Книга - Thron der Drachen

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Thron der Drachen
Morgan Rice


Das Zeitalter der Magier #2
„Hat alle Zutaten für sofortigen Erfolg: Verschwörungen, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und jung erblühende Beziehungen voller gebrochener Herzen, Täuschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Ring der Zauberer)



„Dies ist der Beginn von etwas Bemerkenswertem“

– San Francisco Book Review (zu Queste der Helden)



Von der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice, Autorin von Queste der Helden (über 1.300 5-Sterne-Bewertungen) kommt eine packende neue Fantasy-Serie:



In THRON DER DRACHEN (Zeitalter der Magier – Buch Zwei) mobilisiert König Godwin seine Armee, um die große Brücke zu überqueren, um die Südländer zu erobern und seine 17-jährige Tochter Lenore zu retten. Doch Lenore ist tief im Süden unter dem wachsamen und hasserfüllten Auge von König Ravin eingesperrt, und sie muss möglicherweise erst lernen, sich selbst zu überwinden, wenn sie eine Chance haben will, zu entkommen.



Ihr Bruder Rodry ist den Männern des Königs bereits weit voraus, tief in feindlichem Gebiet, allein auf der Mission, seine Schwester zu retten – während ihr anderer Bruder, Vars, eine Lektion in Feigheit und Verrat erteilt.



Devin folgt Grey und möchte unbedingt mehr darüber erfahren, wie er seine Kräfte einsetzen kann und wer er überhaupt ist.



Greave reist in ferne Regionen, um das Haus der Gelehrten zu finden und eine Möglichkeit, seine Schwester Nerra zu retten.



Doch Nerra, von der Schuppenkrankheit befallen, liegt auf einer abgelegenen Insel, die einst den Drachen gehörte, im Sterben. Und ihre einzige Überlebenschance könnte sie dazu zwingen, alles zu riskieren.



Und all dies wird in einem epischen Kampf gipfeln, der möglicherweise nicht nur das Schicksal aller Beteiligen, sondern auch das Schicksal der beiden Königreiche bestimmt.



DAS ZEITALTER DER MAGIER erzählt eine epische Saga über ein Netz von Liebe, Leidenschaft und Geschwisterrivalität; von Schurken und verborgenen Schätzen; von Geheimnissen; von Mönchen und Kriegern; von Ehre und Verrat, Schicksal und Bestimmung. Es ist eine Geschichte, die Sie bis in die frühen Morgenstunden fesseln wird. Sie wird Sie in eine andere Welt entführen und Sie werden Figuren erleben, die Sie nie vergessen werden. Es ist großartige Unterhaltung, geschlechter- und generationenübergreifend für alle, die eine gute Fantasy-Saga zu schätzen wissen.



Buch #3 (VON DRACHEN GEBOREN) kann ab sofort vorbestellt werden.



„Eine temperamentvolle Fantasy-Saga … Der Beginn einer epischen Serie für junge Erwachsene.“

– Midwest Book Review (zu Queste der Helden)



„Aktionsgeladen … Rices Stil ist wasserdicht und die Prämisse faszinierend.“

– Publishers Weekly (zu Queste der Helden)





Morgan Rice

THRON DER DRACHEN




THRON DER DRACHEN




(DAS ZEITALTER DER MAGIER – BUCH ZWEI)




MORGAN RICE



Morgan Rice

Morgan Rice ist #1 Bestseller-Autor und USA Today-Bestsellerautor der epischen Fantasy-Serie RING DER ZAUBEREI, die siebzehn Bücher umfasst; der Bestseller-Serie WEG DER VAMPIRE, bestehend aus zwölf Büchern; der Bestseller-Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, einem postapokalyptischen Thriller mit drei Büchern; der epischen Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, bestehend aus sechs Büchern; der epischen Fantasy-Serie FÜR RUHM UND KRONE, bestehend aus acht Büchern; der epischen Fantasy-Serie EIN THRON FÜR SCHWESTERN, bestehend aus acht Büchern; der neuen Science-Fiction-Serie CHRONIK DER INVASION mit vier Büchern; der Fantasy-Serie OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER, bestehend aus vier Büchern; der Fantasy-Serie DER WEG DES STAHLS, bestehend aus vier Büchern; und der neuen Fantasy-Serie DAS ZEITALTER DER MAGIER. Morgans Bücher sind in Audio- und Printausgaben erhältlich, und Übersetzungen sind in über 25 Sprachen erhältlich.



Morgan freut sich, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie also www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/), um sich in die E-Mail-Liste einzutragen, ein kostenloses Buch und kostenlose Werbegeschenke zu erhalten, die kostenlose App herunterzuladen, die neuesten exklusiven Nachrichten zu erhalten und sich auf Facebook und Twitter zu verbinden. Und bleiben Sie in Kontakt!



BÜCHER VON MORGAN RICE

DAS ZEITALTER DER MAGIER

REICH DER DRACHEN (BUCH #1)

THRON DER DRACHEN (BUCH #2)

VON DRACHEN GEBOREN (BUCH #3)



OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER

DIE ZAUBERFABRIK (BUCH #1)

DIE KUGEL VON KANDRA (BUCH #2)

DIE OBSIDIANE (BUCH #3)

DAS FEUERZEPTER (BUCH #4)



DIE INVASIONSCHRONIKEN

ÜBERMITTLUNG (BUCH #1)

ANKUNFT (BUCH #2)



DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (BUCH #1)

NUR DEN TAPFEREN (BUCH #2)

NUR DEN AUSERWÄHLTEN (BUCH #3)



EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (BUCH #1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (BUCH #2)

EIN LIED FÜR WAISEN (BUCH #3)

EIN KLAGELIED FÜR DIE PRINZESSIN (BUCH #4)

EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (BUCH #5)

EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (BUCH #6)

EINE KRONE FÜR MÖRDER (BUCH #7)

EIN HÄNDEDRUCK FÜR THRONERBEN (BUCH #8)



FÜR RUHM UND KRONE

SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (BUCH #1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (BUCH #2)

RITTER, THRONERBE, PRINZ (BUCH #3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (BUCH #4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (BUCH #5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (BUCH #6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (BUCH #7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (BUCH #8)



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (BUCH #1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BUCH #2)

DAS GEWICHT DER EHRE (BUCH #3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (BUCH #4)

EIN REICH DER SCHATTEN (BUCH #5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (BUCH #6)



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN: EINE KURZGESCHICHTE



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (BUCH #1)

MARSCH DER KÖNIGE (BUCH #2)

FESTMAHL DER DRACHEN (BUCH #3)

KAMPF DER EHRE (BAND #4)

SCHWUR DES RUHMS (BAND #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6)

RITUS DER SCHWERTER (BAND #7)

GEWÄHR DER WAFFEN (BAND #8)

HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9)

MEER DER SCHILDE (BAND #10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11)

LAND DES FEUERS (BAND #12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DER EID DER BRÜDER (BAND #14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (BAND #15)

DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17)



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA ZWEI (BAND #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (BAND #1)

VERGÖTTERT (BAND #2)

VERRATEN (BAND #3)

BESTIMMT (BAND #4)

BEGEHRT (BAND #5)

VERMÄHLT (BAND #6)

GELOBT (BAND #7)

GEFUNDEN (BAND #8)

ERWECKT (BAND #9)

ERSEHNT (BAND #10)

BERUFEN (BAND #11)

BESESSEN (BAND #12)



GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (BUCH #1)



Ausgewähltes Kritikerlob für Morgan Rice

"Wenn Sie glaubten, dass es nach dem Ende der Serie RING DER ZAUBEREI keinen Grund mehr zum Leben gäbe, haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine weitere brillante Serie entwickelt, die uns in eine Fantasy-Welt von Trollen und Drachen, von Tapferkeit, Ehre, Mut, Magie und Schicksal entführt. Morgan hat es wieder geschafft, starke Figuren zu kreieren, mit denen wir auf jeder Seite mitfiebern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Leser, die eine gut geschriebene Fantasystory lieben.“



    – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

"Eine actiongeladene Fantasystory, die Fans von Morgan Rices früheren Romanen und Fans von Werken wie DIE ERAGON-TETRALOGIE von Christopher Paolini begeistern wird. Fans von Fiktion für junge Erwachsene werden diese neueste Arbeit von Rice verschlingen und um mehr bitten.“



    – The Wanderer, A Literary Journal (zu Der Aufstand der Drachen)

„Eine temperamentvolle Fantasy-Erzählung, die Elemente von Geheimnis und Intrige in ihre Handlung einbindet. Bei Queste der Helden geht es darum, den Mut zu finden, seiner Bestimmung zu folgen, die zu Wachstum, Reife und Brillanz führt. Wer kraftvolle Fantasy-Abenteuer sucht, wird von den Protagonisten und Aktionen dieser Erzählung mit packenden Begegnungen belohnt. Thors Entwicklung von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen mit unmöglichen Überlebenschancen findet vor diesem mitreißenden Hintergrund statt. Der Beginn einer epischen Serie für junge Erwachsene.“



    – Midwest Book Review (D. Donovan, eBook-Rezensent)

“Der Ring der Zauberei hat alle Zutaten für einen umgehenden Erfolg: Komplotte, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und junge, erblühende Beziehungen voller gebrochener Herzen, Täuschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“



    – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

„In diesem actiongeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Ring der Zauberei (die derzeit 14 Bücher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-jährigen Thorgrin "Thor" McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silberlegion anzuschließen, den Elite-Rittern des Königs. Rices Stil ist wasserdicht und die Prämisse faszinierend. “



    – Publishers Weekly




KAPITEL EINS


Als Lenore aufwachte, dachte sie für einen wundervollen Moment, dass alles ein Albtraum gewesen war. Sie konnte die weiche Matratze unter sich fühlen und sog den simplen Komfort des Zimmers in dem Gasthaus in sich auf, und sie nahm an, dass die schrecklichen Dinge, an die sie sich erinnerte, nicht mehr als die Schrecken der Dunkelheit gewesen sein mussten. Sie konnten nicht real sein, sie …

Sie waren real. Lenore erkannte es eine Sekunde später, als ihr Bewusstsein vollends erwachte, an den blauen Flecken und den Schmerzen in ihrem ganzen Körper. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wo sie war, aber die Gedanken fluteten herein wie der Ozean und sie konnte sie nicht zurückhalten.

Die Stillen Männer, die König Ravin nach ihr ausgesandt hatte, hielten sie hier fest, sie war eine Gefangene. Als sie versucht hatte, sich zu befreien, hatten sie sie geschlagen. Eoris und Syrelle waren die schlimmsten …

Lenore zwang sich, sich umzusehen und an etwas anderes zu denken.

In diesem Moment war außer ihr niemand in diesem Raum oben im Gasthaus und Lenore wusste, dass dies ihre einzige Chance sein könnte, um lebend aus dieser Situation herauszukommen. Lenore zitterte und zwang sich, den Schmerz, den sie bei jeder Bewegung spürte, zu ignorieren, als sie aufstand.

Sie fiel sofort wieder auf das Bett zurück, doch sie konnte sich noch fangen, sodass sie nicht auf den Rücken fiel. Wenn sie sich zurückfallen ließ, würde sie nicht wieder aufstehen und dann bliebe ihr nur übrig, darauf zu warten, dass sie sie in das Land von König Ravin brachten.

Ich werde stark sein, sagte sie sich.

Erneut zwang sie sich, aufzustehen. Sie sah jetzt nicht mehr wie eine Prinzessin aus. Ihr Kleid war von der Gewalt ihrer Gefangennahme zerrissen, aber Lenore zog es trotzdem wieder an und band die zerrissenen Teile so gut sie konnte zusammen.

Auf leisen Füßen schlich sie zur Tür. Draußen konnte sie Eoris und Syrelle sprechen hören und Lenores Herz hämmerte in ihrer Brust, aus Angst, dass sie gleich wieder hineinkommen könnten.

“… sicher, dass wir keine Zeit haben, hier noch ein wenig mit der Prinzessin zu verweilen?“, fragte Syrelle mit ihrer nörgelnden, halb irrsinnigen Stimme.

„Wir müssen sie zurück in den Süden bringen, meine Liebe“, sagte Eoris. „Und wenn du sie zu sehr verletzt, wird sie schwer zu transportieren sein.“

„König Ravin ist ein Spielverderber“, sagte Syrelle.

„Und wenn ich ihm erzähle, dass Ihr das gesagt habt, was glaubt Ihr, wird er Euch antun?“, schoss Eoris zurück. „Nein, wir gehen in einer Stunde. Wir werden zur nächsten Brücke gehen und sie sehr bald schon überqueren. Denkt daran, einige der Dienstmädchen am Leben zu lassen. König Ravin möchte, dass sie reden.“

Er wollte, dass sie reden? Lenore schauderte zwischen der Erleichterung, dass zumindest einige ihrer Dienstmädchen noch am Leben waren, und dem Entsetzen über all die Dinge, die sie an ihrer Seite erlitten haben mussten, der Angst, wie viele von ihnen gestorben sein könnten, und der Verwirrung, denn warum sollte König Ravin wollen, dass irgendeine von ihnen überlebte, um den Leuten zu sagen, dass er König Godwins Tochter gefangengenommen hatte?

Das war in diesem Moment jedoch nicht wichtig. Das einzige, was zählte, war ihr Versuch, zu entkommen. Sie hatte es schon einmal versucht und war noch nicht einmal bis zu den Ställen gekommen. Wie sollte sie nun entkommen können, wenn sie schon bei ihrem früheren Versuch erwischt worden war, als sie gezeigt hatten, dass sie ihr einen Schritt voraus waren?

Nein, sie würde nicht aufgeben, sie durfte es nicht. Sobald sie sie über den Fluss hinaus gebracht hatten, würde ihre Hoffnung, je wieder nachhause zurückzukehren, sterben … wie konnte jemand hoffen, von dort zu fliehen? Es musste jetzt sein, während sie beschäftigt waren; während sie immer noch glaubten, dass sie hilflos auf ihrem Bett lag.

