Книга - Der Widerspenstigen Zähmung

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Der Widerspenstigen Zähmung
Karl Ettlinger




Karl Ettlinger

Der Widerspenstigen Zähmung



Ich will es lieber gleich sagen, da es sich ja doch im Laufe der Geschichte herausstellt: Frau Borges war ein Drache. Keiner von den Drachen, die einen Goldschatz oder eine Jungfrau bewachen und die dadurch immerhin noch etwas Sympathisches haben, – nein, sie war ein Drache ohne jede höhere Mission, ein Drache, dessen einziger Lebenszweck darin bestand, ihrem Gatten das Dasein zu versauern.

Ihr habt gewiß schon den Drachen Fafner auf der Bühne gesehen? O was ist das für ein gemütlicher Drache! Er bewegt sich ein bissel auf der Drehscheibe, schlägt ein bißchen mit dem Schwanz um sich und speit ein bißchen Feuer. Er kann an Frau Borges nicht tippen. Die fährt herum wie auf hundert Drehscheiben, schlägt um sich wie mit hundert Schwänzen, und mit ihrer Zunge versengt sie mehr gute Rufe als der Dilettant Fafner Gräser und Kräuter.

Obendrein wird der Fafner, gottlob, von Siegfried #erschlagen#. Er stirbt bekanntlich an den Stabreimen, mit denen Siegfried ihn mißhandelt, und von denen der berühmteste lautet: »Eine zierliche Fresse zeigst Du mir da!«

Das hätte einmal Herr Borges zu #seinem# Drachen sagen sollen! So viel Drachenschwänze gibt es gar nicht! Und Herr Borges war überdies alles andere eher als ein Siegfried. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, im Walde wilde Bären zu fangen (was ihm im Offenbacher Stadtwald auch schwerlich gelungen wäre), er schlug keine Ambosse entzwei, schmiedete kein Notung, und das Fürchten brauchte ihm nicht erst von einer Brünhilde gelehrt zu werden. Das Einzige, was Adolf aus dem Geschlechte Borges mit Siegfried aus dem Geschlechte Wälsungen gemein hatte, waren die treuherzigen blauen Augen.

Er sah mit diesen Augen so kindlich unschuldig in die Welt, daß sich jede Mücke sagte: »Der kann Dir nichts zu leid tun!«, und sich auf seine Nase setzte.

Er war einer von den Gerechten, die viel zu leiden haben, denn ein gutes Herz ist wie ein rosiger Apfel, der in stiller Pracht am Baume hängt, – und nach dem deshalb alle bösen Buben mit Steinen werfen.

Die Statistik, die der Erzengel Gabriel im Auftrag des lieben Gottes führt, hat nachgewiesen, daß es auf Erden bedeutend mehr #böse# Buben gibt als gute. Und ich kann deshalb meinen Mitmenschen nur den wohlgemeinten Rat geben: »Wenn Du ein gutes Herz hast, so halte es geheim wie einen Leberfleck, denn sonst prasselt es von allen Seiten Steine auf Dich!«

Auf das Heiligsein steht noch immer die Todesstrafe, und die Gutherzigen werden noch immer mit Pfeilen beschossen wie Sebastian, gesteinigt wie Stephanus oder geröstet wie Laurentius.

Das hatte auch Adolf Borges in den fünfzig Jahren seines Lebens reichlich erfahren müssen. Fast dreißig Jahre war er Ausgeher in dem großen Konfektionsgeschäft von Feldmann und Schröder in der Schloßstraße. Er hatte das Wachsen des Hauses miterlebt, – die Firma war emporgeblüht, und er selbst war dabei verwelkt.

Nur seine treuherzigen blauen Augen blühten noch immer aus seinem welken

Gesichtchen hervor wie zwei große Glockenblumen, beschattet von dem

Gesträuch der Kommis und den mächtigen beiden Stämmen der

Geschäftsinhaber.

Adolf erinnerte sich noch genau, wie das alte Haus umgebaut worden war, um Raum zu schaffen für die zwei großen Schaufenster. Damals waren die alten Holzpuppen, die bisher als Modellständer gedient hatten, durch pausbäckige Wachsfiguren ersetzt worden. Die Holzpuppen hatte er auf den Speicher tragen müssen, und er fühlte dabei eine wehmütige Verwandtschaft mit diesen leblosen Dingern.

»Was bistde #mehr# wie so e Holzbubb?« sagte er zu sich. »Genau so, wie ich jedz Euch enufftrag uff de Speicher, so wern se aach #mich# eines Dags enaustrage uff de große Menschespeicher, unn es werd kaa Hahn nach merr krähe unn kaa Hund nach merr belle! Unn an mei Schdell werd aach so ebbes Neues, Pausbäckiges komme, unn die Welt dreht sich weider unn werd regiert von der ahle Drehkrankheit, unn wann emal erjend e ahler Geschäftsfreund frägt: >Herr Feldmann, hawwe Se net emal so en klaane Ausläufer gehabbt, de Adolf?<, werd der Herr Feldmann antworte: >De Adolf Borges? Der is schonn längst dod! No, es is net besonnersch viel an em verlore!<«

Und er erinnerte sich daran, wie die Petroleumlampen waren durch

Gaslüster ersetzt worden, und später die Gaslüster durch große

Bogenlampen.

Immer heller war es um ihn geworden, immer herrlicher und größer, und er selber kam sich immer kleiner vor.

Er erinnerte sich auch der vielen Angestellten, die im Laufe der Jahre in das Geschäft eingetreten und wieder ausgetreten waren, teils freiwillig, teils unfreiwillig.

Da war der Herr Bernheim gewesen, der ihm immer nachmittags eines von seinen Butterbrötern zur Vesper geschenkt hatte: »Adolf, hastde Hunger? Komm her unn freß!« Und er hatte ihm eines Tags zur großen Heiterkeit des ganzen Personals erwidert: »Herr Bernheim, ich dank Ihne aach schee! Basse Se uff: wann Se emal in de Himmel komme, dann steht der Petrus drowwe unn hat de Mond als Pannekuche in der rechte Hand unn säggt: >Bernheim, du warst e guder Mensch, – komm her unn freß!«

Und er hatte nicht verstanden, was es da zu lachen gab.

Da war ferner der Herr Meier gewesen, dem er jeden Abend beim Geschäftsschluß den Rock hatte ausbürsten und die Stiefel blankreiben müssen; denn der Herr Meier hielt sich für sehr schön und lächelte auf der Straße den Mädchen zu, und wenn ihn ein Kollege fragte: »Herr Meier, wo waren Sie gestern abend?«, dann grinste er, daß die abstehenden Ohren wackelten, und flüsterte: »Geschäftsgeheimnis! Aber schön war's!«

Des Herrn Meier Spezialität war das Bedienen der jungen Mütter gewesen, die ihren Buben Schulanzüge kauften; auf die stürzte er zu und schwänzelte um sie herum und gebrauchte fünfzehnmal in einem Satz die Anrede »Gnädige Frau« und schwatzte ihnen die ältesten Anzüge auf. Und wenn sie wieder aus dem Geschäft draußen waren, sagte er stolz: »Adolf, haben Sie den Blick gesehen? Den Blick? Adolf, ich sag' Ihnen, wenn ich #wollt#', – aber ich will net!«

Und der alte Adolf Borges dachte sich, indem er den verkauften Ladenhüter einwickelte: »Merr sollt em aach als emal de #Schnawwel# mit erer Berscht abreiwe! Awwer mit erer #Drahtberscht#!«

Man sieht aus diesen Randglossen, daß Adolf Borges keineswegs ein Dummkopf war. O nein, er war ein kluges Männlein, aber seine Klugheit war schüchtern wie ein Tanzstundenjüngling; sie getraute sich nicht, die schöne Dame Lebensfreude zu engagieren, aus lauter Angst, ihr auf den Fuß zu treten, und so kam es, daß die schöne Dame Lebensfreude auch ihn nie engagierte, wenn die guten Feen gerade Damenwahl hatten.

