Книга - Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz

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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz
Леопольд фон Захер-Мазох


Легко читаем по-немецки
Австрийский писатель Леопольд фон Захер-Мазох – одна из ярких фигур европейского декаданса. В его произведениях психологически глубоко и точно раскрываются любовная зависимость и неразрывная связь боли с наслаждением. Склонность полугать удовольствие, испытывая унижение и боль, получила свое название от фамилии писателя – мазохизм.

«Венера в мехах» – самая знаменитая повесть автора, безумно чувственная, полная страсти и исступления. Главный герой Северин встречает свою Венеру – девушку по имени Ванда. Его пленяют ее холодность, жестокость и отчужденность, он влюбляется в нее до безумия. Она заставляет его подписать договор, по которому отныне его жизнь полностью принадлежит ей. Ванда вправе мучить Северина по первой своей прихоти. Чем больше физической и эмоциональной боли причиняет она своему «рабу», тем большее наслаждение он испытывает. К чему может привести насилие и власть деспотичной женщины над слабым мужчиной? Есть ли предел в таких отношениях?

Чувственная история, и по сей день будоражащая воображение, послужила основой для фильма «Венера в мехах» (2013), снятого выдающимся кинорежиссером Романом Полански.

Текст произведения адаптирован для уровней В1-В2 (для продолжающих изучать немецкий язык средней ступени) и снабжен комментариями. После повести предлагаются упражнения с ключами. В конце книги – словарь используемой лексики, облегчающий чтение.





Леопольд фон Захер-Мазох

Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz



Leopold Ritter von Sacher-Masoch

Venus Im Pelz


* * *

© Алешина П. Д., адаптация текста, коммент., упражнения и словарь, 2023

© ООО «Издательство АСТ», 2023




Venus im Pelz


«Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes H?nde gegeben.»

    Buch Judith 16. Kap. 7.

Ich hatte liebensw?rdige Gesellschaft.

Mir gegen?ber an dem massiven Renaissancekamin sa? Venus. Das war aber nicht eme der Halbwelt[1 - Halbwelt – полусвет (слой французского и английского общества, члены которого обладают сомнительной репутацией и не достойны считаться представителями высшего общества)], die unter diesem Namen Krieg gegen das feindliche Gschlecht f?hrte. Sondern es war die wahrhafte Liebesg?ttin, gleich Mademoiselle Cleopatra.

Sie sa? im Wohnzimmer und hatte ein Feuer angez?ndet. Sein Widerschein leckte in roten Flammen ihr bleiches Antlitz mit den wei?en Augen und von Zeit zu Zeit ihre F??e. Sie versuchte zu w?rmen.

Ihr Kopf war wunderbar, obwohl sie tote Steinaugen hatte. Aber das war auch alles, was ich von ihr sah. Die herrliche Dame hatte ihren Marmorleib in einen gro?en Pelz gewickelt. Sie hat sich zitternd wie eine Katze zusammengerollt.

«Ich verstehe nicht, gn?dige Frau», rief ich, «es ist doch nicht mehr kalt. Wir haben seit zwei Wochen den herrlichsten Fr?hling. Sie sind offenbar nerv?s.»

«Ich danke f?r euer Fr?hjahr», sprach sie mit tiefer steinerner Stimme und nieste gleich himmlisch. Und zwar zweimal rasch nacheinander; «da kann ich es nicht aushalten. Und ich fange an zu verstehen —»

«Was, meine Gn?dige?»

«Ich fange an das Unglaubliche zu glauben, das Unbegreifliche zu begreifen. Ich verstehe auf einmal die germanische Frauentugend und die deutsche Philosophie. Ich erstaune auch nicht mehr, dass ihr im Norden nicht lieben k?nnt. Ihr habt ja nicht einmal eine Ahnung davon, was Liebe ist.»

«Erlauben Sie, Madame», antwortete ich aufbrausend, «ich habe Ihnen keine Ursache gegeben.» Nun Sie… Die G?ttliche nieste zum dritten Mal und zuckte mit Grazie die Achseln. «Nun daf?r bin ich auch immer gn?dig gegen Sie gewesen. Ich besuche Sie sogar von Zeit zu Zeit, obwohl ich mich jedesmal rasch erk?lte. Erinnern Sie sich noch, wie wir uns das erstmal trafen?»

«Wie k?nnte ich es vergessen», sagte ich. «Sie hatten damals reiche braune Locken und braune Augen und einen roten Mund. Aber ich erkannte Sie doch sogleich an dem Schnitt Ihres Gesichtes und an dieser Marmorbl?sse. Sie trugen eine veilchenblaue Samtjacke.»

«Ja, Sie waren ganz verliebt in diese Toilette.»

«Sie haben mich gelehrt, was Liebe ist. Ihr heiterer Gottesdienst lie? mich zwei Jahrtausende vergessen[2 - Ihr heiterer Gottesdienst lie? mich zwei Jahrtausende vergessen. – Ее безмятежное служение заставило меня забыть о двух тысячелетиях.]. Und wie beispiellos vertraue ich Ihnen!»

«Nun, was die Treue betrifft —»

«Undankbarer!»

«Ich will Ihnen keine Vorw?rfe machen. Sie sind zwar ein g?ttliches Weib, aber doch ein Weib. Und in der Liebe grausam wie jedes Weib.»

«Sie nennen grausam», sagte die Liebesg?ttin lebhaft. «Was das Element der Sinnlichkeit, der heiteren Liebe, die Natur des Weibes ist, sich hinzugeben, wo es liebt, und alles zu lieben, was ihm gef?llt[3 - Was das Element der Sinnlichkeit, der heiteren Liebe, die Natur des Weibes ist, sich hinzugeben, wo es liebt, und alles zu lieben, was ihm gef?llt. – Что касается элемента чувственности, безмятежной любви, то женская природа заключается в том, чтобы заниматься любимым делом и любить все, что ему нравится.].»

«Gibt es f?r den Liebenden etwa eine gr??ere Grausamkeit als die Treulosigkeit von den Geliebten?»

«Ach!» – antwortete sie. «Wir sind treu, so lange wir lieben. Aber ihr verlangt vom Weib Treue ohne Liebe, und Hingebung ohne Genuss. Wer ist da grausam? Das Weib oder der Mann? Ihr nehmt im Norden die Liebe ?berhaupt zu wichtig und zu ernst. Ihr sprecht von Pflichten, wo nur vom Vergn?gen die Rede sein sollte.»

«Ja, Madame, wir haben daf?r auch sehr achtbare und tugendhafte Gef?hle und dauerhafte Verh?ltnisse.»

«Und doch diese unges?ttigte Sehnsucht nach dem nackten Heidentum», fiel Madame ein. «Aber jene Liebe, welche die h?chste Freude, die g?ttliche Heiterkeit selbst ist, taugt nicht f?r euch Modernen, euch Kinder der Reflexion[4 - Aber jene Liebe, welche die h?chste Freude, die g?ttliche Heiterkeit selbst ist, taugt nicht f?r euch Modernen, euch Kinder der Reflexion. – Но та любовь, которая сама по себе является высшей радостью, божественным весельем, не подходит для вас, современных, для вас, детей размышлений.]. Sie bringt euch Unheil. Sobald ihr nat?rlich sein wollt, werdet ihr gemein. Euch erscheint die Natur als etwas Feindseliges. Ihr habt aus uns G?ttern Griechenlands, D?monen, aus mir eine Teufelin gemacht. Ihr k?nnt mich nur bannen und verfluchen oder euch selbst in bacchantischem Wahnsinn[5 - in bacchantischem Wahnsinn – в вакхическом безумии] vor meinem Altar als Opfer schlachten. Und hat einmal einer von euch den Mut gehabt, meinen roten Mund zu k?ssen? So pilgert er daf?r barfu? nach Rom und erwartet Bl?ten von dem d?rren Stock. Unter meinem Fu? wachsen zu jeder Stunde Rosen, Veilchen und Myrten. Aber ihr bekommt Duft nicht. Euch bleibt nur in eurem nordischen Nebel und christlichem Weihrauch. Lasst uns Heiden unter den Tr?mmern, unter der Lava ruhen. Grabt uns nicht aus. F?r euch wurde Pompeji, f?r euch wurden unsere Villen, unsere B?der, unsere Tempel nicht gebaut. Ihr braucht keine G?tter! Uns friert in eurer Welt!» Die sch?ne Marmordame hustete und zog die dunkeln Zobelfelle um ihre Schultern noch fester zusammen.

«Wir danken f?r die klassische Lektion», antwortete ich. «Aber Sie k?nnen doch nicht leugnen, dass Mann und Weib von Natur Feinde in Ihrer heiteren sonnigen Welt ebenso gut wie in unserer nebligen sind. Die Liebe vereint f?r die kurze Zeit zu einem einzigen Wesen, das nur eines Gedankens, einer Empfindung, eines Willens f?hig ist, um sie dann noch mehr zu entzweien[6 - Die Liebe vereint f?r die kurze Zeit zu einem einzigen Wesen, das nur eines Gedankens, einer Empfindung, eines Willens f?hig ist, um sie dann noch mehr zu entzweien. – Любовь на короткое время объединяет в единое существо, способное только на одну мысль, одно чувство, одну волю, чтобы затем еще больше разъединить.]. Und nun wissen Sie es besser als ich. Wer dann nicht unterwirft, wird nur zu rasch den Fu? vom anderen auf seinem Nacken f?hlen —»

«Und zwar in der Regel der Mann den Fu? von einem Weib», rief Frau Venus h?hnisch, «was Sie wieder besser wissen als ich.»

«Nat?rlich, und eben deshalb mache ich mir keine Illusionen.»

«Das hei?t, Sie sind jetzt mein Sklave ohne Illusionen, und ich werde Sie daf?r auch ohne Erbarmen treten.»

«Madame!»

«Kennen Sie mich noch nicht, ja, ich bin grausam, weil Sie denn schon an dem Worte so viel Vergn?gen finden. Habe ich nicht recht? Der Mann ist der Begehrende, das Weib das Begehrte[7 - Der Mann ist der Begehrende, das Weib das Begehrte. – Мужчина – желанный, женщина – желанная.]. Das ist ein ganzer und entscheidender Vorteil vom Weib. Aber die Natur hat ihm den Mann durch seine Leidenschaft preisgegeben. Und das Weib ist nicht klug, das aus ihm nicht seinen Sklaven, sein Spielzeug macht und ihn lachend verr?t.»

«Ihre Grunds?tze, meine Gn?dige», warf ich entr?stet ein.

«Beruhen auf tausendj?hriger Erfahrung», sagte Madame sp?ttisch. Ihre wei?en Finger spielten in dem dunkeln Pelz. «Je hingebender das Weib ist, um so schneller wird der Mann n?chtern und herrisch. Je grausamer und treuloser es aber ist, je mehr es ihn mi?handelt, je frevelhafter es mit ihm spielt, je weniger Erbarmen es zeigt, um so mehr wird es die Wollust vom Mann erregen, von ihm geliebt werden. So war es zu allen Zeiten, seit Helena und Delila, bis zur zweiten Katharina und Lola Montez.»

