Книга - Das Verzaubern

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Das Verzaubern
Rebekah Lewis


Kehre ins Wunderland zurück, wenn April durch den Spiegel reist und in den Armen von Harold March landet. Funken fliegen zwischen den beiden, aber, ihnen allen unbekannt, plant ein alter Feind Rache.

Es war einmal ein Kampf der Königinnen, drei Schwestern waren bestimmt das Wunderland zu regieren. Getrennt voneinander, um ihre auserkorenen Königreiche zu überwachen, begann Wahnsinn in ihre Herzen zu sickern. Eine nach der anderen fielen die Schwestern - eine durch den Tod, eine durch Verbannung und eine, um durch Verzweiflung zu leiden. Nur zwei Schwestern, die neu im Reich waren, können der Weißen Königin helfen zu überleben … Aber können sie das wirklich?

Harold March hat eine einfache Regel: Lass dich niemals bei einer Tändelei mit einer Dame erwischen, trotz der Tatsache, dass er die Gesellschaft von Frauen über alles liebt – hinter geschlossenen Türen. Als der neue Findling erscheint, lässt Marchys Anziehung ihn sich fühlen, als ob jeder Aspekt seines Lebens umgeschrieben wird, und er ist sich nicht sicher, ob es zum Besseren ist. Ist Romantik für ihn vorgesehen oder will er nur seinen eigenen Findling, weil er neidisch auf das Glück seiner Freunde ist?

Aprils Chefin ist vom Konzept des Wunderlands besessen. Es ist alles Spiel und Spaß, bis April letztendlich durch einen magischen Spiegel und in die Arme des umwerfendsten Manns geschickt wird, den sie je gesehen hat. Was als ein skurriles Abenteuer beginnt, verwandelt sich rasch in den Stoff, aus dem Alpträume sind, als die ganze Grundfeste des Wunderlands bis zu ihrem Kern erschüttert wird, und ihr Erscheinen dort könnte vielleicht der Grund gewesen sein.








Das Verzaubern




Inhalt


I. Verwunderung (#ua8dac812-93a5-5a7f-90d1-ccb60654de8e)

Prolog (#uc0c854d5-eb59-5c8c-9893-345bd92094f0)

Kapitel Eins (#ub0111ea9-eb6c-5ca8-9bc4-8c07ff3fc98f)

Kapitel Zwei (#u64dc847f-8f07-5c53-a3c0-5dc10df90d1f)

Kapitel Drei (#u1b9a8eb3-9245-5747-947b-c51feb04f733)

Kapitel Vier (#uf76ab4df-7c92-565b-a677-9d390cd30f15)

Kapitel Fünf (#u399162ea-8f22-51f9-9ffe-78a640076930)

Kapitel Sechs (#u578db5a8-112a-5109-b3d0-a54ebe4ba416)

Kapitel Sieben (#u460da044-7cfc-5b10-be2b-d9cea27db301)

Kapitel Acht (#uff2933ad-180f-50c0-ba93-a484af60359e)

Kapitel Neun (#u54a256e4-80ae-51d4-a8e9-25b7f49465b3)

II. Verzauberung (#ud61dc809-69b7-5cd6-8bb1-0e7eb07594f6)

Kapitel Zehn (#uc94b92c4-057c-56ec-b287-f11ecee3de2a)

Kapitel Elf (#u8f95e225-bea6-547d-b8d1-c7280f1858bb)

Kapitel Zwölf (#u4b02b96c-faca-5649-a401-4eedd9582fa4)

Epilog (#ub76454fb-48ec-5d9f-9b24-2022e3df3d1b)

Über die Autorin (#ud112ec50-daa4-5972-9da2-7189c628965c)

Bücher von Rebekah Lewis (#ucb6d187e-4e8a-5069-82ec-06df51fbe1bd)


Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Orte, Ereignisse und Vorkommnisse sind entweder Produkte der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv genutzt. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.

Alle Charaktere, Themen, Orte oder Aspekte aus Alice’s Adventures in Wonderland sowie auch Through the Looking Glass, and What Alice Found There gehören Lewis Carroll. Alle Erwähnungen historischer Personen und Lewis Carroll selbst werden fiktiv genutzt und vertreten nicht die persönlichen Überzeugungen der Autorin.

Copyright © 2020 by Rebekah Lewis

Titel der englischen Originalausgabe: »The Enchanting«

Bearbeitung von Sandra Sookoo

Cover Design von Victoria Miller

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright Übersetzung © 2021 Carolin Kern

Herausgegeben von TekTime

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder jeglicher Teil daraus darf ohne die ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Verlegers nicht vervielfältigt oder auf jegliche Art genutzt werden, außer für kurze Zitate in einer Buchrezension.

www.Rebekah-Lewis.com




Erstellt mit Vellum (http://tryvellum.com/created)


Für Elizabeth Evans, die das Wunderland innig liebt.



Teil I




Verwunderung


»Was auch immer sie sind, lasst die Wesen des Spiegels hier

dinieren mit der Roten Königin und Weißen Königin und mir!«

-Lewis Carroll,

Through the Looking Glass




Prolog


Rot.

Alles war rot, als ob es mit Blut überspült war. Als ob jemand stürmische Pinselstriche über ihrem Sichtfeld hinterlassen hatte. Adelaide, die Weiße Königin des Wunderlands, schrie auf und drückte ihre Handballen gegen ihre Augen, während sie auf ihre Knie fiel. Das Getrippel derjenigen um sie herum, die ihr zu Hilfe eilten, vermengte sich mit der Besorgnis, die von Stimmen geäußert wurde, die sie nicht genau bestimmen konnte, während ihr Sichtfeld von Karmesinrot übernommen wurde.

Der wohlriechende Duft von Rosen erfüllte ihre Sinne und Schmerz hämmerte gegen ihren Schädel, zwischen ihren Augen. Grauen, gefroren wie Eis, saß schwer in ihren Eingeweiden, breitete sich nach außen hin aus, um sie zu verschlingen. Menschen berührten sie jetzt, aber sie konnte ihre Augen nicht öffnen. Gelächter brach durch die Stimmen und es klang ach so sehr wie ihre Schwestern …

Aber ihre Schwestern waren weg.

Wilhelmina, die Herzkönigin, war für ihre Verbrechen gegen das Reich hingerichtet worden. Ihr Kopf abgespalten, wie sie es bei so vielen Unschuldigen aus keinem anderen Grund als krankem Vergnügen befohlen hatte. Matilda, erbittert und schlagfertig, war die Schönste der drei. Vor ihrer Verbannung hatte sie eine Verschwörung angezettelt und Ränke gesponnen, um das Wunderland zu übernehmen und möglicherweise ihrem eigen Fleisch und Blut Schaden zuzufügen. Sie war die Rote Königin gewesen.

Rot.

Matilda konnte nicht ins Wunderland zurückkehren, und ohne das Reich würde ihr Wahnsinn schwinden und sie ihr Leben ohne solche Bürden ausleben lassen. Die neue Rote Königin war nicht lange genug im Wunderland gewesen, um unter einem solchen Wahnsinn zu leiden.

Aber Adelaide selbst …

Die Vorahnungen waren immer rasche Bilder gewesen, die ihr Dinge zeigten, die geschehen würden, aber in letzter Zeit … wurde sie von ihnen mit Blitzen aus Farbe attackiert und in intensiven Gefühlen der Wut, der Sorge und des Grauens gepackt.

Was auch immer in der nahen Zukunft drohend aufzog, es hatte Matildas bevorzugte Farbe als Mittel gewählt, um sie zu quälen. Möglicherweise war es Kummer, da sie ihre Schwestern für immer verloren hatte. Möglicherweise war es Schuld dafür sie weggeschickt zu haben und hiergeblieben zu sein, anstatt mit ihr zu gehen. Sie hatte es immer gefürchtet sich wie ihre Schwestern selbst zu verlieren und grausam zu werden. Die Furcht steigerte sich jedes Mal, wenn die roten Visionen kamen. Die Welle widersprüchlicher Emotionen. Waren sie im Krieg? Was, wenn am Ende die Falsche übernahm und sie verloren war?

Was auch immer es war, die Episoden traten häufiger auf. Rot. So viel Rot.

Das Rote Königreich würde bald einen großen Maskenball geben, und sogar ohne das meiste ihres Lebens unter Visionen und Träumen gelitten zu haben, erforderte es nicht viel Nachdenken, um anzunehmen, dass, was auch immer geschah, sehr wohl während dieser Veranstaltung auftreten könnte. Die Frage war … könnte sie mutig genug sein, um dem entgegenzutreten, oder würde sie sich in ihrem Schloss verstecken?

