Книга - Vor dem Morgengrauen

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Vor dem Morgengrauen
Morgan Rice


Gefallene Vampire #1
In VOR DEM MORGENGRAUEN (Band 1 von Gefallene Vampire) hasst die 17-jährige Kate ihr Leben. Eine Außenseiterin in ihrer eigenen Familie, niemand der sie versteht, gehasst von ihrer beliebteren und schöneren Schwester und verabscheut von ihrer kontrollsüchtigen Mutter, die ihre Schwester vorzieht. Kates einziger Trost sind ihre Freunde und ihr kluger Verstand. Doch selbst damit scheint ihr Leben dazu bestimmt zu sein in einer Sackgasse zu enden – vor allem als ihre Mutter verkündet, dass sie anstatt aufs College zu gehen zu Hause bleiben muss, um für die Studiengebühren ihrer Schwester aufzukommen. Aber eines Tages ändert sich das alles. An ihrem 17. Geburtstag verliebt sich einer der beliebten Jungs in sie. Gleichzeitig kommt ein neuer, mysteriöser Junge, Elijah an die Schule und die Verbindung zwischen ihnen ist unbestreitbar. Alles scheint sich für sie zum Guten zu wenden – als ein schrecklicher Unfall ihr Leben auf den Kopf stellt. Kate sollte sterben. Aber am Rande des Todes geschieht etwas, etwas, das sie am Leben hält, das sie in etwas verwandelt zu dem sie nie bestimmt war. Im Zwielicht zwischen Leben und Tod verwandelt sich Kate in etwas, das niemand jemals zuvor gesehen hat. Als ein Debut einer spektakulären neuen Serie voller Liebe, Verlust, gebrochenen Herzen und Erlösung, interpretiert VOR DEM MORGENGRAUEN das Vampirgenre neu. Mit Herzklopfen verursachender Spannung und Charakteren, in die Sie sich verlieben werden, wird es Sie bis spät in die Nacht wach halten, während Sie sich aufs Neue in die Fantasie verlieben. Auch von Morgan Rice erhältlich ist die 12-bändige Buchreihe DER WEG DER VAMPIRE, die mit GEWANDELT (Band 1) beginnt, einem #1 Bestseller mit über 900 Fünf-Sterne-Reviews auf Amazon – und es ist als GRATIS Download erhältlich! Erfrischend und einzigartig; es hat die klassischen Elemente von paranormalen Geschichten für junge Erwachsene.. Einfach zu lesen, aber extrem schnelllebig.. Empfohlen für jeden der paranormale Liebesgeschichten mag. Mit FSK 12 bewertet. The Romance Reviews (zu Gewandelt) Fesselt vom ersten Moment an und lässt nicht mehr los.. Die Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer das von Anfang an rasant und voller Action ist. The Paranormal Romance Guild (zu Gewandelt)





Morgan Rice

VOR   DEM   MORGENGRAUEN (GEFALLENE VAMPIRE – BAND 1)




Morgan Rice

Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 Bände umfassenden, epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI; der 12-bändigen #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE; der neuen 6-bändigen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie von bislang zwei Bänden. Morgans Bücher sind verfügbar als Hörbücher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen übersetzt.

Das erste Buch aus Morgans neuer epischer Fantasy-Serie, SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (VON KRONEN UND EHRE Band #1) wird im April 2016 veröffentlicht.

Morgan freut sich, von Ihnen zu hören, darum zögern Sie nicht und besuchen Sie www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/), und melden Sie sich für den Email-Verteiler an. Erhalten Sie so Zugang zu kostenlosen Giveaways, der kostenlosen App und den neusten, exklusiven Informationen. Folgen Sie Morgan auch auf Facebook und Twitter um nichts zu verpassen!



Ausgewählte Kritik für Morgan Rice

"Ein Buch das TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und eins, das Sie bis zur letzten Seite fesseln wird! Wenn Sie Abenteuer mögen, Liebesgeschichten und Vampire, dann ist dieses Buch genau das Richtige für Sie!"



    --Vampirebooksite.com (zu Gewandelt)

"Rice schafft es einen gleich zu Beginn in die Geschichte hineinzuziehen, mit ihrem beschreiberischen Talent, das über das bloße Schaffen einer Szenerie hinausgeht …Schön geschrieben und ein extrem spannendes Lesevergnügen."



    --Black Lagoon Reviews (zu Gewandelt)

"Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice schafft einen interessanten Twist …Erfrischend und einzigartig. Die Serie dreht sich um ein Mädchen …ein außergewöhnliches Mädchen! …Leicht zu lesen, aber mit rasanter Entwicklung… Mit FSK 12 bewertet."



    --The Romance Reviews (zu Gewandelt)

"Fesselt vom ersten Moment an und lässt nicht mehr los … Die Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer das von Anfang an rasant und voller Action ist. Nicht ein langweiliger Moment lässt sich finden."



    --The Paranormal Romance Guild (zu Gewandelt)

"Vollgepackt mit Romantik, Abenteuern und Spannung. Nehmen Sie das Buch zur Hand und verlieben sich von Neuem."



    --Vampirebooksite.com (zu Gewandelt)

"Eine großartige Handlung, und dies war insbesondere die Art von Buch, bei der es schwerfällt es abends aus der Hand zu legen. Das Ende war ein so spektakulärer Cliffhanger, dass man gleich das nächste Buch kaufen will, um herauszufinden, was passiert."



    --The Dallas Examiner (zu Vergöttert)

"Morgan Rice beweist sich wieder einmal als extrem talentierte Geschichtenerzählerin … Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch jüngere Fans des Vampir/Fantasy Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger, der Sie schockieren wird."



    --The Romance Review (zu Vergöttert)



Bücher von Morgan Rice

VON KRONEN UND EHRE

SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Band #1)



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

AUFSTAND DER DRACHEN (Band #1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Band #2)

DAS GEWICHT DER EHRE (Band #3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (Band #4)

DAS REICH DER SCHATTEN (Band #5)

DIE NACHT DER MUTIGEN (Band #6)



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

SCHICKSAL DER DRACHEN (Band #3)

SCHREI DER EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Band #6)

RITUS DES SCHWERTS (Band #7)

GEWÄHRUNG DER WAFFEN (Band #8)

HIMMEL DES ZAUBERS (Band #9)

SEE DER SCHILDE (Band #10)

HERRSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

LAND DES FEUERS (Band #12)

HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Band #13)

SCHWUR DER BRÜDER (Band #14)

TRAUM DER STERBLICHEN (Band #15)

TURNIER DER RITTER (Band #16)

GESCHENK DER SCHLACHT (Band #17)



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: SKLAVENTREIBER (Band #1)

ARENA ZWEI (Band #2)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1)

VERGÖTTERT (Band #2)

VERRATEN (Band #3)

BESTIMMT (Band #4)

BEGEHRT (Band #5)

VERMÄHLT (Band #6)

GELOBT (Band #7)

GEFUNDEN (Band #8)

ERWECKT (Band #9)

ERSEHNT (Band #10)

BERUFEN (Band #11)

BESESSEN (Band #12)












Hören Sie die DER WEG DER VAMPIRE Serie als Hörbücher!


Copyright © 2016 Morgan Rice

Aus dem Englischen von Marina Sun

Alle Rechte vorbehalten. Außer durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdrückliche Genehmigung der Autorin vervielfältigt, vertrieben oder in irgendeiner Form übermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden.

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Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. Ähnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zufällig.

Copyright Umschlagsbild iStock.com/nsilcock


Komm, milde Nacht; komm liebevolle, dunkle Nacht;
Gib mir meinen Romeo! Und stirbt er einst,
Nimm ihn, zerteil' in kleine Sterne ihn:
Er wird des Himmels Antlitz so verschönen,
Daß alle Welt sich in die Nacht verliebt…"

    – William Shakespeare
    Romeo und Julia






KAPITEL EINS


Kate erwachte am Morgen ihres siebzehnten Geburtstags mit einem Knoten im Magen. Sie wünschte sich, sie könnte sich freuen; aber eine ungute Vorahnung sagte ihr, dass keine Geschenke auf sie warten würden, kein besonderes Geburtstagsfrühstück und kein Kuchen. Es würde keine Geburtstagskarten geben. Sie hätte Glück, wenn auch nur einer aus ihrer Familie daran denken würde.

Sie fühlte den warmen Santa Barbara Sonnenschein auf ihren Augenliedern und sie öffnete blinzelnd die Augen. Ihr Zimmer war immer noch gefüllt mit Umzugskartons, ein chaotisches Durcheinander, eins, bei dem sie sich selbst nicht dazu bringen konnte aufzuräumen. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht hier sein wollte. Sie wollte nicht mit ihrer Familie zusammen sein – egal wo. Warum sollte sie? Sie hassten sie.

Kate zog sich die Bettdecke über den Kopf, sperrte das Licht aus und wünschte sich verzweifelt sie müsste nicht aus dem Bett kriechen und den Tag beginnen. Das Beste, entschied sie, würde sein, so schnell wie möglich aus dem Haus zu kommen und zur Schule zu gehen. Wenigstens hatte sie Freunde. Sie kannten ihre Situation zu Hause nur zu gut und würden einen großen Wirbel um sie machen.

Kate hievte sich schließlich aus dem Bett und zog sich ihre Lieblingsjeans und ein schwarzes T-Shirt an. Dann schlüpfte sie in die mitgenommenen, roten Converse Schuhe und zog sich einen Kamm durch die dunkelbraunen Haare; gerade genug um die Knoten herauszubekommen, aber nicht genug um sie auf irgendeine Weise zu stylen. Da es eine besondere Gelegenheit war, trug sie etwas Mascara auf und umrahmte ihre Augen mit einem Kajal. Sie machte einen Schritt zurück und betrachtete ihr Aussehen im Spiegel. Ihre Mutter würde das Outfit hassen. Der Gedanke brachte sie zum Lächeln.

Im Flur roch die Luft nach Pfannkuchen, Frühstücksspeck und Ahornsirup. Ihre Mutter liebte es die typische amerikanische Mutter, inklusive dem typischen Haarschnitt, zu spielen. Sie war alles andere als das. Eine Schwindlerin. Es war alles falsch. Typisch amerikanische Mütter sollten ihre Kinder lieben – nicht eine Tochter verhätscheln, während sie die andere sich klein und unbedeutend fühlen ließen.

Kate wusste bereits, dass die Pfannkuchen nicht für sie sein würden. Sie waren für ihren Vater oder ihre Schwester, Madison, und ihren Bruder, Max, aber nicht für sie. Die Sticheleien ihrer Mutter hallten ihr durch den Kopf.