«Ich kann es nicht leugnen», sagte ich. «Es gibt f?r den Mann nichts, das ihn mehr reizen k?nnte, als das Bild von einer sch?nen, woll?stigen und grausamen Despotin. Sie wechselt ihre G?nstlinge ?berm?tig und r?cksichtslos nach Laune —»

«Und noch dazu einen Pelz tr?gt», rief die G?ttin.

«Wie kommen Sie darauf?»

«Ich kenne ja Ihre Vorliebe.»

«Aber wissen Sie», fiel ich ein, «dass Sie, seitdem wir uns nicht gesehen haben, sehr kokett geworden sind.»

«Inwiefern, wenn ich bitten darf?»

«Insofern es keine herrlichere Folie f?r Ihren wei?en Leib geben k?nnte, als diese dunklen Felle[8 - Insofern es keine herrlichere Folie f?r Ihren wei?en Leib geben k?nnte, als diese dunklen Felle. – В том смысле, что не может быть более восхитительной оболочки для Вашего белого тела, чем эти темные шкуры.].»

Die G?ttin lachte.

«Sie tr?umen», rief sie, «wachen Sie auf!» und sie fasste mich mit ihrer Marmorhand beim Arm. «Wachen Sie doch auf!» dr?hnte ihre Stimme nochmals. Ich schlug m?hsam die Augen auf.

Ich sah die Hand. Aber diese Hand war auf einmal braun wie Bronze. Und die Stimme war die schwere Stimme von meinem Kosaken[9 - Kosaken – казак]. Er stand in seiner vollen Gr??e von nahe sechs Fu? vor mir.

«Stehen Sie doch auf», fuhr der Wackere fort, «es ist eine wahrhafte Schande.»

«Und warum eine Schande?»

«Eine Schande in Kleidern einzuschlafen und noch dazu bei einem Buch», er putzte die Kerzen und hob den Band auf. «Bei einem Buch von – er schlug den Deckel auf, von Hegel. Dabei ist es die h?chste Zeit zu Herrn Severin zu fahren. Er erwartet uns zum Tee.»



«Ein Seltsamer Traum», sprach Severin. Als ich zu Ende war, st?tzte die Arme auf die Knie. Das Gesicht versank in die feinen H?nde und versank in Nachdenken.

Ich wusste, dass er jetzt nicht mehr lange dauern konnte. So war es in der Tat. F?r mich hatte sein Benehmen nichts Auffallendes, denn ich verkehrte seit beinahe drei Jahren in guter Freundschaft mit ihm. Ich hatte mich an alle seine Sonderbarkeiten gew?hnt. Denn sonderbar war er. Das lie? sich nicht leugnen. Er war auch lange nicht der gef?hrliche Narr. Nicht nur seine Nachbarschaft, sondern auch der ganze Kreis von Kolomea hielt ihn daf?r. Mir war sein Wesen nicht blo? interessant, sondern in hohem Grad sympathisch.

Er zeigte f?r einen galizischen Edelmann und Gutsbesitzer wie f?r sein Alter – er war kaum ?ber drei?ig – eine auffallende N?chternheit vom Wesen, einen gewissen Ernst, ja sogar Pedanterie. Er lebte nach einem minuti?s ausgef?hrten, halb philosophischen, halb praktischen System, gleichsam nach der Uhr. Und nicht das allein: zu gleicher Zeit nach dem Thermometer, Barometer, Aerometer, Hydrometer, Hippokrates, Hufeland, Plato, Kant, Knigge und Lord Chesterfield. Dabei bekam er aber zu Zeiten heftige Anf?lle von Leidenschaftlichkeit. Da machte er Miene, mit dem Kopfe durch die Wand zu gehen. Ihm ging jeder gerne aus dem Weg[10 - Ihm ging jeder gerne aus dem Weg. – Всем нравилось избегать его.].

W?hrend er also stumm blieb, sang daf?r das Feuer im Kamin, sang der gro?e Samowar Ich habe mich im Ahnherrnstuhl geschaukelt. Meine Zigarre rauchte. Das Heimchen im alten Gem?uer sang auch. Ich lie? meinen Blick ?ber besondere Ger?te, die Tiergerippe, ausgestopften V?gel, Globen, Gipsabg?sse. Sie waren in seinem Zimmer angeh?uft. Zuf?llig blieb mein Blick auf einem Bild. Ich habe es oft genug gesehen. Aber gerade heute machte es mir einen unbeschreiblichen Eindruck.

Es war ein gro?es ?lgem?lde in der kr?ftigen farbensatten Manier der belgischen Schule gemalt. Sein Gegenstand war seltsam genug.

Ein sch?nes Weib, ein sonniges Lachen auf dem feinen Antlitz, mit reichem, geschlungenem Haare. Der wei?e Puder lag wie leichter Reif auf es. Es hat Auf den linken Arm gest?tzt. Es war nackt in einem dunkeln Pelz auf einer Ottomane. Ihre rechte Hand spielte mit einer Peitsche. W?hrend ihr blo?er Fu? st?tzte sich nachl?ssig auf den Mann. Er lag vor ihr wie ein Sklave, wie ein Hund. Und dieser Mann war mit den scharfen, aber wohlgebildeten Z?gen. Auf diesen Z?gen lag br?tende Schwermut und hingebende Leidenschaft. Er sah mit dem schw?rmerischen brennenden Auge eines M?rtyrers zu ihr empor. Dieser Mann war Severin, aber ohne Bart, wie es schien um zehn Jahre j?nger.

«Venus im Pelz!» rief ich. Ich deutete auf das Bild. «So habe ich sie im Traum gesehen.» – «Ich auch», sagte Severin, «nur habe ich meinen Traum mit offenen Augen getr?umt.»

«Wie?»

«Ach! das ist eine dumme Geschichte.»

«Dein Bild hat offenbar Anlass zu meinem Traum gegeben», fuhr ich fort, «aber sage mir endlich einmal, was damit ist. Es hat eine Rolle in deinem Leben gespielt, und vielleicht eine sehr entscheidende, kann ich mir denken. Aber das weitere erwarte ich von dir.»

«Sieh dir einmal das Gegenst?ck an», sagte mein seltsamer Freund, ohne auf meine Frage zu antworten.

Das Gegenst?ck bildete eine treffliche Kopie der bekannten «Venus mit dem Spiegel» von Titian in der Dresdener Galerie.

«Nun, was willst du damit?»

Severin stand auf und wies mit dem Finger auf den Pelz, mit dem Titian seine Liebesg?ttin bekleidet hat.

«Auch hier “Venus im Pelz“», sprach er fein l?chelnd. «Ich glaube nicht, dass der alte Venetianer damit eine Absicht verbunden hat. Er hat einfach das Portr?t von einer vornehmen Messaline gemacht. Er hat die Artigkeit gehabt, ihr den Spiegel halten zu lassen. Darin pr?ft sie ihre majest?tischen Reize mit kaltem Behagen. Aber die Arbeit scheint ihm sauer genug zu werden. Das Bild ist eine gemalte Schmeichelei. Sp?ter hat ein ›Kenner‹ der Rokokozeit die Dame auf den Namen Venus getauft. Der Pelz der Despotin ist zu einem Symbol der Tyrannei und Grausamkeit geworden, welche im Weib und seiner Sch?nheit liegt.

Aber genug, so wie das Bild jetzt ist, erscheint es uns als die pikanteste Satire auf unsere Liebe. Venus, die im abstrakten Norden, in der eisigen christlichen Welt in einen gro?en schweren Pelz schl?pfen muss, um sich nicht zu erk?lten[11 - Venus, die im abstrakten Norden, in der eisigen christlichen Welt in einen gro?en schweren Pelz schl?pfen muss, um sich nicht zu erk?lten. – Венера, которой на абстрактном севере, в ледяном христианском мире приходится кутаться в большую тяжелую шубу, чтобы не простудиться.].»

Severin lachte und z?ndete eine neue Zigarette an.

Eben ging die T?r auf. Eine h?bsche volle Blondine mit klugen freundlichen Augen, in einer schwarzen Seidenrobe, kam herein. Sie brachte uns kaltes Fleisch und Eier zum Tee. Severin nahm eines der letzteren und schlug es mit dem Messer auf. «Habe ich dir nicht gesagt, dass ich sie weich gekocht haben will?» rief er mit einer Heftigkeit. Die junge Frau zitterte.

«Aber lieber Sewtschu —» sprach sie ?ngstlich.

«Was Sewtschu», schrie er, «gehorchen sollst du, gehorchen, verstehst du», und er ri? den Kantschuk, welcher neben seinen Waffen hing, vom Nagel.

Die h?bsche Frau floh wie ein Reh rasch und furchtsam aus dem Zimmer.

«Warte nur, ich erwische dich noch», rief er ihr nach.

«Aber Severin», sagte ich, meine Hand auf seinen Arm legend, «wie kannst du die h?bsche kleine Frau so erschrecken!»

«Sieh dir das Weib nur an», antwortete er. Er winkte humoristisch mit den Augen zu, «h?tte ich ihr geschmeichelt, so h?tte sie mir die Schlinge um den Hals geworfen[12 - …h?tte ich ihr geschmeichelt, so h?tte sie mir die Schlinge um den Hals geworfen. – … если бы я ей польстил, она бы накинула мне петлю на шею.]. Weil ich sie mit dem Kantschuk erziehe, betet sie mich an.»

«Geh mir!»

«Geh du mir, so muss man die Weiber dressieren.»

«Leb meinetwegen wie ein Pascha in deinem Harem, aber stelle mir nicht Theorien auf —»

«Warum nicht», rief er lebhaft, «nirgends passt Goethes ›Du musst Hammer oder Amboss sein‹[13 - Du musst Hammer oder Amboss sein. – Ты должен быть молотом или наковальней (быть хозяином своей судьбы или жертвой обстоятельств).] so vortrefflich wie auf das Verh?ltnis von Mann und Weib. Das hat dir beil?ufig Frau Venus im Traum auch zugegeben. In der Leidenschaft vom Mann ruht die Macht vom Weib. Es versteht sie zu ben?tzen, wenn der Mann sich nicht vorsieht. Er hat nur die Wahl, der Tyrann oder der Sklave vom Weib zu sein. Wie er sich hingibt, hat er auch schon den Kopf im Joche und wird die Peitsche f?hlen[14 - Wie er sich hingibt, hat er auch schon den Kopf im Joche und wird die Peitsche f?hlen. – Как только он сдастся, его голова уже будет в ярме, и он почувствует удар кнута.].»

«Seltsame Maximen!»

