Книга - Das Feuerzepter

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Das Feuerzepter
Morgan Rice


„Ein starker Startschuss zu einer Serie, die eine gute Mischung aus lebhaften Protagonisten und herausfordernden Situationen bietet und nicht nur junge, sondern auch erwachsene Fantasy-Fans mit epischen Geschichten über starke Freundschaften und Feindschaften in ihren Bann zieht.“ -Midwest Book Review (Diane Donovan) (über A Throne for Sisters)

„Morgan Rices Ideenreichtum ist grenzenlos!“ -Books and Movie Reviews (über A Throne for Sisters)

Von der Fantasy Bestsellerautorin Morgan Rice kommt eine neue Serie für junge – und auch erwachsene Leser! Fans von Harry Potter und Percy Jackson aufgepasst!

In DAS FEUERZEPTER: OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER (BUCH VIER) wird der zwölfjährige Oliver Blue auf eine wichtige Mission geschickt, um die Schule für Seher zu retten. Er muss in die Vergangenheit reisen, um im Florenz des Jahres 1592 das Artefakt zu finden, das sie alle erlösen kann. Doch das Geheimnis wird von niemand geringerem als Galileo höchstpersönlich bewacht. Oliver sucht nach einem der größten Wissenschaftler und Erfinder aller Zeiten – dem Mann, der nicht nur das Teleskop erfunden, sondern auch mehrere Planeten entdeckt hat. Und wieder stellt sich die Frage: Ist auch er ein Seher? Und hat er noch andere Geheimnisse?

Sein Bruder Chris, der stärker ist als je zuvor, ist weiterhin fest entschlossen, Oliver endlich zu vernichten. Diesem wird bald klar, dass es sich um ein Wettrennen gegen die Zeit handelt: Das Schicksal der Schule – und der Welt – steht auf dem Spiel. Die mitreißende Fantasy-Geschichte DAS FEUERZEPTER bildet den vierten Teil einer fesselnden neuen Serie voller Magie, Liebe, Humor, Sehnsucht, Schicksal und spannenden Wendungen. Die Geschichte von OLIVER BLUE wird auch Sie bezaubern und bis tief in die Nacht hinein fesseln.

Buch #5 in der Reihe wird auch bald erhältlich sein!

„Der Beginn einer bemerkenswerten Geschichte.“ – San Francisco Book Review (über A Quest of Heroes)





Morgan Rice

Das Feuerzepter



Copyright © 2018 by Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer mit Genehmigung unter dem U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Veröffentlichung vervielfältigt, weitergegeben oder in jedweder Form durch jegliche Mittel übertragen oder in einer Datenbank oder einem Speichersystem gespeichert werden, ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors. Dieses eBook ist rein für Ihre persönliche Unterhaltung lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Leser weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch gerne mit anderen Personen teilen möchten, erwerben Sie bitte eine weitere Kopie für jeden weiteren Leser. Wenn Sie dieses eBook lesen ohne eine eigene Kopie erworben zu haben, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch beruht auf Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Gegebenheiten sind entweder vom Autor ausgedacht oder fiktional verwendet. Jede Ähnlichkeit zu real existierenden Personen, lebend oder verstorben, ist absolut zufällig. Coverbild Copyright DreamcatcherDiana, lizenziert durch Shutterstock.com.



Morgan Rice

Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com (http://www.morganricebooks.com/) und registrieren Sie sich für ihre E-Mail-Liste. Sie erhalten dafür ein kostenloses Buch und Extra. Downloaden Sie auch die kostenlose App und erhalten Sie die neusten Neuigkeiten über Facebook und Twitter!


Resonanz auf Morgan Rice



„Wenn Sie dachten, dass es nach dem letzten Teil von THE SORCERER’S RING keinen Grund mehr gibt, weiterzuleben, dann haben Sie falsch gedacht. Mit RISE OF THE DRAGONS hat Morgan Rice den Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Romanreihe geschaffen, in der er uns in eine Fantasy-Welt voller Trolle und Drachen, Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie und Vertrauen versetzt. Wieder hat Morgan es geschafft, ein starkes Set von Protagonisten zu erschaffen, das den Leser mit jeder Seite aufs Neue überzeugt… Diese Romanreihe ist für jede Büchersammlung überzeugter Fantasy-Leser absolut empfehlenswert.“

    – Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos



„Action-geladene Fantasy, die allen Fans von Morgan Rice Geschichten definitiv gefällt, aber auch Fans von Werken wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini… und Fans von Young Adult Fiction werden dieses neueste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln.“

    – The Wanderer, Ein Literaturjournal (über Rise of the Dragons)



„Fantasy mit Geist, bei der auch Elemente von Mystery und Intrigen in die Storyline verwoben sind. In A Quest of Heroes geht es um Courage und um die Erkenntnis, dass der Sinn des Lebens in persönlicher Entfaltung, Reife und Vortrefflichkeit besteht… Für alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer lieben, bieten die Protagonisten, die einzelnen Elemente und die Action eine lebhafte Mischung von Begegnungen, die sich um Thors Entwicklung von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen drehen, dessen Überleben schier unmöglich scheint… Der Beginn einer vielversprechenden, epischen Reihe für junge Erwachsene.“

    – Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer



„THE SORCERER’S RING besitzt alle Zutaten für einen unmittelbaren Erfolg: Plots und Gegenplots, Mystery, tapfere Ritter, aufblühende Beziehungen und gebrochene Herzen, Täuschung und Betrug. Dieses Buch unterhält den Leser über Stunden hinweg und findet Anklang bei allen Altersgruppen. Für jede Fantasy-Sammlung nur zu empfehlen.“

    – Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos



„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe THE SORCERER’S RING (derzeit bestehend aus vierzehn Teilen) stellt Rice dem Leser den vierzehnjährigen Thorgrin „Thor“ McLeod vor, der davon träumt, der Silbernen Legion beizutreten – eine elitäre Gruppe von Rittern, die dem König dienen… Rices Schreibstil ist solide, die Ausgangssituation fesselnd.“

    – Publishers Weekly


Bücher von Morgan Rice

DIE INVASIONSCHRONIKEN

ÜBERMITTLUNG (Buch #1)

ANKUNFT (Buch #2)

STEIGFLUG (Buch #3)



DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)

NUR DEN TAPFEREN (Buch 2)

NUR DEN ERWÄHLTEN (Buch 3)



EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (Buch #1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (Buch #2)

EIN LIED FÜR WAISEN (Buch #3)

EIN KLAGELIED FÜR PRINZEN (Buch #4)

EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (Buch #5)

EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (Buch #6)



FÜR RUHM UND KRONE

SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2)

RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (Buch 4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (Buch 6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8)



VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)

DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)

EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)



DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Buch 1)

MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)

FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)

KAMPF DER EHRE (Buch 4)

SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)

RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)

GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)

HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)

MEER DER SCHILDE (Buch 10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)

LAND DES FEUERS (Buch 12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)

DER EID DER BRÜDER (Buch 14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)

DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)



DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)

ARENA ZWEI (Buch 2)

ARENA DREI (Buch 3)



GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)



DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Buch 1)

VERGÖTTERT (Buch 2)

VERRATEN (Buch 3)

BESTIMMT (Buch 4)

BEGEHRT (Buch 5)

VERMÄHLT (Buch 6)

GELOBT (Buch 7)

GEFUNDEN (Buch 8)

ERWECKT (Buch 9)

ERSEHNT (Buch 10)

BERUFEN (Buch 11)

BESESSEN (Buch 12)



Wussten Sie, dass ich mehrere Serien geschrieben hat? Wenn Sie noch nicht alle kennen, klicken Sie einfach auf einen der Titel und holen Sie sich den Serienauftakt!








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Prolog


Oliver blickte ungläubig in Esthers Augen. Mit jeder Sekunde, die verging, wurden sie grüner. Die Macht des Elixiers restaurierte ihre Gesundheit.

„Du hast mich gerettet, Oliver“, sagte sie mit glitzernden Augen.

Sie löste sich aus seiner Umarmung und stand auf. Oliver folgte ihrem Beispiel, während er sie noch immer wie ein Gespenst anstarrte. Noch vor einigen Tagen war sie dem Tod so nahe gewesen. Jetzt stand sie da, groß und stark, und sah hübscher und strahlender aus als je zuvor. Sie schien sogar fast zu leuchten.

„Esther?“, rief Ralph.

„Wow…“, murmelte Walter.

„Du glühst ja“, stotterte Simon. Seine hellblauen Augen waren rund wie Monde.

„Was war da drin?“, fragte nun auch Hazel, die das Glasgefäß betrachtete, in dem sie das Elixier transportiert hatten.

Doch bevor Oliver etwas sagen konnte, brachte ein plötzliches, erdbebenähnliches Ruckeln ihn zurück ins Hier und Jetzt.

Er erinnerte sich daran, dass er sich in der Schule für Seher befand, die aus Gründen, die er nicht verstand, heftig wackelte und um sie herum in sich zusammenfiel.

Er blickte durch den Gang zum Hauptatrium. Hunderte, schmuddelig aussehende, Seher-Schüler rannten durch die Halle. Sie waren verletzt oder mit dem Schmutz der zerbröselnden Wände bedeckt. Doktor Ziblatt trieb sie in Professor Amethysts Arme.

Da realisierte Oliver, was vor sich ging. Professor Amethyst hatte das versteckte Zeitreisen-Portal im Kapok-Baum aktiviert, ein wirbelnder Vortex klaffte in der Mitte. Die Seher-Schüler eilten ins Innere und sausten zu einem unbekannten Ziel.

Die Schule wurde evakuiert.

„Das sind die letzten!“, rief Doktor Ziblatt. Ihr weißer Laborkittel war voller Schmutz. „Die Schule ist leer.“

„Dann los!“, rief Professor Amethyst.

Sie sah ihn an, Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie drückte seine Hand. „Viel Glück, Sir. Ich hoffe, Sie auf der anderen Seite wiederzusehen.“

Der alte Schulleiter nickte. Dann sprang Doktor Ziblatt in den wirbelnden Vortex und verschwand.

Oliver konnte nicht glauben, was vor sich ging. Er hatte gewusst, dass die Aktivierung des Elixiers mit unvorhersehbaren Resultaten einhergehen würde – aber nicht in einer Million Jahren hätte er gedacht, dass seine geliebte Schule zerfallen könnte! Die Schule für Seher hatte doch den Ruf, unzerstörbar zu sein! Das hatte er zumindest immer gedacht. Aber sein Einmischen in die Zeitachsen und den Lauf der Geschichte hatten einen unerwarteten, zerstörerischen Effekt. Er hatte Esther gerettet – aber zu welchem Preis?

Da erblickte Professor Amethyst sie im Korridor. „Schnell!“, rief er und winkte Oliver und seine Freunde zu sich neben den Vortex des Kapok-Baums.

Oliver blickte über seine Schulter zu seinen Freunden – Walter, Simon, Hazel und Ralph. Die besten Freunde, die ein Junge sich wünschen konnte.

„Die Schule fällt in sich zusammen“, stotterte er ungläubig und seine Kehle wurde eng. Nicht die Schule für Seher. Nicht sein Zufluchtsort. „Wir müssen evakuieren.“

„Dann los“, sagte Hazel, die damit kämpfte, während dem Beben aufrecht stehen zu bleiben.

Die Wände wackelten und ruckelten, als sie den Korridor entlang in Professor Amethysts Richtung liefen. Das Beben war so heftig, dass das Gehen dem Waten durch Molasse ähnelte.

Zentimeter für Zentimeter kam die Gruppe dem Portal zur Sicherheit näher. Doch als sie gerade mal eine Armlänge vom Kapok-Baum entfernt waren, hörten sie ein lautes Krack von oben.

Oliver keuchte und sah hinauf. Einer der riesigen Äste des Kapok-Baums hatte sich vom Stamm gelöst und fiel nach unten. Geradewegs auf Esther zu!

Ohne auch nur eine Nanosekunde darüber nachzudenken, sprang Oliver nach vorne und schob Esther aus dem Weg. Sie landeten mit einem schmerzhaften Knirschen auf dem Boden, Olivers Körper auf ihrem. Der Ast landete neben ihnen, der mitgebrachte Schutt regnete auf sie herunter.

Esther hustete und schielte unter ihren Armen hervor. „Danke“, quietschte sie. Dann hustete sie erneut, als der feine Puder der bröselnden Wände in ihre Atemwege gelangte.

Da hörte Oliver Professor Amethysts Aufschrei. „NEIN!“

Oliver sah auf, blinzelte durch die Staubwolke hindurch und erkannte, dass der wirbelnde Vortex verschwunden war. Stattdessen spaltete ein riesiger Zickzackriss den gesamten Stamm des Kapok-Baums. Das Zeitportal war zerstört.

Und jetzt? Oliver dachte fieberhaft nach, während er sich auf die Füße zog.

Wenn sie es in die sechste Dimension schaffen konnten, hatten sie vielleicht eine Chance. Aber die befand sich ganz oben im Erdgeschoss der Schule, während sie fünfzig Stockwerke unter dem Boden weilten.

Oliver war verzweifelt.

Professor Amethyst eilte auf sie zu. „Schnell. Kommt. Kommt schon“, sagte er winkend.

Oliver hatte den Schulleiter noch nie so außer sich gesehen. So verängstigt. Das verdeutlichte nur noch mehr, wie fatal ihre Situation wirklich war.

Die Gruppe eilte hinter Professor Amethyst her. Der ältere Mann führte sie einen Korridor entlang, der ebenfalls mit einem X gekennzeichnet war und damit für Schüler verboten. Oliver hatte keine Ahnung, wo er hinführte und wie Professor Amethysts Plan aussah. Aber er hatte seinem Schulleiter immer vertraut. Sein Mentor hatte ihn nie enttäuscht.