Wenn du nur einen Sport anfangen würdest, dann könntest du auch ein herzhaftes Frühstück haben. Aber weil du den ganzen Tag drinnen mit Lesen verbringst, musst du auf deine Figur achten.

Kate bereitete sich seelisch darauf vor die Küche zu betreten.

Die Küche in dem neuen Haus war geschmackvoll eingerichtet und mit den neuesten Geräten ausgestattet. Sie sah aus, als hätte sie jemand aus einem Magazin geschnitten. Es war alles was ihre Mutter brauchte, um die Scharade einer perfekten Familie aufrecht zu erhalten.

Ihr Vater saß am Tisch, seine Augen immer noch rot vom Saufgelage des letzten Abends. Er starrte traurig in seinen schwarzen Kaffee. Seine Pfannkuchen standen unberührt neben ihm. Kate wusste, dass das nur bedeuten konnte, sein Kater war zu heftig, um etwas zu essen.

Madison, auch am Tisch, war damit beschäftigt ihr Make-up mithilfe des kleinen Handspiegels aufzutragen. Ihre dunklen Haare waren in sanften Wellen gestylt, die ihr über die Schulter fielen und im Sonnenlicht glänzten. Sie vervollständigte ihren Look mit leuchtend rotem Lippenstift, wodurch sie mehr wie eine Studentin aussah als eine Schülerin in der Highschool. Von außen saß es nicht so aus, als würden nur achtzehn Monaten zwischen den Mädchen liegen. Madison war mehr wie eine Frau, während sich Kate in vielerlei Hinsicht wie ein dürres Kind fühlte.

Kate schlurfte in die Küche und nahm ihre Tasche vom Boden. Max bemerkte sie und lächelte ihr zu. Er war vierzehn und bei Weitem der Netteste in Kates Familie. Zumindest versuchte er sich zu kümmern.

"Möchtest du welche?" fragte er und deutete auf den Stapel Pfannkuchen.

Kate lächelte. Sie wusste, dass Max Pfannkuchen liebte und wahrscheinlich musste er all seine Willenskraft aufbringen, um sie nicht alle herunterzuschlingen. Sie war berührt von der Geste.

"Passt schon, danke," sagte sie.

In dem Moment drehte sich ihre Mutter um, die neben dem Küchenfenster Orangensaft eingegossen hatte.

"Keine Pfannkuchen für Kate," sagte sie. "Sieht so aus, als hättest du in letzter Zeit ein paar Pfund zugenommen."

Sie musterte Kate von oben bis unten und machte sich nicht die Mühe die Abscheu auf ihrem Gesicht zu verstecken. Kate erwiderte ihren Blick kalt.

Max sah schuldbewusst auf seinen Teller, weil er derjenige war, der das Kritisieren seiner Mutter an Kate verursacht hatte.

"Mach dir keine Sorgen, Mutter," sagte Kate emotionslos. "Ich kenne die Regeln."

Normalerweise war Kate vorsichtig damit ihrer Mutter nicht zu widersprechen. Das machte es nur noch schlimmer. Aber etwas fühlte sich heute anders an. Vielleicht war es, weil sie jetzt siebzehn war. Sie fühlte sich ein bisschen stärker, ein bisschen mächtiger. Im Hinterkopf fühlte sie vielleicht, dass sie am Scheitelpunkt zu etwas Aufregendem stand.

Kate öffnete den Kühlschrank und nahm einen Naturjoghurt heraus. Das war das einzige, was ihre Mutter sie momentan zum Frühstück essen ließ.

Sie nahm einen Löffel und begann, gegen die Küchentheke gelehnt, ihren Joghurt zu essen; unwillig sich dem Rest der Familie am Tisch anzuschließen.

Ihre Mutter ging mit dem Orangensaftkanister zum Tisch und schüttete jedem ein Glas ein.

Madison ließ ihren Handspiegel zuschnappen und sah ihre Schwester an.

"Willst du mit mir und Max zur Schule fahren?" fragte sie und fuhr mit ihren Augen über Kates mitgenommene Schuhe, die zerrissene Jeans und das wenig schmeichelhafte T-Shirt.

Kate warf einen Blick auf Max. Er sah noch schuldbewusster aus als vorher. Max war immer mit dem Fahrrad mit ihr zusammen zur Schule gefahren, aber nachdem sie in das neue Haus gezogen waren, was die Strecke deutlich länger machte, wurde er im Auto von Madison mitgenommen. Es sollte ihr nichts ausmachen – es dauerte eine Stunde bis zur San Marcos Senior School, im Vergleich zu kaum fünfzehn Minuten mit dem Auto – aber sie vermisste das Gefühl von Verbundenheit mit ihm. Es war, als würde er dadurch, dass sie zusammen mit Fahrrad fuhren, schweigend zeigen, dass er der Hackordnung im Haus nicht zustimmte, an dessen Spitze unangefochten Madison stand. Aber jetzt war dieser stille Protest gebrochen worden. In einem ihrer paranoideren Momente hatte Kate sich gefragt, ob ihre Mutter nur deshalb auf das Haus am Butterfly Beach bestanden hatte, um sie und Max auseinanderzubringen.

"Kein Mitnehmen," warnte ihre Mutter, auch wenn ihr Ton bei Madison weicher war. "Kate braucht die Bewegung."

Kate sah auf die vier am Frühstückstisch und spürte einen Stich Eifersucht. Ihre Familie war vollkommen gestört, aber sie waren alles was sie hatte und von ihnen so getrennt zu sein war schmerzhaft.

"Ich nehme mein Fahrrad," erwiderte Kate mit einem Seufzen.

Madison zuckte mit den Schultern. Sie war nicht übermäßig gemein zu Kate, aber sie überschlug sich auch nicht, um für sie einzutreten. Madison war die Lieblingstochter im Haus und sie hatte es ziemlich bequem an der Spitze. Sich zu sehr auf Kates Seite zu schlagen, könnte ihr schaden. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was passierte, wenn man in den Augen ihrer Mutter in Ungnade fiel und sie würde nichts tun, um das zu riskieren.

Über den Raum hinweg trafen sich Max' und Kates Blicke und er formte ein stilles Tut mir leid.

Sie schüttelte den Kopf und erwiderte ein lautloses Schon okay.

Es war nicht die Schuld von Max, dass er in der Mitte von allem gefangen war. Er sollte nicht denken, dass er für Ungerechtigkeiten ihrer Mutter die Schuld trug.

Max deutete auf Kates Tasche und hob eine Augenbraue.

Kate runzelte die Stirn und sah in ihre Umhängetasche. Da steckte ein hellblauer Umschlag. Sie schnappte nach Luft. Es war ganz offensichtlich eine Karte. Sie wurde von Dankbarkeit überwältigt. Er hatte ihr eine Geburtstagskarte in die Tasche geschmuggelt.

Kates Kopf schoss nach oben und sah ihm in die Augen, während er sie verlegen anlächelte.

Danke formte sie lautlos.

Er nickte und sein Lächeln wurde breiter.

"Hast du heute nicht Training, Liebes?" fragte ihre Mutter und ihre Augen glitzerten vor Stolz, als sie ihre schöne, talentierte, älteste Tochter ansah.

Die beiden fingen an über das Cheerleader-Training zu reden und kommentierten gehässig welche der Mädchen die Gruppe runterzogen oder wer in letzter Zeit ein paar Pfund zu viel zugenommen hatte. Ihre Mutter und Madison glichen sich wie ein Ei dem anderen. Kates Mutter war in ihren Highschool-Tagen eine erfolgreiche Cheerleaderin gewesen und für sie war es eine große Enttäuschung gewesen, als Kate das Lesen und Schreiben dieser Aktivität vorgezogen hatte.

In dem Moment stand ihr Vater vom Tisch auf. Alle erstarrten. Er war ein sehr großer Mann und ragte über ihnen auf, wodurch ein dunkler Schatten durch die ansonsten helle, sonnige Küche geworfen wurde.

"Ich bin spät dran für die Arbeit," murmelte er.

Kate spannte sich innerlich an. Der einzige Ort an den ihr Vater gehen sollte, war sein Bett, um seinen Kater auszuschlafen. Er war in einem schlimmen Zustand, mit dem Hemd, das aus der Hose hing und den Stoppeln auf seinem Kinn. Vielleicht war sein Alkoholproblem einer der Gründe, warum ihre Mutter Kates Aussehen so sehr kritisierte; vielleicht war sie nicht in der Lage zu kontrollieren wie vorzeigbar ihr Vater war und ließ es deshalb an ihrer Tochter aus.

Es wurde still im Raum, als jeder seinen Atem anhielt. Ihr Vater stapfte durch die Küche, nahm seine Autoschlüssel aus der Schüssel auf der Küchentheke und nahm seine Aktentasche vom Boden. Seine Bewegungen waren unkoordiniert und Kate bereitete es Sorgen, dass er in diesem Zustand zur Arbeit fahren wollte. Sie fragte sich, was seine Kollegen über ihn dachten. Wussten sie, wie viel er jeden Abend trank? Oder war er genauso gut im Schauspielern wie ihre Mutter? Wenn er auf die Arbeit kam, schlüpfte er mühelos in die Persönlichkeit eines anderen, eines besseren Mannes, eines Familienmannes, eines Mannes, der respektiert wurde? Er war oft genug befördert worden, wodurch sie sich dieses schöne Haus in einer guten Nachbarschaft leisten konnte, also musste er etwas richtig machen.

Sobald die Haustür zuschlug und der Automotor startete, entspannten sich alle ein wenig. Aber nicht viel. Manchmal war es nur das unberechenbare Temperament ihres Vaters, das ihre Mutter in Schach hielt. Ohne ihn hier, war sie der Boss von allem und jedem, insbesondere von Kate.

"Also," sagte sie und blickt mit kalten Augen auf ihre jüngere Tochter. "Ich habe mir die Rechnungen angeguckt seit wir in das neue Haus gezogen sind und wie es aussieht ist College für dich vom Tisch, Kate."

Kate erstarrte. Ihr ganzer Körper verwandelte sich in Eis.

"Was?"

"Du hast mich gehört," sagte ihre Mutter. "Diese Nachbarschaft ist teuer und wir können es uns nicht leisten euch beide zu schicken. Madison muss unsere Priorität sein. Du kannst durch dein Abschlussjahr arbeiten und dann das nächste Jahr eine Auszeit nehmen und mir helfen Madisons Studiengebühren zu bezahlen.

