Книга - Vorher Sehnt Er Sich

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Vorher Sehnt Er Sich
Blake Pierce


Von Blake Pierce #1 Bestseller Autor von VERSCHWUNDEN (ein #1 Bestseller mit über 1,200 Fünf Sterne Bewertungen) stammt VORHER SEHNT ER SICH, Buch #10 in der aufregenden Mackenzie White Mystery Reihe.

VORHER SEHNT ER SICH ist Buch #10 in der #1 Bestseller Mackenzie White Mysterie Reihe, die mit EHE ER TÖTET (Buch #1) beginnt, ein #1 Bestseller mit über 500 Bewertungen!

FBI Spezial Agentin Mackenzie White wird gerufen, als eine weitere Leiche tot in einem Lagerraum gefunden wird. Zuerst scheint es keine Verbindung zwischen den Fällen zu geben; aber als Mackenzie genauer ermittelt, erkennt sie, dass es die Arbeit eines Serienmörders ist – und dass er schon bald wieder zuschlagen wird. Mackenzie wird gezwungen sich in die Gedanken eines Geisteskranken zu versetzen, während sie versucht eine Psyche zu verstehen die besessen von Unordnung, Lagerung und klaustrophobischen Orten ist. Es ist ein dunkler Ort, bei dem sie Angst hat nie wieder zurückzukehren – und dennoch einer, bei dem sie gründlich ermitteln, muss wenn sie das Katz und Mausspiel gewinnen will, dass neue Opfer retten kann. Und sogar dann ist es vielleicht zu spät.

Ein dunkler Psychothriller mit herzzerreißender Spannung, VORHER SEHNT ER SICH ist Buch #10 in einer fesselnden neuen Reihe – mit einem geliebten neuen Charakter – der Sie bis spät Abends noch lesen lässt.

Auch verfügbar von Blake Pierce ist VERSCHWUNDEN (Ein Riley Paige Mystery – Buch #1), ein #1 Bestseller mit über 1,200 Fünf Sterne Bewertungen – und einem kostenlosen Download!





Blake Pierce

Vorher Sehnt Er Sich



Copyright © 2018 durch Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie im US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 erlaubt, darf kein Teil dieser Veröffentlichung in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen werden oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem ohne die vorherige Genehmigung des Autors gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Genuss lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch für eine andere Person freigeben möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht für Ihre Verwendung erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dieses Buch ist reine Fiktion. Namen, Charaktere, Geschäfte, Organisationen, Orte, Ereignisse und Ereignisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen ist völlig zufällig.

Buchumschlagsbild Copyright Lario Tus, mit Lizenz von Shutterstock.com



Blake Pierce

Blake Pierce ist Autor der Bestseller RILEY PAGE Mysterie Reihen, die dreizehn Bücher (aufwärts) enthält. Blake Pierce ist ebenfalls Autor der MACKENZIE WHITE Mysterie Reihe, die aus neun Büchern (aufwärts) besteht; der AVERY BLACK Mysterie Reihe, die aus sechs Büchern besteht; und der neuen KERI LOCKE Mysterie Reihen, die aus fünf Büchern (aufwärts besteht); die MAKING OF RILEY PAIGE Mysterie Reihe, die aus zwei Büchern besteht (aufwärts); der KATE WISE Mystery Reihe, die aus zwei Büchern besteht (und aufwärts).

Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Mysterie und Thriller Genres, hört Blake gerne von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com (http://www.blakepierceauthor.com/), um mehr zu lernen und in Kontakt zu bleiben.


BÜCHER VON BLAKE PIERCE

DIE MAKING OF RILEY PAIGE SERIE

BEOBACHTET (Band #1)



KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Buch Nr. 1)

WENN SIE SÄHE (Buch Nr. 2)



RILEY PAIGE KRIMI SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)

VERFOLGT (Band #9)

VERLOREN (Band #10)

BEGRABEN (Band #11)

ÜBERFAHREN (Band #12)

GEFANGEN (Band #13)



MACKENZIE WHITE MYSTERY REIHE

BEVOR ER TÖTET (Buch #1)

BEVOR ER SIEHT (Buch #2)

EHE ER BEGEHRT (Buch #3)

BEVOR ER NIMMT (Buch #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Buch #5)

BEVOR ER FÜHLT (Buch #6)

BEVOR ER SÜNDIGT (Buch #7)

VORHER JAGT ER (Buch #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Buch #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Buch #10)



AVERY BLACK KRIMI SERIE

DAS MOTIV (Band #1)

LAUF (Band #2)

VERBORGEN (Band #3)

GRÜNDE DER ANGST (Band #4)

RETTE MICH (Band #5)

ANGST (Band #6)



KERI LOCKE KRIMI SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

EINE SPUR VON MORD (Band #2)

EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Band #3)

EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)

EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5)




Prolog


Sie hatte Angst ihre Augen zu öffnen. Sie hatte sie vor einiger Zeit geschlossen – wie lange wusste sie nicht – weil sie sicher gewesen war, dass er sie töten würde. Hatte er aber nicht, dennoch konnte sie ihre Augen nicht öffnen. Sie wollte ihn nicht sehen oder sehen, was er noch für sie bereithielt. Sie hoffte, wenn es kam, würde ihr Tod ein wenig schmerzloser sein, wenn sie nicht wusste, welche Methode er anwenden würde.

Aber mit jeder Minute, die verging, wunderte sich Claire, ob er den Tod überhaupt in Betracht zog. Ihr Kopf schrillte, da wo er sie mit irgendwas auf den Kopf geschlagen hatte. Ein Hammer oder so dachte sie. Die Erinnerung war schwammig, genauso wie die Erinnerung daran was passiert war, als er sie auf den Kopf geschlagen hatte.

Sogar mit geschlossenen Augen gab es Dinge, die Claire kombinieren konnte. Irgendwann hatte er sie auf den Rücksitz seines Autos gesetzt. Sie hatte das Brummen des Motors hören können und die leise Stimme des Radios (WRXS, das nur echtes und original Grunge aus der Seattle-Gegend spielte). Sie konnte auch etwas Bekanntes riechen, kein Essensgeruch, sondern etwas Biologisches.

Öffne einfach deine Augen, du dumme Kuh, dachte sie. Du weißt, dass du in einem Auto bist und er fährt. Er kann dich jetzt schlecht umbringen, oder?

Sie zwang sich, ihre Augen zu öffnen. Als sie das tat, traf das Auto auf eine kleine Bodenwelle und wurde langsamer. Sie hörte das leise Quietschen der Bremsen und das Knirschen des Kies‘ unter den Reifen.

„Love, Hate, Love“ von Alice in Chains lief im Radio. Sie sah die WRXS-Buchstaben in Digitalbuchstaben im Radio vor ihr. Sie sah die Formen zweier Sitze zwischen ihr und dem Mann, der sie mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte.

Natürlich war da auch noch die Tatsache, dass sie angebunden und geknebelt war. Sie war sich ziemlich sicher, dass das Ding in ihrem Mund und das um ihre Wangen gebunden war, eine Art Sexknebel war, komplett mit rotem Ball in der Mitte. Was immer auch ihre Arme hinter ihrem Rücken zusammenhielt, fühlte sich wie eine Art Nylonband an. Sie nahm an, dass dasselbe Ding ihre Beine an den Knöcheln zusammengebunden hielt.

Als wenn er spürte, dass sie ihre Augen geöffnet hatte, drehte er sich um und schaute sie an. Er lächelte sie an und in dem Moment, erinnerte sie sich, warum sie so leicht nachgegeben hatte. Psychopath oder nicht, der Mann sah gut aus.

Er drehte sich wieder um und lenkte das Auto in den Park. Als er aus dem Auto stieg und die Hintertür öffnete, tat er das ganz beiläufig. Es schien, als wenn er so etwas Ähnliches jeden Tag machte. Er griff hinein und griff nach ihren Schultern. Als seine rechte Hand harsch an ihrer Brust vorbeiglitt, konnte sie nicht sagen, ob das absichtlich geschah oder nicht.

Er zog sie an den Schultern zu sich. Sie versuchte nach ihm zu treten, aber ihre festgebundenen Füße ließen das nicht zu. Als sie an der frischen Luft und aus dem Auto heraus war, sah sie, dass es schon fast dämmerte. Es tröpfelte – nicht wirklich tröpfelnd, aber das, was ihr Vater immer als nieseln bezeichnet hatte – und es war neblig.

Hinter ihnen sah sie sein Auto und einen kleinen Hügel. Eine kleine Kiesauffahrt und eine lange Kette, die sich bis zu einer baufälligen Hundehütte im Garten ausstreckten. Das Hundehaus sah alt aus … als wenn es so gebaut worden wäre, um alt auszusehen. Und etwas war darin … Kein Hund aber eine …

Was zum Teufel ist das? Fragte sie sich. Aber sie wusste, was es war. Und es machte ihr Angst. Ihre Angst steigerte sich noch und etwas an dem komisch platzierten Objekt in der Hundehütte ließ sie sichergehen, dass sie sterben würde – dass der Mann, der sie über seine Schulter trug völlig den Verstand verloren hatte.

Eine Puppe lag darin. Vielleicht sogar zwei. Das war schwer zu sagen. Sie waren so hingesetzt, dass sie sich gegenseitig ansahen, ihre Köpfe leicht angewinkelt.

Es sah aus, als wenn sie aus der Öffnung der Hundehütte schauten und sie beobachteten.

Ein nagender Horror setzte sich in ihren Gedanken fest und ließ sie nicht wieder los.

„Was hast du mit mir vor?“, fragte sie. „Bitte … ich tue alles, wenn du mich gehen lässt.“

„Ich weiß, dass du das tun wirst“, sagte er. „Oh, das weiß ich.“

Er trat auf eine klapprige Verandastufe und machte eine raue Bewegung mit seiner rechten Schulter. Claire fühlte kaum den Einschlag des Geländers gegen die Seite ihres Kopfs. Die Dunkelheit kam zu schnell für sie, um das alles zu registrieren.


* * *

Sie öffnete ihre Augen und wusste, dass Zeit vergangen sein musste. Zu viel Zeit.

Und sie hatte das Gefühl, das sie nicht länger im Haus in der Nähe der Hundehütte war. Sie war wo anders hingebracht worden.

Wo hatte er sie hingebracht?

Sie schrie – und sobald ein Stöhnen aus ihrem Mund kam, war er da. Seine Hand fühlte sich rau auf ihrem Mund an. Er presste sich gegen sie. Sein Atmen roch nach alten Kartoffelchips und alles an ihm von der Hüfte abwärts fühlte sich hart an. Sie versuchte sich zu wehren, aber merkte, dass sie noch angebunden war.

„Es wird in Ordnung sein“, sagte er.

Und damit küsste er sie auf den Mund. Es war ein langsamer Kuss, als wenn er ihn wirklich genoss. Aber es gab absolut nichts Lustvolles daran. Trotz der offensichtlichen Erektion an ihrer Hüfte und der Kuss an sich, konnte sie nichts Sexuelles an dem spüren, was er zu tun versuchte.

Er stand auf und schaute auf sie herab. Er zeigte ihr den Knebel, den sie in ihrem Mund gehabt hatte, und wandte ihn erneut an. Sie schüttelte ihren Kopf dagegen, aber er presste es nur noch härter in ihren Mund. Als er ihren Kopf los ließ, nachdem er etwas an ihrem Rücken angebracht hatte, fiel es auf den Boden.

Ihre Augen suchten panisch nach etwas, was ihr helfen könnte und dann wusste sie sicher, dass sie nicht in seinem Haus war. Nein … das hier war anders. Überall gab es verschiedene Kleinigkeiten, die gegen Metallwände gestapelt waren. Eine schwach leuchtende Glühbirne hing über ihnen.

Nein, dachte sie. Das ist nicht sein Haus. Das ist wie einer dieser Lagerräume… zur Hölle, ist das mein Lageraum?

Das war es. Und diese Tatsache traf sie noch härter, als der Boden in ihren Rücken geschlagen hatte. Es machte sie auch ziemlich sicher, dass sie wirklich sterben würde. Er stand auf und sah sie schon fast zärtlich an. Er lächelte wieder und dieses Mal gab es nichts Schönes an ihm. Jetzt sah er wie ein Monster aus.

Er ging weg und öffnete die Tür, die schon fast ein mechanisches Geräusch machte, als sie sich bewegte. Er schlug sie zu, ohne sie noch einmal umzusehen.

In der Dunkelheit schloss Claire ihre Augen wieder und schrie gegen den Knebel in ihrem Mund. Es vibrierte in ihrem Kopf, bis sie dachte, ihr Schädel würde entzweibrechen. Sie schrie einen stummen Schrei, bis sie Blut in ihrem Mund fühlen konnte und ein wenig danach, wurde es wieder dunkel.




Kapitel eins


Mackenzie Whites Leben war zu etwas geworden, was sie sich nie hatte vorstellen können. Sie war noch nie an schöner Kleidung interessiert gewesen oder daran in die allgemeine Menge zu passen. Obwohl sie nach dem Standard der meisten Menschen auffallend schön war, war sie nie das gewesen, was ihr Vater mal die „zimperliche Sorte“ genannt hatte.

Dennoch fühlte sie sich in letzter Zeit so. Sie schob das auf die Hochzeitsplanung. Sie schob es auf die Hochzeitsmagazine und das Kuchenessen. Sie liefen von einer potenziellen Hochzeitslocation zur nächsten, von der Bestellung von netten Einladungen bis zu der Entscheidung über das Empfangsmenü – sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so weiblich gefühlt.