«Keine Maximen, sondern Erfahrungen», sagte er mit dem Kopf nickend, «ich bin im Ernst gepeitscht worden. Ich bin geheilt, willst du lesen wie?»

Er erhob sich und holte aus seinem massiven Schreibtisch eine kleine Handschrift, welche er vor mir auf den Tisch legte.

«Du hast fr?her nach jenem Bild gefragt. Ich bin dir schon lange eine Erkl?rung schuldig. Da – lies.»

Severin setzte sich zum Kamin, den R?cken gegen mich. Er schien mit offenen Augen zu tr?umen. Wieder war es still, und wieder sang das Feuer im Kamin, und der Samowar und das Heimchen im alten Gem?uer und ich schlug die Handschrift auf und las:

«Bekenntnisse eines ?bersinnlichen», an dem Rande vom Manuskript standen als Motiv die bekannten Verse aus dem Faust variiert:

«Du ?bersinnlicher sinnlicher Freier,
Ein Weib betr?gt dich!»

    Mephistopheles.
Ich schlug das Titelblatt um und las: «Das Folgende habe ich aus meinem damaligen Tagebuch zusammengestellt, weil man seine Vergangenheit nie unbefangen darstellen kann. So aber hat alles seine frischen Farben, die Farben der Gegenwart.»



Gogol, der russische Moli?re, sagt – ja wo? – nun irgendwo – «die echte komische Muse ist jene, welcher unter der lachenden Larve die Tr?nen herabrinnen[15 - …die echte komische Muse ist jene, welcher unter der lachenden Larve die Tr?nen herabrinnen. – … настоящая комическая муза – та, у которой под маской смеха текут слезы.].»

Ein wunderbarer Ausspruch!

So ist es mir recht seltsam zumute, w?hrend ich das niederschreibe. Die Luft scheint mir mit einem Blumenduft gef?llt. Er bet?ubt mich und macht mir Kopfweh. Der Rauch des Kamines kr?uselt. Ich muss unwillk?rlich l?cheln, ja laut lachen, indem ich meine Abenteuer niederschreibe. Doch schreibe ich nicht mit gew?hnlicher Tinte, sondern mit dem roten Blut. Es tr?ufelt aus meinem Herzen, denn alle seine vernarbten Wunden haben sich ge?ffnet. Es zuckt und schmerzt, und f?llt eine Tr?ne auf das Papier.



Die Tage in einem kleinen Karpaten-Kurort ziehen sich tr?ge an. Man sieht niemand und wird von niemand gesehen. Es ist langweilig zum Idyllenschreiben.

Ich musste hier eine Galerie von Gem?lden liefern, ein Theater f?r eine ganze Saison mit neuen St?cken, ein Dutzend Virtuosen mit Konzerten, Trios und Duos versorgen. Aber – was spreche ich da. Ich tue am Ende doch nicht viel mehr, als die Leinwand aufspannen, die Bogen zurechtgl?tten, die Notenbl?tter liniieren. Denn ich bin – ach! nur keine falsche Scham, Freund Severin, l?ge andere an. Aber es gelingt dir nicht mehr recht, dich selbst anzul?gen. Also bin ich nichts weiter, als ein Dilettant. Ein Dilettant in der Malerei, in der Poesie, der Musik und noch in einigen anderen sogenannten brotlosen K?nste. Sie sichern heutzutage das Einkommen eines Ministers, ja eines kleinen Potentaten. Und vor allem bin ich ein Dilettant im Leben.

Ich habe bis jetzt gelebt, wie ich gemalt und gedichtet habe. Das hei?t, ich bin nie weit ?ber die Grundierung, den Plan, den ersten Akt, die erste Strophe gekommen. Es gibt einmal solche Menschen, die alles anfangen und doch nie mit etwas zu Ende kommen. Und ein solcher Mensch bin ich.

Aber was schwatze ich da.

Zur Sache.

Ich liege in meinem Fenster. ich finde das Nest, in dem ich verzweifle, eigentlich unendlich poetisch. Welcher Blick auf die blaue, von goldenem Sonnenduft umwobene hohe Wand des Gebirges, durch welche sich Sturzb?che wie Silberb?nder schlingen[16 - Welcher Blick auf die blaue, von goldenem Sonnenduft umwobene hohe Wand des Gebirges, durch welche sich Sturzb?che wie Silberb?nder schlingen. – Какой вид на голубую, овеянную золотистым солнечным ароматом высокую стену горного хребта, по которой, словно серебряные ленты, петляют стремительные ручьи.]. Wie klar und blau der Himmel, in den die beschneiten Kuppen ragen. Wie gr?n und frisch die waldigen Abh?nge, die Wiesen.

Das Haus, in dem ich wohne, steht in einer Art Park, oder Wald, oder Wildnis, wie man es nennen will, und ist sehr einsam.

Es wohnt niemand darin als ich, eine Witwe aus Lwow, die Hausfrau Madame Tartakowska, eine kleine alte Frau, die t?glich ?lter und kleiner wird, ein alter Hund, der auf einem Bein hinkt, und eine junge Katze, welche stets mit einem Zwirnkn?uel spielt. Und der eine junge Katze, welche stets mit einem Zwirnkn?uel spielt, und der Zwirnkn?uel geh?rt, glaube ich, der sch?nen Witwe.

Geh?rt, glaube ich, der sch?nen Witwe.

Sie soll wirklich sch?n sein, die Witwe, und noch sehr jung, h?chstens vierundzwanzig, und sehr reich. Sie wohnt im ersten Stock und ich wohne ebener Erde. Sie hat immer die gr?nen Jalousien geschlossen. Sie hat einen Balkon, der ganz mit gr?nen Schlingpflanzen ?berwachsen ist. Ich aber habe daf?r unten meine liebe Laube, in der ich lese und schreibe und male und singe, wie ein Vogel in den Zweigen. Ich kann auf den Balkon hinaufsehen. Manchmal sehe ich auch wirklich hinauf und dann schimmert von Zeit zu Zeit ein wei?es Gewand zwischen dem dichten, gr?nen Netz.

Eigentlich interessiert mich die sch?ne Frau dort oben sehr wenig. Ich bin in eine andere verliebt, und zwar h?chst ungl?cklich verliebt, noch weit ungl?cklicher, als Ritter Toggenburg und der Chevalier in Manon l’ Escault. Denn meine Geliebte ist von Stein.

Im Garten befindet sich eine grazi?se kleine Wiese. Da weiden friedlich ein paar zahme Rehe. Auf dieser Wiese steht ein Venusbild von Stein. Das Original, glaube ich, ist in Florenz. Diese Venus ist das sch?nste Weib, das ich in meinem Leben gesehen habe.

Das will nicht viel sagen, denn ich habe wenig sch?ne Frauen, ja ?berhaupt wenig Frauen gesehen. Und ich bin auch in der Liebe nur ein Dilettant. Er ist nie ?ber die Grundierung, ?ber den ersten Akt hinausgekommen.

Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was sch?n ist, noch ?bertroffen werden k?nnte[17 - Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was sch?n ist, noch ?bertroffen werden k?nnte. – К чему говорить в превосходной степени, как будто что-то прекрасное еще можно превзойти.]. Genug, diese Venus ist sch?n und ich liebe sie, so leidenschaftlich, so krankhaft innig, so wahnsinnig. Wie kann man nur ein Weib lieben, das unsere Liebe mit einem ewig gleichen, ruhigen, steinernen L?cheln erwidert. Ja, ich bete sie f?rmlich an.

Oft liege ich unter dem Laubdach und lese. Oft besuche ich meine kalte, grausame Geliebte auch bei Nacht und liege dann vor ihr auf den Knien. Das Antlitz ist gegen die kalten Steine gepre?t. Darauf ruhen ihre F??e ruhen, und bete zu ihr.

Es ist unbeschreiblich, wenn dann der Mond heraufsteigt. Er ist eben im Zunehmen. Und zwischen den B?umen schwimmt und die Wiese taucht in silbernen Glanz. Die G?ttin steht dann wie verkl?rt und badet in seinem weichen Licht.

Einmal kehrte ich durch eine der Alleen nach Hause zur?ck. Ich sah pl?tzlich, nur durch die gr?ne Galerie von mir getrennt, eine weibliche Gestalt, wei? wie Stein. Da war mir es, als h?tte sich das sch?ne Marmorweib erbarmt. Sie war lebendig und mir gefolgt. Mich aber fasste eine namenlose Angst. Das Herz drohte mir zu springen, und statt -

Nun, ich bin ja ein Dilettant. Ich blieb, wie immer, beim zweiten Verse stecken, nein, im Gegenteil, ich blieb nicht stecken, ich lief, so rasch ich laufen konnte.



Welcher Zufall! ein Jude, der mit Photographien handelt, spielt mir das Bild von meinem Ideal in die H?nde. Es ist ein kleines Blatt, die «Venus mit dem Spiegel» von Titian. Welch ein Weib! Ich will ein Gedicht machen. Nein! Ich nehme das Blatt und schreibe darauf: «Venus im Pelz».

Du frierst, w?hrend du selbst Flammen erregst. H?lle dich nur in deinen Despotenpelz, wem geb?hrt er, wenn nicht dir, grausame G?ttin der Sch?nheit und Liebe!

Und nach einer Weile f?gte ich einige Verse von Goethe hinzu, die ich vor kurzem in seinen Paralipomena zum Faust gefunden habe.


An Amor!

«Erlogen ist das Fl?gelpaar,
Die Pfeile, die sind Krallen,
Die H?rnerchen verbirgt der Kranz,
Er ist ohne allen Zweifel,
Wie alle G?tter Griechenlands,
Auch ein verkappter Teufel.»

Dann stellte ich das Bild vor mich auf den Tisch, und betrachtete es.

Die kalte Koketterie, die Strenge, H?rte, welche in dem Marmorantlitz liegt, entz?cken mich und fl??en mir zugleich Grauen ein.

Ich nehme noch einmal die Feder; da steht es nun:

«Lieben, geliebt werden, welch ein Gl?ck! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer sch?nen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit F??en tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die sch?ne Verr?terin heftete[18 - Lieben, geliebt werden, welch ein Gl?ck! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer sch?nen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit F??en tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die sch?ne Verr?terin heftete. – Любить, быть любимым, какое счастье! и все же как меркнет его сияние по сравнению с мучительным блаженством поклонения женщине, которая сделала из нас игрушку. Это сила быть рабом прекрасной тиранессы, которая безжалостно растоптала нас. И Самсон, великий герой, снова отдал себя в руки предавшей его Далилы, и она предала его, и филистимляне связали его перед ней и выкололи ему глаза, которые до последнего мгновения, опьяненные гневом и любовью, были прикованы к прекрасной предательнице.].»