Adolf Borges brachte es zu nichts auf der Welt und blieb Ausläufer bei Feldmann & Schröder in der Schloßstraße zu Offenbach am Main. Er schnürte Pakete und besorgte Gänge, er staubte die Pulte ab und reinigte die Tintenfässer. Und jedesmal, wenn er dem ekligen Kassierer das Tintenfaß auffüllte, machte er drei Kreuze darüber und bei jedem Kreuz murmelte er: »Hunnert Rechefehler solle drin sei, in dere schwarz Brieh!«

Denn ein ganz kleines bißchen boshaft konnte er auch sein, – trotz seiner Glockenblumenaugen.

Eigentlich war es wunderlich, daß er, der Gatte Katharinas, nicht #mehr# Bosheit besaß. Ein besseres Vorbild konnte es doch unmöglich geben. Oh, wie ungerecht ist das Schicksal! Katharina, – das wäre so die richtige Gattin für einen Franz Moor gewesen! Auch Richard der Dritte hätte sie getrost freien können, stammte sie doch aus dem uralten Adelsgeschlecht der Xantippen. Und nun mußte gerade der arme, kleine Adolf an sie geraten!

Wahrlich, das Schicksal ist der gemeingefährlichste Geisteskranke, der unentmündigt herumläuft, und schon längst gehörte es unter Kuratel gestellt. Wäre das Schicksal nicht rettungslos blind, niemals hätte es die Glockenblumen in Adolfs Augen und die Disteln in Katharinas Augen kreuzen können.

Katharina, – ich habe sie bereits mit Fafner verglichen. Aber wirft Fafner mit Suppentellern? Steht er mit dem Kehrbesen oder dem Schürhaken hinter der Türe, wenn Alberich abends nach Hause kommt? Schreit Fafner den Siegfried an: »Du hast iwwerhaapt nix zu sage!!« Öffnete Fafner Briefe, die ihn nichts angingen? Sang er ewig die Litanei: »O Gott, o Gott, wie konnt ich nor so dumm sei', Dich zu heierate!! Prinze unn Korferschte hätt' ich hawwe könne!! Unn so en Schlappschwanz muß ich nemme! O Gott, ich unglicklich Fraa!«

Man sehe in der Partitur nach, Siegfried, 2. Akt, ob Fafner so etwas singt. Nein, er tut es nicht. In der Urzeit waren die Drachen offenbar noch harmloseren Gemüts, und wenn der Drache, den der heilige Georg erlegte, nicht #mehr# Ähnlichkeit mit Katharina hatte als Fafner, dann sollte man wirklich nicht so viel Aufhebens von der ganzen Affäre machen.

Der alte Plato weiß in seinem »Gastmahl« zu berichten, daß Mann und Weib ursprünglich ein einziges zusammengewachsenes Wesen gewesen seien, das durch irgendeine Macht halbiert wurde, und daß sich die beiden Hälften nun ewig in Sehnsucht wieder zu vereinigen suchen. Beruht diese Fabel auf Wahrheit, dann wollen wir Gott danken, daß die andere Hälfte Katharinas offenbar verloren gegangen ist!

Nun, da sie mit Adolf Borges zusammengewachsen war, glich diese Ehe einem jener lustigen Tierbilder, auf denen übermütige Zeichner einen Elefanten mit Entenfüßen ausstatten oder einem Storch einen Nashornkopf aufsetzen.

Es gibt Ehen, die gleichen einem geruhigen Biedermeierpostwagen; hübsch langsam gleiten sie dahin, lassen sich Zeit, alle Schönheiten ringsum zu bewundern, auf dem Bock sitzt der Ehemann neben der Gattin und bläst Trara, und die ganze Postkutsche ist voll Kinderchen.

Er bläst nicht immer ganz harmonisch, der Herr Ehemann, manchmal giekst das Posthorn schauerlich, – macht nichts, die verzückte Gattin behauptet dennoch: »Männe, so wie Du bläst keiner!«

Andere, »modernere« Ehen gleichen einem D-Zug; der Ehemann steht als abgehetzter, unermüdlicher Führer auf der Lokomotive, hat keine Muse, sich die Schönheit ringsum zu betrachten, denn die Räder rattern unaufhörlich den einförmigen Rhythmus »Pflicht – Pflicht – Pflicht!« In einem Abteil erster Klasse sitzt derweil die Gattin, raucht eine Zigarette nach der andern, betrachtet sich zwischendurch in einem Handspiegelchen und seufzt: »Gott, ist die Fahrt langweilig!« Und der abgehetzte Lokomotivführer kann mitunter von Glück sagen, wenn er den ehelichen D-Zug glücklich an die irdische Endstation gebracht hat, ohne daß unterwegs irgendein eleganter Herr in das Abteil erster Klasse eingestiegen ist, um die Fahrt unterhaltsamer zu machen.

Andere Ehen wiederum ließen sich mit einer elektrischen Straßenbahn vergleichen, in der man vor lauter Klingeln und Hasten sein eigenes Wort nicht versteht, und wo Wagenführer und Schaffnerin nach schwerer Tagesarbeit nur den einen Wunsch haben: sich einigermaßen gut satt zu essen und gesund auszuschlafen.

So lassen sich die verschieden gearteten Ehen mit den verschieden gearteten Fahrzeugen vergleichen, und wer Lust hat, mag die Bilderreihe zu Tode hetzen.

Adolfs Ehe glich einem Schubkarren. Im Schweiße seines Angesichtes drückte er ihn seine steinige, staubige Lebensstraße, und oben auf dem Schubkarren saß Frau Katharina, eine derbe Peitsche in der Hand, und wenn der arme Adolf einmal eine Schnaufpause machen wollte, pfiff ihm die Geißel um die Ohren, und er hörte eine kreischende Stimme: »Prinze unn Korferschte hätt' ich heierate könne! O Gott, ich unglicklich Fraa!!«

Das war eine der zahlreichen Übertreibungen, derer sich Katharina in den

durchaus einseitigen Aussprachen mit ihrem Ehemann zu bedienen pflegte.

Selbst dem entthrontesten Prinzen wäre es niemals eingefallen, um die

Hand der Drechslermeisterstochter Katharina Bindegerst anzuhalten.