Lenore wusste, dass es keine Fluchtmöglichkeit durch die Tür gab und ging zum Fenster hinüber. Das Fenster war alt, das Holz abgesplittert und die Läden gaben nicht nach, als sie versuchsweise daran ruckte. Als sie die Fensterläden auseinanderdrückte, war Lenore sicher, dass es laut knarren und protestieren würde, und jedem, der es hörte, verriet, was sie tat. Lenore öffnete sie und erstarrte und wartete darauf, ob es eine Reaktion gab. Doch niemand stürmte in den Raum, niemand schrie oder schlug Alarm.

Lenore blickte auf den Boden unter ihr. Da war ein niedriges Dach, dass zu der Etage unter ihr gehörte und darunter sah sie den offenen Raum hinter dem Gasthaus, mit einem Innenhof, der zu den Ställen führte. Darin befanden sich jetzt Leichen, die man auf einen Haufen gezogen hatte, als wären sie nur Abfall, etwas, das für die Stillen Männer, die sie getötet hatten, überhaupt keine Rolle spielte. Lenore konnte jetzt einige dieser Stillen Männer sehen, die nun nicht mehr Bauernkleidung trugen, sondern in dunkles Leder und glanzlose schuppenartige Rüstung gekleidet waren – sie sahen aus, als wären sie bereit, gegen eine ganze Armee zu kämpfen.

Eine Frau stand über einer Gruppe von vier von Lenores Dienstmädchen. Sie waren so weit entfernt, dass Lenore nicht erkennen konnte, wer sie waren. Sie zeigte auf zwei von ihnen und bedeutete ihnen, zu rennen. Dann hob sie eine kleine, handgroße Armbrust.

„Nein“, flüsterte Lenore entsetzt, als der erste Bolzen herausschoss. Er traf das erste Dienstmädchen mitten im Rücken und sie fiel in den Dreck. Schreiend stand sie wieder auf und sah zurück zu dem, der sie angeschossen hatte …

Das bedeutete jedoch nur, dass der zweite Bolzen sie mitten in die Brust traf.

Lenore wollte auch schreien, ihr Herz brach beim Anblick des unschuldigen Mädchens, das ihr fast wie eine Freundin war und die ohne Grund ermordet wurde. Sie schrie jedoch nicht, denn dann wäre es vorbei gewesen; es hätte keinen Ausweg gegeben. Sie konzentrierte sich auf diejenige, die noch rannte und wusste, dass so mindestens eine von ihnen frei sein würde.

Lenore wartete, bis sie beobachtete, dass sich die Stillen Männer alle in verschiedene Richtungen bewegten, um sich den Vorbereitungen für die Abreise zu widmen, sodass niemand auf sie achten würde. Als sie ihren Moment  gekommen sah, nahm Lenore all ihren Mut zusammen und kletterte aus dem Fenster. Ihre Schritte knirschten auf dem überhängenden Dach des unteren Gebäudeteils und sie hoffte, dass es ihr Gewicht tragen würde.

Sie schlich geduckt bis an die Dachkante, überprüfte, ob sich niemand darunter befand, und versuchte, beim Blick in die Tiefe nicht laut nach Luft zu schnappen. Sie konnte es tun; Sie musste es tun. Lenore schwang sich von der Seite des Daches, hielt sich einen Moment mit ihren Händen am Dach fest, holte Luft und ließ sich fallen.

Sie schlug hart auf dem Boden auf und es verschlug ihr den Atem, was nur gut war, weil es Lenore davon abhielt, laut genug zu schreien, um gehört zu werden. Sie rollte sich auf die Knie, wartete darauf, dass sich ihr Kopf nicht mehr drehte, und zwang sich, wieder aufzustehen. Sie stand auf und lief in den Schatten des nächsten Gebäudes.

Diesmal versuchte sie es gar nicht erst mit dem Stall. Es waren zu viele Stille Männer in der Nähe und ein Pferd unter ihrer Nase zu entwenden, ohne entdeckt zu werden, war unmöglich. Stattdessen wusste Lenore, dass ihre beste Chance darin bestand, sich zu Fuß vom Gasthaus zu entfernen, in den Bäumen und Büschen in der Nähe der Straße zu bleiben und zu hoffen, dass einer ihrer Brüder mit den Männern anrücken würde, die längst schon hätten da sein sollen, um sie zu beschützen …

Warum waren sie nicht gekommen? Warum waren sie nicht da gewesen, um sie zu retten? Vars war geschickt worden, um sie zu beschützen, und Rodry hatte gesagt, dass er diese Aufgabe auf halbem Wege übernehmen würde, bevor die Hochzeitsernte begann, aber keiner von ihnen war dort gewesen, als Lenore sie brauchte. Jetzt war sie allein, musste sich aus dem Dorf schleichen und hoffte die ganze Zeit, dass sie den Stillen Männern lange genug ausweichen konnte.

Sie ging weiter; es war jetzt nicht mehr weit. Nur ein paar Dutzend Schritte und sie hätte das Dorf hinter sich gelassen. Sobald sie die offene Fläche dahinter erreicht hatte, konnten sicherlich nicht einmal die Stillen Männer sie finden?

Dieser Gedanke gab ihr genug Antrieb, weiterzumachen. Lenore kroch vom Schatten eines Gebäudes zum nächsten. Sie war fast da, fast hatte sie es erreicht.

Vor ihr lag ein Stück offenes Gelände, und Lenore erstarrte am Rand, wartete und sah nach links und rechts. Sie konnte niemanden entdecken, aber sie wusste bereits, wie wenig das bei solchen Leuten bedeutete. Aber wenn sie da stand und nichts tat …

Lenore rannte, so weit sie konnte, angesichts der Tatsache, dass ihr Körper bei jedem Schritt schmerzte, und stürmte vorwärts, um die Sicherheit hinter dem offenen Gelände zu erreichen. Hinter sich hörte sie einen Schrei aus dem Gasthaus und sie wusste, dass Eoris oder Syrelle in den Raum gegangen waren, in dem man sie zurückgelassen hatte, und entdeckt hatte, dass sie geflohen war. Der Gedanke, dass sie sie verfolgen könnten, trieb sie an, noch schneller zu laufen und zu dem bewaldeten Stück neben der Straße zu rennen, wo sie sich verstecken konnte.

„Dort!“, rief eine Stimme und sie wusste, dass sie sie entdeckt hatten. Sie lief weiter, denn sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, sie wusste nur, dass sie sie wieder in ihren Klauen haben würden, wenn sie stehenblieb.

Sie konnte nicht mehr schneller rennen, aber sie war jetzt zumindest zwischen den Bäumen und Büschen neben der Straße. Ihr Atem kam keuchend als sie rannte und sich nach links und rechts bewegte, um ihren Verfolger zu entgehen.

Lenore hörte Schritte hinter sich und lief um einen Baum herum, ohne es zu wagen, zurückzublicken. Ein weiterer Baum lag vor ihr, und sie wusste, dass dahinter dichteres Grün lag, wenn sie nur darum herumkommen konnte. Sie könnte sie dort vielleicht abschütteln, aber zuerst musste sie sich entscheiden. Links oder rechts … links oder rechts …

Lenore ging nach links und wusste sofort, dass es die falsche Wahl war, als starke Hände sie packten, das Gewicht des Mannes sie hart auf den Boden drückte und ihr den Atem raubte. Sie versuchte zu kämpfen, aber sie wusste bereits, wie wenig sie ausrichten konnte. Er riss ihre Hände hinter ihren Rücken, band sie dort fest und zog sie dann hoch.

Der Mann, der dort stand, war Ethir, der sie im Stall gefangen hatte; der erste, der … Er hob sie mit Leichtigkeit hoch und stellte sie auf ihre Füße.

„Ihr werdet es bereuen, dass Ihr versucht habt, zu fliehen, Prinzessin“, sagte er mit seiner sanften Stimme. „Wir werden sicherstellen, dass Ihr es bereuen werdet.“

„Bitte“, bat Lenore, aber es machte keinen Unterschied. Ethir zog sie zurück zu den wartenden Pferden und der Reise nach Süden und näher an jeden Moment des Grauens, der sie hinter den Brücken die aus dem Königreich herausführten, erwartete.




KAPITEL ZWEI


König Godwin II. vom Nordreich saß auf seinem Thron vor einem Meer von Höflingen und bemühte sich, die Beherrschung zu bewahren. Nach all dem, was passiert war, nachdem seine Tochter Nerra gezwungen wurde, zu gehen, hasste er es, dass er immer noch hier sitzen musste und so tun, als wäre alles in Ordnung. Er wollte sich von diesem Thron erheben und ihr nachgehen, aber er wusste, dass er es nicht tun konnte.

Stattdessen musste er hier in diesem großen Saal sitzen, in dem man selbst jetzt noch die Überreste des Festmahls sah, die noch nicht ganz weggeräumt waren, und Hof halten. Die große Halle war riesig und aus Stein gebaut, an der Wand hingen Banner, sie zeigten die Brücken, die den Norden abgrenzten. Teppichquadrate waren angelegt worden, die jeweils für einen Adelstitel oder bestimmte Adelsfamilien bestimmt waren.

Er musste dort vor ihnen stehen und er musste es alleine tun, weil Aethe nicht vor Höflinge treten würde, die geholfen hatten, Nerra wegzuschicken. In diesem Moment hätte Godwin jeden anderen Ort vorgezogen: Ravins Königreich, der dritte Kontinent von Sarrass, überall.

Wie konnte er so tun, als wäre Nerra nicht verbannt worden, und seine jüngste Tochter Erin nicht davongelaufen, um sich den Rittern anzuschließen? Godwin wusste, dass er zerzaust aussah, sein grauer Bart nicht perfekt und seine Gewänder fleckig waren, aber das lag daran, dass er seit Tagen kaum geschlafen hatte. Er konnte sehen, wie Herzog Viris und seine Freunde mit offensichtlicher Belustigung hinüberblickten. Wenn der Sohn dieses Mannes nicht im Begriff wäre, seine Tochter zu heiraten …

Gedanken an Lenore beruhigten ihn. Sie war zur Hochzeitsernte unterwegs, begleitet von Vars. Sie würde bald zurück sein und alles würde gut werden. In der Zwischenzeit gab es jedoch ernste Angelegenheiten, die erledigt werden mussten; Gerüchte, die am Hof kursierten und die Gefahr für alle verkündeten.

„Bringt meinen Sohn!“, sagte Godwin und die Worte hallten im Saal. „Rodry, tritt hier raus und lass uns dich sehen!“

Sein ältester Sohn trat durch die Menge der Beobachter und sah aus wie der echte Ritter, der er war, und wie der Mann, der Godwin gewesen war, als er jünger war. Er war groß und sein muskulöser Körper zeugte von der jahrelangen Übung mit dem Schwert. Sein blondes Haar war kurz geschnitten, damit es nicht im Weg war. Er war von Kopf bis Fuß ein Krieger, und es war offensichtlich, dass die Leute ihn mit Liebe betrachteten, als er an ihnen vorbeischritt. Wenn er doch nur auch denken könnte.

„Ist alles in Ordnung, Vater?“, fragte er und verbeugte sich.

„Nein, alles ist nicht in Ordnung“, gab Godwin zurück. „Hast du gedacht, ich würde nichts über den Botschafter erfahren?“

Eines musste man seinem ältesten Sohn lassen; zumindest war er durch und durch ehrlich. Er konnte genauso wenig lügen, wie er sich hinter einem schlanken Baum verstecken konnte. Vars hätte sich wahrscheinlich aus Feigheit aufgelöst, und Greave hätte alles in hübsche Zitate aus seinen Büchern eingewickelt, aber Rodry stand einfach da wie ein unerschütterlicher Felsen. Leider hatte er auch ungefähr den Verstand eines solchen, wenn man nach seinen nächsten Worten urteilen wollte.

„Ich konnte nicht einfach da stehen und nichts tun, nachdem er unsere ganze Familie, unser ganzes Königreich beleidigt hatte“, sagte Rodry.

„Genau das hättest du aber tun sollen“, gab Godwin zurück. „Stattdessen hast du seinen Kopf rasiert, zwei seiner Wachen getötet … Wenn du nicht mein Sohn und Erbe wärst, würdest du nach einer solchen Aktion hängen. Deine Freunde allerdings …“

„Sie haben an dem Kampf nicht teilgenommen“, sagte Rodry, stellte sich, wenn möglich noch aufrechter und nahm das alles auf sich. Wenn er nicht so wütend über die Dummheit in all dem wäre, hätte Godwin fast stolz auf ihn sein können.

„Nun, es wird nicht lange dauern, bis sie an einem solchen teilnehmen können“, sagte er. „Glaubst du, ein Mann wie König Ravin wird nicht zurückschlagen? Ich habe seinen Botschafter auf den Weg geschickt, weil er uns nichts antun konnte. Jetzt hast du Ravin einen Grund gegeben, seine Anstrengungen zu verstärken.“

„Und wir werden da sein, um ihn aufzuhalten, wenn er es tut“, sagte Rodry. Natürlich war er nicht reuevoll. Er war vielleicht ein erwachsener Mann und ein Ritter, aber er hatte nie einen wahren Krieg erlebt. Oh, er hatte mit Banditen und Kreaturen gekämpft, wie es jeder Ritter des Sporns tun würde, aber er hatte sich keiner vollen Armee auf dem Schlachtfeld gestellt, wie Godwin es in seiner Jugend getan hatte, hatte das Chaos und den Tod nicht gesehen, und …

„Genug“, sagte Godwin. „Du warst ein Dummkopf, Rodry. Du musst lernen, solche Dinge besser zu regeln, wenn du jemals würdig sein willst, ein König zu sein.“

„Ich …“, begann Rodry, offensichtlich bereit, seinen Standpunkt zu verteidigen.