Ich nahm das Fr?hst?ck in meiner Laube und las im Buch Judith. Ich beneidete den Heiden Holofernes um das k?nigliche Weib. Es hieb ihm den Kopf um sein blutig sch?nes Ende herunter.

«Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes H?nde gegeben.» Der Satz erstaunte mich. Wie ungalant diese Juden sind, dachte ich. Und ihr Gott. Er konnte auch anst?ndigere Ausdr?cke w?hlen, wenn er von dem sch?nen Geschlecht spricht.

«Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes H?nde gegeben», wiederholte ich f?r mich. Nun, was soll ich etwa anstellen, damit er mich straft?

Um Gottes willen! da kommt unsere Hausfrau. Sie ist ?ber Nacht wieder etwas kleiner geworden. Und dort oben zwischen den gr?nen Ranken und Ketten wieder das wei?e Gewand. Ist es Venus oder die Witwe?

Diesmal ist es die Witwe, denn Madame Tartakowska knickst und ersucht mich in ihrem Namen um Lekt?re. Ich eile in mein Zimmer und nehme ein paar B?nde.

Zu sp?t erinnere ich mich, dass mein Venusbild in einem derselben liegt. Nun hat es die wei?e Frau dort oben mit meinen Erg?ssen. Was wird sie dazu sagen?

Ich h?re sie lachen.

Lacht sie ?ber mich?



Vollmond! Da blickt er schon ?ber die Wipfel der niederen Tannen. Und silberner Duft erf?llt die Terrasse, die ganze Landschaft, so weit das Auge reicht.

Ich kann nicht widerstehen. Es mahnt und ruft mich so seltsam. Ich kleide mich wieder an und trete in den Garten.

Ich gehe zur Wiese, zu ihr, meiner G?ttin, meiner Geliebten. Die Nacht ist k?hl. Mich fr?stelt. Die Luft ist schwer von Blumen- und Waldgeruch, sie berauscht.

Welche Feier! Welche Musik ringsum. Eine Nachtigall schluchzt. Die Sterne zucken nur leise in bla?blauem Schimmer. Die Wiese scheint glatt, wie ein Spiegel, wie die Eisdecke eines Teiches.

Hehr und leuchtend ragt das Venusbild.

Doch – was ist das?

Von den marmornen Schultern der G?ttin flie?t ein gro?er dunkler Pelz herab. Ich stehe starr und staune sie an. Wieder fasst mich jenes unbeschreibliche Bangen. Ich ergreife die Flucht.

Ich beschleunige meine Schritte. Da sehe ich, dass ich die Allee verpasst habe. Ich wollte seitw?rts in einen der gr?nen G?nge einbiegen. Da sitzt Venus, das sch?ne, steinerne Weib, nein, die wirkliche Liebesg?ttin, mit warmem Blute und pochenden Pulsen, vor mir auf einer steinernen Bank. Ja, sie war lebendig, wie jene Statue, die f?r ihren Meister zu atmen begann. Zwar ist das Wunder erst halb vollbracht. Ihr wei?es Haar scheint noch von Stein und ihr wei?es Gewand schimmert wie Mondlicht, oder ist es Atlas? Und von ihren Schultern flie?t der dunkle Pelz. Aber ihre Lippen sind schon rot und ihre Wangen f?rben sich. Aus ihren Augen treffen mich zwei diabolische, gr?ne Strahlen und jetzt lacht sie.

Ihr Lachen ist so seltsam, so – ach! Es ist unbeschreiblich. Ich kann nicht atmen. Ich fl?chte weiter und muss immer wieder nach wenigen Schritten Atem holen. Und dieses sp?ttische Lachen verfolgt mich durch die d?steren Laubg?nge, ?ber die hellen Rasenpl?tze. Ich finde den Weg nicht mehr, ich irre umher. Kalte Tropfen gl?nzen auf der Stirne.

Endlich bleibe ich stehen und halte einen kurzen Monolog.

Er lautet – nun – man ist ja immer sich selbst gegen?ber entweder sehr artig oder sehr grob.

Ich sage also zu mir: Esel!

Dieses Wort ?bt eine gro?artige Wirkung, gleich einer Zauberformel, die mich erl?st und zu mir bringt.

Ich bin im Augenblick ruhig.

Vergn?gt wiederhole ich: Esel!

Ich sehe nun wieder alles klar und deutlich. Da ist der Springbrunnen, dort die Allee von Buchsbaum, dort das Haus, auf das ich jetzt langsam zugehe.

Da – pl?tzlich noch einmal – hinter der gr?nen, vom Mondlicht durchleuchteten, gleichsam in Silber gestickten Wand, die wei?e Gestalt, das sch?ne Weib von Stein. Ich f?rchte es. Ich fliehe.

Mit ein paar S?tzen bin ich im Haus und hole Atem und denke nach.

Nun, was bin ich jetzt eigentlich, ein kleiner Dilettant oder ein gro?er Esel? Ein schw?ler Morgen. Die Luft ist matt, stark gew?rzt, aufregend. Ich sitze wieder in meiner Laube und lese in der Odyssee von der reizenden Hexe, die ihre Anbeter in Bestien verwandelt. K?stliches Bild der antiken Liebe.

In den Zweigen und Halmen rauscht es leise und die Bl?tter von meinem Buch rauschen und auf der Terrasse rauscht es auch.

Ein Frauengewand – Da ist sie – Venus – aber ohne Pelz – nein, diesmal ist es die Witwe – und doch – Venus – oh! welch ein Weib!

Wie sie da steht im leichten, wei?en Morgengewande und auf mich blickt, wie poetisch und anmutig zugleich erscheint ihre feine Gestalt. Sie ist nicht gro?, aber auch nicht klein, und der Kopf, mehr reizend, pikant – im Sinne der Franz?sischen Marquisenzeit – als streng sch?n, aber doch wie bezaubernd. Welche Weichheit, welcher holde Mutwille. Nicht zu kleinen Mund – die Haut ist so unendlich zart, dass ?berall die blauen Adern durchschimmern, auch durch den Mousselin, welcher Arm und Busen bedeckt. Wie ?ppig ringelt sich das rote Haar – ja, es ist rot – nicht blond oder goldig – wie d?monisch und doch lieblich spielt es um ihren Nacken. Und jetzt treffen mich ihre Augen wie gr?ne Blitze. Ja, sie sind gr?n, diese Augen, deren sanfte Gewalt unbeschreiblich ist. Gr?n, aber so wie es Edelsteine, wie es tiefe, unergr?ndliche Bergseen sind.

Sie bemerkt meine Verwirrung. Das macht mich sogar unartig, denn ich blieb sitzen und habe noch meine M?tze auf dem Kopf. Sie l?chelt schelmisch. Ich erhebe mich endlich und gr??e sie. Sie kommt n?her und bricht in ein lautes, beinahe kindliches Lachen aus. Ich stottere, wie nur ein kleiner Dilettant oder gro?er Esel in einem solchen Augenblick stottern kann.

So machen wir unsere Bekanntschaft.

Die G?ttin fragt um meinen Namen und nennt mir den ihren. Sie hei?t Wanda von Dunajew.

Und sie ist wirklich meine Venus.

«Aber Madame, wie kamen Sie auf den Einfall?»

«Durch das kleine Bild, das in einem Ihrer B?cher lag —»

«Ich habe es vergessen.»

«Die seltsamen Bemerkungen auf der R?ckseite —»

«Warum seltsam?»

Sie sah mich an. «Ich habe immer den Wunsch gehabt, einmal einen ordentlichen Phantasten kennenzulernen. Die Abwechslung. Nun, Sie scheinen mir nach allem einer der tollsten.»

«Meine Gn?dige – in der Tat —» wieder das eselhafte Stottern und nochdazu ein Err?ten, wie es f?r einen jungen Menschen von sechzehn Jahren wohl passen mag. Aber f?r mich, der beinahe volle zehn Jahre ?lter -

«Sie haben sich heute Nacht vor mir gef?rchtet.»

«Eigentlich – allerdings – aber wollen Sie sich nicht setzen?»

Sie nahm Platz und bewunderte meine Angst. Denn ich f?rchtete mich jetzt, bei hellem Tageslicht, noch mehr vor ihr. Ein reizender Hohn zuckte um ihre Oberlippe.

«Sie sehen die Liebe und vor allem das Weib», begann sie, «als etwas Feindseliges an. Etwas, wogegen Sie, wenn auch vergebens Gewalt Sie aber als eine s??e Qual, eine Grausamkeit f?hlen. Eine echt moderne Anschauung.»

«Sie teilen sie nicht.»

«Ich teile sie nicht», sprach sie rasch und sch?ttelte den Kopf, dass ihre Locken wie rote Flammen emporschlugen.

«Mir ist die heitere Sinnlichkeit von der Freude ohne Schmerz – ein Ideal. Ich strebe es in meinem Leben zu verwirklichen. Denn an jene Liebe, welche das Christentum, welche die Modernen, die Ritter vom Geiste predigen, glaube ich nicht. Ja, sehen Sie mich nur an, ich bin weit schlimmer als eine Ketzerin, ich bin eine Heidin.



›Glaubst du, wie lange die G?ttin der Liebe nachgedacht hat, als ihr eines Tages im Id?ischen Anchises[19 - Anchises – Анхис, Анхиз (в древнегреческой мифологии – герой из рода дарданских царей, правнук легендарного Троя, сын Каписа и Фемисты)] gefiel?‹



Diese Verse aus Goethes r?mischer Elegie haben mich sehr entz?ckt. In der Natur liegt nur Liebe der herrischen Zeit, ›da G?tter und G?ttinnen liebten‹. Damals ›folgte Begierde dem Blick, folgte Genuss der Begier‹.



Alles andere ist gemacht und affektiert. Das Kreuz, ein grausames Emblem, vom Christentum hat etwas Entsetzliches f?r mich. Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.»



«Ja, Ihr Platz w?re im Olymp, Madame», sagte ich. «Aber wir Modernen dulden einmal die antike Heiterkeit nicht. Am wenigsten in der Liebe. Die Idee, ein Weib mit anderen zu teilen emp?rt uns. Wir sind eifers?chtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfwort geworden. Wir ziehen eine d?rftige, blasse Jungfrau, die uns allein geh?rt, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so g?ttlich sch?n ist. Aber heute den Anchises, morgen den Paris, ?bermorgen den Adonis liebt. Wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in gl?hender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns heitere Lebenslust als D?monie, als Grausamkeit. Wir sehen in unserer Seligkeit eine S?nde, die wir b??en m?ssen.»

«Also auch Sie schw?rmen f?r die moderne Frau, f?r ein armes, hysterisches Weib, das im Jagen nach einem m?nnlichen Ideal den besten Mann nicht sch?tzt. Unter Tr?nen und Kr?mpfen verletzen Sie t?glich Ihre christlichen Pflichten, betr?gend und betrogen. Immer wieder suchen und w?hlen und verwerfen. Nie gl?cklich sind, nie gl?cklich machen und das Schicksal anklagen, statt ruhig zu gestehen: ich will lieben und leben, wie Helena und Aspasia gelebt haben. Die Natur kennt keine Dauer in dem Verh?ltnis von Mann und Weib.»