Aber wir wollen gerecht sein und ihr diese Übertreibung nicht zu dick ankreiden. Übertreiben ist seit der Urzeit ein Reservatrecht der Frauen, der holden wie der unholden. Als Eva gerade eine Minute lang erschaffen war, und Adam aus seinem verhängnisvollen Schlafe erwachte, war Evas erstes irdisches Wort: »Nun warte ich schon eine #Ewigkeit#!«

Und als sich Adam nun erhob, um das Naturwunder näher zu begucken, und als er es vorsichtig betastete, da fuhr Eva auf: »Habe ich Dir nicht #schon hundertmal# gesagt, Du sollst mich nicht anrühren?!«

Damals bekam Adam einen Heidenschreck.

Und dieser Schreck hat sich vererbt von Generation zu Generation. Jeder junge Ehemann kriegt ihn von Neuem, an jenem Tage, an dem seine Gattin zum ersten Male mit ihm zankt, ohne daß er weiß, warum.

Und jeder Ehemann benimmt sich alsdann genau so paradiesisch töricht und nachgiebig wie unser Urahn Adam und heftet somit selbst den letzten Stich an dem Riesenpantoffel, von dem in der Schöpfungsgeschichte nichts steht, und der sich gleichfalls von Generation zu Generation vererbt, – und zwar in der #weiblichen# Linie.

Adolf Borges machte es um kein Haar besser. Er war ja schon von Natur stets gar schüchtern gegen das weibliche Geschlecht gewesen.

»E Fraa is sicher was Scheenes,« sagte er sich als junger Mann, »awwer ich will's gar net so schee hawwe! Die Fraue sin wie Heckeröscher, wunnerliebliche Blümercher, die sich um de Mann ranke unn en schmicke unn verscheenern, – awwer ich habb kaa Talent zum Blummestänner! Wann sich so e Heckerösche um mich rankt, dann komme doch bloß die Wespe unn die Biene unn die Hummele unn steche mich, – naa, ich bleib liewer leddig!«

Man hat das weibliche Geschlecht nicht mit Unrecht die Sonne dieses Daseins genannt. Aber Adolf Borges hatte von jung auf eine unüberwindliche Angst vor dem Sonnenstich. Wenn er nur von ferne so eine liebliche Sonne aufgehen sah, spannte er sogleich abwehrend seinen aus Sophismen gewobenen Sonnenschirm auf.

»Gehstde mit danze, Adolf?« frugen ihn Sonntags seine Bekannten und

Kollegen.

»Ich hipp net, ich bin kaa Laubfrosch!« erwiderte Adolf, denn jeder

Tanzboden dünkte ihn mehr oder weniger ein Blocksberg.

Seine Freunde fuhren gröberes Geschütz auf.

»Adolf, die dick' Anna, die Köchin von Schmidts in der Krummgaß, hat sich nach Derr erkunnigt! Ob De net nächste Sonndag nach der Goedheeruh kämst? Se hätt Derr was zu sage! – No??«

»En scheene Gruß an die dick Anna, unn ich wär net neugierig! Unn se soll merr mit ihrer Goedheeruh mei Borgesruh lasse!« sagte er und blieb des Sonntags zu Hause.

Oder er bummelte allein im Stadtwald und am Mainufer umher, sah die schweren Mainkähne und Flöße ziehen, sah die leichten Amseln schwirren und die drolligen Eidechsen huschen. Und empfing dabei mancherlei Schönes, was der liebe Gott nur an einsame Spaziergänger zu verschenken pflegt.

Einmal fand er ein Vogelnest mit vier Eierchen.

Nachdenklich stand er davor, wiegte den Kopf und sann: »Vier Kinner uff aamol, – naa, ich bleib leddig!«

Ein andermal setzte er sich im Walde ermüdet nieder, legte den Kopf auf einen kleinen Hügel, der sich alsbald als Ameisenhaufen entpuppte.

»So is des ganze Lewe!« sprach er und erhob sich betrübt. »E Ameisehaufe! Unn da soll merr seine Eltern noch dankbar sei', daß se ein in so was eneisetze!«

Und er griff sich melancholisch in den Kragen, um die hurtigen Tierchen, die seinen Hals als Tanzplatz benutzten, zu entfernen.

Selten leistete er sich den Genuß, des Abends in einer Kneipe zu einem Glas Bier oder einem Schoppen Äpfelwein einzukehren. Friedlich schichtete er daheim in der Waschtischschublade die kleinen Ersparnisse aus seinem bescheidenen Lohn und aus den Trinkgeldern, die er hie und da bei Besorgungen erhielt, zu einem Berg. Es war kein Himalaja, es war gleichfalls nur ein Ameisenhäufchen, aber er hoffte, ihn mit der Zeit zu einem kleinen Hügel anschwellen zu sehen, von dem aus er in den Zeiten des Alters und der Gebrechlichkeit die Welt mit genügsamem Lächeln zu betrachten gedachte.

Und das wäre ihm vielleicht auch gelungen, hätte das Schicksal nicht mit ihm einen grausamen Scherz vorgehabt und ihn als Untermieter in die Wohnung des Drechslermeisters Bindegerst geführt.

Er war damals zweiundvierzig Jahre alt, und sein Herz zählte somit bereits zu jenen Zielscheiben, denen gegenüber es sich der kleine Gott Cupido erst dreimal überlegt, ehe er noch einen Pfeil daran wagt. Entschließt er sich aber dann doch dazu, so nimmt er keinen von den kleinen goldenen Pfeilen, die so süß schmerzen, sondern er schnitzt sich einen großen, plumpen Kloben zurecht, mit scharfen Widerhaken, und versieht dieses vermaledeite Geschoß, damit es auch recht zielsicher schwirre, noch eigens mit einem Propeller aus riesigen Eselsohren.

An jenem ersten März, als Adolf Borges mit seinem Handköfferchen die Stiege emporschlenderte, um bei dem Drechslermeister das vermietbare Dachzimmerchen zu besichtigen, spielte gerade ein Orgelmann im Hof den populären Rheinländer:

»Katharinchen mit dem Selleriekopp,
Allez hopphopphopp! Allez hopphopphopp!«

Diesen Drehorgler hatte der hohe Schutzgeist der Junggesellen eigens in den Hof gestellt, um Adolf eine letzte Warnung zukommen zu lassen.

Da aber Adolf niemals einen Tanzboden besucht hatte und daher diesen Rheinländer nicht kannte, und da er andrerseits nicht wissen konnte, daß der Drechslermeister eine Tochter Katharina besaß, fruchtete die Warnung leider nichts.

»Gu'n Nachmiddag!« empfing ihn der alte Bindegerst freundlich. »Neun Mark dhät des Zimmerche koste! Mit Kaffee zeh' fuffzig! Es is e ruhig Zimmerche! Nor dhun als bei Nacht die Katze so kreische! No, da misse Se halt mit'm Bandoffel danach schmeiße! Des könne se net verdrage! – Was hawwe Se dann for en Beruf?«

»Ausläufer bei Feldmann & Schröder in der Schloßstraß!«

»E foi Haus!« bekräftigte Vater Bindegerst. »E erstklassig Firma! Ich bin aach schonn emal bei're ereigefalle mit eme Aaazug! Wie lang sin Se dann schonn bei dene Leut?«

»Zweiunzwanzig Jahr!« seufzte Adolf.