Daher war die schlanke und vertraute Neun Millimeter in ihre Hand, verlockend. Es war wie zu einem alten Freund zurückzukehren, der wusste, wie sie wirklich war. Sie lächelte bei dem Gefühl während sie in den Eingangsbereich der neuen simulierten aktiven Schützenarena des Büros trat.

Basierend auf der Idee der berüchtigten Hogans Alley – ein taktisches Trainingsgebäude, dass wie eine städtische Straße entworfen und seit den späten Achtzigern vom FBI benutzt wurde – bot der neue Bereich die neusten Geräte und Hindernisse, welche die meisten Agenten und Agenten im Training noch erleben mussten. Unter den Geräten befanden sich roboterartige Arme, die mit Infrarot Licht ausgestattet wurden und die genauso funktionierten wie Laser Tag. Wenn sie ein Ziel nicht schnell genug niederschoss, dann blitzte das Licht an ihrem Arm auf und löste einen kleinen Alarm an der Weste aus, die sie trug.

Sie dachte an Ellington und wie er es als die Büroversion von America Ninja Warrior bezeichnet hatte. Und er lag gar nicht so falsch damit, wie Mac bemerkte. Sie schaute zum roten Licht in der Ecke des Eingangs und wartete darauf, dass es wieder grün wurde. Als es grün wurde, verschwendete Mackenzie nicht einen einzigen Moment.

Sie betrat den Bereich und suchte sofort nach einem Angriffsziel. Der Ort war fast wie ein Videospiel aufgebaut, in dem Angriffsziele hinter Hindernissen, Ecken und sogar an der Wand auftauchten. Alle waren mit Roboterarmen verbunden, die versteckt blieben und soweit sie es bemerkt hatte, tauchten niemals Ziele in demselben Zeitabschnitt auf. Daher würden beim zweiten Mal keine ihrer Ziele, die sie schon beim ersten Mal erledigt hatte noch einmal auftauchen. Es würde sich immer als neuen Kurs präsentieren.

Zwei Schritte weiter tauchte eine Zielscheibe hinter einer strategisch platzierten Kiste auf. Sie schoss es mit einer Runde aus ihrer Neun Millimeter nieder und begann sofort loszuballern und nach noch mehr zu schauen. Als es kam, kam es von der Wand, ein Ziel ungefähr von der Größe eines Softballs. Mackenzie schoss direkt durch die Mitte und ein weiteres Ziel kam von rechts. Sie schoss auch da durch und ging weiter durch den Raum.

Das als erlösend zu bezeichnen, war noch untertrieben. Obwohl sie die Hochzeitsplanungen nicht bereute und auch nicht die Richtung, die ihr Leben nahm, gab es immer noch eine Art Freiheit dabei, ihrem Körper zu erlauben sich instinktiv zu bewegen und auf intensive Situationen zu reagieren. Mackenzie war seit fast vier Monaten kein Teil mehr von einem aktiven Fall gewesen, sie hatte sich auf die Zusammenfügung der losen Enden des Falles ihres Vaters und natürlich auf die kommende Hochzeit mit Ellington konzentriert.

Während dieser Zeit hatte sie sogar eine Art Beförderung bekommen. Obwohl sie immer noch unter Direktor McGrath arbeitete und ihm direkt Bericht erstattete, hatte sie die Aufgabe bekommen, so eine Art Go-To Agentin zu werden. Das war ein weiterer Grund, warum sie in den letzten vier Monaten nicht aktiv an einem Fall gearbeitet hatte. McGrath war damit beschäftigt festzulegen, welche Rolle er ihr innerhalb des Agentenpools unter seinem wachsamen Auge zuteilen wollte.

Mackenzie lief fast mechanisch durch den Kurs, wie ein Roboter der darauf programmiert war. Sie bewegte sich geschmeidiger, sie zielte mit Genauigkeit und Geschwindigkeit, sie rannte erfahren und ohne zu zögern. Wenn überhaupt hatten ihr die vier Monate hinter dem Schreibtisch und in Meetings mehr Motivation gegeben, an dieser Art von Training teilzunehmen. Wenn sie wieder raus ging, dann wollte sie auf jeden Fall eine bessere Agentin sein, als diejenige, die den Fall ihres Vaters endlich abgeschlossen hatte.

Sie kam zum Ende des Bereichs ohne sich wirklich darüber bewusst zu sein, was sie getan hatte. Eine große rollende Metalltür befand sich vor ihr. Als sie die gelbe Linie entlang des Betonbodens des Bereichs überquerte hieß das, dass sie fertig war, die Tür glitt nach oben. Sie trat in einen kleinen Raum mit einem Tisch und einem einzelnen Monitor an der Wand. Der Bildschirm zeigte ihr die Ergebnisse. Siebzehn Ziele, Siebzehn Treffer. Von siebzehn Treffern waren neun Volltreffer. Von den anderen acht waren fünf innerhalb von fünfundzwanzig Prozent Genauigkeit eines Volltreffers. Die Gesamtbewertung für ihren Durchlauf betrug neunundachtzig Prozent. Fünf Prozent besser als ihr vorheriger Durchlauf und neun Prozent besser als jedes andere Ergebnis das von anderen Agenten und Auszubildenden erzielt wurde.

Ich brauche mehr Übung, dachte sie, während sie den Raum verließ und zur Umkleide ging. Ehe sie sich umzog, nahm sie ihr Handy aus ihrem Rucksack und sah, dass sie einen Text von Ellington bekommen hatte.

Mutter hat gerade angerufen. Sie wird ein wenig früher kommen. Tut mir leid …

Mackenzie seufzte. Sie und Ellington wollten sich heute eine mögliche Örtlichkeit für ihre Hochzeit ansehen und hatten entschieden, seine Mutter einzuladen. Es wäre das erste Mal, dass Mackenzie sie treffen würde und sie fühlte sich, als wenn sie wieder in der Schule wäre, und darauf hoffen musste, dem prüfenden Auge einer aufmerksamen und liebenden Mutter zu genügen.

Lustig, dachte Mackenzie. Außergewöhnliche Fähigkeiten mit der Waffe, Nerven aus Stahl … und immer noch Angst davor meine zukünftige Schwiegermutter kennenzulernen.

Dieses häusliche Leben begann sie zu irritieren. Dennoch fühlte sie die Aufregung, während sie sich umzog. Sie würden sich heute eine Location ihrer Wahl ansehen. Sie würden in sechs Wochen heiraten. Es war Zeit, aufgeregt zu sein. Daran denkend ging sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause.


* * *

Wie sich herausstellte, war Ellington genauso nervös darüber, dass Mackenzie seine Mutter traf, wie sie selbst. Als sie in seiner Wohnung ankam, rannte er durch die Küche. Er sah nicht unbedingt besorgt aus, aber es gab eine nervöse Spannung an der Art, wie er sich bewegte.

„Du siehst ängstlich aus“, sagte Mackenzie, während sie sich auf einen der Barhocker setzte.

„Naja, mir ist gerade eingefallen, dass wir diese Location mit meiner Mutter genau zwei Wochen nach meiner Scheidung ansehen. Naja du und ich und die meisten rationalen Menschen wissen, dass diese Dinge eine Weile brauchen, wegen des Papierkrams und dem schlangenähnlichen Tempo der Regierung. Aber meine Mutter … Ich garantiere dir, dass sie ein wenig zu sehr an dieser Information hängt, sie wartet nur darauf, es zum schlechtesten Zeitpunkt anzubringen.“

„Du weißt schon, dass du dafür sorgen solltest, dass ich diese Frau treffen will“, sagte Mackenzie.

„Ich weiß. Und sie ist auch die meiste Zeit sehr nett. Aber sie kann … naja eine Hexe sein, wenn sie will.“

Mackenzie stand auf und schlang ihre Arme um ihn. „Das ist ihr Recht als eine Frau. Das haben wir alle, weißt du.“

„Oh, ich weiß“, sagte er mit einem Lächeln und küsste sie auf ihre Lippen. „Also … Bist du bereit?“

„Ich habe Mörder beseitigt. Ich war bei einigen hochgefährlichen Fällen dabei und habe in die Läufe von unzähligen Waffen gestarrt. Also … nein. Nein, ich bin nicht bereit. Ich habe Angst davor.“

„Dann haben wir zusammen Angst.“

Sie verließen die Wohnung so wie immer, seitdem sie zusammengezogen waren. Im Grunde fühlte Mackenzie sich bereits, als wenn sie mit dem Mann verheiratet war. Sie wusste alles von ihm. Sie hatte sich an sein leichtes Schnarchen gewöhnt und sogar an seine Neigung zum Glam Metall der Achtziger. Und sie begann wirklich seine kleinen grauen Ansätze, die er bereits an den Schläfen bekam, zu lieben.

Sie war mit Ellington durch die Hölle gegangen, hatte einige ihrer schlimmsten Fälle mit ihm an ihrer Seite durchgestanden. Sie würden also sicher auch eine Hochzeit zusammen schaffen – temperamentvolle Schwiegermutter hin oder her.

„Ich muss das fragen“, sagte Mackenzie, als sie in sein Auto stiegen. „Fühlst du dich jetzt ein wenig erleichtertet, jetzt wo die Scheidung durch ist? Kannst du den Raum fühlen, wo du die Last sonst getragen hast?“

„Es fühlt sich leichter an“, sagte er. „Aber das war eine recht schwere Last.“

“Hätten wir sie zur Hochzeit einladen sollen? Scheint so, als wenn deine Mutter das zu schätzen wüsste.“

„Irgendwann finde ich deine Witze lustig. Ich verspreche es.“

„Ich hoffe doch“, antwortete Mackenzie. „Es wird ein langes Leben werden, wenn du mein komödiantisches Genie verpasst.“

Er nahm ihre Hand und strahlte sie an, als wenn sie ein Paar wären, dass sich gerade erst verliebt hatte. Er fuhr sie zur Location, bei der sie sich ziemlich sicher war, dass sie dort heiraten würden. Sie waren beide so glücklich, dass sie praktisch die Zukunft sehen konnten, hell und strahlend direkt vor ihnen.




Kapitel zwei


Quinn Tuck hatte nur einen Traum: Die Dinge dieses verlassenen Lagerraums an einen Idioten zu verkaufen, wie die, die er in der Storage Wars Show gesehen hatte. Seine Arbeit brachte angemessen Geld; er brachte fast sechstausend Riesen jeden Monat nach Hause, alles aus Lagereinheiten, die er betrieb. Und nachdem er das Darlehen von seinem Haus letztes Jahr abbezahlt hatte, war er in der Lage gewesen, gerade genug zu sparen, um seine Frau nach Paris einzuladen – etwas mit dem sie nie Ruhe gegeben hatte, seitdem sie sich vor fünfundzwanzig Jahren kennengelernt hatten.

Tatsächlich würde er am liebsten den ganzen Laden verkaufen und einfach irgendwo hinziehen. Vielleicht nach Wyoming, ein Ort, an den sich niemand sehnte, aber der dennoch ziemlich malerisch und billig war. Aber seine Frau würde das niemals mitmachen – obwohl sie wahrscheinlich glücklich darüber wäre, das Lagerraum Geschäft loszuwerden.

Zuerst einmal waren die meisten Kunden protzige Angeber. Sie waren immerhin die Art von Menschen, die so viele Dinge besaßen, dass sie extra Platz mieten mussten, um alles aufzubewahren. Und zweitens würde sie die zufälligen Anrufe an Samstagen von pingeligen Lagerraumbesitzern, die sich über die dümmsten Dinge beschweren nicht vermissen. An diesem Morgen kam der Anruf von einer älteren Frau, die zwei Lagerräume gemietet hatte. Sie hatte Dinge aus ihrem Lager genommen und behauptete etwas Schreckliches zu riechen, das aus einem der Lagerräume in der Nähe von ihrem kam.

Normalerweise würde Quinn sagen, er würde das überprüfen und dann nichts tun. Aber das war eine schwierige Situation. Er hatte eine ähnliche Beschwerde schon vor zwei Jahren gehabt. Er hatte drei Tage gewartet, um das zu überprüfen, nur um herauszufinden, dass ein Waschbär irgendwie in das Lager gekommen war und keinen Weg mehr herausgefunden hatte. Als Quinn es gefunden hatte, war er aufgeblasen und angeschwollen gewesen und schon seit mindestens einer Woche tot.

Und deswegen fuhr er seinen Truck am Samstagmorgen auf den Parkplatz seiner Lagerräume, anstatt auszuschlafen und zu versuchen seine Frau zu ein wenig Sex am Morgen zu überreden, mit Versprechungen des Paris Ausflugs. Dieser Lagerraumkomplex war sein kleinster. Es war ein Außenkomplex mit insgesamt vierundfünfzig Einheiten. Die Miete dafür war niedrig und alle außer neun waren vermietet.

Quinn stieg aus seinem Truck und ging an den Räumen entlang. Jeder Platz der Einheiten enthielt sechs Lagerräume, alle dieselbe Größe. Er ging zum dritten Block der Einheiten und erkannte, dass die Frau, die heute Morgen angerufen hatte, nicht übertrieben hatte. Er konnte etwas Ekliges riechen und die fragliche Lagereinheit war noch zwei ganze Lagerräume entfernt. Er nahm sein Schlüsselbund heraus und ging sie alle durch, bis er zu dem für Raum 35 kam.

