiegte eine ganze Armee imaginärer Feinde.

„Schon jemanden getötet?“, kam eine höhnische Stimme.

Kyra fuhr herum und sah Maltren, der spöttisch lachend auf dem Pferd an ihr vorbeiritt. Sie kochte vor Wut und wünschte sich, dass jemand ihn zurechtwies.

Kyra machte eine Pause, als sie sah wie die Männer von ihren Pferden abstiegen und sich im Kreis aufstellten. Ihre Knappen eilten zu ihnen hinüber und reichten ihnen hölzerne Trainingsschwerter, die aus dickem Holz gemacht waren und beinahe so schwer waren, wie echte Schwerter aus Stahl. Kyra hielt sich am Rande, und ihr Herz schlug schneller als sie zusah, wie diese Männer gegeneinander antraten – mehr denn je wollte sie eine von ihnen werden.

Bevor sie anfingen, trat Anvin in die Mitte und sah sie an.

„An diesem besonderen Tag kämpfen wir um einen besonderen Lohn“, verkündete er. „Der Sieger soll das beste Stück Fleisch beim Festmahl erhalten!“

Aufgeregtes Geschrei erklang als sich die Männer aufeinander stürzten. Das Klappern ihrer hölzernen Schwerter erfüllte die Luft, während sie einander hin und her trieben.

Das Training wurde von Stößen in ein Horn unterbrochen, das jedes Mal erklang, wenn ein Kämpfer „tödlich“ getroffen wurde, und denjenigen an den Rand des Feldes schickte. Das Horn erklang immer wieder, und bald waren immer weniger Männer übrig. Die meisten standen am Rand und sahen zu.

Lyra stand neben ihnen und brannte darauf, mitkämpfen zu dürfen, auch wenn es ihr nicht erlaubt war. Doch diese Nacht läutete ihren Geburtstag ein; sie war jetzt 15 und sie fühlte sich bereit. Sie hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, den Mund aufzumachen.

„Lass mich mitmachen!“, bettelte sie Anvin an, der neben ihr stand.

Anvin schüttelte ohne den Blick vom Kampfgeschehen abzuwenden den Kopf.

„Heute bin ich fünfzehn!“, beharrte sie. „Erlaube mir zu kämpfen!“

Er sah sie skeptisch an.

„Das ist ein Trainingsgelände für Männer“, mischte sich Maltren ein, der ebenfalls bereits am Rand stand. „Nicht für kleine Mädchen. Du kannst bei den Knappen sitzen und zusehen, und uns Wasser bringen, wenn wir durstig sind.“

Kyra wurde rot.

„Hast du etwa solche Angst, von einem Mädchen besiegt zu werden?“, gab sie zurück, und spürte wie die Wut in ihr hochkochte. Sie war schließlich die Tochter ihres Vaters, und niemand durfte sich erdreisten, so mit ihr zu sprechen.

Ein paar der Männer kicherten, und diesmal wurde Maltren rot.

„Sie hat Recht“, mischte Vidar sich ein. „Vielleicht sollten wir sie mitmachen lassen. Was haben wir schon zu verlieren?“

„Und mit was soll sie kämpfen?“, grunzte Maltren.

„Mit meinem Stab!“, rief Kyra. „Mein Stab gegen eure hölzernen Schwerter.“

Maltren lachte.

„Das wäre was!“, sagte er.

Alle Blicke wanderten zu Anvin, der noch immer grübelte.

„Wenn du verletzt wirst, bringt mich dein Vater um“, sagte er.

„Ich werde nicht verletzt!“, bettelte sie.

Er schwieg eine ganze Weile, bis er schließlich seufzte.

„Nun gut. Es kann ja nicht schaden“, sagte er. „Zumindest gibst du dann Ruhe. Solange die Männer keine Einwände haben?“, fügte er hinzu und drehte sich zu den Kriegern um.

„Aye!“, rief etwa ein Dutzend Männer ihres Vaters wie aus einem Mund, alle begeistert von der Idee, dass sie ihre Chance bekommen sollte. Kyra liebte sie dafür, mehr als sie auszudrücken vermochte. In ihrer Bewunderung sah sie dieselbe Liebe, die sie auch ihrem Vater entgegenbrachten. Sie hatte nicht viele Freunde, und diese Männer bedeuteten ihr alles.

Maltren schnaubte.

„Dann lass das Mädchen einen Narren aus sich machen“, sagte er. „Vielleicht begreift sie es dann ja ein für alle Mal.“

Ein Horn erklang, und als der nächste Mann den Kreis verlief, stürmte Kyra hinein. Alle Augen richteten sich auf sie, denn die kämpfenden Männer hatten die Diskussion am Rande nicht mitbekommen und waren überrascht. Sie stand vor ihrem Gegner, einem untersetzten Mann in seinen Dreißigern, ein starker Krieger, den sie schon kannte, als ihr Vater noch am Hof des Königs gewesen war. Sie hatte ihn oft beobachtet, und wusste, dass er ein guter Kämpfer war – doch er war ein wenig zu selbstsicher und stürmte zu Beginn eines jeden Kampfes ein wenig leichtsinnig drauf los.