»Des is e Embfehlung!« schmunzelte Bindegerst. »Des is e Embfehlung, wann's e Aagestellter so lang mit'm Brinzibal aushält! – Sin Sie eigentlich e Offebächer odder e Frankforder?«

»E Frankforder wär' ich!«

»Ich aach! Unn da sin Se nach Offebach ausgewannert?«

»Ja, ich bin ausgewannert. Amerika war merr zu weit, da bin ich nach

Offebach.«

»Ich aach. No, steihe merr emal enuff in des Zimmerche! Se misse Ihne am

Stiegegelänner festhalte, die Trepp is e bissi wackelig!«

Adolf sah sich das Zimmer an und behielt es. Er war ja so bescheiden in seinen Ansprüchen, die Gabe des Widerspruchs war ihm versagt, und wenn der letzte Teil der Treppe sogar #völlig# gefehlt hätte, und Herr Bindegerst hätte gesagt: »Se misse, um in Ihr Zimmerche zu komme, jedesmal en Rieseaufschwung mache!«, er hätte auch in diesem Falle nicht die Energie gefunden, nein zu sagen.

Und überhaupt war es Adolf ziemlich gleichgültig, wie er wohnte. »Was kimmt's dadruff aa?« sagte er sich. »Ich habb schonn Säu geguckt, die hawwe in Ställ gewohnt mit Borzellankachele, – no, am Schluß sin se #doch# geschlacht' worn! Unn wann der Herr Feldmann unn der dick Herr Schröder ihr Haus noch e dutzendmal umbaue lasse unn dhun so viel Bogelampe enei wie in de Frankforder Haaptbahnhof, deshalb bleiwe se #doch# zwaa Rindviecher!«

Und er fühlte sich zunächst ganz wohl im neuen Heim. Wenn auch das Zimmerchen nichts enthielt als ein einigermaßen erträgliches Bett, einen morschen Spiegelschrank, in dem ein falscher Schlüssel steckte, eine arg baufällige Waschkommode – (»Se kriehe evenduell emal e annerne«, hatte Herr Bindegerst gegen seine eigene Überzeugung behauptet) – einen durchgesessenen Stuhl und einen Tisch, der, sobald man sich auf ihn stützte, von selbst Rheinländer zu tanzen anfing, es war doch so lauschig still des Abends da droben, und wenn man den Kopf zum Dachfenster hinausstreckte, sah man unten die Menschen wie kleine Käfer umherkrabbeln.

Und das erschien Adolf sehr possierlich.

»Wie klaa misse se erscht dem liewe Gott vom Himmel aus vorkomme!« meinte er. »Da kann er freilich kaan Brinzibal vom Ausläufer unnerscheide, unn kaan Rothschild von eme Schnorrer! Ich glaab werklich, es is gar net so schwer, die Mensche gerecht zu beorteile, – merr muß nor weit genuch eweck sei!«

Und des Nachts schien der Mond in das Zimmerchen, der so viel demokratischer ist als die Sonne. Denn, wenn dich die Sonne ansieht, so mußt du ehrfurchtsvoll, geblendet die Augen schließen; den Mond aber kannst du ohne Zwinkern fröhlich und freundlich begrüßen wie deinesgleichen.

Man hat nur noch kein genügend großes Fernrohr gebaut, sonst könnte man deutlich sehen, wie der Mann im Mond jeden Gruß erwidert; jedesmal unterbricht er die Arbeit des Holzhackens und zieht seine Mütze, denn er hackt ja das Holz nicht für eigene Rechnung, und deshalb eilt es ihm nicht so.

Freilich, wie die Sonne ihren Sonnenstich austeilt, so gibt es auch den Mondstich. Aber den kriegen nur die lyrischen Dichter. Und dann hält sich der Mann im Mond mit beiden Händen die Ohren zu.

In solchen mondhellen Nächten erhuben auch die von Vater Bindegerst bereits angekündigten Katzen ihre Stimmen. Ganze Sinfonie-Konzerte führten sie auf. Adolf hätte ein ganzes Schuhwarenlager nach ihnen werfen können, es hätte sie nicht gestört. Im Gegenteil: kam ein Pantoffel geflogen, so faßten sie das als Beifallsbezeugung, als eine Art ledernen Lorbeerkranz auf und gaben noch ein mindestens fünfteiliges Tongemälde zu.

»Herr Bindegerst, des soll der Deiwel aushalte, des Katzekonzert!« beklagte sich Adolf einmal, als er die ganze Nacht kein Auge hatte schließen können. »Was hawwe die Viecher dann bloß?«

»Die Lieb'!« erklärte der Drechslermeister als weltweiser Mann. »Glaawe

Se, die Mensche gewwe #scheenere# Tön' von sich, wann se verlibbt sin?

Die Lieb is halt so musikalisch!«

Adolf, der ja die Liebe nicht aus eigener Erfahrung kennen gelernt hatte, gab sich mit dieser Erklärung zufrieden.

Aber schon wurden die Saiten gestimmt, um auch ihn musikalisch zu machen. Und das Instrument, nach dem er tanzen lernen sollte, hieß Katharina.

Allmorgendlich um halb sieben Uhr brachte sie ihm den Kaffee hinauf. Sie stand zu diesem Zweck schon um sechs Uhr auf, wusch sich, indem sie mit dem feuchten Waschlappen ein paarmal das spitze Vorgebirge ihrer Nase umsegelte, kämmte ihr Haar, wobei man nicht an die Loreley zu denken braucht, und legte es sich in Strähnen um den Hinterkopf.

Dann schlüpften ihre dürren Glieder in einen oft geflickten Unterrock, ihre behenden knochigen Arme fuhren heftig in eine Flanellbluse wie der Teufel in die Sauherde, der Oberrock wurde über das Haupt gestülpt, und dann begann der Bauchtanz, den die Frauen aufführen müssen, bis endlich sämtliche Rückenknöpfe geschlossen sind. Zuletzt schlupfte sie in die Strümpfe und in die Schlappen.

Begehrenswert war Katharina nicht; das fanden alle, die sie kannten, mit einer einzigen Ausnahme. Und die hieß Katharina Bindegerst. Lichtenberg hat unrecht, wenn er behauptet: wenn ein Affe in den Spiegel sieht, kann kein Apostel herausschauen. Man frage nur den Affen!

»Gu'n Morsche, Herr Borges!« lächelte Katharina so zauberhaft, als es ihr möglich war.

»Gu'n Gugurruru-Morsche, Fräulein Binde-schtscht-ssgstgerst!« entgegnete

Adolf, der gerade beim Gurgeln und Zähneputzen war.

»Ach Gott, Ihne fehlt ja hinne 'n Knopp!« schrie Katharina auf.

Das hatte Adolf noch nicht bemerkt. Und er hatte es nicht bemerken #können#, da in Wirklichkeit an seiner Hose nicht der geringste Knopf fehlte. Aber darauf kam es der Offenbächer Circe auch gar nicht an; schon hatte sie Nadel und Faden gezückt und markierte auf Adolfs Kehrseite das Annähen eines Knopfes.

Und obwohl er in dieser Situation unmöglich ihr Gesicht sehen konnte, lächelte sie dabei unausgesetzt verführerisch.

Ob sie ihn liebte? – Nein. Sie war überhaupt keiner Liebe fähig.

Daß ein altes Holz Blüten treibt, das kommt nur im »Tannhäuser« vor, und auch da ganz am Schluß des letzten Aktes, so daß man nicht nachprüfen kann, wie lange die Blüte vorhält.