Als er zur Tür des Lagerraumes ging, hatte er schon fast Angst diese zu öffnen. Etwas roch wirklich schlimm. Er fragte sich, ob jemand, irgendwie aus Versehen seinen Hund dort eingesperrt hatte, ohne es zu bemerken und irgendwie hatte niemand das Bellen und Jaulen gehört, als er raus wollte. Es war ein Bild, das Quinns Gedanken an die Dinge die er mit seiner Frau Samstag morgens anstellen konnte, verschwinden ließ.

Keuchend wegen des Geruchs steckte Quinn den Schlüssel in die Tür von Raum 35. Als das Schloss aufging, entfernte Quinn es aus der Verriegelung und rollte dann die Tür hoch.

Der Geruch, der ihn traf, war so stark, dass er zwei schnelle Schritte zurückmachte, und Angst hatte, dass er sich vielleicht übergeben müsste. Er hielt seine Hand nah an seinen Mund und Nase und machte einen kleinen Schritt nach vorne.

Aber das war der einzige Schritt, den er machte. Er sah schon von was der Geruch kam, indem er einfach davor stand.

Da lag eine Leiche auf dem Boden des Lagers. Sie lag nahe am Eingang, ein paar Meter entfernt von den gelagerten Dingen im Hintergrund – kleine Schränke, Kisten und Milchkisten, die mit ein wenig von allem gefüllt waren.

Die Leiche war eine Frau, die aussah, wie in ihren frühen Zwanzigern. Quinn konnte keine klaren Wunden an ihr sehen, aber es gab eine gute Spur Blut, die sich um sie herum angesammelt hatte. Es war weit aus mehr als nur nass oder dickflüssig, da es bereits auf dem Betonboden getrocknet war.

Sie war so blass wie Papier und ihre Augen waren weit und bewegungslos. Für einen Moment dachte Quinn, sie starrte ihn an.

Er fühlte einen Schrei in seiner Brust aufkommen. Er wich zurück, ehe er ihm entwich. Quinn holte sein Handy aus seiner Tasche und rief die 112 an. Er war sich nicht sicher, ob man deswegen den Notruf wählte, aber das war alles, an das er denken konnte.

Als das Handy klingelte und der Disponent antwortete, wollte Quinn zurückweichen, aber er merkte, dass er nicht in der Lage war, seine Augen von diesem gruseligem Anblick zu nehmen, sein Blick war nur noch auf diese tote Frau in seinem Lager gerichtet.




Kapitel drei


Weder Mackenzie noch Ellington wollten eine große Hochzeit. Ellington behauptete, er hatte all diesen Hochzeitsblödsinn mit seiner ersten Hochzeit schon abgehakt, aber er wollte sicher sein, dass Mackenzie alles bekam, was sie wollte. Ihr eigener Geschmack war recht einfach. Sie wäre schon in einer einfachen Kirche völlig glücklich gewesen. Keine Glocken, keine Flöten, keine fabrizierte Eleganz.

Aber dann hatte Ellingtons Vater ihn angerufen, kurz nachdem sie sich verlobt hatten. Sein Vater der eigentlich nie Teil seines Lebens gewesen war, hatte ihm gratuliert, ihn aber auch darüber informiert, dass er an keiner Hochzeit teilnehmen könnte, bei der Ellingtons Mutter dabei war. Er hatte jedoch für Ausgleich seiner Abwesenheit gesorgt und sich mit einem sehr reichen Freund in DC in Kontakt gesetzt und ihnen das Meridian House gebucht. Das war schon fast ein unanständiges Geschenk, aber es hatte auch der Frage nach dem Datum der Hochzeit ein Ende gesetzt. Am Ende hatten sie dank Ellingtons Vater vier Monate nach der Verlobung ein festes Datum: der fünfte September.

Und obwohl der Tag noch zweieinhalb Monate weg war, fühlte er sich näher an, als Mackenzie im Garten des benachbarten Meridian House stand. Der Tag war perfekt und alles an diesem Ort schien erst kürzlich ausgebessert und landschaftlich gestaltet worden zu sein.

Ich würde ihn glatt morgen hier heiraten, wenn ich könnte, dachte sie. Normalerweise gab Mackenzie mädchenhaften Impulsen nicht nach, aber etwas an dem Gedanken hier zu heiraten ließ sie sich ganz besonders fühlen – irgendwas zwischen romantisch und komplett ausgeflippt. Sie liebte das altertümliche Gefühl dieses Ortes, den herzlichen Charme und die Gärten.

Während sie da stand und den Ort in sich aufnahm, kam Ellington von hinten und legte einen Arm um ihre Hüfte. „Also … ja das ist der Ort.“

„Ja, das ist er“, sagte sie. „Wir müssen deinem Vater danken. Wieder einmal. Oder vielleicht einfach nur deine Mutter ausladen, damit er kommen kann.“

„Dafür ist es glaube ich ein wenig zu spät“, erwiderte Ellington. „Besonders weil sie es ist, die rechts neben uns auf dem Bürgersteig läuft.“

Mackenzie sah in die Richtung und sah eine ältere Frau, mit der die Jahre es gut gemeint hatten. Sie trug eine schwarze Sonnenbrille, die sie unglaublich jung und intellektuell aussehen ließ, auf eine Art, die schon fast nervig war. Als sie Mackenzie und Ellington sah, die zwischen zwei großen Blumenbeeten und Büschen standen, winkte sie mit ein wenig zu viel Enthusiasmus dabei.

„Sie sieht süß aus“, sagte Mackenzie.

„Schokoriegel sind auch süß. Aber irgendwann hast du genug davon und dann zerstören sie deine Zähne.“

Mackenzie konnte ein Kichern nicht unterdrücken, hörte aber auf, als Ellingtons Mutter auf sie zu kam.

„Ich hoffe, du bist Mackenzie“, sagte sie.

„Ja, das bin ich“, sagte Mackenzie, unsicher darüber, wie sie diesen Witz aufnehmen sollte.

„Natürlich, bist du das“, sagte sie. Sie gab Mackenzie eine lockere Umarmung und ein breites Lächeln. „Und ich bin Frances Ellington … aber nur weil es zu viel Umstände macht, meinen Nachnamen zu ändern.“

„Hallo, Mutter“, sagte Ellington und umarmte sie.

„Mein Sohn. Oh mein Gott, wie hast du es geschafft so eine Location zu bekommen? Die ist unglaublich schön!“

„Ich habe lange genug in DC gearbeitet, um mich mit den richtigen Leuten anzufreunden“, log Ellington.

Mackenzie zuckte innerlich zusammen. Sie verstand, warum er den Drang fühlte zu lügen, aber sie fühlte sich auch uneins, Teil einer so großen Sache zu sein, die ihre Schwiegermutter in dieser Phase ihrer Beziehung mit einbezog.

“Aber keine Menschen die helfen könnten Papiere und rechtliche Konsequenzen deiner Scheidung auszustellen, oder wie soll ich das verstehen?“

Das war eine Bemerkung, die mit einem sarkastischen Ton daher kam, aber als Witz gemeint war. Mackenzie hatte genug Menschen verhört und wusste genug über Verhalten und Gesichtszuckungen, um zu wissen, wann jemand einfach grausam war. Vielleicht war es ein Witz, aber es lag auch ein wenig Wahrheit und Bitterkeit darin.

Ellington jedoch ging locker damit um. „Nein, solche Freunde habe ich nicht gefunden. Aber du weißt, ja Mutter, ich würde mich lieber auf den heutigen Tag konzentrieren. Auf Mackenzie – eine Frau, die mich nicht durch den Dreck ziehen wird, wie die erste Frau, an der du immer noch festhältst.“

Mein Gott, ist das furchtbar, dachte Mackenzie.

Sie musste eine Entscheidung treffen hier und jetzt und sie wusste, es könnte die Meinung ihrer zukünftigen Schwiegermutter über sie beeinflussen, aber damit konnte sie später umgehen. Sie wollte gerade eine Bemerkung machen und sich entschuldigen, sodass Ellington und seine Mutter dieses angespannte Gespräch privat führen konnten.

Aber dann klingelte ihr Handy. Sie schaute auf das Display und sah den Namen von McGrath dort stehen. Sie nutzte die Gelegenheit, hielt das Handy eng an sich gedrückt und sagte: „Es tut mir sehr leid, aber ich muss da ran gehen.“

Ellington warf ihr einen skeptischen Blick zu, während sie sich ein wenig entfernte. Sie beantwortete den Anruf, während sie sich hinter einigen kunstvollen Rosenbüschen versteckte.

„Agentin White“, meldete sie sich.

“White, Sie müssen kommen. Sie und Ellington, denke ich. Es gibt einen Fall, ich will, dass Sie beide SOFORT daran arbeiten.“

„Sind Sie jetzt im Büro? Am Sonntag?“

„Ich war nicht im Büro. Aber dieser Anruf hat mich hier hingeholt. Wann können Sie beide hier sein?“

Sie grinste und sah zu Ellington, der immer noch mit seiner Mutter diskutierte. „Oh, ich glaube, wir können schnell da sein“, sagte sie.




Kapitel vier


Am Sonntag stand niemand hinter dem Empfang im Wartebereich außerhalb von McGraths Büro. Tatsächlich stand seine Bürotür offen, als Mackenzie und Ellington ankamen.

Mackenzie klopfte dennoch an die Tür, ehe sie eintrat, wissend, was für ein Nörgler McGrath sein konnte, wenn es um seine Privatsphäre ging.

„Kommen Sie rein“, rief McGrath.

Als sie eintraten, fanden Sie McGrath hinter seinem Tisch, wo er mehrere Akten durchwühlte. Die Papiere lagen überall verstreut und sein Tisch sah aus wie in einem milden Zustand von Chaos. Den normalerweise so ordentlichen McGrath in so einem Zustand zu sehen, ließ Mackenzie sich fragen, welche Art von Fall ihn so sehr durcheinandergebracht hatte.

„Danke, dass sie so schnell kommen konnten“, sagte McGrath. „Ich weiß, sie nutzten die meiste freie Zeit, um ihre Hochzeit zu planen.“

„Hey, Sie haben mich vor meiner Mutter gerettet“, sagte Ellington. „Ich werde jeden Fall angehen, den Sie mir zutragen.“

„Das freut mich zu hören“, sagte McGrath und wählte einen Papierstapel mit zusammengeklammerten Papieren aus dem Durcheinander seines Tisches aus und warf sie ihm hin. „Ellington, als Sie als Field Agent angefangen haben, habe ich Sie einen Fall in Salem, Oregon abwickeln lassen. Ein Verbrechen in Lagerräumen. Erinnern Sie sich?“

“Ja, tatsächlich. Fünf Leichen, alle tauchten tot in Lagerräumen auf. Der Mörder wurde nie gefunden. Man hat angenommen, dass er Angst bekommen hat, als das FBI sich eingeschaltet hat und daher aufgehört hat.“

„Das kann sein. Es gab eine andauernde Suche nach dem Mann, aber wir haben nichts gefunden. Und das gilt für den größten Teil der acht Jahre.“

„Hat ihn endlich jemand gefunden?“, fragte Ellington. Er schaute die Papier durch, die McGrath ihm gegeben hatte. Mackenzie warf ebenfalls einen Blick darauf und sah einige Berichte und Details vom Oregon Mörder.

“Nein. Aber es sind wieder Leichen in Lagerräumen aufgetaucht. Dieses Mal in Seattle. Eine wurde letzte Woche gefunden, was man als Zufall werten kann. Aber gestern wurde eine Zweite gefunden. Die Frau ist schon eine Weile tot – mindestens vier Tage, so wie sie aussieht.“

„Man kann also sicher sagen, dass die Fälle in Seattle nicht mehr länger als Einzelfälle bewertet werden?“, riet Mackenzie.

„Das stimmt. Der Fall gehört Ihnen, White.“ McGrath drehte sich dann zu Ellington. „Ich weiß nicht, ob ich Sie schicken soll. Ich würde es gerne, weil Sie beide gut zusammenarbeiten trotz Ihrer Beziehung. Aber so kurz vor der Hochzeit…“

„Das hängt von Ihnen ab, Sir“, sagte Ellington. Mackenzie war eher überrascht davon, wie leichtfertig er mit dem Auftrag umging. „Aber ich glaube meine Geschichte mit dem Oregon Fall könnte Macken—Agentin White zu Gute kommen. Außerdem zwei Köpfe und all das …“

McGrath betrachtete beide einen Moment und schaute von einem zum anderen. „Ich werde es erlauben, aber das kann auch gut der letzte Fall sein, an dem Sie beide arbeiten. Ich habe bereits genug Menschen um mich, die es nicht gerne sehen, wenn ein verlobtes Paar miteinander arbeitet. Sobald sie verheiratet sind, können Sie das vergessen.“

Mackenzie verstand das und dachte sogar, dass es im Prinzip eine gute Idee war. Sie nickte bei McGraths Erklärung, während sie Ellington die Papiere aus der Hand nahm. Sie nahm sich keine Zeit sie gleich zu lesen, sie wollte nicht unhöflich erscheinen. Aber dann schaute sie doch schnell drüber, nur um eine Ahnung zu bekommen.

Fünf Leichen wurden im Jahr 2009 in Lagerräumen gefunden, alle innerhalb einer Zeitspanne von zehn Tagen. Eine der Leichen schien erst vor Kurzem getötet worden zu sein, während eine so lange vor der Entdeckung tot war, dass das Fleisch schon von den Knochen abfiel. Drei Verdächtige waren gefunden worden, aber letztendlich dank Alibis und Mangel an echten Beweisen freigelassen worden.