Kate fühlte wie der Joghurt sich in ihrem Magen umdrehte. Sie war so am Boden zerstört von diesen Neuigkeiten, dass sie das Gefühl hatte sie würde sich jeden Augenblick übergeben.

"Das … das kannst du nicht machen," stammelte sie.

Max machte sich auf seinem Stuhl klein. Selbst Madison sah unbehaglich aus, auch wenn Kate wusste, dass sie sich in keinster Weise für sie einsetzen würde.

"Ich bin deine Mutter und solange du unter meinem Dach lebst, kann ich tun was ich will. Madison wurde in einem guten College angenommen und ich werde nicht zulassen, dass du diese Möglichkeit für sie in Gefahr bringst." Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter war hart. Ihre Arme waren fest über ihrer Brust verschränkt. "Und Glückwünsche wären auch angebracht," höhnte sie. "Ich glaube nicht, dass ich auch nur einen Piep von dir gehört habe, seit Madison ihren Brief bekommen hat. Du bist nicht einmal für den Kuchen geblieben."

Ihre Mutter hatte am Montag, als der Brief angekommen war, eine Party für Madison geschmissen. Sie hatte einen Kuchen gebacken – auch wenn Kate gesagt worden war, dass sie kein Stück davon essen durfte – und hatte sogar ein großes Banner aufgehängt. Madisons Feier war genau wie die Geburtstagsfeier, die Kate nicht bekommen würde.

Kates Herz raste. Ein roter Nebel senkte sich über ihren Verstand.

Plötzlich sprudelte es nur so aus ihr heraus.

"Und was ist mit mir?" rief sie. "Wie wäre es mit Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag? Du hast nicht 'mal anerkannt, dass heute mein Siebzehnter ist! Warum muss sich immer alles um Madison drehen? Warum kannst du dich nicht zur Abwechslung mal um mich kümmern?”

Max' und Madisons Augen traten vor Angst aus den Höhlen. Kate hatte sich noch nie gewehrt und sie beide sorgten sich, wie die Vergeltung dafür aussehen könnte.

Der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter machte klar, dass sie Kates Geburtstag vollkommen vergessen hatte. Aber sie würde ihren Fehler nicht zugeben – das tat sie nie.

"Ich habe nicht vor, das mit dir zu diskutieren, junge Dame. Du wirst mit mir Häuser putzen, um bei Madisons Studiengebühren zu helfen und damit ist die Sache erledigt." Ihr Ton war emotionslos und kalt. "Wenn ich noch ein weiteres Wort von dir höre, dann nehme ich dich aus der Schule und du bekommst nicht 'mal dein Highschool Abschlusszeugnis. Verstanden?" Sie sah Kate mit einem Blick purer Verachtung in den Augen an. "Bist du nicht spät dran für die Schule?" fügte sie hinzu.

Kate stand einfach da und rauchte vor Wut. Tränen stachen ihr in die Augen. Andere Kinder konnten sich auf Geschenke und Partys zu ihrem Geburtstag freuen. Alles was sie bekam, waren die Neuigkeiten, dass ihr ihre Zukunft weggenommen worden war.

Sie knallte den Joghurtbecher auf die Theke und stürmte aus dem Haus. Es war Mai und die heiße Sonne brannte auf ihrer bleichen Haut. Sie griff sich ihr Fahrrad von der Stelle, wo sie es am Tag zuvor nach der Schule fallen gelassen hatte und begann die Straße herunterzufahren. Sie trat so fest in die Pedalen wie sie konnte, in dem Versuch die Wut, die durch ihre Adern pulsierte, zu beruhigen.

Sie hasste ihre Mutter. Sie hasste das blöde neue Haus. Sie hasste ihre Familie. Es war alles eine Lüge. Das einzige, was sie all die Jahre über Wasser gehalten hatte, war das Wissen, dass sie von diesem Ort entkommen würde, von ihrer schrecklichen, erdrückenden Mutter und ihrem nutzlosen Trinker von einem Vater. Dass sie eines Tages aufs College gehen würde. Sie wollte an die Ostküste, so weit wie möglich von ihnen weg.

Jetzt war dieser Traum vorbei.




KAPITEL ZWEI


Kate schaffte es in Rekordzeit zur Schule. Normalerweise wurde sie früher oder später von Madison überholt, aber sie war so wütend gewesen, dass sie es in weniger als fünfundvierzig Minuten geschafft hatte.

Schweiß lief ihr über den Rücken, als sie ihr Fahrrad in den Unterständen neben dem Parkplatz abschloss. Sie war sich verlegen bewusst, dass ihr Gesicht knallrot und fleckig sein musste.

In dem Moment hielt ein Auto auf dem Platz neben ihr und Tony sprang heraus.

"Oh Gott," murmelte Kate laut.

Tony war ihr Schwarm. Er spielte im Football-Team, hing mit den coolen Kids ab und trotz alldem war er ein wirklich liebenswerter Mensch. Er war die Art von Junge, der für Jeden Zeit hatte. Er sah die Leute an der Highschool nicht durch die Linse ihrer Cliquen. Kate war für ihn keine Außenseiterin – sie war einfach Kate Roswell. Manchmal hatte Kate das Gefühl, dass er der einzige war, der sie nicht im Vergleich zu ihrer schöneren, beliebteren, lustigeren Schwester sah.

"Kate," sagte er und schlug die Autotür zu. "Wie geht's?"

Kate fühlte sich unbehaglich. Sie wünschte sich sie würde hier nicht schwitzend und so erschöpft aussehend stehen.

"Gut," sagte sie, das einzige, was ihr einfiel.

"Hey," sagt er mit einem leicht verwirrten Blick. "Du siehst heute anders aus. Du hast was mit deinen Augen gemacht."

"Mascara," erwiderte sie und fühlte sich noch unbehaglicher.

"Sieht gut aus," stellte er nüchtern fest. "Vorher war mir nicht aufgefallen, wie blau deine Augen sind."

Kates Herz machte einen Satz. Falls er nicht die Absicht hatte mit ihr zu flirten, dann gelang ihm das nicht sehr gut.

"Hey, habe ich recht, wenn ich denke, dass heute dein Geburtstag ist?" fügte er hinzu.

Sie konnte nicht anders, als dahinzuschmelzen. Woher wusste er das? Sie konnte sich nicht erinnern ihm das erzählt zu haben.

"Ähm, ja, ist es," sagte sie.

Tony lächelte und zeigte seine schönen, perlweißen Zähne. "Herzlichen Glückwunsch."

Er lehnte sich zu ihr und zog sie in eine Umarmung. Kate stand stocksteif da. Ihr ganzer Körper vibrierte voller Elektrizität. Sie wollte ihn auch umarmen, aber sie hatte Angst, dass sie Schweißflecken so groß wie Teller zeigen würden, falls sie Arme hob.

Tony ließ sie los und machte einen Schritt zurück.

"Danke," murmelte sie und fühlte sich wie der größte Depp auf Erden. Sie wünschte sich sie könnte cool bleiben. Madison wäre nicht ausgeflippt, wenn ihr Schwarm sie umarmt hätte.

"Hör zu," sagte Tony, dessen Augen zum Football-Team flackerten, das auf den Parkplatz kam. "Ich muss los. Hab einen schönen Geburtstag, okay?" Er ging bereits und sprach dabei über seine Schulter. "Wenn ich dich beim Mittagessen sehe, dann kaufe ich dir einen Cupcake." Dann war er weg und joggte zu seinen Freunden.

Kate umklammerte fest ihre Tasche, während ihr schmerzhaft bewusst wurde, dass sie die ganze Unterhaltung versaut hatte. Es war der Kommentar über ihre Augen gewesen, der sie aus der Bahn geworfen hatte. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Tony mit ihr geflirtet hatte. Vielleicht gab es einen winzigen Teil in ihm, der auch für sie schwärmte?

"Kate!" rief jemand und als sie sich umdrehte, sah sie ihre drei besten Freundinnen auf sich zulaufen.

Dinah Higgins, Nicole Young, und Amy Tan waren Kates beste Freunde seit sie sich alle in der neunten Klasse kennengelernt hatten. Dinah war eine Afro-Amerikanerin und kam aus einer großen, warmherzigen Familie, die mehr Zeit für Kate zu haben schien als ihre eigene. Sie trug ihr Haar in Cornrows mit weißen und roten Strähnen hineingewebt. Nicole lebte nur mit ihrem Vater; ihre Mutter war an Krebs gestorben, als sie noch klein war. Sie war durch und durch Kalifornierin, aber versuchte es unter Lagen von schwarzen Kleidern und Motorradstiefeln zu verstecken. Weil ihre Haare von Natur aus blond waren, färbte sie sie oft in alle möglichen Farben. Im Moment waren sie leuchtend orange. Amy war das Mädchen, dem sich Kate am nächsten fühlte. Ihre Eltern waren beide Chinesen, die nach Amerika gezogen waren um ihr und ihrem Bruder bessere Chancen zu ermöglichen. Daraus hatte sich ein großer kultureller Unterschied zwischen Amy und ihren Eltern ergeben. Sie sahen sie als eine Kuriosität, mit ihrer Liebe zur Pop-Kultur, ihrer Besessenheit von Reality-TV und ihrer albernen Persönlichkeit. Darum waren Kate und Amy sich so nahe. Amy fühlte sich auch wie ein Außenseiter in ihrer Familie.

Die drei Mädchen schnappten sich Kate und zogen sie in eine Gruppenumarmung.

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" riefen sie alle.

Viele der cooleren Leute auf dem Parkplatz sahen abschätzig zu ihnen herüber – so verhielt man sich einfach nicht in der Öffentlichkeit. Aber Kate war es egal. Sie liebte ihre Freunde und wie sie ihr das Gefühl gaben etwas Besonderes zu sein; trotz der Tatsache, dass sie gewöhnlich und langweilig im Vergleich zu Madison war.

"Wir haben Geschenke!" Dinah strahlte, zog ein schlecht verpacktes Geschenk aus ihrer Tasche und drückte es Kate in die Hände.

"Mach meins zuerst auf", rief Nicole und hielt ihr eine kleine Schachtel entgegen.

"Nicht raten was drin ist," sagte Amy und reichte ihr ein Buchförmiges Paket.

Kate war von den Geschenken überwältigt. "Danke, Leute," strahlte sie. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."

"Mach sie einfach auf!" rief Nicole.