Sie wusste es nicht und das machte ihr am meisten Angst. Sie hatte sich nie als jemanden betrachtet, die sich versteckte, aber noch viel mehr davon und sie wäre gezwungen krank daniederzuliegen, bis, was auch immer geschah, kam und ging. Wie bekämpfte man einen Angriff auf seinen Geist, den man nicht kontrollieren konnte?

»Eure Majestät?« Worte begannen Sinn für ihre Ohren zu machen, als das Rot aus ihrem Sichtfeld schwand und der Druck in ihrem Kopf begann schwächer zu werden. Adelaide senkte ihre Hände und schaute zu ihrem Ehemann, Nathaniel, auf und in seine gütigen, dunklen Augen.

»Meine Liebste«, sagte er, brachte sie in seine Arme. »Sie werden schlimmer. Bist du sicher, dass es nichts gibt, das ich tun kann?«

»Sei da für mich«, flüsterte sie und klammerte sich an seine Schultern, als ob sie ohne ihn dort versinken würde. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich an meiner Seite tun würde. Lass mich nicht verloren sein.« Da ihre Schwestern weg waren, hatte sie niemanden sonst. Der Wahnsinn wurde schlimmer. Der Kummer, die Schuld, die Sorge, oder was auch immer es war. Es wurde schlimmer. Ohne ihn war ihr nichts mehr im gesamten Reich des Wunderlands wichtig.




Kapitel Eins


Der silberne, kunstvolle Rahmen um den lebensgroßen Spiegel gehörte in einen Horrorfilm. Gotisch, antik und verdreht, enthüllten die verknoteten Schnörkel nie ein erkennbares Design. Es war höchst wahrscheinlich das ursprüngliche Glas, das daran befestigt war, das Alter hatte braune und lilafarbene Flecken hinterlassen, welche eine bereits kitschige Antiquität mit sogar noch hässlicheren Farben trübten. Eine Menge Restauration wäre nötig, um den Spiegel zu verkaufen, außer ein Käufer suchte speziell nach diesem Objekt, was noch immer sein plötzliches Auftauchen an der markantesten Stelle des Ausstellungsraum nicht erklären würde, selbst wenn jemand das hätte. Hoffentlich würde der Gegenstand nicht lange im Geschäft bleiben.

»Du lässt Fliegen hinein. Schließ die Tür!«

April Evans ließ ihren offenen Mund zuklappen und trat vollkommen in den Antiquitätenladen, die kleine Glocke an der Tür bimmelte bei der Bewegung. Sie arbeitete dort an den Wochenenden, wenn sie keine Kurse an dem kleinen Community College in der nächsten Stadt hatte. Da sie nicht für immer mit Studentendarlehen belastet sein wollte, tat sie das Beste, das sie konnte.

Die Ladenbesitzerin, eine Ms. Matilda Scarlet, bedeutete ihr näherzukommen. Ihre langen schwarzen Haare waren in einem glatten, hohen Pferdeschwanz zurückgezogen und Staub hatte graue Streifen über ihren zarten Wangenknochen hinterlassen. Sie lächelte den Spiegel an – ein volles, die Zähne zeigendes, wahnsinniges Grinsen – und drehte sich dann, um sie anzusehen. »Ich habe nach diesem Spiegel gejagt, seit ich an diesem verdammten Ort angekommen bin«, sagte sie, als April sich neben sie bewegte. »Ist er nicht wundervoll?«

Äh … wohl eher abscheulich. April nickte. »Sicher.« Kein Grund mit ihrer Chefin zu streiten. Ms. Scarlet schätzte keinerlei Uneinigkeiten, eine Lektion, die sie in der Vergangenheit schnell gelernt und verstanden hatte. Also wählte April jetzt ihre Schlachten. Wenn es das nicht wert war zu streiten, dann machte sie sich nicht die Mühe. Machte das Leben einfacher. Die Frau bezahlte ihr bedeutend mehr als den Mindestlohn für nur zwei Tage die Woche und deswegen zu bluffen, ob sie hier und da eine Antiquität mochte oder nicht, war es wert.

Ms. Scarlet schlenderte hinter die Kassenzeile, lehnte sich herunter und zog dann ein ledergebundenes Skizzenbuch heraus, in dem sie oft kritzelte, wenn der Kundenstrom träge war, was in einer kleinen Stadt oftmals passierte. Die Wochenenden waren am geschäftigsten, wenn Touristen durchfuhren und anhielten, um einzukaufen, nachdem sie die Schilder in der Nähe des Highways gesehen haben.

April fuhr mit ihrem Finger über die aufwendigen Schnörkel des Rahmens. »Haben Sie für einen Klienten nach diesem Spiegel gesucht?« Ihre Neugier gewann die Oberhand und etwas daran schien … etwas voranzukündigen. Vielleicht war er gefallen und hatte eine Person zerquetscht, der ihn jetzt heimsuchte. Der Spiegel sah absolut heimgesucht aus.

Ms. Scarlet schüttelte ihren Kopf und blätterte durch die Seiten, als April neben sie rückte. »Nein. Das ist ein persönliches Stück.« Interessante Wahl, da Ms. Scarlet zu simpel und elegant neigte. Mit einer Menge Dunkelrot. Dies schien mehr Horror-Show-extravagant als schick.

»Warum haben Sie ihn dann hierhergebracht? Werden die Leute nicht daran interessiert sein ihn zu kaufen?« Bitte, lass jemand ihn kaufen. Wie lange würde sie auf einen solch unschönen Anblick schauen müssen?

Hierbei schnaubte ihre Chefin. »Wenn irgendjemand wüsste, was das ist, würden sie ihr Erstgeborenes verkaufen, für die Chance eine solch einzigartige Vorrichtung zu besitzen.«

Vorrichtung? April schaute auf den Spiegel und zurück zu Ms. Scarlet. Was entging ihr? »Ein wirklich alter Spiegel wäre ein so großes Ding? Wer hat ihn besessen, der Papst?«

»Es ist nicht nur ein Spiegel.« Ihr Tonfall war jetzt schärfer. Die Befragung muss sie verärgert haben, also musste April vorsichtig vorgehen, um sie in einer angenehmen Stimmung zu halten. Ms. Scarlet hielt das Skizzenbuch hoch und zeigte auf eine Zeichnung eines Spiegels mit einem ähnlichen Rahmen, der von Dornensträuchern und knospenden Rosen an einer Steinwand umgeben war. Wenn Antiquitäten für die Frau nicht genug Kohle brachten, könnte nebenbei ihre Kunstfertigkeit die Rechnungen bezahlen. »Es ist der Spiegel, nun ja … einer von ihnen. Das ist der, der von diesem verfluchten, unausstehlichen kleinen Schwachkopf benutzt wurde, Alice.«

Alice? Ihre Verwirrung wuchs exponentiell, da die einzige für eine Verbindung zu einem Spiegel bekannte Alice ein fiktionaler Charakter war. Sicherlich meinte sie nicht, dass es der Spiegel aus Hinter den Spiegeln war. Ms. Scarlet schien nicht der Typ zu sein, der an Flüchte der Einbildungskraft glaubte. »Okay, aber gehörte er jemand Wichtigem?«

Ms. Scarlet klatschte das Buch zu und rammte es schmollend auf den Tisch. Nippes auf dem Regal hinter ihr bebte durch die Vibration. »Dieser Spiegel gehörte der Familie Liddell, welche ihn erstanden haben, kurz bevor sie 1856 nach Oxford gezogen waren.«

April blinzelte.

Ms. Scarlet schien eine andere Reaktion zu erwarten, und als keine kam, atmete sie schnaubend aus und rollte mit ihren Augen und begann zu erklären, ohne zu versuchen ihre Ungeduld zu verschleiern: »Charles Dodgson, den du vielleicht als Lewis Carroll kennst, wollte ihn von Alice Liddells Eltern kaufen, aber sie weigerten sich, beabsichtigten ihn als ein Familiengeheimnis zu wahren. Keiner der anderen Geschwister war in der Lage gewesen ihn zu benutzen, verstehst du.«

April verstand nicht, aber sie nickte.