„Sei ruhig“, sagte Godwin. „Du willst streiten, weil du dein Temperament nicht im Griff hast. Nun, ich bin immer noch König und ich will nichts davon hören.“

Für einen Moment dachte er, dass sein Sohn trotzdem argumentieren wollte, und dann würde Godwin eine Lektion finden müssen, die tatsächlich haften bleiben würde, denn es handelte sich hier um den Thronfolger. Zum Glück hielt Rodry seine Zunge im Zaum.

„Wenn du jemals wieder so etwas Dummes tust, wird dir dein Status als Ritter genommen“, sagte Godwin. Es war das Schlimmste, woran er denken konnte, wenn es um Rodry ging, und die Botschaft schien ihn zweifellos zu erreichen. „Gehe mir vorerst aus den Augen, bevor ich die Beherrschung verliere, so wie du es immer zu tun scheinst.“

Er konnte sehen, wie Rodry rot wurde, und er fürchtete, sein Sohn könnte nun doch bleiben und streiten, aber er schien es sich anders zu überlegen. Stattdessen drehte er sich um und ging aus dem Saal. Vielleicht war er doch lernfähig. Godwin lehnte sich auf seinem Thron aus hartem, dunklem, unnachgiebigem Holz zurück und wartete darauf, wer als Nächstes nach vorne treten würde, ob sich noch jemand trauen würde, denn nach diesem Gespräch mit seinem Sohn war er immer noch von Zorn erfüllt.

Finnal, der sein Schwiegersohn werden wollte, füllte die Lücke, geschmeidig trat er vor und verbeugte sich elegant.

„Majestät“, sagte er, „verzeiht mir, aber angesichts der Störung der Hochzeitsvorbereitungen ist meine Familie der Meinung, dass ich ein oder zwei … Forderungen stellen sollte.“

Seine Familie, das bedeutete Herzog Viris, der, immer noch lächelnd im Hintergrund stand, so still wie ein Reiher, der am Fluss geduldig auf seine Beute wartete. Er war ein Mann, der nie direkt für irgendetwas verantwortlich zu sein schien, sondern immer nur da zu sein schien, leicht außerhalb der Reichweite jeglicher Schuldzuweisung.

„Welche Forderungen?“, fragte Godwin.

Finnal trat vor und reichte ihm ein gerolltes Stück Pergament. Auch das war gut gemacht, denn es bedeutete, dass er die Forderungen im Pergament niemals selbst vorlesen musste.

Sie waren Forderungen; sehr subtil,  doch zweifellos Forderungen. Wo zuvor das als Mitgift angebotene Land knapp vor einigen Dörfern geendet hatte, lautete die überarbeitete Forderung jetzt, dass es sie einschließen sollte. Selbstverständlich bedeutete dies mehr Geld, das war wohl unvermeidlich, doch die wirklichen Gewinne aus dieser Ergänzung waren verborgen. Sie verteilten sich auf ein zusätzliches Fischereifahrzeug hier, einen Zehnten von einer Mühle dort. Nichts davon sah nach sehr viel aus, und wenn Godwin offen darüber empört wäre, würde er wahrscheinlich wie ein Geizhals aussehen, aber wenn man es zusammenzählte, war es eine deutliche Steigerung.

„Es ist nicht das, was unsere Familien bereits vereinbart haben“, betonte er.

Finnal machte eine weitere dieser eleganten Verbeugungen. „Mein Vater ist der festen Überzeugung, dass eine Vereinbarung immer … neu ausgehandelt werden kann. Außerdem war das, bevor andere Umstände ans Licht kamen, mein König.“

„Welche anderen Umstände?“, forderte Godwin.

„Das Risiko einer Schuppenkrankheit in einer Familie macht es immer schwieriger, in eine solche Familie hineinzuheiraten“, sagte Finnal. Er klang entschuldigend, aber Godwin nahm ihm diesen Tonfall keinen Moment ab. War das der Grund, warum sein Vater dort gestanden hatte und ein anderer Adliger Nerras Krankheit ans Licht gebracht hatte? Für eine Neuverhandlung?

Godwin erhob sich von seinem Thron und sein Zorn flammte erneut auf. Er war sich nicht sicher, was er in diesem Moment gesagt oder getan hätte, aber er hatte keine Gelegenheit, es herauszufinden, denn genau in diesem Moment öffneten sich die Türen zur großen Halle und ein Wachmann trat herein, der in seinen Armen ein Dienstmädchen zu tragen schien. Godwin schenkte den einzelnen Dienstmädchen normalerweise nicht so viel Aufmerksamkeit, aber er war sich sicher, dass dies eine derjenigen war, die erst Tage zuvor mit Lenore abgereist waren.

Ihr Anblick war genug, um Godwin erstarren zu lassen, kalte Angst legte sich wie eine Hand um sein Herz, wo zuvor nur die Hitze des Zorns gewesen war.

„Majestät“, rief der Wachmann. „Majestät, es hat einen Angriff gegeben!“

Es dauerte eine Sekunde, bis Godwin überhaupt sprechen konnte, seine Angst war so groß.

„Was für ein Angriff? Was ist passiert?“, verlangte er. Er sah zu der jungen Frau hinüber, die aussah, als könnte sie kaum alleine stehen.

„Wir … wir waren …“ Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie sich kaum dazu bringen, es zu sagen. „Wir hielten an einem Gasthaus … da waren Leute. König Ravins Leute …“

Jetzt wich die Angst in Godwin dem Entsetzen.

„Lenore, wo ist sie? Wo ist sie?“, verlangte er zu wissen.

„Sie haben sie mitgenommen“, sagte das Dienstmädchen. „Sie haben die Wachen getötet und uns mitgenommen, und sie …“ Die Pause sagte Godwin alles, was er wissen musste. „Sie ließen einige von uns gehen, sie wollten, dass wir es dir sagen.“

„Und Lenore?“, fragte Godwin. „Was ist mit meiner Tochter?“

„Sie haben sie immer noch“, sagte die junge Frau. „Sie sagten, sie würden sie über die Brücke nach Süden bringen. Sie werden sie König Ravin übergeben.“

In diesem Moment war nichts anderes von Bedeutung; nicht die Überreaktionen seines Sohnes, nicht die Forderungen seines zukünftigen Sohnes. Alles was zählte, war der Gedanke, dass eine weitere seiner Töchter in Gefahr war und er würde sie nicht im Stich lassen, nicht wie er es bei Nerra getan hatte.

„Ruft meine Ritter!“, rief er. „Sendet Nachricht an die Ritter des Sporns. Ruft meine Wachen. Ich möchte jeden Mann hier versammelt haben! Warum steht Ihr noch da? Bewegt Euch!“

Um ihn herum brachen Wachen und Diener in hektische Bewegung aus, einige rannten, um Nachrichten zu senden, andere eilten, um Waffen zu holen. Godwin seinerseits stapfte aus der Halle und ging durch die Burg, ohne sich darum zu kümmern, wie viele ihm folgten. Er rannte fast eine Wendeltreppe hinunter, seine Stiefel hallten auf dem alten Stein. Er ging an von Wandteppichen gesäumten Korridoren vorbei, auf Wegen, die seit Generationen von Füßen tief in die Fliesenböden gekerbt worden waren. Er ging in die Waffenkammer hinunter wo eine riesige Tür aus massivem Messing zwischen der Welt und den Waffen der Burg stand, dort standen die besten Arbeiten, die das Haus der Waffen vorzuzeigen hatte. Die Wachen dort traten beiseite, um ihn passieren zu lassen.

Seine Rüstung saß auf dem Ständer, der Brustpanzer war altersbedingt abgestumpft, die Beinschienen arbeiteten mit ineinandergreifenden Wirbeln. Normalerweise hätte Godwin auf einen Diener gewartet, um ihm zu helfen, aber jetzt warf er sie über, befestigte Schnallen und band Stützen. Er wusste, dass er sich auf den Weg zu den Gemächern der Königin machen sollte, um ihr zu sagen, dass eine weitere ihrer Töchter in Gefahr war. In diesem Moment hätte Godwin tausend Armeen gegenüberstehen können, aber das zu tun, konnte er nicht ertragen.

Was er vor sich hatte, war schon schlimm genug. Lenore war in Gefahr, hatte wahrscheinlich Schrecken erlebt, die fast unvorstellbar waren. Trotz all seiner Armeen wusste Godwin nicht, ob sie rechtzeitig sein würden, um sie zurückzuholen, oder welchen Feinden sie bei dem Versuch begegnen würden. Er wusste nur, dass er es nicht ertragen konnte, noch eine Tochter zu verlieren, nicht jetzt.

„Ich werde sie zurückholen“, sagte er laut. „Was auch immer nötig ist, ich werde meine Tochter zurückholen.“




KAPITEL DREI


Rodry war wütend und sein Zorn stieg in ihm auf, so wie Lava in einem der Vulkane des hohen Nordens sprudeln würde, was darauf hindeutete, dass es noch schlimmer kommen würde. Diener eilten an ihm vorbei, und Rodry versuchte vorsichtig, ihnen aus dem Weg zu gehen; Er war nicht wie sein Bruder Vars, war nicht die Art von Mann, der seine Frustration an anderen auslassen würde.

Frustration? Das war nicht das richtige Wort, wo sein Vater ihn gerade dafür gedemütigt hatte, dass Rodry etwas getan hatte, was eigentlich er hätte tun sollen.

Eine Gruppe seiner Freunde näherte sich jetzt und Rodry wartete auf sie. Keiner von ihnen war bis jetzt der Ritter, der er sein wollte, aber zumindest konnte er sich darauf verlassen, dass sie ihn unterstützten.

„Euer Vater scheint wütend zu sein“, sagte einer seiner Freunde, Kay. Er klang nervös wegen der ganzen Sache.

„Ihr seid nur nervös, weil Ihr derjenige sind, der den Botschafter zur Grenze begleitet hat“, sagte Mautlice. Er war der Sohn eines Grafen, ein wertvoller Begleiter bei der Jagd und ein guter Jäger.

„Ich werde nicht zulassen, dass er etwas tut, um Euch zu verletzen“, sagte Rodry. „Ich habe ihm bereits gesagt, dass es allein an mir liegt.“

„Es bestand keine Notwendigkeit“, sagte Seris. Er war rundlich und in Samtschichten gekleidet, er hatte immer schnell einen Scherz parat, war aber genauso schnell, wenn es darum ging, Rodry zu unterstützen.

„Ich weiß das zu schätzen“, sagte Rodry. „Ich habe zwei Brüder, die gerne drum herumreden. Ich schätze Menschen, die sagen, was sie fühlen.“

„Ihr scheint ziemlich wütend über all das zu sein“, sagte Kay.

Das drückte nicht einmal ansatzweise das aus, was Rodry jetzt fühlte. Gedemütigt vielleicht. Frustriert, dass scheinbar alles, was er tat, falsch war. Frustriert darüber, dass sein Vater Nerra weggeschickt hatte, und dass er wütend auf ihn zu sein schien, obwohl er, was den Botschafter betraf, das einzig Ehrenhafte getan hatte. Und der darüber hinaus weiterhin entschlossen zu sein schien, Finnal und seiner Familie seine Gunst zu schenken; trotz der Gerüchte über ihn.

Es gab Tage, an denen Rodry davon überzeugt war, dass er Politik niemals verstehen würde. Warum sollte er sie aber auch verstehen müssen? Ein Mann sollte das Richtige tun, das Ehrenhafte, und darauf vertrauen, dass die Menschen um ihn herum dasselbe tun würden. Er sollte stark genug sein, um seine Freunde zu beschützen und das Böse niederzuschlagen. Alles andere war nur … Spiel, Manipulation.

Er ging in Richtung seiner Zimmer durch das Labyrinth von Korridoren, die das Schloss durchzogen, und die anderen folgten ihm. Sie gingen eine Galerie mit Buntglasfenstern entlang, die jeweils das Licht auf unterschiedliche Weise brachen, und dann durch einen breiten Empfangsraum, der mit Möbeln aus solider Eiche gefüllt war. Rodry schob einen Tisch beiseite und ging weiter.

Um ihn herum war das Schloss in heller Aufregung, aber Rodry war wütend genug, das zu ignorieren. Es hatte wahrscheinlich nur etwas mit der Hochzeit zu tun. Seit sein Vater die Hochzeitsernte vorzeitig abgeschickt hatte, hatte sich die Burg bemüht, mitzuhalten.

Rodry erreichte seine Gemächer. Sie waren funktionaler als die seiner Brüder, mit Ständern und Truhen an einer Wand. Seine Rüstung stand auf einem Ständer, makellos sauber und mit der Präzision gepflegt, die er bei den Rittern des Sporns gelernt hatte.

Wenn er an den Orden dachte, musste er unweigerlich auch an Erin denken, da Kommandant Harr Nachricht geschickt hatte, um den Hof wissen zu lassen, wo sie war. Rodry hätte ahnen sollen, dass seine kleine Schwester irgendwann zum Sporn gehen würde, aber er tat es nicht, einfach weil Mädchen so etwas nicht taten.

Vielleicht sollte er derjenige sein, der zum Sporn ging und sie zurückholte. Als Ritter des Sporns hatte er das Recht, die Festung zu betreten. Als Erins Halbbruder könnte er sie vielleicht überzeugen oder sie zumindest zwingen, zurückzugehen. Gleichzeitig war Rodry froh, dass wenigstens ein Mitglied seiner Familie tun konnte, was sie wollte.

„Wir gehen zum Haus der Waffen“, sagte er zu den anderen. „Wir verbringen einige Zeit dort im Übungszirkel.“

„Schon wieder?“, sagte Kay. „Ich würde lieber jagen gehen.“

„Ihr alle sagt, dass Ihr eines Tages Ritter sein wollt“, sagte Rodry. „Nun, dafür müsst Ihr besser kämpfen können. Noch ein paar Lektionen bei Schwertmeister Wendros und Ihr werdet vielleicht sogar mich sogar schlagen können.“

Das würde viele Lektionen erfordern, aber es gab keinen Grund, ihre Motivation zu dämpfen.