Sie setzten sich auf die Wiese neben dem Tennisplatz. Kate öffnete all ihre Geschenke – eine Schachtel mit Schokolade von Dinah, Totenkopfohrringe von Nicole und eine gebrauchte Ausgabe von Romeo und Julia. Kate liebte Shakespeare und sie liebte romantische Tragödien. Sie würde all ihre Nächte damit verbringen sie zu lesen, wenn sie könnte.

"Ihr seid die Besten," sagte sie und umarmte jede von ihnen.

Amy stupste sie an. "Also … was hat das Mutter-Monster heute Morgen gesagt? Hast du Glückwünsche bekommen?"

Kate schüttelte den Kopf. "Nein." Dann erinnerte sie sich an die Karte von Max. "Max war der einzige, der daran gedacht hat."

Sie zog die Karte aus der Tasche. Sie war ein wenig zerknittert worden. Sie öffnete den Umschlag und sah eine glitzernde pinke Karte mit einer Blume darauf. Es war die Art von Karte, die man einer Vierjährigen geben würde, aber sie war trotzdem dankbar. Max musste sein Taschengeld dafür genommen haben; ihre Mutter hätte ihm auf keinen Fall etwas geliehen.

Im Inneren der Karte stand: "Für meine Schwester an ihrem Geburtstag." Er hatte keine Nachricht geschrieben, nur "Kate" am oberen Ende und "Max" weiter unten. Bei dem Anblick der einfachen Karte zog sich ihr Herz zusammen und sie erinnerte sich an den schmerzhaften, enttäuschenden Morgen. Bevor sie es verhindern konnte, fing ihre Unterlippe an zu zittern.

"Kate!" rief Dinah und schlang die Arme um ihre Freundin. "Was ist los?"

Kate versuchte zu sprechen, aber die Tränen überwältigten sie. Die drei Mädchen wussten wie schwer sie es zu Hause hatte – sie hatten ihr bereits durch drei Jahre der Qualen geholfen und ihr zugehört – und sie hatten großes Mitgefühl für ihre Freundin.

"Mom hat gesagt," begann Kate und schluchzte schwer, "sie hat gesagt, dass ich nicht aufs College gehen kann. Dass ich arbeiten muss, um mit Madisons Studiengebühren zu helfen."

Amy fiel die Kinnlade herunter. Dinah warf Kate einen gequälten Blick zu. Nicole drückte ihren Arm.

"Das kann sie nicht machen!" rief Amy.

"Das ist so unfair," sagte Nicole und runzelte die Stirn. "Du kannst jederzeit bei meiner Familie bleiben, wenn du aus dem Haus rauskommen musst."

"Oder bei meiner," fügte Dinah hinzu. "Meine Mutter liebt dich. Das weißt du.

"Danke," murmelte Kate. "Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich nicht aufs College kann. Das war mein Fluchtplan, wisst ihr?"

Die Mädchen nickten. Sie hatten sich oft über Colleges unterhalten und sogar geplant auf das gleiche zu gehen, damit sie zusammenbleiben konnten.

"Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll," fügte Kate hinzu und fing wieder an zu weinen.

"Ich nehme an Madison hat sich nicht für dich eingesetzt," sagte Amy. Sie hassten Madison dafür, dass sie Kate nicht half und versuchte Kate immer dazu zu bringen, dass sie ihrer Schwester nicht so viel Freiraum gab. So wie Amy es sah, sollte Madison ihre Mutter darauf ansprechen, wie schlecht sie Kate behandelte, anstatt einfach unschuldig all ihre Komplimente und ihre Aufmerksamkeit anzunehmen.

"Nein," erwiderte Kate düster.

"Hey," sagte Nicole und drückte ihre Freundin. "Das wird schon wieder. Du hast uns, wir passen auf dich auf. Es passiert schon etwas, das alles wieder in die richtige Bahn bringt. Ich verspreche es."

Kate wusste nicht, wie sie sich da so sicher sein konnte. Nicole sprach immer davon, wie Dinge sich verändern und letzten Endes gut werden würden, aber es schien, als würden sie sich für Kate immer nur zum Schlechten wenden. Das Trinken ihres Vaters war schlimmer geworden, der Griff ihrer Mutter um ihr Leben stärker und Madison distanziert sich immer weiter, je höher ihr Status als das goldene Kind stieg. Kates Leben folgte einer Abwärtsspirale und die Möglichkeit zu verlieren aufs College zu gehen war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Nicole redete noch immer. "Der Abschlussball steht an," sagte sie gerade. "Wer weiß, was da passiert."

"Oh, bitte," erwiderte Kate. "Jungs sind gerade das Letzte was mich beschäftigt."

"Ach wirklich?" sagte Amy mit hochgezogener Augenbraue. "Denn ich glaube, dass ich gesehen habe, wie ein gewisser Tony Martin einer gewissen Kate Roswell auf dem Parkplatz eine Umarmung gegeben hat."

Trotz ihrer Traurigkeit tröstete der Gedanke Kate ein wenig. Sie fühlte wie ein Lächeln an ihren Lippen zog. "Ja. Er, ähm, er hat gesagt meine Augen sehen gut aus mit Mascara."

"Oh mein Gott!" rief Dinah. "Der steht total auf dich!"

Kate lachte und schüttelte den Kopf. "Da bin ich mir nicht so sicher. Er ist zu allen nett."

"Ja, nett," sagte Amy, "aber er flirtet nicht mit jedem!”

Nicole sah sie triumphierend an. "Habe ich dir nicht gesagt, dass die Dinge wieder besser werden?"

Kate winkte ab und versuchte die Begeisterung ihrer Freundin zu dämpfen.

"Ich glaube wirklich nicht, dass das so ist," sagte sie.

"Vielleicht lädt er dich zum Abschlussball ein," quietschte Dinah.

Der Gedanke sorgte für Schmetterlinge in Kates Bauch. Gab es eine Chance, dass er sie fragen würde? Da erinnerte sie sich daran, dass sie Mascara trug und geweint hatte.

"Oh Gott, bin ich verlaufen?" fragte sie panisch.

"Nein, keine Panik," erwiderte Dinah. "Du siehst gut aus. Aber ich werde dich beim Mittagessen noch ein wenig aufhübschen, als ein Geburtstagsgefallen!"

Dinah liebte Make-up. Wegen ihrer großen Familie konnte sie nicht all die Klamotten und Schuhe kaufen, die sie haben wollte, um mit den Trends mitzuhalten. Deshalb war sie ständig dabei ihre Anziehsachen selber zu verändern und verschiedene Make-ups auszuprobieren. Sie war unglaublich kreativ geworden. Sie versuchte die anderen immer zu ermutigen mehr aus ihrem Aussehen zu machen. Nicole war die einzig andere, die sich immer um ihr Aussehen bemühte. Amy versuchte neutral zu bleiben, um ihre Familie nicht zu beunruhigen, auch wenn sie Miniröcke und kniehohe Stiefel trug, wann immer sie Gelegenheit dazu hatte.

Kate war hatte bisher noch nie versucht ihre Identität durch Mode auszudrücken. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihre Entscheidungen traf nur um ihre Mutter zu verärgern. Seit sie aufgehört hatte die seidenen, gerüschten, Pastell-Kleider ihrer Mutter zu tragen und zu Schönheitswettbewerben zu gehen, war sie ziemlich burschikos geworden. Aber sie wusste nicht, ob das wirklich ihr Stil war, oder ob sie sich nur so anzog, weil sie wusste, dass es ihre Mutter aufbrachte.

Kate lächelte. Falls auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass Tony sie zum Abschlussball einlud, dann konnte sie ruhig versuchen das Beste aus sich zu machen und ihre Chancen erhöhen. Sie fühlte sich bereits Tausend Mal besser als während ihrem wütenden Fahrradritt am Morgen. Sie wusste, dass ihre Freunde für sie da waren.

"Und selbst wenn Tony mich nicht fragt, dann ist das auch keine große Sache," fügte Kate hinzu. "Wir können alle zusammen gehen."

"Ich bin so froh, dass du das sagst," erwiderte Amy. "Ich glaube nicht, dass meine Eltern mich mit einem Jungen gehen lassen würden!"

Sie lachten alle. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass sie für einander da waren, dass sie nicht auf Jungs angewiesen waren, um Spaß auf dem Abschlussball zu haben.

Als es schellte standen die Mädchen auf und gingen in verschiedene Richtungen. Amy und Kate hatten beide Mathe, also gingen sie Arm in Arm den Flur entlang.

Plötzlich fühlte Kate wie Amy ihre Hand drückte. Sie sah auf und bemerkte, dass Madison mit ihren Cheerleader-Freundinnen bei den Schließfächern stand. Sie stand mit dem Rücken zu Kate und Amy und, ohne zu wissen, dass sie hinter ihr standen, gab sie eine Geschichte zum Besten, die die anderen Mädchen lauthals lachen ließ.

"Und dann war Mom so 'Junge Dame, du wirst eine Putze, so wie ich, damit Madison aufs College gehen kann.' Könnt ihr das glauben? Und ich war so 'Oh mein Gott, sie verwandelt meine Schwester in eine Sklavin!' Und das alles an ihrem Geburtstag! Ich meine, ich habe ein Auto zum Siebzehnten bekommen. Und sie bekommt, irgendwie, nichts."

Sie lachte laut auf und die anderen Mädchen taten es ihr gleich. Kates Magen fiel ihr in die Kniekehlen. Wie konnte Madison sich so über sie lustig machen? Sie wusste, dass Madison sich zu Hause nicht wirklich für sie einsetzte, aber sie hatte nicht gedacht, dass sie über ihr Unglück mit ihren Freunden tratschte.

Amy klammerte sich an Kates Arm, versuchte sie zu stützen und sie im Gleichgewicht zu halten. Sie half Kate an Madison und der Grupe gemeiner Mädchen vorbeizugehen. Kate wusste, dass Madison sie erkennen und begreifen würde, dass sie sie gehört hatte.

Sie sah über ihre Schulter zurück zu ihrer Schwester. Ihre Augen trafen sich und Madison sah sie leicht entsetzt an. Aber davon abgesehen, gab es keinen Hinweis darauf, dass ihr bewusst war, wie sehr sie Kate verletzte hatte. Dann brach sie den Augenkontakt und wandte ihre Aufmerksam wieder voll ihren Freunden zu.

Kate ging schweren Schrittes zu ihrem Unterricht und fühlte sich schlechter als jemals zuvor.