Sie rannten durch den Korridor. Das Beben war nun so stark, dass Oliver meinte, seine Zähne rasseln zu hören. Es war, als stünden sie neben einem Pressluftbohrer. Er konnte es mit jeder Faser seines Körpers spüren.

Endlich erreichten sie das Ende des Ganges. Vor ihnen war eine Tür. Sie ähnelte der, durch die sie gereist waren, um aus Leonardo da Vincis Werkstatt zurück zur Schule zu gelangen. Leonardo hatte ihnen dabei geholfen, das kostbare Elixier herzustellen, mit dem sie Esther geheilt hatten. Das Elixier, dachte Oliver bitter. Das Elixier, das diese katastrophale Reaktion ausgelöst hatte.

Professor Amethyst öffnete schwungvoll die Tür. Der Wind schien Oliver zu sich zu ziehen. Er nahm Esther bei der Hand, Ralph packte ihn an der anderen. Er sah sich um und entdeckte, dass seine Freunde sich allesamt aneinander festhielten. Walter an Simon, Simon and Ralph und so weiter. Sie bildeten eine Kette und vereinigten ihre Stärke um der Kraft des Windes entgegen zu wirken.

„Du musst springen!“, rief Professor Amethyst.

Oliver sah durch die geöffnete Tür. Es war stockdunkel.

„Wohin bringt es uns?“, rief er zurück.

Der Wind schob ihm sein blondes Haar in die Augen. Er bemerkte, dass er zitterte. Esther drückte seine Hand fester.

„Los!“, schrie der Schulleiter.

Oliver schielte schnell zu seinen Freunden. Er realisierte, dass sie darauf warteten, dass er sie anführte. Darauf, dass er zuerst sprang. Er musste mutig sein und ihnen den Weg zeigen.

Oliver schluckte die Nervosität herunter. Er ließ Esther und Ralph los und warf sich in die Dunkelheit.




Kapitel eins


In der schwarzen Leere des Nichts spürte Christopher Blue einen Sog, der sich vielleicht mit der Anziehungskraft von Magneten vergleichen ließ. Es war ein furchtbares Gefühl und eines, an das er sich bereits schmerzhaft gewöhnt hatte. Das Gefühl der Zusammensetzung seiner Atome. Er wusste, was als nächstes kam, sobald er wieder seine menschliche Form eingenommen hatte: das ziehende, reißende, qualvolle Gefühl des Auseinandergezogen-Werdens. Atom für Atom. Immer wieder und wieder. Wie oft hatte er das nun schon durchlebt? Hundert Mal? Millionen Mal? Befand er sich seit Tagen oder seit Jahren in diesem endlosen, furchtbaren Kreislauf? Er wusste es nicht. Sein Leben bestand aus dem immerwährenden Drücken und Ziehen des Nichts, dem einnehmenden Gefühl des Hasses – und dem Namen Oliver.

Oliver. Sein Bruder. Das Objekt seiner tiefen Abscheu. Der Grund, weswegen er hier gelandet war.

Er war allein im Nichts. Es gab keine Geräusche. Kein Licht. Nur den schrecklichen Kreislauf, der seine Atome auseinanderzog und wieder zusammenfügte. Doch Chris hatte seine Erinnerungen und die wiederholten sich so oft wie das Zerreißen seiner Atome. Er dachte an Oliver. An seinen Moment der Feigheit im alten Italien, als ihm klar wurde, dass er ihn nicht töten konnte. Und er dachte an die Portale, die immer näherkamen, ihm schließlich die Extremitäten vom Körper rissen und ihn an einen Ort zwischen den Zeiten schickten. Er verweilte in diesen Erinnerungen während er den schmerzhaften Prozess wieder und wieder durchlitt.

Plötzlich veränderte sich etwas. Da war ein Licht.

Licht? Chris dachte nach.

Er hatte fast vergessen, dass so etwas existierte.

Aber es war da. Hell. Ein Glühen. Ein blendendes Licht, das in den Augen weh tat. Wie lange war es her, seitdem er zum letzten Mal Licht gesehen hatte? Zwanzig Sekunden? Zwanzig Jahre? Beide Antworten klangen für Chris absolut plausibel.

Das Licht wurde immer heller und im nächsten Moment war es überall. Die Dunkelheit, die seine Wirklichkeit gewesen war, wurde durch dieses plötzliche Licht ausgetauscht. Und dann, mit einem zischenden Geräusch, das aus allen Richtungen zu kommen schien, war Chris plötzlich irgendwo. Nicht mehr nirgendwo, sondern irgendwo. An einem Ort mit Steinfliesen auf dem Boden, die kalt an seinen Bauch drückten, und einem Geruch in der Luft, der ihn an ein altes, feuchtes Schloss erinnerte. Chris hatte Gerüche, genauso wie Licht, vollkommen vergessen. Dasselbe galt für Berührungen. Und trotzdem waren all diese Sinneswahrnehmungen plötzlich wieder da.

Die Fliesen an seinem Bauch waren hart im Vergleich zu seinem fleischigen Körper. Die Luft war kühl und er fühlte eine leichte Brise auf seiner Haut.

Körper! Dachte Chris. Haut!

Lachend hielt Chris seinen Oberkörper fest, strich mit seinen Händen darüber. Er spürte seine Rippen und sein Schlüsselbein und all das schwammige Fleisch. Er lachte wieder, als ihm dämmerte, dass er sich nicht mehr in der Leere des Nichts befand, wo er als verstreute Teilchen herumgeschwebt war. Nein, er war wieder ein Ganzes. Und dieses Ganze befand sich in der Wirklichkeit.

Jetzt musste er nur noch herausfinden, in welche Wirklichkeit er befördert worden war.

Er richtete sich in eine sitzende Position auf und sah sich um. Der Raum sah vertraut aus. Rote Wände, die wie frisches Blut aussahen. Ein großer hölzerner Thron. Ein Sitzungstisch aus Eiche. Eine hohe, gewölbte Decke. Eine Glasvitrine voller Waffen und Ampullen. Ein Fenster, durch das graues Licht hereingefiltert wurde.

Er stand mit wackeligen Beinen auf und ging zum Fenster. Es überblickte ein mit Gras bewachsenes Feld, das sich bis zu einer Baumreihe ausdehnte. Wie schwarze Silhouetten standen die Bäume am Horizont.

Gras! Chris war begeistert. Bäume!

All das hatte er vergessen. Der Anblick schickte eine Welle der Freude durch seinen Körper. Sein Lachen wurde hysterisch.

„Christopher Blue“, ertönte eine kalte, weibliche Stimme.

Keuchend drehte sich Chris auf seinen Zehenspitzen um. Eine Frau stand im Zimmer. Eine finster dreinblickende Frau, die einen langen schwarzen Umhang trug, der bis zum Boden reichte. Ihre Arme waren verschränkt.

Mit einer plötzlichen Grausamkeit kam ihr Name zu ihm zurück: Madame Obsidian.

Schreckliche Angst durchfuhr ihn. Er stolperte nach hinten, bis er gegen die Steinmauer stieß und sich nicht weiter zurückziehen konnte.

„Sie…“, stammelte er. „Sie haben mich gefoltert!“

Jetzt kam alles zurück.

„Das war deine Strafe“, sagte Madame Obsidian ohne auch nur den kleinsten Funken Reue zu zeigen. „Weil du mich enttäuscht hast. Weil du meinen ausdrücklichen Befehl verweigert hast. Ich kann es wieder tun. Wann immer ich möchte.“

Chris schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, am Rande der Verzweiflung zu sein. Allein das Wissen, zurück an den Ort der Turbulenzen, der unendlichen Qual, zurückgeschickt werden zu können, brachte ihn um den Verstand.

„Bitte nicht“, bettelte er und fiel auf die Knie. „Bitte schicken Sie mich nicht zurück.“

„Steh auf du wehleidiges Wesen“, sagte Madame Obsidian. „Betteln wird dich nicht retten.“

„Was wird mich retten?“, fragte er verzweifelt und stand auf. „Was kann ich tun, um nie wieder an diesen Ort zurückkehren zu müssen?“

„Folge meinen Anweisungen“, antwortete sie. „Und töte Oliver Blue.“

Oliver…

Der Name hatte ihn in seiner Zeit im Nichts stets begleitet. Oliver, sein kleiner Bruder. Jahrelang hatte er ihn gehasst. Hatte nichts mehr wollen, als ihm weh zu tun, ihn leiden zu sehen. Und dann, aus Gründen, die er nicht länger verstand, war er in letzter Sekunde zurückgeschreckt. Als Oliver ihm endlich ausgeliefert war, hatte er seine Meinung geändert und ihn gehen lassen.

Aber Chris realisierte nun, dass er seine Meinung nicht nochmal ändern würde. Er hatte keinen Funken von Mitgefühl mehr übrig. Nicht für Oliver. Nicht für irgendjemanden. Seine Zeit im Nichts hatte jedes positive Gefühl, das er je gehabt hatte, ausgelöscht. Zurück blieben lediglich Wut, Angst und Hass.

„Ich werde Sie nicht nochmals enttäuschen“, sagte Chris. „Ich werde Oliver Blue vernichten.“




Kapitel zwei


Olivers Magen drehte sich um. Er hasste das Gefühl des Portalreisens. Egal wie oft er diesen Prozess auch mitmachte – es war immer unangenehm.

Flackernde, lila Lichter blendeten ihn. Ein Geräusch, das an krachende Wellen erinnerte, schmerzte in seinen Ohren. Und die ganze Zeit sah er hektisch hinter sich, um nach seinen Freunden Ausschau zu halten. Verzweifelt suchte er nach Beweisen dafür, dass auch sie gesprungen und ihm durch das Portal gefolgt waren. Etwas, das belegte, dass sie der Schule für Seher entkommen waren, bevor diese kollabierte.

Da sah er Hazels toffeefarbenes Haar. Erleichterung durchströmte ihn. Sie strampelte im Vortex und wurde wie ein Stück Treibgut in der Brandung hin und her gewirbelt. Dann erblickte er auch Ralph, sein schwarzes Haar wehte in alle Richtungen, seine langen, dünnen Extremitäten paddelten wie ein Hund, der krampfhaft versuchte, über Wasser zu bleiben.

Oliver sah zu, wie Ralph neben Hazel auftauchte und sie es schafften, sich aneinander festzuhalten. Sie erinnerten ihn an synchronisierte Fallschirmspringer. Natürlich ohne Fallschirme und den Elementen ausgeliefert. Wie Federn in einem Tornado wurden sie herumgewirbelt.

Obwohl Oliver erleichtert war, Hazel und Ralph zu sehen, gab es noch immer kein Zeichen von Walter, Simon oder Esther. Oliver betete, dass sie es rechtzeitig durch das Portal geschafft hatten. Vor allem Esther. Es wäre viel zu grausam, wenn das Universum sie ihm jetzt wegnehmen würde, nach allem was sie durchgemacht hatten, um ihr Leben zu retten.

„Hazel!“, schrie Oliver über den lauten, zischenden Wind hinweg. „Ralph! Hier drüben!“

Trotz des tosenden Windes erreichte Olivers Stimme seine Freunde. Sie blickten beide zu ihm und in ihren verängstigten Augen erkannte er ein kurzes Flackern der Erleichterung.

„Oliver!“, rief Hazel.

Oliver war überrascht, sie so laut und deutlich zu hören. Er hatte erwartet, dass ihre Stimme vom Wind verschluckt werden würde, wie es normalerweise beim Portalreisen geschah. Er fragte sich, was dieses Mal anders war. Vielleicht handelte es sich um eine andere Art von Portal. Professor Amethyst hatte es schließlich unter größtem Druck heraufbeschworen.

Mithilfe seiner Arme schwamm Oliver wie beim Brustschwimmen zu seinen Freunden. Er griff nach ihnen und sie hielten einander fest.

„Wo sind die anderen?“, rief Ralph und sah sich verstohlen um.

Oliver schüttelte den Kopf, der kräftige Wind schob sein dunkelblondes Haar in seine Augen. „Ich weiß es nicht. Ich kann sie nicht sehen.“

Er streckte seinen Hals aus und versuchte in den schwarz-lila Wirbeln etwas zu erkennen, das auf Walter, Simon oder Esther hindeuten könnte. Nichts. Er konnte sie nicht sehen und der Gedanke erfüllte ihn mit Angst. Waren sie überhaupt in das Portal gesprungen? Steckten sie womöglich in der in sich zerfallenden Schule fest? Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Esthers Leben mithilfe des Elixiers gerettet zu haben, nur um sie dann Momente später an die kollabierende Schule zu verlieren. Warum hatte er sie nicht festgehalten, als er in den Vortex gesprungen war?

„Oliver, kannst du mich hören?“, ertönte Professor Amethysts Stimme plötzlich aus dem Nichts.

Schock überkam Oliver. Seine Augen wurden groß vor Überraschung. Er sah sich um, konnte den Schulleiter aber nirgendwo sehen. Es klang so, als spräche Professor Amethyst aus einer anderen Dimension mit ihm.

Besorgt, dass er verrückt geworden war, drehte er sich zu den anderen. „Habt ihr das gehört?“, fragte er, während der Wind weiter auf sie einschlug.

„Ja“, keuchte Hazel. „Es ist Professor Amethyst. Aber wo ist er?“

„Ich habe keine Ahnung“, stammelte Oliver zur Antwort.