»Später, als Alice und ihre Schwestern, Edith und Lorna, gemeinsam eine Reise durch Europa machten, war Prinz Leopold ziemlich von Edith angetan. Sie hatte versucht ihn zu beeindrucken, indem sie ihm das Familiengeheimnis erzählte. Dies machte Alice sehr interessant für ihn und er hatte sie ebenfalls beeindrucken wollen, aber sie sah durch seine Machenschaften hindurch. Kurz hiernach verschwand der Spiegel spurlos aus dem Zuhause der Liddells.«

Na ja, das war in der Tat interessant. April genoss es immer die Geschichte hinter den Antiquitäten zu erfahren, obwohl bei diesem hier ein bisschen Fiktion in die Fakten verflochten war. »Hat Leopold ihn gestohlen?«

»Selbstverständlich hat er das, ihn in einer privaten Sammlung behalten – dessen Standort war nie entdeckt worden.«

»Wie haben Sie ihn also zufällig gefunden?«

Ms. Scarlet stand aufrecht hin, ein arrogantes Kippen ihres Kinns ließ sie größer als gewöhnlich scheinen. »Ich habe einst seinen Zwilling besessen. Ich hatte ihn in einer Kammer in meinem Schloss hängen gehabt, weggeschlossen, so dass niemand ohne mein Wissen durch ihn eintrat.« Ein glasiger, ferner Blick erschien in ihren Augen. »Die Reben meiner roten Rosen erklommen die Turmmauern, kletterten in den Raum mit dem Spiegel. Sie verschlangen sich mit dem Rahmen, hielten ihn fest an der Wand. Hielten Wache.«

Ah, das Schloss. April konnte nie sagen, ob Ms. Scarlet die Wahrheit sagte, dass sie früher in ihrem Leben in einem Schloss gelebt hatte, oder ob sie vielleicht nur aus einer wohlhabenden Familie kam und sie ihre Villa als solches bezeichneten. Sie war aus einem anderen Land, oder ihre Eltern waren es. Wahrscheinlich England, ihrem Akzent nach zu urteilen, aber April hatte niemals herumgeschnüffelt, denn Ms. Scarlets Vergangenheit schien sie irrational launenhaft werden zu lassen, wenn sie danach gefragt wurde. Dann kehrten ihre Gedanken zum Spiegel und der Vorstellung zurück, dass dieser wirklich einen Zwilling hatte. »Es gibt mehr als einen?« April erschauderte bei dem Gedanken.

»Selbstverständlich gibt es mehr als einen! Pass auf. Er ist der Spiegel, du dummes Mädchen. Mit diesem Spiegel kann man ins Wunderland reisen.« Ihr Tonfall deutete an, dass nur ein Dummkopf das nicht erkennen würde.

»Wunderland?« April prustete. »So wie sprechende Raupen und die Herzkönigin? Sie erwarten von mir, dass ich glaube, dass dieser Spiegel …«, April gestikulierte wild auf den unschönen Anblick, »… ein Eingang zu einer fiktionalen Welt ist?«

Ms. Scarlet nahm den bemerkenswerten Farbton ihres eigenen Namens an, Scharlachrot. »Wie kommt es, dass Wilhelmina und ihr Faible für Enthauptungen diejenige ist, an die sich oft erinnert wird, doch ich nicht?« Sie nahm einen langen, tiefen Atemzug und legte eine Hand über das Spiegelglas. Vielleicht spielte die Beleuchtung Streiche, und vielleicht war es nicht die beste Entscheidung gewesen bis drei Uhr morgens wach zu bleiben, um ein Essay über Sturmhöhe zu schreiben, aber das Glas schien unter der Hand der Frau leicht zu wogen.

Glaub die Fantasien nicht. April hatte in einem jungen Alter gelernt, dass die Realität gegenüber Magie und Märchen niemals nachgab. Es gibt nichts Derartiges wie das Wunderland. Ms. Scarlet war eine Spinnerin, nichts weiter. Möglicherweise war dies das Schicksal von jedem, der seine ganze Zeit umringt von alten Objekten verbrachte, so dass sie sich danach sehnte die Geschichten dahinter zu erfahren. Für einen solch beeindruckenden Spiegel war es nicht schwer sich vorzustellen, dass er der Eingang zu einer Fantasiewelt war. Unglücklicherweise geschahen Dinge wie diese nicht im realen Leben. April wandte sich in Richtung des Hinterzimmers, da sie bemerkte, dass sie noch nicht einmal ihre Tasche weggestellt und eingestempelt hatte, und stieß gegen einen Tisch, auf dem ein antik aussehendes Schachbrett lag. Die Figuren kippten um, manche verteilten sich auf dem Fußboden. Sie ging schnell herunter, um sie einzusammeln.

»Ich kann dich dorthin schicken«, flüsterte Ms. Scarlet.

Sie hielt an, spähte über ihre Schulter auf ihre Chefin, die nicht bemerkt hatte, dass April ein Chaos aus dem Schachspiel gemacht hatte, oder wenn sie das hatte – kümmerte es sie nicht. Ms. Scarlet streichelte über die verunstaltete Oberfläche des Spiegels. Das verzerrte Glas ließ es scheinen, als ob es bei der Berührung erbebte, aber das war höchst wahrscheinlich nur ihre wilde Fantasie. »Ich denke, nein danke.« Sie stellte das Schachbrett wieder richtig, richtete die roten und weißen Figuren aus und runzelte die Stirn. Ihr fehlte eine. April ging in die Hocke, um unter dem Tisch zu suchen, zu sehen, wohin sie gerollt war, aber der weiße König konnte nirgendwo gefunden werden. Sie tat es mit einem Achselzucken ab, wollte später danach suchen, stand auf und ging dann in das Hinterzimmer und Büro, stellte ihre Tasche in den kleinen Spind mit ihrem Namen darauf. Es gab keine Schlösser an der Tür, aber niemand kam jemals hier hinein und sie war die einzige Wochenendangestellte.

»Denk darüber nach.« Die Worte schwebten in das Hinterzimmer. Offensichtlich würde die Frau diesen Unsinn nicht fallen lassen. Wie lange würde sie es beibehalten, wenn April niemals darauf hereinfiel? »Morgen, wenn du nicht wünschst zu gehen und es selbst zu sehen, werde ich den Spiegel zu meinem Apartment bringen und du wirst ihn niemals wieder sehen müssen.«

Und auf Nimmerwiedersehen.






Marchy rollte sich auf seinen Rücken und seufzte zufrieden, als die Frau bei ihm im Bett kicherte und sich das Haar aus ihren Augen strich. Er genoss immer einen Besuch in einem der Schlösser. Es war wahr, wenn er bei einer Frau liegend entdeckt werden würde, wäre er gezwungen zu heiraten, aber Diskretion war seine Spezialität. Er wusste auch, welche Frauen er um jeden Preis meiden sollte, und wählte seine Eroberungen mit Sorgfalt aus.

»Das war exquisit, Harold«, sagte die Frau und seine gute Laune schwand. Er verachtete seinen Namen. Obwohl, um fair zu sein, er hatte ihren vollkommen vergessen. Sie lehnte sich nach oben, ließ ihr Gesicht in ihrer Hand ruhen und starrte ihn mit strahlenden bernsteinfarbenen Augen und einem Durcheinander goldener Wellen an.

Er hatte sie nicht angewiesen seinen Spitznamen zu benutzen. Es war das Beste, wenn sie seinen formellen Namen benutzte, da es weitaus weniger intim war, trotz dem, was sie vor Momenten getan hatten. Er hatte ein volles Leben und brauchte kein Ehebündnis. Es war schlimm genug, dass der Hutmacher losgezogen ist und sich eine Braut gesucht hat, die immer auf deren Tee und Geplauder bestand. Marchy versuchte sich noch immer an ihre Anwesenheit zu akklimatisieren und musste nicht mit einer neuen Ergänzung umgehen, die mehr als ein Besucher wäre. Er hatte genug Stress.

Eine Reihe aufgeregter Piepser brach die Stille und plötzlich kam eine kleine braune Haselmaus an der Seite des Betts nach oben geprescht, um auf seiner Brust zu ruhen, und piepste nur noch mehr. Seine Bettgefährtin kroch weg, quietschte, und Marchy seufzte einmal mehr, dieses Mal vor Erleichterung. Hawthorn war sein Haustier und seine Wache. Er war darauf trainiert jede unangenehme Unterhaltung oder Kuschel-Sitzung aufzulösen, um Marchy vor Entdeckung zu behüten, oder schlimmer – davor Bindungen zu formen.

»Nun ja, Liebste, es scheint, dass wir Gefahr laufen erwischt zu werden.« Dem war nicht so. Hawthorn war diskreter, für den Fall, dass seine Anwesenheit eine Frau dazu brachte laut panisch zu werden. Dies war eine reine Routinerettung, er sei gesegnet.

»Da ist eine Maus!«, schrie die Frau.

Er seufzte noch einmal und tätschelte den Kopf der Haselmaus. »Hawthorn würde es vorziehen, wenn du deine Stimme gesenkt hieltest, wenn ich bitten darf.« Marchy setzte sich auf und die kleine Kreatur hüpfte auf den kurzen Bettpfosten hinter ihm und setzte sich, schaute zu, wie die Frau hastig ihr Kleid wieder anzog.