KAPITEL DREI


Kate schaffte es durch die ersten beiden Klassen, auch wenn sich ihre Stimmung nicht hob. Sie war erleichtert, als es zur Mittagspause läutete und sie sich wieder mit ihren Freunden treffen konnte.

Kate stand mit ihren Freunden in der Schlange in der überfüllten Cafeteria und versuchte sich die Essensauswahl nicht zu genau anzusehen. Die war ziemlich grässlich. Nicole, als Vegetarierin, hatte immer Probleme etwas zu finden, das sie essen konnte. Heute gab es für sie Kartoffelwaffeln und Bohnen, während Dinah und Amy mit Chicken Tikka Masala und Reis ein klein wenig besser dran waren. Kate dachte, dass das Curry etwas zu fettig aussah, aber Dinah, leicht größer als der Durschnitt, machte es nichts aus, weil sie groß und gut proportioniert war. Amy war spargeldürr und schien alles essen zu können, was sie wollte, ohne zuzunehmen. Nicole auf der anderen Seit blieb anscheinend einfach durch ihre Pingeligkeit dünn.

Am Ende entschied Kate sich für einen Salat. Obwohl sie wusste, dass die Sticheleien ihrer Mutter über ihr Gewicht unbegründet waren, konnte sie nicht verhindern, dass sie das Gefühl hatte ihre Mutter würde vielleicht etwas weniger hart sein, wenn sie ein paar Pfund abnahm.

"Mädchen," sagte Dinah, als sie ihren Teller sah, "erzähl mir nicht, das ist alles was du isst. Verdammt, es ist dein Geburtstag! Du solltest wenigstens ein Dessert nehmen!"

Kate ließ sich auf ihrem Platz nieder.

"Tatsächlich hat Tony gesagt, er würde mir einen Cupcake kaufen, falls er mich beim Mittagessen sieht," sagte sie.

Die drei anderen Mädchen grinsten und sahen sich an. Kate fühlte sich albern, weil sie es erwähnt hatte.

"Oh mein Gott," sagte Nicole plötzlich.

Alle hörten auf zu kichern und drehten sich um, damit sie sehen konnten, was Nicoles Aufmerksamkeit erregt hatte.

Ein traumhafter Junge war gerade in die Cafeteria gekommen.

"Oh," sagte Kate und drehte sich wieder um. "Das ist Elijah. Ist ein Neuer im letzten Jahr, hat vor etwa einem Monat angefangen. Ich habe Madison über ihn reden gehört."

"Dieser göttliche Mann läuft seit einem ganzen Monat in dieser Schule herum und das ist das erste Mal, dass ich ihn sehe?" sagte Nicole mit leichter Bitterkeit in der Stimme. Sie starrte ihn an, als könne sie die Augen nicht von ihm abwenden.

Dinah schien er ebenfalls zu gefallen.

"Oh, yeah! Er hat diese Leonardo DiCaprio in Titanic Art an sich."

"Aber melancholisch," murmelte Nicole. "Düster und melancholisch."

Kate sah noch einmal hin. Elijah war wirklich äußerst attraktiv. Aber soweit sie gehört hatte, als Madison mit ihrer Mutter darüber sprach, war Elijah ein Einzelgänger. Er schien nie mit jemandem abhängen zu wollen. Madison hatte versucht ihn in ihre Gruppe zu integrieren, als er angefangen hatte, aber er war widerstrebend gewesen, was sie als Beleidigung aufgefasst hatte. Seitdem hatte sie entschieden, dass er ein Freak war und ihre Aufmerksamkeit nicht wert.

Er schien recht ausweichend zu sein. Tatsächlich war es wahrscheinlich das erste Mal, dass Kate ihn in der Cafeteria gesehen hatte. San Marcos war eine große Schule, aber jemand wie Elijah war nicht der Typ, der in der Menge unterging. Sie fragte sich, warum sie ihn nicht schon öfter gesehen hatte.

"Wisst ihr noch, was wir über den Abschlussball gesagt haben?" meinte Nicole. "Ich nehm's zurück. Ich würde euch drei ohne zu blinzeln sitzen lassen, wenn ich dafür mit ihm gehen könnte!"

Alle lachten. Alle außer Kate. Sie war immer noch in den Anblick von Elijah vertieft und beobachtete die Art, wie er sich durch die Menschenmenge bewegte. Er war so leichtfüßig, dass es fast aussah, als würde er schweben. Er bewegte sich grazil, als wäre jeder Schritt Teil einer Tanzpartie. Es war faszinierend.

In dem Moment schien er zu bemerken, dass ihn jemand ansah und er drehte den Kopf. Ihre Augen trafen sich über die geschäftige Cafeteria hinweg. In dem Augenblick spürte Kate eine Sensation durch sich laufen, wie sie noch keine erlebt hatte. Es war als wäre sie vom Blitz getroffen worden und jedes ihrer Nervenenden stünde in Flammen.

Eine Gruppe jüngerer Kinder ging an Kate vorbei und blockierte den Blick.

Elijah war verschwunden nachdem die Sicht wieder frei war.

Sie reckte den Hals, um zu sehen wie er durch die Tür ging, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Er war verschwunden.

"Leute," sagte Kate zu ihren lachenden Freundinnen, "habt ihr das gesehen?"

Sie sahen sie verwirrt an.

"Was gesehen?"

"Elijah. Er war in dem einen Moment da und im nächsten komplett verschwunden."

Sie sah immer noch an die Stelle, an der er kurz vorher gestanden hatte. Er konnte auf keinen Fall die Cafeteria so schnell verlassen haben.

"Elijah," lachte Nicole und griff sich theatralisch ans Herz. Dann sah sie Kate mit vorgetäuschter Aggression an. "Ich werde um ihn kämpfen, weißt du. Fäuste, Haare ziehen, kratzende Fingernägel, mit allem Drum und Dran."

Die Mädchen lachten wieder, aber Kate stimmte nicht mit ein. Ihr Blick war starr auf die Stelle gerichtet, an der Elijah gestanden hatte. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Was hatte sie da gerade gesehen?




KAPITEL VIER


Kate ging mit den anderen Mädchen die Flure hinunter, versunken in ihrer eigenen Welt. Ihre Gedanken purzelten durcheinander. Die anderen Mädchen schienen nicht zu verstehen, warum sie so aufgewühlt war und jedes Mal, wenn sie darauf bestand, dass Elijah sich wortwörtlich in Luft aufgelöst hatte, fanden sie einen Weg, um es zu erklären. Sie war es leid geworden zu versuchen es ihnen zu erklären und war nach dem Mittagessen beleidigt aufgesprungen.

Nach der Schule grummelte Kates Magen lautstark. Alles was sie gegessen hatte, waren ein Joghurt, ein Salat und ein paar Schokoladenstücke aus der Schachtel, die Dinah ihr gegeben hatte. Zusammen mit ihrem emotionalen Morgen, der wütenden, schnellen Fahrt und dem seltsamen Verschwinden von Elijah, sorgte es dafür, dass sie sich schwach und schwindelig fühlte.

Sie schloss ihr Fahrrad auf und begann ihren Rückweg, wobei sie sicherstellte sich nicht zu überanstrengen; sie wollte nicht vom Fahrrad fallen. Ihre Tasche, gefüllt mit Schulbüchern und den Geschenken ihrer Freunde war schwer und machte das Fahren noch anstrengender.

Die Sonne war um drei Uhr nachmittags nicht ganz so schmerzhaft und es kam eine kühle Brise vom Meer. In der Ferne konnte Kate die Berge vom Rattlesnake Canyon Park sehen. Er war einer ihrer Lieblingsorte. Sie liebte die Natur, ihre Ruhe und ihre Schönheit. Sie ging gerne an den Wochenenden dorthin und dachte über das Leben nach. Der Park erinnerte sie immer daran, dass die Welt groß war und ihr Zuhause nur ein winziger Ausschnitt dessen, was die Erde zu bieten hatte.

Aber würde sie jemals die Welt sehen? Wie sollte sie ohne College das Leben leben, das sie sich vorstellte? Sie konnte den Gedanken nicht ertragen noch ein weiteres Jahr in Kalifornien festzuhängen und wie ihre Mutter die Häuser von reichen Leuten zu putzen. Es war einfach nicht fair! Warum sollte sie das Geld für Madisons Studiengebühren verdienen? Madison war in keinerlei Hinsicht so wissbegierig wie Kate; wahrscheinlich wollte sie nur aufs College gehen, um Jungs kennenzulernen.

Kate entschied sich in dem Moment, dass sie einen Weg finden musste, um etwas von ihrem Verdienst für sich zu behalten und auf ein Flugticket an die Ostküste zu sparen, und dann würde sie eines Tages einfach verschwinden. Es schien ihr eine recht dramatische Lösung zu sein, aber welche Wahl hatte sie?

Kate war so in Gedanken versunken, dass sie die Gruppe von Leuten vor sich nicht bemerkte, bis sie fast in sie hineinfuhr. Es waren Jungs aus der Oberstufe. Sie liefen über die Straße und den Bürgersteig, riefen und schubsten in einem großen Haufen. Kate wollte gerade um sie herumfahren, als sie bemerkte, dass jemand zwischen ihnen war. Ein Junge wurde wie ein Wasserball von einem zum nächsten geschubst. Sie sah die dunklen Haare und eleganten Gesichtszüge des Jungen. Es war Elijah.

"Hey!" rief Kate und trat neben der Gruppe in die Bremsen. "Lasst ihn in Ruhe!"

Einer der Jungs drehte sich mit finsterem Blick zu ihr. "Mach das du weiter kommst, Kleine," sagte er böse. "Ich glaube nicht, dass dein Freund hier von einem kleinen Mädchen gerettet werden will."

Erst da konnte Kate einen richtigen Blick auf Elijah werfen. Er war niedergeschlagen. Da war ein Riss in der Schulter seines T-Shirts. Aber als die Jungs Kate ignorierten und wieder anfingen ihn herumzuschubsen, wehrte er sich nicht einmal.

"Elijah!" rief sie. "Wehr dich!"

Er sah sie an, als würde er sie erst jetzt wirklich wahrnehmen, aber ging einfach weiter. Sie konnte es nicht verstehen.

Aber Kate hatte nicht vor Elijah sich selbst zu überlassen, nur wegen dem dummen männlichen Glauben, dass Mädchen sich nicht für Jungs einsetzen durften. Sie hatte ein Fahrrad, was hieß, dass sie schneller war und es als Rammbock nutzen konnte.