„Hör zu“, fuhr der Schulleiter fort. Seine Stimme schien von überall gleichzeitig zu kommen. „Das ist sehr wichtig.“ Er sprach eilig mit einer dringenden und beharrlichen Stimme. „Die Schule für Seher fällt in sich zusammen und es gibt nur einen Weg, sie zu retten. Du musst das Feuerzepter finden.“

Das Feuerzepter? Oliver dachte nach und versuchte in seinem Kopf nach Hinweisen zu suchen. Doch es gab keine. Er hatte noch nie vom Feuerzepter gehört.

„Was ist das?“, rief er in den Vortex. Er wusste nicht, wohin er seine Stimme richten sollte, da er keine Ahnung hatte, wo sich der Professor befand. „Wo finden wir es?“

Als der Professor dieses Mal sprach, klang seine Stimme verzerrt. Es war, als spräche er in ein Handy mit schlechtem Empfang. Seine Worte waren abgehakt. „Im Laufe der Zeit verloren…“

„Tut mir leid, was haben Sie gesagt?“, rief Oliver verzweifelt.

Stille.

„Professor?“, versuchte Oliver es erneut. „Ich kann Sie nicht hören!“

Doch plötzlich lenkte Ralph seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Sein Freund zog wie wild an seinem Arm.

„Oliver, schau“, sagte Ralph.

Oliver drehte seinen Kopf über die Schulter nach hinten. Der Anblick, der ihn erwartete, durchflutete seinen ganzen Körper mit Erleichterung. Es waren Esther, Walter und Simon. Endlich!

Die drei hielten einander fest, genau wie Oliver, Ralph und Hazel es taten. Oliver war erleichtert, dass sie es aus der Schule herausgeschafft hatten und dass sie diese neue Aufgabe nun gemeinsam lösen konnten. Was auch immer die Aufgabe war…

Oliver wollte gerade Hazel und Ralph darum bitten, mit ihm zu den anderen zu ‚schwimmen‘, als er erneut die Stimme des Schulleiters vernahm.

„Oliver?“, rief Professor Amethyst. „Kannst du mich hören?“

„Ja!“, rief Oliver. „Das kann ich! Erzählen Sie mir von dem Feuerzepter!“

„Es ist verloren gegangen“, sagte der Schulleiter. „Ich weiß nicht, wo. Ich weiß nicht, wann.“

Oliver spürte, wie seine Eingeweide sich zusammenzogen. Wenn der Professor nicht wusste, an welchem Ort und in welcher Zeit sich das Feuerzepter befand – wohin schickte das Portal sie dann? Vielleicht fühlte es sich deshalb nicht wie ein normales Zeitportal an. Es hatte noch kein Ziel!

Der Gedanke bereitete Oliver Sorgen. Doch wie immer, wenn die Dinge zu bedrohlich erschienen, erinnerte er sich an Professor Amethysts unendliche Weisheit. Oliver vertraute seinem Mentor mit seinem Leben. Er wusste, dass der Schulleiter ihn niemals unzumutbar gefährden würde.

„Wie sollen wir es finden?“, rief Oliver Professor Amethyst zu, von dem er nun vermutete, dass er sich noch immer in der Schule für Seher befand. Er schien seine Stimme durch den Vortex zu projizieren, der sie gerade zwischen Ort und Zeit festhielt, statt sie hindurch zu transportieren.

„Ich habe es auf zwei Möglichkeiten eingegrenzt“, schrie der Professor. „Die erste…“

Aber seine Stimme wurde wieder ausgeblendet.

Oliver wurde immer hektischer. Er musste wissen, wo seine Reise hinführte! Er musste wissen, weshalb! Er brauchte die Führung seines Mentors, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, das Feuerzepter zu finden und die Schule für Seher zu retten!

„Professor!“, rief er in die wirbelnde Leere. „Professor? Professor!“

Doch wieder blieb es zur Antwort still.

Er sah zu Hazel und Ralph, die ihn noch immer fest an den Oberarmen hielten. Sie sahen so verzweifelt aus wie Oliver sich fühlte.

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit wuchs in seinem Bauch. Wie sollte er je das Feuerzepter finden, wenn er nicht einmal wusste, wohin er ging und wohin er gehen sollte?

Doch dann fiel ihm etwas ein. Der Bronze-Kompass, den Professor Nightingale in Harvard ihm gegeben hatte, befand sich noch immer in der Brusttasche von Olivers Overall. Es war ein uraltes Stück Seher-Technologie und eine der unzähligen Erfindungen, die den Sehern beim Schutz des Universums vor zeitreisenden, bösen Sehern behilflich waren. Vielleicht konnte der Kompass ihm Hinweise geben und ihn durch seine Aufgabe lotsen.

Oliver griff in die große Vordertasche und fühlte, wie seine Finger das kalte Metallgehäuse berührten. Er zog das handflächengroße Gerät heraus. Obwohl er im Wind unglaublich zitterte, konnte er ausmachen, dass der Hauptzeiger auf ein Flammensymbol gerichtet war.

„Oh nein!“, schrie Hazel plötzlich.

Oliver sah von seinem Kompass auf und bemerkte, dass ihre grauen Augen groß vor Sorge waren. Er blickte nach vorne und sah das Seltsamste, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Das Portal teilte sich in zwei verschiedene Tunnel!

Oliver keuchte. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Zeitreiseportale waren schon bewusstseinsverändernd genug. Dass der Tunnel sich nun vor ihnen spaltete, war verwirrend. War es dabei, sich zu destabilisieren? Riss es vor ihren eigenen Augen auseinander?

Aber nein. Oliver fügte die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. Professor Amethyst hatte gesagt, dass sich das Zepter an einem von zwei möglichen Orten befinden konnte. Nun rasten er, Ralph und Hazel auf einen Tunnel zu, während Esther, Simon und Walter geradewegs auf den anderen zuschossen.

„Oh!“, rief Oliver und seine Brust zog sich zusammen, als er die schmerzhafte Entdeckung machte. „Professor Amethyst trennt uns in zwei Gruppen!“

Alles geschah so schnell. Bevor Oliver Zeit hatte, die seltsamen Geschehnisse zu verstehen, lagen die Tunnel bereits vor ihnen und sie taumelten auf die Eingänge zu. Er, Hazel und Ralph zu einem. Esther, Simon und Walter zum anderen. Gemeinsam mit Hazel und Ralph würde er an einem Ort im Laufe der Zeit landen, während die anderen drei irgendwo anders ausgespuckt werden würden. In einer anderen Zeit. Einem anderen Ort. Vielleicht sogar in einer anderen Dimension.

Oliver konnte das kaum ertragen. Er hatte Esther gerade erst zurückbekommen und nun wurde sie schon wieder von ihm fortgerissen. Plötzlich spürte er ein Gefühl der Wut gegenüber Professor Amethyst, da dieser ihm dieser unnötigen Qual aussetzte.

Sein Instinkt, das Mädchen zu beschützen, das er liebte, brachte Oliver dazu, den Kompass in den rechten Tunnel zu werfen, dem die taumelnden Körper von Esther, Simon und Walter folgten. Er selbst flog in den linken Tunnel und war schließlich außer Sichtweite.

Wohin führt ihr Tunnel? Oliver war nervös. Und wohin führt unserer?

Es gab keine Möglichkeit, es herauszufinden. Genauso wenig konnte er wissen, ob er Esther, Walter und Simon je wiedersehen würde. Ein Team würde hoffentlich das Feuerzepter finden. Das andere? Oliver konnte nur raten.

Eines war sicher: Das Feuerzepter war der Schlüssel zur Rettung der Schule für Seher. An welchem Ort und in welcher Zeit das Portal ihn auch ausspucken würde – Simon und Walter würden nicht dort sein.

Und Esther auch nicht.




Kapitel drei


Schreiend wurde Esther aus dem Vortex katapultiert und flog durch die Luft. Hart landete sie auf dem Boden, rollte weiter und wirbelte eine Staubwolke auf.

„Uff“, rief sie, als sie endlich zum Stillstand kam.

Benommen und zerschrammt setzte sich auf und sah sich um. Es war ein auffallend heißer und sonniger Tag. Sie befand sich in einer Art Wüste, um sie herum war außer einigen wenigen, dürren Büschen kaum etwas zu sehen.

Einige Kilometer von dem Punkt, wo das Portal sie ausgespuckt hatte, erblickte sie in der Ferne die Zeichen einer geschäftigen Stadt. Sie sah die Türmchen einer Burg und die Spitze einer Synagoge. Hinter der Stadt ragten zahllose Berge und ein Kieferwald auf.

Bevor sie die Möglichkeit hatte, herauszufinden wann (und wo) sie war, hörte sie ein Schreien von hinten, das immer lauter wurde.

Sie drehte sich um und beobachtete, wie Simon durch den Vortex geschleudert wurde. Walter war direkt hinter ihm.

Beide flogen sie durch die Luft bis sie auf den trockenen Wüstenboden prallten. Esther zuckte zusammen, als sie dabei zusah, wie sie über den harten Boden rollten.

„Au!“, stöhnte Walter.

Endlich hielten sie, inmitten einer Staubwolke, an.

Esther sprang auf und rannte zu ihnen. Als der Staub langsam verschwand, sah sie ein verschlungenes Wirrwarr aus Armen und Beinen.

Esther erreichte das Knäuel und griff nach einer Hand. Sie fand Simons und zog daran. Die Jungs schafften es, sich voneinander zu lösen und mit Esthers Hilfe setzte Simon sich schließlich auf.

„Du meine Güte“, sagte er japsend. „Das war eine ziemlich ungemütliche Reise.“

Walter zog seinen Arm unter Simons Körper hervor. „Das kannst du laut sagen.“

Er rieb sich den Kopf und blickte dann zum Portal hinüber. Esther folgte seinem Blick und sah, dass das lilafarbene, elektrische Knistern verschwunden war. Mit einem Zipp schloss sich das Portal. Dann wurde es still.

Walter blinzelte schnell. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. „Wo sind die anderen?“, fragte er.

„Oh!“, rief Esther, die sich plötzlich daran erinnerte, dass Oliver, Hazel und Ralph in Richtung des linken Tunneleingangs geschlittert waren, während sie und die anderem im rechten verschwanden. Sie fühlte einen tiefen Schmerz in ihrem Herzen. „Sie sind in die andere Richtung gegangen.“

Simon und Walter tauschten einen mitleidigen Blick.

Aber Esther wollte ihr Mitleid nicht. Und sie brauchte es auch nicht. Seitdem sie das Elixier getrunken hatte, fühlte sie sich so gut wie nie zuvor. Ihr Verstand war schärfer, ihre Sinne wachsamer. Sie fühlte sich so gesund wie noch nie. Das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, sich mit negativen Gedanken zu befassen.

Sie klopfte den Staub von ihrer Kleidung und sah sich um. „Okay. Wir müssen los. Professor Amethyst meinte, dass eines der Portale uns zum Feuerzepter bringen wird. Es gibt also keine Zeit zu verlieren.“

„Warte, warte“, sagte Simon in seiner gezierten, viktorianischen Stimme. „Warum nehmen wir uns nicht einen Moment, um uns zu sammeln?“

Esther konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. Sie wusste, dass er nicht die holprige Reise durch das Portal meinte. Er bezog sich auf ihre Nahtoderfahrung und das Lebenselixier, das sie getrunken hatte, um ihre Gesundheit zurück zu gewinnen. Noch vor Minuten war sie dem Tod so nahe gewesen. Aber darüber wollte sie jetzt nicht wirklich sprechen. Sie wollte nicht einmal daran denken. Nicht, wenn sie die Mission hatten, die Schule zu retten.

„Hast du den Schulleiter nicht gehört?“, wiederholte sie. „Wir müssen das Feuerzepter finden.“

Die Jungs tauschten einen weiteren besorgten Blick aus.

„Wir haben es gehört“, sagte Walter. „Und ich verstehe, dass du sofort loslegen willst.“

„Aber du hast eine ziemliche Tortur hinter dir“, fügte Simon hinzu.

„Und wenn du Zeit brauchst…“, fuhr Walter fort.

„Oder jemanden zum Reden…“

„Eine Schulter zum Anlehnen…“

Esther schüttelte den Kopf und hob ihre Hände, um sie zum Aufhören zu bewegen. „Jungs. Mir geht es gut. Ihr braucht mich nicht anzusehen, als bestünde ich aus Porzellan und könnte jeden Moment auseinanderbrechen. Ich bin okay. Besser als okay. Ich lebe. Und jetzt will ich dieses Zepter finden und die Schule retten. Können wir das tun? Bitte?“

Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass Oliver schon wieder von ihr losgerissen worden war. Gerade als sie endlich vereint waren, hatte das Schicksal sie erneut getrennt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sie ihm ihr Leben schuldete oder dass er derjenige war, in den sie sich verliebt hatte. Darüber konnte sie später nachdenken. Wenn sie sich jetzt auch nur eine Sekunde damit auseinandersetzte, würde sie zusammenklappen und in Tränen ausbrechen. Das wusste sie.

Simon und Walter wechselten einen letzten Blick, zuckten dann beide mit den Achseln und schienen offensichtlich einzusehen, dass es keinen Sinn machte, mit der sturen Esther zu argumentieren.

„Also, wo sind wir?“, fragte Walter.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Esther und betrachtete die unbekannte Landschaft.

„Und wie wollen wir das Feuerzepter finden?“, fragte Simon.

Auch darauf wusste Esther keine Antwort. „Ich weiß es nicht.“

In den Moment sah Esther, wie etwas durch die Luft gesegelt kam. Es sah wie ein Cricket-Ball aus Messing aus und flog mit unglaublicher Geschwindigkeit genau auf ihr Gesicht zu.