„Natürlich, können wir noch nicht sagen, dass es eine direkte Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt, stimmt‘s?“, fragte sie.

„Nein, noch nicht“, sagte McGrath. „Aber das ist einer der Dinge, die ich gerne herausfinden möchte. Suchen Sie nach Verbindungen, während Sie versuchen diesen Mann zu finden.“

„Noch irgendwas?“, fragte Ellington.

“Nein. Ihre Anfahrt wird geregelt, während wir hier sitzen, aber ihr solltet innerhalb von vier Stunden im Flieger sitzen. Ich würde das hier gerne abschließen, ehe dieser Verrückte weitere fünf Menschen töten kann, wie er es zuvor gemacht hat.“

„Ich dachte, wir hatten gesagt, dass es keine direkte Verbindung gibt“, sagte Mackenzie.

„Nein, offiziell nicht“, erwiderte McGrath. Und dann, als wenn er es sich nicht verkneifen konnte, grinste er und wandte sich Ellington zu. „Wollen Sie mit dieser Art von Kontrolle den Rest Ihres Lebens leben?“

„Oh ja“, sagte Ellington. „Und ich freu mich darauf.“


* * *

Sie waren schon auf halbem Weg zu seiner Wohnung, ehe Ellington endlich seine Mutter anrief. Er hatte ihr erklärt, dass sie weg mussten und gefragt, ob sie sie vielleicht noch einmal sehen wollte, wenn sie zurückkamen. Mackenzie hörte genau zu und war kaum in der Lage die Antwort seiner Mutter zu überhören. Sie sagte etwas über Gefahren eines verliebten Paares die zusammenarbeiteten und wohnten. Ellington schnitt ihr das Wort ab, ehe sie wirklich loslegen konnte.

Als der Anruf beendet war, warf Ellington sein Handy auf die Ablage und seufzte. „Also, meine Mutter lässt dich grüßen.“

„Da bin ich mir sicher.“

„Aber das, was sie über Mann und Frau gesagt hat, die zusammenarbeiten … bist du bereit dafür?“

„Du hast McGrath gehört“, sagte sie. „Das wird nicht mehr passieren, nachdem wir geheiratet haben.“

„Ich weiß. Aber trotzdem. Wir werden im selben Gebäude sein und von den Fällen des anderen hören. Es gibt Tage, wo ich glaube, dass das toll wäre … aber es gibt auch andere, an denen ich mich frage, wie komisch das sein wird.“

„Warum? Hast du Angst, dass ich dich aussteche?“

„Oh, das hast du bereits“, sagte er mit einem Lächeln. „Du willst das nur nicht zugeben.“

Während sie zur Wohnung fuhren und dort packten, erkannte sie die Realität dieser Situation zum ersten Mal. Das könnte der letzte Fall sein, an dem Sie und Ellington zusammenarbeiteten. Sie war sich sicher, dass sie beide mit Liebe auf ihre Fälle zurückblicken würden, wenn sie älter wären, schon fast wie ein Insider Witz. Aber im Moment mit der Hochzeit, die lockte und zwei Leichen, die am anderen Ende des Landes auf sie warteten, fühlte es sich beängstigend an – wie das Ende von etwas Besonderem.

Ich denke, wir müssen einfach mit einem Knall gehen, dachte sie, während sie ihre Sachen packte. Sie schielte zu Ellington, der ebenfalls packte und lächelte. Klar, sie waren auf dem Weg in einen gefährlichen Fall und ihre Leben standen auf dem Spiel, aber sie konnte es nicht abwarten, wieder mit ihm zu reisen … vielleicht ein letztes Mal.




Kapitel fünf


Sie kamen in Seattle an, um zwei Tatorte zu besichtigen: die Stelle des ersten Opfers wurde vor acht Tagen entdeckt und die Stelle des zweiten Opfers wurde erst gestern entdeckt. Mackenzie war noch nie in Seattle gewesen und so war sie schon fast enttäuscht, zu sehen, dass das mit den Stereotypen Städten ziemlich wahr war: es regnete leicht, als sie landeten. Der Nieselregen hielt an, bis sie im Mietauto waren und wurde dann zum ständigen Regen, als sie zu Seattle Storage Solution fuhren, dem Tatort, wo erst vor Kurzem die Leiche entdeckt worden war.

Als sie ankamen, wartete ein Mann mittleren Alters auf sie in seinem Pick-up Truck. Er trat heraus, spannte einen Schirm auf und begrüßte sie an ihrem Auto. Er überreichte ihnen mit einem schiefen Lächeln einen Schirm.

„Niemand außerhalb der Stadt denkt je daran einen mitzubringen“, erklärte er, als Ellington ihn nahm. Er spannte ihn auf und so ritterlich wie immer ging er sicher, dass Mackenzie ganz darunter stand.

„Danke“, sagte Ellington.

„Quinn Tuck“, sagte der Mann und bot seine Hand.

„Agentin Mackenzie White“, sagte Mackenzie und nahm die angebotene Hand. Ellington machte dasselbe und stellte sich ebenfalls vor.

„Dann kommen sie“, sagte Quinn. “Es macht keinen Sinn, das hier zu verzögern. Ich wäre lieber zu Hause, und sie wahrscheinlich auch. Die Leiche ist weg, Gott sei Dank, aber das Lager jagt mir immer noch Angst ein.“

„Ist es das erste Mal, dass so etwas passiert?“, fragte Mackenzie.

„Es ist das erste Mal, dass so etwas Schreckliches passiert. Ich hatte mal einen toten Waschbär in einem Lager liegen. Und einmal sind Wespen in einem Lager gewesen und haben ein Nest gebaut und haben den Mieter attackiert. Aber naja … noch nie so etwas Schlimmes.“

Quinn brachte sie zu einem Lagerraum mit einer schwarzen 35 auf der im Garagenstil angebrachten Tür. Die Tür stand offen und ein Polizist wanderte im hinteren Teil des Lagerraums herum. Er trug einen Stift und ein Notizblock und kritzelte etwas darauf, als Mackenzie und Ellington eintraten.

Der Polizist wandte sich ihnen zu und lächelte. „Sind sie vom Büro?“, fragte er.

„Das sind wir“, sagte Ellington.

„Es freut mich, sie kennenzulernen. Ich bin Sheriff Paul Rising. Ich dachte, es wäre gut, wenn ich hier bin, wenn sie ankommen. Ich mache Notizen über alles, was hier gelagert wurde und hoffe irgendwelche Hinweise zu finden. Weil im Moment gibt es überhaupt keine.“

„Waren Sie am Tatort, als die Leiche entfernt wurde?“

„Leider. Es war ziemlich gruselig. Eine Frau namens Claire Locke, Alter fünfundzwanzig. Sie war schon mindestens eine Woche tot. Es ist nicht klar, ob sie zuerst verhungert oder verblutet ist.“

Mackenzie nahm langsam den Zustand des Lagerraums in sich auf. Der hintere Raum war voll mit Kisten, Milchkisten und mehreren alten Koffern – typische Dinge, die man in einem Lagerraum fand. Aber die Blutflecken auf dem Boden ließen es ein wenig anders aussehen. Es waren keine großen Flecken, aber sie nahm an, dass der hohe Blutverlust zum Tod geführt haben könnte. Vielleicht war es nur ihre Vorstellung, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie noch ein wenig von dem Geruch, den die Leiche hinterlassen hatte, riechen konnte.

Während Sheriff Rising weiter seiner Aufgabe mit den Kisten und Behältern im hinteren Teil nachging, begannen Mackenzie und Ellington den Rest des Raumes zu untersuchen. Soweit Mackenzie sehen konnte, deutete eine Blutspur auf dem Boden darauf hin, dass es noch etwas Wertvolles zu finden gab. Während sie sich nach Hinweisen umsah, hörte sie Ellington zu, der Rising über die Falldetails befragte.

„War die Frau gefesselt oder auf eine Art geknebelt?“, fragte Ellington.

“Beides. Die Hände waren hinter dem Rücken gebunden, die Zehen zusammengebunden und sie hatte einer dieser Ballknebel im Mund. Das Blut, das Sie auf dem Boden sehen, kam von einer kleinen Schnittwunde in ihrem Magen.“

Geknebelt und gefesselt erklärte zumindest, warum Claire Locke nicht in der Lage gewesen war, Geräusche zu machen, um Menschen auf der anderen Seite der Lagerwände auf sich aufmerksam zu machen. Mackenzie versuchte sich die Frau in diesem beengten, kleinen Platz vorzustellen, ohne Licht, Lebensmittel oder Wasser. Es machte sie wütend.

Während sie langsam im Lagerraum umherging, kam sie zu einer Ecke an der Tür. Regen trommelte vor ihr herunter und klatschte auf den Beton draußen. Aber direkt im Inneren des Metalltürrahmens entdeckte Mackenzie etwas. Es war ganz unten am Boden, direkt am Boden des Rahmens, der die Tür hoch und runter schieben ließ.

Sie ließ sich auf ihre Knie fallen und schaute näher hin. Dann sah sie einen Klecks Blut am Rand der Rille. Nicht groß … ziemlich klein eigentlich, sodass sie zweifelte, dass irgendein Polizist es bis jetzt bemerkt hatte. Und dann am Boden direkt unter dem Blutklecks, war etwas Kleines, Abgerissenes und es war weiß.

Mackenzie berührte es vorsichtig mit ihrem Finger. Es war ein Stück eines zerrissenen Fingernagels.

Irgendwie hatte Claire Locke es geschafft, zu versuchen zu fliehen. Mackenzie schloss ihre Augen einen Moment und versuchte sich das vorzustellen. Je nachdem wie ihre Hände verbunden waren, hätte sie sich mit dem Rücken zur Tür setzen müssen, hinknien und versuchen müssen, die Tür hochzuziehen. Das wäre ein vergeblicher Versuch, wegen des Schlosses außen, aber auf jeden Fall ein Versuch wert, wenn man am Rande war zu verhungern oder zu verbluten.

Mackenzie winkte Ellington herüber und zeigte ihm, was sie gefunden hatte. Sie wandte sich dann an Rising und fragte: „Erinnern Sie sich, ob es irgendwelche zusätzlichen Verletzungen an Ms. Lockes Hand gab?“

„Ja, tatsächlich“, sagte er. „Es gab ein paar oberflächliche Schnittwunden an ihrer rechten Hand. Und ich glaube, die meisten ihrer Fingernägel waren nicht mehr da.“

Er kam hinüber, wo Mackenzie und Ellington standen und ließ ein leises „Oh“ hören. Mackenzie suchte weiter, aber fand nichts weiter außer ein paar verirrten Haaren. Haare, von denen sie annahm, dass sie entweder Claire Locke oder dem Besitzer des Lagers gehörten.

„Herr Tuck?“, sagte sie.

Quinn stand vor dem Lagerraum unter seinem Schirm. Er tat alles Mögliche, um nicht im Lagerraum zu stehen – nicht einmal hineinzusehen. Bei dem Klang seines Namens jedoch trat er zögernd ein.

„Wem gehört dieser Lagerraum?“

„Das ist ja das Schlimmste“, sagte er. „Claire Locke hat dieses Lager seit sieben Monaten gemietet.“

Mackenzie nickte und schaute wieder dorthin, wo Lockes Sachen an der Wand in ordentlichen Reihen gestapelt waren. Die Tatsache, dass es ihr Lagerraum war, gab dem ganzen einen noch unheimlicheren Grad, aber sie dachte, das könnte zu ihrem Vorteil arbeiten, um schließlich Motive zu finden oder den Mörder aufzuspüren.

„Gibt es hier Sicherheitskameras?“, fragte Ellington.

„Ich habe nur eine am Haupteingang“, erwiderte Quinn Tuck.

„Wir haben uns schon alles in den letzten Wochen angesehen“, erklärte Sheriff Rising. „Wir haben nichts Ungewöhnliches entdeckt. Im Moment sprechen wir mit allen, die hier in den letzten zwei Wochen aufgetaucht sind. Wie Sie sich vorstellen können, wird das mühsam werden. Wir haben noch ein Dutzend Personen, die wir befragen müssen.“

„Können wir die Ausschnitte selber ansehen?“, fragte Mackenzie.

„Natürlich“, erwiderte Rising, obwohl sein Ton sagte, dass sie verrückt war, sich das anzusehen.

Mackenzie folgte Ellington in den hinteren Teil des Lagers. Ein Teil von ihr wollte sich einfach durch die Kisten und Kartons wühlen, aber sie wusste, es würde wahrscheinlich zu nichts führen. Sobald sie einen Hinweis oder potenzielle Verdächtigte hatten, würden sie vielleicht etwas Wertvolles finden, die Inhalte innerhalb des Lagerraums würden ihnen nichts bedeuten.

„Ist die Leiche noch beim Gerichtsmediziner?“, fragte Mackenzie.

„Soweit ich weiß ja“, erwiderte Rising. „Wollen Sie, dass ich anrufe und Bescheid sage, dass sie kommen?“

„Bitte. Und sehen Sie mal, was Sie wegen des Videomaterials tun können.“

„Oh, das kann ich Ihnen schicken, Agentin White“, erwiderte Quinn. „Es ist alles digital. Lassen Sie mich einfach wissen, wohin ich es schicken soll.“

„Kommen Sie“, sagte Rising. “Ich bringe Sie zum Büro des Gerichtsmediziners. Es liegt gleich zwei Stockwerke unter meinem Büro.“

Damit verließen die Vier die Lagereinheit und gingen wieder hinaus in den Regen. Selbst unter dem Regenschirm klang er laut. Der Regen kam langsam, aber prasselte hart herunter. Als wenn es die Anblicke und Gerüche des Lagerraums wegwaschen wollte.