«Gn?dige Frau —»

«Lassen Sie mich ausreden. Es ist nur der Egoismus von einem Mann, der das Weib wie einen Schatz vergraben will. Alle Versuche, durch heilige Zeremonien und Eide sind gescheitert. K?nnen Sie leugnen, dass unsere christliche Welt in F?ulnis ?bergegangen ist?»

«Aber —»

«Aber der einzelne, der sich gegen die Einrichtungen von der Gesellschaft emp?rt, wird ausgesto?en, wollen Sie sagen. Nun gut. Ich wage es, meine Grunds?tze sind recht heidnisch. Ich will mein Dasein ausleben. Ich verzichte auf euren Respekt. Ich ziehe es vor, gl?cklich zu sein. Die Erfinder von der christlichen Ehe haben gut daran getan, auch gleich dazu die Unsterblichkeit zu erfinden. Ich denke nicht daran, ewig zu leben. Was habe ich davon, ob mein reiner Geist in den Ch?ren der Engel mitsingt? Sobald ich aber, so wie ich bin, nicht fortlebe, aus welcher R?cksicht soll ich dann entsagen? Einem Mann angeh?ren, den ich nicht liebe. Blo? deshalb, weil ich ihn einmal geliebt habe? Nein, ich entsage nicht. Ich liebe jeden, der mir gef?llt, und mache jeden gl?cklich, der mich liebt. Ist das h??lich? Nein, es ist mindestens weit sch?ner, als wenn ich mich grausam der Qualen freue, die meine Reize erregen. Ich kehre mich tugendhaft von dem Armen, der um mich verschmachtet. Ich bin jung, reich und sch?n, und so, wie ich bin, lebe ich heiter dem Vergn?gen, dem Genuss.»

Ich habe ihre H?nde ergriffen, ohne recht zu wissen, was ich mit ihnen anfangen wollte. Aber als echter Dilettant lie? ich sie jetzt wieder eilig los.

«Ihre Ehrlichkeit», sagte ich, «entz?ckt mich, und nicht diese allein —» Wieder der verdammte Dilettantismus, der mir den Hals mit einem Hemmseil zuschn?rt.

«Was wollten Sie doch sagen…»

«Was ich sagen wollte – ja, ich wollte – vergeben Sie – meine Gn?dige – ich habe Sie unterbrochen.»

«Wie?»

Eine lange Pause. Sie h?lt einen Monolog, der, in meine Sprache ?bersetzt, sich in das einzige Wort «Esel» zusammenfassen l?sst[20 - Sie h?lt einen Monolog, der, in meine Sprache ?bersetzt, sich in das einzige Wort» Esel «zusammenfassen l?sst. – Она произносит монолог, который в переводе на мой язык можно свести к единственному слову «осел».].

«Wenn Sie erlauben, gn?dige Frau», begann ich endlich, «wie sind Sie zu diesen – zu diesen Ideen gekommen?»

«Sehr einfach, mein Vater war ein vern?nftiger Mann. Ich war von der Wiege an mit Abg?ssen antiker Bildwerke umgeben. Ich las mit zehn Jahren den Gil Blas, mit zw?lf die Pucelle. Wie andere in ihrer Kindheit den D?umling, Blaubart, Aschenbr?del, nannte ich Venus und Apollo, Herkules und Laokoon meine Freunde. Mein Gatte war eine heitere, sonnige Natur. Nicht einmal das unheilbare Leiden konnte seine Stirne jemals f?r die Dauer tr?ben. Noch die Nacht vor dem Tod nahm er mich in sein Bett und w?hrend der vielen Monate, wo er sterbend in seinem Rollsessel lag, sagte er ?fter scherzend zu mir: ›Nun, hast du schon einen Anbeter?‹ Ich wurde schamrot. ›Betr?ge mich nicht‹, f?gte er einmal hinzu, ›das f?nde ich h??lich, aber suche dir einen h?bschen Mann aus, oder lieber gleich mehrere. Du bist ein braves Weib, aber dabei noch ein halbes Kind, du brauchst Spielzeug.‹ Es ist wohl nicht n?tig, Ihnen zu sagen, dass ich, solange er lebte, keinen Anbeter hatte, aber genug. Er erzog mich zu dem, was ich bin, zu einer Griechin.»

«Zu einer G?ttin», fiel ich ein.

Sie l?chelte. «Zu welcher etwa?»

«Zu einer Venus.»

Sie drohte mit dem Finger und zog die Brauen zusammen. «Am Ende gar zu einer ›Venus im Pelz‹, warten Sie nur. Ich habe einen gro?en, gro?en Pelz, mit dem ich Sie ganz zudecken kann, ich will Sie darin fangen, wie in einem Netz.»

«Glauben Sie auch», sagte ich rasch, denn mir kam etwas in den Sinn, was ich f?r einen sehr guten Gedanken hielt. «Glauben Sie, dass Ihre Ideen sich in unserer Zeit durchf?hren lassen, dass Venus ungestraft in ihrer Sch?nheit und Heiterkeit unter Eisenbahnen und Telegraphen wandeln d?rfte?»

«Unverh?llt gewiss nicht, aber im Pelz», rief sie lachend, «wollen Sie den meinen sehen?»

«Und dann —»

«Was dann?»

«Sch?ne, freie, heitere und gl?ckliche Menschen sind nur dann m?glich, wenn sie Sklaven haben. Sie verrichten f?r sie die unpoetischen Gesch?fte vom t?glichen Leben und vor allem f?r sie arbeiten.»

«Gewiss», antwortete sie mutwillig, «vor allem braucht aber eine olympische G?ttin, wie ich, ein ganzes Heer von Sklaven. H?ten Sie sich also vor mir.»

«Warum?»

Ich erschrak selbst ?ber die K?hnheit, mit der ich dieses «Warum» herausgebracht hatte. Sie erschrak durchaus nicht. Sie zog die Lippen etwas empor, so dass die kleinen, wei?en Z?hne sichtbar waren. Sie sprach dann leicht, als handle es sich um etwas, was nicht der Rede wert war: «Wollen Sie mein Sklave sein?»

«In der Liebe gibt es kein Nebeneinander», erwiderte ich ernsthaft, «sobald ich aber die Wahl habe, zu herrschen, scheint es mir weit reizender, der Sklave von einem sch?nen Weib zu sein. Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einfluss zu erringen, sondern ruhig und selbstbewusst, ja streng zu herrschen versteht?[21 - Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einfluss zu erringen, sondern ruhig und selbstbewusst, ja streng zu herrschen versteht? – Но где мне найти женщину, которая умела бы оказывать влияние не с помощью мелких ссор, а спокойно и уверенно, да еще и строго править?]»

«Nun, das w?re am Ende nicht so schwer.»

«Sie glauben —»

«Ich – zum Beispiel —» sie lachte – «ich habe Talent zur Despotin – die n?tigen Pelze besitze ich auch. Aber Sie haben sich heute Nacht in allem Ernste vor mir gef?rchtet!»

«In allem Ernste.»

«Und jetzt?»

«Jetzt – jetzt f?rchte ich mich erst recht vor Ihnen!»



Wir sind t?glich beisammen. Ich und – Venus, Viel beisammen. Wir nehmen das Fr?hst?ck in meiner Laube und den Tee in ihrem kleinen Salon. Ich habe Gelegenheit, alle meine kleinen, sehr kleinen Talente zu entfalten. Wozu h?tte ich mich in allen Wissenschaften unterrichtet, wenn ich nicht imstande w?re, ein kleines h?bsches Weib… Aber dieses Weib ist durchaus nicht so klein. Heute zeichnete ich sie. Da f?hlte ich erst so recht deutlich, wie wenig unsere moderne Toilette f?r diesen Kopf passt. Sie hat wenig R?misches, aber viel Griechisches in der Bildung von ihren Z?gen. Bald m?chte ich sie als Psyche, bald als Astarte malen. Je nachdem ihre Augen den schw?rmerisch seelischen, oder halb verschmachtenden, m?de woll?stigen Ausdruck haben. Aber sie w?nscht, dass es ein Portr?t werden soll.

Nun, ich werde ihr einen Pelz geben.

Ach! wie konnte ich nur zweifeln. F?r wen geh?rt ein f?rstlicher Pelz, wenn nicht f?r sie?



Ich war gestern Abend bei ihr und las ihr die r?mischen Elegien. Dann legte ich das Buch weg und sprach einiges aus dem Kopf. Sie schien zufrieden, ja noch mehr. Sie hing f?rmlich an meinen Lippen und ihr Busen flog.

Oder habe ich mich get?uscht?

Der Regen pochte melancholisch an die Scheiben. Das Feuer am Kamin prasselte winterlich traulich. Mir war so heimatlich bei ihr. Ich hatte einen Augenblick allen Respekt vor dem sch?nen Weib verloren und k??te ihre Hand. Sie lie? es geschehen.

Dann sa? ich zu ihren F??en und las ihr ein kleines Gedicht, das ich f?r sie gemacht habe.


Venus im Pelz

«Setz’ den Fu? auf deinen Sklaven,
Teuflisch holdes Mythenweib,
Unter Myrten und Agaven
Hingestreckt den Marmorleib.»

Ja – nun weiter! Diesmal bin ich wirklich ?ber die erste Strophe hinausgekommen. Aber ich habe ihr an jenem Abend das Gedicht auf ihren Befehl gegeben und habe keine Abschrift. Heute, wo ich dies aus meinem Tagebuch herausschreibe, f?llt mir nur diese erste Strophe ein.

Es ist eine merkw?rdige Empfindung, die ich habe. Ich glaube nicht, dass ich in Wanda verliebt bin. Wenigstens habe ich bei unserer ersten Begegnung nichts von jenem blitzartigen Z?nden von der Leidenschaft gef?hlt. Aber ich empfinde, ihre au?erordentliche, wahrhaft g?ttliche Sch?nheit legt allm?hlich magische Schlingen um mich. Es ist auch keine Neigung vom Gem?t. Es ist eine physische Unterwerfung, langsam, aber um so vollst?ndiger. Ich leide t?glich mehr. Und sie – sie l?chelt nur dazu.



Heute sagte sie mir pl?tzlich, ohne jede Veranlassung: «Sie interessieren mich. Die meisten M?nner sind so gew?hnlich, ohne Schwung, ohne Poesie. In Ihnen ist eine gewisse Tiefe und Begeisterung, vor allem ein Ernst, der mir wohltut. Ich k?nnte Sie liebgewinnen.»