Dank ihrer Switchit-Fähigkeiten war Esther in der Lage, den katapultierenden Metallball aufzufangen. Er kam so schnell auf sie zu, dass sie zurück stolperte. Schockwellen prallten in ihren Armen ab.

Nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte, betrachtete Esther das Objekt in ihren Händen. Es war Olivers magischer Kompass.

„Wie ist das hierhergekommen…?“, stotterte sie.

Nichts war so, wie es sein sollte. Der Schulleiter hatte mit ihnen durch den Vortex hindurch gesprochen. Das Portal hatte sich aufgeteilt. Der Kompass hatte seinen Weg zu ihr gefunden. Aus Gründen, die sie nicht vollkommen verstand, hatte es sich bei dem Portal um etwas Besonderes gehandelt. Die normalen Regeln schienen hier nicht zu gelten.

„Der Kompass kann uns führen!“, sagte sie aufgeregt und blickte von dem alten Gerät auf und zu den anderen.

„Wie funktioniert es?“, fragte Simon.

„Es zeigt die Zukunft“, sagte Esther. „Wenn wir die Symbole korrekt interpretieren, wird es uns die Richtung weisen. Der Kompass wird uns zeigen, wo wir sein sollen.“

Walter runzelte die Stirn. „Wo wir sein sollen?“, fragte er. „Oder einfach, du weißt schon, wo wir sein werden?“

Esther hielt inne, um seine Frage in Betracht zu ziehen. Wenn Olivers Team den richtigen Tunnel genommen hatte und in der Zeit des Feuerzepters gelandet war, dann sähe die Zukunft von Esther und ihrem Team vollkommen anders aus. Doch egal, welche Zukunft der Kompass ihr anzeigen würde – es war ihr Schicksal, ihm zu folgen. Wenn das Zepter nicht ihr Ziel war, dann war es eben etwas anderes. Das zu wissen, reichte ihr für den Moment.

Esther entschied, sich nicht zu lange mit Walters Aussage aufzuhalten. Sie konnten nicht wissen, welches Team dort gelandet war, wo das Zepter verschwunden war, bis sie es tatsächlich in den Händen hielten.

Sie betrachtete die Symbole. Der Hauptzeiger deutete auf das kleine Bild einer Sonne. Ein weiterer war auf einen Anker gerichtet. Der dritte zeigte eine Art Strichmännchen, das einen Speer warf.

Esther kratzte sich am Kopf und war genauso ratlos wie zuvor. Sie suchte in der einsamen, sandigen Gegend nach Hinweisen. Sie musste sich die Hände vors Gesicht halten, um sich vor der unglaublich hellen Sonne zu schützen. Es gab nichts, was ihnen Schatten spenden konnte, außer ein paar spindeldürren Bäumen und einigen wenigen dünnen, grasenden Ziegen.

„Und?“, fragte Walter. „Wo sind wir?“

„Ich weiß es nicht“, gab sie zu.

„Ich kann das Meer sehen“, meinte Simon und zeigte in die Ferne, wo ein silberner Streifen am Horizont glitzerte. Er blinzelte. „Es scheint sich um einen Hafen voller Schiffe zu handeln. Vielleicht sind wir auf einer Insel? Einer Art Handelszentrum?“

„Oh, ja!“, sagte Esther und ihr Verstand begann, die Puzzleteile zusammen zu fügen. „Das würde den Anker erklären. Was haben wir noch?“

„Ist das ein Orangenhain?“, fragte Simon und deutete auf ein dichteres, bewaldetes Gebiet. Die Bäume trugen hell leuchtende Orangen.

Esther nickte. Auf dem Kompass gab es auch dazu ein passendes Symbol: ein Klecks Orange, der wie ein Farbspritzer aussah. „Ich glaube wir sind irgendwo im Mittelmeerraum“, schlug sie vor. „Vielleicht Griechenland? Das würde das Symbol des Speerwerfers erklären. Es könnte die Olympischen Spiele repräsentieren.“

Simon wurde lebhaft, als sie Griechenland erwähnte. „Oh, das war einwandfreie Detektivarbeit, Esther. Also befinden wir uns möglicherweise in Griechenland. Aber zu welcher Zeit?“

Doch bevor Esther die Möglichkeit hatte, ihm zu antworten, weiteten sich Walters braune Augen plötzlich angstvoll. Mit zitterndem Finger zeigte er nach vorne.

„Was…Was…Was ist das?!“, rief er.

Mit klopfendem Herzen drehte sich Esther um und sah, wie ein riesiges Gefährt, das in der Sonne glitzerte und große, hölzerne Rädern hatte, rasant auf sie zugeschossen kam.

„Das“, sagte Esther, die ihren eigenen Augen kaum traute, „ist ein goldener Streitwagen!“

Ein Pferd zog den Streitwagen, die Hufe klapperten laut auf dem harten Boden. Die großen Holzräder quietschten, als sie sich drehten und den Streitwagen mit unglaublicher Geschwindigkeit in ihre Richtung schickte.

Sie hatten kaum eine Sekunde, um zu reagieren, also hechteten die Kinder in alle Richtungen. Esther sprang auf die eine, die Jungs auf die andere Seite.

Esther landete in einem Graben. Der Streitwagen donnerte an ihr vorbei und feiner Staub regnete auf sie herunter.

Das Geräusch von galoppierenden Hufen und quietschenden Holzrädern verstummte langsam. Esther setzte sich auf, schüttelte sich und schielte über die Straße hinweg zu Walter und Simon. Als die Staubwolke, die der Wagen ausgelöst hatte, sich langsam beruhigte, sah sie, dass die Jungs sich erneut in einem Wirrwarr aus Extremitäten befanden.

„Runter!“, rief Walter und versuchte, Simon von sich zu schieben.

„Du sitzt auf meiner Hand!“, erwiderte Simon und schob zurück.

„Jungs!“, rief Esther, sprang auf die Füße und eilte zu ihnen. „Seid leise. Ich glaube, ich weiß, wo wir sind.“

Ihr Blick folgte dem Weg und sie beobachtete, wie der goldene Streitwagen in der Ferne verschwand. Sie konnte kaum glauben, was ihr als nächstes über die Lippen kam.

„Wir sind nicht einfach nur in Griechenland“, kündigte sie an, als die Jungs sich endlich entheddert hatten und neben ihr standen. „Wir sind im antiken Griechenland.“

„Antikes Griechenland?“, fragte Walter. „Du meinst…“

„Ich meine“, sagte Esther und drehte sich zu ihnen. „Wir sind über zweitausend Jahre in die Vergangenheit gereist. Wir befinden uns in einer Zeit vor Christus.“




Kapitel vier


Oliver taumelte aus dem Portal. Hazel stieß mit ihm zusammen. Einen Moment später kam auch Ralph an und raste in sie hinein.

„Au!“, stöhnten sie, als sie auf einem Haufen dalagen.

„Alles okay?“, rief Oliver, der sich um das Wohlbefinden seiner Freunde sorgte.

Hazel nickte und rieb sich den Ellbogen, den Ralph gerammt hat. „Ja. Aber wo sind wir?“

Sie sah sich um. Ralph rieb sich mittlerweile den Bauch – die Stelle, die Hazels Ellbogen getroffen hatte.

„Hey!“, sagte er mit großen Augen. „Hier waren wir doch schonmal!“

Verwirrt runzelte Oliver die Stirn und besah sich die Gebäude. Sie waren alle drei oder vier Stockwerke hoch, standen dicht aneinander und hatten flache Fassaden und passende Dächer in der Farbe gebrannter Umbra. Das Kuppeldach einer Kathedrale ragte hinter den Gebäuden hervor und überschattete alles mit seiner dominierenden Ausstrahlung. Ralph hatte recht. Der Ort kam ihm bekannt vor.

Oliver rang nach Luft, als ihm klar wurde, wo sie waren.

„Wir sind wieder in Florenz.“

Hazels Augen wurden groß. „Florenz? Das muss ein Fehler sein. Denkst du, Professor Amethyst hat uns aus Versehen durch Leonardo da Vincis Portal geschickt?“

Oliver schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Da Vincis Portale waren rot. Professor Amethysts sind lila.“

„Vielleicht sind wir hier, weil Leonardo uns erneut helfen kann?“, schlug Ralph vor. „Vielleicht weiß er, wo das Feuerzepter ist? Oder er kann wieder die Zeit für uns anhalten, damit wir es finden können?“

Doch als Oliver sich umsah, bemerkte er etwas. „Nein. Es gibt viel mehr Gebäude als bei unserem letzten Besuch. Es ist zwar derselbe Ort, aber eine andere Zeit. Wir sind nicht hier, um uns von Leonardo helfen zu lassen. Wir sind hier, um jemand anderen zu finden.“

Aus irgendeinem Grund fühlte es sich sogar noch seltsamer an, an einem Ort zu sein, den sie zuvor schon einmal besucht hatten. Erst vor Stunden waren sie gemeinsam mit Leonardo da Vinci auf diesen Straßen gegangen, um ihre Mission zu erfüllen. Jetzt befanden sie sich auf denselben Straßen, aber Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, später. Es war verrückt.

„Es ist nicht allzu viel Zeit vergangen“, sagte Hazel und kratzte sich am Kinn. „Es gibt mehr Gebäude, aber es handelt sich um denselben architektonischen Stil. Ich denke nicht, dass wir mehr als hundert Jahre nach unserem letzten Besuch gelandet sind. Welche anderen außergewöhnlichen Italiener gibt es, zu denen Professor Amethyst uns geschickt haben könnte?“

„Naja, neben da Vinci und Michelangelo“, begann Oliver, „gibt es natürlich noch…“

Aber er konnte seinen Satz nicht vollenden, da genau in dem Moment jemand um die Ecke gerannt kam und mit ihm zusammenprallte.

„Tut mir leid!“, rief der junge Mann.

Oliver richtete sich auf und strich seine Kleidung glatt. „Alles gut. Keine Sorge.“

Hazel keuchte. „Oliver, du sprichst italienisch!“

„Tatsächlich?“, fragte Oliver.

Doch der junge Mann unterbrach ihn.

„Ich bin spät dran für meinen Unterricht in der Accademia delle Arti del Disegno“, sagte er. „Es ist der Unterricht von Professor Galileo.“ Dann eilte er weiter.

Oliver drehte sich zu seinen Freunden um. „Hat der Mann italienisch gesprochen?“

Sie nickten beide.

„Ja!“, rief Ralph. „Genau wie du!“

Oliver schüttelte den Kopf. „Aber ich verstehe nicht. Wie ist das möglich?“

Dann erinnerte er sich. Lucia Moretti, die Lehrerin, die er bei seinem letzten Abenteuer kennenlernen durfte, hatte einige ihrer Fähigkeiten auf Oliver übertragen. Vielleicht war auch die italienische Sprache darunter?

„Warte“, sagte Oliver plötzlich. „Er meinte, er sei auf dem Weg zu seiner Vorlesung bei Galileo.“

Hazels Augen traten hervor. „Natürlich. Galileo ist ein Florentiner, der nach da Vinci lebte. Wir müssen uns im Italien des sechzehnten Jahrhunderts befinden.“

„Wir sollten ihm folgen“, sagte Ralph.

Oliver nickte zustimmend und sie rannten dem Mann hinterher.




Kapitel fünf


„Wir sind also in der griechischen Antike“, sagte Walter. „Und was nun?“

Esther sah sich um und hob erneut die Hand vor die Augen, um sich vor dem hellen Sonnenlicht zu schützen. „Wir sollten in Richtung Stadt gehen“, sagte sie.

Die Jungs stimmten ihr zu und sie machten sich auf den Weg. Dabei folgten sie den Rillen, die der Streitwagen im Boden hinterlassen hatte.

Die Stadt bestand aus vielen interessanten Gebäuden. Tempel aus riesigen Steinblöcken. Gigantische kreisförmige Freiluft-Theater, in denen dramatische Stücke aufgeführt wurden. Lärm und Geschrei schallten aus dem naheliegenden Stadion. Sie sahen eine Burg mit großen Säulen und einem wuchtigen Zugbrückentor, das bestimmt fünfzehn Meter hoch war. Sie passierten ein großes, quadratisches Gebilde, das aus mehreren Säulen und einem Dach bestand. Esther fand, dass es wie ein Palast aussah. Die Griechen waren für ihren architektonischen Stil berühmt und es war ziemlich beeindruckend, all das mit eigenen Augen sehen zu dürfen.

Sie erreichten einen kleinen, aber geschäftigen Markt, an dessen Holzständen man Lebensmittel wie frische Orangen und Olivenöl kaufen konnte. Stoffe hingen zwischen den Ständen und boten den nötigen Schatten.

„Das ist ziemlich fantastisch“, kommentierte Simon.

„Vielleicht“, sagte Walter. „Aber die Ortsansässigen sehen nicht so freundlich aus.“

Esther sah sich um. Walter hatte recht. Sie wurden vorsichtig und aufmerksam von den Einheimischen beobachtet.

Sie schauderte und das Gefühl drohender Gefahr ließ ihre Haare zu Berge stehen.

„Wir müssen andere Kleidung finden, damit wir uns optisch angleichen können“, sagte sie, als ihr plötzlich einfiel, dass sie noch immer ihren Krankenhauskittel trug, der hinten offen war.