Sie ging Momente später ohne auch nur eine Verabschiedung, und das war Marchy ganz recht. »Danke«, sagte er zur Haselmaus. Die Kreatur fiepte ihn an, als ob er sagen wollte, dass es das Mindeste war, das er tun konnte.

Für den Fall, dass die Frau eine der entschlosseneren Art war, diejenigen, die dachten, dass sie ihn trotz ihrer Abneigung gegen Hawthorn in ein Ehebündnis zwingen konnten, zog Marchy sich rasch an und brachte das Bett in Ordnung. Er schöpfte die Haselmaus auf, setzte ihn in der Tasche seines Jacketts ab und warf einen Blick in den Spiegel, um mit seinen Fingern durch seine schulterlangen, dunklen, welligen Haare zu fahren, bevor er seinen Zylinder aufsetzte. Zwei lange Hasenohren ragten aus den Seiten des Huts heraus, welchen der Hutmacher auf eine Weise gestaltet hatte, dass er für diese nicht unbequem war. Sie hatten einen weichen braunen Farbton, ähnlich seiner Hautfarbe. Sie waren außerdem sein rettendes Element, dass er noch nicht in der Ehefalle gefangen wurde, so hatte er das Gefühl.

Viele Frauen mieden die Halblinge allesamt, obwohl seine Erscheinung nicht so befremdlich war wie andere seiner Spezies. Seine Kinder könnten mit Kiemen oder Schnauzen enden, vielleicht Krallen oder einem Schnabel. Halblinge waren ein Spiel, mit dem sich viele Frauen nicht aufhielten, da sie jeder ein vereinzeltes tierisches Attribut annahmen, und in vielen Fällen eine Hautfarbe, die zu diesem Teil passte. Er hatte Glück, dass er letztendlich nur ein Paar seltsamer Ohren und sein gutes Aussehen hatte, ansonsten hätte er längere Zeitspannen ohne Bettsport.

Marchy verschwendete keine weitere Minute damit untätig zu sein und machte sich zum Thronsaal auf. Der Hutmacher wäre wahrscheinlich mit seiner Ehefrau dort, die ihre Schwester, die Rote Königin, besuchte. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie lange von ihm erwartet wurde ein Gast im Roten Königreich zu sein, bevor er nach Hause zurückkehrte. Wenn Melody ihre Schwester besuchen wollte, folgte der Hutmacher. Was bedeutete, dass Marchy folgte. Die Weiße Königin hatte ihn damals, als sie jung waren, damit beauftragt nach dem Hutmacher zu sehen, und er vertraute Melody nicht recht dies allein zu tun. Sie war immerhin ein Findling und gegenüber dieser Welt noch immer unwissend, trotz dass sie seit ein paar Jahren hier war.

Als die frühere Rote Königin im Schloss gelebt hatte, war der Thronsaal ohne viel Dekoration gewesen. Die schwarzen Steine waren dunkel und imposant gewesen, mit ein paar wenigen Gegenständen in Rot, um ihm Farbe zu verleihen. Jetzt, als er den gewaltigen Raum betrat, ging er vorbei an eingetopften roten Rosen entlang der Wände, Statuen und viel mehr Bannern, von welchen das Größte das neue Wappen der königlichen Familie zur Schau stellte, was einen grinsenden Boojum, einen winzigen Borogoven und einen grimmigen Greifen aufwies.

»Ah, Marchy, so schön von dir dich schließlich zu uns zu gesellen.« Die neue Königin war in der Mitte des Raums mit ihrer Schwester gestanden, mit ihrer beider Ehemänner an ihren Seiten. Sie hatte einen Borogoven auf ihrer Schulter, der mit seinem türkisfarbenen gefederten Schwanz zuckte. Die kleine Kreatur trug seinen liebsten Zweispitz, Schärpe und Schwertgürtel und hüpfte auf den Fußboden in seine Richtung.

Hawthorn streckte seinen Kopf aus Marchys Tasche und fiepte, rannte an seinem Bein hinab, um sich zu der anderen Kreatur zu gesellen, bevor sie beide unter den nächsten Tisch starteten. Wahrscheinlich um Ränke zu spinnen oder etwas Ähnliches. Diese beiden waren wie Pech und Schwefel, wann auch immer sie zusammen kamen, und es verhieß oft nichts Gutes für Devrel.

Apropos …

»Wo ist diese verflixte Katze heute?« Der Boojum sah wie eine Katze mit einem Grinsen aus, aber er konnte ein Ärgernis höchsten Grades sein. Ein Gauner durch und durch.

»Devrel ist im Cottage mit Sunny und den Kätzchen«, begann Melody. »Du bist heute sicher vor ihm, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass er morgen während der Festlichkeiten nicht auf einen Sprung vorbeikommt.«

Jedes Jahr wurde ein Maskenball abgehalten, um den Jahrestag der Hochzeit von Königin Cadence und König Gareth zu kennzeichnen. Devrel würde es nicht verpassen, da er Gareths engster Freund war. Was bedeutete, dass er ein Auge auf Hawthorn und diesen federarschigen Anstifter haben musste, bevor zwischen beiden Parteien ein Krieg der Trickserei ausbrach. An manchen Tagen vermisste Marchy es, als Hawthorn Devrel komplett gemieden hatte. Einfachere Zeiten waren das.

Er scheute die Frage, die er sich zu stellen verpflichtet fühlte, und sagte: »Gibt es irgendetwas, das ich für euch tun kann, um bei den Vorbereitungen für den Ball zu helfen?«

Gareth grinste und Marchy konnte nur annehmen, dass der Mann wusste, was auch immer die Antwort war, es würde dem mit Geringschätzung begegnet werden.

»Ich bin so froh, dass du fragst«, sagte Cadence in einem allzu süßen Ton unechter Unschuld. »Der Hutmacher wollte helfen, aber er ändert ein paar Roben meiner Damen für den Ball ab. Würde es dir etwas ausmachen Gareth dabei zu unterstützen ein paar von Matildas Lagerkammern auszuräumen? Sie war ein bisschen sammelwütig, befürchte ich, und ich schicke Dinge zurück zu Adelaide, um zu sehen, ob sie diese will oder ob sie diese aufmuntern könnten, da sie in letzter Zeit eher zurückgezogen ist. Oder vielleicht können wir es spenden oder eine königliche Auktion abhalten. Wenn du irgendetwas siehst, das du willst, lass es mich wissen. Wenn es nicht für Adelaide ist, gehört es als Bezahlung dir.«

Er funkelte Gareth an, der mit den Schultern zuckte. »Selbstverständlich, Eure Majestät«, sagte Marchy gedehnt, »ich würde es außerordentlich lieben dein Gerümpel aufzuräumen.«

Cadence schnaubte und winkte ihn weg. »Du bist für jemanden, der nicht ganz so raffiniert mit seinen Eroberungen ist wie er denkt, immer so mürrisch. Eines Tages wirst du tatsächlich nach einer Nummer in guter Stimmung sein.«

Obwohl er sich an Cadences Direktheit gewöhnt hatte, scheiterte es nie ihn zu überraschen. Er sah prüfend über seine Schulter, um zu sehen, ob sie fünf allein waren.

Cadence lachte laut auf. »Dein Geheimnis ist sicher bei mir, Marchy. Ich werde dir keine Heirat aufzwingen, wenn du es nicht wirklich willst. Davon kommt nichts Gutes.«

»Nun ja«, sagte er und glättete sein Jackett mit ruckhaften Bewegungen, während sich die Haut in seinem Nacken beträchtlich erwärmte. »Ich danke dir für deine Diskretion.« Er wandte sich an den König und fügte hinzu: »Wollen wir?«

Gareth nickte und die beiden steuerten zusammen davon, um welchem Chaos auch immer, das Matilda für sie hinterlassen hatte, entgegenzutreten, bei dem Cadence es in fünf Jahren nicht für nötig hielt es durchzusortieren.




Kapitel Zwei


April zögerte auf dem Bürgersteig außerhalb des Antiquitätenladens. Sie hatte sehr wenig Schlaf gehabt, dank dessen, dass sie über ihre Chefin und den gruseligen Spiegel nachgedacht hatte. Glaubte die Frau wirklich, dass sie aus dem Wunderland kam? Hatte sie schließlich den Punkt erreicht, an welchem ihr Verstand aufgehört hatte die Realität zu verkraften? Ms. Scarlet sah nicht einen Tag über fünfunddreißig aus, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht älter war. Die richtigen Beautyprodukte und sogar Schönheitsoperationen konnten jeden täuschen.