„Kommt schon“, sagte er. „Es wird auch das Dienstmädchen meiner Schwester beeindrucken, das Euch so zu gefallen scheint.“

„Glaubt Ihr das?“, fragte Kay.

„Nun, er braucht irgendetwas, um sie zu beeindrucken“, sagte Seris und die anderen lachten.

Die Gruppe hatte das Gefühl, sie würden wieder in all die vertrauten Scherze und die Kameraderie zurückfallen. Es war nicht ganz so wie bei den echten Rittern mit denen Rodry Zeit verbracht hatte, aber für den Moment war es nah genug dran und es war fast genug, um seinen Zorn in Schach zu halten.

Dann kam ein Diener hereingerannt.

„Hoheit“, sagte der Mann. „Ich wurde geschickt, um Euch zu finden. Es geht um Prinzessin Lenore.“

Sofort wirbelte Rodry auf den Mann zu. „Was ist mit ihr? Ist etwas geschehen?“

Allein der Ton des Dieners sagte ihm, dass etwas Schlimmes geschehen war, was auch immer vorgefallen war.

„Sie wurde angegriffen“, sagte der Diener. „König Ravins Leute sollen sie nach Süden zu einer der Brücken bringen. Der König versammelt alle Ritter. Er hat Nachricht an den Sporn geschickt.“

„Ritter versammeln?“, sagte Rodry und sprang auf den Ständer zu, der seine Rüstung trug. „Und wie lange wird das dauern?“

Zu lange, das war die offensichtliche Antwort. Sein Vater war ein König, was bedeutete, dass er sich langsam bewegte, Zustimmung einholte und Truppen versammelte. Immer vorbereiten, nie handeln. Wie beim Botschafter.

„Mein Vater wird Zeit verschwenden“, sagte Rodry. „Er wird sie entkommen lassen und wenn sie es nach Süden schaffen, wird er sagen, dass meine Schwester verloren ist.“ Er sah zu dem Diener hinüber. „Wie wurde Lenore überhaupt angegriffen? Wo waren Vars und seine Männer?“

„Ich … niemand weiß es genau, Hoheit“, sagte der Diener.

Das bedeutet, dass Vars nicht dort gewesen war, wo er hätte sein sollen. Wut schoss durch Rodry, aber auch Schuldgefühle. Er hätte sich durchsetzen sollen, als sein Vater Vars schickte, um Lenore zu begleiten, hätte darauf bestehen sollen, sie selbst zu beschützen. Er hätte dort sein sollen.

Nun, er würde es jetzt sein. Rodry sah sich zu seinen Freunden um. Sie waren nicht die Ritter des Sporns, aber sie hatten genug gejagt und genug mit Waffen trainiert. Sie waren hier und sie waren alles, was er hatte.

„Seris, findet die anderen, so viele und so schnell wie möglich. Sagt ihnen, was passiert ist, und sagt ihnen, dass ich sie brauche. Mautlice, besorgt uns Pferde. Bestecht die Stallknechte, wenn es sein muss. Kay, holt die Waffen für uns.“

„Schließen wir uns den Kräften Eures Vaters an?“, fragte Kay.

Rodry konnte seine Wut nicht zähmen. Er schlug gegen die Wand neben sich und die anderen zuckten zusammen.

„Mein Vater wird nicht schnell genug sein!“, schrie er. „Eine kleine Gruppe kann sich schneller bewegen. Nein, ich mache das selbst. Ich werde meine Schwester zurückholen und sie in Sicherheit bringen. Kay, wenn das Mädchen, das Ihr mögt, eine ihrer Mägde ist, ist auch sie in Gefahr. Wollt Ihr nicht helfen?“

„Ich …“ Kay nickte.

„Ihr alle“, sagte Rodry. „Ihr sagt, Ihr wollt Ritter sein. Ihr sagt, Ihr wollt Euch beweisen. Das ist eine Gelegenheit, sich zu beweisen. Wir tun die Dinge, die nur Ritter tun. Wir schützen diejenigen, die Schutz brauchen.“ Er sah sie an und flehte sie an. „Bitte. Ich frage dies nicht als Euer Prinz, sondern als Euer Freund. Helft mir, meine Schwester zu retten.“

Es gab natürlich keinen Grund für sie. Sie sollten zu den Streitkräften seines Vaters gehen und warten, um gemeinsam mit den anderen Maßnahmen zu ergreifen. Stattdessen war Rodry erleichtert, als sie nacheinander nickten.

„Ich werde mehr Leute finden“, versprach Seris. „Ich glaube, ich habe vorhin ein paar in der langen Galerie gesehen. Vielleicht ein paar Wachen oder Ritter …“

„Halfin und Twell könnten kommen“, sagte Rodry. „Aber die primäre Loyalität der Ritter liegt bei meinem Vater.“ Er stoppte. „Ich werde nicht so tun, als wäre dies sicher für uns. Selbst wenn wir Erfolg haben, könnte mein Vater immer noch wütend auf uns sein für das, was wir tun. Aber ich muss es tun. Ich kann nicht zusehen und abwarten.“

Die anderen nickten.

„Hier, lasst mich Euch mit Eurer Rüstung helfen“, sagte Kay.

Rodry warf das Kettenhemd selbst über, aber er brauchte die Hilfe seines Freundes mit den Riemen des Brustpanzers und der Schulterstücke. Der Ringkragen und die Stulpen kamen als nächstes. Normalerweise wäre Rodry nicht so geritten, aber er wollte nicht in die Nähe der Verfolger seiner Schwester kommen, um dann anhalten zu müssen, um seinen Schutz vorzubereiten.

„Wir müssen uns beeilen“, sagte er. „Es gibt keine Zeit zu verlieren.“

Die anderen eilten, um die Aufgaben zu erledigen, die er ihnen gestellt hatte, und Rodry bereitete seine Waffen vor: Schwert und Speer, Dolch und Streitkolben. Er machte sich auf den Weg durch die Burg, und die Diener traten ihm aus dem Weg. Vielleicht spürten sie den Zorn, der immer noch in ihm kochte und ihn vorwärtstrieb.

Als er in den Stall kam, war es Mautlice bereits gelungen, Pferde für sie zu bereitzustellen. Weitere seiner Freunde versammelten sich bereits zusammen mit einem halben Dutzend Wachen, sodass ihre kleine Truppe aus insgesamt vielleicht zwanzig Männern bestand. Einige von ihnen waren so gepanzert wie Rodry, andere trugen nur leichtes Leder oder Kettenhemden, als hätten sie alles übergeworfen, was sie auf die Schnelle finden konnten. Würde es ausreichen?

Es musste reichen, denn für mehr war keine Zeit. Sie mussten Lenore finden.

Rodrys eigenes Pferd stand an der Spitze der Linie. Er setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Die Tore des Schlosses standen offen und vor ihnen lag Royalsport.

Rodry sah zurück zu seiner Gruppe von Männern. Für einen Moment sahen sie dort in der Sonne aus, als wären sie echte Ritter. Er wusste nicht, wie sie sich gegen die Art von Soldaten behaupten würden, die König Ravin geschickt hatte, aber er musste hoffen, dass sie schnell genug sein konnten und genug tun konnten, um seine Schwester zu retten. Er zog sein Schwert und deutete damit vorwärts.

„Vorwärts!“

Als ihre Pferde sich in Bewegung setzten, hoffte Rodry nur, dass sie rechtzeitig kämen.




KAPITEL VIER


Devin stolperte zurück zu Royalsport und konnte immer noch nicht glauben, was er gesehen und gefunden hatte. Wie konnte er einen Drachen entdeckt haben, wenn sie so lange nicht gesehen worden waren?

Es war jedoch mehr als das; In diesem Moment war er sich nicht einmal sicher, wer er war. Seine Träume hatten angedeutet, dass er jemand anderes war, jemand von einem seltsamen Ort, der nicht das Nordreich war. Devin wusste nicht, was er davon halten sollte, wusste nicht, wer er sein sollte. Wie passte das, was er beim Angriff der Wölfe getan hatte, da hinein? Er hatte Magie gewirkt, aber was bedeutete das?

Als er die Stadt erreichte, gingen seine Füße automatisch den Weg, der ihn über die vielen Brücken der Stadt nach Hause führen würde. Er war ein Dutzend Schritte durch die Menge in der Stadt gegangen, bevor ihm klar wurde, dass er kein Zuhause mehr hatte, in das er gehen konnte – nicht mehr. Er konnte auch nicht zum Haus der Waffen zurückkehren, weil er dort nicht mehr arbeitete. Was blieb also übrig?

Er blickte über die Stadt, gefangen in der Morgensonne, die den Anschein erweckte, als hätte es die Nebel des Vortages nie gegeben. Die strohgedeckten Häuser breiteten sich zwischen den Bächen aus, die durch die Stadt liefen, so wie sich Spinnennetzrisse über einen Spiegel ausbreiten könnten. Devin konnte die Bezirke erkennen, edel, dann arm, dann ärmer, bis zu der Stelle, an der Devins Haus stand … sein ehemaliges Zuhause, korrigierte er sich.

Die Menschen dort eilten durch gepflasterte Straßen, zu den Geschäften, in denen sie arbeiteten, oder zu den großen Gebäuden, die über die Stadt hinausragten. Das Haus der Waffen stieß bereits Rauch aus seinen Schmieden in den Himmel, während das Haus der Gelehrten sich von der Kakophonie der Stadt fernhielt. Das Haus der Kaufleute stand im Herzen der Märkte der Stadt, während das Haus der Seufzer tagsüber ruhig war, der letzte der Gäste aus der Nacht zuvor war bereits weg. Der Geruch der Stadt war eine Mischung aus Rauch und Schweiß, der Geruch der Menschen, den man nicht ignorieren konnte.

Devin blickte an all dem vorbei zu dem massiven, grau ummauerten Block des Schlosses. Rodry würde da sein, und der Prinz könnte ihm helfen. Meister Grey könnte dort sein, und diesmal könnte Devin Antworten von ihm bekommen. Wäre Prinzessin Lenore nicht auf ihrer Hochzeitsernte gewesen, hätte es vielleicht eine Chance gegeben, einen Blick auf sie zu erhaschen, und der Gedanke daran ließ Devins Herz schmerzen, obwohl er wusste, dass er dieses Gefühl ignorieren sollte.

Er machte sich auf den Weg zum Schloss. Seine schlanke Gestalt schlängelte sich durch die Menge auf den Straßen. Da er größer war als die meisten Menschen, konnte er seine Route leicht genug erkennen, sich von den Ständen fernhalten, die die Seite der Durchgangsstraßen säumten, wo die Masse der Leute am dichtesten war, und das Netz von Bächen, die die Stadt durchzogen, im Auge behalten. Devin strich sein dunkles Haar aus den Augen und fragte sich, ob die Ströme zu dieser Stunde niedrig genug wären, um zu waten. Er verwarf den Gedanken jedoch; selbst, wenn die feinen Kleider, die er von Sir Halfin ausgeliehen hatte, bereits mit Schlamm aus dem Wald bespritzt waren, schien es besser, sie nicht noch weiter zu beschmutzen. Zumindest nicht, wenn er ins Schloss wollte.

Stattdessen überquerte Devin die Brücken, eilte über einen Stein- und einen- Holzsteg nach dem anderen und stieg immer höher zum Schloss hinauf. Auf einer anderen Brücke sah er eine kleine Truppe von Reitern, die offensichtlich in Eile durch die Stadt stürmten. Devin glaubte, Rodry an ihrer Spitze zu sehen, aber sie waren zu weit weg, als dass er sie hätte rufen können.

Stattdessen ging er weiter zum Schloss durch die reicheren Viertel der Stadt. Er war es gewohnt, dass Wachen ihn im Vorbeigehen begutachteten, doch heute schien es, als wären sie von etwas abgelenkt. Devin lief schneller, da das Schloss offensichtlich der beste Ort war, um Antworten zu finden, ganz gleich was passiert war.

Er erreichte die Tore des Schlosses und erstarrte, geschockt von der Gestalt, die dort stand. Meister Grey war in Gewänder aus Weiß und Gold gehüllt und arbeitete mit mystischen Siegeln und Runen, die das Licht einfingen, während er sich bewegte und Devin direkt in die Augen starrte. Er schob seine Kapuze zurück und enthüllte seinen rasierten Kopf und seine stechenden Augen.

„Was ist los?“, fragte Devin. „Warum haben es alle Leute hier so eilig?“

„Das ist nicht der Grund, warum du hergekommen bist“, sagte Meister Grey in einem Ton, der darauf hindeutete, dass er ganz genau wusste, was Devin gesehen hatte.

„Nein“, gab Devin zu. „Ich … ich bin Euch gefolgt und dann habe ich gesehen … da war ein Drache …“

„Du willst Antworten“, sagte Meister Grey. „Du willst etwas über Magie wissen.“

Devin nickte.

„Wie stark ist dein Wunsch, es zu wissen?“, fragte der Magier. „Willst du wirklich in etwas eingeweiht werden, das dich völlig verzehren könnte?“

Devin machte eine Pause. Vor ein oder zwei Tagen hätte er es sich bei dieser Frage vielleicht noch anders überlegt. Jetzt aber … jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren. Kein Zuhause, keine Familie …

„Ich will es unbedingt wissen“, sagte er.

„Komm mit mir“, sagte Meister Grey, drehte sich um und ging, als wäre es entschieden, dass Devin folgen würde. Ausnahmsweise schien er nicht aus dem Blickfeld zu verschwinden, und Devin war so dankbar für die Chance, tatsächlich mit ihm Schritt halten zu können, dass er sich beeilte, um sich dem Schritt des Magiers anzupassen, als Meister Grey ihn auf den Weg in das Schloss führte.  Scharen von Dienern teilten sich und traten aus dem Weg des Magus.