„Wie sollen wir das anstellen?“, forderte Simon und stemmte die Hände in die Seiten. „Wir haben kein Geld, um uns Kleidung zu kaufen.“

Esther kaute nachdenklich auf der Lippe herum. Er hatte recht, Geld hatten sie keines. Aber sie konnten sicherlich nicht weiterhin so rumlaufen. Walter trug neben seinen weißen Turnschuhen ein T-Shirt mit leuchtenden Farben, das mit einer Comicfigur der 80er Jahre bedruckt war. Simon war in eine braune Tweed-Weste und einer passenden Anzughose gekleidet. Und Esther trug ihr dünnes, puderblaues Krankenhaushemd. Sie waren alles andere als unauffällig. Aber Stehlen war falsch und das wusste sie. Es musste also einen anderen Weg geben.

„Seht mal, hier drüben“, sagte sie und zeigte auf einen Müllhaufen.

Zusammen besahen sie sich den Berg. Er schien aus zerbrochenem Geschirr, verdorbenem Essen, toten Pflanzen, Ästen und anderen Verwachsungen zu bestehen. Aber am wichtigsten war, dass sie außerdem zerlumpte Kleidung, Stoffe, Togen und Sandalen fanden. Obwohl es sich dabei offensichtlich um sehr schmutzige und abgenutzte Kleidung handelte, so war es doch wesentlich besser als das, was sie im Moment am Leib trugen.

„Bingo!“, rief Esther.

Simon sah unzufrieden aus. „Erwartest du wirklich, dass ich mich durch einen Müllhaufen wühle?“

Esther verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du eine bessere Idee?“

Simon wirkte ratlos. Er zog die Nase hoch und ging langsam auf den Müllberg zu. Behutsam schob er ein Teil nach dem anderen beiseite. Walter dagegen hatte keine Hemmungen und kramte in Rekordzeit eine Toga und ein Paar Ledersandalen heraus. Er zog sich um und grinste breit.

„Wie scharf sehe ich bitte aus?“, sagte er grinsend und stemmte die Hände in die Hüften. „Man muss natürlich die Flecken ignorieren.“

Auch Esther zog sich ihre Toga über. „Vielleicht ein bisschen groß“, sagte sie und betrachtete den breiten Streifen Stoff, der sie nun bedeckte. „Um ehrlich zu sein war mein Krankenhauskittel auch nichts anderes! Aber es gefällt mir, mehr oder weniger.“

Die Toga war alles in allem doch wesentlich besser als das stinkige Krankenhauskleid und sie wusste, dass sie damit weniger auffallen würde und sich besser integrieren konnte.

Nun kam auch Simon hinter dem Berg hervor. Er sah noch immer durchweg unzufrieden aus. Er hatte lediglich ein kleines Stück Stoff gefunden, das er wie einen Rock um seine Taille gewickelt hatte. Um seinen Oberkörper hatte er ein Seil geschlungen; wie ein Gürtel wandte es sich um seine rechte Schulter und dann diagonal um seinen Körper herum.

Walter lachte laut auf. Und sogar Esther, die normalerweise immer relativ ernst war, musste ein Kichern zurückhalten.

Simon schmollte. „Ich werde einen furchtbaren Sonnenbrand bekommen. Wir suchen uns besser einen Schattenplatz. Und zwar schnell.“

Aber Esther knirschte entschlossen mit den Zähnen. Sie war nicht in der Stimmung, Simons Beschwerden über Sonnenbrand zuzuhören.

„Wir haben einen Auftrag“, erinnerte sie ihn. „Einen sehr wichtigen. Wir müssen die Schule für Seher retten. Die Mission ist so wichtig, dass Professor Amethyst uns in zwei Gruppen aufgeteilt hat.“ Sie spürte, wie sich in ihrer Kehle ein Klumpen bildete, als sie an Oliver dachte und die Tatsache, dass er sich irgendwo im Universum befand – an einem anderen Ort und einer anderen Zeit. „Also hör auf, dich zu beschweren.“

Simon seufzte. „Ja, du hast vermutlich recht. Die Mission ist viel wichtiger als mein dämlicher Look und die Tatsache, dass meine extrem helle Haut furchtbar leicht verbrennt und ich dann wie ein Hummer aussehen werde. Ein nackter Hummer.“

„Danke“, antwortete Esther, die sich dafür entschieden hatte, seinen sarkastischen Ton zu ignorieren. „Also, die Mission muss beginnen. Lasst uns das Feuerzepter finden und die Schule für Seher retten.“




Kapitel sechs


Edmund lag weinend in einem kleinen, dunklen Zimmer. Nichts war so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hatte Esther wehgetan, war von Madame Obsidian ausgenutzt worden und würde nun nie wieder in die Schule für Seher zurückkehren können. Wenn Professor Amethyst je herausfand, was er getan hatte, würde er ihn mit Sicherheit verstoßen.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Edmund setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ja?“

Die Tür öffnete sich. Ein rothaariges Mädchen streckte den Kopf hinein. „Madame Obsidian hat nach dir gefragt.“

Edmund wurde schwer ums Herz. Es gab keinen Ausweg. Nachdem er die Schule betrogen hatte, war er von einem gewalttätigen Beben geweckt worden. Dann war Madame Obsidian erschienen und hatte ihm einen Platz in ihrer Schule angeboten. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, als anzunehmen.

Er stand auf, sein Körper schwer wie Blei, und folgte dem rothaarigen Mädchen aus dem Zimmer.

„Ich bin übrigens Madeleine“, sagte sie, als sie ihn durch die dunklen Korridore führte.

Aber Edmund war zu niedergeschlagen, um ihr zu antworten.

„Du wirst dich daran gewöhnen“, meinte sie aufmunternd. „Es ist eine tolle Schule.“

„Sicher“, murmelte er, aber er wusste, dass dem nicht so sein würde.

Madame Obsidians Schule für Seher war ein furchtbarer Ort. Während seine alte Schule hell und modern gewesen war, handelte es sich hierbei um eine schäbige, alte Burg. Es war kalt. Es roch feucht. Er war erst seit einer Nacht hier und hasste es bereits.

Madeleine hielt an einer großen Holztür und klopfte mit ihren Fingerknöcheln an.

„Herein“, rief eine Stimme im Inneren.

Edmund erkannte sie sofort. Madame Obsidian. Die Frau, die ihn ausgetrickst hatte, seine Liebe, Esther, zu betrügen.

Madeleine öffnete die Tür und winkte Edmund zu, ihr zu folgen.

Im Inneren des Raumes befand sich eine Art Büro. Es gab einen großen Tisch mit vielen Stühlen; auf jedem einzelnen saß ein Obsidian-Schüler. Am Ende thronte Madame Obsidian.

Edmund sah sich die Schüler im Raum an. Ein sehr merkwürdig aussehender Junge mit schwarzem Haar und knochigem Gesicht war so blass war, dass er einem Totenkopf ähnelte. Seine Augen dagegen waren so leuchtend blau wie er es noch nie gesehen hatte. Neben ihm saß ein großes Mädchen mit dunklem Augenmakeup. Sie hatte die Arme verschränkt und strahlte große Boshaftigkeit aus. Neben ihr saß ein rundlicher Junge mit dunklem Haar und vollkommen schwarzen Augen. Sein Blick war auf die Tischplatte gerichtet. Er sah aus, als wäre ihm erst kürzlich etwas Traumatisches passiert.

Madeleine, das rothaarige Mädchen, setzte sich auf den einzigen freien Stuhl neben dem hinterhältig dreinblickenden Jungen, während Edmund alleine stehen blieb.

„Das ist Edmund“, kündigte Madame Obsidian an und lächelte kühl. „Mein Insiderinformant. Mein Spion der Extraklasse.“

Edmund spürte ein Rütteln tief in seiner Magengegend. Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als wäre er ein Teil ihres Plans gewesen. Als hätte sie ihn nicht ausgetrickst, ihr zu helfen.

„Ich dachte, es sei vielleicht gut, wenn du den anderen selbst erklärst, was in der Schule für Seher vorgefallen ist“, fuhr die Schulleiterin fort. „Da du ja ein so entscheidender Teil der Mission warst.“

Edmund knirschte mit den Zähnen. Er schauderte, als er an das Beben in der Schule dachte. Wie die Wände begonnen hatten, in sich zusammen zu fallen. Wie die Äste des Kapok-Baums zerbrochen und die Verbindungsgänge zu Boden gekracht waren. Wie seine Lehrer und Klassenkameraden – und seine Freunde – durch die Notausgänge hatten flüchten müssen.

„Die Schule wurde evakuiert“, murmelte er und ließ schamvoll den Kopf hängen.

„Und warum wurde sie evakuiert?“, forschte Madame Obsidian nach.

Sie genoss die Situation offensichtlich. Edmund begann, Gefühle des Hasses ihr gegenüber zu entwickeln, wie er sie nicht einmal für Oliver, seinen Rivalen, empfunden hatte.

„Weil sie in sich zusammengefallen ist“, fuhr er fort. Die Verbitterung, die er fühlte, war auch in seiner Stimme zu vernehmen.

Die Obsidian-Schüler im Zimmer begannen zu applaudieren. Sie schienen begeistert zu sein und flüsterten aufgeregt miteinander. Edmund fühlte sich immer schlechter und beschämter.

Madame Obsidian dagegen sah vollkommen zufrieden aus. „Amethysts Schule für Seher steht vor dem Ruin“, kündigte sie an und gestikulierte wie wild mit den Händen. „Jetzt ist also der perfekte Zeitpunkt gekommen um ein Angriffskommando loszuschicken.“

Edmund keuchte auf. „Nein. Bitte, tun Sie das nicht! Was gibt es dort denn noch zu holen? Haben Sie nicht bereits alles bekommen, was Sie wollten?“

Madame Obsidian schnaufte verächtlich. „Edmund, Edmund, Edmund. Mein lieber, dummer Junge. Die Schule für Seher enthält einige der wichtigsten Artefakte der Menschheit. Professor Amethyst hat so viele Schriftrollen und Texte, so viele Archive, hinter Schloss und Riegel aufbewahrt, wie kein anderer. Er sitzt auf so viel Wissen. Er hält sich selbst für eine Art Pförtner und glaubt, dass nur ihm selbst und einer kleinen Anzahl von Sehern in der Geschichte des Universums, die Geheimnisse der Seher anvertraut werden können. Aber ich glaube an das Teilen von Informationen. Ich möchte das Wissen befreien, das er seit Jahrhunderten für sich behalten hat.“

Edmund sah, wie die Seher-Schüler am Tisch zustimmend nickten. Das war also die Lüge, die Madame Obsidian ihnen eingetrichtert hatte, dachte er. Während sie seine Liebe für Esther ausgenutzt hatte, um ihn unter ihr Kommando zu bringen, hatte sie auch für ihre eigenen Schüler eine Geschichte erfunden. Sie alle hielten Professor Amethyst für einen furchtbaren Mann, der alle Seher-Geheimnisse für sich behält. Aber Edmund kannte die Wahrheit. Er wusste, dass Professor Amethyst der beste Seher des Universums war und eine große Last auf seinen Schultern trug. Sein Herz war rein und sein einziger Wunsch bestand darin, seine Schüler gut zu unterrichten, sodass sie gemeinsam das Universum beschützen konnten.

Edmund wurde langsam klar, dass er den besten Mentor betrogen hatte, den es gab und dass es ein Privileg gewesen war, ihn zu kennen. Die Schule, die er liebte, war verloren. Und es war seine Schuld. Er fühlte sich niedergeschmettert. Hoffnungslos. Einsam.

Madame Obsidians Augen flackerten böswillig. Sie klatschte laut in die Hände. Plötzlich erschien ein wirbelndes Portal am anderen Ende des Raumes.

Ein Windstoß rauschte durch das Buero und Edmund keuchte, als der Wind auf ihn einschlug.

Madame Obsidian stand langsam von ihrem Thron auf und lächelte. Das Licht des Portals glitzerte in ihren Augen.

„Madeleine. Natasha. Malcolm“, sagte sie. Das mürrische Mädchen mit den schwarzen Haaren und der seltsame Junge mit dem Totenkopfgesicht standen gehorsam auf, genau wie Madeleine. Madame Obsidian sah zu dem rundlichen Jungen. „Und Christopher.“

Auch er stand auf. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dachte Edmund. Er wirkte unmenschlich, ruhelos, traumatisiert. Und er sah fies aus, als wolle er sich rächen.

„Ihr seid mein Team“, kündigte Madame Obsidian an. „Meine besten und glänzendsten Schüler.“

Während sein Magen vor Scham brodelte, sah Edmund zu, wie die vier Obsidian-Schüler sich auf das Portal zubewegten um die Zerstörung der Schule für Seher ein für alle Mal zu besiegeln. Ein Prozess, den er angefacht hatte, als er sich mit der teuflischen Madame Obsidian verbündete.

„Es ist Zeit“, brüllte sie und stieß ihre Faust in den Himmel. „Zeit, die Geheimnisse der Seher zu offenbaren!“

Die vier Kinder verschwanden durch das Portal und Edmund spürte, wie seine Schultern zusammensackten. Die Schule für Seher war verloren.




Kapitel sieben


Oliver, Ralph und Hazel folgten eilig dem Mann, als dieser durch die Straßen von Florenz rannte. Oliver konnte es kaum glauben, dass sie sich in der Zeit Galileos befanden. Er hatte auf seinen Zeitreisen so viele seiner Helden kennengelernt, es war unbeschreiblich. Wenn man ihm damals, als er seine Erfinderbücher von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen hatte, erzählt hätte, dass er eines Tages diese Menschen persönlich kennenlernen würde, hätte er das niemals geglaubt!