Sie nahm ihren Rucksack, schwer und klumpig von ihren Schulbüchern. Sie schwang ihn und rannte auf die Gruppe von Jungs zu, wo sie einen von ihnen im Rücken traf.

"Hey!" rief der und stolperte nach vorne. "Lass mich in Ruhe, du Verrückte."

Er schien von Kate nicht zu sehr getroffen zu sein, aber sie hoffte, dass er nur versuchte vor seinen Freunden das Gesicht zu wahren.

Vielleicht war es dumm sich, nur mit ihrem Rucksack und ihrem Fahrrad bewaffnet, mit einer Gruppe von Oberstüflern anzulegen, aber Kate wurde von einer Macht überkommen, wie eine Henne, die ihr Nest beschützt. Sie wehrte sich gegen Elijahs Schläger, wie sie sich gewünscht hätte, dass Madison für sie gegenüber ihrer Mutter eintritt.

Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr so schnell auf sie zu wie sie konnte, sodass alle aus dem Weg sprangen.

"Wer ist der Freak?" fragte einer der Jungen, als er ihr auswich.

"Ist das nicht Madisons Schwester oder so?" erwiderte ein anderer und lachte bei dem Anblick von Kate, die ihren Rucksack schwang.

"Igitt, widerlich," sagte er erste. "Aber Madison ist so heiß. Die ist adoptiert, oder?"

Angestachelt von ihren fiesen Kommentaren, hielt Kate wieder auf sie zu. Sie traf einen anderen mit ihrem Rucksack so hart, dass er in den Jungen neben sich taumelte. Sie fielen in einem Haufen auf den Boden.

Im Versuch ihr Gesicht zu wahren verstreuten sich die Schläger, wie eine Gruppe von Kindern, die ihr Eis fallen lässt, wenn sie von einer hartnäckigen Wespe heimgesucht wird. Ihnen war klar geworden, dass Kate ihnen die Attacke auf Elijah nerviger machen würde als es ihnen wert war.

Kate keuchte vor Erschöpfung und Angst, auch wenn etwas triumphierendes Adrenalin durch ihre Venen pumpte. Sie starrte den Jungs finster nach, die die Straße hinunterschlenderte, und drehte sich dann zu Elijah um.

Aber Elijah war verschwunden.

"Hey!" rief Kate laut. Das Mindeste was der Idiot hätte tun können, wäre Danke zu sagen.

Sie reckte den Hals, um zu sehen, wohin er gegangen war. Aber je mehr sie sich umsah, desto offensichtlicher wurde es, dass Elijah keine Zeit gehabt hatte so vollkommen aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Es gab keine Häuser oder Läden an diesem Teil der Straße, in die er hätte hineingehen können. nur ein steiniger Bergpfad auf der einen und ein steiler Abhang auf der anderen Seite, über den Dächern der darunterliegenden Straße. Wo war er hingegangen?

Sie sah sich um und kniff die Augen gegen das helle Sonnenlicht zusammen, aber er war nirgendwo zu sehen. Dann sah sie eine Gestalt ganz unten am Ende des Hügels, die auf die gleiche grazile Art lief wie Elijah. Sie hatte keine Ahnung, wie er in so kurzer Zeit so weit gekommen war. Sie wollte es darauf schieben, dass das Adrenalin sie verwirrte, aber ein beunruhigendes Gefühl erfasste sie. Genau wie in der Cafeteria. Sie war sich sicher, dass Elijah sich schneller bewegte als möglich war.

Kate war sich nicht sicher, was sie dazu brachte ihm nachzujagen. Vielleicht war es ihr Siebzehnter Geburtstag und dass sie sich nicht länger alles gefallen lassen wollte, aber sie fühlte, dass sie zumindest etwas Dankbarkeit von ihm verdiente, nachdem sie für ihn den Hals hingehalten hatte. Sie hatte die Schachtel voller Schokolade zerquetscht, während sie die Jungs angegriffen hatte. Sie verteilte klebrige, pinke Zuckerfüllung in ihrer Tasche. Und ihre Ausgabe von Romeo und Julia hatte jetzt einen großen Knick auf dem Umschlag.

Sie begann in Richtung Elijah in die Pedalen zu treten. Es war eine lange Straße und an einigen Stellen war es recht steil. Alles was Kate tun musste, war sich nach vorne zu lehnen und sich von der Schwerkraft nach unten ziehen zu lassen. Sie war normalerweise eine sehr langsame, vorsichtige Fahrerin, die nicht viel für Nervenkitzel übrig hatte, und es fühlte sich gut an den Wind in ihren Haaren zu spüren, als sie den Hügel hinunterjagte.

"Hey!" rief sie, nachdem sie in Hörweite von Elijah war.

Er drehte sich um und sah sie verwirrt an. In dem Moment, in dem sich ihre Augen trafen, schoss wieder einmal ein seltsames Gefühl durch Kate. Da war eine Intensität in Elijahs Augen, ein gequälter Ausdruck. Wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele waren, dann schien Elijahs Seele älter zu sein als er.

Benommen von dem Gefühl in ihrem Körper, betätigte Kate die Bremsen an ihrem Lenker. Aber sie war viel schneller als sie normalerweise fuhr, ihr Fahrrad war alt, die Bremsen abgenutzt und sie griffen nicht so schnell wie sie sich gewünscht hätte. Sie flog praktisch und raste mit unheimlicher Geschwindigkeit auf das Ende der Straße zu. Sie erkannte voller Angst, dass es die Schnellstraße war.

Kates Herz begann zu hämmern, als ihr klar wurde, dass sie nicht rechtzeitig würde anhalten können. Sie hielt genau auf die Straße zu.

Die Zeit schien sich qualvoll zu verlangsamen, als sie zu der unausweichlichen, unaufhaltbaren Erkenntnis kam, dass sie sterben würde. Ihr Fahrrad fuhr an dem Stoppschild vorbei, ihre nutzlosen Bremsen quietschten und ließen den Geruch von verbranntem Gummi um sie herum wabern. Dann flog sie über die weiße Markierung der Straße – genau in den entgegenkommenden Verkehr.

Kate sah ein Wohnmobil genau auf sich zukommen. Sie sah die Augen des erschrockenen Fahrers – und dann fühlte sie den Aufprall.

Kates Körper schlug gegen das Wohnmobil. Sie fühlte keinen Schmerz, aber sie wusste durch das ohrenbetäubende, knirschende Geräusch, dass etwas gebrochen war. Möglicherweise alles.

Die Hupe begann zu tönen, als sie gegen die Windschutzscheibe geworfen wurde, erst nach oben und dann den ganzen Weg wieder herunterrollte. Ihr Fahrrad flog durch die Luft und fiel. Sie rollte von der Haube des Wohnmobils und traf mit dem Kopf zuerst auf dem Boden auf.

Sterne tanzten vor ihren Augen. Ihr Fahrrad landete neben ihr und zerbrach in mehrere Teile auf dem harten Asphalt. Kate wurde sich der Taubheit in ihrem Körper bewusst und des metallischen Geruchs von Blut.

Aber der Schmerz kam nicht. Sie wusste, das war schlecht. Es war schlecht, dass sie sich nicht bewegte. Schlecht, dass sie nichts fühlte.

Kates Kopf fiel zur Seite und ihr Blick auf den glitzernden Ozean in der Ferne. Wie durch das Ende eines langen Tunnels konnte Kate das Geräusch von bremsenden Wagen, zuschlagenden Autotüren und rufenden Menschen hören. Sie konnte Benzin riechen, Gummi und Metall, und das etwas brannte.

Dann, durch all das Chaos, sah sie Elijahs Gesicht auftauchen und fühlte wie er sie in seine Arme hob. Er sagte etwas, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. Sein Ausdruck war angespannt, panisch.

Und kurz bevor ihr schwarz vor den Augen wurde, sah es so aus, als würden Reißzähne aus seinem Mund wachsen. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht einmal schreien. Aber dann spürte sie etwas Scharfes, Heißes und Nasses auf ihrem Hals und sie war sich sicher, dass sie richtig gesehen hatte.

Dann verschwamm die Welt um sie herum.




KAPITEL FÜNF


Das Erste was Kate hörte, war ein elektronisches Biepen. Sie hatte sich noch nicht viele Gedanken über das Sterben gemacht, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es sich nicht so anhörte. Bald kam ein neues Geräusch dazu; ein kontinuierliches Quietschen. Und dann wurde ihr bewusst, dass sie sich vorwärts bewegte.

Räder, dachte sie. Ich bin auf einer Liege.

Dann kam der seltsame, zu saubere Geruch von Bleiche und Desinfektionsmittel.

Ich bin in einem Krankenhaus, dachte sie.

Also nicht tot, wurde ihr klar. Zumindest noch nicht.

Kate fühlte etwas in ihrem Hals und etwas, das in ihrem Arm steckte. Nicht schmerzhaft, aber nervig. Sie versuchte ihre Hand zu heben, aber nichts passierte. Sie konnte seltsame Geräusche um sich herum hören, Menschen, die wie durch Wasser redeten. Nach und nach wurden die Worte deutlicher und sie konnte die Stimmen klarer hören.

"Es ist ein Wunder," sagte jemand. Sie erkannte die Stimme nicht.

"Ich habe noch nie jemanden mit solchen Verletzungen zurückkommen sehen," sagte eine andere Stimme.

"Wir sollten sehen, ob wir die Einwilligung ihrer Eltern bekommen, um sie zu testen," sagte die erste Stimme wieder. "Sie hatte keinen Puls mehr, als der Wagen ankam und dann plötzlich hat sie wieder geatmet. Sie hatten nicht einmal Zeit den Defibrillator zu nutzen."

Kate fragte sich, wie lange es her war, dass der Wohnwagen sie getroffen hatte. War sie gerade erst im Krankenhaus angekommen oder hatte sie Jahre im Koma verbracht? Der Gedanke an das Letztere ließ sie panisch werden. Was wenn sie an ihrem siebzehnten Geburtstag ohnmächtig geworden und erst an ihrem dreißigsten Geburtstag wieder aufgewacht war? Oder dem Vierzigsten? Oder dem Achtzigsten!

Sie regte sich immer mehr auf, bei dem Gedanken Amy, Dinah und Nicole verheiratet und mit Kindern zu sehen. Sie wusste, sie sollte froh sein zu leben, aber der Gedanke, dass jeder mit seinem Leben weitergemacht hatte, war erschreckend.

Als würde sie durch ihre intensiven Emotionen angespornt werden, schaffte sie es die Augen zu öffnen.