Wohl hatte auch Katharina, wie alle Mädchen, eine Zeit gehabt, in der sie von jener naturwidrigen Art Ehe träumte, die zu neunzig Prozent aus Liebkosungen besteht, und in der man von Küssen und Anschmachten satt wird. Aber längst hatte die Flut der Jahre dieses glückhafte Schifflein verschlungen.

Nun war sie praktisch geworden, praktisch wie ein Sklavenhändler, und sah im Manne nur eine Versorgungsanstalt. Eine Rentenversicherung, der keine Kontrolle erlaubt ist und die obendrein bei der Auszahlung jedes Betrages einen Kniefall zu machen hat.

Ein pensionsberechtigter Zwerg Nase wäre ihr als Gatte sympathischer gewesen als der Apoll von Belvedere, von dem es ungewiß ist, ob er eine Frau ernähren konnte.

Ach, die so nüchternen, trockenen Eheparagraphen des Bürgerlichen Gesetzbuches erscheinen wie ein Hohelied auf die Liebe, verglichen mit den Eheanschauungen eines Mädchens, das erst einmal angefangen hat, »praktisch« zu denken!

»Danke schee!« sagte Adolf Borges, als Katharina mit dem Festnähen des ohnehin bereits festgenähten Knopfes fertig war.

»Haww ich Ihne aach net gestoche?« flötete Katharina und warf ihm einen

Blick zu, bei dessen Empfang der früher erwähnte Herr Meier stolz gefragt hätte: »Adolf, haben Sie den Blick gesehen? Den Blick? Ich sag

Ihnen, Adolf, wenn ich #wollt#' – aber ich will net!«

Adolf war kein Meier. Er bemerkte den Blick überhaupt nicht.

Noch stimmten die Saiten, nach deren Klang er das Tanzen lernen sollte, nicht genau, aber nur noch um kleine Schwankungen waren die Quinten unrein, und schon probierte Katharina leise, pizzikato, ob sie das Spiel wohl beginnen könne.

Sie hatte das Tablett mit dem Kaffee auf den Tisch gestellt, doch nun fand sie, daß es nicht gut stünde. Während ihr Dachzimmerherr den Schlips umband und die Jacke anzog, rückte sie an dem Tablett herum und stellte die inzwischen kalt gewordene Tasse Kaffee und das Butterbrötchen recht handlich hin.

Dabei schwänzelte sie geziert um den Tisch und ließ durch ein paar kokette Drehungen ihren gewitterfarbenen Rock ein wenig blähen, so daß der Regenbogen ihres oftgeflickten Unterrocks sichtbar ward.

Aber auch an dieser Naturerscheinung ging Adolf achtlos vorüber.

Da ließ sie ihn denn allein, stieg die Treppe hinunter und seufzte:

»Merr hat's net leicht!«

Adolf schlürfte den kalten Kaffee, griff, noch mit beiden Backen kauend, nach seiner Mütze, machte sich auf den Weg zu Herrn Feldmann, um die Geschäftsschlüssel zu holen, begab sich in die Schloßstraße, öffnete, zog die Rolläden hoch und begann die eintönige Arbeit des Aufwischens und Abstaubens.

Und seufzte: »Der liewe Gott hätt' aach gescheider die Welt in #aam# Dag erschaffe unn dann #sechs# Däg geruht, schdatt umgekehrt! Dann hätte merr sechs Sonndäg in der Woch!«

Er war noch mitten in den Aufräumungsarbeiten, da kamen schon die ersten, pünktlichsten Angestellten, und der Briefträger kam und gab die Post ab, und die Kommis suchten schnell die Privatbriefe und jene Briefe heraus, die wegen falscher Adresse zurückgekommen waren, und zuletzt kam der Herr Feldmann, und kaum war er da, da fing er auch schon an zu schimpfen und einem Kommis zu versichern: »Zum Schlafe haww ich Se net angaschiert! Schlafe kann ich selwer for mei Geld!«

Und das ganze Personal dachte: »Dhät er's nor!«

Und ganz zuletzt kamen die Herren Lehrlinge und behaupteten, ihre Uhren gingen nach.

Und Adolf Borges spielte das einförmige Rondo seiner Tagesarbeit, ein gar langweiliges Rondo, in dem die beiden Themen »Pakete schnüren« und »Gänge besorgen« ewig wiederkehrten; nur die Begleitstimmen zu diesen beiden Melodien boten ein wenig Abwechslung, denn wenn er beim Paketschnüren war, schrie der nervöse Herr Feldmann: »E halb Jahrhunnert sin Se jetz bei merr unn hawwe's immer noch net gelernt!«, und wenn er von einem Besorgungsgang zurückkam, spöttelte der gemütlicher veranlagte, dicke Herr Schröder: »Es is nor liewenswerdig von Ihne, daß Se iwwerhaapts noch zurickkomme! An Ihrer Stell wär' ich iwwer Nacht gebliwwe!«

Und Adolf dachte sich: »Grad wie nachts die Katze kreische se! Schad, daß merr kaan Bandoffel nach 'ne werfe derf!«

– Ich muß noch einmal auf den Drachen Fafner zu sprechen kommen. Der Leser wird bereits bemerkt haben, daß ich eine Schwäche für dieses Vieh besitze. In der Tat, ich habe ihn in mein Herz geschlossen und ich bedaure nur, daß man ihn nicht herausklatschen darf wie eine italienische Opernprimadonna, auf daß er da capo singe. Er ist der bestdisziplinierte Drache, den ich kenne. Geduldig liegt er in seiner Höhle und wartet auf sein Opfer. Wer ihn nicht aufsucht, den frißt er nicht.

Ganz anders Katharina. Sie hatte sich ihr Opfer ausgesucht, aus der reichhaltigen männlichen Speisekarte hatte sie gerade das Gericht Adolf Borges gewählt, sie hatte ihn sich bei dem Oberkellner Zukunft bestellt, und sie bestand mit aller Hartnäckigkeit darauf, ihn vorgesetzt zu bekommen.

Eines Abends klopfte es plötzlich an die Türe des Dachzimmerchens.

»Erei'!« rief Adolf verwundert.

Und herein trat Katharina und sprach mit einem Lächeln, das sie für sehr liebreich hielt: »Der Vadder läßt Ihne sage, ob Se net uff e Gläsi Bier bei en erunnerkomme dhäte?«

Sie hatte eine frischgewaschene weiße Bluse angezogen, die sie mit Parfüm von dem Friseur gegenüber besprengt hatte. Es war das erste mal in ihrem Leben, daß sie Parfüm gekauft hatte, und der Figaro von nebenan, der blondgelockte Herr Hippenstiel, der wie alle seine Fachgenossen ein Schlaukopf war, hatte gleich etwas geahnt und diskret gefragt: »Derf merr graduliere?«

Worauf Katharina feuerrot wurde und hauchte: »Sie könne aan werklich in

Verlegeheit bringe, Herr Hippestiel!«

Zwei Tropfen solle sie nehmen, das genüge vollauf, hatte Herr Hippenstiel sie belehrt. Aber Katharina machte es wie die Patientinnen, denen der Arzt fünf Tropfen einer Medizin verordnet hat, und die sich sagen: »Wenn schon fünf Tropfen gut tun, wie müssen da erst zehn Tropfen helfen!«

Sie hatte sich gleich das halbe Fläschchen der öligen Flüssigkeit auf die Bluse geschüttet und sie fand, daß sie nun sehr gut roch.