In ihrem Blickfeld erschien nun eine Reihe beiger, stufenförmiger Gebäude. Sie waren allesamt zwischen vier und sechs Stockwerke hoch, auf jedem Stockwerk befanden sich mehrere kleine, quadratische Fenster. Die Häuserreihe erinnerte Oliver an Wohnhäuser, doch der Junge, dem sie folgten, eilte durch die geschnitzte Holztür eines vierstöckigen Hauses. Und als sie näherkamen, sahen sie die Steintafel neben der großen, schweren Tür, in die die Worte Accademia delle Arti del Disegno graviert waren.

„So viel kleiner als ich erwartet hatte“, meinte Ralph.

Hazel fuhr mit den Fingern über die eingravierten Buchstaben, als versuche sie, einen Teil der Geschichte zu absorbieren. „Du weißt, dass dein Freund Michelangelo auch hier studiert hat, oder?“, fragte sie.

„Freund?“, witzelte Ralph. „Ich glaube nicht, dass wir jemanden, der wir einmal getroffen haben, Freund nennen können.“

„Er hat uns dabei geholfen, Esthers Leben zu retten“, antwortete Hazel mit einem verärgerten Stirnrunzeln. „Er ist also definitiv kein Feind!“

„Leute“, unterbrach Oliver sie. „Wir haben keine Zeit, zu zanken. Lasst uns reingehen.“

Er drückte die schwere Eichentür auf und sie öffnete sich knarrend. Oliver hatte das Gefühl, einen geheimen Ort zu stören. Es war ein Gefühl, das ihn oft überkam, wenn er in der Vergangenheit herumschnüffelte. Es war schwer, wirklich zu akzeptieren, dass das Universum es einem Seher mit einer Mission nicht übelnahm, in andere Zeiten einzudringen. Stets erwartete er deshalb, einem strengen Lehrer zu begegnen, der sie wegschickte.

In der Accademia delle Arti del Disegno war es, dank den Marmorböden und den kleinen Fenstern, die kaum Sonne hereinließen, eher kühl. Die dunkle Stimmung wurde von der lackierten Holzverkleidung unterstrichen, die halbhoch die Wände schmückte, und von einer Reihe ähnlich lasierter Balken, die quer an der Decke hingen, ergänzt wurde. Beeindruckende Steinstatuen standen in Intervallen im Korridor und vervollständigten die prachtvolle Atmosphäre.

Als die Kinder eintraten, echoten ihre Schritte durch den Raum. Oliver sah den Gang hinunter. Erst links, dann nach rechts.

„Da ist er!“, rief er, als er den Jungen durch eine Tür verschwinden sah.

Sie rannten ihm nach und folgten ihm durch dieselbe Tür.

Sie befanden sich nun in einem großen Vorlesungsauditorium, das Oliver schmerzvoll an Doktor Ziblatts Klassenzimmer erinnerte. Die Bänke waren auch hier rund um die Tribüne in der Mitte in Hufeisenform angeordnet. Statt weißer, glänzender und moderner Ausstattung war das Auditorium dagegen ganz aus Holz. Und statt dem großen Projektor-Bildschirm stand auf einer schwarzen Tafel in weißer Kreide geschrieben: Die Kunst der Perspektive lässt Flaches wie ein Relief und ein Relief wie etwas Flaches erscheinen.

Plötzlich hatte Oliver einen Geistesblitz und ihm wurde klar, dass er dieses Zitat bereits kannte. Er fühlte ein seltsames Rattern in seinem Kopf, als würden sich darin kleine Rädchen drehen. Dann wurde ihm klar, woher er das Zitat kannte. Es stammte von Leonardo da Vinci. Und Oliver hatte nicht die Erinnerung an ein Buch oder eine mitgehörte Unterhaltung abgerufen – die Erinnerung war seinem eigenen Verstand entsprungen. Sein ratternder Kopf hatte Leonardo da Vincis Wissen abgerufen, ein Wissen, das Oliver bei seiner letzten Mission in Italien eingepflanzt worden war.

Der Schock saß tief. Im großen Chaos, das mit Esthers Rettung und dem erneuten Sprung in ein Portal einhergegangen war, hatte Oliver ganz vergessen, dass er nun Zugriff auf Leonardos Erinnerungen hatte. Er besaß nicht nur Signora Morettis unglaublichen Seher-Kräfte, die nun tief in den grauen Zellen seines Verstandes schlummerten. Nein, er besaß außerdem auch die Kräfte und die Intelligenz von niemand geringerem als Leonardo da Vinci! Und genau wie die Sprachfähigkeiten von Moretti in dem Moment erschienen waren, als er sie benötigte, präsentierte sich ihm nun auch Leonardos Gedankengut. Er fragte sich, welch andere Fähigkeiten er außerdem erworben hatte, in welchen Umständen er auf sie zugreifen konnte und in welcher Situation er sie benötigen würde. Italienisch sprechen zu können würde ihnen bei ihrem Aufenthalt in Italien mit Sicherheit von Nutzen sein.

Oliver konzentrierte sich wieder auf den jungen Galileo, der vor ihm auf der Tribüne stand. Oliver nahm an, dass er sich vermutlich in seinen frühen Zwanzigern befand. Sicherlich würde er die meisten, wenn nicht sogar alle, seiner großen Entdeckungen erst später machen. Oliver erinnerte sich an ein Kapitel in seinem Erfinderbuch. Galileo war demnach bereits um die vierzig Jahre alt gewesen, als er am Fallgesetz und den parabelförmigen Flugbahnen arbeitete und Mechanik, Bewegung, Pendel sowie andere mathematische Formeln untersuchte. In seinen Fünfzigern dann hatte er seine großen astronomischen Entdeckungen gemacht, Berge auf dem Mond und die Monde des Jupiters entdeckt. Schließlich hatte er die langgeglaubte Einstellung herausgefordert, dass die Erde das Zentrum des Universums sei und war dadurch in die Ungnade der Kirche gefallen.

Oliver durchkämmte seine Erinnerungen und versuchte, herausfinden, womit sich der junge Galileo in seinen Zwanzigern beschäftigt hatte. Es musste für ihn eine verlorene Zeit gewesen sein. Er verließ die Universität von Pisa ohne Abschluss, nachdem er zwischen Medizin, Mathematik und Philosophie hin und hergesprungen war. Oliver fragte sich, warum Professor Amethyst sie zu dem Galileo dieser Zeit geschickt hatte, bevor dieser auch nur eine wichtige Entdeckung gemacht hatte.

Oliver, Ralph und Hazel rutschten in die letzte Bankreihe. Als Galileo mit seiner Vorlesung begann, lehnte sich Ralph zu Oliver hinüber.

„Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt.“

„Es ist Italienisch“, flüsterte Oliver zurück.

Ralph verschränkte die Arme. Hazel schmollte.

„Wie unfair“, sagte sie. „Ich würde nur zu gerne wissen, was er sagt. Kannst du übersetzen?“

Aber Oliver forderte sie auf, still zu sein. „Ich kann nicht übersetzen, wenn ich nicht verstehe, was er sagt.“

Hazel verzog ihr Gesicht und ließ sich zurückfallen, während sie ihre Arme auf dieselbe Weise verschränkte wie Ralph. Oliver hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie sich eine Stunde einer vermutlich unglaublich faszinierenden Vorlesung anhören mussten, ohne auch nur ein Wort davon zu verstehen.

„Wie wir hier sehen können“, sagte Galileo und zeigte auf das Gemälde einer Frau, die ein blau-rotes Kleid trug und ein kleines Wesen in den Händen hielt, „wurde die Figur diagonal im Raum positioniert. Ihr Kopf dreht sich in Richtung der linken Schulter, die dem Betrachter am nächsten ist. Dadurch bleibt die Rückseite ihres Kopfes sowie die rechte Schulter im Schatten. Zur selben Zeit ruht ihre rechte Hand auf der Flanke des Hermelins. Das Hermelin, sowie ihre Nase, ihr Gesicht und ihre linke Schulter werden beleuchtet. Der Künstler vermittelt also den Eindruck der Lichtstreuung. Wir nehmen dadurch Distanz und Position in Relation zum Licht wahr.“

Dame mit dem Hermelin, dachte Oliver. Der Name des Gemäldes tauchte urplötzlich in seinem Kopf auf.

Hazel beugte sich zu Oliver. „Das ist ein Gemälde von da Vinci“, sagte sie.

Natürlich.

Und wieder hatte er eine Erinnerung abgerufen, die zu denen gehörte, die da Vinci in seinem Verstand verankert hatte. Doch dieses Mal fühlte sich die Erinnerung instinktiver an, als ob sie nicht nur aus Information, sondern auch aus Gefühl bestünde. Melancholie pochte in Olivers Brust, als ihm bewusst wurde, dass der Mann, dessen Wissen, Erinnerung und Emotion er in sich trug, in dieser Zeit bereits verstorben war. Und obwohl Oliver wusste, dass alles gleichzeitig passierte, dass Zeit nicht linear war, machte es ihn dennoch traurig, als er daran dachte, dass der brillante Leonardo in diesem Moment der Geschichte nicht unter ihnen weilte. Sein geniales Gehirn lebte nur in den Nischen von Olivers Verstand.

Eine Hand auf seiner brachte Oliver zurück in die Wirklichkeit. Er sah zur Seite und blickte in Hazels ernste, graue Augen.

„Machst du dir Sorgen um Esther?“, flüsterte sie mit weicher Stimme.

Oliver lachte traurig. „Jetzt schon.“

„Ups, tut mir leid“, antwortete Hazel, als sie ihren Fehler bemerkte. Sie runzelte die Stirn. „Woran hast du dann gedacht? Du sahst furchtbar aus.“

Oliver verzog den Mund. Er wollte Hazel nicht belasten, aber er wusste auch, dass es ihm auf lange Sicht nicht guttun würde, dieses Geheimnis für sich zu behalten.

„Da Vinci“, sagte er und versuchte, so leise wie möglich zu sein, um die konzentrierten Studenten um sie herum nicht zu stören. „Ich kann ihn fühlen.“ Er klopfte gegen seinen Kopf. „Hier oben.“

Hazels Augen wurden groß. „Du meinst, sein Wissen?“

„Sein Wissen. Seine Erinnerungen.“ Oliver bewegte seine Hand, sodass seine Finger über seinem Herzen ruhten. „Seine Gefühle.“

„Große Güte“, antwortete Hazel schockiert.

Da beugte auch Ralph sich zu ihnen. „Worüber redet ihr?“, fragte er wesentlich lauter, als die beiden anderen es gewesen waren.

Mehrere Schüler, die auf der Bank vor ihnen saßen, drehen sich wütend um und hielten die Finger auf die Lippen. „Psst!“

Ralph wurde rot vor Scham und versank in seinem Sitz. Er verschränkte die Arme und wirkte leicht angesäuert, weil er nicht in das Geheimnis eingeweiht worden war.

Die drei Freunde blieben für die ganze Vorlesung. Hazel saß aufrecht und neugierig da. Ralph dagegen war unglaublich gelangweilt. Einmal war er kurz davor, einzuschlafen.

Oliver selbst durchlebte verschiedene Sinneswahrnehmungen. Gedanken und Emotionen, die Leonardo gehörten, zupften an ihm, als Galileo die Theorie der Perspektive in der Kunst diskutierte. Es war mehr als seltsam und Oliver atmete erleichtert auf, als die Vorlesung endlich vorbei war.

Als die Studenten den Raum verließen, gingen die Kinder in die gegenteilige Richtung: die Stufen hinunter und auf Galileo zu.

„Verzeihung“, sagte Oliver, dem die italienische Sprache problemlos über die Lippen kam. „Signor Galilei?“

„Seid ihr nicht ein bisschen zu jung für meinen Unterricht?“, sagte Galileo und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.

„Wir sind nicht in Ihrer Klasse“, erklärte Oliver ihm. „Wir sind Seher.“

Er hatte entschieden, sofort zum Punkt zu kommen. Professor Amethyst hatte sie aus gutem Grund an diesen Ort und in diese Zeit geschickt und jeder große Erfinder, den sie auf vorherigen Missionen bereits getroffen hatten, war entweder ein Seher gewesen oder hatte zumindest von ihnen gewusst. Es machte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden.

Er sah, wie die Augen des jungen Mannes wissend flackerten. Doch Galileo spielte dumm.

„Ich habe keine Ahnung, wovon ihr redet“, sagte er und sammelte seine Papiere zusammen.

„Ich denke, das tun Sie“, forschte Oliver weiter. „Wir wurden nach Florenz geschickt. Von Professor Amethyst. Vielleicht kennen Sie ihn? Er leitet die Schule für Seher. Wir haben den Auftrag, das Feuerzepter zu finden. Haben sie zufällig davon gehört?“

Galileo schob seine Dokumente nun so eilig in seine Tasche, dass Oliver klar war, dass er etwas wusste. Etwas, das er aus unbekannten Gründen nicht besprechen wollte.

„Noch nie davon gehört“, behauptete er und sah Oliver nicht länger in die Augen.

Oliver hatte die starke Vermutung, dass Galileo ihn anlog, auch wenn er nicht verstand, warum. Vielleicht war er kein Seher. Doch er hatte etwas Ungewöhnliches an sich.

Oliver entschied sich dafür, kühn zu sein. „Wir kommen aus der Zukunft“, sagte er.

„Ach tatsächlich?“, sagte Galileo. Er hielt inne. „Dann erzählt mir von etwas, das noch nicht erfunden wurde, um es zu beweisen.“

Oliver zögerte. Er wusste, wie hauchdünn das Gleichgewicht war. Wie vorsichtig sie sein mussten, um die Balance nicht zu stören. Dass ein kleiner Fehler katastrophale Auswirkungen haben konnte.