Da April einen Gehaltsscheck brauchte, beschloss sie es klaglos durchzustehen und für ihre Schicht einstempeln zu gehen. Als sie sich der Tür näherte, vertiefte sich ihr bereits vorhandenes Stirnrunzeln. Das Schild im Fenster war nicht umgedreht worden, um auszusagen, dass das Geschäft offen war. Sich als geschlossen anzupreisen hatte vielleicht Kunden für die erste Stunde des Geschäfts abweisen können. Ms. Scarlet würde niemals an einem Sonntag schließen und den Touristenstrom verlieren, der sich nach Wochenendausflügen nach Hause aufmachte.

Sie zog am Griff, aber die Tür rührte sich nicht. Mit einem frustrierten Schnauben grub sie ihren Schlüssel aus ihrer ramponierten Kunstledertasche, doch bevor sie ihn in das Schloss einführen konnte, erschien Ms. Scarlet an der Tür. Als sie sah, wer es war, verwandelte sich der finstere Blick der Frau in ein Lächeln. Zuckersüß, und es machte April Angst.

Ich hätte mich krankmelden sollen.

Die Tür öffnete sich und April wurde gebeten hereinzukommen. »Ist an der Zeit, dass du beschließt zur Arbeit zu kommen.« Ms. Scarlet verschloss die Tür hinter ihnen. Die Lichter waren aus, bis auf die im Ausstellungsraum, in dem der Spiegel hing, aber hier kam das Licht nicht von den Vorrichtungen an der Decke. Kerzen erhellten beide Seiten der Auslage. Rote Rosen waren über den Fußboden verstreut, wobei die Blütenblätter wie vergossenes Blut chaotisch arrangiert waren.

»Ähm …« Was konnte sie womöglich über den Anblick vor ihr sagen, außer dass es sie mehr verunsicherte als es das wahrscheinlich sollte?

Ms. Scarlet trug eine lange, rote Robe mit fließenden Hängeärmeln, die in ein mittelalterliches Historiendrama gehörten. Ihr Haar war heute aus ihrem Pferdeschwanz in geschmeidigen rabenschwarzen Wellen heruntergelassen. Ihr Haar war normalerweise glatt. Es sah hübsch so aus, aber falls möglich, machte die Veränderung das sogar noch verrückter.

»Nun?« Ms. Scarlets dunkle Augen funkelten vor … gespannter Erwartung?

»Nun was?«, fragte sie.

Dramatisch seufzend packte Ms. Scarlet sie am Arm und führte sie ins Hinterzimmer. Sie ließ sie endlich los, so dass sie ihre Tasche abstellen und einstempeln konnte. »Du hast Glück, dass ich Kosmetika mitgebracht habe.«

»Wie bitte?« April wirbelte herum und blickte sie an. Von wo hatte sich diese Frau davongemacht?

Ms. Scarlet hielt eine Hand hoch, um sie zum Verstummen zu bringen. »Es ist keine Beleidung, aber du wirst gut aussehen wollen.«

Gut aussehen für was? Plötzlich dämmerte es ihr – wieder dieser verdammte Spiegel. »Ich habe nie irgendetwas zugestimmt.« Außerdem war das alles ein Haufen Mist. »Ich bin nach Hause gekommen und habe Recherchen über die Informationen angestellt, die Sie mir gestern erzählt haben.«

Lächelnd nickte Ms. Scarlet. »Ich wäre überrascht, wenn du das nicht getan hättest. Hast ein paar Ungereimtheiten entdeckt, oder?« Sie drehte sich auf ihrem Absatz um und steuerte durch den Raum auf, was wie ein roter Kosmetikkoffer in der Form eines Liebesapfels aussah, zu. Ein Kaliber, wie ihn professionelle Make-up-Artists benutzten. Er war einen guten Meter groß und wie Gepäck auf Rädern.

Mensch, denkt sie, dass ich so viel Arbeit nötig habe? »Tatsache ist, das habe ich«, erwiderte April. Ms. Scarlet hatte sich später über Alices Alter ausgelassen, als sie durch den Kaninchenbau und den Spiegel gefallen war, und es passte nicht zu dem Alter, wie die Geschichte sie dokumentiert hat, als die Bücher veröffentlicht wurden. Das heißt, natürlich, angenommen, dass die fiktionale Alice und die Alice, für die angeblich die Bücher geschrieben worden sind, tatsächlich dieselbe Person waren, was völliger Mumpitz war.

Die andere Frau zuckte mit den Schultern und öffnete den Koffer, wühlte durch diverse Fächer und suchte ein paar Dinge heraus. Sie schaute auf und deutete auf einen Hocker. Na ja, wenn ihre Chefin sie bezahlen und ihr ein kostenloses Umstyling geben wollte, sah sie kein riesiges Problem darin, obwohl sie nicht sicher war, warum sie eines brauchte. Ehrlich gesagt war sie noch immer ein wenig verletzt deswegen.

»Na ja«, drängte April, »haben Sie keine Ausrede dafür?«

Ms. Scarlet gluckste. »Warum sollte ich eine brauchen? Das Mädchen hat sich wie eine verwöhnte Göre verhalten, die dachte, dass sie das Recht auf ein Königinnentum hatte, weil sie clever genug war ein zweites Mal zurückzukehren. Nichts hat mich mehr erfreut als der Tag, an dem das Wunderland sie endgültig verstoßen hat. Ich habe eine Feier gegeben, die Monate dauerte.«

Alles, was April tun konnte, war zu gaffen. »Das war während des neunzehnten Jahrhunderts.«

»Die Zeit im Wunderland bewegt sich anders.« Sie winkte abweisend mit einer Hand. »Manchmal langsamer, manchmal schneller, manchmal rückwärts, manchmal vorwärts, und manchmal … nur manchmal … seitwärts, aber das ist selten. Es gibt keinen Weg wahrlich zu wissen, wann man hineingeworfen wird. Es ist neun Jahre her, seit ich … abgelöst wurde.« Der Ausdruck, der ihre Züge für einen Moment überzog, war reine Rage, aber dann lächelte sie und ihr Gesicht erweichte sich zu dem Vertrauten. Das einer Frau, welche sie willkommen geheißen hat und über die Jahre so nett zu ihr gewesen war. Diese Seltsamkeit war etwas Neues und deshalb war es so alarmierend. »Es könnte ein Jahr später sein, als dann, wann ich gegangen bin, es könnten einhundert sein. Ich denke nicht, dass es so extrem sein wird, aber bei ihrer Rückkehr war Alice nicht zu weit weg in ihrem Alter im Vergleich zum Rest von uns zu dieser Zeit.«

Selbst wenn das wahr war, was nicht sein konnte, waren die Informationen noch immer widersprüchlich. »Wie konnte es einen Nachweis geben, dass das erste Buch geschrieben wurde, bevor sie ihm die Geschichte erzählt hat, was ihr wiederfahren war?«

Die Antwort kam nicht sofort, aber der Primer, die Foundation und der Concealer kamen. Eine Menge Concealer. Etwas, das für ihr Selbstvertrauen nicht im Mindestens Wunder wirkte.

»Charles Dodgson, äh … Lewis Carroll war ein Schriftsteller, April. Er schrieb Geschichten und Gedichte und genoss es sich unsinnige Worte und Rätsel auszudenken. Er hatte bereits Material ohne Handlung. Hast du die Alice-Bücher gelesen, Liebes? Besonders das Erste hatte eine Menge zufälliger Szenen, während das Zweite eine zusammenhängendere Handlung hatte, wo Alice, die halbe Portion, versucht Königin zu werden, die Rote und Weiße Königinnen verspottet und missachtet –« Sie schniefte hochmütig und drückte einen Make-up-Schwamm so fest in ihrer Hand, dass ihre Nägel sich hineinbohrten. »Ich würde sie gerne schütteln, bis sie sich in ein verdutztes Kätzchen verwandelt, so wie das Buch besagte, dass sie es mit mir getan hat, dieser kleine undankbare Mensch.«

Oooooookay. Jemand hatte offensichtlich einige Probleme mit dem Ende von Hinter den Spiegeln und es war wahrscheinlich nicht hilfreich, dass sie dachte, sie wäre die tatsächliche Rote Königin.