Nach einem kurzen, aber heftigen Gewitterregen besuchen wir zusammen die Wiese und das Venusbild. Die Erde dampft ringsum. Nebel steigen wie Opferd?nste gegen den Himmel. Ein zerst?ckter Regenbogen schwebt in der Luft. Wir k?nnen die Wiese nicht ?berschreiten, denn sie ist noch ganz nass. Wanda freute sich des lieblichen Anblicks. Da auf den B?nken in der Allee noch das Wasser steht, st?tzt sie sich, um etwas auszuruhen, auf meinen Arm. Eine s??e M?digkeit liegt in ihrem ganzen Wesen. Ihre Augen sind halb geschlossen. Ihr Atem streift meine Wange.

Ich ergreife ihre Hand. Und – wie es mir gelingt, wei? ich wahrhaftig nicht – ich frage sie:

«K?nnten Sie mich lieben?»

«Warum nicht», antwortet sie. Sie l?sst ihren ruhigen, sonnigen Blick auf mir ruhen, aber nicht lange.

Im n?chsten Augenblicke knie ich vor ihr und presse mein flammendes Antlitz in den duftigen Mousselin ihrer Robe.

«Aber Severin – das ist ja unanst?ndig!» ruft sie.

Ich aber ergreife ihren kleinen Fu? und presse meine Lippen darauf.

«Sie werden immer unanst?ndiger!» ruft sie, und flieht in raschen S?tzen gegen das Haus. Ihr Pantoffel bleibt in meiner Hand zur?ck.

Soll das ein Omen sein?



Ich habe es nicht gewagt, mich den ganzen Tag ihr zu n?hern. Gegen Abend, ich sa? in meiner Laube, blickte pl?tzlich ihr pikantes rotes K?pfchen durch die gr?nen Gewinde ihres Balkons. «Warum kommen Sie denn nicht?» schrie sie ungeduldig herab.

Ich lief die Treppe empor. Oben verlor ich wieder den Mut und klopfte ganz leise an. Sie sagte nicht herein, sondern ?ffnete und trat auf die Schwelle.

«Wo ist mein Pantoffel?»

«Er ist – ich habe – ich will», stotterte ich.

«Holen Sie ihn. Dann nehmen wir den Tee zusammen und plaudern.»

Als ich zur?ckkehrte, war sie mit der Teemaschine besch?ftigt. Ich legte den Pantoffel feierlich auf den Tisch und stand im Winkel, wie ein Kind, das seine Strafe erwartet.

Ich bemerkte, dass sie die Stirne etwas zusammengezogen hat. Etwas Strenges, Herrisches lag um ihren Mund. Das hat mich entz?ckt.

Auf einmal brach sie in Lachen aus.

«Also – Sie sind wirklich verliebt – in mich?»

«Ja, und ich leide dabei mehr, als Sie glauben.»

«Sie leiden?» sie lachte wieder.

Ich war emp?rt, besch?mt, vernichtet, aber alles ganz unn?tig.

«Wozu?» fuhr sie fort, «ich bin Ihnen ja gut, von Herzen gut.» Sie gab mir die Hand und blickte mich ?beraus freundlich an.

«Und Sie wollen meine Frau werden?»

Wanda sah mich – ja, wie sah sie mich an? – ich glaube vor allem erstaunt und dann ein wenig sp?ttisch.

«Woher haben Sie auf einmal so viel Mut?» sagte sie.

«Mut?»

«Ja den Mut ?berhaupt, eine Frau zu nehmen, und insbesondere mich?» Sie hob den Pantoffel in die H?he. «Haben Sie sich so schnell mit diesem da befreundet? Aber Scherz beiseite. Wollen Sie mich wirklich heiraten?»

«Ja.»

«Nun, Severin, das ist eine ernste Geschichte. Ich glaube, dass Sie mich lieb haben. Und auch ich habe Sie lieb. Was noch besser ist, wir interessieren uns f?reinander. Es ist keine Gefahr, dass wir uns so bald langweilen. Aber Sie wissen, ich bin eine leichtsinnige Frau, und deshalb nehme ich die Ehe sehr ernst. Wenn ich Pflichten ?bernehme, so will ich sie auch erf?llen k?nnen.

Ich f?rchte aber – nein – es muss Ihnen wehe tun.»

«Ich bitte Sie, seien Sie ehrlich gegen mich», entgegnete ich.

«Also ehrlich gesprochen. Ich glaube nicht, dass ich einen Mann l?nger lieben kann – als —» sie neigte ihr K?pfchen anmutig zur Seite.

«Ein Jahr.»

«Wo denken Sie hin – einen Monat vielleicht.»

«Auch mich nicht?»

«Nun Sie – Sie vielleicht zwei.»

«Zwei Monate!» schrie ich auf.

«Zwei Monate, das ist sehr lange.»

«Madame, das ist mehr als antik.»

«Sehen Sie, Sie ertragen die Wahrheit nicht.»

Wanda ging durch das Zimmer, lehnte sich dann gegen den Kamin zur?ck und betrachtete mich, mit dem Arme auf dem Sims ruhend.

«Was soll ich also mit Ihnen anfangen?» begann sie wieder.

«Was Sie wollen», antwortete ich, «was Ihnen Vergn?gen macht.»

«Wie inkonsequent!» rief sie, «erst wollen Sie mich zur Frau und dann geben Sie sich mir zum Spielzeug.»

«Wanda – ich liebe Sie.»

«Da w?ren wir wieder dort, wo wir angefangen haben. Sie lieben mich und wollen mich zur Frau. Ich aber will keine neue Ehe schlie?en, weil ich an der Dauer meiner und Ihrer Gef?hle zweifle.»

«Wenn ich es aber mit Ihnen wagen will?» erwiderte ich.

«Dann kommt es noch darauf an, ob ich es mit Ihnen wagen will», sprach sie ruhig, «ich kann mir ganz gut denken, dass ich einem Mann f?r das Leben geh?re. Aber es m?sste ein voller Mann sein, ein Mann, der mir imponiert, der mich durch die Gewalt seines Wesens unterwirft. Verstehen Sie? Und jeder Mann – ich kenne das – wird, sobald er verliebt ist – schwach, biegsam, l?cherlich. Er wird sich in die Hand des Weibes geben, vor ihr auf den Knien liegen. Aber Sie sind mir so lieb, dass ich es mit Ihnen versuchen will.»

Ich st?rze zu ihren F??en.

«Mein Gott! da knien Sie schon», sprach sie sp?ttisch, «Sie fangen gut an», und als ich mich wieder erhoben habe, fuhr sie fort: «Ich gebe Ihnen ein Jahr Zeit, mich zu gewinnen, mich zu ?berzeugen, dass wir f?reinander passen, dass wir zusammen leben k?nnen. Gelingt Ihnen dies, dann bin ich Ihre Frau. Und dann, Severin, eine Frau, welche ihre Pflichten streng und gewissenhaft erf?llen wird. W?hrend dieses Jahres werden wir wie in einer Ehe leben —»

Mir stieg das Blut zu Kopfe.

Auch ihre Augen flammten pl?tzlich auf. – «Wir werden zusammenwohnen», fuhr sie fort, «alle unsere Gewohnheiten teilen, um zu sehen, ob wir uns ineinander finden k?nnen. Ich r?ume Ihnen alle Rechte eines Gatten, eines Anbeters, eines Freundes ein. Sind Sie damit zufrieden?»

«Ich muss wohl.»

«Sie m?ssen nicht.»

«Also ich will —»

«Vortrefflich. So spricht ein Mann. Da haben Sie meine Hand.»



Seit zehn Tagen war ich keine Stunde ohne sie, die N?chte ausgenommen. Ich durfte in ihre Augen sehen, ihre H?nde halten, ihren Reden lauschen, sie ?berall begleiten. Meine Liebe kommt mir wie ein tiefer, bodenloser Abgrund vor. Ich versinke immer mehr darin, aus dem mich jetzt schon nichts mehr retten kann.

Wir hatten uns heute Nachmittag auf der Wiese zu den F??en der Venusstatue gelagert. Ich pfl?ckte Blumen und warf sie in ihren Scho?. Sie band sie zu Kr?nzen. Wir haben damit unsere G?ttin geschm?ckt.

Pl?tzlich sah mich Wanda so eigent?mlich, so sinnverwirrend an, dass meine Leidenschaft gleich Flammen ?ber mich zusammenschlug. Meiner nicht mehr m?chtig, schlang ich meine Arme um sie und hing an ihren Lippen. Und sie – sie presste mich an ihre Brust.

«Sind Sie b?se?» fragte ich dann.

«Ich werde nie ?ber etwas b?se, was nat?rlich ist —» antwortete sie, «ich f?rchte nur, Sie leiden.»

«Oh, ich leide furchtbar.»

«Armer Freund», sie strich mir die wirren Haare aus der Stirne, «ich hoffe aber, nicht durch meine Schuld.»

«Nein —» antwortete ich – «und doch, meine Liebe zu Ihnen ist zu einer Art Wahnsinn geworden. Der Gedanke, dass ich Sie verlieren kann, ja vielleicht in der Tat verlieren soll, qu?lt mich Tag und Nacht.»

«Aber Sie besitzen mich ja noch gar nicht», sagte Wanda und sah mich wieder an mit jenem vibrierenden, feuchten, verzehrenden Blick. Der Blick hat mich einfach hingerissen. Dann erhob sie sich und legte mit ihren kleinen H?nden einen Kranz von blauen Anemonen auf das wei?e Lockenhaupt der Venus. Halb gegen meinen Willen schlang ich den Arm um ihren Leib.

«Ich kann nicht mehr sein ohne dich, du sch?nes Weib», sprach ich, «glaube mir, dies eine Mal nur glaube mir, es ist keine Phrase, keine Phantasie. Ich f?hle tief im Innersten, wie mein Leben mit deinem zusammenh?ngt. Wenn du dich von mir trennst, werde ich vergehen, zugrunde gehen.»

«Aber das wird ja gar nicht n?tig sein, denn ich liebe dich, Mann», sie nahm mich beim Kinn, «dummer Mann!»

«Aber du willst nur mein sein unter Bedingungen, w?hrend ich dir bedingungslos geh?re —»

«Das ist nicht gut, Severin», erwiderte sie beinahe erschreckt. «Kennen Sie mich denn noch nicht. Wollen Sie mich durchaus nicht kennenlernen? Ich bin gut, wenn man mich ernst und vern?nftig behandelt. Aber wenn man sich mir zu sehr hingibt, werde ich ?berm?tig —»

«Sei es denn, sei ?berm?tig, sei despotisch», rief ich in voller Exaltation, «nur sei mein, sei mein f?r immer.» Ich lag zu ihren F??en und umfasste ihre Knie.

«Das wird nicht gut enden, mein Freund», sprach sie ernst.