„Das kann ich nicht“, sagte er.

„Ha“, antwortete Galileo. „Wie ich es mir gedacht habe. Ihr lügt.“

„Das tun wir nicht“, sagte Oliver. „Fordern Sie mich zu etwas anderem heraus. Stellen Sie mir eine Frage, die nur Leonardo da Vinci beantworten könnte.“

Hazel zupfte ihn an seinem Ellbogen. „Oliver, was tust du?“

„Keine Sorge. Ich habe alles unter Kontrolle“, sagte Oliver aus dem Mundwinkel heraus.

„Okay“, sagte Galileo und klopfte sich nachdenklich ans Kinn. „Der Herzog von Valeninois hat bei da Vinci eine Karte der Stadt von Imola in Auftrag gegeben. Wann war das?“

Oliver durchkämmte seinen Verstand nach da Vincis Erinnerungen. „1502“, sagte er.

Galileo runzelte die Stirn. „Glückstreffer.“

„Fragen Sie mich etwas anderes“, forderte Oliver. „Und ich werde beweisen, dass es nicht geraten war.“

„Okay“, sagte Galileo. „Vielleicht eine Frage zur Geometrie. Erzähle mir von den fünf Konzepten.“ Er grinste hinterlistig, da er davon ausging, dass Oliver auf keinen Fall dazu im Stande war, diese Frage korrekt zu beantworten.

Wieder zapfte Oliver den Teil seines Verstandes an, der ihm von da Vinci geschenkt worden war. „Punkt, Linie, Winkel, Fläche und Körper.“

Galileo sah erstaunt, aber auch beeindruckt aus. „Und was ist am Punkt so besonders?“

„Na“, sagte Oliver, „er hat weder Höhe noch Breite, Länge oder Tiefe, weshalb er als unteilbar kategorisiert wird. Er nimmt im Raum keine Dimension ein.“

Er zitierte nun da Vinci selbst, während er die exakten Worte des Erfinders aus seinem Verstand herauskramte. Hazel wirkte vollkommen fassungslos. Ralph dagegen schien es etwas besorgniserregend zu finden, dass Oliver auf so viel Wissen zugreifen und dieses jederzeit anzapfen konnte.

Doch darum ging es nicht, dachte Oliver. Er sah Galileo an, um zu erkennen, ob er den Mann überzeugt hatte. Dieser schien die drei Kinder genaustens zu betrachten.

Endlich sah Galileo Oliver in die Augen. „Und warum wolltet ihr mich sehen?“

„Wir sind Seher“, sagte Oliver. „Aus der Zukunft. Wir glauben, dass Sie uns dabei helfen können, das sogenannte Feuerzepter zu finden.“

Galileo hielt für einen Moment inne und verzog die Augenbrauen. „Vielleicht solltet ihr mit mir mitkommen“, sagte er.




Kapitel acht


Professor Amethyst stand in der bebenden Schule. Sie war vollständig evakuiert, nur er war noch da. Aber er konnte nicht einfach fliehen. In der sechsten Dimension befanden sich unzählige Schriftrollen, Bücher, Artefakte und Waffen. Bevor auch er der Schule den Rücken kehren konnte, musste er den Raum sichern und alles wegschließen. Wenn die Sehertechnologien in falsche Hände gerieten, könnte das das Ende der Welt bedeuten.

Es gab jedoch ein großes Problem. Professor Amethyst hatte nahezu all seine Kräfte aufgebraucht. Erst hatte er das Wurmloch im Kapok-Baum heraufbeschworen, durch das seine Belegschaft und die Schüler evakuiert wurden. Dann kreierte er das zweite Portal für Oliver Blue und seine Freunde, projizierte schließlich seine Stimme durch die Vortexe der Zeit und teilte das Portal in zwei Tunnel. Der alte Mann war erschöpft. Und weil die gewaltigen Beben die Schule zum Einsturz brachten, war auch der Aufzug – mit Überschallgeschwindigkeit, genau wie er ihn erfunden hatte – kaputt. Professor Amethyst, der es gewohnt war, innerhalb von Sekunden durch die fünfzig Stockwerke zu sausen, musste die Treppe nehmen. Er musste alle fünfzig Stockwerke besteigen, um die sechste Dimension zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, wie seine zerbrechlichen, alten Knie diese Herausforderung überstehen sollten. Aber er hatte keine Wahl. Er musste sicherstellen, dass keine der Waffen oder Erfindungen jemals in die Welt gelangen konnten.

Er begann seinen Aufstieg. Er hatte es lediglich auf den Treppenabsatz des ersten Stockwerks geschafft, als er einen furchtbaren Lärm aus dem Foyer unter ihm hörte.

Professor Amethyst eilte zum Balkon und spähte nach unten ins Hauptatrium. Viele der Äste des Kapok-Baums waren bereits zerstört, genau wie die Verbindungsgänge, die sie gestützt hatten. Der Boden war voller Schutt. Doch dort, zwischen den Klumpen aus Putz und Beton und dicken Ästen, sah Professor Amethyst ein glühendes, flackerndes Licht.

„Ein Portal“, sagte er laut.

Er wusste, was das bedeutete. Es existierten nur einige wenige Seher, die diese Kraft besaßen. Und er konnte nur an eine Person denken, die in die Schule einbrechen wollte.

Und so war es. Das Portal wurde immer grösser, bis es weit genug war, damit eine Schülerschar herausklettern konnte. Sie alle trugen die unverwechselbare schwarze Uniform von Madame Obsidians Schule für Seher.

Professor Amethysts Augen wurden schmal vor Wut. Magdalena Obsidian war einst, vor vielen Jahren, seine beste Schülerin gewesen. Ihr Verstand war mächtig und grenzenlos. Ein Verstand, der seinem eigenen Konkurrenz machte. Eine Intelligenz, die ihresgleichen nur in Newton fand. In da Vinci. In Oliver Blue. Er hatte die junge Seherin fördern wollen, doch die Missionen, auf die er sie geschickt hatte, sorgten dafür, dass ihr Verstand explodierte. Sie wollte mehr. Mehr Wissen, mehr Zugriff, mehr Artefakte. Und sie wollte das Wissen der Zukunft auf die Vergangenheit anwenden.

Zuerst war ihr Vorhaben bewundernswert gewesen. Sie wollte die Voraussicht der Zukunft nutzen, um der Menschheit die Fehler der Vergangenheit zu ersparen. Fast jeder junge Seher, den Professor Amethyst unterrichtet hatte, stellte ihm dieselbe Frage: „Warum können wir die Vergangenheit nicht ändern?“ Aber während die meisten jungen Seher die Pflicht der Seher akzeptierten, der Führung des Universums zu folgen und die Risse und Kluften in der richtigen Reihenfolge zu reparieren, hatte Magdalena Obsidian sich geweigert. In ihrem idealisierten Verstand sollten Ereignisse neu geschrieben werden – ob das Universum es so entschieden hatte oder nicht.

„Die Aufgabe eines Sehers ist es, die Welt auf den Pfad der geringsten Zerstörung zu leiten“, erinnerte sich Amethyst daran, ihr einst in seinem Buero erzählt zu haben. Sie hatten an seinem Kamin gesessen, sie war lediglich zwölf Jahre alt gewesen. „Wir können Hitler nicht auslöschen, aber wir können ihn davon abhalten, eine Atombombe in seinen Besitz zu bringen. Wir können die großen Weltkriege nicht stoppen, aber wir können die Verluste minimieren.“

Doch das Mädchen hatte seine Behauptungen angefochten. Sie hatte sich geweigert, seiner Lehre zu folgen und zu akzeptieren, dass ein Seher den Lauf der Geschichte nicht vollkommen verändern sollte. Sobald sie erfuhr, dass sie ein Kobalt-Seher war und sich über die erfolgreichen Kobalt-Seher schlau gemacht hatte, verdunkelte sich ihr Verstand. Schließlich wählte sie ihren zerstörerischen Pfad, wurde böse und gründete ihre eigene ‚Schule‘. Sie spürte Seher-Kinder auf, bevor Professor Amethyst dazu in der Lage war, und verdarb ihre leicht zu beeindruckenden Köpfe.

Er hatte keine andere Wahl gehabt, als einen Schutzzauber um die Schule zu legen, der sie davon abhalten sollte, sie je wieder zu betreten. Doch das konnte Magdalena Obsidian nicht aufhalten. Nun schickte sie einfach Kinder, die ihrem Auftrag folgten, oder manipulierte die Gesetze der Dimensionen für ihre eigenen Zwecke. Er wusste, was sie mit Edmund angestellt hatte. Sie hatte seinen Verstand verdreht, als sich selbst durch die Dimensionen hindurch projizierte. Ein unglaublich gefährliches Unterfangen, das er selbst nur einmal ausgeführt hatte – aus Verzweiflung, um Oliver mitzuteilen, dass er das Feuerzepter finden musste. Er wusste auch, dass sie ihre kleine Armee von Schülern durch die Zeit geschickt und die dunkle Armee gerufen hatte. Niemals hatte sie sich selbst die Hände schmutzig gemacht. Professor Amethyst hatte viele Stunden gegrübelt, warum das so war. Er war zu dem Schluss gekommen, dass sie wusste, dass sie sich – sollte sie ihrem alten Mentor je wieder in die Augen blicken – mit der Wirklichkeit ihrer Situation auseinandersetzen müssen würde. Mit der Tatsache, dass sie falsch lag. Dass sie böse geworden war. Dass sie nichts als Zerstörung und Chaos hinterließ.

Plötzlich hörte Professor Amethyst die trampelnden Schritte der Obsidian-Kinder, die ihm die Treppe hinauf folgten. Er verdoppelte seine Anstrengung, die Stufen zu erklimmen. Doch er fühlte, wie seine Knie krachten. Seine Knochen und Muskeln waren nicht stark genug. Er war schließlich mehrere tausend Jahre alt. Auch ein Seher-Körper konnte nicht alles ertragen.

Er musste kämpfen.

Kinder zu bekämpfen war das letzte, was Professor Amethyst tun wollte. Insbesondere deshalb, weil diese von Magdalena Obsidian einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren. Aber gleichzeitig war jede Minute, die die Obsidian-Schüler in der Schule für Seher verbrachten, eine Minute, in der sie Oliver und Esther auf ihrer Mission das Feuerzepter zu lokalisieren, nicht in die Quere kommen konnten. Vielleicht sollte er den Teams etwas Zeit verschaffen, in dem er eine Ablenkung kreierte.

Da hörte er Schritte hinter sich auf dem Treppenabsatz. Er drehte sich um. Vier Kinder standen vor ihm. Ein Mädchen mit roten Zöpfen, ein zweites mit schwarzen Haaren und schwarzen Nägeln, ein blasser Junge mit knochigem Gesicht und einer langen, dünnen, spitzmausähnlichen Nase. Und schließlich ein Junge, dessen breite Schultern und schwerer Körperbau ihn an einen Quarterback erinnerten. Er hatte besorgniserregende, kohlschwarze Augen.

„Ah“, sagte Professor Amethyst freundlich. „Willkommen. Seid ihr neue Schüler? Ich fürchte, die Schule wird gerade einer Art Transformation unterzogen. Sie ist etwas aus dem Takt gekommen. Es ist also unwahrscheinlich, dass ich in der Lage sein werde, neue Schüler aufzunehmen, bis wieder Ruhe eingetreten ist.“

Die vier Kinder sahen einander verwirrt an, ihre Gesichtsausdrücke gemein und arrogant. Professor Amethyst hatte lediglich Mitleid mit ihnen. Er hatte darin versagt, sie vor Magdalena Obsidian zu finden, die ihnen die aufgeblasenen Egos gegeben hatte.

„Was jammerst du herum, alter Mann?“, sagte der große Junge.

Der dunklere drehte sich zu ihm und spottete. Mit seiner hässlichen Stimme sagte er: „Weißt du nicht, wer das ist? Das ist Professor Amethyst.“

Der Schulleiter blieb seiner Ablenkungstaktik treu. Er legte eine Hand auf die Brust. „Oh! Ich bin berühmt?“

Doch die Kinder hatten ihre Geduld verloren. Sie starrten ihn an, entblößten ihre Zähne wie ungezähmte Kreaturen und kamen auf ihn zu.

Professor Amethyst spürte, wie sich ein Klumpen in seiner Kehle formte. Es war Zeit zu kämpfen.




Kapitel neun


„Was sagt der Kompass jetzt?“, fragte Simon Esther.

Sie blickte auf das Gerät aus Bronze. Die gezeigten Symbole schienen alle mit dem Ozean in Verbindung zu stehen – Boote, Fische und wieder der Anker.

„Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg zum Hafen machen“, sagte sie.

Die Sonne schien heiß auf sie herab, als sie dem schmalen Pfad zum glitzernden Meer folgten. Viele Bootsmasten wippten auf und ab und Esther bewunderte sie. Ihre Designs waren museumsreif. Sie waren allerdings so alt, dass Esther keine Schiffswracks einfielen, die bis zur Neuzeit überlebt hatten, um in Museen ausgestellt zu werden. Sie mit eigenen Augen sehen zu dürfen, war wahrhaftig ehrfurchtgebietend.

Als sie den Hafen erreichten, fanden sie sich in einem Getümmel wieder, das dem des Marktes glich. Männer in Leinenumhängen trugen Netze mit frischem Fisch, Boote luden kostbare Fracht aus weit entfernten Ländern ab. Esther nahm an, dass es sich um ein sehr wichtiges Handelszentrum handeln musste.

Dank ihrer Kleidung blieben sie glücklicherweise fast vollkommen unbemerkt und schafften es, sich nach Hinweisen umzusehen, die ihnen verrieten, wo und wann sie sich befanden und wo das Feuerzepter sein könnte.