Auch Adolf fand das, denn er sagte: »Fräulein Bindegerst, Se rieche wie e Gewächshaus!«

Eigentlich hatte er wenig Lust, der Biereinladung Folge zu leisten. Allein seine Schüchternheit sagte ihm, es sei doch zu unhöflich, abzulehnen, und so meinte er: »Ich mach merr zwar Awends nix aus Bier, aber no, ich wer' net gleich draa sterwe!«

Und Katharina flüsterte holdselig: »Sie sin iwwerhaapts so solid, Herr

Borges! So'n solide Mann haww ich noch kaan kenne gelernt! Ach, Herr

Borges!«

Und dabei seufzte sie so tief, daß das ganze Gewächshaus sich zu heben und senken anfing.

– »Des is recht, Herr Borges, daß Se uff'n Schluck Lagerbier komme!« begrüßte Vater Bindegerst ihn und lud ihn zum Sitzen ein. »Ich habb merrsch schonn oft gedenkt: was dhut der Mensch eigentlich so allaans da drowwe in sei'm Leuchttorm? Es is net gut, daß der Mensch allaans sei, haaßt's in der Biwel. Ich habb lang net mehr drin gelese, ich les liewer Detektivgeschichte, awwer es is e wahr Wort. Wisse Se, wenn ich kaa Gesellschaft habb, dann komm ich ins Denke, unn wannn ich erscht emal ins Denke komm, dann kimmt nix Gescheides dabei eraus! No, Prost, Herr Borges!«

Adolf hob seinen Krug und stieß mit dem Drechslermeister an. Katharina hatte ihm das Bier eingeschenkt, in den schönsten Krug des kleinen Haushalts. Es war ein recht schmucker Krug, die selige Frau Bindegerst hatte ihn vor vielen Jahren ihrem Eheherrn geschenkt, erstens weil er Geburtstag gehabt hatte, und zweitens weil gerade in dem Porzellangeschäft Ausverkauf gewesen war. Eine alte Ritterburg war auf den Krug gemalt, an deren Portal ein Ritter Trompete blies. Man hätte ihn unbedingt für den Trompeter von Säckingen halten müssen, hätte nicht in goldenen Buchstaben darunter gestanden: Stolzenfels am Rhein.

Auch Katharina stieß mit an, und sie hauchte dabei: »Prost!«

Es klang wie das Piepsen eines Kanarienvogels, denn sie war, wie alle Frauen, eine Verwandlungskünstlerin. Noch hatte sie auf das Grammophon ihres Antlitzes die schmachtende Platte »O könnt ich noch einmal so lieben« aufgelegt, – aber die Radauplatte »Tararabumdieh!« lag schon bereit.

Vater Bindegerst saß auf dem Sofa, ihm gegenüber saß Adolf auf einem

Stuhl, und auf dem Nachbarstuhl blühte das Gewächshaus Katharina.

Zunächst war noch ein halber Meter Distanz zwischen ihnen, aber der

Zwischenraum verringerte sich im Laufe des Abends, obwohl Adolf kein

Millimeterchen von seinem Platz rückte.

Zunächst schickte sie ihre linke Fußspitze als Patrouille aus. Die Fußspitze sondierte das Gelände, fand es »vom Feinde frei«, und rückte vorsichtig weiter vor, bis sie ihr Ziel, die Borgessche Fußspitze, erreicht hatte.

»Entschuldige Se, Fraulein Katherina!« sagte Adolf und zog seinen Fuß zurück.

Katharina errötete, aber innerlich hatte sie sich vorgenommen: »Wenn ich ihm erst die kleine Zehe reiche, muß er das ganze Bein nehmen!«

»Des ganze menschliche Lewe is e Gemeinheit!« philosophierte Vater Bindegerst, der ins Denken zu kommen schien, denn er redete viel Unsinn. Und er fing an zu politisieren und auseinanderzusetzen, wie ungerecht es auf der Welt im allgemeinen, und in Offenbach im besonderen zuginge. Es war eine lange Rede, die er hielt, es ging ihm weder der Atem noch das Lagerbier aus, und er schloß mit der überzeugenden Wendung: »Unnn woher kimmt des alls? – Weil des ganze Lewe e Gemeinheit is!«

»Entschuldige Se, Fräulein Katherina!« sagte Adolf und zog sein Knie zurück, denn Katharina war mit ihrem Knie an das seine gekommen. Nachdem die Patrouille Fußspitze zum Truppenteil zurückgekehrt war, hatte Katharina nämlich beschlossen, eine stärkere Patrouille auszuschicken. Auch diese Patrouille wurde zurückgezogen, und die ganze Kompagnie begann nun zu manövrieren, indem sie mit ihrem Stuhl zu rutschen anfing.

Vater Bindegerst trug die Hauptkosten der Unterhaltung. Diese Kosten trägt man ja gerne, denn sie sind billig. Es fiel ihm durchaus nicht auf, daß sein Gast nur hie und da eine kurze verlegene Zwischenbemerkung machte, denn der Drechslermeister gab sich die meisten Antworten selbst und fand daher diese Antworten sehr treffend.

Sein Zimmerherr ward ihm von Viertelstunde zu Viertelstunde sympathischer, er beschloß, ihn öfters einzuladen. Gibt es doch für geschwätzige Menschen nichts Angenehmeres als ein Zwiegespräch, bei dem nur einer redet.

Er erzählte nun von seinem Geschäft und lobte dabei, wie landesüblich, die gute, alte Zeit.

»Ja, frieher«, sagte er, »frieher, da war des Geschäftslewe noch reell! Hier die Waar, hier's Geld! Awwer heut! Heut sollstde Kredit gewwe, bis De schwarz werst, heut nemme Derr die Leut de halwe Lade mit unn sage: Schicke Se merr die Rechnung! Unn wannsde se mahnst, sin se net dahaam! Merkwerdig: wannsde ihne die Waar' schickst, da sin se all dahaam, awwer wannsde Dei Geld hawwe willst, dann mache se grad en Besuch odder se sin in die Sommerfrisch odder se hawwe'n Trauerfall unn die ganz Familie erbt ebbes, – bloß Du kriehst nix!«

»Entschuldige Se, Fräulein Katherina!« sagte Adolf, denn sie lehnte ihren Arm an den seinen.

Sie saß jetzt ganz dicht neben ihm, und ihm war, als säße er mitten in einem Gewächshaus. Es war recht schwül in dem Gewächshaus, die Luft fing an, ihn leise zu benebeln.

Er zog seinen Arm nicht zurück; es tat ihm wohl, sich von den Zweigen dieses Gewächshauses fast unmerklich streicheln zu lassen.

Das war so sanft und weich, daß er gar nicht merkte, daß hier Disteln statt Rosen wuchsen.

Er hob jetzt seine Augen und besah sich die Botanik näher, und das Pflanzenreich gefiel ihm nicht so übel. Machte doch die falsche Katharina ihre schönsten Vergißmeinnichtaugen und zog ihr süßestes Lilienmäulchen, so daß man wirklich nicht mehr sehen konnte, #was# für eine Pflanze sie in Wirklichkeit war. Er fühlte sich im Palmengarten und merkte nicht, daß er im Zoologischen war.