»Wie auch immer«, sagte Ms. Scarlet, während sie einen Lidschattenpinsel herauszog und ihn in ein silbriges Pigment tauchte. »Er hatte bereits ein paar unsinnige Szenen geschrieben und war so von den phantastischen Geschichten vereinnahmt, dass er sie überarbeitet und miteinander verbunden hat. Das Wunderland ist magisch, oftmals gefährlich oder merkwürdig, und es ist erheblich anders zu dieser Welt, das ist wahr, aber wenn du dorthin gehst und absoluten Unsinn und Possen erwartest, wirst du bitter enttäuscht. Lewis Carrolls Wunderland ist eine Geschichte, ein Märchen seiner Anfertigung, das auf dem Gefasel eines Kinds basiert, für das er eine unangemessene Faszination hatte. Der echte Ort«, sie schloss ihre Augen und atmete tief ein, als ob sie die Luft in dieser imaginären Welt roch. »Es gibt keinen anderen Ort wie diesen.«

Das restliche Make-up wurde in völliger Stille aufgetragen. Als Ms. Scarlet fertig war, hielt sie einen Handspiegel hoch, um ihre Arbeit stolz vorzuzeigen. April nahm die Gabe an und gaffte. Ihre Chefin war heimlich eine Meisterin der Kosmetologie. Abgesehen von dem Augen-Make-up, das dunkler als gewöhnlich war, und dem roten Lippenstift, der das Kupfer in ihrem mahagonifarbenen Haar hervorbrachte, sah sie noch immer ziemlich wie sie selbst und nicht wie eine völlig Fremde aus.

»Bist du sicher, dass du nicht die Kleidung wechseln willst? Ich habe ein zusätzliches Kleid.«

Make-up war eine Sache. Bei der Arbeit Verkleiden zu spielen eine andere. »Ich hasse Kleider.«

Ms. Scarlet warf ihren Kopf zurück und lachte. »Wie ich mir wünsche, dass ich das Gesicht des Hutmachers sehen könnte, wenn du seine Talente beleidigst. Ich wusste, ich habe den perfekten Findling ausgewählt.«

April legte den Spiegel in einer langsamen, kalkulierten Bewegung ab, so dass sie nicht ihre Fäuste ballte. »Wie haben Sie mich genannt?« Was bedeutete das überhaupt? Findling? So wie … sie hat sie von der Straße aufgesammelt, ganz nach dem Motto wer’s findet, darf’s behalten, oder so?

»Nichts Schlimmes, falls es das ist, was du denkst.« Sie stand auf. »Dein Haar sieht anständig genug aus. Du solltest es öfter offen tragen. Es hat solch hübsche Wellen.« Jaah, und sie sollte wahrscheinlich auch mehr lächeln, richtig?

»Ähm, danke? Aber ich gehe nicht ins Wunderland.« Die Vorstellung ließ sie gegen ein Lachen ankämpfen. Würde ihre Chefin sie in den Spiegel schmettern? Was passierte, wenn April nicht darin verschwand?

Ms. Scarlet legte ihre Hände auf ihre Hüften und wölbte eine Braue. Sie sah herrschaftlich aus, wenn sie das tat. Es war beunruhigend, wie sehr sie wie die legendenumwobene Rote Königin aussah. »Und warum nicht?«

»Ich habe Fantasien und Märchen aufgegeben, als ich Jahre in einem Waisenhaus verbracht habe, bevor eine Pflegefamilie nett genug war mich aufzunehmen.« Und sie wurden dafür belohnt, indem sie von einem betrunkenen Sattelschlepperfahrer getroffen wurden und unverzüglich bei dem Zusammenstoß starben. Sie waren auf ihrem Weg gewesen, um die Adoptionspapiere zu unterschreiben, um sie zu überraschen. Die Traurigkeit hatte sie nie verlassen. Sie waren anständige Leute gewesen und sie hatten gewollt, dass sie ihre Tochter wurde. Etwas, das ihre echten Eltern nicht gewollt hatten. Sie hatte sie nie gekannt.

»Und deshalb bist du der perfekte Findling.«

Da war wieder dieses Wort.

»Komm schon, April. Leb ein wenig. Wenn ich nur ein Lügensack bin, dann kannst du darüber lachen und wirst noch immer für die Mühe bezahlt. Aber wenn ich das nicht bin …« Ms. Scarlett umklammerte ihre Schultern und schüttelte sie. »Wenn ich das nicht bin, könntest du ein Abenteuer, eine Romanze, was auch immer du dir erträumst, haben!«

»Vermutlich …« Aber wirklich eine Romanze? Mit wem, dem verrückten Hutmacher?«

Sie erlaubte es ihrer Chefin sie in den Ausstellungsraum mit den Kerzen und Rosen zu zerren. April sah sich und ihr geschminktes Gesicht, wie das Haar wellenartig über ihre Schultern stürzte, zerrissene Jeans, schäbige Sneaker und ein dunkelgraues T-Shirt, das möglicherweise einmal zu viel gewaschen worden war. Ehrlich gesagt fühlte sie sich immer ein bisschen fehl am Platz, und nicht wegen all dem Pech und der Einzelgänger-Atmosphäre, die sie abstrahlte. Es war einmal, da hatte sie sich nach Abenteuer, Romantik und Fantasie gesehnt. Aber diese Tage waren vorbei, als ihr die einzige gute Sache, die ihr widerfahren war, in nur einem Augenblick weggenommen wurde.

»Wag es nicht zu weinen und meine harte Arbeit zu verschmieren.« Ms. Scarlet klatschte ihr auf den Arm. Es stach. »Ich will nicht, dass du besorgt bist, aber das hier wird einen winzig kleinen Blutaustausch benötigen.«

April begegnete ihrem Blick im Spiegel, ihre Miene vollkommen ernst. Sie wirbelte herum und funkelte sie von Angesicht zu Angesicht an. »Wie bitte?« Und das war nicht einmal das Verrückteste gewesen, das sie den ganzen Tag gesagt hatte.

»Ich schneide in deine Handfläche und dann in meine, wir verschränken die Hände und berühren dann den Spiegel. Spiegel funktionieren nicht für jeden; ansonsten würde es jeder hindurchschaffen und die geheime Fähigkeit dieses Spiegels wäre nicht mehr so geheim, oder etwa nicht? Da ich früher dort gehaust habe, wird mein Blut kombiniert mit deinem ihm sagen, dass er dich dorthin bringen soll, um dich zu testen.«

Es gab jetzt einen Test? Niemand hat gesagt, dass es einen Test geben würde!

Moment … Warum stresste sie sich überhaupt deswegen, wenn es doch vollkommener Schwindel war?

Aber April wurde nicht die Chance gegeben zu diskutieren. Ms. Scarlet hob einen unheimlichen goldenen Dolch mit Rubinen im Griff auf, den sie unter einem Handhandtuch versteckt hatte, und packte dann Aprils Hand. »Wenn du dich wehrst, wird er tiefer schneiden als beabsichtigt«, sagte sie durch zusammengebissene Zähne, versuchte einen beständigen Griff um ihre Hand und den Dolch zu halten. Sie kerbte ihre linke Handfläche ein, in der Nähe ihres Daumens. Sie ließ April los, tat dasselbe mit ihrer eigenen und warf den Dolch zur Seite, als ob er Abfall war und keine unbezahlbare Antiquität.

Sie hielt schützend ihre Wunde in einer Hand und schüttelte ihren Kopf. »Sie haben den Verstand verloren.«

Ms. Scarlet lachte, aber dem mangelte es an Humor. »Wohl kaum. Gib mir deine Hand.«

»Nein.« Sie drehte ihren Körper weg, als die Frau nach ihr grapschte.

»Jetzt, Mädchen!«

Etwas an dem autoritären Tonfall ließ sie sich fügen. Vorsichtig bot sie die verwundete Hand dar. Der Schnitt war nur ein kleiner oberflächlicher Kratzer gewesen, aber pochte, als ob bis zum Knochen geschlitzt wurde. Blut strömte ungehindert heraus.

Ihre Wunde war gegen Ms. Scarlets gepresst, die es offenkundig nicht kümmerte, wie unhygienisch es war. April hoffte, dass ihre Chefin keinerlei Krankheiten beherbergte. Wenn man die Situation bedachte, wäre es nicht überraschend, wenn sie geistig krank war.

»Gemeinsam legen wir unsere blutigen Hände auf das Glas.«

Nickend trat April mit der Frau an den Spiegel heran und schluckte schwer. Das Glas war neblig, beinahe als ob hinter der Oberfläche Rauch aufgestiegen war. Gänsehaut brach über ihrer Haut aus. Sie legte zur selben Zeit wie ihre Chefin ihre Handfläche auf das Glas.

Die feste Oberfläche wurde eisig, so kalt, dass es brannte, und alles verschwand. Puff. Eine rauchig dunkle Leere öffnete sich unter ihrer Handfläche, und bevor sie reagieren konnte, schubste Ms. Scarlet sie hinein.