„Rhodos“, sagte Simon plötzlich. „Wir sind auf Rhodos.“

„Wirklich?“, fragte Esther und ihre Augen wurden groß vor Überraschung.

Rhodos war eine der Inseln, die zum Griechischen Reich gehörte. Sie fragte sich, warum der Professor sie hierher statt ans Festland geschickt hatte. Sie zerbrach sich den Kopf um sich zu erinnern, welche Philosophen des antiken Griechenlands in den Jahren vor Christus auf Rhodos gelebt hatten.

„Woher weißt du das?“, fragte Walter Simon.

Simon deutete auf einen Schriftzug, der sich auf einem Schild am Hafen befand. Es handelte sich allerdings um ein vollkommen anderes Alphabet. Walter verzog das Gesicht.

„Wie kommst du auf Rhodos?“, sagte er. „Sieht für mich nach Kauderwelsch aus!“

Simon rollte mit den Augen. „Meine Ausbildung im viktorianischen London war äußerst sorgfältig. Wir lernten sowohl Latein als auch Alt-Griechisch. Ehrlich, es gibt nichts besseres, als die alten Philosophen in ihrer Muttersprache zu lesen.“

Während die Jungs quasselten, versuchte Esther herauszufinden, in welcher Zeit sie gelandet waren. Sie erinnerte sich an den Koloss von Rhodos, eine riesige Statue, die im Meer gebaut worden war und zu den antiken sieben Weltwundern gehörte. Doch sie sah lediglich zwei Steinsäulen an der Stelle, wo die Füße einmal gestanden hatten. Sie mussten sich also in der Zeit nach dem Kollaps der Statue im Jahr 226 vor Christus befinden.

Das grenzte die Suche etwas ein. Dennoch waren sie noch weit von konkreten Zahlen entfernt.

„Da du so viel über die griechischen Philosophen weißt“, sagte Esther zu Simon, „kannst du mir sagen, wer auf Rhodos gelebt hat?“

„Naja, es gab Andronikos von Rhodos“, sagte Simon. „Er lebte hier um etwa 60 vor Christus.“

In dem Moment wurde Esthers Aufmerksamkeit auf einen älteren Mann gelenkt, der allein auf einer umgedrehten Kiste saß und aufs Meer starrte. Etwas an seinem Gesicht kam ihr bekannt vor, auch wenn sie es nicht einordnen konnte. Er starrte nachdenklich in die Weite und unterschied sich damit immens von den hektischen Menschen um sich herum. Durch seine Kleidung wirkte er reich und wichtig. Doch sein Blick und die Tatsache, dass er sich tief in Gedanken befand, deutete eher darauf hin, dass es sich um einen Gelehrten handelte. Auf seinem Knie lag ein Paket Pergament und Esther konnte geradeso erkennen, dass die Seiten mit Skizzen gefüllt waren.

Wer auch immer er war – er schien wichtig zu sein. Ein Gelehrter. Vielleicht sogar ein Philosoph. Und da die meisten Gelehrten der Vergangenheit sich als Seher entpuppten oder auf irgendeine Weise mit Sehern in Verbindung standen, entschied Esther, dass er ein guter Anfang sein könnte.

„Ist er das?“, fragte Esther und unterbrach Simons Monolog über Philosophen. Sie zeigte auf den Mann.

Simon kniff die Augen zusammen und hielt die Hand vor die Sonne. „Unmöglich zu sagen. Ich denke nicht, dass es noch existierende Portraits von Andronikos von Rhodos gibt.“

Walter zuckte mit den Schultern. „Egal. Er sieht wie ein Philosoph aus. Lasst uns doch einfach hallo sagen.“

Er ging auf den Mann zu. Simon und Esther tauschten einen Blick, zuckten dann ebenfalls mit den Schultern und folgten ihrem selbstbewussten, unbeeindrucktem Freund.

Als sie näherkamen, fiel Esther plötzlich ein, wo sie das Gesicht des alten Mannes schon einmal gesehen hatte. Es war im Geschichtsraum der Schule für Seher ausgestellt! Die Schule besaß viele Büsten von berühmten Wissenschaftlern, Mathematikern, Philosophen, Politikern und dergleichen. Dieses Gesicht, das nun faltig und alt war, gehörte Poseidonius, dem stoischen Philosophen, dessen Lehren größtenteils verloren gegangen waren.

Esther streckte ihren Arm aus und packte Simon am Handgelenk. „Ich glaube, ich weiß, wer das ist.“

Simon nickte. Er hatte offensichtlich eins und eins zusammengezählt und war zum gleichen Schluss gekommen wie Esther.

„Poseidonius!“, riefen sie einstimmig.

Der Mann sah abrupt von seiner Arbeit auf. Er betrachtete Walter, der vor ihm stand und sich mit seiner dunklen Haut trotz Toga und Sandalen extrem von den Griechen mit ihrem bronzefarbenen Teint unterschied. Dann wanderte sein Blick zu Esther und Simon. Der blasse Simon und sein zusammengewürfeltes Outfit schienen ihn genauso zu überraschen.

Er runzelte die Stirn. Die drei Kinder, die vor ihm standen, seinen Namen kannten und ihn enthusiastisch ausgerufen hatten, verwirrten ihn offensichtlich.

Er begann, zu sprechen. Doch Esther hatte keine Ahnung, was er sagte, da er die Sprache des alten Griechenlandes sprach. Sie drehte sich zu Simon.

„Kannst du übersetzen?“, fragte sie.

Simon verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während seine Wangen hellrosa wurden. „Naja, nein. Ich meine, wir haben gelernt, wie man die Sprache liest, aber nicht, wie man sie spricht.“

Walter lachte. „So viel zur ausgezeichneten Ausbildung.“

„Niemand weiß genau, wie man die alten Sprachen richtig ausspricht“, erwiderte Simon.

„Ruhe“, meinte Esther zu beiden. „Hört auf zu zanken. Wir müssen einen Weg finden, um mit Poseidonius zu kommunizieren. Er muss der Grund für unseren Aufenthalt auf Rhodos sein.“

„Wer ist er?“, fragte Walter.

„Poseidonius“, wiederholte Esther. Sie durchkämmte ihren Verstand nach Informationen, die den Philosophen betrafen. „Er hat Physik und Astrologie studiert. Und wie der Mond die Gezeiten kontrolliert. Oh und er starb 51 vor Christus im Alter von 83 Jahren.“

Sie sah den alten Mann erneut an. Er musste sich etwa in dem Alter befinden. Das war also die Zeit, in der sie gelandet waren. Rhodos im Jahr 51 vor Christus, kurz vor Poseidonius Tod.

„Und du denkst, er wird uns helfen?“, fragte Walter. „Dabei, das Feuerzepter zu finden?“

„Ich weiß es nicht“, gab Esther zu. „Aber so funktionieren Professor Amethysts Missionen für gewöhnlich. Er schickt uns irgendwo hin, damit wir einen Seher finden, der uns helfen kann.“

Sie dachte an Oliver und ihre gemeinsame Reise in die Zeit Newtons. Sie vermisste ihn schrecklich. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich von Gefühlen ablenken zu lassen.

Sie wendete sich wieder Poseidonius zu und versuchte es erneut. „Seher“, sagte sie und zeigte auf ihre kleine Gruppe, mit der Hoffnung, dass das Wort sich universal in alle Sprachen übersetzen ließ. „Seeeeher.“

Simon schüttelte den Kopf. „Das funktioniert nicht.“

„Zepter!“, sagte Walter und stellte pantomimisch einen langen Stab dar. Dann schlängelte er seine Finger wie ein Lagerfeuer. „Feuer.“

Poseidonius Stirnrunzeln wurde immer ausgeprägter. Die Störung der Kinder schien ihn sogar zu irritieren. Schwer seufzend stand er auf und ging davon.

Als sie zusahen, wie er davonlief, überkam Esther ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Warum schickte Professor Amethyst sie nach Rhodos, ins Jahr 51 vor Christus, wenn sie nicht mit Poseidonius reden sollten? Wer war außer ihm denn noch hier?

„Seht mal!“, rief Walter. „Der alte Poseidonius hat etwas zurückgelassen!“

Er streckte seine Hand aus und griff nach dem Papierstapel, der an der Kiste angelehnt gestanden hatte. Er gehörte eindeutig Poseidonius. Er musste ihn vergessen haben.

Esther wollte ihm gerade hinterherrennen und die Pergamente zurückgeben, als sie innehielt. Vielleicht würden Poseidonius Skizzen ihnen einen Hinweis geben können.

Sie hob die erste Seite hoch. Es war eine ziemlich detaillierte Skizze einer Schule. Darunter stand ein Wort.

„Simon, weißt du, was das heißt?“, fragte sie.

Der Junge beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. „Ah, ja. Das Wort heißt Schule.“ Esther sah zu, wie er schnell den Rest des Textes überflog. „Es scheint so, als sei Poseidonius dabei, eine Schule auf einer der Inselgruppen zu errichten.“ Dann kicherte er. „Seinen Notizen zufolge ist seine stoische Philosophie hier nicht erwünscht.“

„Angeber“, murmelte Walter.

Esther blätterte zur nächsten Seite. Dieses Mal hatte Poseidonius eine Karte gezeichnet. Jede Insel war gekennzeichnet worden.

Simon las laut vor. „Kos. Patmos…“

Esther erkannte sie alle. Doch dann las Simon einen Namen vor, der sie innehalten ließ.

„Cousteau?“, sagte sie und wiederholte, was er gerade gesagt hatte. „Es gibt keine Insel mit dem Namen Cousteau.“

„Du hast Recht“, sagte Simon. „Sie muss umbenannt worden sein.“

Doch Esthers Verstand begann, zu arbeiten. „Warum kommt mir der Name so bekannt vor?“, sagte sie und klopfte sich ans Kinn.

Simon fuhr fort. „Naja, was auch immer er bedeutet – es ist die Insel, auf die Poseidonius ein großes X für den Ort seiner Schule gezeichnet hat.“

„Esther, sieh mal, der Kompass!“, sagte Walter plötzlich.

Esther betrachtete das Gerät, dessen Zeiger sich nun bewegten. Sie deuteten nun auf die Symbole Uhr, Schiffswrack und großes Zahnrad.

Plötzlich machte es in Esthers Kopf klick.

„Ich weiß, woher ich den Namen kenne!“, rief sie. „Jacques Cousteau.“

Die Jungs sahen verwirrt aus, also begann sie zu erklären.

„Bevor ich zur Schule für Seher kam, lebte ich in den 70er Jahren. Naja und da gab es einen sehr berühmten Ozeanographen, der Schiffswracks aufspürte. Er fand unter anderem die HMHS Brittanic und ein französisches Schiff aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1977 fand er, genau neben der Inselgruppe von Rhodos, das Wrack eines altgriechischen Schiffs, einer Trireme. Auf dem Schiff befand sich unter anderem eine Art Uhrwerksmechanismus.“

Simon keuchte. „Aber Uhrwerke sind doch noch gar nicht erfunden worden.“

„Genau“, sagte sie. „Alle meinten, dass es sich um einen Scherz handelte.“ Sie zeigte enthusiastisch auf die Karte. „Doch eine Insel des alten Rhodos kann nicht den Namen eines Mannes aus dem Jahr 1977 tragen!“





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„Ein starker Startschuss zu einer Serie, die eine gute Mischung aus lebhaften Protagonisten und herausfordernden Situationen bietet und nicht nur junge, sondern auch erwachsene Fantasy-Fans mit epischen Geschichten über starke Freundschaften und Feindschaften in ihren Bann zieht.“ -Midwest Book Review (Diane Donovan) (über A Throne for Sisters)

„Morgan Rices Ideenreichtum ist grenzenlos!“ -Books and Movie Reviews (über A Throne for Sisters)

Von der Fantasy Bestsellerautorin Morgan Rice kommt eine neue Serie für junge – und auch erwachsene Leser! Fans von Harry Potter und Percy Jackson aufgepasst!

In DAS FEUERZEPTER: OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER (BUCH VIER) wird der zwölfjährige Oliver Blue auf eine wichtige Mission geschickt, um die Schule für Seher zu retten. Er muss in die Vergangenheit reisen, um im Florenz des Jahres 1592 das Artefakt zu finden, das sie alle erlösen kann. Doch das Geheimnis wird von niemand geringerem als Galileo höchstpersönlich bewacht. Oliver sucht nach einem der größten Wissenschaftler und Erfinder aller Zeiten – dem Mann, der nicht nur das Teleskop erfunden, sondern auch mehrere Planeten entdeckt hat. Und wieder stellt sich die Frage: Ist auch er ein Seher? Und hat er noch andere Geheimnisse?

Sein Bruder Chris, der stärker ist als je zuvor, ist weiterhin fest entschlossen, Oliver endlich zu vernichten. Diesem wird bald klar, dass es sich um ein Wettrennen gegen die Zeit handelt: Das Schicksal der Schule – und der Welt – steht auf dem Spiel. Die mitreißende Fantasy-Geschichte DAS FEUERZEPTER bildet den vierten Teil einer fesselnden neuen Serie voller Magie, Liebe, Humor, Sehnsucht, Schicksal und spannenden Wendungen. Die Geschichte von OLIVER BLUE wird auch Sie bezaubern und bis tief in die Nacht hinein fesseln.

Buch #5 in der Reihe wird auch bald erhältlich sein!

„Der Beginn einer bemerkenswerten Geschichte.“ – San Francisco Book Review (über A Quest of Heroes)

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