»Kättche, hol de Quetschekuche von heut Middag!« befahl der Vater. »Der

Herr Borges werd Abbeditt hawwe!«

Ach nein, der Herr Borges hatte jetzt gar keinen Appetit. Der Magen erschien ihm jetzt als der prosaischste Körperteil, den Gott geschaffen hat. Er hatte ein ganz unbestimmbares Gefühl, so ein Mittelding zwischen Lachen und Weinen, Wonne und Schmerz, und wenn ihn jetzt ein Kassenarzt gefragt hätte: »Herr Borges, wo tut's Ihnen weh?« – er hätte es beim besten Willen nicht sagen können.

Er empfand nur, als Katharina hinausgegangen war, um den

Zwetschenkuchenrest zu holen, plötzlich eine tiefe Leere neben sich, und es kam ihm so vor, als sei die Temperatur im Zimmer plötzlich um zehn

Grad gesunken.

So ungefähr war ihm zu Mute wie damals, als er den Kopf in den Ameisenhaufen gelegt hatte. Die Ameisen kribbelten und bissen, aber als Katharina wieder ins Zimmer trat, da verwandelten sich die Ameisen in lauter kleine, goldige Leuchtkäferchen und huschten im Zimmer umher und schwirrten ihm um die Nase, und es ward so hell, daß er fast ausgerufen hätte: »Gott, was e Pracht! Die Sonn is uffgange!«

»E guter Quetschekuche is des, Herr Borges!« versicherte der Gastgeber. »Da könne Se weit laafe, bis Se so aan finne! Des Rezept schdammt noch von maaner selig Fraa! Unn von der hat's Kättche die Kochkunst geerbt. Koche kann des Mädche wie e junger Gott! Die macht Ihne aus Dreck de scheenste Pudding! No, fresse Se, – unn Se wern merr Recht gewwe!«

Ein gewöhnlicher Sterblicher hätte bei diesen Worten beide Ohren gespitzt. Denn die Liebe des Mannes geht durch den Magen, und ich bin überzeugt, Zeus wäre der solideste Ehemann gewesen, hätte ihm Hera nicht immer Nektar und Ambrosia vorgesetzt.

Aber Adolf Borges war kein gewöhnlicher Sterblicher. Dieser kleine

Konfektionsgeschäftsauslaufer war ein Gefühlsmensch, und diese

Menschengattung ist unter den Sterblichen in der verschwindenden

Minderheit. Wenn sie einen hohlen Zahn haben, ja, dann sind sie alle

Gefühlsmenschen, aber viel weiter reicht ihr Gefühl nicht.

Der Kauf des Parfüms lohnte sich für Katharina. Der Schwerenöter Hippenstiel hatte sie nicht betrogen. Adolf atmete den süßen Duft mit unbewußtem Wohlbehagen und hätte es unter keinen Umständen geglaubt, daß er selbst für zwei Mark fünfzig hätte ganz genau so gut riechen können.

Ach, die Liebe verleiht dem Menschen Schwingen, die ihn emportragen über alles Alltagsungemach, die Erde entschwindet dem Blick, der König vergißt seinen Palast, der Bettler seine Hütte, der Feinschmecker seinen Quetschekuche; im reinen Äther schwimmt er und atmet die wonnigen Düfte, die es bei keinem Hippenstiel zu kaufen gibt.

Schon fühlte Adolf die Flügel auf seinem Rücken knospen. Er spürte das

Bedürfnis, sich den Buckel zu kratzen, aber »des schickt sich doch net!«

»Fresse Se, Herr Borges!« ermunterte Meister Bindegerst.

Und auch Katharina lud ein: »Fresse Se, Herr Borges, – odder derf ich

#Herr Adolf# zu Ihne sage?«

Und um jede Antwort abzuschneiden, schob sie ihm ein großes Stück Kuchen in den Mund. Und hätten statt der süßen blauen Zwetschen dicke Rhizinuspillen auf dem Hefenteig gelegen, Adolf hätte dennoch die Gabe mit allen Zeichen des Entzückens geschluckt.

In dieser Nacht schlief der arme Adolf sehr unruhig.

Er träumte von einem Gewächshaus, darin dufteten die herrlichsten Blüten und zwitscherten die wunderlichsten Vögel. Adler sangen wie Nachtigallen, und auf einem Rosenzweig schaukelte sich eine Gans und flötete kwiwitt, kwiwitt. Und mitten in dem Gewächshaus wuchs ein großer Baum, das war der Quetschekuchebaum, und wie im Aschenbrödel ließ dieser Baum mit sich reden, und Herr Bindegerst stand davor und sang:

»Bäumche, rüttel Dich unn schüttel Dich,
Werf Quetschekuche iwwer mich!«

Und es erschien ihm der Trompeter aus Stolzenfels am Rhein, mit einer Pfauenfeder am Hut und frischgeputzten Stulpenstiefeln, und blies auf seinem Horn ein herzerweichendes Solo, bis sich das Burgfenster öffnete und Katharina heraussah und mit einem Putzlumpen winkte und fragte: »Herr Trompeter, derf ich zu Ihne #Herr Adolf# sage?«

Da blies der Trompeter ein so begeistertes Fortissimo, daß Adolf erschrocken aus dem Bett hochfuhr. Er hörte noch im Wachwerden das schmelzende Lied, – nur war es kein Trompetensolo, sondern es waren die verfluchten »Katzeviecher«, die gerade wieder einmal Sinfoniekonzert hatten.

Der Mann im Mond aber schüttelte den Kopf und meinte: »Schon wieder einer! Immer das Gleiche! Hoffentlich kommt mir keine Mondfinsternis dazwischen, damit ich sehn kann, wie die Geschichte ausgeht!«

Und nun begann für Adolf jener Lebensabschnitt, den Schiller als der ersten Liebe goldene Zeit bezeichnet, wobei er freilich schwerlich an einen Zweiundvierzigjährigen Offenbacher Ausläufer gedacht haben wird. Adolfs welkes Herz erblühte, und er geriet somit in jenen seltsamen Zustand, dem gegenüber selbst die erfahrensten Ärzte ratlos sind, und den nur die großen #Menschheitsärzte# beschreiben können: nämlich die Dichter.

Die Liebe ist jener märchenhafte Fortunatussäckel, aus dem man unendlich schöpfen kann, ohne ihn je zu leeren. In einer Märchenwelt taumelt der Verliebte, und in dieser Märchenwelt war Adolf Borges der verwunschene Prinz, den eine böse Hexe dazu verdammt hatte, unter Mißachtung seiner hohen Abkunft bei Feldmann & Schröder Pulte abzustauben und Pakete zu schnüren.

Woher sollten es die Herren Feldmann und Schröder wissen, daß sie einen leibhaftigen Prinzen beschäftigten?