„Ich … ich habe seltsame Dinge geträumt“, sagte Devin beim Gehen. „Ich habe geträumt, dass ich nicht der bin, für den ich mich immer gehalten habe.“

Meister Grey antwortete nicht, sondern ging einfach weiter zu einer Treppe, die in das Innere des Schlosses führte. Dort flackerten Fackeln, die Schatten auf Steine warfen, die älter zu sein schienen als der Rest des Schlosses, mit glatt geschliffenen Kanten und einer Spur von Mörtel, der sie zusammenhielt und der mit der Zeit zerbröckelte.

„Wir gehen runter“, sagte Devin. „Wohin gehen wir?“

Wieder erhielt er keine Antwort vom Magier. Devin konnte fühlen, wie sich Frustration in ihm aufbaute. Er trat vor Meister Grey und war entschlossen, eine Reaktion von ihm zu bekommen. Der Magier blieb stehen und starrte ihn an, bis die unangenehme Intensität seines Blicks Devin zur Seite treten ließ.

„Ich will nur ein paar Antworten!“ Devin bestand darauf.

„Antworten sind oft wertvoll“, sagte Meister Grey. „Aber sie werden uns selten nur gegeben.“

„Ich möchte nur die Dinge verstehen, die ich gesehen habe“, sagte Devin. „Ich weiß, dass ich am Drachenmond geboren wurde. Ich weiß, dass meine Eltern nicht meine Eltern sind.“

„Es ist gefährlich, diese Dinge zu sagen“, sagte Meister Grey. „Vielleicht ist es sogar gefährlich, diese Dinge zu wissen.“

„Und Ihr wollt nichts davon erklären“, vermutete Devin. „Warum habt Ihr mich überhaupt am Tor empfangen, wenn Ihr die Dinge nicht erklären wollt?“

„Weil du eine Aufgabe zu erledigen hast“, sagte Meister Grey. „Eine, die sich in den kommenden Tagen als wichtig erweisen könnte.“

„Welche Aufgabe?“, fragte Devin.

Sie erreichten eine mit Eisenstreben gebundene Tür aus dunkler Eiche. Meister Grey stieß sie auf und enthüllte einen höhlenartigen Raum mit einem Gewölbedach, ein Fenster ließ einen Lichtstrahl herein, der sich in einem hellen Kreis auf einem schwarz-weißen Fliesenboden ausbreitete. Der Raum war mit einer Schmiede, einer Schmelze, einem Amboss und etwas ausgestattet, das für Devin so aussah, wie jedes Werkzeug das man jemals brauchen würde, um mit Metall zu arbeiten, das auf Gestellen aus geschwärztem Eisen angeordnet war.

Dieser Teil war seltsam genug, aber auf jeder Oberfläche waren Symbole eingearbeitet, die Devin an die Roben von Meister Grey erinnerten.

„Ihr habt all das mit Zaubern belegt?“, fragte er.

Zu seiner Überraschung schüttelte Meister Grey den Kopf. „Dies ist nicht, um Magie hineinzubringen, sondern um sie einzudämmen, wenn du sie anwendest.“

„Und wie tue ich das?“, fragte Devin.

Sogar Meister Greys Lächeln war rätselhaft und unmöglich, vollständig zu enträtseln. „Du weißt bereits, wie es sich anfühlt, einen Zauber heraufzubeschwören. Du musst ihn nur während der Arbeit in das Metall leiten.“

„Und wie tue ich das?“, wiederholte Devin.

„Du wirst es lernen“, versicherte ihm Meister Grey. Er deutete auf die Schmiede. „Das musst du, denn Sternenmetall reagiert nicht nur auf Hitze oder Hammer.“

Devin sah zu dem Sternenmetallerz hinüber, das neben der Schmelze wartete. Er ging hinüber, berührte es und spürte das Gefühl, dass etwas von ihm dort hineinlief. Etwas, das er nicht einordnen konnte, das er immer noch nicht vollständig verstand.

„Es reagiert auf dich“, sagte Meister Grey. Er stellte sich an die Wand. „Jetzt musst du diese Reaktion kontrollieren. Magie ist gefährlich. Meine Zauber werden sie bis zu einem gewissen Grad zurückhalten, aber wenn du einen groben Fehler machst … könnte das Metall dich verzehren.“

„Mich verzehren?“, wiederholte Devin. Eisen und Stahl fühlten sich plötzlich unglaublich weit weg an.

„Das Metall ist magisch. Es braucht Magie, um es zu formen, aber leite zu viel hinein, und du könntest dich verlieren“, sagte Meister Grey. „Finde deine Magie, Junge. Kanalisiere sie; Verwende sie, um das Metall während der Bearbeitung zu formen. Beginne mit der Schmelze.“

Devin wollte etwas einwenden, aber das war die Aufgabe, die ihm gestellt worden war. Er musste es tun, wenn er sich seinen Platz im Schloss verdienen wollte. Er musste das Schwert entweder dem König oder Rodry geben. In jedem Fall würde er es zuerst herstellen müssen.

Er baute das Feuer für die Schmelze auf, zuerst Holz, dann Holzkohle, pumpte den Balg und baute die Hitze auf. Er beobachtete die Flammen und wartete darauf, dass sie die richtige Farbe annahmen, die ihm sagte, dass sie heiß genug waren.

„Es braucht mehr als Hitze, Junge“, erinnerte ihn Meister Grey.

Devin grub tief in sich hinein und versuchte, die Kraft zu finden, die im Tal so schnell herausgekommen war. Sie hatte auf das Metall reagiert, also berührte Devin ein Stück Erz und konzentrierte sich auf dieses Gefühl. Er konnte es fühlen, er konnte es fühlen. Er versuchte dieses Gefühl in die Schmelze, in die Flammen zu drücken …

Er warf sich gerade noch rechtzeitig auf den Boden, als Flammen heraussprangen und sengend an ihm vorbeizischten, was ihn sogleich an den Drachen erinnerte. Noch während er auf die Steinplatten am Boden schlug, sah Devin die Schutzmaßnahmen wirken, die Meister Grey zum Leben erweckt hatte, um die entfesselte Kraft zu absorbieren.

„Ich …“ Devin stand auf unsicheren Beinen. „Ich kann das nicht tun.“

„Du kannst und du wirst. Habe Geduld.“

Devin fühlte sich gerade nicht geduldig, besonders nicht, wenn er die Geräusche von Menschen hören konnte, die im Schloss hinter ihnen schrien, in einer Lautstärke, als würde das Schloss angegriffen.

„Was ist da draußen los?“, fragte Devin.

„Das ist nicht relevant für deinen Teil in dieser Angelegenheit“, sagte Meister Grey.

„Ich will es wissen“, sagte Devin. Er trat zurück. „Was verbergt Ihr vor mir?“

„Ich weiß viele Dinge und du nicht“, sagte Meister Grey.

Devin ging zur Tür. „Ich werde es selbst herausfinden.“

„Prinzessin Lenore wurde von König Ravins Männern entführt“, sagte Meister Grey in einem Ton, der von Mitgefühl zeugte, aber auf eine distanzierte Weise, als ob ihn nichts davon wirklich berührte. „Prinz Rodry ist bereits losgeritten, um sie zu retten, während ihr Vater Männer versammelt, um auf den Brücken nach Süden zu marschieren.“

Devin hatte das Gefühl, als wäre in diesem Moment das Herz in seiner Brust stehen geblieben. Lenore war in Gefahr? Allein der Gedanke daran genügte, um ihn dazu zu bringen, ihr nachzulaufen, bereit, sie zu retten. Er wusste nicht, woher das Gefühl kam, aber es war da und er wusste, dass er nicht zusehen konnte, während sie in Gefahr war.

„Ich muss mich den Männern des Königs anschließen“, sagte er und ging wieder zur Tür.

Meister Grey trat vor ihn. „Um was zu tun?“

„Ich könnte … ich könnte helfen zu kämpfen, um sie zurückzubekommen.“

„Und denkst du, es gibt nicht genug Männer, die gerade eilen, um genau das zu tun?“ Meister Grey antwortete. „Prinz Rodry hat seine … Freunde. Der König hat seine Ritter und seine Wachen. Du kannst nichts tun, wenn du mit ihnen gehst, außer deinen eigenen Tod zu finden.“

Er ließ es so sicher klingen, als gäbe es gar kein anderes Auskommen, wenn Devin in den Kampf zöge.

„Was kümmert es Euch?“, forderte Devin.

„Es ist mir wichtig, weil du zu wichtig bist, um dein Leben so wegzuwerfen. Der am Drachenmond geborene Junge? Der aus der Prophezeiung? Nein, es ist deine Aufgabe: zu lernen, in deine Magie hineinzuwachsen, das Schwert zu schmieden.“

Devin ging wieder zur Tür, aber Meister Grey hob eine Hand.

„Glaubst du nicht, dass der König dich zurücklassen wird, wenn ich es ihm sage?“, fragte er. Er nickte der Schmiede zu. „Jetzt hast du eine Aufgabe zu erledigen. Diesmal etwas sanfter.“

Devin wollte noch etwas einwenden, aber er wusste, dass es nichts nützen würde. Er wollte helfen, Lenore zu retten, aber Meister Grey hatte recht, auch wenn es  frustrierend war. Er konnte den Männern, die bereits zu ihrer Rettung ritten, nichts hinzufügen, konnte nicht der edle Krieger sein, der sie retten würde. Das hier war alles, was er tun konnte.

Devin ging zurück zur Schmelze und war bereit, es erneut zu versuchen. Er konnte die Frustration in sich spüren, und nicht nur das. Er hatte so viele Fragen, und Meister Grey beantwortete keine von ihnen.

Er würde jedoch einen Weg finden, Antworten auf alles zu bekommen.




KAPITEL FÜNF


Prinz Greave kannte bisher nur die Theorie. Oh, er hatte Teile von Samirs Über die Navigation und Hussards Um die Küsten herum gelesen, um sich auf die Reise vorzubereiten, aber keines dieser Bücher hatte ihn auf die Realität des heftig wogenden Meeres vorbereitet, eine Besatzung von Seeleuten, die ihn mehr oder weniger ignorierten, und einen Himmel, der unheilverkündend auf einen kommenden Sturm hinwies.

Die Serpentine war ein großes Dreimastschiff, schlank und gebogen, und sie schnitt wie ein Schwert durch die Wellen. An der Seite saßen kleine Boote, die an der Reling festgezurrt waren. Die Seeleute waren raue Männer in lockerer, grober Kleidung, die es ihnen ermöglichte, sich geschmeidig um die Takelage des Schiffes zu bewegen. Sie waren hart und verwittert, das genaue Gegenteil von Greave, und sie betrachteten seine glatte Haut und sein fast weibliches Aussehen mit Verachtung.

Nur der Gedanke an Nerra und was sie tun würden, um ihr zu helfen, machte dies alles lohnenswert. Dies war der schnellste Weg nach Astare und zur Großen Bibliothek, die sich dort befand. Es war der einzige Weg, an einen Ort zu gelangen, an dem er schnell genug ein Heilmittel gegen die Schuppenkrankheit finden konnte. Selbst dann … selbst dann hatte Greave Angst, dass er zu spät kommen könnte.

„Ist das normal?“, fragte Aurelle neben ihm.

„Wünscht Ihr Euch, Ihr wäret nicht gekommen?“, fragte Greave.

Sie schüttelte den Kopf. „Ihr seid hier, also bin ich es auch.“

Sie ließ es ganz natürlich erscheinen, doch Greave konnte sich nicht vorstellen, dass eine andere Frau ihm hier auf die raue See folgen würde, die so viele Menschenleben gefordert hatte, auf einem Boot, das auseinandergerissen werden konnte, wenn es sich zu nahe an die reißenden Strömungen in der Nähe der Ufer des Slate verirrte. Keine andere Frau hätte das getan, aber Aurelle war anders als alle anderen.

„Ihr seht aus, als ob Ihr Euch nicht wohlfühlt“, sagte Aurelle.

Greave fürchtete sich, sich vorzustellen wie er aussehen mochte. Normalerweise war er schlank, mit fast femininen Gesichtszügen, Haaren, die in sanften Wellen fielen, Gesichtszügen, die permanent einen melancholischen Ausdruck trugen – für einen Künstler, der die Traurigkeit darstellen wollte, die perfekte Inspiration. Jetzt war sein Haar mit Meersalz verfilzt und die ersten Zeichen eines dunklen Bartes zeigten sich am Kinn. Sein Gesicht war nicht das Gesicht eines Bartträgers, selbst, wenn er nicht halb grün vor Seekrankheit war.

Was Aurelle betraf … sie war perfekt.

Es war nicht nur so, dass sie schön war – ihre Alabasterhaut, ihre Wangenknochen und ihre Lippen waren nur die hellsten Sterne in einer Konstellation perfekter Merkmale. Ihr Körper … Greave konnte Gedichte über sie schreiben, zumal sie nun nicht mehr in einem höfischen Kleid gekleidet war, sondern in Reisekleidung aus grauer und silberner Tunika, mit Korsett und Hosen.

Nichts davon war so wichtig wie die Tatsache, dass sie hier mit ihm auf dem Weg zu Astares Großer Bibliothek war, dem kürzesten Weg, den sie finden konnten. Sie war mit ihm auf diese Suche nach einem Heilmittel für die Schuppenkrankheit gekommen, um Nerra zu helfen, wenn es sonst niemand getan hätte, um bereitwillig, wenn nicht sogar glücklich, mit ihm auf das Boot zu steigen.

„Wir hätten dort nicht hinreiten können?“, fragte sie.

„Es ist ungefähr so weit nördlich und östlich wie möglich im Nordreich, ohne die vulkanischen Länder zu erreichen“, sagte Greave. „Es wäre schwierig, sogar gefährlich, dorthin zu reiten, wenn es nur wir zwei wären.“

„Und das ist es nicht?“, fragte Aurelle und deutete auf das Meer, das sie umringte.