Kapitel Drei


Marchy starrte auf den Haufen an Dingen, die in hölzernen Kisten und auf Tischen deponiert waren, und wandte sich an Gareth. »Bist du nicht der König? Kannst du nicht jemanden finden, um das zu tun, der darauf brennt dir zu gefallen?« Sicher, er verbrachte eine absurde Menge Zeit damit für den Hutmacher aufzuräumen, aber das bedeutete nicht, dass er ein königlicher Diener sein wollte, der ihren verlorenen Unrat säuberte. Der Hutmacher war wie ein Bruder für ihn und er wurde für seine Arbeit dort bezahlt.

»Du brennst nicht darauf mir zu gefallen?«, spottete Gareth und strich mit einer Hand durch sein schulterlanges blondes Haar, betrachtete die Szene mit so viel Widerwillen, wie Marchy verspürte. »Ich weiß nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich das Hochverrat nennen kann.«

Mit einem Prusten fuhr Marchy mit einem Finger durch eine erheblich dicke Schicht Staub auf einer Holzkiste und belächelte den grauen Schmierfleck, der auf seiner Fingerspitze haftete. »Kein Hochverrat. Nur Rebellion.« Er wischte die beleidigende Substanz an seinem Hosenbein ab.

»Rebellion führt oftmals zu Hochverrat.«

Dieses Thema führte ihn dazu beides zu begehren. Seine Geduld reichte dieser Tage nicht sehr weit, obwohl er sich schnell genug beruhigen konnte. Wenn er doch nur die Quelle seiner Unzufriedenheit genau festlegen könnte. »Halt die Klappe, wärst du so gut?«

Gareth lachte, wobei sein Lächeln seine goldenen Züge und silbrigen Augen erleuchtete. »Hast du diesen Ausdruck von Melody oder Cadence gelernt?«

Marchy schaute finster drein. Das Letzte, was er tun brauchte, war es einen Ausdruck anzunehmen, den ein paar vorwitzige Findlinge ständig äußerten. Melody war immer vor seinem Gesicht, wollte ihm helfen seine Arbeit zu machen, wollte ihn mit einer Frau verkuppeln, mit der sie sich am Hof angefreundet hatte, wollte Hawthorn streicheln, der – wenn man von Verrätern spricht – sie mochte. Die angenehme Seite davon war, durch ihre Position im Weißen Königreich als Beraterin der Königin, machte sie eine Menge Reisen von Zuhause weg. Also bekam er etwas Frieden. Etwas.

»Ich vermisse die Dinge, wie sie waren. Der Hutmacher und ich brauchten niemand anderen.« Es war selbstsüchtig von ihm sich die Einsamkeit seines Freundes zurück zu wünschen. Melody linderte den Wahnsinn in einem Mann, der Anfällen des Reimens und Rätselns schnell erlegen war. Manchmal tat er das noch immer, aber es geschah weitaus seltener. Die Frau war ein Geschenk des Himmels, aber das bedeutete nicht, dass Marchy sie mögen musste. Sie würdigen, aye. Sie mögen, nein.

Gareth gluckste. »Noch immer eifersüchtig, ich verstehe.«

»Ich bin nicht eifersüchtig.« Es war nicht so, dass er wollte, dass der Hutmacher ihm gehörte, ungeachtet dessen, was andere denken mochten, sie waren Freunde, praktisch Brüder. Nichts Romantisches war je zwischen ihnen erblüht. Marchy mochte nur einfach die Veränderung nicht. Hasste sie. In letzter Zeit hatte sich zu viel verändert. Paradebeispiel: Gareth war der neue Rote König, der sie herum befahl. Es war zu viel.

Zu, zu viel und weitaus zu bald.

»Wenn du das sagst.« Gareth klang nicht überzeugt, während er durch einen Korb stocherte, der voller Murmeln oder Steine irgendeiner Art war, die im Licht aufblitzten. »Was du brauchst, ist deine eigene Frau und dann wird es dir nicht mehr zu schaffen machen«, sagte er, als ob er nicht wusste, was Marchy früher am Tag im Schilde geführt hatte. Es war innerhalb ihres Bekanntschaftskreises kein riesiges Geheimnis. Gareth und Cadence waren glücklicherweise nicht grausam genug, um ihn dadurch zu verstricken.

»Nein, vielen Dank. Hawthorn und ich brauchen keine Frau, die in unserer persönlichen Distanzzone herumhängt, unsere Habseligkeiten berührt und sie herumrückt. Ich mag Frauen gut genug – sie sind liebreizende, exquisite Wesen – , aber man genießt sie lieber in kurzen Spurten.« Eines seiner Ohren zuckte.

Gareth brach in schallendes Gelächter aus.

»Was?«, blaffte Marchy.

Da der König nichts anderes tun konnte, als inmitten des Raums auf sein Hinterteil zu plumpsen und zu lachen, machte Marchy einen Schritt nach vorn, um zu sehen, ob er sich dasselbe Gebrechen zugezogen hatte wie er selbst – dasjenige, bei welchem er geneigt war für einen beliebigen Zeitraum ohne Vorrede unkontrolliert zu lachen. Der Nebeneffekt vom Leben im Wunderland war es, dass die Einwohner von einer Art Wahnsinn beeinträchtigt wurden, wenn sie sich über eine längere Zeitperiode mit sich selbst nicht wohlfühlten. Der Hutmacher hatte seine Reime und Rätsel. Marchy lachte aus keinem ersichtlichen Grund. Während es beim Hutmacher besser wurde, wurde Marchys Zustand schlechter.

Seine Grübeleien wurden unterbrochen, als Hawthorn von der offen Tür in den Raum rannte, innehielt, um Gareth zu betrachten, und sich dann in Richtung der Vorräume wandte, die sie nach diesem ausräumen mussten. Ohne weiteres Zögern raste die kleine Kreatur in einen der Räume. »Ich gehe ihm besser nach, so dass wir ihn nicht zerquetschen, während wir Kisten bewegen.«

Gareth winkte ihn weg, erlangte langsam die Kontrolle über sein Gelächter. Marchy war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Falls der König begann am selben Gebrechen zu leiden wie er, bedeutete das dann, dass es Schwierigkeiten mit Cadence gab? Er hatte einen nervigen Verdacht, dass es seine Aussage über Frauen gewesen war, die den König so übermäßig amüsiert hatte. Warum fand jeder seine Abneigung gegen Veränderungen so absurd? Es wäre weitaus einfacher, wenn alle ihn, und seine Sachen, in Ruhe lassen würden. Und hier war er … berührte die persönlichen Habseligkeiten anderer Leute. Entgegen besserem Urteilsvermögen, aber dennoch. Seine Stimmung wurde noch verbitterter.

Marchy hielt inne und betrachtete die Stapel vergessener Gegenstände, welche die vorige Rote Königin hier deponiert hatte, als diese sie nicht länger ansprachen. Solch eine Verschwendung. Doch es gab keinen Hinweis auf Hawthorn. Wo war diese Haselmaus hingegangen? Und noch schlimmer, wo war sein schwert-schwingender Komplize Hörnchenpoleon hingerannt, wenn Hawthorn hier heruntergekommen war? Falls dieser Borogove heraussprang, um ihn zu erschrecken, nun ja, dann würde es ihm Recht geschehen, wenn aus Reflex nach ihm geschlagen wurde.

»Hawthorn?« Marchy trat durch eine weitere Türöffnung, die sich in einen kleinen Korridor öffnete und an einer Tür endete, die bessere Tage gesehen hatte. Ein Loch in den unteren Paneelen war groß genug, so dass ein Nager hindurchgelangen konnte.

Marchy versuchte den Knauf, aber die Tür gab nicht nach. Er war sicher, dass Gareth auf ihrem Weg hier herunter gesagt hatte, dass alle Räume offen wären. Vielleicht sollte dieser hier nicht geräumt werden? Er versuchte es noch einmal und erkannte, dass nicht das Schloss das Problem war. Das Holz war alt und verzogen und ein Teil der oberen Kante steckte fest. Dieses Mal, als er den Knauf drehte, drückte er ebenfalls nach unten. Das Holz gab nach und die Tür öffnete sich weit, als Marchy eintrat und sich umschaute.

Ein einzelner Strahl Sonnenlicht erleuchtete den Bereich durch einen Schlitz im Stein, der es dem Licht erlaubte sich in einem großen, kunstvollen, bodenlangen Spiegel mit einem silbernen und goldenen Rahmen, der ganz dringend eine gute Politur brauchte, zu spiegeln. Dornige Ranken eines Rosenbuschs draußen im Garten waren vor geraumer Zeit durch den Fensterschlitz hineingeklettert, aber sie standen momentan entlang der Wände nicht in Blüte. Inmitten des staubigen Fußbodens saß Hawthorn fasziniert vom Spiegel auf seinen Hinterläufen.