»Adolf, Se sin e Kamel!« sagte Herr Feldmann. Und Adolf dachte sich:

»Wann des Kamel nor #glicklich# is!«

»Adolf, Se sin e Rindviech!« versicherte der dicke Herr Schröder. Und

Adolf lächelte: »O selig, o selig, ein Rindviech zu sein!«

Wie alle Verliebten fing auch er an, kindisch zu werden und selige Närrischkeiten zu treiben, und so erwischten ihn die Putzfrauen der Firma eines Morgens dabei, wie er vor einer Modellfigur auf den Knieen lag und indem er sie mit dem Federbesen abstaubte, verzückt flüsterte: »Bistde kitzlich, mei Zuckerschnutche? Ach, Kättche, was bistde for e sieß Oos!«

Und weil die Putzfrauen ebensowenig wie die Chefs wußten, daß sie es mit einem verzauberten Prinzen zu tun hatten, hielten sie sich die Bäuche vor Lachen, und – klatsch – hatte Adolf einen nassen Putzlumpen auf dem Buckel.

Abends, nach acht Uhr, aber, wenn er von der Post zurückgekommen war und die Rolläden herabgelassen hatte, wich der schlimme Zauber von ihm, er war nicht mehr das »scheppe Adolfche«, wie ihn der eklige Kassierer nannte, sondern Prinz Adolf der Liebeglühende von Träumershausen, und Seine Durchlaucht geruhten nach dero Märchenschloß zu wandeln, welchselbiges dicht unter dem Dach lag.

Der alte wackelige Stuhl war der Thronsessel, der Schrank mit dem kaputenen Schlüssel, die Schatzkammer, in der als funkelndes Geschmeide seine Sonntagshose hing. Und vom Dachfenster aus hatte der Prinz die herrlichste Aussicht auf sein Reich; da wimmelten seine Untertanen, und jeden, den er mit einem Liebchen am Arme spazieren sah, ernannte er zu seinem Pagen.

Hörte er aber jemanden das schöne Lied »Du bist verrückt, mein Kind« singen, so sagte er mit gutmütiger Selbstironie: »Des is mei Nationalhymne!«

Oh, S. Durchlaucht Prinz Adolf hatten einen großen Hofstaat! Der

Kassierer, der ihm allmonatlich seinen Gehalt auszahlte, war sein

Finanzminister, der Herr Schröder war sein Zeremonienmeister, der

Schutzmann unten an der Ecke seine Leibgarde, der Lehrling sein Hofnarr und die Aufwaschweiber seine Hofdamen.

Ein Stockwerk unter ihm aber, da war das Allerköstlichste: da residierte Prinzessin Katharina, die Märchenfee, die er zu erlösen hatte. Es ist im Märchenreich üblich, daß ein Prinz, ehe er die Hand der Holdseligsten erringt, erst einige Drachen ins bessere Jenseits befördert, – in #diesem# Märchen begab es sich leider, daß der kurzsichtige Held nicht die Prinzessin, sondern den Drachen selbst freite.

Oft des Abends sahen nun die Mainnixen den kleinen Adolf mit Katharina am Ufer auf und ab wandeln, sie kicherten zwischen den großen Kähnen hervor und zählten die Küsse nach. Es gingen dort viele verliebte Pärchen spazieren, aber auf unser Duo hatten es die Nixenfrechdächse ganz besonders abgesehen. Denn in der Maingegend haben auch die Elementargeister Sinn für Humor. Und wie oft wisperten sich im Offenbacher Stadtwald die Sträucher und Büsche verschmitzte Randbemerkungen zu, bis eine uralte Tanne sie zurechtwies: »Still, klaa Gezäppel! Is ja doch bloß der griene Neid von Euch!« Denn in der Offenbacher Gegend sprechen auch die Vegetabilien Dialekt.

Katharina war bei diesen Abendwanderungen viel zu folgsam, schweigsam und nachgiebig, als daß diese Tugenden hätten echt sein können. Wenn der kleine Adolf zu schwärmen anfing: »Kättche, lieb Kättche, guck nor de Mond! Is es net, als ob er extra als Latern hiegehenkt war, damit ich Dei sieß Schnutt besser find?« dann entgegnete sie zärtlich: »Ach ja, Adolfche, der Mond!!« Und dachte sich heimlich: »Also mondsüchtig is er #aach#! No wart nor, ich wer' Derr die Posse schonn ausdreiwe!«

Und wenn er im dunklen Stadtwald fantasierte: »Kättche, wann jedz e Räuwer kam, verteidige dhät ich Dich bis zum letzte Blutsdroppe!«, dann schmiegte sie sich dicht an ihn und hauchte: »Ich waaß es, Adolf!«

Und dachte bei sich: »Ich möcht net gucke, wiesde laafe dhätst!«

Von diesen Gedanken Katharinas ahnte der harmlose Verliebte nichts. Wohl war er in seiner Liebe ein Prinz, ja sogar ein König, – aber nur ein König auf dem Schachbrett, und Katharina war die Königin, die ihn matt setzen sollte. Die Küsse, mit denen sie die seinen erwiderte, waren zäher Leim, und an diesem Leim blieb das harmlose Vögelchen Borges hängen.

Vater Bindegerst sah die Entwicklung der Dinge mit stillem Vergnügen. Adolf war ihm lieb und wert, aber noch lieber war ihm der Gedanke, seine zänkische, bösartige Tochter auf gute Art los zu werden. Er, der seit dem Tode seiner Frau unter #Katharinas# derbem Pantoffel stand, träumte in Gedanken von einer neuen Junggesellenzeit, in der er viel Versäumtes nachzuholen gedachte.

Er redete Adolf nicht zu, aber er warnte ihn auch nicht, zumal ihm die

Erfahrung hinreichend bewiesen hatte, daß man leichter einem Nilpferd das Ballettanzen beibringt, als einem Verliebten die Wahrheit über seine

Angebetete.

Es bestand zwischen Vater und Tochter ein stillschweigendes Übereinkommen, dieser Angelegenheit ungehemmten Lauf zu lassen. Drohte, wie so oft, ein lärmender Streit zwischen Vater und Tochter auszubrechen, und fing Katharina nach ihrer Gewohnheit in den höchsten Fisteltönen zu keifen und zu schreien an, dann hob Papa Bindegerst nur mahnend seinen Finger und deutete nach oben und flüsterte: »Pst! #Er# könnt's hörn!« und sofort ging Katharina zum zartesten Pianissimo über.

Wobei ihr Talent anerkannt werden muß, auch im leisesten Tonfall die haarsträubendsten Bosheiten und Beschimpfungen von sich zu geben.

Und so kam denn der große Tag, an dem Adolf in aller Form um seiner

Erwählten Hand anhielt.

Er warf sich zu diesem Zweck in den schwarzen Sonntagsanzug, ergriff den Zylinder, und es ging ihm einen Augenblick durch den Kopf: »Es is doch merkwerdig, daß der Mensch zor Brautschau genau deselwe Aazug aazieht, wie wann er zor'rer Beerdigung geht!«

Und setzte tiefsinnig hinzu: »Besonnersch, wann er nor aan Aazug hat!«

Auch Vater Bindegerst hatte sich in sein Feiertagsgewand gehüllt, und

Katharina prangte wieder in ihrer weißen Bluse.

Die Bluse war nicht mehr ganz so blütenweiß wie damals, als sie den ersten Angriff unternommen hatte: in der Taillengegend zeigte sie deutliche Fingerabdrücke von Adolfs Händen.





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