«Oh! es soll eben nie ein Ende nehmen», rief ich erregt, ja heftig, «nur der Tod soll uns trennen. Wenn du nicht mein sein kannst, ganz mein und f?r immer, so will ich dein Sklave sein, dir dienen, alles von dir dulden. Nur sto? mich nicht von dir.»

«Fassen Sie sich doch», sagte sie und k?sste mich auf die Stirne. «Ich bin Ihnen ja von Herzen gut, aber das ist nicht der Weg, mich zu erobern, mich festzuhalten.»

«Ich will ja alles, alles tun, was Sie wollen, nur Sie nie verlieren», rief ich, «nur das nicht, den Gedanken kann ich nicht mehr fassen.»

«Stehen Sie doch auf.»

Ich gehorchte.

«Sie sind wirklich ein seltsamer Mensch», fuhr Wanda fort, «Sie wollen mich also besitzen um jeden Preis?»

«Ja, um jeden Preis.»

«Aber welchen Wert h?tte zum Beispiel mein Besitz f?r Sie?» – Sie sann nach. Ihr Auge bekam etwas Unheimliches. «Wenn ich Sie nicht mehr lieben, wenn ich einem andern geh?ren w?rde?» —

Es ?berlief mich. Ich sah sie an, sie stand so fest und selbstbewusst vor mir. Ihr Auge zeigte einen kalten Glanz.

«Sehen Sie», fuhr sie fort, «Sie erschrecken bei dem Gedanken.» Ein liebensw?rdiges L?cheln erhellte pl?tzlich ihr Antlitz.

«Ja, mich fasst ein Grauen, wenn ich mir lebhaft vorstelle. Ein Weib, das ich liebe, das meine Liebe erwidert hat, gibt sich ohne Erbarmen f?r mich einem anderen hin. Aber habe ich dann noch eine Wahl? Wenn ich dieses Weib liebe, wahnsinnig liebe, soll ich ihm stolz den R?cken kehren und an meiner prahlerischen Kraft zugrunde gehen? Soll ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen?

Ich habe zwei Frauenideale. Kann ich mein edles, sonniges, eine Frau, welche mir treu und g?tig mein Schicksal teilt, nicht finden, nun dann nur nichts Halbes oder Laues! Dann will ich lieber einem Weibe ohne Tugend, ohne Treue, ohne Erbarmen hingegeben sein. Ein solches Weib in seiner selbsts?chtigen Gr??e ist auch ein Ideal. Kann ich nicht das Gl?ck der Liebe voll und ganz genie?en, dann will ich ihre Schmerzen, ihre Qualen auskosten bis zur Neige. Dann will ich von dem Weib, das ich liebe, misshandelt, verraten werden. Je grausamer, um so besser. Auch das ist ein Genuss!»

«Sind Sie bei Sinnen!» rief Wanda.

«Ich liebe Sie so mit ganzer Seele», fuhr ich fort, «so mit allen meinen Sinnen, dass Ihre N?he, Ihre Atmosph?re mir unentbehrlich ist, wenn ich noch weiterleben soll. W?hlen Sie also zwischen meinen Idealen. Machen Sie aus mir, was Sie wollen, Ihren Gatten oder Ihren Sklaven.»

«Gut denn», sprach Wanda. «Ich denke mir das sehr am?sant, einen Mann, der mich interessiert, der mich liebt, so ganz in meiner Hand zu haben. Es wird mir mindestens nicht an Zeitvertreib fehlen. Sie waren so unvorsichtig, mir die Wahl zu lassen. Ich w?hle also, ich will, dass Sie mein Sklave sind. Ich werde mein Spielzeug aus Ihnen machen!»

«Oh! tun Sie das», rief ich halb schauernd, halb entz?ckt. «Wenn eine Ehe nur auf Gleichheit, auf ?bereinstimmung gegr?ndet sein kann, so entstehen dagegen die gr??ten Leidenschaften durch Gegens?tze. Wir sind solche Gegens?tze, die sich beinahe feindlich gegen?berstehen. Daher ist diese Liebe bei mir, die zum Teil Hass, zum Teil Furcht ist. In einem solchen Verh?ltnisse aber kann nur eines Hammer, das andere Amboss sein. Ich will Amboss sein. Ich kann nicht gl?cklich sein, wenn ich auf die Geliebte herabsehe. Ich will ein Weib anbeten k?nnen. Das kann ich nur dann, wenn es grausam gegen mich ist.»

«Aber, Severin», entgegnete Wanda beinahe zornig, «halten Sie mich denn f?r f?hig, einen Mann, der mich so liebt wie Sie, den ich liebe, zu misshandeln?»

«Warum nicht, wenn ich Sie daf?r um so mehr anbete? Man kann nur wahrhaft lieben, was ?ber uns steht, ein Weib, das uns durch Sch?nheit, Temperament, Geist, Willenskraft unterwirft, dass unsere Despotin wird.»

«Also das, was andere abst??t, zieht Sie an?»

«So ist es. Es ist eben meine Seltsamkeit.»

«Nun, am Ende ist an allen Ihren Passionen nichts so Apartes oder Seltsames. Denn wem gef?llt nicht ein sch?ner Pelz? Und jeder wei? und f?hlt, wie nahe Wollust und Grausamkeit verwandt sind.»

«Bei mir ist dies alles aber auf das H?chste gesteigert», erwiderte ich.

«Das hei?t, die Vernunft hat wenig Gewalt ?ber Sie. Und Sie sind eine weiche hingebende sinnliche Natur.»

«Waren die M?rtyrer auch weiche sinnliche Naturen?»

«Die M?rtyrer?»

«Im Gegenteil, es waren ?bersinnliche Menschen, welche im Leiden einen Genuss fanden, welche die furchtbarsten Qualen, ja den Tod suchten wie andere die Freude. Und so ein ?bersinnlicher bin ich, Madame.»

«Geben Sie nur acht, dass Sie dabei nicht auch zum M?rtyrer der Liebe, zum M?rtyrer eines Weibes werden.»



Wir sitzen auf Wandas kleinem Balkon in der lauen, duftigen Sommernacht. Ein Dach ?ber uns. Zuerst den gr?nen Plafond von Schlingpflanzen, dann die Himmelsdecke. Aus dem Park t?nt der leise, verliebte Lockton einer Katze. Und ich sitze auf einem Schemel zu den F??en meiner G?ttin und erz?hle von meiner Kindheit.

«Und damals schon waren alle diese Seltsamkeiten bei Ihnen ausgepr?gt?» fragte Wanda.

«Gewiss, ich erinnere mich keiner Zeit, wo ich sie nicht hatte, ja schon in der Wiege. So erz?hlte mir meine Mutter sp?ter, war ich ?bersinnlich. Man musste mich mit Ziegenmilch n?hren. Als kleiner Junge zeigte ich eine r?tselhafte Scheu vor Frauen. Darin hat sich eigentlich nur ein unheimliches Interesse f?r sie ausgedr?ckt. Das graue Gew?lbe, das Halbdunkel einer Kirche be?ngstigten mich. Vor den glitzernden Alt?ren und Heiligenbildern fasste mich eine f?rmliche Angst. Dagegen schlich ich heimlich zu einer Venus aus Gips. Sie stand in dem kleinen Bibliothekszimmer meines Vaters. Ich kniete nieder und sprach zu ihr die Gebete. Das hat mir man gelehrt. Das Vaterunser, das Gegr??t seist du Maria und das Credo.

Einmal verlie? ich nachts mein Bett, um sie zu besuchen. Die Mondsichel leuchtete mir und lie? die G?ttin in einem kalten Licht erscheinen. Ich warf mich vor ihr nieder, k?sste ihre kalten F??e. Ich habe es bei unseren Landleuten gesehen, wenn sie die F??e des toten Heilands k?ssten.

Eine unbezwingliche Sehnsucht ergriff mich.

Ich stieg empor und umschlang den sch?nen kalten Leib und k?sste die kalten Lippen. Da sank ein tiefer Schauer auf mich herab und ich entfloh. Und im Traum war es mir, als st?nde die G?ttin vor meinem Lager und drohe mir mit erhobenem Arm.

Man schickte mich fr?hzeitig in die Schule. So kam ich bald an das Gymnasium und ergriff alles mit Leidenschaft, was mir die antike Welt zu erschlie?en versprach. Ich war bald mit den G?ttern Griechenlands vertrauter als mit der Religion Jesu. Ich gab mit Paris Venus den verh?ngnisvollen Apfel. Ich sah Troja brennen und folgte Odysseus auf seinen Irrfahrten. Die Urbilder alles Sch?nen senkten sich tief in meine Seele. So zeigte ich zu jener Zeit, wo andere Knaben sich roh und unfl?tig geb?rden, einen un?berwindlichen Abscheu gegen alles Niedere, Gemeine, Unsch?ne[22 - So zeigte ich zu jener Zeit, wo andere Knaben sich roh und unfl?tig geb?rden, einen un?berwindlichen Abscheu gegen alles Niedere, Gemeine, Unsch?ne. – Таким образом, в то время, когда другие мальчики вели себя грубо и некрасиво, я испытывал непреодолимое отвращение ко всему низменному, подлому, неприглядному.]. Als etwas ganz besonders Unsch?nes erschien dem reifenden J?ngling die Liebe zum Weib. Ich mied jede Ber?hrung mit dem sch?nen Geschlecht, kurz, ich war ?bersinnlich bis zur Verr?cktheit.

Meine Mutter bekam – ich war damals etwa vierzehn Jahre alt – ein reizendes Stubenm?dchen, jung, h?bsch, mit schwellenden Formen. Eines Morgens, ich studierte meinen Tacitus und begeisterte mich an den Tugenden der alten Germanen, kehrte die Kleine bei mir aus. Pl?tzlich hielt sie inne, neigte sich, den Besen in der Hand, zu mir, und zwei volle frische k?stliche Lippen ber?hrten die meinen. Der Kuss der verliebten kleinen Katze durchschauerte mich. Aber ich erhob meine ›Germania‹ wie ein Schild gegen die Verf?hrerin und verlie? emp?rt das Zimmer.»

Wanda brach in lautes Lachen aus. «Sie sind in der Tat ein Mann, der seinesgleichen sucht. Aber fahren Sie nur fort.»

«Eine andere Szene aus jener Zeit bleibt mir unvergesslich», erz?hlte ich weiter. «Gr?fin Sobol, eine entfernte Tante von mir, kam zu meinen Eltern auf Besuch. Eine majest?tische sch?ne Frau mit einem reizenden L?cheln. Ich aber hasste sie, denn sie galt in der Familie als eine Messalina. Sie benahm mich so unartig, boshaft und t?ppisch, wie nur m?glich gegen sie.