"Sie wacht auf," sagte jemand.

"Das ist nicht möglich. Sie ist in einem künstlichen Koma."

"Ich sage dir, sie wacht auf," sagte die erste Stimme wieder, noch nachdrücklicher. "Sie hat gerade ihre verdammten Augen aufgemacht."

Kate konnte am Ton ihrer Stimmen hören, dass etwas nicht stimmte. Nach der Geschwindigkeit, mit der sie getroffen worden war, dem Winkel, in dem sie auf den Boden gestürzt war, der Weise, in der ihr Kopf auf dem Asphalt aufgekommen war, hätte sie hundertprozentig tot sein sollen.

Die Stimmen zu hören, zu wissen, dass es gegen jede Logik ging noch am Leben zu sein, brachte sie noch mehr in Panik. Sie fing an zu blinzeln und war in der Lage sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Über ihr waren weiße Deckenplatten und auf jeder ihrer Seiten standen verwirrt aussehende Ärzte und Sanitäter.

Sie versuchte zu fragen was passiert war, aber sie konnte ihre Zunge nicht richtig bewegen. Da war etwas in ihrem Mund.

Sie streckte ihre Hand aus und versuchte einen der Ärzte zu packen. Als sie sich bewegte, bemerkte sie eine Linie, die von ihrem Handgelenk ausging. Es war eine Art Nadel für eine Infusion oder so etwas. Der Anblick machte sie schwindelig – sie hatte Nadeln noch nie gemocht. Da war getrocknetes Blut auf ihrem Arm.

Dadurch wurde Kate klar, dass es kurz nach ihrem Unfall sein musste. Sonst wäre kein Blut dagewesen und auch keine Sanitäter. Sie würden sie nicht so den Flur entlang hasten. Wenn sie jahrelang in einem Koma gelegen hätte, dann wäre sie jetzt irgendwo in einem abgelegenen Zimmer, wahrscheinlich von allen vergessen und voller Spinnweben.

Zu wissen, dass nicht viel Zeit vergangen war, beruhigte sie ein wenig, aber die Gesichtsausdrücke der Ärzte machten sie noch immer nervös.

Schließlich schaffte sie es sich auszustrecken und einen der Ärzte am Ärmel zu greifen. Er sah auf ihre Hand, die den Stoff seines Kittels in ihrer Faust hielt. Er wurde blass, als hätte er einen Geist gesehen. Er sah zu den Sanitätern.

"Ich dachte ihr habt gesagt ihre Knochen sind zersplittert."

Auch der Sanitäter sah auf ihre Hand.

"Das waren sie," sagte er.

Er blieb abrupt stehen, als wäre er so verblüfft, dass er nicht weitergehen konnte. Sie ließen ihn zurück und er verschwand aus ihrer Sicht.

Schließlich fühlte Kate, wie die Liege um eine Ecke bog und endlich anhielt. Die Ärzte wuselten um sie herum und schlossen sie an verschiedene Maschinen an, die alle ihre ganz eigenen piepsenden Geräusche von sich gaben. Sie wurde gepiekt und untersucht. Aber mit jeder Minute die verging, schien sie mehr Kontrolle über ihren Körper und Verstand zurückzubekommen.

Sie versuchte zu sprechen, aber das Ding in ihrem Hals war im Weg. Also griff sie danach und fühlte eine Art Plastikmundschutz unter ihren Fingern.

"Hey, hey, hey," sagte einer der Ärzte und versuchte ihre Hand wegzubewegen. "Das hilft dir beim Atmen. Lass es, wie es ist."

Sie nahm ihre Hand wieder runter.

"Lasst uns ihr Propofol erhöhen," sagte einer der Ärzte zu den anderen. "Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass ihr Hirn anschwillt. Ein Koma gibt ihr die beste Chance auf die wenigsten Schäden."

"Sie hatte bereits die maximale Dosis," sagte der Zweite.

"Nun, dann wurde ein Fehler gemacht," argumentierte der Erste. "Der Sanitäter sah doch so aus, als wäre er nicht ganz da. Wahrscheinlich hat er was Falsches aufgeschrieben. Das Mädchen kann auf keinen Fall die maximale Dosis bekommen haben."

"Okay, fein, wenn du das sagst."

Kate spürte ein prickelndes Gefühl von der Stelle, an der die Nadel in ihrem Handgelenk steckte. Ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus, wie die Art von Müdigkeit, die man bei einem langweiligen Film spürte. Es fühlte sich nicht so an, als würde sie betäubt werden.

Die Ärzte sahen sich nun alle an.

"Da muss etwas mit dem Mittel nicht stimmen," sagte der Erste. "Oh Gott, würdest du dir das bitte ansehen? Das letzte was wir jetzt brauchen ist eine weitere Klage."

Einer der Ärzte verschwand und ließ die anderen beiden zurück.

Einer lehnte sich zu ihr. Er nutzte eine Taschenlampe um ihre Pupillen zu untersuchen.

"Bist du auf Drogen?" fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.

Er sah nicht so aus, als würde er ihr glaube.

"Wenn du irgendwas genommen hast, dann hat das eine Wechselwirkung mit dem Propofol und wir müssen es wissen. Keine Amphetamine?"

Kate schüttelte wieder den Kopf. Sie wünschte sich verzweifelt sie könnte den Schlauch aus dem Hals nehmen und einfach mit ihnen sprechen.

Die Ärzte sahen sich an, vollkommen unschlüssig was sie tun sollten. In dem Moment kam eine andere Person an ihr Bett. Es war eine Frau in einem Anzug.

"Wir haben eine ID für das Mädchen," sagte sie. "Da war eine Karte in ihrem Rucksack. Kate Roswell von der San Marcos Senior Highschool. Der Schulleiter besorgt uns die Telefonnummer der Eltern."

Die Ärzte nickten.

"Oder Sie hätten sie einfach selber fragen können," sagte einer von ihnen und deutete auf das Bett, wo Kate hellwach und geduldig blinzelnd lag.

Die Frau zögerte.

"Mir wurde gesagt, dass sie in ein Koma versetzt wurde."

"Das stimmt," sagte ein anderer Arzt.

Sie starrten Kate an und waren immer noch vollkommen verblüfft.

"Könnten Sie uns für einen Moment entschuldigen?"

Sie ließen sie kopfschüttelnd und verwirrt alleine.

Die Frau wandte sich an Kate.

"Kate, kannst du mich hören?" fragte sie.

Kate nickte.

"Und du bist Kate Roswell, stimmt das?"

Kate nickte wieder.

"Ich bin Brenda Masters, ich bin eine Sozialarbeiterin hier im Krankenhaus. Hat dir jemand gesagt, was passiert ist?

Kate schüttelte den Kopf. Aber man musste es ihr nicht sagen. Sie erinnerte sich an alles. Wie das Wohnmobil gegen sie geprallt war und ihre Knochen zersplittert hatte. Die Dunkelheit, die ihr den Blick verschleierte, als sie dem Tod näherkam. Und Elijah. Elijah mit entblößten Fängen, die sich in ihren Hals bohrten.

"Typisch Ärzte," sagte die Frau. "Sie denken nie daran tatsächlich mit ihren Patienten zu reden." Brenda setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. "Du wurdest von einem Wohnwagen angefahren. Du bist im Santa Barbara Cottage Krankenhaus. Ich werde mit dir und deinen Eltern arbeiten, während du dich erholst. Keine Sorge, sie werden bald hier sein."

Brenda tätschelte ihren Arm.

Aber das Letzte, was Kate gerade wollte, war ihre Familie zu sehen. Sie würden sicherlich einen Weg finden, um ihr die Schuld zu geben. Sie würden sagen, dass es rücksichtlos von ihr gewesen war, ihre Bremsen verkommen zu lassen oder zu schnell den Hügel herunterzufahren. Sie konnte sich ihre Mutter vorstellen, wie sie auf sie einredete. Schlimmer noch, sie könnte behaupten, dass Kate nur Aufmerksamkeit suchte, weil Madison aufs College ging und sie selbst keinen Kuchen an ihrem Geburtstag bekommen hatte. Tausende von Gedanken rasten durch ihren Kopf und Tränen traten ihr in die Augen.

Eine schmale Falte zeigte sich zwischen Brendas Augenbrauen. "Du willst deine Eltern nicht hier haben?" fragte sie.

Kate schüttelte wieder den Kopf und die Tränen liefen ihr über die Wangen.

Die Frau schien durch diese Enthüllung besorgt zu sein. Sie verstand vermutlich nicht, warum ein siebzehnjähriges Mädchen, das gerade in einem fast tödlichen Unfall gewesen war, ihre Familie nicht um sich haben wollte. Sie hatte vermutlich noch nie jemanden wie die Roswells getroffen.

"Hast du etwas getan, das du nicht solltest?" fragte Brenda sanft. "Wenn du Angst hast, dass sie böse auf dich sein werden, dann kann ich dir versichern, dass das nicht der Fall ist. Sie werden nur wissen wollen, dass du okay bist."

Kate schüttelte wieder den Kopf. Sie würden wütend sein, ja, aber es war nicht wegen etwas Speziellem, was sie getan hatte. Es war einfach die Tatsache, dass sie existierte.

Ihre Tränen liefen immer schneller.

"Wir müssen deine Eltern informieren," sagte die Frau. "Du bist legal gesehen noch ein Kind." Dann wurde ihre Stimme weicher. "Kate, ich werde dich etwas Wichtiges fragen und ich will, dass du wirklich über deine Antwort nachdenkst. Nicke ja, wenn du dem zustimmst, was ich sage und schüttel deinen Kopf für Nein. Kate, verletzen dich deine Eltern?"

Kate schluckte und ihr trockener Hals schmerzte. Wie sehr sie sich wünschte sie könnte Ja nicken. Aber ihr Leben beinhaltete keinen Missbrauch, wie ihn diese Frau meinte. Zumindest dachte sie das nicht. Aber musste Missbrauch immer Schläge und Tritte heißen oder konnte es auch heißen kein Essen zu bekommen, ausgeschlossen zu sein und an seinem Geburtstag ignoriert zu werden? Kate wusste es nicht. Und auch wenn sie sich bewusst war, dass sie mit einem simplen Nicken eine Reihe von Ereignissen ins Rollen bringen könnte, vielleicht sogar aus ihrem Zuhause genommen und zu jemandem gebracht werden könnte, der sie nicht hasste und sie aufs College gehen ließ, musste sie doch an Max denken. Sie konnte ihn nicht durch diese Art von Trauma schicken, er war nur ein Kind.