Kapitel sechs


Wie sich herausstellte, war Quinn Tuck ziemlich hilfreich. Es schien, als wollte er genauso wie jeder andere den Grund herausfinden, was passiert war. Deswegen hatte er Mackenzie und Ellington, als sie bei der Polizeistation ankamen, einen Link zur Verfügung gestellt, um auf alle seine digitalen Akten vom Sicherheitssystem im Lagerkomplex zuzugreifen.

Sie entschieden sich dazu mit dem Sicherheitsmaterial zu beginnen, anstatt mit der Leiche von Claire Locke. Es gab ihnen eine Gelegenheit sich hinzusetzen und sich irgendwie zu orientieren. Es war jetzt schon fast dunkel und der Regen fiel immer noch. Als Sheriff Rising ihnen einen Monitor brachte, blickte Mackenzie auf den Tag zurück und fand es schwer zu glauben, dass sie noch vor neun Stunden in einem malerischen Garten gestanden und über ihre Hochzeit nachgedacht hatte.

„Hier sind die relevanten Zeitstempel“, sagte Rising und schob Mackenzie ein Stück Papier von seinem Notizblock zu. „Es gibt nicht viele.“ Er tippte mit seinen Fingern auf einen bestimmten Eintrag, der in einer schiefen Handschrift geschrieben war. „Das ist das einzige Mal, an dem wir Claire Locke in das Gebäude haben kommen sehen. Wir haben ihre DMV Info besorgt und haben ihr Autokennzeichen bekommen, wir wissen also, dass sie es ist. Und das“, sagte er und tippte auf einen weiteren Eintrag, „ist, wann sie gegangen ist. Und das sind die einzigen Zeiten, in denen sie auf dem Material zu sehen ist.“

„Danke, Sheriff“, sagte Ellington. „Das hilft uns enorm.“

Rising nickte ihnen zu, ehe er aus dem kleinen Büro ging, das sie bekommen hatten. Die eintönige Arbeit dauerte eine Weile, aber wie Rising gesagt hatte, hatte die einheimische Polizei bereits ein wenig Arbeit für sie erledigt. Sie konnten das Material vorspulen, wenn es keine Aktivität auf dem Bildschirm gab. Sie begannen, in dem sie die Zeitstempel auf dem Papier überprüften. Als das Auto was Claire gehören sollte, auf dem Bildschirm zu sehen war, zoomte Mackenzie das Bild heran, konnte aber den Fahrer nicht erkennen. Sie wartete und schaute den ereignislosen Eingang des Gebäudes für 22 vorgespulte Minuten an, ehe Lockes Auto zu sehen war, das wieder wegfuhr. In der Zeit, in der sie da gewesen war, war niemand anderes angekommen oder gegangen.

„Weißt du“, begann Mackenzie, „Es ist auch möglich, dass sie nicht am Lagergebäude angegriffen wurde.“

„Glaubst du, jemand hat sie woanders getötet und sie hier hergebracht?“

„Vielleicht hat er sie nicht woanders getötet, aber vielleicht entführt. Ich glaube, wenn wir ihre Leiche sehen, können wir das festlegen. Wenn sie Hinweise auf Verhungern oder Vertrocknen zeigt, dann sagt uns das praktisch, dass sie hier abgeladen worden ist.“

„Aber laut dem Bericht war das Schloss von außen verriegelt.“

„Vielleicht hat noch jemand anderes einen Schlüssel“, schlug Mackenzie vor.

„Wahrscheinlich jemand aus einem der anderen Autos an diesen und in den anderen Tagen des Materials.“

„Wahrscheinlich.“

„Willst du hier bleiben und das hier durchsehen, während ich mir die Leiche ansehe?“, fragte Ellington. „Oder umgekehrt?“

Mackenzie stellte sich die arme Frau vor, alleine im Dunkeln und nicht in der Lage, um Hilfe zu schreien. Sie stellte sich ihr stolpern im Dunkeln vor, um einen Weg zu finden, um zumindest zu versuchen, die Tür zu öffnen.

„Ich glaube, ich würde mir gerne die Leiche ansehen. Ist das Okay für dich?“

„Oh ja. Das ist Streaming vom Feinsten. Keine Werbung oder so.“

„Gut“, sagte sie. „Dann sehen wir uns gleich.“

Sie lehnte sich hinüber und küsste ihn auf die Seite seines Mundwinkels, ehe sie ging. Sie tat das auf natürliche Weise und ohne viel nachzudenken, wenn das auch nicht das Professionellste war. Es war eine gute Erinnerung daran, warum sie nicht mehr in dieser Funktion zusammenarbeiten würden, nachdem sie verheiratet waren.

Mackenzie verließ das kleine Büro, um sich auf die Suche nach der Leichenhalle zu machen, während Ellington weiterhin im Vorspulmodus auf dem Bildschirm schaute.


* * *

Die Frage, ob Claire Locke an Hunger oder Durst im Lagerraum gestorben war, wurde in dem Moment beantwortet, als Mackenzie sie sah. Obwohl Mackenzie kein Experte bei dem Thema war, gab es einen einfallenden Blick auf den Wangen der jungen Frau. Es hätte vielleicht einen ähnlichen Blick auf ihren Magen gegeben, aber das war nicht klar aufgrund des Einschnitts, den der Gerichtsmediziner gemacht hatte.

Die Frau, die sie in der Leichenhalle antraf, war eine rundliche und unheimlich angenehme Frau namens Amanda Dumas. Sie grüßte Mackenzie herzlich und lehnte sich gegen einen kleinen Stahltisch, der mit den Werkzeugen ihrer Arbeit geschmückt war.

„Laut Ihrer Untersuchung“, begann Mackenzie, „würden Sie sagen, dass das Opfer Hunger oder Dehydration erlebt hat, ehe es gestorben ist?“

„Ja, aber ich weiß nicht in welchem Ausmaß genau“, antwortete Amanda. „Es gibt nur sehr wenig Fettsäure in ihrem Magen – fast gar nichts. Das, sowie einige Anzeichen ihres Muskelabbaus, zeigen, dass sie zumindest die ersten Schmerzen des Hungers erlebt hat. Es gab verräterische Anzeichen der Dehydration, obwohl ich nicht sicher sein kann, dass eines von beiden sie getötet hat.“

„Glauben Sie, sie ist zuerst verblutet?“

„Ich denke schon. Und um ehrlich zu sein, das wäre auch das Beste gewesen.“

“Basierend auf dem was Sie an der Leiche gesehen haben, glauben Sie, Sie war noch am Leben, als sie in der Lagereinheit abgesetzt wurde?“

„Oh, zweifellos. Und ich würde sagen, es war auch gegen ihren Willen.“ Amanda trat nach vorne und zeigte auf die Schürfwunden an Lockes rechter Hand. „Sieht aus, als wenn sie gekämpft hat und dann irgendwann versucht hat zu fliehen.“

Mackenzie sah die Schnitte und bemerkte, dass einer von ihnen eher zerfetzt aussah. Es hätte leicht von dem gerillten Läufer kommen können, auf dem die Tür saß. Sie sah auch den Fingernagel, der zerrissen worden war.

„Es gibt auch ein paar blaue Flecken am Hinterkopf“, sagte Amanda. Sie nutzte ein bürstenähnliches Werkzeug, um Claires Haar beiseitezuschieben. Sie tat das mit einer vorsichtigen Sorte an Respekt und Sorgfalt. Als sie das Haar beiseite kämmte, konnte Mackenzie einen großen lila Fleck an der Unterseite ihres Nackens sehen, wo der Schädel anfing.

„Irgendwelche Anzeichen dafür, dass Sie Drogen genommen hatte?“ fragte Mackenzie.

„Nein. Ich habe immer noch eine chemische Analyse ausstehen, aber basierend auf allem anderen, das ich gesehen habe, verspreche ich mir nichts davon.“

Mackenzie nahm an, dass die Schwellung am Hinterkopf zusammen mit dem Mundknebel in ihrem Mund mehr als Grund genug für Claire Locke gewesen war, kein Theater oder Alarm zu machen, als sie in den Lagerraum getragen worden war. Sie dachte wieder an das Videomaterial, sicher, dass der Fahrer einer der Autos verantwortlich für ihren Tod war – und dem Tod von einer anderen Person, die laut Berichten letzte Woche gefunden worden war.

Mackenzie schaute stirnrunzelnd auf die Leiche. Es war eine natürliche Reaktion, für jeden, der ermordet worden war, immer ein wenig Gewissensbisse zu empfinden. Aber Mackenzie spürte einen stärkeren Sinn an Traurigkeit für Claire Locke. Vielleicht kam das, weil sie sich sie ganz alleine in dem dunklen Lager vorstellen konnte und wie sie sich nicht richtig bewegen oder um Hilfe rufen konnte.

„Danke für die Information“, sagte Mackenzie. „Mein Partner und ich werden ein paar Tage in der Stadt sein. Lassen Sie mich wissen, ob irgendetwas beim letzten Chemiebericht herauskommt.“

Sie verließ die Leichenhalle und ging wieder zurück auf den Hauptflur. Auf ihrem Weg zurück zu dem kleinen Büro, in dem sie und Ellington arbeiteten, hielt sie am Abfertigungsschalter an und forderte eine Kopie der aktuellen Akte von Claire Locke. Sie hielt sie zwei Minuten später in der Hand und nahm sie zurück mit ins Büro.

Sie fand Ellington, wie er auf den Monitor starrte und sich in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte.

„Irgendwas Neues soweit?“, fragte sie.

„Nichts Konkretes. Ich habe sieben weitere Autos kommen und fahren sehen. Einer blieb sechs Stunden, ehe er gegangen ist. Ich wollte das mit der Polizei noch einmal überprüfen, um zu sehen, mit welchen Personen sie bereits gesprochen haben. Damit Claire Locke in den Lagerraum kommt, muss jemand in diesem Ausschnitt sie dorthin gefahren haben.“

Mackenzie nickte zustimmend, während sie die Akte durchsah. Locke hatte gar kein Strafregister und die persönlichen Details gaben nicht viel preis. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, hatte vor zwei Jahren einen Abschluss an der UCLA gemacht und hatte als Digitale Künstlerin in einer einheimischen Marketing Firma vor Ort gearbeitet. Die Eltern waren geschieden, der Vater lebte auf Hawaii und die Mutter irgendwo in Kanada. Kein Ehemann, keine Kinder, aber es gab einen Hinweis am Ende des persönlichen Datenblatts, dass ihr Freund über ihren Tod informiert worden war. Er war gestern um drei Uhr nachmittags angerufen worden.

„Wie viel Zeit hast du noch übrig?“, fragt sie.

Ellington zuckte die Achseln. „Noch drei Tage, so wie es aussieht.“

„Ist das Okay, wenn ich gehe und mit Claire Lockes Freund spreche?“

„Ich denke schon“, sagte er mit einem komischen Seufzen. „Das Eheleben kommt bald. Du gewöhnst dich besser daran, dass ich die ganze Zeit vor dem Fernseher sitze. Besonders während der Fußballsaison.“

„Das ist in Ordnung“, erwiderte sie. „Solange du damit einverstanden bist, dass ich gehe und mein eigenes Ding mache, während du das machst.“

Und um ihm zu zeigen, was sie meinte, ging sie hinaus. Sie rief über ihre Schulter: „Gib mir ein paar Stunden.“

„Na klar. Aber erwarte nicht, dass das Essen fertig ist, wenn du zurückkommst.“

Das Geplänkel zwischen ihnen machte sie unglaublich glücklich, dass McGrath es ihnen erlaubt hatte, zusammen an dem Fall zu arbeiten. Zwischen der Dunkelheit und dem Regen draußen und ihrer merkwürdigen Traurigkeit wegen Claire Locke, wusste sie nicht, ob sie in der Lage wäre, diesen Fall alleine richtig zu handhaben. Aber mit Ellington hier fühlte sie, dass sie ein Stück Heimat bei sich hatte – etwas wohin sie gehen konnte, wenn der Fall zu überwältigend wurde.

Sie ging wieder hinaus. Es war Abend geworden und obwohl der Regen sich wieder auf Niesel eingestellt hatte, konnte Mackenzie nicht anders, als das als eine Art Omen zu sehen.




Kapitel sieben


Mackenzie wusste nichts über den Freund, da nichts über ihn in den Notizen stand. Alles, was sie wusste war, dass sein Name Barry Channing war und das er in der Rose Street 376 lebte, im Apartment 7. Als sie an die Tür des Apartments 7 klopfte, wurde ihr von einer Frau, die wie in den späten Fünfzigern aussah, geöffnet. Sie sah müde und traurig aus – und offensichtlich nicht glücklich darüber, einen Besucher nach neun Uhr abends an einem regnerischen Sonntagabend zu bekommen.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau.