Eines Tages fuhren meine Eltern in die Kreisstadt. Meine Tante beschloss ihre Abwesenheit zu ben?tzen und Gericht ?ber mich zu halten. Unerwartet trat sie in ihrer Veste herein. Die K?chin, K?chenmagd und die kleine Katze folgten ihr. Ohne viel zu fragen, ergriffen sie mich trotz meiner heftigen Gegenwehr. An H?nden und F??en. Dann sch?rzte meine Tante mit einem b?sen L?cheln den ?rmel empor. Sie begann mich mit einer gro?en Peitsche zu hauen. Sie hieb so t?chtig, dass Blut flo?. Ich schrie und weinte zuletzt, trotz meinem Heldenmut und um Gnade bat. Sie lie? mich, aber ich musste ihr kniend f?r die Strafe danken und die Hand k?ssen.

Nun sehen Sie den ?bersinnlichen Toren! Unter der Peitsche der sch?nen ?ppigen Frau, welche mir in ihrer Pelzjacke wie eine z?rnende Monarchin erschien, erwachte in mir zuerst der Sinn f?r das Weib. Meine Tante erschien mir als die reizendste Frau auf Gottes Erdboden.

Meine katonische Strenge, meine Scheu vor dem Weib war eben nichts, als ein auf das H?chste getriebener Sch?nheitssinn. Die Sinnlichkeit wurde in meiner Phantasie jetzt zu einer Art Kultur. Und ich schwur mir, ihre heiligen Empfindungen ja nicht an ein gew?hnliches Wesen zu verschwenden. Sondern spare ich f?r eine ideale Frau auf, wom?glich f?r die Liebesg?ttin selbst.

Ich kam sehr jung an die Universit?t und in die Hauptstadt, in welcher meine Tante wohnte. Meine Stube ?hnelte mein Zimmer damals dem Zimmer von Doktor Faust. Alles stand in derselben wirr und kraus, hohe Schr?nke mit B?chern vollgepfropft. Ich habe sie um Spottpreise bei einem j?dischen Antiquar in der Servanica erhandelt. Globen, Atlanten, Phiolen, Himmelskarten, Tiergerippe, Totenk?pfe, B?sten gro?er Geister. Hinter dem gro?en gr?nen Ofen konnte jeden Augenblick Mephistopheles als fahrender Scholast hervortreten.

Ich studierte alles durcheinander, ohne System, ohne Wahl, Chemie, Alchimie, Geschichte, Astronomie, Philosophie, die Rechtswissenschaften, Anatomie und Literatur; las Homer, Virgil, Ossian, Schiller, Goethe, Shakespeare, Cervantes, Voltaire, Moli?re, den Koran, den Kosmos, Casanovas Memoiren. Ich wurde jeden Tag wirrer, phantastischer und ?bersinnlicher. Und immer hatte ich ein sch?nes ideales Weib im Kopf, das mir von Zeit zu Zeit gleich einer Vision auf Rosen gebettet. Von Amoretten umringt, zwischen meinen Lederb?nden und Totenbeinen erschien, bald in olympischer Toilette, mit dem strengen wei?en Antlitz der gipsernen Venus. Bald mit den ?ppigen braunen Flechten, den lachenden blauen Augen und in der rotsamtenen hermelinbesetzten Veste meiner sch?nen Tante.

Eines Morgens ging ich zu Gr?fin Sobol. Sie hat mich freundlich, ja herzlich empfangen und mir zum Willkomm einen Kuss gegeben. Er hat mir alle meine Sinne verwirrt. Sie war jetzt wohl nahe an vierzig Jahre, aber wie die meisten unverw?stlichen Lebefrauen noch immer begehrenswert. Sie trug auch jetzt eine pelzbesetzte Jacke, und zwar diesmal von gr?nem Samt mit braunem Edelmarder. Aber von jener Strenge, die mich damals an ihr entz?ckt hatte, war nichts zu entdecken.

Im Gegenteil war sie so wenig grausam gegen mich, dass sie mir ohne viel Umst?nde die Erlaubnis gab, sie anzubeten.

Sie hatte meine ?bersinnliche Torheit und Unschuld nur zu bald entdeckt. Und es machte ihr Vergn?gen, mich gl?cklich zu machen. Und ich – ich war in der Tat selig wie ein junger Gott. Welcher Genuss war es f?r mich, wenn ich vor ihr auf den Knien lag und ihre H?nde k?ssen durfte. Ach! was f?r wunderbare H?nde! Von so sch?ner Bildung, so fein und voll und wei?, und mit allerliebsten Gr?bchen. Ich war eigentlich nur in diese H?nde verliebt. Ich trieb mein Spiel mit ihnen, lie? sie in dem dunklen Pelz auf- und abtauchen. Ich hielt sie gegen die Flamme und konnte mich nicht satt sehen an ihnen.»





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notes


Примечания





1


Halbwelt – полусвет (слой французского и английского общества, члены которого обладают сомнительной репутацией и не достойны считаться представителями высшего общества)




2


Ihr heiterer Gottesdienst lie? mich zwei Jahrtausende vergessen. – Ее безмятежное служение заставило меня забыть о двух тысячелетиях.




3


Was das Element der Sinnlichkeit, der heiteren Liebe, die Natur des Weibes ist, sich hinzugeben, wo es liebt, und alles zu lieben, was ihm gef?llt. – Что касается элемента чувственности, безмятежной любви, то женская природа заключается в том, чтобы заниматься любимым делом и любить все, что ему нравится.




4


Aber jene Liebe, welche die h?chste Freude, die g?ttliche Heiterkeit selbst ist, taugt nicht f?r euch Modernen, euch Kinder der Reflexion. – Но та любовь, которая сама по себе является высшей радостью, божественным весельем, не подходит для вас, современных, для вас, детей размышлений.




5


in bacchantischem Wahnsinn – в вакхическом безумии




6


Die Liebe vereint f?r die kurze Zeit zu einem einzigen Wesen, das nur eines Gedankens, einer Empfindung, eines Willens f?hig ist, um sie dann noch mehr zu entzweien. – Любовь на короткое время объединяет в единое существо, способное только на одну мысль, одно чувство, одну волю, чтобы затем еще больше разъединить.




7


Der Mann ist der Begehrende, das Weib das Begehrte. – Мужчина – желанный, женщина – желанная.




8


Insofern es keine herrlichere Folie f?r Ihren wei?en Leib geben k?nnte, als diese dunklen Felle. – В том смысле, что не может быть более восхитительной оболочки для Вашего белого тела, чем эти темные шкуры.




9


Kosaken – казак




10


Ihm ging jeder gerne aus dem Weg. – Всем нравилось избегать его.




11


Venus, die im abstrakten Norden, in der eisigen christlichen Welt in einen gro?en schweren Pelz schl?pfen muss, um sich nicht zu erk?lten. – Венера, которой на абстрактном севере, в ледяном христианском мире приходится кутаться в большую тяжелую шубу, чтобы не простудиться.




12


…h?tte ich ihr geschmeichelt, so h?tte sie mir die Schlinge um den Hals geworfen. – … если бы я ей польстил, она бы накинула мне петлю на шею.




13


Du musst Hammer oder Amboss sein. – Ты должен быть молотом или наковальней (быть хозяином своей судьбы или жертвой обстоятельств).




14


Wie er sich hingibt, hat er auch schon den Kopf im Joche und wird die Peitsche f?hlen. – Как только он сдастся, его голова уже будет в ярме, и он почувствует удар кнута.




15


…die echte komische Muse ist jene, welcher unter der lachenden Larve die Tr?nen herabrinnen. – … настоящая комическая муза – та, у которой под маской смеха текут слезы.




16


Welcher Blick auf die blaue, von goldenem Sonnenduft umwobene hohe Wand des Gebirges, durch welche sich Sturzb?che wie Silberb?nder schlingen. – Какой вид на голубую, овеянную золотистым солнечным ароматом высокую стену горного хребта, по которой, словно серебряные ленты, петляют стремительные ручьи.




17


Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was sch?n ist, noch ?bertroffen werden k?nnte. – К чему говорить в превосходной степени, как будто что-то прекрасное еще можно превзойти.




18


Lieben, geliebt werden, welch ein Gl?ck! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer sch?nen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit F??en tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die sch?ne Verr?terin heftete. – Любить, быть любимым, какое счастье! и все же как меркнет его сияние по сравнению с мучительным блаженством поклонения женщине, которая сделала из нас игрушку. Это сила быть рабом прекрасной тиранессы, которая безжалостно растоптала нас. И Самсон, великий герой, снова отдал себя в руки предавшей его Далилы, и она предала его, и филистимляне связали его перед ней и выкололи ему глаза, которые до последнего мгновения, опьяненные гневом и любовью, были прикованы к прекрасной предательнице.




19


Anchises – Анхис, Анхиз (в древнегреческой мифологии – герой из рода дарданских царей, правнук легендарного Троя, сын Каписа и Фемисты)




20


Sie h?lt einen Monolog, der, in meine Sprache ?bersetzt, sich in das einzige Wort» Esel «zusammenfassen l?sst. – Она произносит монолог, который в переводе на мой язык можно свести к единственному слову «осел».




21


Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einfluss zu erringen, sondern ruhig und selbstbewusst, ja streng zu herrschen versteht? – Но где мне найти женщину, которая умела бы оказывать влияние не с помощью мелких ссор, а спокойно и уверенно, да еще и строго править?




22


So zeigte ich zu jener Zeit, wo andere Knaben sich roh und unfl?tig geb?rden, einen un?berwindlichen Abscheu gegen alles Niedere, Gemeine, Unsch?ne. – Таким образом, в то время, когда другие мальчики вели себя грубо и некрасиво, я испытывал непреодолимое отвращение ко всему низменному, подлому, неприглядному.



Австрийский писатель Леопольд фон Захер-Мазох – одна из ярких фигур европейского декаданса. В его произведениях психологически глубоко и точно раскрываются любовная зависимость и неразрывная связь боли с наслаждением. Склонность получать удовольствие, испытывая унижение и боль, получила свое название от фамилии писателя – мазохизм.

«Венера в мехах» – самая знаменитая повесть автора, безумно чувственная, полная страсти и исступления. Главный герой Северин встречает свою Венеру – девушку по имени Ванда. Его пленяют ее холодность, жестокость и отчужденность, он влюбляется в нее до безумия. Она заставляет его подписать договор, по которому отныне его жизнь полностью принадлежит ей. Ванда вправе мучить Северина по первой своей прихоти. Чем больше физической и эмоциональной боли причиняет она своему «рабу», тем большее наслаждение он испытывает. К чему может привести насилие и власть деспотичной женщины над слабым мужчиной? Есть ли предел в таких отношениях?

Чувственная история, и по сей день будоражащая воображение, послужила основой для фильма «Венера в мехах» (2013), снятого выдающимся кинорежиссером Романом Полански.

Текст произведения адаптирован для уровней В1-В2 (для продолжающих изучать немецкий язык средней ступени) и снабжен комментариями. После повести предлагаются упражнения с ключами. В конце книги – словарь используемой лексики, облегчающий чтение.

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