Es gab kein Zeichen von Land; Die Schiffe mussten weit hinaus fahren, um das Risiko gefährlicher Strömungen in Küstennähe zu vermeiden. Es war beunruhigend, da Greave den größten Teil seines Lebens in Bibliotheken verbracht hatte, aber gleichzeitig spürte er, wie bei all dem etwas in ihm wuchs. Das hatten die von ihm bewunderten Schriftsteller gesehen, die Welt in ihrer ganzen Pracht.

„Greave“, sagte Aurelle und zeigte auf das Wasser. „Schau, ein Wal.“

Greave schaute und sah eine große graue Gestalt aus dem Wasser aufsteigen, aber der Schlund vorne war zu lang und zu voll mit spitzen Zähnen für jeden Wal. Sein Körper war so groß wie der eines Wals, aber sein schwerer Körper wurde von fleischigen Wedeln angetrieben, die aus einiger Entfernung mit Seetang verwechselt werden könnten. Greave erinnerte sich plötzlich, was er in Lollands Kreaturen der Tiefe gelesen hatte, und Angst stieg in ihm auf.

„Das ist kein Wal“, sagte er. „Halte dich an etwas fest, Aurelle.“ Lauter rief er, damit die Besatzung es hören konnte. „Dunkelschlund!“

Die Besatzung sah sich um und es dauerte eine Sekunde länger, bis sie reagierten, als sie es normalerweise tun würden – einfach, weil er es war, der brüllte und keiner von ihnen. Greave wusste, was sie in diesem Moment denken mussten: dass dies ein sanfter, verwöhnter Prinz war, der einen Dunkelschlund nicht von einem Heringsschwarm unterscheiden könnte. Doch eine Sekunde später  sahen sie es selbst und rannten so schnell sie konnten zum Schiffsvorrat an Harpunen.

Zu diesem Zeitpunkt tauchte die Kreatur bereits unter.

Greave beobachtete seinen Schatten unter Wasser und seine Augen folgten ihm, als er sich an eines der Seile des Schiffes klammerte. Um ihn herum beobachteten ihn die Seeleute vorsichtig, einige suchten immer noch nach Waffen.

Dann schlug die Kreatur zu.

Sie schlug gegen die Seite des Bootes, aber der Bootsmann drehte das Schiff bereits von ihr weg, sodass es nicht der vollen Wucht des Angriffs ausgesetzt war. Trotzdem genügte es, um das Schiff heftig zum Schaukeln zu bringen, sodass es sich stark zur Seite lehnte

Greaves Griff am Seil hielt ihn gerade noch aufrecht.

Aurelle hatte nicht so viel Glück. Sie schrie auf, als sie fiel und zum Rand des Schiffes rutschte. Der Dunkelschlund erhob sich bereits, sein großes Maul war weit offen, um seine Beute zu empfangen, während diese großen Wedel sich an das Schiff klammerten und es in seinem geneigten Winkel hielten.

Greave sprang instinktiv vor und griff nach Aurelle, obwohl es bedeutete, seinen eigenen sicheren Halt loszulassen. Er spürte, wie seine Finger ihr Handgelenk ergriffen, aber selbst als er dies tat, spürte er, wie sein eigener Halt nachließ.

Vor ihm konnte Greave sehen, wie Harpunen sich in das Fleisch der Kreatur bohrten, aber sie schienen keinen Unterschied zu machen. Er rutschte jetzt näher und er konnte große, nicht blinzelnde Augen auf sich sehen, die ihn mit einer grauenerregenden Bosheit ansahen.

„Eure Hoheit!“, schrie einer der Seeleute und Greave sah gerade noch rechtzeitig zu ihm hinüber, um zu sehen, wie der Mann ihm eine Harpune zuwarf. Die Waffe hing eine Sekunde lang in der Luft, bevor sie gegen Greaves Handfläche knallte, als er sie fing.

„Greave!“, schrie Aurelle. Sie war jetzt fast am Rand des Bootes, verlangsamt durch Greaves Griff um ihr Handgelenk, aber nur so eben. Greave hielt die Harpune in der Hand und bedauerte, dass er nicht mehr Zeit mit dem Training mit Waffen verbracht hatte. Er wusste, dass er diesem großen Auge nahe sein musste, um zu zielen …

Er warf die Harpune, und sie flog zielgerichteter, als Greave gehofft hätte. Knirschend bohrte sie sich in das offene Auges des Dunkelschlunds und tauchte tief ein, sodass die Kreatur einen markerschütternden Schrei ausstieß. Seine Masse hob sich vom Schiff weg, und das Schiff begann, sich wieder aufzurichten. Das Plätschern, als es wieder in das Wasser tauchte, sandte eine Welle über das Schiff, die es zu überfluten drohte.

Greave klammerte sich durchgehend an Aurelle und war entschlossen, sie nicht gehen zu lassen. Er zog sie hoch und hielt sie an sich, damit keine Gefahr bestand, dass sie ins Wasser fiel, und auch, weil er sich selbst beweisen wollte, dass sie immer noch da und immer noch sicher war.

„Ich dachte, ich würde Euch verlieren“, sagte er.

„Ihr habt mich gerettet“, antwortete sie. „Ich … ich weiß nicht was ich sagen soll …“

„Ich schon“, sagte Greave. Dann küsste er sie sanft. „Ich liebe Euch.“

„Ich … ich liebe Euch auch.“


***

Aurelle sagte die Worte automatisch, denn im Haus der Seufzer hatten sie ihr beigebracht, dass solche Worte ein Werkzeug sind, einfach ein weiteres Instrument, um die Gefühle derer zu kontrollieren, die sie hörten. Für diejenigen, deren einzige Rolle darin bestand, sich anderen hinzugeben, waren es Worte, die einen Hauch der Härte nehmen oder mehr Münzen gewinnen konnten. Für Leute ihrer Art konnten sie eine Waffe sein, die so scharf war wie jedes Messer.

In diesem Moment hätte sie Prinz Greave erstechen können. Er war nah genug bei ihr, und vielleicht würden die Seeleute dort nach dem Chaos annehmen, dass das Tier ihm Schaden zugefügt hatte.

Vielleicht würden sie es aber nicht. Vielleicht würden sie sehen, was sie getan hatte, und sie dafür töten. Sie könnten annehmen, dass die Wunde von der Kreatur stammte, aber das würde sie als Frau allein auf einem Boot voller Seeleute zurücklassen, ihre Rückkehr wäre einzig der Gnade der Männer überlassen.

Nein, ein Boot war nicht der beste Ort, um den Prinzen zu töten, selbst wenn ihr Gönner ihr wahrscheinlich sagen würde, dass sie es jetzt tun sollte, ungeachtet des Risikos. Aurelle dachte an Herzog Viris und die Dinge, die er sie tun ließ. Es war offensichtlich, dass sie ihm völlig gleichgültig war. Seine Zeit mit ihr im Haus der Seufzer hatte das bewiesen.

Aurelle sagte sich, dass sie nur praktisch sei, aber es steckte noch mehr dahinter. Greave war ein sanfter, freundlicher, nachdenklicher Mann, der mit den meisten Männern, die Aurelle getroffen hatte, nichts gemeinsam hatte. Er war gesprungen, um sie zu retten, ohne einen Moment nachzudenken, und hatte sich selbst in Gefahr gebracht, wenn er sich stattdessen einfach an seine Leine hätte klammern und darauf warten können, dass die Seeleute den Dunkelschlund vertreiben würden. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Duke Viris das tun würde.

Seine Mission für sie blieb bestehen: Aurelle sollte Greave daran hindern, seiner Schwester zu helfen. Sie sollte ihn ablenken, kontrollieren und, falls nötig, töten. Jetzt fürchtete Aurelle diese Notwendigkeit, weil sie nicht wusste, was sie tun würde. Sie konnte sich nicht vorstellen, Greave zu töten, konnte sich nicht vorstellen, ihn zu verletzen.

Dann kam ihr der Gedanke, dass es ihm fast genauso weh tun würde, seiner Schwester nicht helfen zu können. Konnte sie das wirklich tun? Sollte sie es tun? Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass sie es musste; dass Herzog Viris nicht nur ihr Arbeitgeber war, sondern derjenige, dessen Klan nach all dem wahrscheinlich aufsteigen würde. Aurelle hatte gespürt, was es bedeutete, mächtigen Männern ausgeliefert zu sein; Sie wollte nicht, dass einer der Mächtigsten von allen wütend auf sie war.

Und dennoch … sie klammerte sich immer noch an Greave, hielt immer noch diesen seltsamen, schönen Mann fest, der die Länge eines Königreichs bereisen würde, um seiner Schwester zu helfen, der Bücher mehr schätzte als Gewalt.

„Ich liebe Euch“, wiederholte sie und dachte, dass ein Dolch manchmal zwei Schneiden haben könnte und es genauso einfach war, sich selbst damit zu schneiden wie den Feind.

Sie würden bald schon wieder Land erreichen, und dann … dann würde sie sich entscheiden müssen.




KAPITEL SECHS


Prinz Vars ritt an der Spitze seiner Männer und gab sich Mühe, möglichst aufrecht im Sattel zu sitzen, jeder Zentimeter seines Körpers sollte die königliche Blutlinie ausdrücken, zu der er gehörte. Er war immer gut darin gewesen. Er war nicht ganz so muskulös wie Rodry, hatte nicht die fast weibliche Schönheit von Greave, doch er war jung, gutaussehend und edel in seiner Rüstung und Pracht, während er hoch zu Ross ritt.

Er wusste, dass die Wachen auf ihn schauten und auf seine Befehle warteten. Er betrachtete das Gasthaus, in dem sie die Nacht verbracht hatten, erschöpft von Bier, Fleisch und Frauen. Vars hatte für den Genuss von allen dreien den Preis bezahlt, und jetzt bestand die Versuchung darin, einfach wieder hineinzutauchen.

„Eure Hoheit“, sagte der Feldwebel. „Sollten wir uns nicht beeilen, um die Prinzessin bei ihrer Hochzeitsernte einzuholen?“

„Ich gebe die Befehle, Feldwebel«, erinnerte ihn Vars, aber das Irritierende war, dass der Mann recht hatte. Eine Nacht auszusetzen hatte keinen Schaden angerichtet und würde alle daran erinnern, dass er hier der Wichtige war. Trotzdem wusste er, wie wütend sein Vater sein würde, wenn er herausfinden würde, dass Vars nicht da gewesen war, und Vars wollte den Zorn seines Vaters nicht wirklich riskieren.

„Nun gut“, sagte er. „Wir marschieren!“

Sie machten sich auf den Weg, die Sonne stieg immer höher, doch die Wärme war eher angenehm als drückend. Sie verbrachten den Morgen damit, zu der Kreuzung zurückzukehren, an der Vars sich entschieden hatte, den anderen Weg zu nehmen. Sie ritten durch offenes Ackerland, wo zu beiden Seiten Weizenfelder lagen und andere Felder, die die Bauern noch nicht bepflanzt hatten. Die Straßen hier draußen waren kaum mehr als Pfade, mit Feldsteinmauern zu beiden Seiten und vereinzelten Bäumen: Apfel und Zeder, Eiche und Birne. Auf einem der Felder trotteten ein paar Schafe herum, scheinbar dumm hintereinander her, wie es die Leute auch oft zu tun schienen.

Zumindest seine Männer waren klug: Als sie die Stelle erreichten, an der das gefallene Schild an der Kreuzung lag, sagten sie kein Wort darüber, dass sie schon einmal dort gewesen waren. Vars schlug an der Gabelung nun den anderen Weg ein; Von dort aus sollte es nicht länger als eine Stunde dauern, bis sie das Gasthaus erreichten, in dem Lenore übernachten sollte.

Nach der Zeit, die sie nun allein mit der Angst vor den Gefahren der Straße verbracht hatte, würde sie Vars so begrüßen, wie sie ihren heldenhaften Bruder Rodry immer begrüßte. Selbstverständlich würde Vars noch ein paar Tage mit ihr auf dieser Reise verbringen müssen, um durch die kleinen Nester des Königreichs zu stapfen, um Tribut zu sammeln, aber vielleicht musste das gar nicht so schlimm sein, je nachdem, wie man es anfing. Vielleicht könnte ein Teil dieses Tributs sich auf dem Weg verirren und in seine Kassen gelangen …

Dieser angenehme Gedanke hielt Vars bei guter Laune, während seine Truppen im Schritt marschierten und die Straße zum Gasthaus entlang gingen. Er konnte es dort in der Ferne sehen, die Gebäude waren jetzt durch die Bäume sichtbar. Vars trieb sein Pferd nach vorne. Sie würden als einzelne, glänzende Kohorte mit Vars an ihrer Spitze ankommen …

Etwas stimmte nicht. Dort hätte Rauch von Kochfeuern zu sehen sein sollen, es hätte ein Dutzend anderer Lebenszeichen geben sollen. Stattdessen war es ruhig. Ein Teil von Vars schrie ihm zu, umzukehren, wegzubleiben. Er wusste jedoch, dass er dadurch schwach aussehen und dass man es seinem Vater zutragen würde …

Also ließ er sich stattdessen gerade so weit zurückfallen, dass die anderen vor ihm im Gasthaus ankamen. Hinter der Mauer seiner Männer versteckt, sah Vars die Stelle, an der Lenores Wagen zurückgelassen worden war, und das ließ die Hoffnung in ihm aufsteigen. Dann sah er die Leichen, und die Hoffnung starb ab, sie wurde ersetzt durch eine grauenvolle Angst.

Sie lagen dort, wo sie gefallen waren oder wohin sie gezogen wurden. Vars erkannte die Uniformen der wenigen Wachen, die Lenore mitgenommen hatte, sie waren voller Blut. Auch Dienstmädchen lagen dort und sie waren mit mindestens ebenso viel Brutalität getötet worden, wenn auch vielleicht nicht so schnell. Vars' geübtes Auge kannte die Spuren, die kalkulierte Gewalt hinterließ, nur allzu gut.