Mackenzie überprüfte fast noch einmal die Nummer an der Tür, aber sagte dann, „Ich suche Barry Channing.“

„Ich bin seine Mutter. Wer sind Sie?“

Mackenzie zeigte ihr ihren Ausweis. „Mackenzie White vom FBI. Ich hatte gehofft, Ihrem Sohn ein paar Fragen über Claire stellen zu können.“

„Er ist wirklich nicht in der Lage mit irgendjemandem zu sprechen“, antwortete die Mutter. „Tatsächlich ist er –“

„Mein Gott, Mama“, sagte eine männliche Stimme hinter ihr. „Mir geht es gut.“

Die Mutter machte einen Schritt zur Seite und machte Platz für ihren Sohn, der in der Tür stand. Barry Channing war eher groß und hatte kurz geschnittenes, blondes Haar. Wie seine Mutter sah er aus, als wenn er nicht viel geschlafen hatte und man sah, dass er geweint hatte.

„Sie sagen, Sie kommen vom FBI?“, fragte Barry.

„Ja. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?“

Barry sah seine Mutter zögernd an und seufzte dann. „Ja, ich habe Zeit. Kommen Sie doch rein.“

Barry führte Mackenzie in sein Apartment, er ging einen schmalen Flur hinunter und in eine allgemein aussehende Küche. Seine Mutter ging währenddessen schmollend den Flur hinunter und verschwand aus dem Blickfeld. Als Barry sich auf einen Stuhl am Küchentisch setzte, hörte Mackenzie, wo irgendwo in der Wohnung eine Tür zuknallte.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Barry. „Ich glaube, meine Mutter stand Claire näher als ich. Und das sagt viel, wenn man bedenkt, dass ich vor zwei Wochen einen Verlobungsring gekauft habe.“

„Ihr Verlust tut mir sehr leid“, sagte Mackenzie.

„Das höre ich sehr oft im Moment“, erwiderte Barry und blickte auf den Tisch. „Es kam unerwartet, und obwohl ich gestern, als die Polizei mir das gesagt hat, wie ein Kind geweint habe, habe ich es geschafft, mich zusammenzureißen. Meine Mutter ist gekommen, um mir ein wenig mit der Beerdigung zu helfen und ich bin dankbar für ihre Hilfe, aber sie ist ein wenig überbeschützend. Sobald sie einmal weg ist, lasse ich wahrscheinlich alle Trauer raus, wissen Sie?“

„Ich werde Ihnen eine Frage stellen, die vielleicht dumm scheint“, sagte Mackenzie. „Aber kennen Sie vielleicht jemanden, der einen Grund hat Claire so etwas anzutun?“

“Nein. Die Polizei hat mich dasselbe gefragt. Sie hatte überhaupt keine Feinde, wissen Sie? Sie und ihre Mutter haben sich nicht gut verstanden, aber es ging nicht so weit, dass sie ihr das antun würde. Claire war eine ziemlich zurückhaltende Person, wissen Sie? Sie stand ihren Freunden nicht nahe oder irgendjemand anderem … sie hatte nur Bekanntschaften. So was eben.“

„Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?“, fragte Mackenzie.

„Vor acht Tagen. Sie ist hier hergekommen, um zu sehen, ob ich irgendwas habe, was sie noch in ihren Lagerraum bringen konnte. Wir haben darüber gelacht. Sie wusste nicht, dass ich den Ring hatte. Aber wir wussten beide, dass wir heiraten würden. Wir haben Pläne dafür gemacht. Als sie gefragt hat, ob ich noch etwas habe, was ich bei ihr lagern kann, war das nur noch eine weitere Art der Bestätigung, wissen Sie?“

“Nach dem sie da war, wie lange hat es gedauert, ehe Sie sich Sorgen gemacht haben? Mir ist nicht bekannt, dass Sie sie als vermisst gemeldet haben oder Ähnliches.“

„Naja, ich bin am Community College und mache meinen GPA, um wieder ins College zu gehen und mein Studium zu beenden. Ich habe viel Arbeit damit und dazu habe ich noch eine Arbeit, wo ich vierzig bis fünfundvierzig Stunden die Woche arbeite. Es gibt also immer wieder vier oder fünf Tage, wenn Claire und ich uns nicht sehen. Aber nach drei Tagen und keinen Nachrichten oder Anruf von ihr, habe ich angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich bin zu ihrer Wohnung gefahren, um mit ihr zu sprechen und sie hat nicht aufgemacht. Ich habe daran gedacht, die Polizei zu rufen, aber das schien mir dumm. Und wirklich ganz tief in mir drin habe ich mich gefragt, ob sie mich einfach verlassen hat. Vielleicht hat ihr der Gedanke an eine Hochzeit Angst gemacht oder so.“

„Als Sie sie das letzte Mal gesehen haben, schien sie da in Ordnung zu sein? Hat sie sich unnormal verhalten?“

„Nein, es ging ihr gut. Sie war in guter Stimmung.“

„Wissen Sie vielleicht, was sie in ihrem Lagerraum aufbewahren wollte?“

„Wahrscheinlich ein paar Bücher aus dem College. Sie hatte sie schon eine Weile in ihrem Kofferraum herumgefahren.“

„Wissen Sie, wie lange sie den Raum schon gemietet hat?“

„Ungefähr sechs Monate. Sie hatte Dinge aus Kalifornien geholt und dort gelagert. „Noch einmal … wir haben irgendwie gespürt, dass wir heiraten, also hat sie, anstatt die Dinge direkt in ihre Wohnung zu schaffen, ein paar Sachen in dem Lagerraum gelassen. Deswegen hat sie es überhaupt gemietet, denke ich. Ich habe ihr gesagt, dass es nicht nötig ist, aber sie sagte immer nur, es wäre so viel einfacher, wenn wir zusammenziehen.“

“Ich habe gefragt, ob Claire irgendwelche Feinde hatte … aber was ist mit Ihnen? Gibt es irgendjemanden, der Ihnen das antun würde, um Sie zu verletzen?“

Barry sah erstaunt aus, als wenn er daran noch nie gedacht hätte. Er schüttelte langsam seinen Kopf und sie dachte, er würde anfangen zu weinen. „Nein. Aber ich wünschte, es gäbe jemanden. Das würde mir helfen, einen Sinn darin zu sehen. Ich kenne eigentlich niemanden, der Claire tot sehen möchte. Sie war … sie war einfach nett. Die süßeste Person, die Sie je getroffen haben.“

Mackenzie sah, dass er ehrlich war. Sie wusste auch, dass sie von Barry Channing nichts weiter erfahren würde. Sie legte eine ihrer Visitenkarten auf den Tisch und schob sie zu ihm hinüber.

„Wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich bitte an“, sagte sie.

Er nahm eine Karte und nickte nur.

Mackenzie spürte, dass sie noch etwas sagen sollte, aber das war einer dieser Momente, wo es klar war, dass es nichts weiter zu sagen gab. Sie ging zur Tür, und als sie diese hinter sich schloss, fühlte es sich wie ein Schmerz der Reue an, als sie hörte, wie Barry Channing zu weinen begann.

Der Regen draußen war jetzt kaum mehr als Nebel. Als sie zu ihrem Auto ging, rief sie Ellington an und hoffte, dass der Regen ganz aufhören würde. Sie war sich nicht sicher, warum sie das so aufregte. Es tat es aber.

„Ellington hier“, antwortete er, da er nie auf das Display schaute, ehe er ranging.

„Bist du fertig mit Fernsehen?“

„Das bin ich tatsächlich“, antwortete er. „Ich arbeite gerade mit Deputy Sheriff Rising daran die Personen auf der Liste auszuschließen, mit denen bereits gesprochen wurde. Gibt es was Neues bei dir?“

„Nein. Aber ich wollte zum Lagerraum fahren, in dem die erste Leiche gefunden wurde. Kannst du die Information von Rising einholen und mich in zwanzig Minuten vor der Polizeistation treffen? Und vielleicht kannst du den Besitzer telefonisch erreichen.“

„Mach ich. Bis dann.“

Er beendete den Anruf und Mackenzie fuhr weiter und dachte dabei an den trauernden Freund, den sie zurückgelassen hatte … sie dachte an Claire Locke, alleine im Dunkeln, hungernd und ängstlich in ihren letzten Momenten.




Kapitel acht


Mackenzie und Ellington kamen um 10:10 Uhr am U-Store-It an. Das Gebäude war anders als die Seattle Storage Solution, denn es war tatsächlich ein Gebäude. Das Gebäude selbst sah aus, als wenn es einmal ein kleines Lagerhaus gewesen und das Äußere mit einfacher Landschaftsgärtnerei verschönert worden war, was man nur halb in dem schwachen Licht erkennen konnte, das den Bürgersteig umrahmte. Weil sie vorher angerufen hatten, brannte innen Licht, da der Besitzer und Verwalter des Hauses auf sie wartete.

Sie trafen den Besitzer an der Tür, ein kleiner und übergewichtiger Mann mit Brille namens Ralph Underwood. Er schien zufrieden über ihren Besuch und gab sich keine Mühe die Tatsache zu verstecken, dass er recht begeistert von Mackenzie war.

Er führte sie durch das Vordergebäude, das aus einem kleinen Wartebereich und einem noch kleinerem Konferenzraum bestand. Er hatte sich viel Mühe dabei gegeben, das Gebäude warm und gemütlich erscheinen zu lassen, aber dennoch hatte es immer noch den Geruch eines alten Lagerhauses an sich.

„Wie viele Lagerräume haben Sie hier?“, fragte Ellington.

„Einhundertfünfzig“, erwiderte Underwood. „Jeder Raum hat eine Tür hinten, sodass man seine Sachen einfach von draußen ab- und auf Laden kann, damit man nicht durch die Vorderseite des Gebäudes gehen muss.“

„Hört sich recht effektiv an“, sagte Mackenzie, die noch nie einen Lagerkomplex gesehen hatte, der komplett in einem anderen Gebäude untergebracht war. „Sie sagten am Telefon, dass Sie Interesse daran haben, mehr über die Leiche zu erfahren, die ich vor zwei Wochen gefunden habe, korrekt?“

„Das stimmt“, erwiderte Mackenzie. Sie hatte Rising gebeten, ihr den Bericht zu schicken und sie las es jetzt von ihrem Handy ab. „Elizabeth Newcomb, Alter dreißig Jahre. Laut dem Polizeibericht wurde sie in ihrem eigenen Lagerraum gefunden, gestorben an einer Stichwunde in der Brust.“

„Ich weiß von dem allem nichts“, sagte Underwood. „Alles, was ich weiß ist, als ich an dem Morgen gekommen bin und wie immer meine Runde gedreht habe, habe ich etwas Rotes am Rand einer Lagerraumtür gesehen. Ich wusste sofort was es war, aber ich habe versucht mich davon zu überzeugen, dass ich nicht recht habe. Aber als ich den Lagerraum geöffnet habe, war sie da. Lag tot auf dem Boden in einer Blutlache.“

Er erzählte die Geschichte, als wenn sie an einem Lagerfeuer sitzen würden. Das irritierte Mackenzie ein wenig, aber sie wusste auch, dass Menschen mit einem Hang zum Dramatischen oftmals gute Informationsquellen waren.

„Haben Sie schon einmal was Ähnliches erlebt?“, fragte Ellington.

„Nein. Aber ich kann Ihnen sagen … ich habe hier schon ein Dutzend und mehr verlassene Lagerräume gehabt. Es steht in meinen Verträgen, wenn der Lagerraum nicht mindestens einmal innerhalb von drei Monaten geöffnet wird, dann rufe ich den Mieter an, um sicherzugehen, dass er noch an dem Raum interessiert ist. Wenn es nach sechs Monaten keine Kommunikation gegeben hat, dann verkaufe ich alles aus dem Lagerraum auf einer Auktion.“

Mackenzie wusste, dass das ein üblicher Vorgang war, aber soweit sie wusste, schien das schon fast illegal zu sein.

„Einige der Dinge, die Menschen in diesen Lagerräumen lassen sind … naja ein wenig nervig“, redete Underwood weiter. „In drei der verlassenen Lagerräume gab es alle Arten von Sex Spielzeug. Jemand hatte fünfzehn Waffen in seinem Raum gelagert, inklusive zwei AK-47s. Ein Lagerraum gehörte anscheinend einem Tierpräparator, weil es vier ausgestopfte Tiere gab … und ich spreche nicht von Teddybären, wissen Sie?“

Underwood führte sie durch eine Tür im hinteren Teil eines kleinen Eingangflügels. Es gab keinen Übergang nach der Tür, sie gingen durch und standen in einem großen Flur. Der Boden war aus Beton und die Wand war ungefähr sechs Meter hoch. Jetzt war Mackenzie noch überzeugter davon, dass dieser Ort wirklich einmal eine Art Warenhaus gewesen war. Die Lagerräume waren in fünf Gruppen geteilt, jede Gruppe wurde von einem Flur unterbrochen, der auf beiden Seiten des Gebäudes entlangführte. Die Cluster waren auf jeder Seite des Gebäudes so angeordnet, dass sie, als sie den zentralen mittleren Flur hinunterblickten, kein Ende zu haben schienen. Jetzt wo sie im Inneren waren, erkannte Mackenzie die Tiefe und Reichweite des Ortes für das, was es war. Das Gebäude war leicht einhundert Meter lang.

„Der Lagerraum, den Sie sehen wollen, ist hier“, sagte Underwood. Sie gingen ungefähr zwei Minuten und Underwood redete weiter über die merkwürdigen Dinge, die er einmal in seinen verlassenen Lagerräumen gefunden hatte, genauso wie Schätze, wie Spielzeug in neuwertigem Zustand, wertvolle Comics und einem echten Safe, der mehr als fünftausend Dollar darin hatte.