Er verzog das Gesicht und sah Anvin an.

„Soll das eine Beleidigung sein?“, rief er. „Ich kämpfe nicht gegen Mädchen.“

„Du beleidigst dich selbst, weil du Angst hast, gegen mich zu kämpfen“, antwortete Kyra empört. „Ich habe zwei Arme und zwei Beine, genau wie du. Wenn du nicht gegen mich kämpfen willst, dann gib dich geschlagen!“

Er blinzelte überrascht, und sah sie grimmig an.

„Also gut“, sagte er. „Aber renn nicht heulend zu deinem Vater wenn du verlierst.“

Er stürmte auf sie zu, genau wie sie es erwartet hatte, und riss sein hölzernes Schwert hoch; dann ließ er es in Richtung ihrer Schulter hinuntersausen. Auch diese Bewegung hatte sie erwartet, da er seine Kämpfe immer wieder so begann, außerdem ließ die schwerfällige Bewegung seiner Arme darauf schließen. Sein hölzernes Schwert war zwar eine starke Waffe, doch verglichen mit ihrem Stab war es plump.

Kyra beobachtete ihn genau, wartete bis zum letzten Augenblick, dann trat sie beiseite und ließ den heftigen Schlag neben sich ins Leere laufen. In derselben Bewegung schwang sie ihren Stab herum und schlug ihm auf die Schulter.





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Wenn Sie gedacht haben, dass es nach dem Ende der Serie DER RING DER ZAUBEREI keinen Grund zum Leben mehr gibt, haben Sie sich getäuscht. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN, hat Morgan Rice den verheißungsvollen Auftakt einer weiteren brillanten Serie veröffentlicht, die uns in eine Welt der Trolle und Drachen, voller Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie, und dem Glauben an das Schicksal eintauchen lässt. Morgan ist es wieder einmal gelungen starke Charaktere zu erschaffen, die wir nur zu gerne auf jeder Seite anfeuern… Wärmstens empfohlen für die Bibliothek aller Leser, die Fantasy-Geschichten lieben. –Books and Movie Reviews, Roberto MattosVon der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice kommt der erste Band einer epischen neuen Fantasy-Serie: DER AUFSTAND DER DRACHEN (VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN – Buch 1) . Kyra, ein vierzehnjähriges Mädchen, das davon träumt in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und eine berühmte Kriegerin zu werden, ist das einzige Mädchen in einer Festung voller Männer. Bemüht, ihre Fähigkeiten, ihre mysteriöse innere Macht, zu verstehen, und das Geheimnis zu ergründen, das man seit ihrer Geburt vor ihr geheim gehalten hat, erkennt sie, dass sie anders ist als die anderen und ein besonderes Schicksal hat. Es stellt sie vor die Frage, wer sie wirklich ist. Als sie ins heiratsfähige Alter kommt und der Lord kommt, um sie zu holen, will ihr Vater sie verheiraten, um sie zu retten. Doch Kyra weigert sich und bricht auf eine Wanderung in den gefährlichen Wald auf, wo sie einem verwundeten Drachen begegnet und eine Reihe von Ereignissen auslöst, die das Schicksal des Königreichs für immer verändern wird. Am anderen Ende des Königreichs wandert Merk, ein ehemaliger Söldner, der versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, durch den Wald um ein Wächter in einem der Türme zu werden, und das Schwert des Feuers zu beschützen, die magische Quelle die die Flammen speist. Doch auch die Trolle wollen das Schwert haben und sie bereiten eine gigantische Invasion vor, die das Königreich für immer zerstören könnte. Mit seiner dichten Atmosphäre und komplexen Charakteren ist DER AUFSTAND DER DRACHEN eine dramatische Saga von Rittern und Kriegern, Königen und Lords, von Ehre und Tapferkeit, Magie, Schicksal, Monstern und Drachen. Es ist eine Geschichte von Liebe und gebrochenen Herzen, von Täuschung, Ehrgeiz und Verrat. Es ist Fantasy vom Feinsten und lädt uns in eine Welt ein, die auf ewig in uns leben wird – eine, die alle Altersgruppen und Geschlechter ansprichtBuch #2 in VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN wird bald veröffentlicht werden. DER AUFSTAND DER DRACHEN ist von Anfang an ein voller Erfolg… Eine großartige Fantasy Geschichte… Sie beginnt, ganz wie es sein sollte, mit den Lebensqualen eines der Protagonisten und geht schön in einen weiteren Kreis von Rittern, Drachen, Magie, Monstern und Schicksal über… Das Buch beinhaltet alles, was zu einer guten Fantasy-Geschichte gehört, von Kriegern und Schlachten bis zu Konfrontationen der Protagonisten mit sich selbst… Empfohlen für alle, die gerne epische Fantasy mit starken, glaubwürdigen jungen Erwachsenen als Protagonisten. Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer

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