Sie schüttelte den Kopf.

Die Frau nickte, scheinbar befriedigt mit der Antwort. Wahrscheinlich dachte sie, dass Kate nur ein dummer, von zu Hause weggelaufener Teenager war. Dass sie Aufregung gesucht hatte, fast getötet worden war, und jetzt Angst davor hatte bestraft zu werden.

"Ich mache den Anruf," sagte die Frau, stand auf und strich ihren Rock glatt.

Sie ging und Kate bemerkte, dass sie das erste Mal alleine war. Der Schlauch in ihrem Hals machte sie wahnsinnig. Er juckte wie wild. Und sie wollte verzweifelt in der Lage sein zu sprechen. Sie musste jemanden fragen wo Elijah war. Sie erinnerte sich in seinen Armen gelegen zu haben. Warum war er nicht mit ihr im Krankenwagen gewesen? Er musste den Krankenwagen gerufen haben.

Kate schaffte es sich aufzusetzen und endlich einen halbwegs guten Blick auf die Station zu bekommen. Sie war mit anderen, schlafenden Menschen gefüllt. Sie begriff, dass sie alle im Koma lagen, wie sie es auch sein sollte. Sie hatten sie hergebracht, in der Annahme, dass sie nicht aufwachen würde, bis die Schwellung ihres Gehirns zurückgegangen war. Aber ihr Köper hatte die Medikamente abgestoßen.

Ihre Knochen waren auch geheilt. Das ist, was die Ärzte gesagt hatten. Jeder Knochen in ihrem Arm – Ulna, Radius, Humerus – war zersplittert gewesen und trotzdem spürte sie keinen Schmerz. Tatsächlich schienen ihre Arme vollkommen in Ordnung zu sein. Sie konnte ihre Hände vor sich rotieren lassen und alle Finger bewegen. Tatsächlich … sie griff an ihren Mund und fand den seltsamen Plastikmundschutz. Sie quetschte ihre Finger darunter und begann zu ziehen.

Der Schlauch fing an aus ihrem Hals zu rutschen. Es war unglaublich unangenehm, aber sie zog, bis der komplette Schlauch aus ihrem Mund war. Endlich konnte sie wieder richtig atmen. Sie warf den Schlauch auf den Boden und war froh ihn los zu sein.

Das nächste was sie störte war der Tropf in ihrem Arm. Sie riss das Pflaster ab, das sie an Ort und Stelle hielt, und zog die Nadel heraus. Blut erschien unter ihrer Haut und sie leckte es instinktiv ab.

Ohne die Schläuche und Kabel fühlte sie sich besser, und mehr in der Lage ihre Situation einzuschätzen. Ihr Körper fühlte sich in keinerlei Hinsicht schlecht. Sie hatte nirgendwo Schmerzen. Das Einzige, dessen sie sich bewusst wurde, ohne den Schlauch in ihrem Hals, war ein nagendes Gefühl im Magen. Sie verhungerte. War das ein normales Gefühl, nach einer Nahtoderfahrung?

Sie berührte ihren Körper durch den dünnen Krankenhauskittel. Alles war wo es sein sollte. Sie war genervt bei dem Gedanken, dass sie ihr vermutlich all ihre Anziehsachen vom Körper geschnitten hatten, um nach Verletzungen zu suchen, die nicht wirklich da waren. Aber … wieso hatte sie keine Verletzungen erlitten? Keine gebrochenen Rippen oder angestochene Lungenflügel. Keine gerissenen Organe. Es war alles so verwirrend.

Sie bemerkte, dass ihr Rucksack mit ihr zusammen hereingebracht worden war. Sie hob ihn zu sich und fand das Buch von Amy, das jetzt mit der zerquetschten Schokolade von Dinah beschmiert war. Dann, ganz am Boden, fand sie ihr Handy. Ihre Mutter hatte ihr kein Smartphone erlaubt, so wie Madison, also hatte sie eines dieser unverwüstlichen Dinger. Glücklicherweise hatte es den Unfall überlebt.

Sie nahm es und schrieb Amy als erstes, einerseits, weil ihr Name schneller war und auch weil sie von den dreien ihre engste Freundin war.

Von Auto angefahren. Vollkommen okay. Bitte finde Elijah.

Sie drückte auf Senden und wartete. Es dauerte nur Sekunden bis sie eine Antwort bekam.

WAS!?!?!??!

Kate seufzte. Offensichtlich hatte Amy nicht gelesen, dass sie okay war. Sie schrieb zurück.

Wirklich, keine große Sache. Nichts gebrochen. Bitte bitte bitte finde Elijah.

Amys Antwort kam sofort.

Du bist ganz klar krank!! Wo bist du?

Frustriert legte Kate das Telefon neben sich aufs Bett. Sie musste unbedingt Elijah finden und ihn fragen was hier vor sich ging. Sie war sich sicher, dass er es wusste.

Dann bemerkte sie, dass die Ärzte an ihr Bett kamen. Sie hatten einen anderen gefunden, einen alten Mann mit weißem Haar und sie kamen geradlinig auf sie zu. Als sie sie auf dem Bett sitzen sahen, mit herausgezogenem Schlauch und Infusion, blieben sie abrupt stehen.

"Ist das eine Art Scherz?" fragte der weißhaarige Arzt.

Die anderen schüttelten mitfühlend den Kopf. "Ich war in der Sekunde bei ihr, als sie aus dem Krankenwagen kam. Die Sanitäter haben gesagt, dass sie keinen Puls hatte aber im Krankenwagen aufgewacht ist und geatmet hat."

"Ihr wurden zwei volle Dosen Propofol verabreicht," fügte eine anderer hinzu.

"Wie kann sie sich dann aufsetzen?" fragte der weißhaarige Arzt.

Kate wurde zunehmend frustriert bei der Art, wie sie über sie redeten anstatt mit ihr. Sie war diejenige, die eine traumatische Erfahrung hinter sich hatte und sie behandelten sie als wäre sie eine Zirkusnummer.

"Hi," sagte sie, erleichtert, dass der Schlauch ihren Hals nicht verletzt hatte. "Ich glaube ich fühle mich schon besser. Kann ich nach Hause gehen? Ich sehe nicht, warum wir meine Familie beunruhigen sollten."

Sie fing an aufzustehen, aber die Ärzte hielten sie auf dem Bett fest.

"Nein. Warte. Es tut mir leid, aber du kannst nicht gehen, bis wir dich getestet haben. Du könntest einen Hirnschaden haben."

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht habe," sagte Kate. "Soll ich das Alphabet rückwärts aufsagen oder so etwas in der Art?"

Der Arzt mit den weißen Haaren sah die anderen erstaunt an. Schließlich stellte er die Frage, die allen auf der Zunge brannte:

"Was bist du?"




KAPITEL SECHS


Kates Eltern kamen erst viele Stunden später zum Krankenhaus. Ihr Vater hatte seine Arbeit nicht früher verlassen können (oder wollte es nicht). Ihre Mutter war, obwohl sie den Anruf vom Krankenhaus bekommen hatte, "zu beschäftigt" gewesen. Es war bereits sieben Uhr abends, als jemand von ihrer Familie kam. Das Krankenhaus hatte sogar versucht Madison zu erreichen, die mit achtzehn Jahren, das nächste war, was sie an "erwachsenen" Verwandten finden konnten. Aber sie war zu beschäftigt gewesen an einem "wichtigen" Cheerleader-Wettbewerb nach der Schule teilzunehmen – ganz klar wichtiger als das Leben ihrer Schwester – und war nicht gekommen.

Währenddessen waren verschiedene Ärzte und Schwestern gekommen um Kate zu sehen und alle waren verblüfft gewesen. Letzten Endes hatten sie entschieden, dass es eine Art kranker Scherz war, dass sie den Unfall vorgetäuscht hatte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das war eine Meinung die ihre Familie teilte, als sie endlich kam.





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In VOR DEM MORGENGRAUEN (Band 1 von Gefallene Vampire) hasst die 17-jährige Kate ihr Leben. Eine Außenseiterin in ihrer eigenen Familie, niemand der sie versteht, gehasst von ihrer beliebteren und schöneren Schwester und verabscheut von ihrer kontrollsüchtigen Mutter, die ihre Schwester vorzieht. Kates einziger Trost sind ihre Freunde und ihr kluger Verstand. Doch selbst damit scheint ihr Leben dazu bestimmt zu sein in einer Sackgasse zu enden – vor allem als ihre Mutter verkündet, dass sie anstatt aufs College zu gehen zu Hause bleiben muss, um für die Studiengebühren ihrer Schwester aufzukommen. Aber eines Tages ändert sich das alles. An ihrem 17. Geburtstag verliebt sich einer der beliebten Jungs in sie. Gleichzeitig kommt ein neuer, mysteriöser Junge, Elijah an die Schule und die Verbindung zwischen ihnen ist unbestreitbar. Alles scheint sich für sie zum Guten zu wenden – als ein schrecklicher Unfall ihr Leben auf den Kopf stellt. Kate sollte sterben. Aber am Rande des Todes geschieht etwas, etwas, das sie am Leben hält, das sie in etwas verwandelt zu dem sie nie bestimmt war. Im Zwielicht zwischen Leben und Tod verwandelt sich Kate in etwas, das niemand jemals zuvor gesehen hat. Als ein Debut einer spektakulären neuen Serie voller Liebe, Verlust, gebrochenen Herzen und Erlösung, interpretiert VOR DEM MORGENGRAUEN das Vampirgenre neu. Mit Herzklopfen verursachender Spannung und Charakteren, in die Sie sich verlieben werden, wird es Sie bis spät in die Nacht wach halten, während Sie sich aufs Neue in die Fantasie verlieben. Auch von Morgan Rice erhältlich ist die 12-bändige Buchreihe DER WEG DER VAMPIRE, die mit GEWANDELT (Band 1) beginnt, einem #1 Bestseller mit über 900 Fünf-Sterne-Reviews auf Amazon – und es ist als GRATIS Download erhältlich! Erfrischend und einzigartig; es hat die klassischen Elemente von paranormalen Geschichten für junge Erwachsene.. Einfach zu lesen, aber extrem schnelllebig.. Empfohlen für jeden der paranormale Liebesgeschichten mag. Mit FSK 12 bewertet. The Romance Reviews (zu Gewandelt) Fesselt vom ersten Moment an und lässt nicht mehr los.. Die Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer das von Anfang an rasant und voller Action ist. The Paranormal Romance Guild (zu Gewandelt)

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