Endlich hielt er vor einem Lagerraum an, der mit C-2 markiert war. Er hatte anscheinend den Schlüssel vor ihrer Ankunft herausgesucht; er fischte einen einzelnen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür auf. Er öffnete die Tür und enthüllte das muffige Innere.

Underwood drückte auf einen Lichtschalter an der Wand und das Licht im Raum, gab einen fast leeren Lagerraum frei.

„Haben keine Familienangehörige Dinge von ihr beansprucht?“, fragte Mackenzie.

„Ich habe vor vier Tagen einen Anruf von ihrer Mutter bekommen“, sagte er. „Sie wird irgendwann kommen, aber sie hat mir kein Datum oder so genannt.“

Mackenzie ging im Lagerraum herum und suchte nach allem, was dem was sie in Claire Lockes Lagerraum gesehen hatte, ähnlich sein könnte. Aber entweder hatte Elizabeth Newcomb nicht den Kampfgeist von Claire Locke gehabt oder die Beweise eines Kampfes waren bereits von der Polizei und den einheimischen Detektiven beseitigt worden.

Mackenzie ging zu den wenigen Dingen, die noch im hinteren Teil gelagert waren. Das meiste davon war in Plastiktüten gelagert, markiert mit Klebeband und schwarzem Marker: Bücher und Magazine, Kindheit, Mamas Sachen, Weihnachtsdekoration, Alte Backsachen.

Sogar die Art, wie sie gestapelt waren, schien sehr organisiert. Es gab ein paar kleinere Kartons voll mit Fotoalben und gerahmten Bildern. Mackenzie sah sich einige der Alben an, aber sah nichts, was helfen würde. Sie sah nur Bilder von lachenden Familienmitgliedern, Strandausblicken und einem Hund, der anscheinend mal ein sehr geliebtes Haustier gewesen war.

Ellington kam zu ihr und schaute sich in den Kisten um. Er hatte seine Hände auf die Hüften gelegt, einer dieser verräterischen Anzeichen, dass er ratlos war. Es überraschte sie immer noch ab und zu, wie gut sie ihn kannte.

„Ich glaube, alles, was hier war zu finden war, hat die Polizei schon gefunden“, sagte er. „Vielleicht können wir etwas in den Akten finden.“

Mackenzie nickte, aber ihre Augen waren auf etwas anderes gerichtet. Sie ging in eine Ecke, wo drei dieser Plastik Mülleimer aufeinandergestapelt waren. Versteckt in der Ecke, so weit hinten, dass sie es bei ihrer vorherigen Inspektion übersehen hatte, befand sich eine Puppe. Es war eine ältere Puppe, das Haar war schon ermattet und sie hatte kleine Schmutzflecken auf ihren Wangen. Es sah aus wie etwas, dass vom Set eines Horrorfilmes gestohlen worden war.

„Beängstigend“, sagte Ellington, der ihrem Blick gefolgt war.

„Und passt hier überhaupt nicht rein“, sagte Mackenzie.

Sie nahm die Puppe hoch und passte dabei auf, dass ihre Hände in einer Position am Rücken blieben, nur falls es irgendein Hinweis war. Auf den ersten Blick schien es wie ein zufälliges Objekt in einem Lagerraum – vielleicht etwas, was man in letzter Minute als nachträglichen Einfall hineingeworfen hatte.

Aber alles andere in diesem Lagerraum war so sorgfältig verpackt und organisiert. Diese Puppe stach heraus. Und nicht nur das, es wirkte schon fast, als wenn sie dazu da war, um herauszustechen.

„Ich glaube, wir müssen das einpacken“, sagte sie. „Warum ist dieses eine Objekt nicht eingepackt und weggelegt worden? Dieser Raum ist schon fast unheimlich ordentlich. Warum sollte die Puppe eine Ausnahme sein?“

„Du glaubst, der Mörder hat sie dort hingelegt?“, fragte Ellington. Aber ehe die Frage ganz aus seinem Mund gekommen war, wusste sie, dass er das ebenfalls als eine reale Möglichkeit in Betracht zog.

„Ich weiß nicht“, sagte sie. „Aber ich glaube, wir müssen uns noch einmal Claire Lockes Lagerraum anschauen. Und ich schaue mal, wie schnell wir die ganzen Akten für die Morde in Oregon bekommen können, an denen du gearbeitet hast… damals.“ Sie sagte letzteres mit einem Lächeln, sie ließ nie eine Möglichkeit aus ihn dafür zu necken, dass er sieben Jahre älter als sie war.

Ellington drehte sich zu Underwood. Er stand an der Tür und tat so, als wenn er nicht lauschen würde. „Ich nehme nicht an, dass Sie mit Frau Newcomb über anderes außer über ihren Lagerraum gesprochen haben, oder?“

„Leider nicht“, sagte Underwood. “Ich versuche zu allen freundlich und gastfreundlich zu sein, aber es gibt so viele von ihnen, wissen Sie?“ Dann sah er die Puppe, die Mackenzie noch in der Hand hatte, und runzelte die Stirn.

„Ich habe Ihnen ja gesagt … viel merkwürdiger Kram in diesen Lagerräumen.“

Mackenzie zweifelte nicht daran. Aber dieser ganz besonders merkwürdige Gegenstand schien völlig deplatziert. Und sie hatte auf jeden Fall vor, herauszufinden, was das bedeutete.




Kapitel neun


Wegen der späten Stunde war Quinn Tuck verständlicherweise sauer gewesen, als Mackenzie ihn angerufen hatte. Dennoch erklärte er ihnen, wie sie in das Gebäude kommen konnten und wo sich die Ersatzschlüssel befanden. Es war kurz vor Mitternacht, als Mackenzie und Ellington Claire Lockes Lagerraum erneut öffneten. Mackenzie hatte das Gefühl, dass sie sich im Kreis bewegten – kein Gefühl, das besonders ermutigend so früh in einem Fall war – aber sie hatte auch das Gefühl, dass das der richtige Schritt war.

Mit der Puppe aus Elizabeths Newcombs Lager im Kopf ging Mackenzie in den hinteren Teil des Lagerraums. Vielleicht war es wegen der späten Stunde, aber der Ort schien ein wenig mehr Unheil verkündender als vorher. Die Kartons und Kisten, die im hinteren Teil des Raumes gestapelt waren, waren nicht so perfekt wie diejenigen in Elizabeth Newcombs Lagerraum, aber es war dennoch ordentlich.

„Ein bisschen traurig, oder?“, fragte Ellington.

„Was denn?“

„Diese Dinge …diese Kartons und Kisten. Wahrscheinlich wird sie nie jemand öffnen.“

Das war ein trauriger Gedanke, einer den Mackenzie versuchte, so weit wie möglich von sich zu schieben. Sie ging in den hinteren Teil des Lagers und fühlte sich schon fast wie ein Eindringling. Sie und Ellington durchsuchten die Inhalte nach Puppen oder anderen Auffälligkeiten, aber sie fanden nichts. Dann fiel Mackenzie ein, das sie erwartete etwas so Offensichtliches wie eine Puppe zu finden. Vielleicht gab es etwas anderes, etwas Kleineres …

Oder vielleicht gab es überhaupt keine Verbindung, dachte sie.

„Siehst du das?“, fragte Ellington.

Er kniete rechts neben der Wand. Er nickte in Richtung der Ecke des Lagerraums, dort war ein dünner Spalt zwischen der Wand und einem Stapel Kartons. Mackenzie fiel ebenfalls auf die Knie und sah, was Ellington entdeckt hatte.

Es war eine Miniatur Teekanne – nicht Miniatur wie bei einer kleinen Teekanne, sondern eher wie eine Spielteekanne, die kleine Mädchen für ihre imaginäre Teezeit nutzen.

Sie kroch nach vorne und nahm es vom Boden auf. Sie war eher überrascht herauszufinden, dass es nicht aus Plastik war, sondern aus Keramik. Es fühlte sich wie eine echte Teekanne an, nur dass es nicht größer als sechs Zentimeter war. Sie konnte das ganze Ding auf ihre Handfläche setzen.

„Wenn du mich fragst“, sagte Ellington, „dann wurde das auf keinen Fall zufällig dahin gelegt oder von jemandem, der keine Lust auf Packen hatte dort liegen gelassen.“

„Und es ist auch nicht einfach aus der Kiste gefallen“, fügte Mackenzie hinzu. „Das ist Keramik. Wenn es aus der Kiste gefallen wäre, dann wäre es auf dem Boden zerbrochen.“

„Was heißt das also?“

Mackenzie hatte keine Antwort darauf. Sie schauten beide auf die kleine Teekanne. Sie war recht hübsch aber auch schäbig – so wie die Puppe in Elizabeth Newcombs Lagerraum. Und trotz der kleinen Größe, spürte Mackenzie, dass es etwas viel Größeres darstellte.


* * *

Es war 1:05 Uhr, als sie endlich ins Motel eincheckten. Mackenzie war müde, aber auch bestärkt, von dem Puzzle das die Puppe und die kleine Teekanne boten. Sobald sie im Zimmer war, nahm sie sich kurz Zeit, um ihre Arbeitskleidung gegen ein T-Shirt und Sporthose zu tauschen. Sie machte ihren Laptop an, während Ellington sich ebenfalls in bequemere Klamotten begab. Sie loggte sich in ihr E-Mail Konto ein und sah, dass McGrath jemanden beauftragt hatte, ihnen jede einzelne Akte, die sie über den Salem, Oregon Lagerraum Mörder von vor acht Jahren hatten, zu schicken.

„Was machst du?“, fragte Ellington, als er neben sie trat. „Es ist spät und morgen wird ein langer Tag.“

Sie ignorierte ihn und fragte: „Gab es nichts im Oregon Fall, das auf irgendwas von dem hier hingedeutet hat? Auf eine Puppe, eine Teekanne … irgendwie sowas?“

“Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht. Wie McGrath gesagt hat, ich habe den Fall nur abgeschlossen. Ich habe ein paar Zeugen befragt, die Berichte und Papiere geordnet. Wenn es etwas in der Art gab, dann ist es nicht aufgefallen. Ich will nicht sagen, dass die Fälle miteinander verbunden sind. Ja, sie sind unheimlich ähnlich, aber nicht identisch. Dennoch … es kann vielleicht nicht schaden, sich das einmal anzusehen. Vielleicht können wir uns mit der Polizei in Salem treffen, um zu sehen, ob jemand, der näher am Fall dran war sich noch erinnert.“

Mackenzie vertraute auf sein Wort, aber sie konnte es trotzdem nicht lassen mehrere der Akten durchzusehen, ehe sie ins Bett ging. Sie fühlte Ellingtons Hand auf ihrer Schulter und dann sein Gesicht neben ihrem.

„Bin ich faul, wenn ich mich hinlege?“

„Nein, bin ich übereifrig, wenn ich es nicht tue?“

„Nein, du nimmst nur deinen Job sehr ernst.“ Er küsste sie auf ihre Wange und fiel dann in das einzige Bett im Zimmer.

Es war verführerisch zu ihm zu gehen – nicht wegen irgendwelcher anderweitigen Aktivitäten, nur um ein wenig Schlaf zu bekommen, ehe es morgen hektisch wurde. Aber sie fühlte, dass sie zumindest noch ein wenig mehr potenzielle Stücke des Puzzles finden musste, selbst wenn diese in einem Fall von vor acht Jahren vergraben waren.

Auf den ersten Blick konnte sie nichts finden. Es waren fünf Menschen getötet worden, alle waren in Lagerräumen gefunden worden. Einer der Lagerräume hatte mehr als zehntausend Dollar wertvolle Baseballkarten enthalten und ein anderer eine makabere Sammlung von Jahrhunderte alten Waffen. Sieben Menschen wurden hinsichtlich der Morde befragt, aber keiner wurde je überführt.

Die Theorie, mit der die Polizei und das FBI gearbeitet hatten, war, dass der Mörder seine Opfer entführte und sie dann zwang, ihre Lagerräume zu öffnen. Laut den Originalberichten, schien es nicht so, als wenn der Mörder irgendwas aus den Lagerräumen stahl, obwohl es offensichtlich unmöglich war, sich darüber sicher zu sein.

Soweit Mackenzie sehen konnte, gab es keine bestimmten Gegenstände, die am Tatort hinterlassen worden waren. Die Akten enthielten Bilder des Tatorts und von den fünf Opfern, drei der Lagerräume waren in einem unordentlichen Zustand gewesen, anscheinend hatten sie keine so obsessiv geordnete Berührung gehabt wie der von Elizabeth Newcomb.

Zwei der Tatortbilder waren auffallend sauber. Einer war von dem Tatort des zweiten Opfers und der andere vom fünften Opfer. Beide Lagerräume waren in einem Zustand, den Mackenzie als organisiertes Chaos beschreiben würde; es gab Stapel von Dingen hier und dort, die jedoch willkürlich zusammengewürfelt worden waren.

Als sie sich die Bilder vom zweiten Tatort ansah, suchte Mackenzie den Hintergrund ab, sie zoomte so nahe sie konnte heran, ohne dass der Bildschirm pixelig wurde. Fast in der Mitte des Zimmers auf drei unsicher gestapelten Kisten, dachte sie, hätte sie etwas Interessantes entdeckt. Es sah aus wie eine Art Krug, vielleicht etwas, worin man Wasser oder Limonade hineingoss. Es lag auf etwas, was wie eine Art Teller aussah. Es gab noch andere willkürliche Objekte, die offen herumlagen, diese schienen sorgfältig direkt in die Mitte des Zimmers gelegt worden sein.