Sorge überkam ihn. Einiges davon war Sorge um seine Halbschwester, denn trotz der Meinung einiger Leute war Vars kein Monster. Zugegeben, der größte Teil davon war die Sorge um sich selbst und wie sein Vater reagieren würde, wenn er herausfinden würde, dass Vars Lenore verloren hatte, aber das war ja noch nicht alles.

Das Schlimmste war, dass dies passiert und Vars nicht hier gewesen war.

Sein erster Gedanke war Erleichterung, denn hier zu sein hätte sinnlose Gefahr, vielleicht sogar den Tod bedeutet, angesichts der Leichtigkeit, mit der sie die wenigen Wachen, die mit Lenore gereist waren abgeschlachtet zu haben schienen.

Sein nächster Gedanke war, dass er hätte dort sein sollen und dass jeder es erfahren würde. Sie würden ihn ansehen, als wäre er ein Ungeziefer oder wertloser noch als das, obwohl er ein Prinz des Reiches war.

„Findet meine Schwester!“, befahl Vars. „Findet heraus, was hier passiert ist!“

Er saß dort auf seinem Pferd, während sich seine Männer ausbreiteten und beobachtete, wie sie von Gebäude zu Gebäude gingen. Vars saß mit der Hand am Griff seines Schwertes und wusste nicht, was er tun würde, wenn Angreifer aus den Gebäuden springen würden. Würde er sie angreifen oder erstarrt da sitzen oder fliehen? Sicherlich würde er nicht die Gebäude betreten und nach Gefahren suchen.

Ein Teil seiner selbst verachtetet ihn dafür.

„Da ist jemand hier!“, rief der Feldwebel von den Ställen des Gasthauses. „Sie lebt aber kaum noch!“

Das reichte, um die Hoffnung in Vars zu wecken, dass Lenore noch am Leben sein könnte und er stieg vom Pferd ab. Denn wenn sie zu all dem auch noch tot wäre, dann …

Er stürmte in den Stall und fand den Feldwebel, der einer jungen Frau auf die Beine half. Sie war nicht Lenore, sah nicht einmal aus wie eines ihrer Dienstmädchen. Stattdessen trug sie einfache Kleidung, die sie als eine Art Bäuerin zu erkennen gab, vielleicht auch als Dienerin im Gasthaus. Vars ging auf sie zu.

„Was ist hier passiert?“, verlangte er. „Wo ist meine Schwester?“

Die junge Frau schrie bei der Aggression in seinem Ton auf und nur der beruhigende Griff des Feldwebels hielt sie davon ab, wegzulaufen. Dafür hatte Vars keine Zeit. Er musste wissen, was hier passiert war, und wissen, mit wie viel Ärger er zu rechnen hatte.

„Was ist hier passiert?“, verlangte er erneut. „Wo ist Prinzessin Lenore?“

„Weg“, sagte die Dienerin. „Die Stillen Männer … sie haben sie mitgenommen …“

„Stille Männer?“, sagte Vars und wollte es nicht glauben. Er hatte die Geschichten gehört. König Ravins ausgebildete Mörder, trainiert, die Brücken zu überqueren, um seine Befehle zu erfüllen.

„Sie … sie haben die meisten von uns getötet“, sagte die Frau. „Sie haben das Gasthaus eingenommen und nur ein paar von uns behalten für … für …“

Ein anderer Mann könte in diesem Moment etwas Beruhigendes gesagt haben. Vars starrte sie jedoch nur an.

„Wo ist meine Schwester?“, wiederholte er.

„Sie haben sie mitgenommen“, sagte die Dienerin. „Sie haben gewartet, bis sie mit ihren Männern ins Gasthaus gekommen ist. Sie haben die Männer getötet, und… sie haben sie gefangen genommen; sie und ihre Dienstmädchen. Sie haben sie hier behalten, sie verletzt und jetzt reiten sie in den Süden.“

„Und sie haben dich am Leben gelassen, um uns das zu erzählen?“, fragte Vars und glaubte es nicht ganz. Wenn man böse Dinge tat, war es besser, sie im Geheimen zu tun, abseits von neugierigen Blicken. Er wusste das sehr gut.

„Sie wollten, dass die Leute es erfahren“, sagte die junge Frau. „Sie haben einige der Dienstmädchen getötet, aber andere … sie haben sie mit Nachrichten losgeschickt. Sie haben mich hier gelassen. Sie wollen, dass die Leute wissen, was sie getan haben, dass sie auch hier die Prinzessin angreifen können. Dass sie sie entführt haben.“

Vars stieß einen Schrei aus, der pure Frustration und Wut enthielt. Die Leute um ihn herum mussten es für Zorn gehalten haben, dass seine Schwester gefangen genommen wurde, dass sie in Gefahr war. Es war jedoch mehr als das, so viel mehr. Es war die Tatsache, dass andere wussten, was hier passiert war, dank derer, die die Stillen Männe hatten entkommen lassen. Es war die Frustration, dass andere unweigerlich von seinem Versagen erfahren würden.

Es war die Erkenntnis dessen, was er als Nächstes tun musste.

„Wie viele von ihnen gibt es?“, verlangte er.

„Ein … vielleicht ein Dutzend“, sagte die Frau.

Ein Dutzend hatte das alles getan? Zumindest hatte dies einen Vorteil: Sie waren zahlreicher als die Stillen Männer. Vars gefiel es, wenn er seinen Gegnern zahlenmäßig überlegen war.

„Versammeln Sie die Männer“, schnappte Vars.

„Was ist mit ihr?“, fragte der Feldwebel und deutete mit einem Kopfnicken auf die Frau, die zurückgelassen worden war.

„Meine Schwester ist diejenige, die zählt!“

Sie war diejenige, deren Sicherheit für ihren Vater zählen würde. Käme er mit ihr zurück, könnte Vars sich irgendeine Geschichte ausdenken, warum er zu spät gekommen war, und dann immer noch als Held gefeiert werden. Käme er ohne Lenore zurück …

Dazu würde es nicht kommen. Vars würde es nicht zulassen.

Er ging zu seinem Pferd und sprang wie ein Held aus einem Lied in den Sattel. Ihm entging die Ironie darin nicht, als sich seine Männer versammelten und sich genau so formierten, als ob sie von einem echten Anführer geleitet würden.

Vars zog sein Schwert, was schon mehr war, als er normalerweise in einem Kampf tat. Er blickte die Männer an.

„Seht nach, ob noch Pferde im Stall sind. Der Rest von Euch macht sich bereit zu marschieren, im Laufschritt.“ Es gab Gemurmel aus den Reihen, aber Vars brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. „Meine Schwester, Eure Prinzessin, ist in Gefahr! Die Männer von König Ravin bringen sie zurück ins südliche Königreich, und das bedeutet, dass sie die Brücken überqueren. Wenn wir sie zuerst erreichen, können wir sie immer noch aufhalten und sie retten! Jeder Mann hier kann ein Held sein!“

Sie alle könnten es sein, aber er würde der größte Held von allen sein. Wenn er seine Schwester retten würde, würden die Männer Geschichten darüber erzählen, wie tapfer Prinz Vars gegen das Beste gekämpft hatte, was König Ravin zu bieten hatte. Scheiterte er jedoch … würde sein Vater wahrscheinlich seinen Kopf fordern.

Ein Dutzend Männer töten, um das zu verhindern? Vars würde das und mehr tun.

„Vorwärts!“, schrie er und trieb sein Pferd an. „Wir müssen rechtzeitig zur Brücke kommen!“




KAPITEL SIEBEN


Die erste Überraschung für Nerra war, dass sie überhaupt aufgewacht war. Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich und sie konnte atmen, ihr Körper drohte nicht, sie zu verzehren. Sie setzte sich auf und die zweite Überraschung war das Bett, auf dem sie saß. Es war aus Stein, darauf lagen Decken, und es stand in einem scheinbar langen Schlafsaal mit ähnlichen Betten.

Auf jedem dieser Betten lag eine Gestalt, die meisten stöhnten, viele von ihnen waren so still, dass es so schien, als wären sie nur Atemzüge vom Tod entfernt. Nerra konnte Schweiß riechen und spürte eine Hitze, die bis auf die Knochen zu gehen schien. Die Gestalten trugen viele verschiedenartige Kleider, als wären sie aus allen Ecken der Welt hierher gebracht worden. Hier und da jedoch konnte Nerra einen Fleck nackter Haut sehen, der von schwarzen, schuppenartigen Linien überzogen war …

Sie waren wie sie.

Nerra blickte sich verwirrt um und versuchte, dies zu verstehen. Als sie ohnmächtig geworden war, gab es nur den Wald und den Drachen …

„Ihr seid wach.“

Der Mann, der in der Nähe der Tür stand, war die dritte Überraschung. Er hatte einen langen, lockigen Bart, in den er Muscheln eingewebt zu haben schien, die jeweils mit einem anderen Zeichen bemalt waren. Sein graues Haar war ebenfalls lang und fiel ihm auf die Schultern. Er trug eine Tunika und Hosen, die hier und da durch Überbeanspruchung ausgefranst waren. Er war groß und breitschultrig, mit Gesichtszügen, die verwittert und von Sorgen gezeichnet wirkten.

„Wer … wer seid Ihr?“, fragte Nerra und stand auf. „Wo bin ich?“

„Ihr seid dort, wo Ihr sein müsst, in der letzten Zuflucht für diejenigen mit der Drachenkrankheit“, sagte der Mann. Nerra runzelte die Stirn; im Nordreich nannten sie es die Schuppenkrankheit. Bedeutete das, dass sie nicht mehr im Nordreich war?

„Ich … ich fühlte …“, begann Nerra. „Ich war am Sterben.“

„Das wart Ihr“, stimmte der Mann mit einer Stimme zu, die für das, was er sagte, zu ruhig erschien. „Aber wir haben Möglichkeiten, die Krankheit eine Zeit lang zu stabilisieren.“

„Aber das ist unglaublich“, sagte Nerra. „Wenn die Leute wüssten … mein Vater ist …“

„Ich weiß, wer Ihr seid, Prinzessin Nerra“, sagte der Mann. „Ich weiß, dass Ihr für das, was Ihr seid, verstoßen wurdet, aber Ihr seid hier in Sicherheit. Dies ist ein Ort, an dem alle Kranken die Tage ihres Menschseins ausleben können, die sie noch haben. Wo wir tun, was wir können, um diese Zeit ein wenig zu verlängern.“

Nerra runzelte die Stirn. „Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wer Ihr seid.“

„Ich bin Kleos“, sagte der Mann. „Ich bin der Hüter dieses Ortes. Ich habe Eure Ankunft miterlebt. Es kommt selten vor, dass jemand direkt von einem Drachen gebracht wird.“

Selten, aber anscheinend nicht so selten, dass es bei dem Mann dort einen Schock ausgelöst hätte.

„Ihr redet, als hättet Ihr schon Drachen gesehen“, sagte Nerra. „Wo bin ich?“

„Kommt“, sagte er. „Es ist besser, wenn Ihr es selbst seht.“

Er führte den Weg aus dem Schlafsaal auf einen großen offenen Platz, der fast wie ein kleines Dorf zu sein schien. Dort arbeiteten Menschen, werkelten in kleinen Gemüsegärten oder trugen Wasser. Jeder schien irgendwo auf seinem Körper die Schuppenmale zu haben.

Das Land um das Dorf herum war felsig und mit Hängen, sie führten hoch zu, was aussah, wie der Rand eines Vulkans. Andere Felsformationen aus Basalt lagen verstreut, dunkel und zackig, als wären sie aus dem Feuer des Vulkans entstanden. Auf einigen Abschnitten des Abhangs standen Bäume, die aus dem dunklen Boden herauswuchsen, während in der Ferne der Boden in Richtung des umgebenden Meeres abfiel, was den gesamten Ort wohl zu einer Insel machte. Ein Steg unten zeigte an, wie die meisten Menschen dort ankamen.

Es war das, was dahinter lag, was Nerra am meisten auffiel. So weit entfernt, dass sie am Horizont kaum sichtbar war, sah sie eine Küste, die weit größer war als die der Insel. Vulkane ragten aus der Landschaft empor und verliehen ihr ein gezacktes, gezahntes Aussehen. Über den Vulkanen sah sie hier und da kreisende Objekte. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, wie groß sie sein mussten, und erst dann verstand sie, was sie waren: Drachen.

„Das ist Sarras“, sagte Nerra geschockt. Sie hatte den dritten Kontinent noch nie gesehen, aber es gab nur einen Ort, von dem sie wusste, der dieser Beschreibung entsprach. Wenn es wahr war, bedeutete das, dass ihr Drache sie über einen halben Ozean getragen hatte. „Ich bin auf Sarras.“

„Nicht ganz“, sagte Kleos und deutete auf die kleine Gemeinde um sie herum. „Das ist Haven. Unsere Insel liegt ganz abseits der Schrecken … dieses Ortes.“

„Was für Schrecken?“, fragte Nerra.

Kleos schüttelte den Kopf. „Dies ist kein Ort dafür. Dies ist ein Ort des Friedens, an dem Kranke ihre Tage verbringen und einen würdigen Tod finden können.“

„Einen …“ Nerra schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf. Sie sollte einfach hier sitzen und auf den Tod warten? „Was ist das hier für ein Ort? Ein Gefängnis? Soll ich hier eine Gefangene sein?“

„Dies ist ein Zufluchtsort“, sagte Kleos. „Wo diejenigen mit der Drachenkrankheit vor der Welt um sie herum sicher sein können und die Welt vor ihnen sicher sein kann.“

„Das ist das zweite Mal, dass Ihr es so nennt“, sagte Nerra. „Hat es nur mit den Schuppen zu tun?“

„Es hat damit zu tun, was aus den Menschen mit der Krankheit wird“, sagte Kleos. Er hielt einen Moment inne. „Ich… ich könnte es Euch zeigen, aber es wäre vielleicht besser, es nicht zu tun. Es könnte für ein friedvolleres Leben sorgen, nicht zu wissen, was auf uns wartet.“

Nerra zögerte nicht. „Zeigt es mir.“

Niemand sonst hatte ihr wirklich zeigen können, wohin ihre Krankheit führen würde. Der Medicus hatte es ihr gesagt, aber das war nicht dasselbe, nicht einmal annähernd. Nerra musste es selbst sehen. Sie folgte Kleos, als er sie zu einem anderen Teil der Gemeinde führte, zu einem Steingebäude, dessen Tür solider zu sein schien als die anderen. Er holte einen Schlüssel heraus und schloss ihn auf.