»Hast du plötzlich dein eigenes Spiegelbild entdeckt?«

Die Haselmaus beachtete ihn nicht. Wie äußerst sonderbar.

Marchy begann sich umzudrehen, entschlossen die kleine Kreatur seinen Träumereien zu überlassen, da nichts in dem Zimmer auf ihn fallen könnte, aber dann klapperte der Spiegel gegen die Steine hinter ihm, als ob er wieder und wieder geschüttelt wurde. Möglicherweise konnte Hawthorn hier drin trotzdem Schaden ereilen. Bevor er jedoch reagieren konnte, erschien eine Frau hinter dem reflektierenden Silber und purzelte dann kreischend aus dem Glas. Hawthorn piepste und rannte in die Ecke, um sich unter einem Rosenblatt zu verstecken. Ohne zu zögern, schoss Marchy nach vorne, um die Frau aufzufangen, bevor sie auf dem steinernen Fußboden landete, wobei er bei diesem Manöver seinen Hut verlor.

Was ist gerade geschehen?

Dann dämmerte es ihm. Dies war kein gewöhnlicher Spiegel, sondern der Spiegel. Derjenige, aus dem Alice gekommen war, ebenso wie andere Findlinge zu anderen Gelegenheiten. Alice war die Berüchtigtste gewesen, da sie, wie Cadence, es geschafft hatte das Wunderland mehr als einmal zu besuchen.

Die zweite vorliegende Erkenntnis war, dass die Frau, die er vor einem hässlichen Fall gerettet hatte, ein Findling sein musste. Der erste Findling, der, seit Melody und Cadence vor einigen Jahren, erschien.

»Oh mein Gott. Ist das wirklich passiert?«, fragte der Findling und drehte sich in seinen Armen, um sein Gesicht zu suchen. Sie blinzelte mit strahlendblauen Augen und, bei seinem ersten guten Blick auf sie, stockte ihm der Atem in seiner Kehle. Dann erhitzten sich seine Wangen, da sich ihr Blick unverzüglich nicht auf ihn fokussierte, sondern auf seine Ohren. Er war es gewohnt, aber manchmal störte es ihn. »Sie sind –«

»Ja, wie ein Kaninchen. Nennen Sie mich aber nicht so. Oder einen Hasen.« Er hatte nicht absichtlich blaffen wollen und bereute, dass er die Schönheit mit mahagonifarbenem Haar bei seinem Tonfall zusammenzucken lassen hat. Seit Alice gegangen war, tauchten Findlinge auf und nannten ihn den Märzhasen, als ob er irgendein zur Schau gestelltes Tier wäre. Er hatte Alice nie gemocht. Hatte den Hutmacher vor ihr gewarnt, aber hatte er zugehört? Neeeeiiin …

»Es tut mir leid.« Ihre Stimme brachte ihn aus seiner grollenden Vergangenheit zurück. Die Frau trat von ihm weg und er ballte betreten seine Fäuste an seiner Seite, nicht sicher, was er tun sollte, während er sich umblickte. Er konzentrierte sich auf ihre Hände, wovon eine hochrot erstrahlte. Sie hatte sich irgendwie geschnitten.

»Ihre Hand«, sagte er und schickte einen Blick auf den Spiegel, um zu sehen, ob die Dornen zu nahe gewachsen waren oder ob es am Rahmen scharfe Kanten gab, aber nichts schien verkehrt. »Sie bluten.«

»Ich …« Sie starrte auf ihre Hand und schüttelte ihren Kopf, brachte ihren Blick zu seinem zurück. »Ich …« Sie schwankte, und dieses Mal scheiterte Marchy darin sie rechtzeitig zu erreichen, bevor sie auf dem Boden landete, bewusstlos, und auf seinem Lieblingshut. Er machte sich deswegen im Moment keine Gedanken und zumindest hatte es ihren Kopf vom Fall abgefedert. Hawthorn wurde mutig und kam vorsichtig näher, schnüffelte an ihrem Haar, bevor er sich ihm zuwandte und piepste.

Hatte die Haselmaus gespürt, dass jemand durch den Spiegel kam, bevor sie hindurchgefallen war? »Sie sollte in Ordnung sein. Ich werde sie sowieso zur Königin bringen, um sie genau anschauen zu lassen.« Cadence und ihre Schwester wären besser ausgerüstet, um mit dem Findling umzugehen und die Regeln ihres Besuchs zu erklären. Aufgrund ihrer Kleidung musste sie aus derselben Welt und Zeit wie die anderen zwei stammen. Cadence trug oft ein Paar Hosen aus demselben blauen, rauen Material, nur ohne Risse und Löcher überall darin. Er ging neben dem neuen Findling in die Hocke und überprüfte die Bereiche ihrer Beine, wo die Risse waren, für den Fall, dass es mehr Verletzungen gab oder sie von irgendeiner Art Biest angegriffen worden war, aber sie schien, abgesehen von ihrer Handfläche, unverletzt.

Was ist ihr zugestoßen?

Als Marchy die Frau aufhob, hing ihr Kopf schlaff gegen seine Schulter und er blinzelte. Ihre Lippen waren roter als eine Rose. Sie sahen so weich aus, dekadent. Er schüttelte sich aus seinen lasziven Gedanken, bevor sie noch weiter gehen konnten. Er war wirklich der Flegel, wie er zuvor genannt worden war. Komisch, wie ihm das jetzt zu schaffen machte, wenn man bedachte, wie er sich von einer Frau zur nächsten bewegte, ohne den Drang eine zu behalten.

Hawthorn kletterte an seinem Bein hoch und auf die Brust des Findlings, sattelte bei der kostenlosen Fahrt auf. »Was denkst du?«, fragte er die Haselmaus. »Die Königin sagte, ich könnte eine Sache, die ich hier unten fand, als Geschenk zum Nichtgeburstag behalten. Sollten wir den Findling behalten, bis sie nach Hause zurückkehrt? Jedem zeigen, dass ich nicht so unfreundlich und verschroben bin, wie sie denken?«

Es war der perfekte Aufbau. Er würde beweisen, dass er mehr als ein oder zwei Stunden mit einer Frau in seinen Räumlichkeiten umgehen konnte, und sie würde in zwei Tagen nach Hause gehen, ihn und seine Sachen und all seine anderen Hüte zurücklassen, allein. Möglicherweise konnte die Bitte ihn sogar vor der Handarbeit retten, welche die Königin an ihn weiterzureichen versucht hatte.

Aye, der Findling war in der Tat das perfekte Geschenk.





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Kehre ins Wunderland zurück, wenn April durch den Spiegel reist und in den Armen von Harold March landet. Funken fliegen zwischen den beiden, aber, ihnen allen unbekannt, plant ein alter Feind Rache.

Es war einmal ein Kampf der Königinnen, drei Schwestern waren bestimmt das Wunderland zu regieren. Getrennt voneinander, um ihre auserkorenen Königreiche zu überwachen, begann Wahnsinn in ihre Herzen zu sickern. Eine nach der anderen fielen die Schwestern – eine durch den Tod, eine durch Verbannung und eine, um durch Verzweiflung zu leiden. Nur zwei Schwestern, die neu im Reich waren, können der Weißen Königin helfen zu überleben … Aber können sie das wirklich?

Harold March hat eine einfache Regel: Lass dich niemals bei einer Tändelei mit einer Dame erwischen, trotz der Tatsache, dass er die Gesellschaft von Frauen über alles liebt – hinter geschlossenen Türen. Als der neue Findling erscheint, lässt Marchys Anziehung ihn sich fühlen, als ob jeder Aspekt seines Lebens umgeschrieben wird, und er ist sich nicht sicher, ob es zum Besseren ist. Ist Romantik für ihn vorgesehen oder will er nur seinen eigenen Findling, weil er neidisch auf das Glück seiner Freunde ist?

Aprils Chefin ist vom Konzept des Wunderlands besessen. Es ist alles Spiel und Spaß, bis April letztendlich durch einen magischen Spiegel und in die Arme des umwerfendsten Manns geschickt wird, den sie je gesehen hat. Was als ein skurriles Abenteuer beginnt, verwandelt sich rasch in den Stoff, aus dem Alpträume sind, als die ganze Grundfeste des Wunderlands bis zu ihrem Kern erschüttert wird, und ihr Erscheinen dort könnte vielleicht der Grund gewesen sein.

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