Sie starrte darauf, bis ihre Augen zu schmerzen begannen, und war sich dennoch nicht sicher, worauf sie schaute. Auch wenn sie wusste, dass das reine Spekulation war, öffnete sie eine leere E-Mail, um es direkt zu zwei Agenten zu schicken, von denen sie wusste, dass sie schnell und effektiv sein würden – zwei Agenten, von denen sie manchmal dachte, dass sie und Ellington sie zu ihrer Hochzeit einladen sollten: Agentin Yardley und Agent Harrison.

Sie fügte die Akten, die sie bekommen hatte, der E-Mail bei und schrieb eine schnelle Nachricht: Kann einer von euch sich die Akten für diese Fälle ansehen und schauen, ob jemand ein Verzeichnis von dem gemacht hat, was in dem Lagerraum war? Vielleicht könnt ihr Rücksprache mit den Besitzern der Lagerhäuser halten.

Wissend, dass es nicht mehr viel zu tun gab, erlaubte Mackenzie sich endlich ins Bett zu gehen. Weil sie so müde war und der Tag sie geschafft hatte, schlief sie ein, sobald ihr Kopf auf das Kopfkissen fiel.

Sogar als der schreckliche Anblick der Puppe von Elizabeth Newcombs Lagerraum ihr in den Kopf kam, schaffte sie es, das zu ignorieren – zumindest den größten Teil – und in einen tiefen Schlaf zu fallen.




Kapitel zehn


Mackenzie war nicht allzu überrascht, als sie um 6.30 Uhr aufwachte und sah, dass Agent Harrison sich bei ihr gemeldet hatte. Er war praktisch ein Such Guru und hatte sich schnell mit den Akten, Ordnern und den vielen Daten zurechtgefunden. Seine Mail enthielt zwei Anhänge und die typische, direkt auf den Punkt gebrachte Nachricht.

Die beiden angehängten Dokumente waren Inventurlisten des FBIs. Das ist alles was wir haben, da die Familien von zwei der Opfer sich weigerten, der Aufforderung des Büros nachzukommen und die Habseligkeiten im Lager durchzusehen. Die Fünfte fehlt, weil der Eigentümer des Gebäudes den Inhalt drei Tage nach ihrem Tod bei einer Auktion verkauft hat. Hört sich schlimm an, aber das Opfer hatte keine Familie mehr, die ihre Sachen hätte abholen können.

Ich hoffe das hilft dir. Lass mich wissen, wenn du noch etwas Genaueres brauchst.

Mackenzie öffnete den Anhang und fand eine einfache Liste in einem einfachen Word Dokument. Die Erste war sieben Seiten lang. Die Zweite war sechsunddreißig Seiten lang. Das größere Dokument, war eine Liste für einen Lagerraum der Jade Barker gehörte. Der Name kam Mackenzie sofort bekannt vor; sie rief die Bilder vom Tatort vom Original Dokument auf und sah, dass der unordentlichste davon Jade Barker gehört hatte – derselbe mit dem Teller und der Kanne, direkt in der Mitte des Bildes.

Mackenzie machte eine schnelle Suche durch das Dokument und fand beide Gegenstände auf Seite zwei aufgelistet.

Spielzeugkanne

Plastik Spielzeugteller.

Hinter ihr zog Ellington sich an. Als er sein Shirt zuknöpfte, kam er zu ihr hinüber und schaute auf den Bildschirm. „Mist“, sagte er. „Sie haben was für dich gefunden oder?“

„Ja, das haben sie“, sagte sie und zeigte auf die beiden Gegenstände. Dann überlegte sie einen Moment, ehe sie fragte: „Wo genau ist Salem, Oregon?“

„Im nördlichen Teil des Staates. Ich bin mir nicht sicher wo.“ Er machte eine Pause und sah sie mit amüsierter Irritation an und seufzte. „Du planst einen Tagesausflug?“

„Ich glaube, das könnte sich lohnen. Ich würde mir gerne die Orte ansehen und vielleicht mit einigen der Familienmitgliedern sprechen.“

„Wir haben Familienmitglieder hier, mit denen wir sprechen müssen“, wies Ellington sie zurecht. „Angefangen mit Elizabeth Newcombs Eltern. Und ehrlich, ich würde gerne mit den Polizisten sprechen, die zuerst in dem Lagerhaus waren, um einen detaillierten Bericht zu bekommen.“

„Hört sich an, als wenn du den Morgen schon verplant hast.“

„Mac … Salem ist ungefähr vier Stunden weit weg von hier, glaube ich. Es macht keinen Sinn uns aufzuteilen, nur damit du den ganzen Tag rumfährst, nur um vielleicht irgendeine vage Vorstellung davon zu bekommen, was da vor acht Jahren passiert ist.“

Mackenzie öffnete einen Tab auf ihrem Laptop und tippte Seattle und Salem, Oregon ein. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: „Es sind dreieinhalb Stunden … wenn ich fahre nur drei. Wenn alles glatt läuft, bin ich zum Abend essen wieder da.“

Wenn alles glatt läuft“, wiederholte Ellington.

Sie lächelte und stand auf. „Ich liebe dich auch.“

Damit küsste sie ihn und wünschte sich, dass sie gestern doch ein wenig früher ins Bett gegangen wäre.


* * *

“Harrison, ich brauche noch mehr Informationen.“

Etwas am Fahren und Telefonieren gefiel Mackenzie. Sicherlich wusste sie, dass das missbilligt wurde, aber in ihrer Branche sah sie es als eine ultimative Form von Multitasking.

„Dir auch guten Morgen“, sagte Agent Harrington am anderen Ende der Leitung. „Ich nehme an, du hast meine Mail bekommen?“

„Habe ich. Und es war eine enorme Hilfe. Aber ich frage mich, ob du noch ein wenig mehr für mich suchen könntest.“

Sie wusste, er würde zustimmen. In der Vergangenheit hatte er sich darum sorgen müssen, was McGrath wohl davon halten würde.

Aber mit Mackenzies neuer Rolle und Position direkt unter McGrath wusste sie, dass Harrison ihre Anfrage ganz nach oben auf den Stapel legen würde.

„Was brauchst du?“

“Ich fahre nach Salem, Oregon, um mir die Tatorte anzusehen und mit allen zu sprechen, die ich finden kann. Es wäre nett, wenn du mir Namen und Kontaktinformationen heraussuchen könntest, für Familien oder nahe Freunde der Opfer, die in der Gegend leben.“

„Ja, das kann ich machen. Wie lange fährst du?“

„Über drei Stunden.“

„Du hast alles, ehe du ankommst.“

„Danke, Harrison.“

„Also ist dieser Fall irgendeine merkwürdige Art von Pre-Flitterwochen für euch beide?“, fragte er.

„Weit gefehlt. Ich nehme an, man kann es eine Art Vorspiel nennen“, witzelte sie.

„Ja, so genau wollte ich es gar nicht wissen. Ich mach mich mal an die Arbeit. Viel Glück bei der Spurensuche Agentin White.“

Sie beendeten den Anruf und Mackenzie starrte in Gedanken versunken auf die Interstate. Sie dachte an das Bild des Lagerraums von Jade Barker, die vor acht Jahren gestorben war. Wenn der Teller und die Teekanne, die sie auf dem Bild gesehen hatte, dieselben zwei Objekte waren, die vom FBI aufgelistet worden waren, was hieß das dann? Sicherlich war es eine dünne Verbindung für einige merkwürdige Fundgegenstände in diesem neuen Seattle Fall, aber wo führte sie hin? Selbst wenn sie Salem mit dem unwiderruflichen Beweis verließ, dass der Mörder eine Teeparty hinterlassen hatte – Plunder und Spielzeuge (und ja, das bezog die Puppen in das Partythema mit ein), bewies es wirklich irgendwas?

Natürlich dachte sie. Es gibt uns eine bizarre Spur, der wir nachgehen müssen. Dadurch können wir uns auf ein bestimmtes Merkmal der Tatorte konzentrieren – ein Merkmal, das dem Mörder anscheinend etwas Besonderes bedeutet.

Und da war noch mehr. Es würde ihnen einen Einblick geben wie gefährlich und verzerrt der Mörder sein konnte.




Kapitel elf


Zu seinem Wort stehend hatte Harrison Mackenzie alle Informationen geschickt, die er finden konnte. Sie hatte alles bekommen, als sie eine halbe Stunde von Salem entfernt war. Die Information kam in einer Mischung von Texten und E-Mails mit Anhängen. Und obwohl es nicht viel war, dachte Mackenzie, dass es ausreichend wäre.

Sie hatte sich während der Fahrt auch die Zeit genommen, schon einmal bei der Polizei in Salem anzurufen. Sie hatte gefragt, ob es dort jemanden gab, mit dem sie über den Lagerraummörder von vor fünf Jahren sprechen konnte. Nach einer schockierenden Stille am anderen Ende der Leitung bekam sie den Namen von Detective Alan Hall.

Mit all dieser Information begann Mackenzie ihre Fahrt nach Salem mit einem Besuch auf der Polizeistation. Es schien ein ruhiger Tag auf der Polizeistation zu sein. Die Empfangsdame wischte ihren Tisch mit einem Stück Stoff sauber, während drei Beamte um einen Tisch im Hintergrund standen und sich unterhielten.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Empfangsdame.

„Ich bin Special Agentin Mackenzie White. Ich soll mich hier mit Detective Hall treffen.“

„Oh ja“, antwortete die Frau. „Ich sage ihm Bescheid.“

Sie rief in einem anderen Teil des Gebäudes an und nach ein paar Sekunden sagte sie, „Ihr Besuch ist hier.“

„Danke“, sagte Mackenzie, nachdem sie aufgelegt hatte.

„Natürlich. Von wo kommen Sie denn, wenn ich fragen darf.“

„Ich bin gestern aus Washington gekommen, nach Seattle.“

Die Rezeptionistin versuchte dabei zu lächeln, aber sie reimte sich wahrscheinlich im Kopf die Dinge zusammen und entschied, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Anstatt mit dem Smalltalk weiterzumachen, wandte sie sich wieder ihrem Tisch zu.

Noch ehe sie ein paar Mal darüber gefahren war, kam ein Polizist in Zivil durch den kleinen Kantinenbereich, wo die Rezeptionistin sauber machte. Er schien ein wenig überrascht bei dem Anblick von Mackenzie aber er gab sich Mühe das zu verstecken. Er war ein älterer Mann, irgendwas zwischen fünfzig und fünfundfünfzig schätzte Mackenzie. Er trug einer dieser kleinen Fahrermützen, in denen einige Männer albern aussahen, aber er sah ganz gut darin aus.

„Agentin White?“, fragte er.

„Freut mich Sie kennenzulernen“, sagte sie und bot ihm ihre Hand, als er sie ebenfalls zum Gruß ausstreckte. „Nett Sie kennenzulernen, Detective Hall.“

„Sie werden Ihre Meinung noch schnell genug darüber ändern“, erwiderte er. „Mir geht’s genauso wie Ihnen: Dieser Fall verfolgt mich. Ich hätte fast meinen Job gekündigt. Also ich helfe Ihnen, so gut es geht, aber ich will mich nicht damit aufhalten.“

„Natürlich“, sagte sie. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten können?“

„Wie wäre es mit meinem Auto?“, sagte Hall. „Ich werde Ihnen alles auf dem Weg zum ersten Lagerkomplex erzählen. Es ist nur fünfzehn Minuten entfernt.“

„Das hört sich gut an“, sagte sie.

Anscheinend war Hall niemand, der sich mit Formalitäten aufhielt. Er gab ihr ein kurzes höfliches Nicken und begann ohne weitere Worte, zur Tür zu gehen. Mackenzie folgte ihm und fühlte eine Art merkwürdige Furcht in sich aufsteigen.

Dieser Fall verfolgt mich hatte er gesagt.

Bei dem unruhigen Blick in seinen Augen, als er sich zur Tür drehte, zweifelte Mackenzie nicht ein bisschen daran.


* * *

„Er tut es wieder, oder?“

Die Frage war aus Halls Mund, noch ehe sie auf dem Parkplatz waren. Er hatte einen gewissen Blick auf seinem Gesicht, als wenn er es schon lange geahnt hätte, solche Nachrichten zu bekommen.

„Das tut er“, antwortete sie. „Oder es scheint zumindest so. In Seattle. Was macht Sie so sicher, so eine Frage zu stellen?“

“Die Art, wie er sie getötet hat … er hat sie einfach da liegen lassen zum Finden oder Verrotten … es macht keinen Sinn, dass er einfach aufgehört hat. Ich denke, wir sind nahe dran ihn zu kriegen. Ich glaube das wirklich: ich glaube, deswegen hat er aufgehört, als wir nahe dran waren. Aber ich habe immer das Gefühl gehabt, dass er irgendwo wieder auftaucht und weitermacht.“

„Wir haben bis jetzt zwei Leichen in Seattle“, erklärte Mackenzie. „Eine lag schon eine ganze Weile im Lagerraum. Sieben bis acht Tage mindestens.“

Hall nickte. „Eine einzelne Stichwunde in den Bauch?“

„Ja, Sir.“

“Ich dachte immer, er macht das, damit sie ausbluten … langsam sterben, wissen Sie? Und das stört mich an dem Fall. Die vierte Leiche … sie war mindestens drei Tage dort. Der Gerichtsmediziner sagte, sie sei erst vor Kurzem gestorben. Sehr kürzlich. Wenn wir sie nur ein paar Stunden eher gefunden hätten…“





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