„Drinnen müssen wir vorsichtig sein“, warnte er. „Die hier … sie haben nur noch wenig Menschlichkeit.“

„Aber Ihr sagtet, dass es Möglichkeiten gibt, zu helfen“, sagte Nerra.

„Die gibt es“, stimmte Kleos zu. „Aber lasst Euch nicht zu falschen Hoffnungen verleiten, Prinzessin. Es gibt kein Heilmittel. Trotz allem, was ich tue, führt dies letztendlich dazu.“

Er trat zurück, um Nerra hereinzulassen, damit sie es sehen konnte. Im Inneren des Gebäudes war es schattig, und die Dunkelheit wurde durch das Wimmern und Stöhnen der Menschen im Inneren unterbrochen. An diesem Geräusch war jedoch nichts Menschliches.

Und an der Kreatur, die sich vor ihr erhob, war ganz sicher nichts Menschliches. Sie war größer als ein Mann, mit schuppigen, krallenförmigen Händen, Zähnen, die aussahen, als könnten sie direkt durch das Fleisch beißen, und Gesichtszügen, die zu einer Art eidechsenartiger Schnauze verzerrt waren. Ihr Körper war sperrig und unförmig, Muskeln schienen auf eine Weise unter der Haut zu wachsen, die keinen Sinn ergab. Ihre Augen waren menschlich, aber es war keine Menschlichkeit mehr in ihnen, nur Wut und Schmerz und Hunger. Es war ein Ding, das nicht mehr menschlich war, aber auch kein Drache, irgendwo dazwischen gefangen, unvollendet, aus einer Form ausgebrochen, aber nicht ganz in die nächste hineingewachsen.

Sie sprang auf Nerra zu und Nerra reagierte zu langsam, um auszuweichen. Dann war die Kreatur war auf ihr, warf sie zu Boden und ragte über ihr auf. Ihre Krallen erhoben sich, bereit zu schlagen. In diesem Moment war Nerra sich sicher, dass Kleos sie nur aus Gründen, die sie nicht ergründen konnte, dorthin gebracht hatte, um durch die Hände dieser Kreatur zu sterben.

Dann war Kleos da. Er hatte eine wellige Klinge in der Hand, die aus dunklem Metall gefertigt zu sein schien, das Messer war so lang wie Nerras Unterarm. Er stieß damit auf die Kreatur ein und traf sie in der Brust, sodass sie aufschrie. Sie fiel zurück und hob die Krallen, als wollte sie weitere Stiche abwehren, aber Kleos rückte bereits vor.

„Es tut mir leid“, sagte er, als Nerra aufstand. „Als ich Euch hierher brachte, wusste ich nicht, dass dieser schon so weit vorangeschritten war. Es … es ist Zeit für ihn.“

„Das war mal eine Person?“, fragte Nerra. Sie konnte es nicht glauben, würde es nicht glauben, denn … das würde bedeuten, dass auch sie so enden würde. „Könnt Ihr nichts tun, um zu helfen?“

„Nur eines jetzt noch“, sagte Kleos und trat weiter auf die Kreatur zu. Sein Gesichtsausdruck war voller Mitleid, aber es hinderte ihn trotzdem nicht daran, in die Reichweite der Klauen des Drachens zu treten. Er stieß scharf mit der Klinge, die er immer noch hielt, diesmal trat die Klinge unter dem Kiefer ein und er stieß sie hoch in das Gehirn. Nerra hörte, wie die Kreatur japste, was teils Schock, teils Erleichterung zu sein schien, dann zog Kleos seine Klinge heraus und ließ das Tier zurück auf den Boden fallen.

Er stand einige Sekunden über ihr. Aus der Tiefe des Gebäudes konnte Nerra ein Knurren hören, das andeutete, dass mehr von diesen Dingen … diesen Leuten da waren.

„Hilf mir, ihn nach draußen zu tragen«, sagte Kleos. „Er hat jetzt Frieden gefunden, und wir werden seinen Körper mit Würde begraben.“

Nerra wusste nicht, was sie tun sollte, also packte sie die Beine der Kreatur und half, während Kleos sie hob.

„Wird das …“, begann sie. „Werde ich …“

„Werdet Ihr wie Matteus hier enden?“, fragte Kleos. Er senkte den Kopf. „Einige leben nicht so lange. Die Drachenkrankheit zerreißt sie. Aber ja, vielleicht.“

„Und wenn ich es tue, bringt Ihr mich um?“, fragte Nerra.

Kleos nickte. „Ich werde Euch Frieden geben, wenn nichts mehr von Eurem Bewusstsein in Euch ist.“

Nerra wurde übel. Ihr Drache hatte sie hierher gebracht, hatte sie gerettet, und jetzt … jetzt sah es so aus, als ob das Einzige, wofür er sie gerettet hatte, der Tod war.




KAPITEL ACHT


Lenore hoffte auf den Tod, als sie auf dem Pferd saß, ihre Hände vor sich gefesselt, und Ethirs Griff um ihre Taille sie festhielt. Um sie herum ritten die anderen Stillen Männer, Pferde bewegten sich wie in einer fast stillen Prozession, diejenigen, die sie ritten, hielten gleichzeitig ihre Hände auf der seltsamen Auswahl an Waffen, die sie mit sich führten.

Zuvor hatte sie noch auf Flucht gehofft, aber die Stillen Männer hatten ihr jetzt zweimal gezeigt, dass sie nicht mehr entkommen konnte. Sie hatten sie im Gasthaus mit Leichtigkeit erwischt und sie genauso problemlos wieder gefangen genommen, als sie versucht hatte zu fliehen. Sie konnte nicht entkommen.

Dann hatte sie auf Rettung gehofft. Lenore war sich sicher gewesen, dass sie kommen würde, wenn die Ritter des Sporns über den Horizont reiten würden, oder Rodry oder selbst Vars, mit den Männern, die sie hätten beschützen sollen. Konnten sie hier in der offenen Landschaft nicht auf dieses Dutzend herabfegen und sie besiegen? Konnten sie sie nicht retten?

Doch mit jeder weiteren Stunde, die verging, schwanden diese Hoffnungen. Sie näherten sich den Brücken und entfernten sich weiter von jeder möglichen Hilfe mit jedem Schritt den die Pferde zurücklegten. Bereits jetzt konnte Lenore die größte der Brücken, deren Spannweite sich Länge für Länge aus dunklem Holz über den Slate erstreckte, in der Ferne erkennen.

Am Ende der Brücke befanden sich Wachen, vielleicht ein halbes Dutzend, aber während Lenore und die Stillen Männer vorwärts ritten, wusste sie, dass sie eine solche Streitmacht nicht aufhalten würden. Sie waren zahlreich genug, um Schmuggler aufzuhalten oder die Brücke im Falle einer Invasion einstürzen zu lassen und das Königreich mit der wilden Strömung des Flusses zu schützen. Doch sie waren dieser Anzahl von Stillen Männern nicht gewachsen. Sie waren nicht hier platziert, um gegen eine Streitmacht von dieser Seite zu kämpfen. Die meisten blickten nicht einmal in die richtige Richtung, als die Stillen Männer sich ihnen näherten und blickten stattdessen über den Fluss, um sicherzustellen, dass keine Bedrohung von der anderen Seite kam.

Sie sah, wie einige von ihnen sich beim Geräusch der herannahenden Pferde umdrehten, aber es war zu spät. Die ersten der Stillen Männer schlugen bereits auf sie ein, hieben mit Schwertern und schnitten mit Messern. Sie metzelten die Wachen nieder und es war nicht einmal ein Kampf, nicht wirklich. Die meisten Männer dort hatten es nicht einmal geschafft, ihre Schwerter zu ziehen. Von denen, die es taten, starben weitere, ohne es je zu schaffen, sie zu benutzen. Einer schaffte einen ungeschickten Schlag gegen einen der Stillen Männer, aber die simple Wahrheit war, dass diejenigen, die die Brücken bewachten, nicht die besten Krieger des Königreichs waren. Es waren jene, die bereit waren, am längsten dort festzusitzen und den Handelsverkehr zwischen den beiden Seiten der Brücke zu überwachen. Dieser eine Wachmann starb so schnell wie die anderen, ein Blutstrahl kam aus seiner Kehle, als einer der Stillen Männer ihn mit einem Schwert aufschnitt.

Lenores Entführer machten an dieser Stelle kurz Pause und säuberten ihre Waffen, bevor sie weiterritten. Es gab Lenore die Möglichkeit, über die Brücke hinauszuschauen und auf das ferne Ufer und die Bäume dort jenseits der Heidelandschaft. Das war Land, das nicht ihrem Vater gehörte, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sie von dort zurückbringen würde.

„Wir sind fast da“, murmelte Ethir hinter ihr. „König Ravin wird es eine Freude sein, dich zu brechen.“

Lenore dachte an all die Dinge, die ihr am Tag zuvor passiert waren, und an all die Dinge, die noch passieren könnten. König Ravin war nicht für seine Freundlichkeit bekannt, und wenn sie seine Gefangene wäre … Lenore hoffte erneut, dass der Tod sie ereilen würde, denn selbst der Tod wäre besser als das, was folgen würde.

Während die Pferde der Stillen Männer die lange Brücke überquerten, blickte Lenore über die Seite hinaus auf die rauschende Wildheit des Slate unter ihnen. Es war ein Fluss, in dem niemand schwimmen konnte, und der Boote, die versuchten, ihn zu überqueren, zerreißen konnte. Jeder, der hineinfiel, wurde in Sekundenschnelle weggetragen und ertrank innerhalb einer Minute.

Wäre nicht eine Minute dieses Grauens besser als alles, was auf der anderen Seite wartete?

Lenore konnte nicht glauben, dass sie darüber nachdachte, konnte nicht glauben, was sie plante. In diesem Moment dachte sie an ihre Familie, an ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und Schwestern. Bei dem Gedanken an sie liefen ihr Tränen über die Wangen, die Qual all dessen, was sie verlieren würde, flutete durch sie hindurch.





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„Hat alle Zutaten für sofortigen Erfolg: Verschwörungen, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und jung erblühende Beziehungen voller gebrochener Herzen, Täuschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Ring der Zauberer)

„Dies ist der Beginn von etwas Bemerkenswertem“

– San Francisco Book Review (zu Queste der Helden)

Von der #1 Bestseller-Autorin Morgan Rice, Autorin von Queste der Helden (über 1.300 5-Sterne-Bewertungen) kommt eine packende neue Fantasy-Serie:

In THRON DER DRACHEN (Zeitalter der Magier – Buch Zwei) mobilisiert König Godwin seine Armee, um die große Brücke zu überqueren, um die Südländer zu erobern und seine 17-jährige Tochter Lenore zu retten. Doch Lenore ist tief im Süden unter dem wachsamen und hasserfüllten Auge von König Ravin eingesperrt, und sie muss möglicherweise erst lernen, sich selbst zu überwinden, wenn sie eine Chance haben will, zu entkommen.

Ihr Bruder Rodry ist den Männern des Königs bereits weit voraus, tief in feindlichem Gebiet, allein auf der Mission, seine Schwester zu retten – während ihr anderer Bruder, Vars, eine Lektion in Feigheit und Verrat erteilt.

Devin folgt Grey und möchte unbedingt mehr darüber erfahren, wie er seine Kräfte einsetzen kann und wer er überhaupt ist.

Greave reist in ferne Regionen, um das Haus der Gelehrten zu finden und eine Möglichkeit, seine Schwester Nerra zu retten.

Doch Nerra, von der Schuppenkrankheit befallen, liegt auf einer abgelegenen Insel, die einst den Drachen gehörte, im Sterben. Und ihre einzige Überlebenschance könnte sie dazu zwingen, alles zu riskieren.

Und all dies wird in einem epischen Kampf gipfeln, der möglicherweise nicht nur das Schicksal aller Beteiligen, sondern auch das Schicksal der beiden Königreiche bestimmt.

DAS ZEITALTER DER MAGIER erzählt eine epische Saga über ein Netz von Liebe, Leidenschaft und Geschwisterrivalität; von Schurken und verborgenen Schätzen; von Geheimnissen; von Mönchen und Kriegern; von Ehre und Verrat, Schicksal und Bestimmung. Es ist eine Geschichte, die Sie bis in die frühen Morgenstunden fesseln wird. Sie wird Sie in eine andere Welt entführen und Sie werden Figuren erleben, die Sie nie vergessen werden. Es ist großartige Unterhaltung, geschlechter- und generationenübergreifend für alle, die eine gute Fantasy-Saga zu schätzen wissen.

Buch #3 (VON DRACHEN GEBOREN) kann ab sofort vorbestellt werden.

„Eine temperamentvolle Fantasy-Saga … Der Beginn einer epischen Serie für junge Erwachsene.“

– Midwest Book Review (zu Queste der Helden)

„Aktionsgeladen … Rices Stil ist wasserdicht und die Prämisse faszinierend.“

– Publishers Weekly (zu Queste der Helden)

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    • TXT - можно открыть на любом компьютере в текстовом редакторе
    • RTF - также можно открыть на любом ПК
    • A4 PDF - открывается в программе Adobe Reader

    Другие форматы:

    • MOBI - подходит для электронных книг Kindle и Android-приложений
    • IOS.EPUB - идеально подойдет для iPhone и iPad
    • A6 PDF - оптимизирован и подойдет для смартфонов
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